2016/2 ‒ Medien der Natur

Recent Submissions

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    Das Internet der Tiere: Natur 4.0 und die conditio humana
    Pschera, Alexander (2016) , S. 111-124
    Neben der Industrie hat die Digitalisierung auch die Natur ergriffen. Die Tatsache, dass Tausende von Tieren mit GPS-Sendern aus- gerüstet und überwacht werden, erlaubt, analog zur Industrie 4.0 auch von einer Natur 4.0 zu sprechen. Dieses Internet der Tiere verändert den Begriff, den der Mensch von der Natur hat. Er transformiert die Wahrnehmung vor allem der Natur als etwas fundamental An- deren. Neben den vielen kulturellen Problematisierungen, die das Internet der Tiere mit sich bringt, lassen sich aber auch die Umrisse einer neuen, ganz und gar nicht esoterischen planetarisch-post-digitalen Kultur aufzeigen, die die conditio humana verändert.
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    »Eintauchen!« Ozeanium versus Vision NEMO
    Borgards, Roland (2016) , S. 125-136
    Das Ozeanium und die Vision NEMO sind zwei entgegengesetzte Vorschläge, wie sich das Meer und die Meerestiere in einem Zoo präsentieren lassen. Das Ozeanium arbeitet mit konventionellen Großaquarien, in denen echte Fische schwimmen, die Vision NEMO mit neuesten Übertragungs- und Projektionstechniken, die bewegte Fischbilder zeigen. Medien spielen in beiden Projekten eine wichtige, zunächst sehr unterschiedliche Rolle. Eines aber haben beide Projekte gemeinsam: sie gehen davon aus, dass die Medien eine exklusiv menschliche Angelegenheit sind. Mediale Prozesse im Meerestierreich kommen so nicht in den Blick.
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    Portrait of Absence. The Aisthetic Mediality of Empty Chairs
    Jirsa, Tomáš (2016) , S. 13-28
    Der Beitrag behandelt die Medialität leerer Stühle in den Werken von Vincent van Gogh, Richard Weiner, Egon Schiele, Joseph Kosuth und Eugène Ionesco. Leere Stühle werden als ästhetisch-affektive Figuren untersucht, die historische Perioden und kulturelle Grenzen durch- und überschreiten; dabei präsentieren sie ein spezifisches Porträt von Abwesenheit, das das Subjet trotz seiner physischen Nicht- Gegenwart intensiviert. Die Argumentation gründet in dem dialektischen Prozess von Er- scheinen und Verschwinden, Posthermeneutik und der Theorie des Supplements.
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    Der unsichtbare Faden. Zu Materialität und Infrastrukturen digitaler Tierbeobachtung
    Rickli, Hannes (2016) , S. 137-154
    Tierbeobachtung in den Lebenswissenschaften ist medienbasiert und agiert in Abhängigkeit von Infrastrukturen, die normalerweise nicht sichtbar sind oder nicht beachtet wer- den. Anhand von Laborbeispielen in Zürich, Austin/Texas und auf Helgoland werden Konfigurationsverhältnisse menschlicher und nicht-menschlicher Akteure aus ästhetischer Perspektive untersucht. Im Fokus stehen die materiellen Kontexte, in die digitale Datenarbeit verwickelt ist, sowie die Frage, wie diese künstlerisch in einer ›verwissenschaftlichen‹ Gesellschaft erfahrbar gemacht und verhandelt werden können.
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    Es schleimt, es lebt, es denkt. Eine Rheologie des Medialen
    Gramelsberger, Gabriele (2016) , S. 155-167
    Viel ist über Medien geschrieben worden, und doch ist dem Medium aller Medien bislang keinerlei Abhandlung gewidmet. Die Rede ist vom Schleim. Nicht irgendein Schleim, sondern der Urschleim jeglichen Lebens, dem Rätsel der Wissenschaft, das bis heute als ungelöst gilt. Und noch ein Rätsel gilt es zu lösen, nämlich von der eigenartigen Koalition von Schleim und technischen Medien. Schleim, so die Wissenschaft, ist nicht nur Beginn der Menschwerdung sondern auch die Zukunft der Technologie.
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    Sarcodeströmungen und »Natürliche Zuchtwahl«. Zu den Möglichkeiten und Modellierungen von Ökologie bei Ernst Haeckel
    Mayer-Schwieger, Maren (2016) , S. 169-186
    Ökologie ist in den Medien- und Kulturwissenschaften derzeit von hoher begrifflicher Konjunktur. Damit stellt sich die Frage nach dem Gebrauch, dem Potential und der historischen wie medialen Verfasstheit verschiedener Konzepte von Ökologie und deren jeweilige Fassung von Natur, Organismus und Relationalität. Eine Analyse von Ernst Haeckels Genereller Morphologie und seiner Sarcode-Versuche arbeitet verschiedene Modellierungen von (Inter-)Relationalität, insbesondere Organismus-Außenwelt-Beziehungen in der Ökologie heraus.
