2019/2 ­— Neue Rechte und Universität

Recent Submissions

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    No Platforming. Safe Campus and Ambivalent Twists on Freedom of Speech
    Aydemir, Asli Telli (2019) , S. 107-120
    Dieser Beitrag zeichnet die Entstehung und Entwicklung strategischer Ansätze des No Platforming seit den 1970er Jahren nach. Während Gegner*innen argumentieren, dass No Platforming die Ideale eines öffentlichen Diskurses missachte, betrachten Verteidiger*innen es als legitime Strategie der Schadensbegrenzung (harm-prevention). Jedoch behandeln beide Seiten die Debatte im Regelfall als Konflikt um freie Meinungsäußerung und nicht als Angelegenheit der Wissenschaftsfreiheit. Dabei sind inhaltlich und institutionell begründete Einschränkungen der Redefreiheit an der Universität durchaus üblich. Die Wissenschaftsfreiheit ist nicht mit dem allgemeinen Recht auf Redefreiheit gleichzusetzen, sondern sie schließt das Recht von Universitätsangehörigen ein, diskursiv und (inter-)diszipli-när auszuhandeln, welche Positionen und Vortragenden an der Universität Berücksichtigung finden. Eine Strategie des No Platforming sollte also aus liberaler Perspektive prinzipiell vertretbar sein, wenn sie dazu dient, eine Universitätskultur strenger disziplinärer Standards der Wissensproduktion zu bewahren. In diesem Fall kann sie ein effektives Mittel sein, um Vortragenden ohne ausreichende wissenschaftliche Qualifikation oder mit starkem politischem bias Glaubwürdigkeit abzusprechen und Aufmerksamkeit zu verwehren.
  • Article
    Neue Rechte und Universität. Einleitung
    Abend, Pablo; Beverungen, Armin; Burkhardt, Marcus; Kaerlein, Timo; Seitz, Tatjana; Taha, Nadine (2019) , S. 11-24
  • Article
    Aufklärung und Kosmopolitismus. Ein Gegensatz?
    Weidner, Stefan (2019) , S. 121-134
    Seit jeher befinden sich Aufklärung und Kosmopolitismus in einem Spannungsverhältnis. Angesichts der politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzungen der Gegenwart brechen diese Spannungen wieder auf, wie sich an Fragen der Grenzpolitik und der Zuwanderung aus der islamischen Welt zeigt. Dabei berufen sich die meisten politischen Lager auf die Aufklärung, aber nur wenige auf den Kosmopolitismus. Vor diesem Hintergrund versucht der folgende Essay, zwei grundlegende Texte zu diesem Thema neu zu lesen und das Verhältnis von Kosmopolitismus und Aufklärung vor dem Hintergrund aktueller Fragestellungen zeitgemäß zu bestimmen.
  • Article
    Krieg der Trolle. Digitale Reproduzierbarkeit und ›Memetic Warfare‹
    Wentz, Daniela (2019) , S. 135-148
    Sind Web-Meme als integraler Bestandteil digitaler (Bild-)Kultur nicht mehr wegzudenken, hat ihr Stellenwert im Kontext politischer Auseinandersetzung in den letzten Jahren doch eine völlig neue Dimension erreicht. Insbesondere als Instru-mente rechter Politik und Vehikel rechtsextremer Botschaften sind sie hier in der jüngeren Zeit dominant in Erscheinung getreten. Anhand von zwei Beispielen, dem amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 und dem Attentat von Christchurch 2019, analysiert der Beitrag aus medienwissenschaftlicher Perspekti ve die Mechanismen, die sie für politische Zwecke zurzeit so zentral machen.
