2023/2 - Test
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- ArticleBilder geben. Eine Objektgeschichte des RorschachtestsBucheli, David (2023) , S. 20-34Der Rorschachtest mit seinen amorphen Klecksbildern ist in den USA zum Ende des Zweiten Weltkrieges ins kollektive Imaginäre eingewandert: Spätestens durch ihre militärische Anwendung im Rekrutierungsverfahren sind die Kleckse vom psychodiagnostischen Testinstrument zur populären Chiffre für verborgene Persönlichkeitsstrukturen geworden. Doch wie wurde aus den Klecksen, vom Schweizer Psychiater Hermann Rorschach 1921 als «Zufallsformen» vorgestellt, überhaupt ein standardisierter Testapparat? Dieser Beitrag versteht die psychometrischen Testbilder als technische Objekte im Sinne Hans Jörg Rheinbergers und fragt nach den medialen Operationen ihrer Überführung von Kontingenz in Normativität, von Rorschachs frühesten Entwürfen bis zu ihrer massenmedialen Inszenierung im Hollywoodfilm.
- ArticleBildschirmbilder. Screenshots als Werkzeuge der WissenschaftGerling, Winfried; Möring, Sebastian (2023) , S. 161-165"Die Anlässe in der (Medien-)Wissenschaft, Screenshots anzufertigen, sind vielfältig. Mit der zunehmenden Bildschirmarbeit und der stetig wachsenden Verschränkung des (Arbeits-) Lebens mit Bildschirmmedien befinden wir uns ständig in Situationen, in denen wir Bilder von Bildschirmen machen. Obwohl omnipräsent in einer durch Bildmedien vermittelten Wissenschaftskultur, werden Screenshots als Gegenstand der (Medien-)Wissenschaft bisher selten betrachtet. Dabei sind Screenshots weder eine neue noch eine vorübergehende Erscheinung. Der Beitrag geht den Zwecken und der Geschichte des Screenshots im Kontext von Wissenschaft nach."
- Review“Cutting Together-Apart”. Feministische Doppelspaltexperimente, trans-baradianische Apparate und gouvernementale MaterialitätenHartmann, Fedora; Amann, Carolyn (2023) , S. 173-178
- ArticleDas extraktive Bild. Die Ursprünge der FotografieLe Sergent, Daphné Nan; Gramlich, Noam (2023) , S. 104-113
- ArticleGepflegte MedienpraxisPassmann, Johannes; Sprenger, Florian (2023) , S. 144-148Medienpraktische Module und Praktika sind fester Bestandteil medienwissenschaftlicher Studiengänge im deutschsprachigen Raum. Oft sind sie aber Ausdruck einer strikten Trennung von Theorie und Praxis, weil sie dem wissenschaftlichen Teil des Studiums unverbunden gegenüberstehen. Der Auftakttext von Johannes Paßmann und Florian Sprenger sowie der dazugehörigen Materialstudie von Paul Heinicker, Armin Beverungen, Paul Hoffstiepel, Mace Ojala und Antonia Wulff, die beide im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Medienpraxiswissen entstanden sind, lädt dazu ein, Ideen für andere Praxisformate zu skizzieren und das Verhältnis von Theorie und Praxis für die Medienwissenschaft weiterzuentwickeln.
- ArticleIst Medienkompetenz Bullshit?Maye, Harun (2023) , S. 137-142Medienkompetenz ist ein Schlagwort der Bildungspolitik sowie ein Grundbegriff der Medienpädagogik und der Medienwissenschaft, dessen Relevanz immer wieder beschworen, bisher allerdings nur unzureichend systematisch begründet wurde. In der Regel versteht man darunter die Fähigkeit medienvermittelte Informationen kontextualisieren und sich kritisch mit Medieninhalten auseinandersetzen zu können. Diese herkömmliche Auffassung von Medienkompetenz erweist sich bei genauerer Betrachtung als unterbestimmt und einseitig, denn sie etabliert explizit oder implizit eine Trennung von Technik und Kultur, Kompetenz und Bildung. Der Beitrag schlägt dagegen vor, Medienkompetenz wieder als Mediengebrauch bzw. als ein Set von Kulturtechniken zu begreifen.
