2021 | 1 Psychopathologie der Zeit
Die Unterscheidung von messbarer und subjektiver Zeit oder psychischer Eigenzeit prägt nicht nur wichtige Etappen der modernen Philosophie; spätestens seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert interessieren sich Psychologie und Psychiatrie für eine pathologische Abweichung des Zeitempfindens. Immer wieder verhandelt und in Erzählweisen adaptiert wurde die Psychopathologie der Zeit aber auch in den jeweils zeitgenössischen Literaturen. Dem daraus entstehenden Wechselverhältnis geht diese Ausgabe der ZfK nach.
Im Debattenteil des aktuellen Hefts wird unter dem Titel »Zeitstillstand, Zyklus und Zirkel« die Frage nach psychopathologisch gestörter Zeiterfahrung als Problem für das gute Leben verhandelt.
Einleitung. Das desynchronisierte Ich
S. 11-18
Viktor Emil von Gebsattels Aufstieg zum Deuter des Zeiterlebens. Psychopathologie vor, im und nach dem Nationalsozialismus
S. 19-36
Zwischen Wahn und Wundern. Eigenzeiten des Staunens
S. 37-52
Der »Augenblick, wo ihm alles tanzend gehorchte«. Zur Psychopathologie der Zeit in Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften
S. 53-68
Die Zeit und die filmischen Formen. Medienpathologien in David Lynchs Lost Highway
S. 69-88
»Nahm man der Linzerstraße die Zeit weg«. Albert Ehrensteins Tubutsch als psychologisches Selbstexperiment zwischen Krankheit und Metaphysik
S. 89-104
Geld-Zeit als »Tempo des Lebens«. Simmel bei Svevo
S. 105-118
Zwischen Psychopathologie und Mystik. Erfahrungen der Desynchronisierung bei Pierre Janet, Federigo Tozzi und William James
S. 119-132
Zeitlosigkeiten in Hermann Brochs Tod des Vergil
S. 133-150
Zeitstillstand, Zyklus und Zirkel. Über psychopathologisch gestörte Zeiterfahrung als Problem für das gute Leben
S. 153-159
Repliken
S. 159-171