Knut Hickethier »Das Wunder der Technik« Die Genese eines Mediums durch die Erprobung anderer Medienparadigmen: das Fernsehen zwischen Telegrafie, Tonfilm und Radio 1. Zur Teleologie der Medientechnikgeschichtsschreibung Die Technikgeschichte des Rundfunks und des Fernsehens ist relativ gut aufge- arbeitet. Zu zahlreichen Aspekten und Problemen liegen Einzeluntersuchun- gen vor, eine zusammenhängende Darstellung fehlt jedoch noch. Der umfas- sendste Versuch einer technikgeschichtlichen Darstellung der frühen Technik- geschichte des Fernsehens stammt von Gerhart Goebel aus dem Jahre 1953 und sortiert die einzelnen Linien der technischen Entwicklung des Fernsehens, in- dem er von der Apparatur des Mediums, wie sie Anfang der fünfziger Jahre strukturiert war, als systematischem Endpunkt von Entwicklungen ausgeht.1 Diesen Entwicklungslinien zur elektronischen Aufnahme, zur Übertragung, zum Empfangsgerät weist er die dazu passenden Erfindungen und Techniken zu. Er ordnet die technischen Phänomene, Konzepte und Apparate so an, als folgten sie in ihrer Reihung einem teleologischen Ziel, als wäre ihnen von Be- ginn an das Ziel eines Massenmediums Fernsehen bereits eingeschrieben gewe- sen und als hätte das von der Technikern nur richtig erkannt werden müssen, oder anders – als gäbe es eine Logik in der technischen Struktur eines Mediums, die sich quasi in der Geschichte als immer vorhanden sichtbar manifestiert. Diese Auffassung wird von zahlreichen fernsehtechnikgeschichtlichen Dar- stellungen seit den 1920er Jahren ähnlich vertreten. Für W. Friedel, einen Regie- rungsrat im Patentamt, folgt die Fernsehgeschichte »ausgesprochenen Wellen- bewegungen«, und die letzte Welle vor 1930 hob die Entwicklung »über den Berg«, und er hoffte, dass »von nun ab die Weiterentwicklung stetiger verlau- fen« werde.2 Stetigkeit der technischen Entwicklung des Fernsehens wird zu ei- nem Wert an sich.3 Kurt Müller-Lübeck spricht von vier »Entwicklungsstu- 1 Goebel, Gerhart: »Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945«. In: Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 5. Jg. (1953), Nr. 5, S. 259-392. 2 Friedel, W.: »Die geschichtliche Entwicklung des Fernsehens«. In: Fernsehen. Zeitschrift für Technik und Kultur des gesamten elektrischen Fernsehens, 1. Jg. (1930), Nr. 1, S. 12-16, hier: S. 12. 183 Knut Hickethier fen«.4 Für Fritz Schröter ist die Fernsehgeschichte eine »Treppe«, »deren Stufen durch immer bessere technische, wirtschaftliche und zivilisatorische Stufen ge- kennzeichnet sind«.5 Alles was dieser Teleologie nicht folgt, erscheint zwangs- läufig als Irrweg, wobei – wie Wolfgang König dargestellt hat6 – in Wirklichkeit eine Vielzahl von Erfindungen in einem verwandten Bereich, in diesem Fall der Elektrizitätserforschung, vorhanden sind, die in ihrer übergroßen Mehrheit nicht verwirklicht wurden. Aus der Medientechnikgeschichtsschreibung ergibt sich für den Leser des- halb der Eindruck, dass manche der früheren Erfinder und Techniker den Ob- jekten ihrer Tätigkeit gegenüber etwas ›blind‹ gewesen seien, weil sie das dem heutigen Leser Naheliegende nicht gesehen hätten. Konkret bedeutet dies ein Erstaunen darüber, dass man z.B. noch Jahre nach einem Programmbeginn des Fernsehens 1935 die Aufnahmetechnik nach den Prinzipien des sogenannten mechanischen Fernsehens betrieb, also mit Hilfe einer sich drehenden Nip- kow-Scheibe mit darauf spiralförmig angeordneten Löchern, die einen Licht- strahl punktweise auf ein Objekt fallen lassen, dessen Helligkeiten dann von ei- ner Selenzelle aufgenommen werden, während man auf der Empfängerseite schon längst elektronisch arbeitete, das heißt, das Bild von einem Kathoden- strahl auf den Boden einer Braunschen Röhre, einem Bildschirm also, zeichnen ließ. Heute ist selbstredend klar, dass die gleiche elektronische Technologie auf Produktions- wie Rezeptionsseite notwendig ist, nicht nur weil sich dadurch die Bildqualität durch eine sehr viel höhere Zeilenzahl erreichen lässt, sondern auch weil damit die Synchronität zwischen den beiden technischen Vorgängen der Bilderzeugung und der Bildwiedergabe leichter herzustellen ist.7 Nicht eine innere ›Logik‹ der Technik treibt die Entwicklung voran, sondern es werden wiederholt neue Konzepte gesucht, die von Funktionsversprechen und möglichen Aufgaben ausgehen, dabei in der Regel auf erfolgreiche Konzep- te in verwandten Bereichen, hier bei anderen technischen Medien, schauen und diese zu überbieten versuchen. Neben dem Modell der Funktionsakkumulation bestehender Medienfunktionen (wie es gegenwärtig beim Netzmedium noch 3 Vgl. auch Kruckow, A.: »Fernsehen und Rundfunk«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 2, S. 49-51, hier: S. 50. 4 Müller-Lübeck, Kurt: »Der Fernsehrundfunk-Betrieb und sein Werdegang«. In: Fernsehen und Tonfilm. Zeitschrift für Technik und Kultur des Fernsehens und Tonfilms, Jg. 1940, H. 11, S. 41-44, hier: S. 41. 