2020 (1-2)

Recent Submissions

Now showing 1 - 16 of 16
  • Article
    Große und kleine Gesten. Hörspielproduktion 1970/1995 – Eine ethnografische Vignette
    Patka, Kiron (2020)
    In Form einer „ethnografische Vignette“ schildert der Text einen technologischen Umbruch in der Hörspielproduktion in den frühen 1990er Jahren, nämlich den von analoger Produktionstechnologie mit Bandmaschinen hin zu digitaler Produktionstechnologie mit digitalen Harddiskrecording-Systemen. Er macht dabei deutlich, dass sich dieser Wechsel nicht allein auf der Ebene einer technischen Infrastruktur vollzieht, die sich gewissermaßen ‚unter der Oberfläche‘ befindet. Stattdessen verändert dieser Medienumbruch auch die Verfahren des Produzierens in sehr tiefgreifender Weise – mit Auswirkungen auf die Ästhetik von Hörspielen gleichermaßen wie auf die Produktionskulturen im Tonstudio. Der Text geht dabei besonders darauf ein, wie der Wechsel analog/digital die Körper der Beteiligten betrifft, ihre Formen der Kommunikation und Interaktion verändert und die im Tonstudio herrschenden Machtverhältnisse verschiebt.
  • Article
    MANTRA auf der Bühne. Zwei Aufführungsfassungen der Komposition Karlheinz Stockhausens im analytischen Vergleich
    Hundelshausen, Max-Lukas (2020)
    Für die Aufführung von MANTRA für zwei Pianist*innen von Karlheinz Stockhausen werden nach Angaben des Komponisten in der Partitur spezielle elektronische Geräte benötigt. Die sogenannten Kleinklangumformer wurden 1970 eigens für die Uraufführung der Komposition bei den Donaueschinger Musiktagen entworfen und gebaut. Es handelt sich um Unikate, die heute, Jahrzehnte später, nicht mehr ohne weiteres einsetzbar sind. Das Stück kann aufgeführt werden, wenn technische Anpassungen und Erneuerungen vorgenommen werden. Ein Beispiel hierfür ist eine Interpretation des britischen Komponisten und Klangkünstlers Newton Armstrong. In diesem Aufsatz wird gezeigt, welcher technischen Elemente sich die Entwickler des Originalgeräts von 1970 bedient haben. Der analogen Urfassung wird die volldigitale Version von Armstrong aus dem Jahre 2010 gegenübergestellt. Dies geschieht anhand einer komparativen Analyse der technischen Signalverarbeitungskette, der Bedienoberfläche und des Höreindrucks. Es zeigt sich, dass sich beide Fassungen im Prinzip ähneln, obwohl sie sich in der technischen Umsetzung stark unterscheiden. Die wesentlichen Unterschiede finden sich in der Klanggestaltung.
  • Article
    Mikrophon und Habitus. Überlegungen zum Mikrophongebrauch in der klassischen Musikaufnahme
    Martensen, Karin (2020)
    Es gibt im Bereich der klassischen Musik noch immer keine Theorie der Musikproduktion, in der Gestaltungsprinzipien herausgearbeitet sind sowie eine wissenschaftliche Basis zu deren technischen Umsetzung und diskursiven Verhandlung zwischen den beteiligten Akteuren gelegt wurde. Mit diesem Aufsatz soll versucht werden, einen ersten ,Pflockʻ zu einer solchen Theorie einzuschlagen, wobei ich mich auf Überlegungen zum Mikrophongebrauch in der Tonaufnahme beschränke. Hierbei gehe ich von der Annahme aus, dass man Tonaufnahme als diskursiven Raum, ja geradezu als ein Netzwerk der Diskurse auffassen kann. Diese Diskurse laufen einerseits in den handelnden Personen auf der Bühne und hinter der Bühne zusammen, andererseits in den verwendeten Gegenständen, also den Mikrophonen. Um den subjektiven Wahrnehmungsweisen und Bedeutungszuweisungen der handelnden Akteure in Bezug auf den Mikrophongebrauch nachzuspüren, sollen diese und ihr soziokulturelles Umfeld mittels einer Artefaktanalyse betrachtet werden.
