Kracauer Lectures in Film and Media Theory
Mit ihrem Titel würdigt die Reihe Kracauer Lectures in Film and Media Theory den gebürtigen Frankfurter Philosophen, Soziologen, Schriftsteller und Film- und Medientheoretiker Siegfried Kracauer (1889-1966), einen der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts im Feld der Film- und Medientheorie. Zugleich verweist der Reihentitel auf die Rolle Frankfurts und seiner Universität als Gründungsorte der kritischen Reflexion des Films und der technischen Medien im 20. Jahrhundert.
Die Reihe setzt sich zum Ziel, avancierte aktuelle Positionen der Film- und Medientheorie und der Medienphilosophie sowie der Medienreflexion in der Kunst- und Kulturwissenschaft und der philosophischen Ästhetik zur Darstellung zu bringen und damit einen Beitrag zur Erweiterung und Entwicklung des Feldes der Film- und Medienwissenschaft zu leisten, der am schnellsten wachsenden geisteswissenschaftlichen Disziplin in Deutschland.
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- VideoEine Archäologie der Figur und des Figuralen im Kino nach KracauerBrenez, Nicole (2011-11-22)Im Englischen ist das Adjektiv „figural“ ein Synonym von „figurativ“. In Frankreich ist der Begriff des „Figuralen“ zuerst von Jean-François Lyotard in das Vokabular der Ästhetik eingeführt und danach von Gilles Deleuze weiter gedacht worden, um einen Prozess des Aufbrechens und der Rekonfiguration der Konventionen der Darstellung zu benennen. Unter den Vorläufern einer solchen Konzeption des Figuralen war Siegfried Kracauer der vielleicht innovativste und genaueste Denker. In diesem Beitrag soll ausgehend von Kracauer und im Durchgang durch Texte von Rudolf Arnheim, Béla Balázs, Antonin Artaud, Roger Gilbert-Lecomte, Jean Epstein sowie bis hin zu den Schriften von Pier Paolo Pasolini, Paul Sharits und zeitgenössischen Filmemachern eine Archäologie des Figuralen im Kino geleistet werden. Ziel ist es dabei weniger einen Beitrag zur Begriffsgeschichte zu leisten, als vielmehr eine Geschichte von Bestimmungen des Kinos als einer revolutionären Kraft im Feld der Mimesis nachzuzeichnen.
- VideoGemeinsam nicht dazu gehörenCrimp, Douglas (2012-01-31)Douglas Crimps Analyse von Andy Warhols berühmtestem Film The Chelsea Girls geht aus von Warhols eigener Anmerkung zu dem Film in dem Buch Popism: „Für manche Außenstehende mag es ausgesehen haben wie eine Horrorshow – ‚Wohnboxen in der Hölle‘ –, aber für uns hatte es etwas Tröstliches.” Was mag wohl für Warhol tröstlich gewesen sein an einem Film, auf den die zeitgenössische Kritik tief verstört reagierte, den sie mit William Burroughs und Hieronymus Bosch verglich und als „Peep-Show-Veranstaltung” und einem „Gebräu von Vulgarität und talentloser Verwirrtheit” brandmarkte? Indem er die Form des Films ebenso aufmerksam und sorgfältig untersucht wie das dargestellte Milieu, entdeckt Crimp einen tieferen Sinn in der Formulierung, die Yvonne Rainer in ihrer Kritik von Warhols Film im Jahr 1966 verwendete: The Chelsea Girls sei „another story”, eine ganz andere Geschichte. Genau darin, so Crimp, könnte in der Tat „etwas Tröstliches” liegen.
- VideoDie Masse als Medium – das Medium der MasseKoch, Gertrud (2012-05-08)Über die Masse wird kaum noch begrifflich gedacht, allenfalls taucht sie noch in kompositen Konstruktionen auf: als Massenmedien, Massenkommunikation etc. Dagegen versuche ich den Begriff und das Phänomen der Masse neu in den Fokus zu nehmen. Dabei geht es um eine mediale Konstellation: Denken die Massenmedien die Masse? Im Rückgriff auf Benjamin, Adorno und Kracauer werden die ambivalenten Resonanzräume der „Masse“ neu kartiert und nicht zuletzt als filmästhetische Referenz bestimmt.