5 Schröter, Fritz: »Wege und Werden des Fernsehens«. In: Leithäuser, G./Winckel, F. (Hg.): Fernsehen. Vorträge über neuere Probleme der Fernsehtechnik. Berlin/Göttingen/Heidelberg 1953, S. 1-24, hier: S. 4. 6 Vgl. seinen Beitrag in diesem Band, S. 56-70 7 Hickethier, Knut: »Synchron. Gleichzeitigkeit, Vertaktung und Synchronisierung der Me- dien«. In: Faulstich, Werner/Steininger, Christian (Hg.): Die Zeit und die Medien. München 2002, S. 111-130. 184 »Das Wunder der Technik« einmal vorgeführt wird), gibt es das Modell des mehrfachen Paradigmenwech- sels, wie es bei den Rundfunkmedien, insbesondere dem Fernsehen, zu beob- achten ist. Diese Herausbildung des neuen Konzepts Fernsehen geschieht bis Anfang der 1930er Jahre vor allem in den Technikerdiskursen, weshalb sie hier vorran- gig in den Blick genommen werden. Am Ende steht eine gesellschaftlich Funk- tionalisierung, die an einer allgemeinen Funktionalisierung der Technik als In- strument des Kampfes anknüpft. Der Technikerdiskurs verbindet technische und gesellschaftliche Diskurselemente, zumeist ohne sich dessen selbst bewußt zu sein. Er wird im Vorlauf zu einer in einer allgemeinen Öffentlichkeit geführ- ten Debatte um die Erwartungen und Vorstellungen, wie sie sich in den fünfzi- ger Jahren mit dem Fernsehen verbinden.8 Auch im Technikerdiskurs gibt es eine durch die Chronologie bedingte Ab- folge, die in Relation zu technischen Entwicklungen im gesamten Medienbe- reich steht, aber es fehlt das von Beginn an vorgegebene Ziel, es handelt sich um ein probeweises Anpassen von Vorstellung und Technik, das immer wieder neue Anläufe nimmt, bis sich ein Konzept als ›brauchbar‹ und unter den Gege- benheiten als ›realisierbar‹ erweist. Es geht auch um die »Wunschkonstellationen«, wie sie Hartmut Winkler am Beispiel des Computers skizziert hat, die bei der Entstehung eines neuen Medi- ums zu beobachten sind.9 Diese Wunschkonstellationen lassen sich an den Rundfunkmedien, insbesondere am Fernsehen, gut beobachten, weil sich die Realisierung des Mediums von den ersten technischen Ideen bis zum Beginn des Programmfernsehens über 50 Jahre hingezogen hat. Die Wunschkonstellatio- nen stehen mit den Brauchbarkeits- und Realisierbarkeitsansätzen in einem wi- dersprüchlichen Verhältnis. Die Vorstellung, was aus einzelnen technischen Entdeckungen und Erfin- dungen zu machen sei, entsteht dadurch, dass das Neue einer technischen Appa- ratur an den Paradigmen der bestehenden Medien gemessen wird, diese das Muster, wie ein Medium zu denken sei, vorgeben und sich daran die Arbeit an der Technik des neuen Mediums neu ausrichtet. Von der ersten technischen Idee zum Fernsehen (1884) bis zum ersten Programmbetrieb eines Fernsehsenders (1935) vergingen etwa 50 Jahre, in denen zwei andere großen Medien, der Film 8 Für die fünfziger Jahre dann Elsner, Monika/Müller, Thomas: »Der angewachsene Fernseher«. In: Gumbrecht, Hans-Ulrich/Pfeiffer, K. Ludwig (Hg.): Materialität der Kommunikation. Frankfurt/M. 1988, S. 392-415; Hickethier, Knut: » ›Fließband des Vergnügens‹ oder Ort ›in- nerer Sammlung‹ – Erwartungen an das Fernsehen und erste Programmkonzepte in den frühen fünfziger Jahren«. In: Ders. (Hg.): Der Zauberspiegel – Das Fenster zur Welt. Untersuchungen zum Fernsehprogramm der fünfziger Jahre. Siegen 1990. (= Arbeitshefte Bildschirmmedien Sonderforschungsbereich Bildschirmmedien Nr. 14, Universität-Gesamthochschule Siegen.) S. 4-32. 9 Winkler, Hartmut: Docuverse. München 1996, S. 17. 185 Knut Hickethier (als Stummfilm und als Tonfilm) und das Radio, gesellschaftlich implantiert wurden. Daneben gab es andere, kleinere Entwicklungen im Bereich der Spei- cher- und Distributionsmedien (Telegrafie, Telefon, Grammophon, Bildtele- fon). In diesem durch die Elektrizität als Energieform geprägten Kontext ist die Entwicklung des Fernsehens zu sehen – und die einzelnen Schritte der techni- schen Entwicklung orientieren sich immer wieder neu an anderen, gerade er- folgreichen Medien. Die Vorstellung, wie das neue Medium beschaffen sein sollte, wurde auch ge- prägt durch den kulturellen und sozialen Raum, in dem die Fernsehentwicklung stattfand, in dem sich Verwendungsmöglichkeiten herausschälten. Bestimmte Entwicklungen wurden nicht weiterverfolgt oder zurückgestellt, weil andere Aspekte wichtiger erschienen. So wird 1930 über die Erweiterung des Distribu- tionsmediums Fernsehen um Speicherfunktionen nachgedacht,10 doch der Technikdiskurs ist zu diesem Zeitpunkt auf die technische Bewältigung der Dis- tributionsprobleme konzentriert, so dass die Lösung der Speicherprobleme zu- rückgestellt wurde. Es gibt kein medientechnisches Apriori, um auf einen Begriff von Rudolf Maresch zurückzukommen,11 das die sozialen Zusammenhänge determiniert.12 Über den Gebrauch von Technik – und