09 | 2024

Recent Submissions

Now showing 1 - 13 of 13
  • Article
    Schmutzige Bilder einer Stadt. Über den Versuch, die Geschichte der Pornokinos im Bahnhofsviertel Frankfurt a. M. zu kartografieren
    Meyn, Nils (2024) , S. 1-16
    Der Beitrag schildert ein digitales Mapping-Projekt, welches einen Anfang dafür macht, die Geschichte der Pornokinos im Bahnhofsviertel Frankfurt a. M. zu kartografieren. Das Mapping intendiert, Orte und Spielstätten des Pornofilms in die Kino- und Stadtgeschichte Frankfurts einzuschreiben und sie zugleich innerhalb der sozialen und kulturellen Widersprüche zu verorten, die das Bahnhofsviertel charakterisieren: zwischen einerseits der Gentrifizierung, besonders der zentralen Kaiserstraße, und andererseits der Sichtbarkeit von Sexgewerbe und prekären Lebensrealitäten. Das Vorhaben gerät notwendigerweise zu einer kritischen Reflexion über die Marginalisierung von Pornografie in der Frankfurter Kino- und Stadt-Geschichtsschreibung und ebenso über die Regulierung und Stigmatisierung von Pornografie und Sexarbeit in öffentlichen Räumen. Ausgehend von den erstellten Karten skizziert der Beitrag die Geschichte der Pornokinos im Viertel seit 1973 und gibt einen Ausblick auf die Fortsetzung des Projekts.
  • Article
    Not Safe for Work. Im Büro mit der Sekretärin von Joseph Weizenbaum
    Küper, Anne (2024) , S. 110-124
    Spärlich sind die Auftritte in wissenschaftlicher Literatur der Sekretärin von Informatikpionier Joseph Weizenbaum nicht, der bislang weder ein Bild noch ein Name zuteilwurde. Allerdings ist es bemerkenswert, wie sehr sie ebenda als Leinwand misogyner Projektionen dient. Im Rahmen des vorliegenden Artikels wird eine andere Perspektive auf diese Gestalt vorgeschlagen, die in der Geschichte intimer Verhältnisse zu Chatbots von entscheidender Bedeutung ist, und im Schreiben erkundet, inwiefern jene Sekretärin eine rhetorische Figur darstellen könnte, anhand derer sich alternative (medien-)kulturwissenschaftliche Erzählungen vollziehen lassen.
  • Article
    Ein neuer Strukturwandel der Ideologie? Überlegungen zur Plattformisierung des Kapitalismus und ihren ideologischen Folgen
    Issl, Daniel (2024) , S. 125-140
    Die Plattform, konzipiert als eine universal wirkende Struktur, kann dabei helfen das Zusammenspiel von Struktur und Superstruktur bzw. von „Plattform und Denkform“ zu fassen. So zeigt sich, dass der in der jüngeren Soziologie als „Plattformisierung“ bezeichnete Vorgang keinesfalls geschichtlich beispiellos ist. Verstanden als die Integration vormals superstruktureller Elemente in die Struktur selbst, war diese Entwicklung Untersuchungsgegenstand der Kritischen Theorie. In ihr lag etwa für Kurt Lenk der „Strukturwandel der Ideologie“ begründet. Um die Implikationen dieser Theoretisierung und den Strukturwandel selbst weiter zu verfolgen, wird ein Vergleich fordistischer und gegenwärtiger digital-kapitalistischer Plattformisierungsanalysen unternommen. Dieser zeigt, dass bereits damals feststellbare Elemente einer „Ideologie der Digitalität“ nunmehr digital potenziert wirken.
  • Article
    „You view my life as a project, and it’s not.” Stimmen und Sprechweisen in Uncomfortably Comfortable (2021)
    Sandell, Yvonne (2024) , S. 141-152
    Unter dem Vorwand des Stimme-Gebens („giving voice“) bemächtigen sich Dokumentarfilme bzw. Filmemacher_innen der Stimmen anderer. Im Anschluss an feministische Kritiken wird diese (unbeteiligte) Haltung problematisiert und die Idee einer körper-/ortlosen, autoritären Stimme („voice“) zurückgewiesen. Dieser Text nähert sich über Trinh T. Minh-has situierte Theorie-Praxis des „speaking nearby“ Maria Petschnigs Uncomfortably Comfortable (2021) an. In den konfliktreichen Begegnungen und laufenden Aushandlungen wird darin ein kritisches, indirektes und verantwortungsbewusstes Sprechen vernehmbar. Eine solche Sprech- und Arbeitsweise wird mit dem Begriff „feminist voice(s)“ zu beschreiben versucht.