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    Tatsachen statt Fossilien. Neuer versus Spekulativer Realismus
    Gabriel, Markus (2016) , S. 187-204
    Der Spekulative Realismus nimmt seinen Ausgang von einer Kritik des Korrelationismus. Sein theoretischer Vorteil soll darin bestehen, das Anzestrale, also dasjenige, das es gab, ehe es überhaupt als Seiendes konstatiert werden konnte, besser denken zu können. Gegen diesen Ansatz wird zunächst gezeigt, dass er gerade nicht imstande ist, die Existenz von Fossilien als metaphysischen Beleg anzuführen. Anschließend wird eine neo-realistische Tatsachenontologie als überlegene Alter- native eingeführt und auf ihren Naturbegriff hin befragt.
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    Karl August Möbius und die Politik der Lebensgemeinschaft
    Scholz, Leander (2016) , S. 205-218
    Der Aufsatz rekonstruiert die historische Genese der politischen Ökologie im 19. Jahrhundert am Beispiel des Zoologen Karl August Möbius. Als entscheidendes Paradigma der Vorgeschichte wird die Bevölkerungsdebatte um 1800 herausgearbeitet. Vor diesem Hintergrund entsteht die politisch-ökologische Perspektive durch die Übertragung klassischer Prinzipien der Ökonomie auf Tiergemeinschaften und von dort wieder zurück auf eine zoologisch verstandene Menschenwelt.
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    About Stain(s)
    Baert, Barbara (2016) , S. 29-45
    Der Fleck behauptet seine Autonomie als farbiger Punkt oder Fläche, die sich vom Hintergrund abheben. Er existiert in und durch sich selbst. Der Fleck sagt uns, was es heißt, das Medium der Sichtbarkeit zu sein. Daher ist jeder Fleck ein Metabild, ein besonderes Bild, das etwas über das Bild als Phänomen aussagt. Diese Eigenschaften machen den Fleck zu einem Paradigma des visuellen Mediums per se. In diesem Essay werde ich fünf Faktoren vorstellen, die zu diesem einflussreichen Mo- dell geführt haben: Der Fleck als Prototyp, Veronikas Fleck, das psycho-energetische Symptom, die Tarnung Echos und schließlich der Fleck als le désir mimétique.
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    Die Kraft der Zeitutopie im 19. Jahrhundert. Literarische Medienund Technikzukünfte bei Edward Bellamy, Kurd Laßwitz und Jules Verne
    Ziemann, Andreas (2016) , S. 47-62
    Der Aufsatz fokussiert die literarische Gattung von Utopie und Science Fiction als empirisches und historisches Material und untersucht an ausgewählten Texten des 19. Jahrhunderts, über welche zukünftigen Medien, Medienpraktiken und menschlichen Lebensformen dort geschrieben und (antizipativ) reflektiert wird. Zeitutopien, so die forschungsleitende These, fungieren als Modell und Entstehungsherd innovativer (Medien-) Techniken und besitzen eine spezifische Gestaltungskraft neuer Lebenswelten.
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    Editorial
    Engell, Lorenz; Siegert, Bernhard (2016) , S. 5-11
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    Warum Nicht-Menschenrechte?
    Gruber, Malte-Christian (2016) , S. 63-69
    Das Rechtssystem geht davon aus, dass der Mensch – und nur der Mensch – eine natürliche Person ist. Das sei ein Irrtum, argumentiert Malte-Christian Gruber, denn die Rechtssubjektivität wird keineswegs alleine mit dem bloßen Menschsein begründet. Es ist die sittliche Autonomie, die den Menschen zu einem »Subjekt, dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind« (Kant) und mithin zur Person macht. Personen werden nicht mit dem Menschsein als solchem identifiziert, sondern durch die Zuschreibung von Handlungs- und Rechtsträgerschaft. Eine solche funktionale Vorstellung von Rechtssubjektivität ist prinzipiell auch dazu imstande, neben Menschen noch weitere autonome Agenten als Träger von Rechten und Pflichten ein- zusetzen, z.B. technische Artefakte und andere nicht-menschliche Agenten. Christoph Menke macht dagegen darauf aufmerksam, dass die Erfindung neuer Rechte das eigentliche Bewegungsgesetz der politischen Emanzipation in der Moderne war. Das begann mit den bürgerlichen Revolutionen und ist immer noch das generelle Modell, mit dem Politik und Theorie operieren, die neue Rechte für nicht-menschliche Lebewesen und Artefakte einfordern. So wie im 19. und 20. Jahrhundert die rechtliche Emanzipation zunächst über die Grenzen bürgerlicher Subjektivität hinausgeführt hat und soziale und kulturelle Rechte erfand, so sollen wir nun den weiteren, konsequenten Schritt tun und auch noch die Bindung der juridischen Anerkennung an die Kategorie menschlicher Subjektivität aufbrechen. Auch Bio- und Artefakte sollen als eigenständige Rechtssubjekte rekonstruiert werden. Es fehlt ihnen allerdings etwas, das in den emanzipatorischen Kämpfen der Vergangenheit schlechthin grundlegend war: Ein Träger von Rechten zu sein, hieß, ein Fordernder von Rechten, ja, ein Kämpfer für Rechte gewesen zu sein. Man konnte keine rechtliche Person als Träger von Rechten sein, ohne ein politisches Subjekt als Kämpfer und Denker von Rechten gewesen zu sein. Wenn die Bindung der rechtlichen Personalität an die menschliche Subjektivität aufgelöst wird, damit es Bio- und Artefakt-Rechte geben kann, löst sich zugleich auch diese Einheit von rechtlicher Personalität und politischer Subjektivität auf, die die moderne Idee der Rechte definiert hatte.
