21/2 - Zukünftige Medienästhetik
Recent Submissions
- ArticleI watch that worlds pass byFlach, Sabine (2021) , S. 113-144Die Theoretiker Timotheus Vermeulen und Robin van den Akker beschreiben die gegenwärtige Zeit als Metamoderne, deren Charakteristika sich von der Postmoderne deutlich absetzen, ohne die Postmoderne gänzlich zu negieren. Signifikant für die Metamoderne ist indes ein Geschichtsverständnis, das sich teleologischer Narrativität entzieht. Der Beitrag analysiert Kunstwerke, die sich mit den klassischen Analysemethoden nicht fassen lassen, weil sie an sich meta, über den konventionalisierten Zuschreibungen liegen. Diese Form des Verständnisses wirft Fragen auf: Wie entwirft Kunst Geschichte? Und wie und wodurch entwirft Kunst Geschichte anders, als schlicht chronologische, teleologische Historie? Diese Kunstwerke sind ein Reflexionsraum, doch wie gehen sie über die Unvermeidlichkeit der Faktizität des Historischen hinaus? Welche Wirkung wird etabliert, die den Unterschied zu jenen Vorlagen ausmacht, die als Dokumente der blinden Faktizität des Medienzeitalters gelten können? Diese Fragen werden anhand der künstlerischen Positionen, die beispielhaft für Praktiken der Metamoderne stehen, diskutiert.
- ArticleRifted Algorithms. Digitale Medienkunst postafrikanischer Zukünfte. Tabita Rezaire: „Deep Down Tidal“ (2017)Köppert, Katrin (2021) , S. 145-158Am Beispiel von Deep Down Tidal (2017) von Tabita Rezaire geht der Beitrag der Frage nach, inwiefern sich in dieser Ästhetik der digitalen Medienkunst postafrikanische Zukünfte artikulieren, die als Gegenzukunft im Sinne von Dekolonialität verstanden werden können. Im Zentrum dieser dekolonialen Gegenzukunft stehen Formen der Sozialität, die an bestimmte historische afrikanische Kulturen des Digitalen anschließen. Die gegenzukünftige Medienästhetik Post-Afrikas leitet sich danach aus einem Technologie-Verständnis ab, das mit Natur verkoppelte Sozialität und Spiritualität immer schon inkludiert. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich aufgrund dieses Verständnisses der dekoloniale Begriff von Heilung anders konfiguriert: Heilung wird folglich als der digitale Code postafrikanischer Zukünfte behauptet, der als Gegenzukunft Gegenwart umzuprogrammieren erlaubt und dabei nicht mit Holismus zu verwechseln ist. Healing is, instead, a rifted algorithm.
- ArticleDigitally Re-Inventing the Medium II. Was könnte ein Machine-Learning-Modernismus sein?Schröter, Jens (2021) , S. 159-177In dem Text soll Machine Learning als künstlerisches Werkzeug betrachtet werden – und dieses neuartige Verfahren auf eine im Grunde alte, ›modernistische‹ Frage künstlerischer Strategien, nämlich der Frage nach der Reflexion des zugrundeliegenden Mediums, bezogen werden. Könnte man sich vorstellen, dass die Mustererkennung der ML-Systeme möglich macht, diese scheinbar obsoleten Fragen noch einmal neu zu stellen? Dazu wird auf den Diskurs des Modernismus, seine Relationen zu Computern und seine Limitationen eingegangen. Dabei wird die Frage aufzuwerfen sein, ob man die Frage nach der Medienspezifik im »Medium der Digitalität« (Rebentisch) noch einmal ganz neu stellen kann oder muss. Es wird das signifikante Beispiel Actress/Young Paint diskutiert.
- ArticleEinleitung zum Schwerpunkt „Van Gogh TV“/“Piazza virtuale“Baumgärtel, Tilman (2021) , S. 17-18
- ArticleNachricht mit unklarer Absicht – Uneindeutige Antworten zu einer Frage, die ich nicht kenneGoldhorn, Marius (2021) , S. 181-185In dem Essay Nachricht mit unklarer Absicht – Uneindeutige Antworten zu einer Frage, die ich nicht kenne versucht Marius Goldhorn im Dreieck Wahnsinn, Dialog und AI springend eine Perspektive auf automatisches Schreiben zu geben.
- ArticleVom Subjekt zum Projekt. „Piazza virtuale“ von „Van Gogh TV“ vor dem kunsthistorischen und zeitgeschichtlichen HintergrundBaumgärtel, Tilman (2021) , S. 19-40Die Sendung hieß Piazza virtuale und war ein einzigartiges Experiment in der Geschichte des deutschen Fernsehens. Als Begleitprojekt der documenta IX wurde es im Sommer 1992 hundert Tage lang in Kassel aus einem Containerstudio neben dem Fridericianum gesendet. Veranstaltet von der Künstlergruppe Van Gogh TV, sollte das Programm aus weitgehend unmoderierten Beiträgen des Publikums bestehen, das durch Anrufe, per Fax oder Computerchat den Inhalt der Sendung lieferte. Ihr Ziel war es, Bertolt Brechts berühmte Forderung aus seiner Radiotheorie in die Tat umzusetzen: Aus Konsumenten sollten Produzenten von Medieninhalten werden. In diesem Aufsatz soll die ideen- und kunstgeschichtliche Entwicklung umrissen werden, die zu diesem Projekt führte. Piazza virtuale steht einerseits am Ende der ersten Periode von Videokunst und Performance Art und das Aufkommen von Kunstkollektiven, nimmt aber auch Impulse von Punk und New Wave auf. Voraussetzungen des Projekts war auch die beginnende Digitalisierung und Vernetzung der Medien, aber – bei einem Kunstprojekt möglicherweise unerwartet – die Durchsetzung eines neoliberalen Wirtschaftsmodell nach dem Ende des Warschauer Pakts und dem Fall der Mauer, zu dem auch neue Praktiken von Arbeitsorganisation und Managementtechniken gehörten, wie sie Luc Boltanski und Eve Chiapello in ihrem Buch Der neue Geist des Kapitalismus (1999) analysiert haben. Neben der Vorwegnahme von kollaborativen Medienpraktiken, die für das Internet prägend werden sollten, nimmt Piazza virtuale auch eine neue Arbeitskultur vorweg, die zur Entwicklung der Internet-Startups führte.
