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Von der Liebe zum Medium: Zur Geschichte des discours amoureux zwischen Passions- und Kommunikationsgeschichte

Abstract

Die Erfindung der Liebe im modernen Sinne, der Liebe als Passion, im 18. Jahrhundert instituierte mit diesem Konzept ‚Liebe’ das Phänomen einer Konsens-Halluzination von enormer Anziehungskraft und nicht minder enormem diskursivem Normierungsvermögen. Sowohl die Briefromane auch die historischen Liebesbriefe der beginnenden Moderne dokumentieren, daß spätestens, seit die romantische Kunstlehre die Liebe zum zentralen Movens bürgerlicher Partnerwahl erhob, die Spannung zwischen authentischem und strategischem Ausdruck, die das Genre des Liebesbriefs charakterisiert, von dem virtuellen Zentrum eines immer neu beschworenen gemeinsamen Wissens von der Liebe organisiert wird. Das Medium nun, zu dessen Beschreibung der Begriff der Konsens-Halluzination 1984 ursprünglich geprägt wurde, der Cyberspace, repräsentiert einen Extremwert in jenem Gefüge der Internet-Kommunikation, dessen besondere Eigentümlichkeiten die Parameter der medial vermittelten Liebeskommunikation am Ende des 20. Jahrhunderts grundlegend veränderte, indem es den Inszenierungstechniken solcher Kommunikation, etwa durch die Möglichkeit des gender-switching, neue Räume erschloß. Der Vortrag wird das Verhältnis zwischen ‚Liebe’ und dem Medium Brief um 1800 entwickeln, um abschließend in einem Ausblick auf chatroom-Kultur und literarischen Cyberpunk am Ende des 20. Jahrhunderts Perspektiven auf Veränderungen und Konstanten dieses Verhältnisses zu umreißen.


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Landfester, Ulrike: Von der Liebe zum Medium: Zur Geschichte des discours amoureux zwischen Passions- und Kommunikationsgeschichte. In: Dichtung Digital. Journal für Kunst und Kultur digitaler Medien, Jg. 4 (2002), Nr. 5, S. 1-16. DOI: http://dx.doi.org/10.25969/mediarep/17561.
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