- ArticleKI testen. “Do we have a situation?”Marres, Noortje; Sormani, Philippe (2023) , S. 86-102Dieses Gespräch basiert auf einem Austausch zwischen Noortje Marres und Philippe Sormani, der sich aktuellen Fällen von realweltlichen KI-Tests und den Situationen widmet, die sich daraus ergeben haben – oder auch nicht. Es fand am 25. Mai 2022 online im Rahmen der Siegener Ringvorlesung «Testing Infrastructures» statt. Die ZfM publiziert hier eine gekürzte Fassung, die den in Soziologie und Science and Technology Studies (STS) geführten Diskurs erstmals auf Deutsch dokumentiert. Eine englische Langfassung wird als Working Paper des Sonderforschungsbereichs «Medien der Kooperation» publiziert.
- ReviewMechanical Bro, Hotmessage und Msunderstand Media. “Weiße” Flecken in der MedienwissenschaftGramlich, Noam (2023) , S. 167-172
- ArticleMedien- als Testgeschichte. Radarentwicklung in den Bell Labs und bei Western ElectricBorbach, Christoph (2023) , S. 73-85Die Untersuchung der industriellen Fertigung technischer Apparaturen kann als Desiderat der Mediengeschichte gelten. Der Beitrag widmet sich daher einer geteilten Medien- und Wissensgeschichte der Produktion von Massenmedien am Fallbeispiel US-amerikanischer Radargeräte. Der Fokus liegt auf den heterogenen Testungen sowie den dabei ausgeprägten Testumgebungen und -infrastrukturen. Tests, so die These des Beitrags, stabilisierten das junge Massenmedium Radar während seiner Produktion und Praxis. Die Suchbewegung des Beitrags verläuft vom Test der Produktionsstätten über die Tests während der Produktion hin zu Tests während des Mediengebrauchs und zuletzt (zurück) ins Labor.
- ArticleMedienpraxislehre in der Medienwissenschaft. Empirie und ExplorationHeinicker, Paul; Beverungen, Armin; Hoffstiepel, Paul; Ojala, Mace; Wulff, Antonia (2023) , S. 149-158Das Projekt «Medienpraxiswissen» an der Ruhr-Universität Bochum untersucht die Integration der Medienpraxis in medienwissenschaftliche Studiengänge. Durch empirische Forschung, Datenanalyse und Interviews werden Erkenntnisse über den aktuellen Stand der medienpraktischen Lehre im deutschsprachigen Raum gewonnen. Es wurden Interviews mit Lehrenden aus verschiedenen Institutionen geführt, um verschiedene Modelle der Medienpraxis zu untersuchen. Zusätzlich wurden Studiengänge und ihre Selbstdarstellung online und in Modulplänen auf medienpraktische Inhalte analysiert. Die im Debattenartikel zusammengefassten Ergebnisse liefern einen Überblick über die Situation der Medienpraxislehre in Deutschland liefern.
- ArticleSimple Zahlen und neutrale Informationen. Produktionsforschung durch Studien des European Audiovisual ObservatoryKeilbach, Judith; Krautkrämer, Florian; Nikoltchev, Susanne; Kanzler, Martin (2023) , S. 114-123Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (EAO) in Straßburg sammelt und veröffentlicht seit über 20 Jahren Daten und Informationen zum Film- und TV-Markt in Europa. Neben Auswertungen der Verteilung von Marktanteilen in Kinos, bei VOD-Anbietern oder der Anzahl von Filmproduktionen in Europa, rücken zunehmend auch andere Themen in den Fokus, wie die Zugänglichkeit von Inhalten für Personen mit Einschränkungen oder die Zahl weiblicher Beschäftigter in Europäischen Film- und TV-Produktionen. Im Interview mit Susanne Nikoltchev und Martin Kanzler sprachen Judith Keilbach und Florian Krautkrämer über über die institutionellen Hintergründe des EAO sowie die von ihm zusammengestellten Daten.
- Article“Survival Engineering”. Die Survival-Show “7 vs. Wild” als exemplarische Testsituation einer bedrohlichen GegenwartHolzer, Daniela (2023) , S. 61-72Der Beitrag untersucht anhand der YouTube-Show 7 vs. Wild, wie Survival-Shows im Rahmen einer «new sociology of testing» interpretiert werden können. Versteht man diese als exemplarischen ‹Stresstest›, dem Relevanz für das reale soziale Leben vieler Menschen zukommt, lässt sich fragen, wie die Prüfung der survivalists, mit wenig in der Wildnis zurechtzukommen, selbst als mediales Format gelesen werden kann. Es wird aufgezeigt, wie mit und in Medien soziale Strukturen getestet werden, aber auch wie im Kontext von YouTube die Show selbst der Popularitätsprüfung ausgesetzt ist. Zudem wird die Actioncam als Werkzeug untersucht, die der Neigung der Show entspricht, Grenzen – zwischen Inszenierung und Realität, zwischen Sendung und Publikum, zwischen Testenden und Testobjekten – zu verwischen.
