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Angelus novus in der digitalen Wirklichkeit

Abstract

Ausgehend von Husserls Lebensweltbegriff und Blumenbergs Kritik daran zeichnet der folgende Essay die Entwicklung von der Mathematisierung der Naturwissenschaften bei Galilei bis zur Digitalisierung nach, die beide die Lebenswelt performativ so gestalten, dass es zunehmend überflüssig wird noch von Virtualität zu sprechen, die längst in der Realität aufgegangen ist. Dergleichen bleibt auch nicht ohne Auswirkungen auf revolutionäre Hoffnungen, wie sie im Anschluss an die Digitalisierung Paul Mason formuliert. Vergeblich setzt Walter Benjamin 1921 solchen marxianischen Perspektiven messianische und anarchische entgegen, um 1940 zu einem Engel der Geschichte Zuflucht zu nehmen, der sich heute bei seiner musealen Tätigkeit selbstredend auf die Digitalisierung stützen würde. Heidegger behält Recht, dass an die Stelle des Denkens das Rechnen getreten ist, ja eine durchgehend digitalisierte Lebenswelt, wenn man Husserls Begriff gemäß der Kritik von Blumenberg, aber diese affirmativ liest. Wenn man dabei auf eine Anthropologie verzichtet, muss Heideggers Diktum nicht zur Warnung gereichen.


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Schönherr-Mann, Hans-Martin: Angelus novus in der digitalen Wirklichkeit. In: Beinsteiner, Andreas;Blasch, Lisa;Hug, Theo;Missomelius, Petra;Rizzolli, Michaela: Augmentierte und virtuelle Wirklichkeiten. Innsbruck: Innsbruck University Press 2020, S. 77-88. DOI: http://dx.doi.org/10.25969/mediarep/19933.
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