07 | 2022
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- ArticleAnother World is Depictable! Imaginal Climate Justice and the Affective Rhetoric of Visible FuturesGralke, Tobias (2022) , S. 108-124This paper explores and analyses images of post-climate crisis futures that circulate in political web videos as part of the current Global Northern climate discourse. Starting from the observation that many of these images resemble each other, the main argument is that the analysed cases represent an affective rhetoric of visible futures that is used across different types of videos and actors to promote certain climate-related political strategies. This rhetoric is criticised from a climate justice communication perspective. The underlying assumption is that, while many activists use and fill out the (u)topos of alternative worlds, details are crucial: How does the promoted future look? How far or close is it? How do we get there? What or who is left behind? Who presents which future to whom? Does it differ from the present?
- ArticleÄsthetisch-epistemische Grenzobjekte. Transversale Konfigurationen im AusstellungsraumBolwin, Charlotte; Brannys, Maria; Polze; Anna (2022) , S. 188-238Ausgehend vom Konzept des Grenzobjekts erprobt der vorliegende Beitrag anhand der Essayausstellung Enter the Void (Kunsthalle Mainz 2020) medienästhetische Ansätze an der Schnittstelle von Kunst und Wissensproduktion. Essayausstellungen dienen als instruktives Beispiel für zeitgenössische Formate aus dem kuratorisch-künstlerischen Feld, in denen sich Theoriearbeit und Praxis ebenso verbinden wie ästhetische und epistemische Anliegen. Als dynamische Medienkonstellationen reichen sie über einzelne Exponate, kuratorische Konzepte und Institutionen hinaus und bilden eine theoretische wie methodische Herausforderung. Vor diesem Hintergrund erproben Charlotte Bolwin, Maria Brannys und Anna Polze medienkulturwissenschaftliche Einsätze der Ausstellungs- und Artefaktanalyse. Betrachtet werden dynamische Objektkonstellationen aus Enter the Void wie Ausstellungspläne, Tische und Displays, sowie Videoessays und -investigationen. Gemeinsame Referenz ist das organisationssoziologische Konzept der ‚Grenzobjekte‘ nach Susan Leigh Star und James R. Griesemer. Welche Formationen können als Grenzobjekte hervorgehoben werden, um die zeitgenössische Ausstellung zu analysieren? Welche Einsichten und neue Fragen wirft dieses analytische Prisma auf, wenn expositorische Hybride in den Blick geraten, die zwischen Wissensvermittlung und (kunst-)ästhetischer Erfahrung oszillieren?
- ArticleEditorial. Ein FFK unter PandemiebedingungenHasebrink, Felix; Heine, Janna; Mücke, Laura Katharina; Philippi, Anna-Sophie; Rünker, Maximilian (2022) , S. i-viiiDas 34. Film- und Fernsehwissenschaftliche Kolloquium fand vom 24. bis 26. März 2021 pandemiebedingt erstmals als Onlineausgabe statt. Vor dem Hintergrund einiger Planungsherausforderungen, die sowohl dem Organisationsteam als auch den Teilnehmer_innen Flexibilität und Kreativität abverlangten, haben die 55 Vortragenden und weitere Gäst_innen jedoch trotzdem ein vielfältiges Tagungs- und Rahmenprogramm gestaltet. Durch das Onlineformat konnte das FFK sogar einen wesentlichen Teil dazu gewinnen: Auch für Teilnehmer_innen ohne Vortrag war das Zuschalten zu den Veranstaltungen sowohl über Zoom als auch zum digitalen Foyer auf gather.town jederzeit und niedrigschwellig möglich. Von dem Angebot der Onlineteilnahme haben über 100 Zuhörer_innen über drei Tage verteilt Gebrauch gemacht, wodurch auch das 34. FFK zu einem Raum für spannende und anregende wissenschaftliche und fachpolitische Diskussionen sowie für die Vernetzung unter Nachwuchswissenschaftler_innen aus den bereichen der Film- und Medienwissenschaft wurde. Das ffk Journal 7 versammelt nun schließlich elf aus den Vorträgen und Panels hervorgegangene Aufsätze in deutscher und englischer Sprache sowie einen Epilog zur Namensänderung der selbstorganisierten Nachwuchstagung, die künftig den Titel „FFK – Film- und Medienwissenschaftliches Kolloquium“ tragen wird.
