24/2 - Liefern. Logistiken, Daten und Politiken
Recent Submissions
- ArticleAusgeliefert. Liefern und Care-Arbeit als filmische Infrastrukturkritik in Sorry We Missed YouHasebrink, Felix; Rünker, Maximilian (2024) , S. 103-119Der Beitrag nimmt die Amazon-PR-Webserie Meeting the Moment (2020) zum Anlass, nach kritischen Einsätzen audiovisueller Darstellungen von Lieferinfrastrukturen zu fragen. Dafür werden die Amazon-Videos mit dem Spielfilm Sorry We Missed You (2019, Ken Loach) kontrastiert. Sowohl die PR-Kampagne als auch der Film betonen die Rolle von individuellen Mitarbeiter:innen in den logistischen Abläufen des Online-Versandhandels. Sorry We Missed You inszeniert jedoch ein prekäres Liefersystem, das menschliche Körper unzumutbaren Gefährdungen aussetzt. Der Beitrag untersucht diese Form der filmischen Infrastrukturkritik anhand konkreter "Infrastrukturszenen", in denen Sorry We Missed You die Tätigkeit des Paketauslieferns mit häuslicher Pflege und Care-Arbeit verschränkt.
- ArticleThe Worker as Futurist Project: Interview with Max Haiven about Writing with Amazon Workers as Practice of Radical ImaginationHaiven, Max; Bareikytė, Miglė; Bee, Julia (2024) , S. 121-133The interview with Max Haiven focuses on resistance practices in the delivery market and the project The Worker as Futurist. It also draws attention to the fact that Amazon, as the world’s largest provider of media such as books and films, works significantly on the image of delivery and also shapes the socio-political fu- ture in the image of logistics. In this conversation, Haiven and the volume’s co- editors discuss how Amazon, as a global corporate actor, uses specific practices and aesthetics to hijack the power of the imagination in order to shape the future of delivery and logistics. Against this background, Haiven introduces the project The Worker as Futurist, in which Amazon workers write and publish speculative fiction stories. Working in the tradition of workers’ fiction, Haiven and his collab- orators work against the images with which Amazon closes off a variety of fu- tures.
- ArticleThe "Not so Hidden" Work of Food DeliveryDenecke, Mathias (2024) , S. 135-148Delivery workers cannot be overlooked. While they shape our cityscapes, this work is often depicted as invisible. Before the backdrop of the discussion about hidden work, the question is: what does invisibility mean in case of food delivery? To explore this, I refer to the perspective of workers writing about their experi- ences in the Workers’ Inquiries. I show that delivery work is characterized by various forms of visibility and invisibility, knowing and not-knowing, as well as awareness and unawareness. Companies like Uber Eats, Foodora or Deliveroo promote the idea of delivery without human workers. For courier drivers them- selves, the algorithmic organization of their work proves to be opaque; at the same time, they are dependent on the app interface. For delivery services, work- ers whose location and delivery times are captured are transparent. And custom- ers may take the convenience of delivery for granted.
- ArticlePizzaliefern ist politisch. Zur Kommodifizierung und Finanzialisierung sozialer ReproduktionStrüver, Anke (2024) , S. 151-162Digitale Plattformen, die ortsbasierte Dienstleistungen wie die Lieferung von Mahlzeiten on-demand als Gigs vermitteln, ermöglichen wirtschaftliche Beziehun- gen, die auf den Relationen zwischen Kommerz, Kode und Körperlichkeit und damit auch auf klassenbasierten, vergeschlechtlichten und rassifizierten Normen beruhen. Dieser Beitrag verfolgt die These, dass digital vermittelte Essensschnell- lieferungen nicht nur aufgrund der vielfach kritisierten prekären Arbeitsbedingun- gen für Lieferant:innen politisch sind. Vielmehr handelt es sich dabei auch um die Normalisierung der Externalisierung, Kommodifizierung und Finanzialisierung von sozialer Reproduktionsarbeit. Anhand eines feministisch-materialistischen Blickes auf plattformvermittelte Dienstleistungen und die Vermarktlichung von sozialer Reproduktion sowie von Erkenntnissen zu Essensschnelllieferdiensten in österrei- chischen Großstädten wird die daran gebundene Entpolitisierung der Krise der sozialen Reproduktion diskutiert.