hier vor allem den Gebrauch von Me- dien, die bereits etabliert sind – bestimmen sich die Entstehung neuer Medien und die Perspektiven, die für ein neues Medium denkbar sind. Neue Medien nehmen so viel wie möglich von der Funktionsweise und dem Aufgabenfeld der alten Medien auf, um dann etwas entscheidend Neues hinzuzufügen, eine neue Eigenschaft der Erzeugung, Speicherung oder des Transports von Informatio- nen. Zu einer neuen Technikgeschichtsschreibung gehört auch, dass Entwicklun- gen der Medientechnik nicht gradlinig verlaufen.13 Medienhistoriker lieben den gradlinigen Verlauf, weil er eleganter zu beschreiben ist. Der Kulturtheoretiker Frank Warschauer hat dies 1930 prägnant formuliert und damit eine Wunsch- vorstellung artikuliert, als er schrieb: 10 Okolicsanyi, F. von: »Fernsehen und Bildgrammofon«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 8, S. 349-358. 11 Maresch, Rudolf: »Medientechnik. Das Apriori der Öffentlichkeit«. In: Neue Gesell- schaft/Frankfurter Hefte, Jg. 1995, H. 9, S. 790-799. 12 Vgl. Hickethier, Knut: »Gibt es ein mediengeschichtliches Apriori? Technikdeterminismus und Medienkonfiguration in historischen Prozessen«. In: Behmer, Markus/Krotz, Fried- rich/Stöber, Rudolf/Winter, Carsten (Hg.): Medienentwicklung und gesellschaftlicher Wan- del. Beiträge zu einer theoretischen und empirischen Herausforderung. Wiesbaden 2003, S. 39-52. 13 Zu den Details der Vorgeschichte vgl. Korn, Arthur/Glatzel, Bruno: Handbuch der Phototele- graphie und der Teleautographie. Leipzig 1911. 186 »Das Wunder der Technik« Der Weg der Technik ist nach allem, was uns bekannt ist, vollstän- dig gradlinig. Wir brauchen ihn nur entlang zu blicken, um zu se- hen, wohin er führt und führen muss. Um den Charakter der Technisierung [...] zu erkennen, ist es deshalb erforderlich, den Blick in die Zukunft zu richten. Erst dann kann es deutlich wer- den, was eigentlich im gegenwärtigen Moment vor sich geht.14 Warschauer hat hier das historiographische Verfahren der Linienbildung im Nachhinein als ein prognostisches Prinzip der Technikerkennung umgedreht – ein Verfahren, das die zahlreichen Visionen der neuen medialen Welt von Cy- berspace und Internet kennzeichnet und den Wert ihrer Prognostik deshalb be- trächtlich schmälert. Und er formuliert schon 1930 den Glauben an die ›schöne neue Welt‹, die technische Utopie der ubiquitären Verfügbarkeit aller Informa- tionen, aller Werke, aller Künste. Man muss für die Zukunft damit rechnen, dass innerhalb einer sehr kurzen Zeit sämtliche noch bisher gegebenen Begrenzungen und Unvollkommenheiten in einem steigenden Maße verschwin- den, derart, dass der noch immer gegenüber dem Original vorhan- dene Unterschied so gering sein wird, dass er praktisch überhaupt nicht mehr in Betracht kommt.15 Hier artikuliert sich eine medientechnische Wunschkonstellation, die War- schauer zu dieser Zeit nicht singulär in die Welt setzte, sondern die er aus sei- nem damaligen kulturellen Kontext entnahm und für sich als technikgeschicht- liches Grundmuster reformulierte: Die Reproduktionskraft der Medien wird gegen das singuläre und originäre Kunstwerk gesetzt. Warschauers Überzeu- gung und die anderer Theoretiker der Zeit, etwa Walter Benjamin,16 bestand da- rin, dass auf diese technisch neue Weise Kultur allen Menschen zugänglich ge- macht werden könne und dass damit Kultur demokratisierbar sei. 2. Wunschkonstellationen: Fernsehen als Teleskop oder als Signalübermittlung Im Folgenden ist auf einige Phantasien und Visionen einzugehen, die am An- fang von Radio und Fernsehen standen. Sie sind nicht so eindeutig, wie es frühe 14 Warschauer, Frank: »Die Zukunft der Technisierung«. In: Kestenberg, Leo (Hg.): Kunst und Technik. Berlin 1930, S. 411-415, hier S. 411. 15 Ebd., S. 415. 16 Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Frank- furt/M. 1964. 187 Knut Hickethier Selbstdarstellungen innerhalb des Techniker-Diskurses nahe legen. So sieht der Postrat Dipl.-Ing. Begrich 1937 den »Wunschtraum, fernzusehen, schon in der Menschen Urzeiten« als eine »Triebfeder« wirksam.17 Bestimmender war je- doch für die Entstehung des Fernsehens, dass die jeweils vorhandenen Medien das Paradigma abgaben für das, was sich mit dem Begriff ›Fernsehen‹ verband. War es anfangs die Telegrafie, die zur »Fernübertragung« von stehenden Bil- dern (Bildtelegrafie) anregte, so änderte sich nach der Etablierung des Kinome- diums Film die Zielvorstellung dahingehend, bewegte Bilder fernzuübertragen. Mit der Etablierung des Rundfunks wurden seine medialen Eigenschaften und Technik ab 1923 zum Orientierungspunkt für die Fernsehtechnik. Ab 1929 kam zum Rundfunk der Tonfilm als Vorbild hinzu. 