  • Article
    Nachruf: Dietrich Schwarzkopf 1927–2020
    Lersch, Edgar (2020)
  • Journal Issue
  • Article
    Vom Kardex-Katalog zur Einführung der Datenverarbeitungsmaschine. Die archivarische Praxis der ersten 20 Jahre des Deutschen Rundfunkarchivs
    Kaiser, Corinna R.; Birdsall, Carolyn (2020)
    Der Beitrag untersucht die archivarische Praxis des Lautarchivs des Deutschen Rundfunks (LdDR) bzw. Deutschen Rundfunkarchivs (DRA) während der ersten zwei Jahrzehnte seit seiner Gründung 1952. Im Mittelpunkt steht die Arbeit der Archivare Hans-Joachim Weinbrenner, Martin Kunath und Fritz Wilhelm Pauli, die bereits im nationalsozialistischen Rundfunk Karriere gemacht hatten und im LdDR nun am Wiederaufbau des historischen Schallarchivs beteiligt waren. Dabei entwickelten sie einen Zentralkatalog der Sammlungen von Musik- und Wortaufnahmen an den westdeutschen Rundfunkanstalten. Der Beitrag verfolgt die Entwicklung des Archivsystems von einem Kardex-System zu einer Standkartei mit auf Dezimalklassifikation basierender Systematik („Systematik Realkatalog Wort“, 1962). Die im Fokus stehenden Objekte der Rundfunkarchivgeschichte – Karteikarten, Kataloge und Beschreibwerkzeuge sowie deren materielle Qualitäten – werden eingeordnet in die Politiken und Praktiken des Archivs in der noch jungen Bundesrepublik, wobei die Organisationsprinzipien, Selektionskriterien und die verwendeten Begrifflichkeiten besonders in den Blick genommen werden. Der Artikel reiht sich ein in eine neuere Mediengeschichtsforschung, die zunehmend die Materialität von Audiotechnologien, -formaten und -medien berücksichtigt. Er erweitert diese Forschungsparadigmen auf Praktiken des Archivierens von Tondokumenten, die verwendeten Technologien und Systeme – hier am Beispiel der analogen Zeit vor Einführungen von EDV-Systemen in den 1970er und 1980er Jahren.
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    Zurückgespult! Ein in mehrerer Hinsicht biographischer Essay über Radioarbeit im Kassettenzeitalter
    Fruth, Pia (2020)
    1963 bringt die niederländische Firma Philips die erste Kompaktkassette samt zugehörigem Kassettenrekorder auf den Markt. Was zunächst vor allem als Innovation für den privaten Medienkonsum gedacht war, entwickelt sich rasch zum Alltagsgegenstand und hält schließlich auch Einzug in den Arbeitsalltag professioneller Radiojournalistinnen und -journalisten. Dank der Mobilität der Kassettengeräte werden schnelle Vor-Ort-Aufnahmen außerhalb der Studios in großem Umfang möglich. Kassetten und Rekorder sind außerdem kostengünstig und leicht zu bedienen, so dass viele Sender flächendeckend Reporterinnen und Reporter damit ausstatten. Mit Kassetten umgehen kann jeder – auch die Menschen, die nun zunehmend in Umfragen, Interviews und O-Tönen zu hören sind: die Menschen „von draußen“. Mit der Kassette verschwindet so die gerätetechnisch herbeigeführte Hierarchie zwischen Reportern und Interviewten – die Menschen müssen nicht mehr ehrfürchtig daneben stehen, wenn komplizierte Geräte wie die „Nagra“ an Ort und Stelle aufgebaut, in Position gebracht und bedient werden. Mit der Kassette ändert sich die Arbeit der Reporter*innen, die Ästhetik der Radioprogramme und das Verhältnis zwischen Publikum und Rundfunkanstalt. So bringt die Kassette den deutschen Rundfunk einen Schritt weiter in Richtung des von Brecht schon 1932 gewünschten „Kommunikationsapparats öffentlichen Lebens“, an dem Hörerinnen und Hörer gleichermaßen beteiligt sind wie die Produktionsteams in den Funkhäusern.1963 bringt die niederländische Firma Philips die erste Kompaktkassette samt zugehörigem Kassettenrekorder auf den Markt. Was zunächst vor allem als Innovation für den privaten Medienkonsum