- VideoWas meinen wir, wenn wir „Kino“ sagen?Casetti, Francesco (2012-05-29)Kino findet seinen Ort mehr und außerhalb seines traditionellen institutionellen Rahmens, des Filmtheaters, nicht zuletzt dank der Verbreitung neuer Träger- und Verbreitungmedien wie DVD-Spieler und Smartphones. Stellt diese neue Bedingung einen Bruch in der Geschichte des Kinos dar? Markiert sie den Verlust einer spezifischen Tradition? Um diese Frage zu beantworten, wird dieser Beitrag der Idee der „Spezifik“ des Kinos in frühen Theorien des Films nachgehen und aufzeigen, dass „Kino“ in diesen Theorien zugleich als technische Vorrichtung oder Apparat und als Form der Erfahrung bestimmt wurde. Was heute überlebt, ist diese Form der Erfahrung, auch in der Abwesenheit des Apparats. Dieses Überleben der Erfahrung hat allerdings ihren Preis: Damit eine Kontinuität erkennbar wird, müssen wir die Geschichte des Kino als ein Feld von Erfahrungen betrachten, die erst in der Zukunft wirksam werden: Wir müssen eine „preposterous history“ entwerfen, eine Geschichte des Kinos im futurum exactum.
- VideoDas Kino im 21. Jahrhundert – Kunstform oder Lebensform?Elsaesser, Thomas (2012-11-06)Gegenstand dieses Vortrags ist die Frage – die sich im Ansatz auf so unterschiedliche Autoren wie André Bazin, Stanley Cavell und Gilles Deleuze zurückführen lässt – inwiefern es sich aufdrängt, das Kino an der Schwelle zum 21. Jahrhundert unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten als im ersten Jahrhundert seiner Geschichte. Ist das Kino eine Kunstform oder eine Sprache, gewährt es uns einen unmittelbaren Zugang zur Wirklichkeit oder täuscht es uns nur mit einer irreführenden Simulation von Realität? Eine Herausforderung, der sich dieser Vortrag stellt, besteht darin zu fragen, inwiefern Siegfried Kracauer uns auch heute noch helfen kann, eine Antwort auf diese Fragen zu geben.
- VideoGedächtnis und ProjektionBlümlinger, Christa (2012-12-04)Das Wahrnehmen filmischer Bilder ist genuin an Gedächtnisprozesse gebunden, die sowohl kulturellen wie auch individuellen Ursprungs sind. Vor diesem Hintergrund soll im Vortrag das Phänomen der Reprise in Zusammenhang mit dem Dispositiv der Projektion betrachtet werden, das sich genau dadurch auszeichnet, dass es Bilder zur Erscheinung bringt, indem es andere, zuvor gesehene, verschwinden lässt. Der Vortrag geht u.a. von einigen Filmen aus dem Werk des amerikanischen Künstlers Bruce Conner aus.
- VideoFinanzialisierung, Visualität, BiopolitikHolert, Tom (2013-01-29)Die seit Jahren andauernde «Finanzkrise» demonstriert nicht nur, dass die Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben historisch eine neue Stufe erreicht hat; sie macht zudem deutlich, dass Individuen ebenso wie Kollektive inzwischen weitgehend den finanzökonomischen Logiken von Spekulation, Investition, Kredit und Risiko unterworfen sind. Dieser Prozess der Finanzialisierung des Lebens löste bisher sehr unterschiedliche ästhetische Reaktionen aus. Die Ansätze oszillieren zwischen dokumentarisch gestützten Analysen des Finanzwesens und fiktionalen Erzählungen der Krise. An ausgewählten Beispielen (u.a. den Videoarbeiten der kanadischen Künstlerin Melanie Gilligan) wird der Vortrag diskutieren, was die Bilder und Formen, die sich der künstlerischen Auseinandersetzung mit den biopolitischen Konsequenzen der Finanzialisierung verdanken, zur Kritik des Katastrophenkapitalismus des 21. Jahrhunderts beitragen.