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    Warum Rechte? Eine Bemerkung zu Malte-Christian Gruber
    Menke, Christoph (2016) , S. 71-76
    Das Rechtssystem geht davon aus, dass der Mensch – und nur der Mensch – eine natürliche Person ist. Das sei ein Irrtum, argumentiert Malte-Christian Gruber, denn die Rechtssubjektivität wird keineswegs alleine mit dem bloßen Menschsein begründet. Es ist die sittliche Autonomie, die den Menschen zu einem »Subjekt, dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind« (Kant) und mithin zur Person macht. Personen werden nicht mit dem Menschsein als solchem identifiziert, sondern durch die Zuschreibung von Handlungs- und Rechtsträgerschaft. Eine solche funktionale Vorstellung von Rechtssubjektivität ist prinzipiell auch dazu imstande, neben Menschen noch weitere autonome Agenten als Träger von Rechten und Pflichten ein- zusetzen, z.B. technische Artefakte und andere nicht-menschliche Agenten. Christoph Menke macht dagegen darauf aufmerksam, dass die Erfindung neuer Rechte das eigentliche Bewegungsgesetz der politischen Emanzipation in der Moderne war. Das begann mit den bürgerlichen Revolutionen und ist immer noch das generelle Modell, mit dem Politik und Theorie operieren, die neue Rechte für nicht-menschliche Lebewesen und Artefakte einfordern. So wie im 19. und 20. Jahrhundert die rechtliche Emanzipation zunächst über die Grenzen bürgerlicher Subjektivität hinausgeführt hat und soziale und kulturelle Rechte erfand, so sollen wir nun den weiteren, konsequenten Schritt tun und auch noch die Bindung der juridischen Anerkennung an die Kategorie menschlicher Subjektivität aufbrechen. Auch Bio- und Artefakte sollen als eigenständige Rechtssubjekte rekonstruiert werden. Es fehlt ihnen allerdings etwas, das in den emanzipatorischen Kämpfen der Vergangenheit schlechthin grundlegend war: Ein Träger von Rechten zu sein, hieß, ein Fordernder von Rechten, ja, ein Kämpfer für Rechte gewesen zu sein. Man konnte keine rechtliche Person als Träger von Rechten sein, ohne ein politisches Subjekt als Kämpfer und Denker von Rechten gewesen zu sein. Wenn die Bindung der rechtlichen Personalität an die menschliche Subjektivität aufgelöst wird, damit es Bio- und Artefakt-Rechte geben kann, löst sich zugleich auch diese Einheit von rechtlicher Personalität und politischer Subjektivität auf, die die moderne Idee der Rechte definiert hatte.
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    Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse
    von Humboldt, Alexander (2016) , S. 77-84
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    Domestizierung im Vergleich
    Schüttpelz, Erhard (2016) , S. 93-109
    Domestizierung lässt sich durch einen Nukleus aus drei technischen Tätigkeiten definieren: durch die gesteuerte Reproduktion, die eigens eingerichtete Ernährung und den Schutz von Tieren und Pflanzen vor Schädigungen. Wenn man diese Definition an einen Vergleich von Kulturen und Kollektiven anlegt, stellen sich zwei Überraschungen ein: Außerhalb jeder Domestizierung entwickeln Wildbeuter eine rituelle Domestizierung oder ein mythologisches Verständnis, ihre Welt sei bereits domestiziert. Und in der Moderne tritt an die Seite der technischen Domestizierung ihre mögliche Naturalisierung. Der Aufsatz zieht einige Konsequenzen aus diesem typologischen Vergleich.