2018/2 ‒ Faktizitäten / Klasse

Recent Submissions

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    Alt-Right-Affekte. Provokationen und Online-Taktiken
    Strick, Simon (2018)
    Wie nähert man sich dem transnationalen und identitären Rechtsextremismus, der sog. Alt-Right? Der Aufsatz vergleicht zwei rassistische Internet-Pranks, und ihr Investment in Gefühl, Männlichkeit und ‹whiteness›. Die Alt-Right produziert affektive und atmosphärische Effekte, die gegenwärtige Medien- und Diskursklimata in Richtung antagonistischer Anordnungen von Race, Gender und Politik kippen lässt. Beide Beispiele evozieren ‹whiteness› als prekarisierte Subjektposition, indem sie strategisch und punktuell Situationen der affektiven Identifizierung mit rassistisch-identitären und antidemokratischen Diskursen produzieren. Diese affektiven Folgen der Online-Transgression erfordern ein Analysemodell, dass auf die kollektivierende Arbeit von Gefühlen ausgerichtet ist.
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    Anders zuhören. Tribe 8s ästhetische Praktiken: «Disidentification» und queere Klassenpolitiken
    Beyer, Atlanta Ina (2018)
    Klassen- und Identitätspolitiken werden häufig als getrennte Felder gestaltet und analysiert. Kulturelle Produktionen der querfeministischen Punkband Tribe 8 bilden zunächst keine Ausnahme: Sie scheinen Themen um Gender und Sexualität in den Fokus zu rücken. Eine doppelte Lesweise in der Analyse von Texten, Gesang und Kontroversen um einen ihrer Auftritte – eine Art re-framing –, legt jedoch die implizite Artikulation von Klasse bzw. Klassenthemen in ihren kulturellen und «ästhetischen» Praxen frei. Dadurch können «Disidentifikationen» mit einem vermeintlich einheitlichen Subjekt Frau bzw. Lesbe aufgezeigt und nach Potenzialen für Aushandlungen um «Klassenpolitiken mit queerer/feministischer Differenz» gefragt werden.
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    AUGENBLICKE. GESICHTER EINER REISE von JR und Agnès Varda als Repräsentation der «Klasse ohne Privilegien»
    Wiese, Doro (2018)
    In diesem Aufsatz wird argumentiert, dass der Dokumentarfilm AUGENBLICKE. GESICHTER EINER REISE von JR und Agnes Varda einen zukunftsweisenden Ausgangspunkt für die Analyse von Klassenverhältnissen liefert. Zum einen stellt die Dokumentation die Arbeits- und Lebensbedingungen einer Landbevölkerung zentral, denen gemeinhin die darstellende und vertretende Repräsentation fehlt. Durch den Rückgriff auf Traditionen der Straßenkunst und der Arbeiter_innenfotografie entwickelt der Film des Weiteren repräsentative Alternativen, die Gemeinschaftlichkeit und Öffentlichkeit herstellen. Die Dokumentation zeigt auf, wie wenig mediale und politische Aufmerksamkeit jener Klasse gegeben wird, die keine Privilegien hat. Sie verdeutlicht, wie wichtig die Klassenrepräsentation ist, um den Rückfall in autoritäre Regierungsformen zu verhindern.
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    Begehren des Marktes. NAKED ATTRACTION und Phantasmen der Klassenlosigkeit
    Waitz, Thomas (2018)
    Anhand einer Auseinandersetzung mit der britischen Reality Game Show NAKED ATTRACTION untersucht der Aufsatz, wie im Reality-Fernsehen, in dem Klassendifferenzen eine nicht unerhebliche Rolle spielen, diese mit großem Aufwand dethematisiert und in Fragen von Eigentlichkeit, Privatheit und vermeintlich klassenlose Formen des Begehrens überführt werden. Die Dating-Show wird dabei als Symptom für gegenwärtige Regierungstechnologien gelesen, in denen Konzepte von Privatheit und Intimbeziehungen entworfen werden, die sich vermeintlich außerhalb von Marktlogiken und Klassendifferenzen ansiedeln. Ausgerechnet die televisuelle Thematisierung von Nacktheit, Begehren und Privatheit trägt zur Herstellung dieses Konzepts in spezifischer Weise bei und erlaubt damit einen Ausblick auf die Klassenproduktionen des Fernsehens.