- ArticleDie neue Eloquenz im öffentlichen Raum 1992Dudesek, Karel (2021) , S. 41-48In seinem Text beschreibt Karel Dudesek seine Innenansicht der künstlerischen Praxis im Rahmen der Künstlergruppe Van Gogh TV. Der Text ist ein Wiederabdruck von 1992.
- ArticleEntwicklungsmöglichkeiten des interaktiven Fernsehen. Gespräch mit den „Van Gogh TV“-KünstlernDeininger, Olaf; Van Gogh TV (2021) , S. 49-50Eine rare Unterhaltung mit Van Gogh TV von 1992.
- ArticleDie Enden des Internet. „Piazza virtuale“ revisitedHeidersberger, Benjamin; van Treeck, Jan Claas (2021) , S. 51-66Ab 1986 hat Benjamin Heidersberger in der Künstlergruppe Ponton/Van Gogh TV (Karel Dudesek, Benjamin Heidersberger, Mike Hentz, Salvatore Vanasco sowie ein großes und talentiertes Team) und später mit seiner Firma Ponton-Lab GmbH in verschiedenen praktischen Projekten Kommunikation im virtuellen Raum erforscht und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Höhepunkt war Piazza virtuale 1992 auf der documenta IX in Kassel, die im Mittelpunkt eines dreijährigen DFG-Forschungsprojektes steht, dass von der Hochschule Mainz und der Universität Bonn durchgeführt wird. Anlässlich der Aufarbeitung zieht Benjamin Heidersberger im Gespräch mit dem Medienwissenschaftler Jan Claas van Treeck Bilanz über eine Arbeit von 35 Jahren und einen Ausblick über die Konvergenz von realem und virtuellem Raum.
- Article„The Politics of Technological Fantasy“. Mit dem „Electronic Café International“ zurück in die ZukunftNitsche, Jessica (2021) , S. 67-86Der Beitrag folgt der These, dass Medienkunst als besonders technikaffine Kunstform als Seismograph zukünftiger Medien dienen kann. Deutlich gemacht wird dies am Beispiel des Projekts Electronic Café International (ECI), das 1992 anlässlich der documenta IX entstand, für das technologiebasierte Interaktivität kennzeichnend war und das zugleich an künstlerische Traditionen (Künstlercafé) wie auch konkrete Vorgängerprojekte angeknüpft hat (Electronic Café, Los Angeles 1984; Café Casino, Kassel 1987). Auf Basis meiner Recherchen im Medienkunstarchiv der Stiftung imai stellt der Beitrag das ECI und einige seiner Projekte vor. In seiner Gesamtkonzeption wird es als medienkünstlerische Positionen in den Blick genommen, die den Stand der Technik ausgelotet und auf der Basis der ISDN-Technologie interaktive Netz(werk)kunst betrieben hat, bevor das Internet zu deren Leitmedium wurde. So kann gezeigt werden, wie in der retrospektiv so bezeichneten Prä-Internet-Ära netz(werk)basierte Kunst realisiert wurde und wie in der Zeit des Medienumbruchs vom Analogen zum Digitalen zukünftige Medien imaginiert wurden.
- ArticleZukünftige Medienästhetik. Ein VorwortBaumgärtel, Tilman; Ernst, Christoph; Schröter, Jens (2021) , S. 7-13
- Article„The Imaginary Gaze of a Future Archaeologist“. Medienarchitekturen des DokumentarischenHöfler, Carolin (2021) , S. 89-112Angesichts aktueller globaler Krisen- und Katastrophendiskurse beschäftigen sich Architektur und Design zunehmend mit technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Innovationen für zukünftige bauliche Umwelten. Medialexperimentelle künstlerische Entwurfspraktiken werden hierbei von der Innovationsökonomie aufgegriffen und für die technologiegetriebene Planung optimierter Lebenswelten eingesetzt, wodurch sie an kritischem Potenzial einbüßen. Mit Blick darauf geht der Beitrag der Frage nach, wie das mediale Experimentieren als eine kritisch-reflexive Praktik des Entwerfens neu bestimmt werden kann. Anhand von Fallbeispielen werden dokumentarische und aktivistische Formen in Architektur und Design untersucht, die mittels digitaler Techniken der Modellierung, Simulation und Visualisierung darauf abzielen, mediale wie gesellschaftliche Macht- und Ungleichheitsprozesse aufzuzeigen und einen sozialen und politischen Wandel herbeizuführen. Der Beitrag fragt nach Narrativen, Medien und Praktiken der Gestaltung des Zukünftigen, die sich nicht in das ökonomische Innovationsdispositiv eingliedern, sondern umgekehrt versuchen, gegenöffentliche Zukunftsimaginationen zu prägen und alternative Öffentlichkeiten zu ermöglichen.
- Journal IssueZukünftige Medienästhetiken(2021)