1884 meldete ein Student der Signaltechnik ein Patent in Berlin an, das am Be- ginn der expliziten Entwicklung des Fernsehens steht. Er nennt den Apparat »Elec- trisches Teleskop« und seine Zielsetzung beschreibt er mit dem ersten Satz der Pa- tentschrift so: »Der hier zu beschreibende Apparat hat den Zweck, ein am Ort A befindliches Object an einem beliebigen anderen Ort B sichtbar zu machen.«18 Es ging bei diesem Apparat darum, weiter zu sehen, als man bis dahin konn- te, eine Art Super-Teleskop zu bauen, mit dem der Benutzer an andere Orte schaut. Ein Teleskop impliziert, dass sein Benutzer mit Hilfe dieses Gerätes das Objekt seiner Betrachtung einigermaßen frei wählen kann, er also Herr des ap- parativen Blickes bleibt und seine Möglichkeiten, sich Dinge vor Augen zu füh- ren, gesteigert werden. Doch dies war offensichtlich bereits vom Erfinder dieser Apparate-Idee – denn mehr als eine Idee war es anfangs nicht, der Patentanmel- der hat den Apparat auch nie gebaut – gar nicht so gedacht. Nipkow studierte zu dieser Zeit das Fach der Signaltechnik. Er dachte also in festgelegten Informa- tionsbahnen, sah seine Idee als einen Beitrag zur elektrischen Informations- übermittlung entlang eines vorher verlegten elektrischen Leiters, also eines Ka- bels. Im Hintergrund standen die zeitgenössischen Überlegungen zur Erweite- rung der Telegrafie durch eine Technik der Bildübertragung. Für diese von Nipkow als Plan gezeichnete Apparatur erhielt der Ideenpro- duzent das erste Fernseh-Patent. Die von ihm entworfene Lochscheibe – die Fritz Schröter 1973 etwas abwertend als »die berühmte Blechscheibe« bezeich- net19, die ein Bild in einzelne Lichtpunkte auflösen sollte, bildete den Grund- 17 Begrich, Postrat: »Die Entwicklung des Fernsehens«. In: Fernsehen und Tonfilm. Zeitschrift für Technik und Kultur des Fernsehens und Tonfilms, Jg. 1937, 1. T.: H. 4, S. 29-34; 2. T.: H. 5, S. 37-41; 3. T.: H. 6, S. 41-50; 4. T.: H. 7, S. 54-57, hier: S. 29. 18 Nipkow, Paul, Patentschrift. Zit. n. Goebel, Gerhart: »Das Fernsehen in Deutschland bis zum Jahre 1945«. In: Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 5. Jg. (1953) Nr. 5, S. 259-392. 19 Schröter, Fritz: Aus dem frühen Entwicklungsgang des Fernsehrundfunks. Vortrag auf der Jah- restagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte. Berlin 1973: Als Manuskript ge- druckt, S. 3. 188 »Das Wunder der Technik« stein einer Technik, die später als »mechanisches Fernsehen« bezeichnet wurde, weil sich durch diese Lochscheibe das Bild in einzelne Lichtpunkte auflösen ließ und diese Lichtpunkte mit Hilfe einer Eigenschaft des Metalls Selen in elektri- sche Impulse umsetzbar waren. Diese Eigenschaft war erst wenige Jahre zuvor, 1873, durch die englischen Ingenieure Smith und May bei der Verlegung von Tiefseekabeln im Atlantischen Ozean, entdeckt und publiziert worden.20 Diese Eigenschaft war auch dem Studenten der Signaltechnik präsent, auch wenn bis dahin niemand daran gedacht hatte, dass dies ein wesentlicher Baustein für die Erfindung des Mediums Fernsehen sein könnte. Diese Erfindung, die später als Nipkow-Scheibe in die Technikgeschichte ein- ging, bestimmte die Fernsehentwicklung bis Ende der dreißiger Jahre, zumindest in Deutschland. Hier spielten seit 1933 auch ideologische Gründe eine Rolle, weil man mit Nipkow einen blonden und blauäugigen Sturkopf aus Pommern vor sich hatte, der von den Nationalsozialisten leicht als arischer Erfinder des Fernsehens gefeiert werden konnte. Man hielt deshalb auch noch an der Nipkow-Scheibe fest, als sich in den USA der Einsatz einer Kathodenstrahlröhre nicht nur für die Bildwiederga- be, sondern auch für die Bildaufnahme (also für die Kamera) als ein Weg erwiesen hatte, mit dem man die begrenzte Zeilenzahl des Lochscheibenbildes und seine Un- schärfe überwinden konnte. Die Teleskop-Bezeichnung (»Electrisches Teleskop«) für einen technischen Apparat, mit dem Nipkow glaubte, weiter sehen zu können als ein ›unbewaffne- tes Auge‹ und ein normales Teleskop reicht, lässt auch heute noch eine nutzerbe- stimmte Verwendung assoziieren. Sie weckt die Vorstellung, dass ein Benutzer eines solchen Gerätes selbstbestimmt überall hinschauen könne, wohin er nur wolle. Doch Nipkows Darstellung des Verfahrens selbst war bereits anders an- gelegt. Er beschrieb es als eine Apparatur, die zwei etablierte Endpunkte, Signal- stationen, Postbüros z.B., miteinander verband. Darin war die Idee dem zu die- ser Zeit bereits erfundenen Telefon eher vergleichbar. Nipkow hatte, so weiß es die Legende, in seiner Jugend als Technikfan sich einmal das erste Telefon in dem kleinen pommerschen Ort vom Postbeamten ausgeliehen, es heimlich zer- legt und wieder zusammengesetzt und danach selbst ein Telefon nachgebaut.21 Nipkow schob hier also zwei unterschiedliche technische Konzepte ineinander. Es liegt auf der Hand, dass sich die Vorstellungen, die sich Ende des 19. Jahr- hunderts bildeten, bei der Übertragung von Bildern zunächst an Techniken dachten, die eingeführt waren. Zwangsläufig wurden alle diese Erfindungen, die in den Jahren nach 1884 ausgedacht wurden, der Fernmeldetechnik zugeschla- 20 Korn, Arthur: Elektrisches Fernsehen. Berlin 1930. 