  • Article
    The High/Low Toggle. Alt-Right Code Switching on 8chan
    Munn, Luke (2019) , S. 149-160
    Mit Bestsellern, Vortragsreisen und Wissenschaftler*innen, die rassistische Ideale mit pseudowissenschaftlicher Rhetorik in ausgefeilte neue Ideologien verwandeln, hat die Alt-Right vor kurzem eine Art intellektuelle Legitimation erreicht. Gleichzeitig enthält die Alt-Right eine starke anti-intellektuelle Tradition, die sich gegen eine vermeintlich manipulierte Version der Realität richtet, welche von offiziellen Institutionen wie der Universität weitergegeben werde. Dieser Beitrag argumentiert, dass die Alt-Right einen großen Teil ihrer Macht aus der Fähigkeit ableitet, schnell zwischen der hohen Kultur wissenschaftlicher Rationalität, akademischer Theorien und deren institutioneller Legitimität und der niedrigen Kultur populistischer Tropen, rohen Humors und pragmatischen Handelns zu wechseln. Um dieses Phänomen zu untersuchen, analysiert der Beitrag Einträge des /pol-Kanals von 8chan, dem Ground Zero des Alt-Right-Diskurses. Beim Scrollen durch diese Seiten bewegen sich Nutzer*innen hin und her zwischen logischen Argumenten und einfachen Witzen, zwischen wissenschaftlichen Literaturempfehlungen und Lebensstilvorschlägen. Obwohl diese Modi eigentlich gegensätzlichen Logiken folgen, ergänzen sie sich funktionell und führen dazu, dass Nutzer*innen sich langsam für eine rechtsextreme Position öffnen.
  • Article
    Was vom Semester übrig blieb
    Schüttpelz, Erhard (2019) , S. 161-162
  • Article
    Was sucht (und was findet) der Rechtspopulismus an der Universität?
    Knobloch, Clemens (2019) , S. 25-32
    Der vorliegende Text ist die bearbeitete Version eines Diskussionsbeitrags von Clemens Knobloch im Rahmen der Podiumsdiskussion »Denken Lassen – Meinungen Lassen?«, die am 21.01.2019 an der Universität Siegen stattgefunden hat.
  • Article
    »Meinungsfreiheit« und ihre Grenzen an der Universität. Ein Kommentar
    Vogel, Friedemann (2019) , S. 33-38
    Der Text geht in größeren Teilen zurück auf das Redemanuskript eines Debattenbeitrags, das der Autor im Januar 2019 auf der Siegener Veranstaltung Wissen schaftsfreiheit und Redefreiheit. Ein klärendes Gespräch vorgetragen hat.
  • Article
    Die Brauerei am Gerichtshof der Vernunft
    Schüttpelz, Erhard; Taha, Nadine (2019) , S. 39-46
    Der Beitrag ist ein Wiederabdruck der im Mai 2019 im Schweizer Monat veröffentlichten Replik. Zum Hintergrund: Im März 2019 publizierte Dieter Schönecker den Beitrag Der Schutz der Freiheit im Schweizer Monat und legte dar, wieso er Marc Jongen und Thilo Sarrazin an die Universität Siegen einlud. Von Schöneckers Argumenten waren die Autor*innen nicht überzeugt, worauf sie diese Replik verfassten.
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    Zensur! Oder: Wessen Freiheit?
    Weidemann, Carolin (2019) , S. 47-64
    Gab es in Deutschland einen Rechtsruck? Was heißt das? Der Artikel erörtert, in-wiefern sich der öffentliche Diskurs in den letzten Jahren nach rechts verschoben hat, und beleuchtet dafür zunächst die Entwicklung und den Erfolg der AfD und fragt dann nach der Rolle der Medien. Dabei diskutiert er die Berichterstattung der etablierten, großen Medien über die (Versuche der) Einflussnahme von Rechtspopulist*innen auf öffentliche Institutionen und den Widerstand dagegen am Beispiel der Artikel über die Auseinandersetzungen am philosophischen Seminar an der Uni Siegen und der journalistischen Kommentare über die Broschüre Alles nur Theater? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts, die die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus herausgegeben hat.