- VideoRau und weich: Die Rhetorik animierter Bilder in Wissenschaftsfilmen und SchulungsfilmenCurtis, Scott (2013-05-07)Dieser Vortrag vertritt die These, dass der Geltungsanspruch, die Klarheit der Ansprache und die rhetorische Kraft vieler Wissenschafts- und Schulungsfilme aus dem dynamischen Zusammenspiel von photographischen Aufnahmen und animierten Bildern resultieren. Die Qualitäten, die üblicherweise mit dem photographischen Bild verbunden werden – wie Authentizität, Evidenz, Genauigkeit, Detailliertheit, aber auch Kontingenz –, verbinden sich mit den rhetorischen Merkmalen des animierten Bildes – wie Abstraktion, Universalität, Präferenz des Konzeptuellen gegenüber dem Gegenständlichen – zu einer wirkungsvollen Argumentationsform. Die „Rauheit“ des photographischen Bildes und die „Weichheit“ des animierten Bildes treten in eine dialektische Beziehung, und es entwickelt sich ein Wechselspiel zwischen photographischer Evidenz und Erläuterung auf einer begrifflichen Ebene. Mit Beispielen aus dem Bereich der Nanotechnologie und der medizinischen Ausbildung will dieser Vortrag aufzeigen, wie animierte Bilder rhetorisch eingesetzt werden, um Konzepte zu veranschaulichen, Fantasien einer vollständigen Sichtbarkeit zu stiften und andere bisweilen utopisch scheinende Perspektiven des Wissens zu evozieren.
- VideoZur quantitativen historischen Analyse von FilmstilenKovács, András Bálint (2013-06-11)Dieser Vortrag bietet eine Einführung in den Ansatz der quantitativen historischen Analyse von Filmstilen. Das Ziel dieses Ansatzes, der von einer Forschergruppe an der ELTE-Universität in Budapest entwickelt wurde, besteht darin, große stylistische Trends in der Geschichte des Kinos zu beschreiben und sowohl diese Trends wie auch die stilistische Genealogie einzelner Filme in Raum und Zeit zu veranschaulichen. Verbindungen aufzuspüren und Entwicklungstrends zu verfolgen ist etwas, was Filmkritiker und Filmhistoriker spätestens seit André Bazin immer wieder versucht haben, wenn auch zumeist gestützt auf subjektive Eindrücke und die eigene Erinnerung. Unser Ehrgeiz besteht darin, die historische Analyse von Filmstilen zu einer Methode von hoher Genauigkeit zu entwickeln. Mithilfe dieses Ansatzes sollen bislang versteckte Verbindungen und Trends herausgearbeitet werden und Phänomene von Autorschaft und Pattern-Bildung einer Erklärung zugeführt werden, welche die Filmgeschichtsschreibung bislang noch nicht richtig in den Griff beommen hat. Die Ergebnisse des quantatitiven Prozessieren filmischer Formen an einem großen Korpus lassen sich dabei mithilfe avancierter statistischer Visualisierungstechniken dartellen.
- VideoVon den Rändern ins Zentrum: Ethnizität und das Starsystem des französischen KinosVincendeau, Ginette (2013-11-05)Bis vor kurzem widerspiegelte das Starphänomen in Frankreich wenig von der multi-ethnischen Zusammensetzung der post-kolonialen Bevölkerung des Landes. Die großen Stars waren alle weißer Hautfarbe, und diejenigen, die nicht-weißer Herkunft waren, wurden einfach unter eine farbenblinde nationale Identität subsumiert. Schauspieler von erkennbar nicht-weißer Herkunft wiederum wurden auf stereotype Nebenrollen festgelegt, etwa die des Drogenhändlers in Kriminalfilmen. In den letzten zehn Jahren allerdings hat sich dieses System auf erstaunliche Weise gewandelt. Mehr und mehr Schauspieler mit Migrationshintergrund spielen Hauptrollen, und einige davon sind mit massiven Hits sogar an die Spitze des Starsystems vorgestossen: So etwa Sami Naceri, der Star von Luc Bessons Taxi-Serie, Jamel Debbouze (Astérix et Obélix: Mission Cléopâtre), Gad Elmaleh (Chouchou), Dany Boon und Kad Merad (Bienvenue chez les Ch’tis) und Omar Sy (Intouchables), um nur die sechs Erfolgreichsten zu nennen. Dieser Vortrag geht der Frage nach, was den massierten Erfolg dieser Schauspieler ermöglicht hat. Behandelt werden die Rollen, die sie spielen, und die beruflichen und ideologischen Implikationen ihres Wechsel von den Rändern ins Zentrum des Starsystems und der Prominenten-Kultur in Frankreich.
