2018 | 28 | Themenheft

Recent Submissions

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    Das andere Geschlecht im Altarraum – exklusive Textilien als inklusive Medien. Studien zum Gösser Ornat
    Eggert, Barbara Margarethe (2018)
    Der Beitrag zeigt wie ikonographische Programme auf Kirchengewändern und Paramenten des Altares funktionalisiert werden konnten, um Gegenentwürfe zu gängigen sozialen Anerkennungsverhältnissen und Hierarchien zu visualisieren. Eine ästhetische Strategie hierfür, das Abwandeln gängiger Bildformeln, wird anhand des sogenannten Gösser Ornats (zwischen 1239 und 1269, Museum für Angewandte Kunst, Wien) erläutert.
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    Das rassifizierte Fremde im Bild. Zur Genese differenzbildender Konzepte in der Kunst des 15. Jahrhunderts am Beispiel des Malers Hans Memling
    Avkiran, Melis (2018)
    Hans Memlings Triptychon mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige (ca. 1470, Museo del Prado, Madrid) besitzt aus soziologisch-kulturwissenschaftli-cher Perspektive eine historische Bedeutung für vormoderne Alteritäts- und Fremdheitskonzepte. Im Zentrum der Diskussion steht die Darstellungsweise des ›schwarzen Königs‹ innerhalb der christlichen Ikonographie der Drei Kö-nige. Der Beitrag fokussiert differenzbildende Konzepte menschlicher Kultur im (spät)mittelalterlichen Europa zu einem Zeitpunkt, als sich Körperfarbe von ei-nem individuellen Merkmal zu einer kollektiven Kategorie wandelte. Im Zuge dieser Entwicklung wurde diese Vorstellung ethnisiert und Teil einer kulturel-len Fremdheitskonstruktion. Vor diesem Hintergrund erzeugt das Gemälde vi-suell erfahrbare Differenzen und artikuliert qua entworfener Kontrastfigur ein spezifisches Verhältnis von Fremdem/Eigenem. So wird der ›schwarze König‹ als Anderer innerbildlich markiert und konstruiert. Memling greift hier auf ak-tuelle soziale und kulturelle Differenz markierende Konzepte zurück, um das Gemälde (über die Heilsbotschaft hinaus) mit politischen und sozialen Implika-tionen aufzuladen. Auf diese Weise wird im und mit dem Gemälde die Ab-/Aus-grenzung einer sozialen Gruppe betrieben und die hierarchische Ordnung der christlichen Welt bestätigt.
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    Fehlende Verweise, rudimentäre ›Markierungen‹: aufgeweichte Grenzverläufe zwischen Kunst und Alltag
    Schütze, Irene (2018)
    In der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts wurden Grenzverläufe zwischen Kunst und Alltag vielfach ausgehandelt: Sie wurden verschoben, überschritten oder neu justiert. Heutzutage erscheinen diese Grenzen in manchen Fällen ob-solet: Der Querverweis auf die andere Sphäre als ›fremdes‹ Feld entfällt oder wird nur noch durch unvollständige ›Markierungen‹ angedeutet. Dies kann – muss aber nicht notwendigerweise – zu Konstellationen führen, die ethische Fragen aufwerfen.
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    Ikonische Stadtstrategien. Das Fassadenplakat und die Musterfassade als Instrumente machtpolitischer Repräsentation
    Häger, Benjamin; Jürgens, Claudia (2018)
    Fassadenplakate und Musterfassaden erfüllen lange vor der möglichen Reali-sierung des Baukörpers eine hochästhetisierte (Re-)Präsentation, um den öf-fentlichen Diskurs zu beeinflussen, Alternativen zu marginalisieren und die gewünschte Materialisierung und Bedeutungsaufladung vorzubereiten. Diese sogenannten ›Fassadisierungen‹ repräsentieren nicht nur das Gewesene und das von einflussreichen Akteuren/innen Gewünschte, sie scheinen tatsächlich auch über das Potenzial zu verfügen, Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und Machtkonstellationen in der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische Diskurse auszurichten und etwaige Entscheidungen strategisch zu beeinflus-sen. Fassadenplakate und Musterfassaden in diesem Sinne als ikonische In-strumente und machtpolitische Repräsentation begriffen, sind von großer ge-sellschaftlicher Relevanz. In Berlin kommen seit den 1990er Jahren vermehrt sogenannte Fassadenplakate und Musterfassaden zum Einsatz, um für den (Wiederauf-)Bau von Gebäuden zu werben. Zwischen verschiedenen materiel-len Formen und Strategien kann unterschieden werden. Prominente Simulati-onen sind die des Schlosses von 1993-1994 und die seit 2001 aufgestellte Ber-liner Bauakademie. Sie sollten daher entsprechend ernst genommen und kri-tisch als Kristallisationspunkt sozialen Aushandelns betrachtet werden.