- Journal IssueTest(2023)
- ArticleTest als Medien der Gewöhnung. Pilotversuche am BahnhofSchabacher, Gabriele; Spallinger, Sophie (2023) , S. 35-50Der Beitrag untersucht realweltliche Testsettings am Bahnhof. Im Zentrum steht das Projekt Zukunftsbahnhof, mit dem die Deutsche Bahn seit 2013 Innovationen testet, wobei teils Marktforschungs- und Werbeinteressen (Offenbach, Münster), teils Sicherheitstechnologien wie KI-Systeme (Berlin) im Vordergrund stehen. Als medienwissenschaftlich relevant zeigt sich dabei die infrastrukturell-environmentale Gewöhnung an bestimmte Produkte und Services durch ihre probeweise Implementierung, das Nebeneinander von alten und neuen Tests sowie atmosphärisch-emotionale Aspekte, die jene Versprechen generieren (etwa das erhöhte ‹Sicherheitsgefühl›), welche die Tests in der Folge einlösen sollen. Tests erweisen sich damit gleichermaßen als Materialisierungen von Versprechen und als Medien der Gewöhnung.
- ArticleTest. Einleitung in den SchwerpunktGießmann, Sebastian; Gerlitz, Carolin (2023) , S. 10-19Das vorliegende Heft der Zeitschrift für Medienwissenschaft fragt, wie sich Medien und Tests wechselseitig konstituieren. Besondere Aufmerksamkeit erfahren dabei Politiken des Testens. Wir schlagen vor, Tests als offene Situationen zu verstehen, in denen mit teils etablierten, teils sich erst während des Testens etablierenden Maßstäben soziotechnische Bewertungen erfolgen und Entscheidungen getroffen werden. Für einen medienkulturwissenschaftlichen Begriff des Tests gilt: In den Mikroentscheidungen des verteilten und verteilenden Testens steht das Soziale selbst auf der Probe. Die in diesem Heft versammelten Beiträge verdeutlichen: Kein Test ohne Medien – kein Medium ohne Test.
- ArticleVirtuelles TestenRieger, Stefan (2023) , S. 51-59Ausgehend von einer etymologischen Herleitung des Testens aus dem Kontext der Metallverarbeitung, widmet sich der Beitrag der Frage nach Anwendungsbereich und Funktion eines Verfahrens, das wie kaum ein zweites der effizienten (Selbst)Vergewisserung von Sachständen dient. Dem Testen kommt dabei eine egalisierende Wirkung zu. Mit seiner Transformation ins Virtuelle erhält der Test ein Moment des Universellen. Getestet wird im Zuge dessen schlicht alles. Neben einer hochgradigen Ausdifferenzierung der Anlässe wird das Testen selbstbezüglich: Es zielt auf das Verhältnis von Realem und Virtuellem, untersucht die Gediegenheit von Seinsformen und damit das kompetitive Verhältnis zwischen beiden.
- Article“Working to Transform the Image”. Postkoloniale Bildkritik, Bildpolitik und die zeitgenössische Queer-of-Color-FotografieNixon, Christopher A. (2023) , S. 124-134Der Beitrag problematisiert die historischen und gegenwärtigen Repräsentationsregime in den fotografischen Abbildungen von Schwarzen Menschen und People of Color (BPoC). Fotografien waren ein Werkzeug für die koloniale Erfindung und visuelle Stereotypisierung von ‹Rassen›. In dem Beitrag wird dies beispielhaft an den Agassiz-Zealy-Daguerreotypien und den US-amerikanischen Lynchpostkarten untersucht. Die zeitgenössische Queer-of-Color-Fotografie setzt überdies eine postkoloniale Bildpolitik um, die BPoC in ihrer intersektionalen Vielfalt sichtbar macht. Dies wird in den diskutierten Fotoarbeiten von Eric Gyamfi und Paul Mpagi Sepuya deutlich. Der Beitrag will zeigen, dass die Kritik und Transformation von Bildern für marginalisierte Subjekte neue politische Handlungsmöglichkeiten eröffnen.