- ArticleAusgeliefert? Ein Gespräch über Widerstandsformen im LieferkapitalismusRanderath, Sebastian; Yalcin, Semih (2024) , S. 163-175Mit der Reorganisation von Lieferarbeit durch Plattformen gehen zunehmend prekäre und immer kurzfristigere Beschäftigungsformen der sogenannten Gig- work einher, deren Ausführung an mobile Medien gebunden ist. Diese mobilen Medien tracken und verwerten Lieferarbeit. Apps werden durch das permanente Tracking raum-zeitlicher Daten während der Gigwork zu zentralen Medien der Überwachung und Kapitalisierung von Lieferarbeit. Dadurch kommt es zu einer Atomisierung, d.h. Vereinzelung der Arbeiter:innen während ihrer Arbeit im (ur- banen) Raum. Wie immer wieder argumentiert wurde, erschweren die prekären Beschäftigungsformen und die Atomisierung der Arbeiter:innen durch mobile Medien deren Vergemeinschaftung. Dennoch formieren sich in den letzten Jahren unterschiedliche Arbeitswiderstände in der app-basierten Lieferarbeit. Insbeson- dere in Deutschland kommt es neben informellen Widerständen zunehmend zu gewerkschaftlich organisierten Widerständen von Lieferarbeiter:innen. In diesem Gespräch reden wir mit unterschiedlichen Akteur:innen der organisierten Wider- stände von deutschen Lieferarbeiter:innen über Konflikte, Widerstände und die Bedeutung app-basierter Lieferarbeit.
- ArticleMaking Time Work: Ethnographic Explorations of Temporal Experiences in Delivery WorkMiežytė, Živilė (2024) , S. 177-189This article is based on ethnographic fieldwork among food delivery drivers in Vil- nius, Lithuania. The fieldwork included working as a food delivery driver for two delivery platforms. I discuss how the riders engage with the temporal structure of delivery work, which determines the day-to-day experiences but also permeates their work lives. While some drivers’ actions aimed at creatively manipulating platform temporalities seem likeare income maximization strategies, others can- not be reduced to financial motivation. Focusing on temporal agency, I examine how riders craft narratives around time, using them to draw boundaries with the platform, establish themselves as hard workers, and create a sense of meaning.
- ArticleNachruf auf Jochen Venusohne Autor (2024) , S. 191-191
- ArticleWelten liefern. Choreographische Kontrolle und Produktion im logistischen KapitalismusEgert, Gerko (2024) , S. 27-46Der Beitrag untersucht die medialen und technischen Operationen des Lieferns aus der Perspektive der Bewegung. Anhand von drei choreographischen Medien- praktiken (die Logistik-Datenplattform Xeneta, Ubers Fahrlenkung, Googles Sidewalk Lab) wird das Zusammenspiel von Kontrolle und Produktion (in) der Bewegung betrachtet und damit der These nachgegangen, dass das Liefern so- wohl das Gelieferte als auch seine räumlichen Konstellationen verändern. Statt das Liefern als eine möglichst effiziente Bewegung zur Überb rückung räumlicher Koordinaten zu verstehen, steht die Produktivität der Bewegung selbst im Zentrum der Analyse. Geliefert wird nicht nur ein Produkt, sondern ebenso die (Um-)Welt des Lieferns selbst. Diese manifestieren sich in Free Trade Zones, ur- banen Architekturen und Straßen ebenso wie in Datenplattformen, Gesetzen und Gesellschaftsvisionen. Welche Bewegungseffekte werden durch die Medien und Techniken des Lieferns erzeugt und wie tragen sie zum gegenwärtigen logisti- schen Kapitalismus bei?