21 Zinde, Hermann J.: Fernsehen. Die dramatische Geschichte einer Erfindung. Murnau u. a. 1955, S. 4. 189 Knut Hickethier gen, auch als 1891 Edmund R. Liesegang in einer ersten Broschüre vom »Elek- trischen Fernsehen« sprach.22 Das spezielle Verfahren der Bildübertragung zielte zunächst auf etwas, was dann auch »Bildtelegraphie« genannt wurde. Noch 1910 sah R. Pohl das Ziel der diversen technischen Bemühungen in der »Fernübertragung von Bildern«,23 und es ist hier auch zunächst nur an die Übertragung von stehenden Bildern (Foto- grafien, Zeichnungen, Karten), an eine »elektrische Fernschrift unveränderli- cher Bildvorlagen«24 gedacht. Eine Verwendung für militärische Zwecke (etwa die Übermittlung von Landkarten, Aufstellpläne etc.) schien denkbar, auch wenn eine solche Übertragung militärisch höchst riskant war, konnte sie doch leicht von feindlicher Seite angezapft werden. Die Beschränkung der ersten Ideen auf die Übertragung von stehenden Bil- dern lag bei Nipkow ohnehin nahe, weil 1884 die Vorstellung von bewegten Bil- dern technisch noch nicht mit dem Film realisiert worden war und deshalb – mit hoher Wahrscheinlichkeit – auch gar nicht in der Vorstellung des angehenden Signaltechnikers verankert gewesen sein konnte. 3. Fernsehen als Fernübertragung bewegter Bilder Weitere Schritte des »Electrischen Teleskops« auf dem Wege zum Fernsehen kamen erst nach der Jahrhundertwende zustande, und zwar dadurch, dass sich andere neue Medien etablierten. Mit dem Kinematographen der Brüder Lumié- re und dem Bioskop der Brüder Skladanowsky 1895 fand eine Verschiebung in den Zielvorstellungen für das Fernsehen statt: vom stehenden Bild zum beweg- ten Bild. Die Übertragung von stehenden Bildern wurde spätestens seit den 1910er Jahren nur noch als Zwischenstufe verstanden. Auf die Herstellungs- technik von bewegten Bildern muss hier nicht weiter eingegangen werden. Für unseren Zusammenhang ist jedoch entscheidend, daß der Film kein elektrisches Medium per se ist, sondern ein optisch-chemisch-mechanisches Verfahren. Die Elektrifizierung der Kinematographie setzte zwar etwa zeitgleich mit der ge- sellschaftlichen Implementierung des Mediums Kinematographie ein und war im Wesentlichen vor dem Ersten Weltkrieg abgeschlossen, aber sie ist für das Medium Film nicht substantiell. Die Einbindung in den industriellen Komplex der Elektroindustrie spielte beim Fernsehen dagegen eine wesentliche Rolle. Die Ideen zum Fernsehen bewegten sich – auch die der Nipkowschen Loch- scheibe – immer im Kontext der Entwicklung elektrischer Medien. 22 Liesegang, Edmund R.: Das Phototel. Beiträge zum Problem des technischen Fernsehens. Düs- seldorf 1891. 23 Pohl, R.: Elektrische Fernübertragung von Bildern. Braunschweig 1910. 24 Schröter, Fritz: Handbuch der Bildtelegraphie und des Fernsehens. Grundlagen, Entwick- lungsziele und Grenzen der elektrischen Bildfernübertragung. Berlin 1932, S. IV 190 »Das Wunder der Technik« Mit der Existenz des Films sprach man bei dem, was das Fernsehen sein soll- te, nicht mehr von der Bildtelegraphie, sondern vom »Fernkino« oder der »Fernkinematographie«. Am elektrischen Übertragungsprinzip hielt man also fest, löste sich jedoch von der ›Telegrafie‹ und näherte sich dem Kinomedium an. Hier bot die elektrische Übertragungstechnik eine Innovation, weil beim Spei- chermedium Film die Distribution immer noch im Rahmen des traditionellen Güterverkehrs erfolgte. Doch die Technik der Bildübertragung war längst noch nicht so weit, um diese Fernkinematographie realisieren zu können. Seit den 1910er Jahren wurde die Entwicklung der Bildtelegrafie als eine eigenständigen Techniklinie weitergeführt, d.h. die Medienentwicklung teilt sich in zwei Rich- tungen: Fernsehen und Bildtelegrafie.25 Doch das Konstrukt »Fernkinematographie« war nicht nur ein Heuristikum auf der Suche nach einer Fernsehspezifik, sondern wurde als denkbares Modell auch in den Diskursen des etablierten Kinomediums aufgegriffen. Die Filmzeit- schriften beobachteten die Entwicklung im technischen Feld genau, war doch die Distributionsform des Kinofilms (vom Verleih zum Filmtheater) nicht ge- nuiner Teil des Mediums, war nicht fester Bestandteil des Mediums oder mit diesem technisch verkoppelt, sondern stellte gegenüber dem Radio eine ›alte‹ Form des Vertriebs dar, wie sie in gleicher Weise auch die Zeitung und das Buch gebrauchten: als Teil des allgemeinen Güterverkehrs per Auto, Eisenbahn, Flugzeug. Demgegenüber war die Radiodistribution technisch avancierter an- gelegt und Teil des Mediums selbst. Ein vergleichbares technisches Verfahren schien auch als Erweiterung des Kinomediums denkbar. Der Ingenieur Berthold Freund beschrieb 1926 in der