2012 | 16 | Themenheft

Recent Submissions

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    LE CORANCAN. Sprechende Beine
    Kiefer, Klaus H. (2012) , S. 103-121
    Mit den Mitteln der Körper- und Kleidersprache nimmt Nick Walkers Graffito LE CORANCAN 2010 Stellung zur ›loi anti-burqa‹ Frankreichs. Die mit einem Niqab verschleierten Tänzerinnen schwingen nach Art des French Cancan die Beine, wobei sie Dessous in den französischen Nationalfarben enthüllen. Die abgespreizten ›naturnahen‹ Beine durchkreuzen die beiden opponierenden Kulturen. Integrieren oder negieren sie diese? Erweist sich die zur Schau ge-stellte Sexualität der Musliminnen als Bedrohung, oder liegt hier ein emanzi-patorischer Akt der Entschleierung vor? ‒ Nick Walker lässt die Zeichen tan-zen. Er verkoppelt die elementaren Reiz-Reaktionsmuster des Geschlechtsver-kehrs mit ideologischen Fragestellungen, und er lenkt dabei auch den Blick auf die Entstehung des Cancan zurück. Dieser mutierte vom anarchischen Volksvergnügen (das bis zu primitiven Stammestänzen zurück zu verfolgen ist) zum ›infernalischen Schlussgalopp‹ in Offenbachs Orphée aux enfers und dann zum voyeuristischen Amüsement des dekadenten Bourgeois im Moulin Rouge. ‒ Der Cancan hat mit dem Paradeschritt, der im Deutschen ›Stech-schritt‹ heißt, im Englischen aber ›goose step‹, im Französischen ›pas de l’oie‹ (beides bedeutet ›Gänseschritt‹), nicht nur das geschwungene gestreckte Bein gemeinsam, das die anatomisch bedingte Gangart der Gänse und Enten imi-tiert. Etymologisch rührt ›Cancan‹ selber vermutlich vom kindersprachlichen ›cancan‹ ‒ für ›canard‹ (frz. Ente) ‒ her. Zwischen Monty Python-Komik, sexu-eller Konnotation und militärischer Ästhetik entfaltet die prostitutive Geste vor den Alpha-Männchen oder solchen, die sich dafür halten, nach wie vor ihre Wirkung.
  • Article
    Editorial
    Sachs-Hombach, Klaus (2012) , S. 3-4
  • Article
    Als ob die Sinne erweitert würden... Augmented Reality als Emotionalisierungsstrategie
    Demarmels, Sascha (2012) , S. 34-51
    In der Öffentlichkeit ringen Werbeträger über verschiedene Kanäle um unsere Aufmerksamkeit. Gefragt sind darum neben attraktiven Inhalten auch innova-tive Kommunikationsformen. In diesem Aufsatz gehe ich der Entwicklung der Codes im Out-of-Home-Bereich nach und betrachte dabei die multimodale Kommunikation von Plakaten und öffentlichen Screens und Displays. Zu den ursprünglichen Ausdrucksmitteln wie Schrift, Bilder und Farbe kamen vor einigen Jahren Beleuchtung und Bewegung der Werbeträger. Eine Tendenz, die im bewegten Bild mündet, wobei Screens und Displays eine Fülle an Möglichkeiten bieten, die das klassische Plakat rein technisch weit übertref-fen. Die moderne Computertechnik ermöglicht aber mehr: Das Bild der Reali-tät wird angereichert mit virtuellen Elementen – Augmented Reality. Im An-schluss an die Überlegungen zur Emotionalisierung auf klassischen Plakaten untersuche ich an dieser Stelle, inwiefern es sich auch bei Augmented Reality um eine solche Strategie handelt, die in den Betrachterinnen und Betrachtern gezielt Emotionen wecken möchte und zeige dazu an verschiedenen Beispie-len auf, wie sie unsere Aufmerksamkeit wecken, uns unterhalten und uns etwas zu spüren geben.
  • Article
    Semantik und Pragmatik von Körperhaltungen im Spielfilm
    Schöps, Doris (2012) , S. 5-33
    Während semantisierte Körperbewegungen (Gesten) mittlerweile ein etablier-ter Forschungsbereich sind, wurden semantisierte Körperhaltungen bisher nur randständig erforscht. Im vorliegenden Beitrag werden Grundlagen einer Körperhaltungs-Forschung vorgestellt. Dazu wird zunächst eine semiotische Klassifikation von Haltungs- und Bewegungstypen eingeführt, die sich auf die Merkmale statisch, konventionalisiert, semantisiert und kodiert stützt. Auf-bauend auf der von Roland Posner entwickelten Klassifikation grundlegender Zeichentypen (POSNER 1996) wird im Anschluss eine Hierarchie von komplexen Zeichenhandlungen entwickelt, die in der Lage ist, die mit Körperhaltun-gen verbundenen Zeichenprozesse von einfachen Signalen bis hin zur Kom-munikation zu erfassen. Schließlich werden die ausdrucks- und inhaltsseiti-gen Klassifikationssysteme auf zwei Beispielsequenzen, die bekannten DEFA-Filmen entnommen wurden, angewandt. Während im Alltag oft nur relativ vage Zuschreibungen möglich sind, wird gezeigt, dass Körperhaltungen im Film aufgrund von kinematographischen Mitteln stärker semiotisiert und dis-ambiguiert sind. Unter Bezug auf Darstellungstraditionen in Ikonographie und Alltagskultur wird aufgezeigt, wie es zu Semantisierungen bei Körperhaltun-gen im Film kommen kann.
  • Article
    Die Als-ob-Struktur von Emotikons im WWW und in anderen Medien
    Trautsch, Christian; Wu, Yixin (2012) , S. 52-66
    Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Als-ob-Struktur von Emotikons im World Wide Web und in anderen Medien. Emotikons stellen ein wichtiges Element bei der Internetkommunikation dar. Ihre zunehmende Verwendung ist insbesondere aus dem Bedürfnis heraus entstanden, einen unmittelbaren Eindruck des emotionalen Zustands vom Gegenüber zu haben. Dieser fehlt bei der Schriftkommunikation im Internet (z.B. Instant Messaging Systeme, Diskussions- und Chatforen, E-Mails), was durch Emotikons kompensiert wird. Eine umfassende semiotische Klassifizierung von Emotikons und eine zeichentheoretisch fundierte Erklärung von deren Als-ob-Struktur wurde bis-her noch nicht erarbeitet, auch wenn Versuche in Ansätzen vorhanden sind.
  • Article
    The Semantics of Artefacts. How We Give Meaning to the Things We Produce and Use
    Siefkes, Martin (2012) , S. 67-102
    Broadly defined, every result of a human action is an artefact. In a narrower sense, the term is used for material things resulting from human actions; in this sense, all artefacts together form the realm of material culture. Although meanings play an important role in our daily interaction with artefacts, they have never been treated in a comprehensive and systematic fashion. In de-sign theory, cultural semiotics, anthropology, and archaeology, different ap-proaches to the semantics of artefacts have been taken. The article draws on these findings to build a generalized approach to artefact semantics that con-centrates on the processes in which artefacts are connected with meanings (cf. section 3). In section 0 seven principles of semantization are proposed: semanti-zation through (1) frame connection, (2) style, (3) iconicity, (4) individual ex-periences, (5) cultural allusions, (6) connection to social groups, (7) specific contexts. These principles explain semantization as causal process depending on certain conditions. In section 4.2, a notation system for representing proc-esses of semantization is proposed that combines logical and semiotic nota-tion. For each of the seven principles of semantization, the proposed notation and one example are given.