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    Interesse an und in einem Bildarchiv für Migrant/innen und Flüchtlinge
    Römer, Stefan (2018)
    Mit der Aussage »Wir schaffen das« begrüßte die Bundeskanzlerin Angela Merkel im Sommer 2015 die vielen in Deutschland ankommenden Flüchtlinge und definierte damit eine ›Willkommenskultur‹. Um ihre beschwerliche Reise zu dokumentierten, hatten sie unterwegs ihre Fotografien auf Social Media hoch-geladen. Die hier vorgelegten Pläne für ein digitales Archiv der Bilder von Flüchtlingen sowie Migrant/innen und Staatenlosen zielen darauf ab, einen komplexen Dis-kussionsprozess zu initiieren. Denn in der aktuellen Situation, die durch große Flüchtlingsbewegungen gekennzeichnet ist, bleibt bisher ein entscheidender Aspekt unberücksichtigt: Wo und wie können die Erlebnisse der Flüchtlinge do-kumentiert und archiviert werden? Zunächst sollte das Archiv die Möglichkeit bieten, diese Bilder mit Mobilgeräten hochzuladen, sie mit ihm zu verlinken, öffentlich zugänglich zu machen und auf Dauer im Internet zu archivieren. Bei der Definition der Kriterien eines solchen digitalen Archivs wird nach den kul-turtheoretischen Thematiken von Migration, Rassismus und Fremdenfeindlich-keit ebenso gefragt wie nach den Gründen, die diese Menschen dazu bringen, ihr Zuhause zu verlassen; sowohl kunstkritische als auch fototheoretische As-pekte spielen eine konstitutive Rolle. Der Essay geht davon aus, dass die Be-troffenen selbst die Leitung dieses Projekts übernehmen sollen. Technische As-pekte wurden hier ausgeklammert, erscheinen für eine folgende Diskussion aber essentiell.
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    Mythos und Bild. Roland Barthes’ Semiologie bildlicher Stereotypisierung
    Jöckel, David (2018)
    In der Rezeption von Roland Barthes’ Schriften hat die Dominanz der HELLEN KAMMER zwei für die Analyse der bildlichen Produktion von Stereotypen ge-wichtige Texte aus den frühen sechziger Jahren in den Hintergrund treten lassen. In DIE PHOTOGRAPHIE ALS BOTSCHAFT und DIE RHETORIK DES BILDES hat Barthes minutiös und mit analytischer Strenge die Produktion von Stereotypen durch bestimmte bildliche Techniken analysiert. Die semiologische Analyse des co-dierten Sinns von Bildern ist in dieser mittleren Phase von Barthes’ Werk noch strenger und systematischer am Projekt einer verallgemeinerten Semiologie orientiert und eng verbunden mit der ideologiekritischen Untersuchung gesellschaftlicher Mythen. Der Aufsatz möchte den Zusammenhang, den Barthes’ bild- und insbesondere photographietheoretischen Arbeiten mit seinen my-thenkritischen Texten unterhalten, rekonstruieren. Mehr noch als durch Texte lassen sich durch Photographien aufgrund ihrer Anmutung einer ›reinen‹ Ab-bildung und unentstellten Denotation solche kulturellen Stereotypisierungen fixieren und mit der Aura des Natürlichen belehnen. Dem Aufweis dieser, wie Barthes sie nennt, politisch und ethisch brisanten ›naturalisierenden Funktion der Denotation in Bezug auf die Konnotation‹ gilt nun gerade die in der vorlie-genden Studie angestrebte Rekonstruktion von Barthes’ semiologischer Ana-lyse von photographischen Bildern, in der sich Semiologie, Mythenanalyse und Photographie als drei zentrale Stränge seines Werks verzahnen.