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    Die neuen Wahrheitskriege
    Pörksen, Bernhard (2018)
    Mit Donald Trump und Vladimir Putin regiere die Lüge, die Beliebigkeit der Postmoderne und der Relativismus des Konstruktivismus seien endgültig zum politischen Programm geworden, so heißt es. Aber stimmt das? Der Essay untersucht die Muster der Skandalisierung des postmodernen und konstruktivistischen Denkens. Er macht deutlich, dass die Kritiker der postmodernen und der konstruktivistischen Erkenntnistheorie den Einfluss von Epistemologien auf die Politik von Donald Trump und Vladimir Putin falsch einschätzen, weil sie sich von akademischen Spezialdiskursen nicht zu lösen vermögen. In dem hybriden Propaganda- und Politikstil eines Donald Trump oder Vladimir Putin sind Skepsis und Wahrheitszweifel lediglich ein Instrument zur Durchsetzung eigener Interessen und Ideologien.
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    Die Wahrheit des Relativen in der Krise der Fake News. Denken mit Alexandra Juhasz’ #100HARDTRUTHS - #FAKENEWS: A PRIMER ON DIGITAL MEDIA LITERACY
    Deuber-Mankowsky, Astrid (2018)
    Ecologies of practices sind, so Isabell Stengers, ein nicht-neutrales Werkzeug des Denkens. Als solches hilft es uns, Gewohnheiten des Denkens zu ändern und den Praktiken so ein neues Habitat bereitzustellen. Wie wäre ein Denken mit dem Internet in und nach der Krise der «Fake News» in diesem Sinn möglich? Ausgehend von Stengers methodologischer Bestimmung des Denkens als eine Praxis, die eine Relation zwischen Gehören-zu (Belonging) und Werden (Becoming) stiftet, zeigt der Beitrag, wie eine so verstandene Ökologie der Praktiken einen Ausweg aus dem Diskurs der ‹Fake News› weist. Was dies konkret für die Frage heißt, wie unter Bezugnahme auf diesen methodologischen Ansatz mit dem Internet gedacht werden könnte, wird im zweiten Teil am Beispiel des digitalen Projektes #100HARDTRUTHS - #FAKENEWS: A PRIMER ON DIGITAL MEDIA LITERACY von Alexandra Juhasz vorgestellt.
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    Doing Class. Hochschulzugang, Kunst und das Gewürz-Andere
    Sonderegger, Ruth (2018)
    Der Beitrag «Doing Class» stellt das Forschungsprojekt Art.School.Differences vor, das Ungleichheiten und Normativitäten an den Schweizer Kunsthochschulen untersucht hat. Zudem diskutiert der Beitrag die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse von Art.School.Differences über die drei sowohl forschenden als auch beforschten Schweizer Kunsthochschulen hinaus. Im Fokus steht dabei die Frage, wie wenig Institutionskritik zu Zeiten sich (mit Erfolgsmeldungen) vermarktender Hochschulen selbst dann geduldet wird, wenn die jeweiligen Institutionen diese Kritik in Auftrag gegeben haben und eigentlich stolz auf ihre damit demonstrierte Offenheit sein könnten.
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    Elemente einer Praxistheorie der Medien
    Gießmann, Sebastian (2018)
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    Fake-Dokus und ihr Beitrag zur Krise der Repräsentationskritik
    Sudmann, Andreas (2018)
    Fake Documentaries werden oft als hybride, repräsentationskritische Erzählform zwischen den Polen des Spielfilms- und Dokumentarfilms verstanden. Der Beitrag versucht diese verbreitete Zuschreibung kritisch zu hinterfragen, indem er zeigt, wie eben jene häufig als repräsentationskritisch qualifizierte Form des filmischen Erzählens sich gleichsam von vornherein strukturell aufhebt und auf diese Weise systemisch zu einer Krise der Repräsentationskritik beiträgt statt im Sinne eines deleuzianischen Projekts der Umgekehrung des Platonismus produktiv an einer Krise der Repräsentation mitzuwirken.