- VideoZur Erneuerung der revolutionären Stimmung: Betrachtungen zur League of Revolutionary Black WorkersFlatley, Jonathan (2013-12-10)Dieser Vortrag greift eine Schlüsselepisode aus der Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und der Arbeitskämpfe der 1960er Jahre auf und untersucht sie am Leitfaden einer medienwissenschaftlichen Fragestellung. Den Ausgangspunkt bildet die Frage, weshalb die Arbeiterbewegung Dodge Revolutionary Union Movement (kurz DRUM) 1968 allein durch die Publikation einer bescheidenen Hauszeitung mit so viel Erfolg die Arbeiter in der Automobilindustrie in Detroit mobilisieren konnte. Am Beispiel von DRUM und der Gruppe, die sich daraus entwickelte – der League of Revolutionary Black Workers – untersucht dieser Beitrag, was nach der Gründung eines revolutionären Kollektivs geschieht. Wie kann eine revolutionäre Stimmung hergestellt und, wenn sie sich einmal eingestellt hat, am Leben erhalten werden? Wie hält ein solches Kollektiv sich selbst am Leben, wie erneuert es sich? Ich werde die Herangehensweise der League an die Aufgabe, eine kollektive revolutionär Stimmung zu schaffen und zu erhalten, ausgehend von einer Analyse von zwei unterschiedlichen Texten analysieren: Von einem Flugblatt mit einem Streikaufruf aus der Zeit kurz nach der Gründung von DRUM, und von dem Film Finally Got the News (1970), den die League gemeinsam mit den Newsreel-Kollektiv realisierte. Grundlegend ist für meine Analyse dabei der Begriff der Stimmung bei Martin Heidegger.
- VideoFlüchtiger Überfluss: Filmkultur zwischen Online-Archiven und FestivalsIordanova, Dina (2014-01-21)Dieser Vortrag befasst sich mit den gegenwärtigen Umbrüchen der Filmkultur , die sich durch das kennzeichnet, was man als “flüchtigen Überfluss” bezeichnen könnte. Im Zentrum steht die Frage, wie kleinere Filme neue Vertriebswege finden und damit auch neue Publikumsgruppen erreichen. Der Zugang zu Filmen über das Internet verändert unsere Sehgewohnheiten. Vormals unauffindbare Raritäten sind plötzlich frei verfügbar, unbekannte Schätze des Zelluloid-Zeitalters und Filme aus anderen Kulturkreisen sind nur noch einen Mausklick weit entfernt. Die neue Kultur des weitgehend freien Zugangs geht einher mit einem Übergang von dem traditionellen Modus des Filmbesuchs im Kollektiv hin zu indiviualisierten Sichtungspraktiken. Zugleich wächst die Bedeutung von Festivals in der gegenwärtigen Filmkultur. Was aber ist die Logik der Festival-Galaxie? Sind Festivals machtvolle Institutionen, die über den Erfolg oder Misserfolg von Filmen entscheiden? Sichern sie tatsächlich die Diversität der Filmkultur, wie sie selbst behaupten, oder schotten sie vielmehr die kleineren Filme vom großen Publikum ab?