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    Osman Hamdi Beys TÜRKISCHE STRASSENSZENE. Der Teppich als Verhandlungsort kultureller Identitäten im ausgehenden 19. Jahrhundert
    Schütz, Anna Christina (2018)
    Im Zentrum des Aufsatzes steht der sogenannte ›Orientteppich‹, der als Gegen-stand der kunstgeschichtlichen Forschung und als Motiv in der Malerei des 19. Jahrhunderts in den Blick genommen wird. Der Teppich erscheint einerseits als Grund, auf dem nationale Identitäten verhandelt werden, andererseits ist er ein Scharnier, das verschiedene Darstellungsparadigmen miteinander verbindet. Ausgehend von Osman Hamdis TÜRKISCHER STRASSENSZENE wird der Teppich als Sammlungsgegenstand eingeführt und seine Position innerhalb des kunsthistorischen Diskurses untersucht. Anschließend wird der Teppich als Bildmotiv in der französischen und osmanischen Malerei vergleichend in den Blick genommen. Aufgrund seines ornamentalen Musters avanciert der Tep-pich zur Denkfigur bildlichen Darstellens, erzeugt seine Darstellung doch ein Spannungsfeld zwischen Farbe und Linie, Fläche und Raum, Perspektive und Ornament, in dem sich die Grenzen zwischen dem Eigenen und dem Anderen letztlich auflösen.
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    Politik der Schönheit: Zur Konstruktion einer ›wissenschaftlichen‹ Bildästhetik schöner weiblicher Körper um 1900 am Beispiel des Gynäkologen Carl Heinrich Stratz
    Sturm, Birke (2018)
    In diesem Beitrag wird am Beispiel ausgewählter Schriften des Gynäkologen Carl Heinrich Stratz analysiert, wie dieser anhand von Fotografien politische, kulturelle und gesellschaftliche Grenzen in Darstellungen des Schönen respek-tive des Nicht-Schönen übersetzt. Zunächst wird ein Einblick in die Verflech-tung des Stratz’schen Schönheitsideals mit Werten des deutschen Bildungs-bürgertums um 1900 gegeben. Im Anschluss daran werden verschiedene Merkmale betrachtet, die Stratz beschreibt, um äußere Anzeichen des Nicht-Schönen mit Wertigkeiten zu versehen, die bildungsbürgerlichen Werten wi-dersprechen. Abschließend wird seine Vorgehensweise, die ein anthropomet-risches Verfahren mit dem Evidenz versprechenden Medium der Fotografie kombiniert, genauer untersucht. Dabei soll deutlich werden, dass Stratz unter Rückgriff auf Bilder von normierten Vorstellungen weiblicher Schönheit Alteri-täten konstruiert, bei denen es keineswegs schlichtweg um oberflächlich schöne vs. nicht-schöne Körper geht. Vielmehr ist diese ›Veranderung‹ von als nicht-schön bezeichneten Körpern in politisiertem Sinne als Stärkung eines he-teronormativen, bürgerlichen, eurozentrischen und deutsch-nationalen Welt-bildes zu verstehen.
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    Queere Interventionen im kommunistischen Polen – Krzysztof Jung und sein ›plastisches Theater‹
    Austermann, Julia (2018)
    Der Beitrag rekonstruiert die Bedeutung der polnischen Kunst als queere Inter-vention im kommunistischen Polen anhand des ›plastischen Theaters‹ von Krzysztof Jung (1951-1998). Dabei gilt es zunächst die spezifisch queere Ikono-grafie der Performances anhand ausgewählter Fotografien zu analysieren. Wie genau werden Konzepte homosexueller Identität vor der Kontrastfolie der He-teronormativität in den Fotografien verhandelt? Inwiefern werden Grenzen zwi-schen dem Eigenen und Anderen, zwischen Homo- und Heterosexualität sowie ›Ost‹ und ›West‹ in den Fotografien konstituiert bzw. transformiert? Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt auf den affektiven Elementen, die durch Inter-view-Auszüge ermittelt werden. In Anlehnung an BUTLER (2016) waren Vulnera-bilität und die Konstruktion einer Infrastruktur der Solidarität, so die These, we-sentliche Elemente für Jungs ästhetischen Protest und die Konstitution einer Gegen-Öffentlichkeit (vgl. FRASER 1990). Krzysztof Jung leistete mit seinen (semi-) öffentlichen Aktionen einen wichtigen Beitrag, um homosexuelle Ex-klusion und Begehrensformen im kommunistischen Polen performativ zu the-matisieren und unterstützte damit die sich allmählich etablierende Homosexu-ellenbewegung. Einem humanistischen Ideal folgend können seine Aktionen als körperlicher und symbolischer Protest gegen ein totalitäres und konformis-tisches System verstanden werden.