gedacht war, entwickelt sich rasch zum Alltagsgegenstand und hält schließlich auch Einzug in den Arbeitsalltag professioneller Radiojournalistinnen und -journalisten. Dank der Mobilität der Kassettengeräte werden schnelle Vor-Ort-Aufnahmen außerhalb der Studios in großem Umfang möglich. Kassetten und Rekorder sind außerdem kostengünstig und leicht zu bedienen, so dass viele Sender flächendeckend Reporterinnen und Reporter damit ausstatten. Mit Kassetten umgehen kann jeder – auch die Menschen, die nun zunehmend in Umfragen, Interviews und O-Tönen zu hören sind: die Menschen „von draußen“. Mit der Kassette verschwindet so die gerätetechnisch herbeigeführte Hierarchie zwischen Reportern und Interviewten – die Menschen müssen nicht mehr ehrfürchtig daneben stehen, wenn komplizierte Geräte wie die „Nagra“ an Ort und Stelle aufgebaut, in Position gebracht und bedient werden. Mit der Kassette ändert sich die Arbeit der Reporter*innen, die Ästhetik der Radioprogramme und das Verhältnis zwischen Publikum und Rundfunkanstalt. So bringt die Kassette den deutschen Rundfunk einen Schritt weiter in Richtung des von Brecht schon 1932 gewünschten „Kommunikationsapparats öffentlichen Lebens“, an dem Hörerinnen und Hörer gleichermaßen beteiligt sind wie die Produktionsteams in den Funkhäusern.
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    Zwischen Elektroschrott und Ausstellungsobjekt. Das Studio für Elektronische Musik des WDR auf dem Weg zur Musik-Reliquie. Eine Objektgeschichte in fünf Szenen
    Vomberg, Elfi (2020)
    Im Keller und auf dem Dachboden eines Industriegebäudes in Köln-Ossendorf steht inzwischen das legendäre „Studio für Elektronische Musik“, die einstige Pioniereinrichtung des Westdeutschen Rundfunks – eingepackt in Kartons und ausgestellt ohne Funktion. Zwischen Verschrottungsdebatten und musealen Zukunftsszenarien macht sich der Beitrag auf medienarchäologische Spurensuche zwischen Keller und Dachboden und legt dabei verschiedene Perspektiven auf das Studio frei: Während im Unternehmens- und Schallarchiv die Materialitäten der Tonbänder, Akten, Dokumente und Briefe im Spiegel von Speicher- und Digitalisierungsprozessen sowie Fragestellungen zum kulturellen Gedächtnis in den Fokus rücken, kommen im Keller und auf dem Dachboden in Köln-Ossendorf neben Mülltheorien auch Überlegungen zu „toten Medien“ zum Tragen, denn letztlich ist das Studio für Elektronische Musik des WDR im jetzigen Zustand ein ,medienhistorischer Leichnam‘.
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    „Das Nichts soll sich materialisieren!“ Rundfunkgeschichte in drei Objekten der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
    Schütz, Florian (2020)
    Der Beitrag „Materialisiert euch!“ beleuchtet Objektgeschichten der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation (MSPT). Anhand von drei Objekten aus unterschiedlichen Bereichen der einerseits rundfunkhistorischen Sammlung, andererseits generellen Sammlungssystematik der Museumsstiftung, werden verschiedene Zeitebenen, Materialitäten sowie Herangehensweisen an das objektbasierte „Storytelling“ im Museum identifiziert: gewaltige Sendetechnik der 1920er Jahre aus Königs Wusterhausen, Radio-Selbstbau der Nachkriegszeit aus dem Gebiet der Westalliierten sowie das Verhandeln von Rundfunkkonsum, Freiheit und Kommunikation unter Nutzung des Mediums Brief zur Zeiten der Deutschen Teilung – über Grenzen hinweg. Diese stellvertretenden Objekte sind lediglich Schlaglichter auf eine Masse an Erzählmöglichkeiten, die sich „modernen“ Kurator*innen bieten können – wenn man weiß, welche Fragen an die Objekte gestellt werden müssen. Und sich zugleich bewusst ist, wer diese Fragen stellt oder eben auch nicht.