- VideoHistorisch werden: Zuschauerschaft, Technologie und feministische FilmtheorieMulvey, Laura (2014-05-06)Als ich Mitte der 1970 Visual Pleasure and Narrative Cinema Jahre schrieb, hatte sich die Art und Weise, wie wie uns Filme anschauten (projiziert auf eine Leinwand, in einem dunklen Raum, mit rund 24 Bildern pro Sekunde) seit der Geburt des Kinos kaum verändert. Innerhalb von zwei Jahrzenten verschafften zunächst elektronische und dann digitale Technologien der Zuschauerin eine neue Freiheit in den Fluss des Films einzugreifen. Diese neue Freiheit hat Konsequenzen für Theorien der geschlechterspezifischen Zuschauerschaft und der filmischen Zeit. In den letzten Jahren hat der Vertrieb von Filmen über das Internet die Modalitäten des Filmsehens noch einmal grundlegend verändert. Was können wir unter diesen radikal veränderten Bedingungen gewinnen, wenn wir zu der feministischen Polemik von “Visual Pleasure and Narrative Cinema” zurückkehren und uns fragen, welche Gültigkeit heute noch das möglicherweise archaisch gewordene Konzept des “männlichen Blicks” haben kann?
- VideoEisensteins Medienarchäologie: Zu den Vorarbeiten zu einer „Allgemeinen Geschichte des Kinos”Somaini, Antonio (2014-06-17)Sergei M. Eisenstein arbeitete in den letzten beiden Jahren seines Lebens am Projekt einer Allgemeinen Geschichte des Kinos. Er hinterließ das Projekt bei seinem Tod im Februar 1948 unvollendet. Eisensteins letzte große theoretische Unternehmung lässt sich unter verschiedenen Gesichtspunkten lesen: Als Überblick über die intermedialen Beziehungen des Kinos zu den anderen Künsten; als eine großangelegte Genealogie aller Medien, die man als Vorläufer der Ausdrucksmöglichkeiten des Kinos verstehen kann; als Versuch, eine Anthropologie der Bilder zu entwickeln, die dem Kino seinen Ort in einem breiten Spektrum von Medien zuweist, angefangen bei Totenmasken, Abgüsse von Körperteilen und Mumien; und schließlich als eine Medienarchäologie, die sich darum bemüht, verschiedene Modelle der historischen Entwicklung in Anschlag zu bringen, um den historischen Ort des Filsm als Medium zu verstehen: Seine Vorgschichte, seine Gegenwart (in den Jahren 1946-48), und seine künftigen Entwicklungen, die sich mit der Einführung von 3D-Kino und Fernsehen schon abzeichnen.
- VideoDie iTouch-Generation: Überlegungen zum “Neo-Zuschauer” des Films jenseits des KinosStrauven, Wanda (2014-07-01)Dieser Vortrag greift den Begriff des “neo-spectator” auf, den André Gaudreault und Germain Lacasse in den frühen 1990er Jahren in ihren Untersuchungen zum frühen Kino geprägt haben, und wendet ihn auf die gegenwärtige Lage des Films an, in dem Bewegtbilder in den unterschiedlichsten Zusammenhängen jenseits des Kinos auftreten. Heute erweist sich der Begriff als nützlich für unser Verständnis einer neuen Generation von Kinobesuchern, die früh mit den vielfältigen Formen des Films ausserhalb des Kinos vertraut gemacht werden und dadurch in ihrer Wahrnehmung des Films in seinem “ursprünglichen” Zusammenhang vorgeprägt sind. Welche Konsequenzen hat es beispielsweise für die Wahrnehmung des Films, dass der “touchscreen” zur Standard-Technologie für Bildschirmmedien zu werden im Begriff ist? Oder was sind die Wissenseffekte des Anschauens von Filmen auf mobilen Medien wie Tablet-Computern oder Smartphones? Wie beeinflussen die Fertigkeiten im Herstellen von Filmen und im Gebauch der neuen portable Medien, die Kinder sich heute früh aneignen, ihre Erfahrung als Filmzuschauer?