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    Tizians PORTRÄT DER LAURA DIANTI. Aneignung und Transformation zwischen Orient und Okzident
    Engel, Sabine (2018)
    Es ist die exotisch anmutende Schönheit Laura Diantis, die orientalische mit okzidentalischen Elementen verbindet und das Porträt von ihr mit dem schwar-zen Pagenkind (um 1523-1529) zu einem der bestechendsten Bildnissen aus dem OEuvre Tizians macht. Ihre Wirkung wird zudem durch den Umstand ge-steigert, dass sie zwar ›nur‹ die Tochter eines ferraresischen Hutmachers war, doch zugleich die Geliebte Alfonsos I. d’Este, nun als orientalische Herrscherin inszeniert. Als Referenzsystem wurde das osmanische Reich gewählt, da der Westen fasziniert war von Reichtum und Luxus der dortigen Herrscher. Tizian glich dabei die osmanischen Versatzstücke dem kulturell Eigenen in dem Maße an, dass glaubhaft gemacht werden konnte, die Schöne käme aus einem fernen Land, ohne dem Betrachter das Gefühl der Alienität zu vermitteln. Auf diese Weise sollte eine Akzeptanz der Dianti in höfischen Kreisen ermöglicht, ihre niedrige Herkunft vergessen gemacht werden. Cecil Gould zufolge nahm Tizian es mit der Darstellung einzelner orien-talischer Ethnien nicht sonderlich genau, sondern malte lediglich eine »exoti-sche Anthologie« (exotic anthology; GOULD 1980). Demgegenüber kann im Nachfolgenden gezeigt werden, dass er sich mit dem PORTRÄT DER LAURA DIANTI als exzellenter Kenner der osmanischen Welt erwies.
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    Von der Fähigkeit, einen Stuhl zu ignorieren. A. N. Whiteheads Konzept der Wahrnehmung als symbolisierender Tätigkeit und die Art, wie wir Bilder als Bilder sehen
    Nordsieck, Viola (2018)
    Im Denken A. N. Whiteheads ist Wahrnehmung nicht einfach das passive Auf-nehmen äußerer Reize oder Sinnesdaten, sondern selbst eine Tätigkeit. Doch ist diese auch nicht allein ›aktiv‹ im Sinne einer spontanen Tätigkeit des Ver-standes. Wahrnehmung als ›symbolisierende‹ Tätigkeit reagiert auf die Welt, die wir erfahren, und formt sie zugleich. Diese Tätigkeit lässt sich als eine Form von Urteilskraft im kantischen Sinne beschreiben: eine Tätigkeit des Unterscheidens und Einordnens auf der Suche nach den je eigenen Prinzipien eines Schemas. Damit wird unsere Fähigkeit, Bilder als Bilder wahrzunehmen und dabei ihren Kontext, ihre Erscheinungsweise und ihre mediale Übertra-gung zu reflektieren, als eine erlernte Praxis gedacht. So stellen sich Fragen im Kontext der Bildsemiotik, zum Beispiel die Frage nach dem Verhältnis des Bil-des zu unserer Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, auf neue Weise.
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    weiß zwischen schwarz zwischen weiß – Geschichten von Identität im Bild
    Licht, Leonie (2018)
    Künstlerische Bildproduktionen sind eine Form kulturellen Ausdrucks und als solche stehen sie immer wieder für Identität. In lokal und sozial verorteten Be-reichen erlangen sie eine bestimmte Ausdrucksform und folgen einer Ästhetik, die sich in ein kollektives Gedächtnis einschreibt. Dabei konkretisieren sie die Vorstellung des Eigenen und des Fremden. Treffen diese beiden innerhalb ei-nes Bildes aufeinander, geraten Rezeption und Interpretation ins Wanken: Die Konstruktion einer Identität in dem und über das Bild wird zweifelhaft. Als Kon-sequenz daraus verändert sich die Rolle des Bildes. Es zeigt in seiner Unein-deutigkeit nicht mehr nur eine Maske als Metapher zur Welt, sondern auch ein Dahinter. Es ist eine Äußerung, die über sich hinaus zeigt.