  • Article
    Traumatisierung in Found Footage. Visuelle Darstellungen traumatischer Phänomenologie in/mit Found Footage
    Hoffmann, Lisa (2024) , S. 153-167
    Usergenerierte Videos aus Kriegs- und Katastrophengebieten sind nicht nur audiovisuelle Dokumentationen der Ereignisse, sondern machen die Reaktionen der Aufnehmenden und Anwesenden sicht- und hörbar, wodurch Momente potenzieller Traumatisierung zugänglich werden. Anhand eines Videos aus der Ukraine vom 25. Februar 2022, drei Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges, wird diese Beobachtung und die Bedeutung des Erkennens möglicher Traumatisierung erläutert. Die anschließend dargestellte eigene künstlerische Forschung erarbeitet alternative Dokumentarismen, die aufgefundenes Material formieren und neu arrangieren, um so die Momente potenzieller Traumatisierung und Phänomenologie von Kriegen und Katastrophen, bestehend aus Lücken, Brüchen und Fragmenten, zugänglich zu machen.
  • Article
    Orte, Erinnerungen und Verflechtungen. Künstlerische Forschung im Film
    von Hertell, Jule (2024) , S. 168-184
    Wie lassen sich ein Ort, seine Überschreibungen, Verflechtungen, Erinnerungen und seine Geschichte filmisch untersuchen? Ist es möglich, mit künstlerischen Methoden und filmischen Gestaltungsmitteln über das Gedächtnis und die Geschichte eines Ortes nachzudenken? In der Militärfestung Fortí d’Illetes auf Mallorca, dem Ausgangspunkt dieser künstlerischen Forschungsarbeit, waren während des Bürgerkriegs und in den ersten Dekaden der spanischen Diktatur unter Francisco Franco politische Gegner_innen inhaftiert und viele von ihnen wurden hier hingerichtet. Im Gegensatz zu anderen Verbrechensorten auf Mallorca und in Spanien wurde die Festung durch die Nachnutzung nicht wesentlich verändert. Das essayistische Dokumentarfilmprojekt Illetes (AT) untersucht Orte, Erinnerungen und Verflechtungen sowie Möglichkeiten, Gedächtnis diskursiv zu entwickeln. Ein Bericht vom Schneidetisch.
  • Article
    Abject Eroticism. The construction of (female) sexuality in O Palácio dos Anjos (1970)
    Peuker, Hannah (2024) , S. 17-32
    In the so-called Boca do Lixo, the Garbage Mouth of São Paulo, a number of films between aesthetic experimentation (Cinema Marginal) and commercial sexualization (Pornochanchada) became formative of the Brazilian cinema of the late 1960s and 1970s. In that context, filmmaker Walter Hugo Khouri represents an ambivalent figure: The poster child of the Cinema da Boca do Lixo for some but despised for his alienating aestheticization by others, his films evade all forms of strict categorization. Instead, they borrow aesthetic characteristics from different Brazilian film genres and combine them into something new. Based on Khouri’s O Palácio dos Anjos (1970), the following text will argue that a paradigm of abject eroticism arises from the combination of elements from the popular Pornochanchadas with underground aesthetics of the Cinema Marginal and that this abject eroticism prevails both intimate and political spheres, subliminally addressed in the film.
  • Article
    From very human to posthuman motherhoods: A reflection triggered by VALIE EXPORT’s Menschenfrauen
    Lautenschlaeger, Graziele (2024) , S. 33-48
    The biological, culturally constructed operationalities related to female bodies turn mothering into an ambivalent issue. Although VALIE EXPORT (*1940) has never been a main reference for mothering issues in art, there is more motherhood in her artworks than meets the eye. This paper analyses the maternal contingencies within her film Menschenfrauen (1979), in which the social and psychic states of four female characters are revealed through the extraordinary use of cinematographic strategies. The film addresses the overlapping burdens of female bodies engaged in human reproduction in a patriarchal society. To unfold the complexity of subjects intertwined in our object of study, a systemic analysis is conducted relating VALIE EXPORT ́s artistic statement with posthumanist thinking. Enriching the discussion with external examples, the paper invites readers to consider how contemporary art proposals contribute to reshaping the notion of motherhood.
  • Article
    Ineffable Husbands. Sentimental Queerbaiting in the TV Series Good Omens
    Venzmer, Elsa-Margareta (2024) , S. 49-66
    Queerbaiting is a strategy by which media producers hint at a queer relationship between two same-sex characters in a text, with no intention of delivering. This paper proposes a method of analysis that may be used to systematically examine queerbaiting by combining audio-visual aesthetics, narrative motifs, and discourses. This is exemplified by an analysis of the friendship between the two main characters, the angel Aziraphale and the demon Crowley, in the first season of the Amazon Prime TV series Good Omens (2019–). In doing so, this essay investigates how sentimentality plays a crucial role in queerbaiting. I propose, ultimately, that formulas borrowed from romance films can be found in contemporary buddy TV series featuring two male-staged protagonists by comparing Good Omens to other TV series in which queerbaiting takes place, such as Sherlock (2010–2017) and Supernatural (2005–2020).