Zeitschrift Kinemato- graph die Perspektiven der neuen Technologie für den Film und prognostizier- te, dass mit ihr »mancherlei Ereignisse, die irgendwo in der Welt im Filmstreifen festgehalten werden, durch Ablauf des Films im Sendeapparat in der ganzen Welt sichtbar vorzuführen« seien und dass man »Ereignisse der fernsten Erdtei- le noch am selben Tage, ja sogar schon 1 bis 2 Stunden nach ihrem Ablauf im le- benden Bilde besichtigen (könne), somit viele Wochen früher als dies bisher der Fall war«.26 Die Reichweite einer Filmpräsentation sollte erhöht und die Zeit zwischen Aufnahme und Abspiel durch die neue Technik für das Kino verkürzt werden, das Kino damit zu einem »modernen Nachrichtendienst« werden.27 Ein solches Modell auf das Kino zu übertragen, hätte eine vollständige Umstruktu- rierung des gesamten Kinomediums zur Folge gehabt. Es liegt auf der Hand, dass eine derartige Veränderung des Kinomediums den Interessen großer Teile 25 Fuchs, Gerhard: Die Bildtelegraphie. Berlin 1928. 26 Freund, Berthold: »Fortschritte der Fernkinematographie«. In: Kinematograph Nr. 1017 v. 15.8.1926, S. 23-26, hier: S.23. 27 Ebd. 191 Knut Hickethier der Kinobranche zuwider lief und deshalb von der Kinoseite aus nicht weiter verfolgt wurde. An der Idee der Fernkinematographie wurde weitergearbeitet. Eines der ers- ten Geräte zur Belieferung der Fernseh-Übertragungsapparatur war ein Film- abtaster: Ein Kinofilmprojektor wurde mit der Übertragungsapparatur syn- chronisiert. Auch wurde parallel immer daran gearbeitet, die Fernsehapparatur mit einem Projektionsverfahren zu verbinden, damit das kleine Fernsehbild auf »Lebensgröße« gebracht werden konnte. Diese Vorstellung hielt sich auch noch, als sich das Rundfunkparadigma in der Fernsehentwicklung längst durch- gesetzt hatte. Albert Neuburger beschreibt 1930 »als eines der wichtigsten der anzustrebenden Ziele die Vorführung der gleichzeitig anderswo sich abspielen- den Geschehnisse in möglichst großen Abmessungen auf der Leinwand«.28 4. Die Idee des instantanen Fernsehens – Fernsehen als Rundfunk Nipkow ging noch von einer festen Kabelverbindung zwischen Sender und Empfänger aus. Doch bereits wenige Jahre später entstand eine neue Idee für die Übertragung. Der Physiker Heinrich Rudolf Hertz entdeckte die Existenz von unsichtbaren Wellen, die so genannten Radiowellen, und schuf damit die Grundlagen der Funktechnik. Schon vor der Jahrhundertwende war erkannt worden, dass man mit Hilfe der ›Hertzschen Wellen‹ durch eine Modulation dieser Wellen elektrische Impulse übertragen konnte. Marconi gelang es um die Jahrhundertwende, zunächst innerhalb Europas, dann von England in die USA elektrische Signale drahtlos, also über Radiowellen, zu transportieren. Diese Entdeckung und die daran anschließenden Erfindungen ließen sich in Verbin- dung mit der Idee des elektrischen Bildtransports über größere Entfernungen hinweg in Verbindung bringen. Vor der Idee, das Fernsehen damit zu übertra- gen, stand jedoch die Übertragung von sprachlichen Botschaften, die zur Ent- wicklung des Funks als einem akustischen Medium führte. Der Techniker Arthur Korn formulierte 1923 – im Jahr der Etablierung des Rundfunks als Hörfunk – für das Fernsehen ein Konzept, indem er dieses ge- genüber der Fernübertragung stehender Schwarzweiß-Fotografien sowie ste- hender Farbfotografien abgrenzte und auf die Kinematographie verwies, aber auch die »telegraphische Übertragung« von »kinematographischen Aufnah- men« als noch nicht fernsehgemäß verwarf: Man kann auch telegraphische Aufnahmen machen und telegra- phisch übertragen [...], wenn man die übertragenen Aufnahmen im Kinematographen vorüberziehen lässt, wird man tatsächlich einen 28 Neuburger, Albert: »Fernsehen in Lebensgröße auf der Leinwand«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 10, S. 460-463, hier: S. 460. 192 »Das Wunder der Technik« Vorgang, der sich an einem fernen Ort abgespielt hat, nach einer telegraphischen Übertragung wieder sichtbar machen können. Aber alles dies ist noch kein richtiges Fernsehen; wir verlangen, wenn wir vom elektrischen Fernsehen sprechen, dass wir den Vor- gang, der sich in der Ferne abspielt instantan oder wenigstens mit einem ganz außerordentlich kleinen Zeitverzuge sichtbar vor uns erhalten, und ich möchte von vornherein feststellen, dass wir von der praktischen Lösung der Aufgabe noch weit entfernt sind [...].