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    Faktizitäten – Einleitung in den Schwerpunkt
    Schauerte, Eva; Vehlken, Sebastian (2018)
    In der Rede von ‹Fake News›, ‹alternativen Fakten› oder ‹Truthiness› treffen sich derzeit Diskurse des Politischen und der Wissenschaft. Dabei steht stets im Fokus, welche Rolle Medien bei der Produktion, Distribution und Transformation von Fakten spielen. Der Schwerpunkt erkundet, wie mediale Praktiken, Techniken, Politiken und Ästhetiken Faktizitäten herstellen, untermauern oder untergraben und daher mit entscheiden, was für wahr gehalten werden kann.
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    Informationen, die Bilder haben. Zur Moderierbarkeit von visuellem Content
    Rothöhler, Simon (2018)
    Der Beitrag befasst sich mit dem soziotechnischen Ensemble sozialmedialer Content Moderation und fragt hier insbesondere nach dem besonderen Status des Digitalbildes. Weil dessen Maschinenlesbarkeit nach wie vor auf spezifische IoT-Anwendungskontexte und instrumentell-klassifizierende ‹Lektüren› begrenzt ist, wird mit Blick auf gegenwärtig umgesetzte Plattformpolitiken untersucht, wie sich die Moderation von bildhaftem Content zwischen menschlichen und nichtmenschliche Akteuren verteilt.
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    Klasse – Einleitung in den Schwerpunkt
    Bergermann, Ulrike; Seier, Andrea (2018)
    Objekte der Medienwissenschaft wie Forschende tragen einen Klassen-Marker. Was für race und gender zunehmend erprobt ist – Analysekriterien für mediale Artefakte, für Produktions- und Rezeptionsformen, für epistemologische Strukturierungen bis hin zu Möglichkeitsbedingungen der Wissensproduktion –, steht für die Kategorie der class zur Diskussion: die Geschichte ihres Klassifizierens, die Naturalisierung und Internalisierung der Klassizismen, die Gegenwart von lokalen und neuen globalen Prekarisierten, von Hochschulzugängen.
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    Klassensprachen. Punkt
    Streeruwitz, Marlene; Deuber-Mankowsky, Astrid (2018)
    Die Verschränkung von Klassen- und Geschlechterfragen ist für Marlene Streeruwitz ein zentraler Aspekt: sowohl in ihrer Bearbeitung der Stoffe und Motive von Prekarisierung, Neoliberalismus und «Austrianness» als auch in ihrer Arbeitsweise, der «Dekonstruktion der Unterhaltungsprodukte», die durch den reflexiven Umgang mit medialen Kulturtechniken wie dem bürgerlichen Roman, dem bürgerlichen Drama oder dem Dirndl ausgezeichnet ist. Im Gespräch mit Astrid Deuber-Mankowsky beschreibt die Autorin und Regisseurin, wie die «Klassensprachen» ihre eigene Biographie – aber auch die Beziehung von Medien (Groschenroman), Institutionen (Salzburger Festspiele) und Personen (Selfmademan) – durchwirken.
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    Praktiken radikaler Gesundheitsfürsorge
    Feministische Gesundheitsrecherchegruppe; Richter, Michaela (2018)
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    Ranking, Sorting, Classing. Klassifikation und Klassenkampf um 1700
    Gregory, Stephan (2018)
    Während die klassifikatorische Aufteilung von Menschen im 17. Jahrhundert noch als ein ‹von oben› aufoktroyiertes Herrschaftsverfahren erkennbar und entsprechenden Widerständen ausgesetzt ist, wird sie in den neuen Medien der Öffentlichkeit von 1700 zu einer auch ‹von unten› akzeptierten und weitergetragenen Praxis. Es ist eine Popkultur der Klassifikation, durch die das Prinzip der klassenförmigen Sortierung von Menschen gesellschaftsfähig wird. Zugleich deutet sich jedoch bereits eine kämpferische Wende des Klassenbegriffs an. In gewisser Weise ist damit die spätere Geschichte des Klassenbegriffs, sein Oszillieren zwischen bürokratischem Abgrenzungsbegriff und kämpferischem Versammlungsbegriff, schon vorgezeichnet.