  • Article
    Armee ohne Nation – Nation ohne Land. Das nomadische Subjekt im iranischen Kino am Beispiel von Rafi Pitts
    Hudelist, Andreas (2024) , S. 67-81
    Der aus dem Iran stammende Filmemacher Rafi Pitts thematisiert in seinem Werk Identität, Zugehörigkeit und Heimat. Dabei schafft er es, niemals eindeutige Seiten zu beziehen, sondern stets Widersprüche aufzuzeigen, die einzelne Figuren begleiten. Seine ersten vier Spielfilme konnte er im Iran drehen, danach wurde er quasi selbst zum Protagonisten seiner Filme, als er in The Hunter die Hauptrolle übernahm und durch die regimekritischen Bilder in seinem Geburtsland verhaftet worden wäre. Der Beitrag versucht, mit dem Fokus auf Nomadologie nach dem Philosophen Gilles Deleuze und dem Psychoanalytiker Félix Guattari rhizomatische Verknüpfungen zu erschließen, die Kritik an hegemoniale Staatsapparate artikulieren sowie Fluchtlinien transparent machen. Ein besonderer Blick wird dabei auf Pitts jüngsten Film bis dato geworfen; Soy Nero aus dem Jahr 2016.
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    Once Upon a Time ... Mediengeschichten der Mediengeschichte
    Kap-herr, Katrin (2024) , S. 82-95
    First Encounter Media Stories sind Mediengeschichten über die Erstbegegnung mit Medien, die Parallelen zu urbanen Legenden und Mythen aufweisen. Diese Geschichten bieten nicht nur einen historischen Einblick in Medientechnologien, sondern geben auch Aufschluss über die Reaktionen und Emotionen des Publikums. Sie erzählen von der Faszination der bewegten Bilder, dem Potenzial der neuen Medien und der Unerfahrenheit des Publikums im Umgang mit ihnen. Der Beitrag diskutiert, warum First Encounter Media Stories feste Bestandteile der Mediengeschichte sind und uns immer wieder in Variationen begegnen.
  • Article
    Hybrid Detection. Hybrides Handeln im Deduktions-Gesellschaftsspiel
    Braun, Laijana (2024) , S. 96-109
    Insbesondere mit den bundesweiten COVID-19-Lockdowns hat sich ein Spielformat etabliert, das als „hybrides Deduktionsspiel“ umschrieben werden kann. Ziel der Spielenden ist es, mithilfe analoger Materialien und digitaler Ressourcen einen Kriminalfall aufzuklären. Was jedoch direkt auffällt: Es gibt für das Spiel kein Regelheft – alle notwendigen Handlungen werden von den Spielelementen selbst hervorgebracht, die entweder realweltliche Elemente wie Visitenkarten, Zeitungsartikel oder Polizeiakten abbilden oder im digitalen Raum sogar in Netzwerke wie Facebook, LinkedIn oder Google Maps integriert sind. Durch die Hybridisierung des Spiels scheint sich ein neuer Handlungsraum zu ergeben, der ein vermeintlich freies Handeln im Spiel ermöglicht; ein Handeln, das nicht von klaren Regeln beschränkt und durch die Instandhaltung ebendieser dominiert wird. Im Artikel wird dieser Handlungsraum und die ihm zugrundeliegenden Steuerungsmechanismen anhand von Erving Goffmans Rahmenanalyse am Beispiel des hybriden Deduktionsspiels The Detective Society – The Disappearance of Claire Makova (2020) ergründet.
  • Article
    Editorial
    von Hertell, Jule; Hoffmann, Lisa; Poppe, Olivia; Sandell, Yvonne (2024) , S. i-iv
    Das 36. Film- und Medienwissenschaftliche Kolloquium fand vom 30. März bis zum 01. April 2023 in Salzburg mit rund 50 Teilnehmer_innen statt. Zweiunddreißig Beiträge aus den Film- und Medienwissenschaften – von historisch-technologischen Bedingungen und Entwicklungen über Darstellungs- und Raumpolitiken bis hin zu künstlerisch-filmischen (Forschungs)Praktiken – sorgten zusammen mit dem künstlerischen Rahmenprogramm und der gemeinsamen Abendgestaltung für einen intensiven, spannenden und interdisziplinären Austausch. Das Kolloquium wurde von Olivia Poppe, Jule von Hertell, Yvonne Sandell, Miriam Ljubijankic, Raffael Hiden und Lisa Hoffmann organisiert, einem heterogenen Team aus Deutschland und Österreich.