- VideoVom Reflex zur Reflexion: Erfahrung und Erklärung in der Erforschung des FilmsSmith, Murray (2014-11-11)Was ist Kino? Eröffnet es uns spezifische künstlerische Möglichkeiten und einen eigenständigen Typus der Erfahrung? Und wenn ja, welche Methoden eignen sich am besten für die Erforschung des Films? Diese Fragen wurden im Zuge der Geschichte des Films und der Filmtheorie immer wieder aufgeworfen. Dieser Vortrag soll einen Überblick über die verschiedenen Dimensionen unserer Erfahrung des Films geben und zugleich die Position einer naturalisierten Ästhetik des Films vertreten. Mehr als alle anderen Kunstformen spricht der Film uns auf einer Vielzahl von Ebenen an, von den spontanen Reflexen über die verschiedenen Ebenen der Alltagswahrnehmung, des Problemlösens, des Gedächtnisses und der Gefühle bis hin zu den abstraktesten Ebenen der Metakognition, insbesondere auch derjenigen, der wir den Namen „philosophische Reflexion“ gegeben haben. Diese unterschiedlichen Ebenen des Erkennens und der Erfahrung, so die These des Vortrags, lassen sich am besten im Horizont eines naturalistischen Zugangs verstehen, der unser Verständnis des menschlichen Verhaltens im Allgemeinen – und von künstlerischen Phänomenen im Besonderen – mit unserem Wissen über die Welt verknüpft, wie wir es aus den Natur- und Gesellschaftswissenschaften gewinnen können.
- VideoRonald Reagan: „Ich hab’ doch nicht Schiss vor irgend so ’nem Zeitgeist“Hoberman, James (2014-12-16)„Ein Traum ist ein Wunsch, den Dein Herz ausspricht“, singt die Heldin von Walt Disneys Cinderella. Das gilt so auch für die kollektiven Phantasien und fabrizier- ten sozialen Mythen, die wir „Filme“ nennen, und sie sind es um so mehr dann, wenn sie von gar nichts Besonderem zu handeln scheinen. Richard Dyer vertritt die These, dass „Unterhaltung“ im Wesentlichen Kompensation ist und bietet uns „etwas, nach dem wir uns zutiefst sehnen und in unserem Alltagsleben nicht finden können“. Dieses Etwas kann auch etwas sein, von dem wir gar nicht wussten, das wir es wollten. Für viele Amerikaner war ein solches Etwas Ronald Reagan, der ehemalige Filmschauspieler, der zwei Mal zum Präsidenten gewählt wurde. Politiker in liberalen Demokratien und die Produzenten der Massenkultur haben eine gemeinsame Mission: Szenarien zu entwerfen, die auf natürliche Weise hegemonial auftreten, beruhigend wirken und das größtmögliche Publikum ansprechen. Welche gesellschaftlichen Kräfte haben uns Ronald Reagan beschert, und welche kollektiven Phantasien vermochte er zu artikulieren? Und welcher historischer Prozess oder kosmischer Zufall war es, der diese Phantasien im Film Ghostbusters (1984) Gestalt annehmen ließ?
- VideoStop + Motion: Über Animation, Bewegungslosigkeit und InnervationSobchack, Vivian (2015-05-12)In einem von Hast und Eile geprägten Moment der Geschichte, in dem wir individuell und als Gesellschaft darum bemüht sind, mit dem atemlosen, von der Technologie bestimmten Rhythmus des täglichen Lebens Schritt zu halten, stellt dieser Beitrag die Frage nach der phänomenologischen Relevanz und der kulturellen Bedeutung des „stop motion animation“-Verfahrens. Anstelle einer Theorie des „stop motion“-Animation entwirft der Beitrag eine Poetik dieses Verfahrens, das mit diskontinuierlichen Einzelbildern arbeitet, und nimmt dabei die Momente des Innehaltens und der Widerständigkeit, aber auch der Verletzlichkeit des Materials zum Ausgangspunkt, die in einem merklichen Kontrast, ja in einem offenen Gegensatz zum Tempo des Alltagslebens stehen und einem wachsenden Gefühl körperlicher Erschöpfung Ausdruck verleihen. Die „stop motion“-Animation verabschiedet sich damit auch von der „plasmatischen“ Qualität der Computeranimation und enthüllt stattdessen die Spuren einer im Material gegründeten Anstrengung, die sich nicht als das „Andere“ der Bewegung darstellt, sondern als ihre existenzielle Struktur. In den Schweremomenten der „stop motion“-Animation tritt zutage, was wir vorsprachlich und körperlich immer schon wissen, die Imperative unserer Kultur aber bestreiten: Dass nämlich die Animation, die Belebung, im Leben wie im Kino, ein hohes Mass an Arbeit verlangen, und dass es Grenzen der Energie und der Verausgabung gibt.
