2005
Browsing 2005 by Author "Krause, Daniel"
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- ArticleAbbadoKrause, Daniel (2005)Zwei Musiker ragen heraus: Furtwängler, Toscanini. Dieser ist Klarheit, Prägnanz; straffe Tempi, trockener Klang ohne Schlacken. „Cantare“ ruft er den Musikern zu: Verdi als Maß aller Dinge. Jener schafft fülligen Mischklang, weich konturiert. Die Tempi, oft breit, werden elastisch gedehnt, stets nach harmonischer Dichte und emotionalem Gehalt der Musik. Wagner, Brahms, Bruckner, die späte Romantik sind Furtwänglers Maß.
- ArticleDaniel Libeskind – Architektur als “Ereignis”Krause, Daniel (2005)Libeskinds Bauten sind in besonderer Weise Text, und sie verbinden verschiedene Medien. Tatsächlich gibt es sonst keine Architektur mit einer derart „intermedialen“ Charakteristik. Darum verdient Libeskind Aufmerksamkeit, obwohl ihm Theatralität und Eklektik zum Vorwurf gemacht werden und seine Einlassungen nach Inhalt und Form eher kryptisch sind. Anhand programmatischer Selbstauskünfte sollen die architekturtheoretischen Grundannahmen Libeskinds sichtbar gemacht werden. Der Begriff „Ereignis“ hat dabei besonderen heuristischen Wert.
- ReviewEric Rohmer: De Mozart en BeethovenKrause, Daniel (2005)Dass Musik als die ontisch gehaltvollste aller Künste zu gelten hat, ist ein Gemeinplatz. Schopenhauer bringt diese Einsicht in unübertroffener Klarheit zum Ausdruck. Nietzsche verdichtet sie aphoristisch. Doch im ästhetischen Denken unserer Tage spielt Musik eine untergeordnete Rolle. Literatur, bildende Kunst und Film beherrschen das Feld. Die Musikwissenschaft nimmt wenig Anteil an Auseinandersetzungen um “Intermedialität”, “Paradoxie”, “Differenz”. Sie richtet sich in splendid isolation ein. Wie immer man dies werten mag – der Musik wünscht man größere Aufmerksamkeit. Auch stimmen ‚Theorie und Praxis’ nicht mehr zusammen: Musik spielt im Lebensvollzug eine überragende Rolle, doch wird sie kaum Gegenstand ‚existenzieller’, ontologischer Reflexionen. Die wenigen Versuche, durch Musik Denken und Leben in Einklang zu bringen, werden nur selten gewürdigt. So blieb einer der ambitioniertesten musikphilosophischen Beiträge der letzten Jahrzehnte beinahe ungehört, und dies, obwohl sich sein Autor im zeitgenössischen ‚Leitmedium’ Film profiliert hatte: Eric Rohmers De Mozart en Beethoven. Essai sur la notion de profondeur en musique will der Musik ihre ontologische Würde zurückgeben. Rohmer ist es um absolute Musik zu tun, v.a. das Streichquartett als deren vornehmste Gattung. Zehn Jahre nach dem Erscheinen seines Essais ist es an der Zeit, die Frage, was Musik zur Welterkenntnis beizutragen hat, neu aufzunehmen.
- ArticleOskar WernerKrause, Daniel (2005)Im Film, im Theater sind „Authentizität“, „Intensität“, manchmal „Coolness“ gefragt. Deswegen konnte Til Schweiger Karriere machen. Doch eines haben Schauspieler seines Schlages niemals gelernt: zu sprechen. Einst war das anders: Schauspiel- war Sprechkunst. Ihr Meister hierzulande: Oskar Werner. Er formte die Laute exakt, wie ausgestochen. Die Silben- und Wortgrenzen verschliff er: Ein wohlartikulierter Tonstrom enstand, mit klug bemessenen Kadenzen. Die Tempi: flexibel, stets in Entsprechung zum Textsinn. Die Stimme: klar, fokussiert, aber fein modulierend. Der Wiener Akzent, bar alles Dialektalen, ging restlos im Hochdeutschen auf: als Mittel, Vokale zum Klingen zu bringen. Es war das „Burgtheaterdeutsch“. Seit Peymanns Intendanz ist es gefährdet: Regisseure, nicht Dichter und Rezitatoren, beherrschen das Haus. Sie meinen, Text „interpretieren“, „dekonstruieren“ zu müssen. Dergleichen ist oft interessant, manchmal erhellend. Doch eins geht verloren: Die Sprech-, bald auch die Hörkunst.