- ArticleEpilogMücke, Laura Katharina; Hasebrink, Felix (2022) , S. ix-xiiiDas 34. FFK 2021 war nicht nur die erste Onlineausgabe, sondern auch die vorläufig letzte unter dem Namen „Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium”. Das Kürzel FFK bleibt erhalten, aber die Tagung wird künftig als „Film- und Medienwissenschaftliches Kolloquium” ausgerichtet. Im Epilog stellen die Autor_innen die Arbeit einer 2020 gegründeten „FFK Initiative“ vor, erläutern die Hintergründe der Namensänderung und blicken auf die Anfänge des FFKs zurück.
- ArticleEin Film aus dem Ruhrgebiet? Deindustrialisierungsgeschichte(n) und Körperpolitiken des Metals in Thrash, AltenessenBüttner, Christoph A.; Wehmeier, Henrik (2022) , S. 15-36Der Dokumentarfilm Thrash, Altenessen (1990) sorgt bis heute für Kontroversen: Sein Portrait der Thrash-Metal Band Kreator und des sich deindustrialisierenden Ruhrgebiets wird von Bandmitgliedern und auftretenden Personen scharf kritisiert, weist jedoch bis heute eine hohe Popularität unter Metal-Fans auf. Unser Beitrag nimmt diese Kontroverse zum Ausgangspunkt, um zu diskutieren, welche Perspektiven der Film auf seine Subjekte wirft und welche Lektüremöglichkeiten er eröffnet. Die filmische Inszenierung des Ruhrgebiets im Zeichen des Niedergangs, die auch in den metal studies populäre Verknüpfung von Metal-Szene und Deindustrialisierung, die dokumentarischen Haltungen des Films und seine soziokulturellen Kontexte müssen dabei gemeinsam betrachtet werden, greifen im Film doch verschiedene Diskurse auf komplexe Weise ineinander und produzieren ganz eigene Ambivalenzen: in Bezug auf das (Un‑)Politische des Metals, seine affektiven Körperpraktiken und deren filmische Inszenierung.
- ArticleFilmische Rauschdarstellungen. Ein genealogischer StreifzugGeffert, Gabriel (2022) , S. 1-14Seit Erfindung des Filmmediums konstituieren Rauschdarstellungen ein Feld kinematografischen Experimentierens. In einem historischen Abriss markiert der Beitrag Zäsuren in der ästhetischen Entwicklung der filmischen Inszenierung von Rauschzuständen und destilliert drei basale Darstellungsmodi heraus, die durch die Etymologie des Rauschbegriffs informiert sind: extensive und intensive Bewegtheit sowie Rauschen des Filmbildes. Ihre performative Potenz etabliert einen Rausch des Films, der jedoch auch unabhängig von der Repräsentationsebene auftreten kann. Neben rezeptionsästhetischen Aspekten adressiert die Genitivformulierung in ihrer Doppeldeutigkeit dabei gleichermaßen eine Form des Rausches, die sich medienimmanent ereignet.
- ArticleEin ‚Hamburger Kopf‘ mit jüdischem Subplot. Biografische Texte über Gyula Trebitsch – eine methodische AnregungSchumacher , Julia (2022) , S. 151-167Der Produzent Gyula Trebitsch (1914–2005) ist eine bekannte Figur der Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Entsprechend existiert bereits eine Reihe von Texten, die seinen Werdegang darstellen. Inspiriert von Hayden Whites Konzept des „Emplotments“, liefert dieser Beitrag einen Vorschlag zur Analyse von biografischen Texten. Es werden drei exemplarische Beispiele untersucht, um deren ‚Standarderzählung‘, die darin enthaltenen Motive und Auslassungen herauszuarbeiten. Im Falle Trebitschs zeigt sich dabei, dass die Kategorie des Jüdischen im Subplot den Aufbau und die Auslegung seiner Biografie bestimmt.