- VideoDas bewegte Bild als Medium urbaner ArchitekturVerhoeff, Nanna (2015-06-30)In einer Zeit, in der Bildschirme und andere Medientechnologien immer mehr in die bauliche Textur unserer städtischen Räume eingehen, besteht Anlass, die gängigen theoretischen Konzeptualisierungen der Spezifik des Bildschirms als einer flachen Oberfläche für die Projektion von Bewegtbildern einer kritischen Revision zu unterziehen. Dieser Beitrag befasst sich mit Verwendungen von Bildschirmmedien in urbanen, öffentlichen Räumen und zu dem, was man das „Dispositif der Medienarchitektur“ nennen könnte. Er entwickelt einen Zugang, der von einem grundlegend performativen Verständnis von Architektur ausgeht und dieses mit der Frage nach der Spezifik von Bildschirmmedien und interaktiven Medien verknüpft. Wie also können wir das zugleich mobile und ortspezifische Dispositiv der gegenwärtigen Medienarchitektur beschreiben, und welche Herausforderungen stellt es an die Aufgabe einer Gestaltung urbaner Räume? Diesen Fragen wird der Beitrag anhand der Analyse einer Reihe von aktuellen Projekten nachgehen, die mit Bildschirmmedien in urbanen Räumen arbeiten und deren Gestaltung in besonders prägnanter Weise unsere Beziehung mit den verschiedenen Schichten eines von Medien durchwirkten städtischen Raumes thematisieren.
- VideoFür den künftigen Zugriff: Das klangliche Erbe im medienarchivarischen VergleichBirdsall, Carolyn (2015-11-03)Die neusten Entwicklungen im Bereich der digitalen Medienkultur haben zu einer verstärkten theoretischen Auseinandersetzung mit Fragen der Indexikalität, der Datenspeicherung und der Dynamik von Erinnerung und Gedächtnis geführt. Zugleich führt „Archiveffekt“ (Baron 2014), der mit der Proliferation digitaler Datenbanken und Repositorien zusammenhängt, zu neuen Erfahrungen mit der Zirkulation von Filmen und Videos und damit verbunden zu einer Krise der Diskurshoheit von Archiven und einem Wandel der Praktiken der Geschichtsschreibung. Dieser Beitrag antwortet auf diese Herausforderung, in dem er die aktuellen Überlegungen zu AV-Medienarchiven in den Horizont einer umfassenderen, vergleichenden Geschichte der Praxis von Medienarchiven einbettet. Namentlich fokussiert und theoretisiert der Beitrag die Überschneidungen von Text-, Bild- und Klangarchiven. Wie und warum bildeten Klangarchive ein ideales Modell für die Erhaltung von Sammlungsbeständen zum frühen Kino? Inwiefern erwiesen sich kontingente Sammlungsbestände als konstitutiv für die Theoriebildung im Feld der Medienästhetik und für die Herausbildung von Wissensordnungen? Welche Rolle spielte die Materialität von Medien bei der Zusammenstellung von Sammlungsbeständen und bei der Legitimierung von Archiven als historischer Dokumentarform sowie im Diskurs über das kulturelle Erbe? Ausgehend von neuen Forschungsergebnissen zu Klangarchiven und Rundfunk in Deutschland werde ich in dem Beitrag eine Reihe von Wegmarken für eine vergleichende Mediengeschichte der Archivpraxis benennen: Vom „archival turn“ um 1900 über die intermedialen Impulse der 1920er Jahre und die Archivpolitik der Nationalsozialisten zu den „zerbrochenen“ Archiven der Nachkriegszeit.