- ArticleRe-reading Charles Jencks – Figuren postmoderner ArchitekturtheorieKrause, Daniel (2005)Als maßgeblicher Architekturtheoretiker der Postmoderne gilt Jencks. Sein zentrales Anliegen ist die „Sprachlichkeit“ der Architektur, vor allem ihre „Metaphorizität“. Im Folgenden werden seine wichtigsten Thesen wiedergegeben und auf Gehalt und Konsistenz hin untersucht. Die leitende Frage ist, ob postmoderne Architekturtheorie noch etwas zu sagen hat.
- ArticleStifter und die NaturKrause, Daniel (2005)Stifter: der langweiligste aller. So sagt man. In Wahrheit: der Fesselndste. Nur er will Natur lesen. Nicht als Moderner. Als Christ. Er liebt, was ist, weil es Spuren des Göttlichen trägt. Ein alter Gedanke im Katholizismus: Natur ist Gegenwart Gottes und darum der Andacht und Hingabe wert. In Mücken, sagt Thomas, ist Gott. Im Singsang der Vögel: Messiaen. Cézannes Äpfel – ohne Dingfrömmigkeit? Beuys, Merz, de Maria, Goldsworthy: Mehr Weltseligkeit als Moderne. Das Virtuelle? Hier kommt´s auf die wirkliche Wirklichkeit an. Metaphysik? Irrtum. Radieschen sind ebenso schön wie Saturn. „Die Tiefe muss man verstecken. Wo? An der Oberfläche.“ Hofmannsthal: Landsmann Husserls, des Gründers der philosophischen Praxis denkender, liebender Anschauung: Sterbend las Husserl im „Nachsommer“, Stifters Roman des Zur-Welt-Kommens.
- ArticleTot sparenKrause, Daniel (2005)Uli Hoeneß ist stolz auf die Finanzen der Bayern: Schuldenfrei, Millionen Gewinn. Da lacht das Herz des Wurstfabrikanten. Doch zählen im Fußball Bilanzen? Die großen Vereine verschwenden ihr Geld. Seit Menschengedenken ist Barça bankrott. Es spielt den schönsten Fußball auf Erden. ManU, Real, heute Chelsea verbrennen Millionen – anders ist Fußball nicht möglich, auf höchstem Niveau. Und Bayern? Ein Ex-Titan, neun brave Balltreter, ein Weltklassespieler – so greift man nicht nach den Sternen. Der schwäbelnde Biedermann mag sich an Zahlenkolonnen erfreuen, Millionen Zuschauer werden enttäuscht. Spektakulär, nicht solide hat Fußball zu sein. Der Zirkus: kein Ort für Sparkommissare.
- ArticleVierzehnheiligenKrause, Daniel (2005)Zwei Raumformen beherrschen Europas Sakralarchitektur: Lang- und Zentralbau. Die erste geht vom konstantinischen Petersdom aus. Meist nimmt sie die Form einer Basilika an: Das überhöhte Mittelschiff soll Transzendenz vermitteln: den Aufstieg vom Dunkel ins Licht. Die zweite ist heidnischen Ursprungs, das Pantheon ihr vollkommenster Ausdruck: Immanenz wird bejaht. Alle Rotunden, vom Pantheon bis in die Gegenwart, verdanken sich dieser Idee.
- ArticleWas heißt „komplexe Architektur“? – Fragen an Robert VenturiKrause, Daniel (2005)Neben Jencks gilt Venturi als wichtigster Architekturtheoretiker der „Postmoderne“. Man preist ihn für „vorbildlich differenziertes“ Argumentieren. Sollte sein „Postmoderne“-Begriff tragfähiger sein als die Vorschläge Jencks? Das wird zu prüfen sein.
- ArticleDer weiß-blaue HimmelKrause, Daniel (2005)Wer sich Bayern von Franken oder von Schwaben her nähert, die Donau, den Lech überquert, dem geht der Himmel auf. Die Wolken sind tiefer gelagert: greifbar, in Formen, wie von den Asam stuckiert, und türmen sich hoch, wie auf barocken Gemälden. So meint man zu fliegen. Kein Land Europas liegt höher, es sei denn Tirol. Doch das ist von Gipfeln umgrenzt, die Atem und Aussicht einschnüren. Bayern, wie Tibet, liegt hoch und ist weit. Bei Fön scheint der Umriss der Dinge geschärft, zu seltener Klarheit gebracht. Die Welt strahlt dann heller und Himmel und Erde berühren einander.