«29 Korn hatte als Techniker das Medium Radio vor Augen und sah das Fernsehen als eine Weiterentwicklung des Rundfunks. Er suchte nach dem zentralen me- dialen Prinzip und verlangte, dass dies auch die Weiterentwicklung des Radios bestimmen musste. Damit war die Idee eines Mediums als die eines visuellen Live-Mediums geboren, die fortan einen wesentlichen Baustein in der Entwick- lung der Vorstellungen vom Fernsehen darstellte. Dennoch blieb die Verwendungsmöglichkeit einer solchen Bildübertra- gungstechnik weiterhin eher diffus. Eine Differenzierung der Vorstellungen der Funktionen und Eigenschaften der elektronischen Bildmedien setzte erst ein, als die Versuche so weit gediehen waren, dass sich für das Fernsehen eine kultu- relle Aufgabenstellung nach dem Konzept des Radios ergeben könnte. Von ei- nem »Rundfunkfernsehen« wurde 1929 gesprochen,30 vom »Bildfunk« und »Bildfunkerei« ist die Rede.31 Anfang der dreißiger Jahre entstand eine Debatte über die Möglichkeiten ei- nes Programmdienstes Fernsehen. Wieder war der Rundfunk das Vorbild. Zu- nächst erörterte man, das Fernsehen als Teil des Hörfunkprogramms laufen zu lassen, der Hörer sollte dann jeweils vom Tonempfang auf Bildempfang um- schalten. Dazu gehörte auch, dass bei Versuchssendungen Bild und Ton über verschiedene Frequenzen ausgestrahlt wurden,32 was sich jedoch als kompliziert und lästig erwies und bald aufgegeben wurde. 5. Zeit und Raum – das Radio und das Fernsehen Die drahtlose Telegrafie, wie sie anfangs auch genannt wurde, benötigte nicht mehr umständlich zu verlegende transozeanische Kabel, sondern konnte – vom Prinzip her – von einem beliebigen Punkt der Erde zu einem beliebigen anderen 29 Korn, Arthur: Bildtelegraphie. Berlin/Leipzig 1923, S.129. 30 Jacob. E.: »Betrachtungen und kleine Mitteilungen«. In: Die Umschau, 33. Jg. (1929) H. 52, S. 1045. 31 Rhein, Eduard: »Wollen wir fernsehen?« In: Die Sendung, 6. Jg. (1929) Nr. 44, S. 724. 32 Vgl. Rhein, Eduard: »Es ist ein weiter Weg...« In: Fernsehen, 1. Jg. (1930) H. 9, S. 413-415. 193 Knut Hickethier Punkt der Erde eine Information vermitteln und auf dem gleichen Wege eine Antwort erhalten. Das Merkmal dieser neuen Informationsvermittlung war die beispiellose Beschleunigung der Nachrichtenübermittlung. Im Prinzip war, von kleineren zeitlichen Verzögerungen abgesehen – eine Übertragung fast ohne Zeitverlust möglich. Dieses neue Prinzip kannte schon der Telegraf, aber mit dem Funk mußte nicht mehr ein Kabelnetz überall hin verlegt werden. Die Informationen waren überall dort empfangbar, wohin die Radiowellen reichten und ein Empfangsgerät bereit stand. Damit war der Raum nicht nur entlang der Kabelsysteme geschrumpft, jetzt schrumpfte er flächendeckend. Dies bedeutete zwangsläufig auch eine Veränderung der Zeit zu einer techni- schen Zeit. Anders als Norbert Schmitz es darstellt33, war nicht das – der Kine- matographie nahe liegende – Prinzip der mechanischen Zeitzerhackung (Uhr, Filmtransport etc.) das zentrale Problem der technischen Zeitgestaltung vor dem Ende des 19. Jahrhunderts, sondern die Herstellung einer Einheitszeit, ei- ner weltumspannend gleich geltenden und in ihren einzelnen Zeitzonen mitein- ander synchronisierten Weltzeit. Kein einfaches Unterfangen, wenn man sich überlegt, dass die Vereinheitlichung der Zeit in Deutschland erst 1893 – übri- gens auf Drängen des Militärs Graf von Moltke – durchgesetzt wurde. Die Stan- dardzeit-Konferenz von Washington zur Einführung der Weltzeit fand übri- gens im gleichen Jahre statt, in dem Nipkow sein Fernsehpatent anmeldete.34 In diese Entwicklung spielt auch der Funk hinein. Wesentliche Momente für die Vereinheitlichung der Zeit waren die Beschleunigung des Verkehrs durch die Eisenbahn, bei deren Fahrplan-Informationen die Differenzen der verschie- denen Lokalzeiten hinderlich waren, und die Schifffahrt, weil diese eine verläss- liche Zeitangabe für die Bestimmung des Standorts der Schiffe auf dem Meer brauchte. Dafür waren im 17. Jahrhundert sogenannte Schiffschronometer er- funden worden, doch hatten diese ihre Tücken. Mit dem Funk war es nun ein- fach, eine genaue Zeitangabe zu liefern, unabhängig von den Gegebenheiten auf einem Schiff. Mit diesem Verweis auf die Geschichte der Zeit ließe sich ein Bezug zur Zeit- ansage in den Funkmedien herstellen, mit der seit den zwanziger Jahren eine kulturelle Synchronisierung der Zeit hergestellt wird.35 Die drahtlose Telegrafie diente zunächst der Übermittlung von Wirtschafts- informationen, dann von militärischen Nachrichten innerhalb der Armeen und der Regierung. Der Funk war ein Informationsmedium, das allein den adminis- 33 Vgl. seinen Beitrag in diesem Band, S. 107-121. 34 Vgl. Hickethier, Knut: »Synchron. Gleichzeitigkeit, Vertaktung und Synchronisierung der Medien«. In: Faulstich, Werner/ Steininger, Christian (Hg.): Die Zeit und die Medien. Mün- chen 2002, S. 111-130. 