- ArticleAutomated Delivery: Amazon’s Urban StackBeverungen, Armin (2024) , S. 47-62In recent years, Amazon has vastly expanded its last mile delivery capabilities. While much of its logistical infrastructure is concentrated outside of cities, with fulfilment centres impinging upon the fringes of urban areas, its more recent ex- pansion has brought Amazon right into cities. Amazon has built a material – both fixed and mobile – infrastructure that enables the flow of goods through the city and an algorithmic infrastructure that governs its last mile operations. In doing so, Amazon has enrolled existing infrastructural elements, transforming these along the way, and has introduced new elements in what now amounts to Amazon’s urban stack. This contribution explores three elements of this stack for last mile delivery – the door/porch, the locker and the van – to demonstrate how Amazon automates logistical cities. Once these elements become enrolled in this stack, au- tomation includes an attempted human automation through scripts and habits, and enables an extensive data extraction and continuous machine learning.
- ArticleDer Weg des Buches. Bibliotheken zwischen Prozessarchitektur, Flow Charts und SerendipityWiemer, Hannah (2024) , S. 63-80In Entwurfstexten, Planungszeichnungen und Debatten zur Architektur der West- berliner Staatsbibliothek und anderer Bibliotheksneubauten der Nachkriegszeit ist immer wieder vom Weg des Buches die Rede. Bezeichnet wird damit eine Kons- tellation aus Raumfolgen, Transportvorrichtungen und bibliothekarischen Arbeits- schritten, die im Zusammenspiel die Bewegung von Büchern und anderen Leih- medien durch das Gebäude organisiert. Mit anderen Worten, der Weg des Buches beschreibt einen durch Medien und Praktiken geformten bibliothekari- schen Lieferprozess. Geliefert wurden konkrete Objekte, vor allem Bücher und Zeitschriften, aber der Prozess ist auch geprägt von Fragen nach den Bedingungen und Möglichkeiten der Zirkulation von Wissen. Der Beitrag will darlegen, auf wel- che Weise dieser schwer greifbare Weg die Staatsbibliothek in West-Berlin prägt, aber auch zeigen, inwiefern er auf Transformationen im Bibliothekswesen und in der Bibliotheksarchitektur der Nachkriegszeit hindeutet.
- ArticleIntroduction. When Delivery Meets Logistics: on Infrastructures, Aesthetics, and LaborBareikytė, Miglė; Bee, Julia (2024) , S. 7-23
- ArticleFlattening the Map: How Human Movement is Turned Into a Logistical Problem; the Cases of Asylum and Humanitarian ReliefPfeifer, Michelle; Ward, Patricia (2024) , S. 81-99Why is human movement increasingly conceived of as a logistical problem? Global forms of human movement have been occurring for centuries, but popular dis- course and policies often construct contemporary human movement as excep- tional: an unprecedented global problem that requires new techniques of management and logistics. Scholarship situates logistics as a site that articulates social relations of power and differentiates human worth. In this paper, we ask how human movement becomes transformed into a logistical matter in the first place. Following calls within critical logistics scholarship to not just follow contain- ers but also techniques like containment, this paper considers mapping techniques that transform human movement into problems viewed through a logistical lens. We explore these mapping techniques in the context of transnational humanitari- an response operations and EU asylum procedures. We find that mapping tech- niques visibly construct humans on the move as issues of circulation and distribu- tion: a logistical framing which invisibilizes the figure(s) of the human(s) situated in these circulations and distributions. At the same time, we find that mapping tech- niques both make and unmake human movement because mapping imbues (and is imbued with) ambivalent, ever-changing directional and hierarchical assumptions and logics related to the configuration and organization of social relations. We ar- gue that it is this very differentiation of humanity that logistification – through techniques of mapping – produces and enacts: the value and attention to certain human lives versus others based on logistics.
- Journal IssueLiefern. Logistiken, Daten und Politiken(2024)Liefern umfasst Medienpraktiken der Mobilität, Daten und Geopolitiken. Lieferpraktiken verändern Arbeit, Imaginationen und städtische Räume. In dieser Ausgabe geht es um die letzte Meile zwischen Logistik, plattformisierter Arbeit und widerständigen Praktiken. Texte aus den Medienwissenschaften, Border- und Mobility Studies sowie zu logistischen Regimen werden in dieser Ausgabe mit Gesprächen mit Liefernden und zu aktivistischer Forschung mit Amazonarbeiter:innen kombiniert.