- ArticleDie Herstellung fiktionaler Welten in Filminstallationen. Am Beispiel von Apichatpong Weerasethakuls PrimitiveKaesdorf, Gwendolin (2022) , S. 168-187Am Beispiel von Apichatpong Weerasethakuls mehrkanaliger Filminstallation Primitive (2009) untersucht dieser Artikel die Herstellung fiktionaler Welten in Filminstallationen. Als weltbildend werden dabei nicht nur die einzelnen Installationskanäle, sondern auch die raumzeitliche Gestaltung der Installation sowie die geloopte Präsentationsweise der audiovisuellen Bewegtbilder analysiert. Schauplatz von Primitive ist Nabua, ein Dorf im Nord-Osten Thailands. Anhand von Nabuas Vergangenheit und Gegenwart hinterfragt die Installation den Umgang der thailändischen Regierung mit deren eigener politischer Geschichte und thematisiert deren Widerstand gegen die Entwicklung eines kollektiven Gedächtnisses in Bezug auf vergangene Konflikte. Primitive bricht dabei, so die These, die Immersivität einer kohärenten Filmdiegese auf und entwirft eine zeitliche Diskontinuität, die in den Eindruck einer unabschließbaren Bildung von kontingenten und selektiven Sinnzusammenhängen mündet.
- ArticleInfinite Disco vs. Studio 2054. Toward a Film Psychology of Virtual Concerts in the COVID-19 PandemicPibert, Johann (2022) , S. 92-107The reinvention of virtual concerts throughout the COVID-19 pandemic experienced a tremendous surge of innovation during 2020, culminating in Kylie Minogue’s Infinite Disco and Dua Lipa’s Studio 2054. This article offers a comparison of the two concert livestreams, which is already formally apparent because of their common theme, timely proximity, and the cooperation on the track “Real Groove.” However, a film-psychological analysis with particular attention to the concert beginnings reveals aesthetic differences that are essential in terms of the concert experience. Specifically, for the reception situation of a lockdown, it is shown that high levels of intimacy, coherence, and self-reflexivity concerning the pandemic lead to a higher degree of synchronization between the concert and its spectator(s) and accordingly to a stronger intertwining of concert and reception aesthetics. Thus, who has the ‘real groove’?
- Article‚Jüdischer Film‘. Annäherungen über Rezeption und Filmkultur. Die Forschungsprojekte der Junior Research Group Jüdischer Film – Was ist das?Wohl von Haselberg, Lea; Dödtmann, Eik; Pizaña Pérez, Lucy Alejandra; Seene, Tirza (2022) , S. 125-150Jüdischer Film’ ist zuallererst ein Begriff der Filmkultur. Er wurde durch jüdische Filmtage und Filmfestivals ab den späten 1970er Jahren popularisiert und bekam ab den späten 1990er und frühen 2000er Jahren durch Filmreihen und Ausstellungen eine (film)historische Perspektivierung. Eine systematische wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Gegenstand steht jedoch sowohl in den Film- und Medienwissenschaften als auch in den Jüdischen Studien noch aus. Die Junior Research Group setzt sich mit der kontroversen Frage „Jüdischer Film – Was ist das?“ auseinander und fokussiert dabei die praktische Filmarbeit, Filmkultur und Rezeption. Durch vier Einzelprojekte will die Nachwuchsforschungsgruppe dem Gegenstand Konturen verleihen und aufzeigen, was in spezifischen historischen und gesellschaftlichen Kontexten als ‚Jüdischer Film’ verstanden und rezipiert wird. Der Artikel erlaubt einen Einblick in die ersten Überlegungen der Forschungsgruppe und der vier Einzelprojekte: Das Post-Doc Projekt Die Entstehung des ‚Jüdischen Films’ setzt sich mit den unterschiedlichen Entwicklungen, Einzelereignissen und relevanten Akteur_innen auseinander, aus denen sich ab den 1970er Jahren die Idee eines ‚Jüdischen Films’ herauszubilden begann, untersucht aber auch Vorläufer und Traditionslinien, die Film mit jüdischer agency verbanden. Das Dissertationsprojekt Jüdische Filmfestivals – Annäherung an ein Verständnis ‚Jüdischen Films‘ anhand der Kuration, untersucht die Geschichte jüdischer Filmfestivals und widmet sich der Entwicklung und Formung ‚Jüdischen Films’ aus der Kuration, um so ein Gegenstands-Verständnis aus der Filmkultur heraus zu entwickeln. Das Dissertationsprojekt Antisemitismus und Film macht es sich zum zentralen Anliegen, eine Systematisierung der Zusammenhänge beider Gegenstände vorzuschlagen. Um diese herauszuarbeiten, müssen die Ebenen, auf denen Antisemitismus und Film eine Rolle spielen, ausdifferenziert werden. Dabei werden nicht die filmischen Texte, sondern vielmehr Diskurse über Film in den Mittelpunkt gerückt. Zuletzt untersucht das Post-Doc Projekt Jüdische Ultraorthodoxie im Film die Verbindungen zwischen ultraorthodoxer Filmproduktion und –rezeption als einen bislang kaum untersuchten Teil jüdischer Filmgeschichte. Hier stehen sowohl das charedisch-jüdische Kino, als auch die Darstellungen des ultraorthodoxen Judentums im Mainstream-Kino im Fokus.