  • Article
    Sokal Squared, Jordan Peterson und die rechten Affektbrücken von Siegen
    Strick, Simon (2019) , S. 65-86
    Der kalkulierte Skandal um Denken und Denken lassen hat nichts mit ›Meinungs- freiheit‹ zu tun. Schöneckers Seminar folgte rechtspopulistischen Strategien, die ›metapolitisch‹ Aufmerksamkeiten generieren und Debatten steuern. Der Artikel ordnet Seminar und Redner daher dem Agitationsfeld zu, das als »Alternative Rechte” definiert wird. Diese Alternative Rechte stilisiert sich als bedrohte Minderheit, die von einem vermeintlich ›linken‹ Mainstream unterdrückt wird. Von einer Politik der Marginalisierung ›Anderer‹ wechselt sie in das Genre der Unterdrückungs-Performance. Seminar und Debatte stellen den Bühnenboden solcher rechten Affektproduktion, die hohe Anschlusswerte zeitigt. Der Artikel parallelisiert die Vorgänge von Siegen mit dem Sokal Squared Hoax, der 2018 ähnliche ›Oppressionsszenarien‹ – z.B. durch Gender Studies – in den USA pro- duzierte. Anhand einer Lektüre dieser academic malpractice und einer kurzen Analyse des aufhaltsamen Aufstiegs des Psychologen Jordan Peterson, argumen- tiere ich, dass die Alternative Rechte ›Ereignisse‹ wie Siegen strategisch herstellt. Sie befeuert ein Diskursklima, in dem kritische Geisteswissenschaften als zugleich ›tyrannisch‹ und ›lächerlich‹, und sie selbst als ›Opfer‹ erscheinen, um zensorisch in die Forschungspolitik einzugreifen.
  • Article
    Der Ort der Navigationen
    Schröter, Jens (2019) , S. 7-10
  • Article
    Anderes Wissen. Zur Materialität und Hantologie der Erfahrung
    Gaafar, Rania (2019) , S. 87-106
    Die Vorgänge an der Universität Siegen im Wintersemester 2018/19 haben Fragen zur Debatte um Meinungsfreiheit und den Einzug rechtspopulistischer Positionen in der Akademie aufgeworfen. Der Beitrag versucht sich dem Thema durch Beobachtungen anzunähern und diese gegenüber den postkolonialen medialen Künsten zu diskutieren. Die künstlerische Forschung generiert ein anderes digitales Wissen, das die Erfahrung des Anderen nicht nur sichtbar werden lässt, im Gegensatz zur UnSichtbarkeit und Negativität des Anderen in der Siegener Debatte, sondern vielmehr neue agentielle mediale Praktiken her-vorbringt. Diese ermöglichen die vielschichtige subjektive Existenz und Erfahrung von Alterität jenseits der Sprache zu untersuchen.
  • Journal Issue
    Neue Rechte und Universität. Navigationen
    (2019)
    In dieser Ausgabe der "Navigationen" sammeln wir Ressourcen gegen die Vereinnahmung der Universität durch die so genannte Neue Rechte. Auslöser für das Themenheft sind die Geschehnisse rund um ein Seminar, das im Wintersemester 2018/19 unter dem Titel „Denken und Denken lassen. Zur Philosophie und Praxis der Meinungsfreiheit“ an der Universität Siegen angeboten wurde. Das Seminar wurde von einer Vorlesungsreihe flankiert, in der „dezidiert konservative oder rechte Denker“ eine Bühne bekamen, u.a. Marc Jongen von der AfD, und der Autor Thilo Sarrazin. Ein zentrales Anliegen dieser Ausgabe ist es, die Siegener Ereignisse zu dokumentieren, wissenschaftlich aufzuarbeiten und in verschiedenen Hinsichten zu kontextualisieren: diskursstrategisch, geographisch, historisch und politisch. Hierzu versammelt das Heft Beiträge diverser Forschungsdisziplinen – explizit auch von Vertreter*innen derjenigen Disziplinen, deren Existenzrecht von Teilen der Siegener Vortragenden in Zweifel gezogen wird. Um die Diversität der betroffenen Zugänge zu repräsentieren, sind über die Medienwissenschaft hinaus Beiträge aus der Islamwissenschaft, den Gender Studies, der Linguistik und der Soziologie im Heft vertreten.