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    Von der Arbeit am Film. Die österreichische Amateurfilmkultur der Zwischenkriegszeit
    Ladwig, Sandra (2018)
    Die von der Film- und Kulturwissenschaft geraume Zeit vernachlässigten «kleinen» Filme, die Schmalfilme von Amateur_innen, sind mittlerweile als Forschungsgegenstand anerkannt. Amateurfilme sind nahezu synonym für Aufnahmen von und in der Freizeit. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob und in welcher Form Arbeit, das vermeintliche Gegenteil von Freizeit, als klassenbestimmender Faktor in der frühen österreichischen Amateurfilmkultur thematisiert und «umgesetzt» wird. Da die kulturellen Praktiken der organisierten Filmklubmitglieder andere Ziele verfolgten als die der Familienfilmer_innen, ist die frühe Amateurfilmpraxis vor dem Hintergrund dieser internen Differenzierung in den Blick zu nehmen.
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    Von «Idiotenlaternen» und «Kulturmaschinen». Klassenspezifische Vermöbelung von Fernsehapparaten in den 1950er/60er Jahren im interkulturellen Vergleich
    Miggelbrink, Monique (2018)
    Der Beitrag fokussiert am Gegenstand von Fernsehmöbeln kulturelle Differenzen in der Verhäuslichung des Mediums Fernsehen in den USA und der BRD in den 1950er/60er-Jahren. Ein solches komparatistisches Verfahren kann dabei helfen, Klasse als medienanalytische Kategorie zu schärfen. Hierfür wird das Gehäuse-Design von Fernsehmöbeln verstanden als Aushandlungsort von sozialen Asymmetrien, insbesondere von Klasse. Statt im Sinne eines Dispositivs Fernsehen von der Medientechnik auszugehen, werden Architekturen und Einrichtungen des Fernsehens verstanden als integraler Bestandteil eines sich formierenden Häuslichkeitsdispositivs. Unter einer solchen Perspektive werden etwa Schrankwände zum zentralen Bezugspunkt des Fernsehens im Wohnraum, die eine kulturell divergierende klassenspezifische Prägung des Mediums Fernsehen indizieren.
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    Vorsicht vor der Theorie der Verschwörungstheorie!
    Peters, Benjamin (2018)
    Dieser Essay untersucht die Risiken der Theorie in Verschwörungstheorie und moderner Forschung. Anhand von Beispielen aus altgriechischer Wissenschaft und aktueller US-Politik wird argumentiert, dass Theorie, besonders wenn sie von Beweisen getrennt operiert, den Menschen erlaubt, über das hinaus zu sehen, was bereits vorhanden ist. Die Theorie, die ihre kühnsten Behauptungen bestenfalls mit Beweisen begrenzt, wird als eine mögliche Schwäche in der modernen Forschung im Allgemeinen und als Teil eines folkloristischen Paradoxons hinter Verschwörungstheorien im Besonderen diskutiert.
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    Werkzeug Windkanal. Simulationen in der Stadtklimaforschung
    Zindel, Hannah (2018)
    Windkanäle sind wichtige Werkzeuge der Stadtklimaforschung. Die technischen Umgebungen, die sie hervorbringen, verbinden Fragen von Medienwissenschaft, Meteorologie und Ingenieurswissenschaften. Der Aufsatz untersucht erste Stadtklimastudien in Windkanälen in den 1960er und 1970er Jahren, in denen mit einer Wissenspraktik operiert wird, die sich als analoge Simulation bezeichnen lässt. Mit anderen Formen der Simulation teilt diese eine konstitutive Ungenauigkeit: Ihre Ergebnisse figurieren eine veränderte Form von Faktizität jenseits binärer Unterscheidungen von wahr und falsch. Als Medientechniken der Verarbeitung und -erzeugung von Stadtklimadaten und als Medientechniken der Planung urbaner Gestaltung implementieren Windkanäle den epistemischen Status analoger Simulationen in eine zunehmend institutionalisierte Stadtklimaforschung und prägen deren Wissen über das Verhältnis von Stadt und Klima eminent mit.