- ArticleDer Mund im brasilianischen Film. Groteske Transformationen des MelodramatischenPhilippi, Anna-Sophie (2022) , S. 37-54Brasilien, 1970er Jahre: eine postkoloniale Gesellschaft zwischen Militärherrschaft und Liberalisierung, Nationalismus und Globalisierung, aktivistischem Kino und Sex-Komödien. Diese spannungsreiche Gemengelage wird von vielzähligen Diskursen durchdrungen. Als politisch-ästhetische Kategorien entfalteten ‚Hunger‘ und ‚Kannibalismus‘ dabei, insbesondere im Bereich des brasilianischen Films der 1960er Jahre, eine besondere Strahlkraft, wie bereits vielfach beobachtet wurde. Anhand ausgewählter Film- und Videoarbeiten werde ich zeigen, wie in den 1970er Jahren mit dem Motiv des Mundes diesem phagischen Themenkomplex eine weitere Facette hinzugefügt wird. Ausgehend von Bachtins Konzept des ‚Grotesken‘ sind diese audiovisuellen Mundinszenierungen als groteske Gesten zu interpretieren und vor dem Hintergrund melodramatischer Genrekonventionen und postmoderner Verschiebungen als subversive Transformationen zu begreifen.
- ArticleScheerbart – Eisenstein – Mickey-Maus. Walter Benjamins Technikutopie in Literatur und FilmGönitzer, Daniel (2022) , S. 55-73Dieser Artikel diskutiert Walter Benjamins kritische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Mensch, Natur und Technik anhand seiner Rezeption der fantastischen Literatur Paul Scheerbarts, der frühen Mickey-Maus-Filme sowie der Revolutionsfilme Sergej Eisensteins. Benjamin kann zweifellos als einer der bedeutendsten Kunst- und Medientheoretiker des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Dennoch ist seine Auseinandersetzung mit dem Film, insbesondere seine Beschäftigung mit der Mickey-Maus, im deutschsprachigen Raum, kaum erforscht. Gleiches gilt für seine Beschäftigung mit Scheerbart, dessen Literatur er, wie den Mickey-Maus-Filmen, ein revolutionäres Potenzial zu schreibt. Scheerbarts Literatur sowie die Mickey-Maus-Cartoons hätten die Technik, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Menschen noch in Angst und Schrecken versetzte, ironisiert, ohne dabei ihre transformativen Momente zu verneinen. Der sowjetische Revolutionsfilm erkenne zwar ebenso die utopischen Aspekte der Technik, gehe dabei aber wesentlich ernster und unironischer vor, so Benjamin.
- Article‚Understand what’s happening within‘. Selbstkontrolle mit Personenwaage, Wearable und habit trackerSchloots, Franziska (2022) , S. 74-91Mit steigenden Optimierungsanforderungen an das Individuum wächst auch das individuelle Bedürfnis nach Kontrolle. Dieses kann u. a. durch self tracking-Technologien erfüllt werden. Anhand von drei Fallbeispielen – der Personenwaage, dem Wearable und dem habit tracker – zeigt dieser Aufsatz, wie sich medienbasierte Selbsttechnologien im historischen Verlauf intensiviert und stärker in den Alltag integriert haben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Ambivalenz dieser Medien: Ermöglichen sie auf der einen Seite zwar eine Selbstkontrolle und stellen so potenziell stabilisierende Ressourcen für das Individuum dar, schaffen sie auf der anderen Seite auch neue Anforderungen, die es zu erfüllen gilt.