35 Ebd. 194 »Das Wunder der Technik« trativen, militärischen und ökonomischen Machtapparaten diente. Im Ersten Weltkrieg gewann er zentrale Bedeutung für die Operationsfähigkeit der Ar- meen, und nach Kriegsende stand mit den mehreren hunderttausend, aus der Wehrmacht entlassenen Funkern ein potentieller neuer Markt für das neue Me- dium Rundfunk bereit. Die telegrafische Übertragung von Signalen (z.B. durch den Einsatz von langen und kurzen Signalen mit Hilfe des Morsealphabets) wurde durch die unterschiedlichen Modulationstechniken (anfangs die Ampli- tudenmodulation, später die Frequenz- und anderen Modulationsformen) zu einer Übertragung von gesprochener Sprache, Musik und Geräuschen weiter- entwickelt. Damit erweiterte sich das Spektrum des Übertragbaren. Über den Funk neben den Nachrichten und den Wirtschaftsinformationen auch Unterhaltung zu vermitteln, lag nahe, hatten dies einige Funker doch schon während des Krieges erprobt. Auch die Ingenieure des Telefunken- Konzerns hatten eine solche Nutzung der Funktechnik als potenziellen neuen Markt für ihre Geräteindustrie ins Auge gefasst. Der Funk addierte die mögli- chen Verwendungsweisen, die sich im Verlauf der speziellen Nutzungen vor und während des Ersten Weltkriegs angesammelt hatten und macht daraus et- was Neues: nämlich ein Programm. Die Programmidee selbst war auch nicht ganz neu, sondern kam ebenfalls aus anderen Medien (Theater, Varieté, Zirkus). Sie wurde nun auf das entstehende Distributionsmedien, das sich der Radiowel- len bediente, übertragen. Anfangs nannte sich das Programm bei der Berliner Funkstunde ›Vortragsfolgen‹, bald war jedoch der Programmbegriff üblich. Das Prinzip der drahtlose Übertragung wurde von den Fernsehtechnikern vom Rundfunk übernommen und man sprach jetzt vom Fernsehen als »Bild- rundfunk«.36 Das Fernsehen erschien als technische Vervollkommnung des Ra- dios, als seine Vollendung, als »Erweiterung des Rundfunks durch Darbietun- gen für das Auge«,37 als »visuelle Ergänzung des akustischen Rundfunks«.38 Da- bei wurde zunächst unterschieden zwischen »Bildrundfunk« (mit stehenden Bildern), der auch als »Funkbildgerät« oder als »Radiobildtelegraph« bezeich- net wurde, und dem, was Arthur Korn und Eugen Nesper von der Technischen Hochschule in Berlin 1926 als »Fernkino« bezeichneten, also der Übertragung von bewegten Bildern mit Hilfe der Bildzerlegung und der Transformation in elektrische Impulse.39 36 Korn, Arthur/Nesper, Eugen: Bildrundfunk. Berlin 1926. 37 Schröter, Fritz: »Moderne Bildtelegraphie unter besonderer Berücksichtigung des Systems von Telefunken-Karolus«. (Rundfunk-Vortrag.) In: Telefunken-Rundschau, 3.Jg. (1926), Nr. 15, S. 8. 38 Neuert, Hans: »Fernsehen«. (Rundfunk-Vortrag v. 6.5.1931.) In: Mitteilungen des Allgemei- nen Deutschen Fernsehvereins, 2. Jg. (1931), Nr. 3, S. 220-222. 39 Ebd. 195 Knut Hickethier 6. Die Addition der Eigenschaften – der Universalapparat Fernsehen Zwischen 1926 und 1932 erweiterte sich der Techniker-Diskurs um erste jour- nalistische Beiträge über das neue Medium, das sich aus den miteinander in Ver- bindung gebrachten technischen Prinzipien und Ideen herauszubilden begann: als »Bildrundfunk«, als »Fernkino«, als »Fernsehen«. Noch blieben die Zeit- schriften und Broschüren aufgrund ihrer Sprache weitgehend auf eine Fachöf- fentlichkeit begrenzt, erst ab 1928 begann sich mit der Präsentation der Fern- sehversuchsanlagen auf der Funkausstellung in Berlin auch eine breitere Öf- fentlichkeit für das Fernsehen zu interessieren. Allein innerhalb der zweiten Hälfte der 1920er Jahre erschienen etwa zehn Broschüren über das Fernsehen. Spannend an diesen Broschüren ist für einen Nichttechniker, welche Bedeu- tung, Funktionen, Aufgaben dem neuen Medium, der Technik von technischer Seite zugeschrieben werden. Das Publikum wurde in Emphase versetzt, doch das Interesse flaute rasch wieder ab, als sich die Versprechungen auf eine rasche Einführung nicht realisierten. Fernsehen wird in dieser Zeit als geradezu zwangsläufig notwendige Weiter- entwicklung des Hörfunks dargestellt.40 Die Argumentationsabsicht ist in ihrer Zielsetzung durchschaubar. Mit dem schon existenten und erfolgreichen Rund- funk als Hörfunk sollte nun auch für die Entwicklung des Fernsehens geworben werden. Arthur Korn und Eugen Nesper formulieren 1926, die »Hörbetäti- gung, wie sie der Rundfunk stets in irgendeiner Form vermittelt« zwinge »fast automatisch dazu, das wirkliche optische Bild dem Funkspruch anzuglie- dern«.41 Wer mit dem Radio bisher hören konnte, so ist wiederholt zu lesen, wolle nun auch sehen. Fernsehen erschien als Synthese der Eigenschaften des Rundfunks und des Films, ab 1930 genauer: des Tonfilms. Wie schon in früheren Diskursabschnit- ten wurde die Legitimation für das neue Medium aus dem Verweis auf die be- reits eingeführten anderen technischen Medien gewonnen, deren Eigenschaften im zukünftigen Medium Fernsehen zusammengeführt werden sollten. Fritz Wilhelm Winckel beschreibt diese Synthese 1930 schon mit einer gewissen ver- klärenden Emphase: Die Lösung des Fernsehproblems wird den Rundfunk dadurch vollenden, dass es dann möglich sein wird, einen Vorgang in der Welt mit Augen und Ohren aufzunehmen und ihn viel unmittelba- rer und persönlicher als nur akustisch mitzuerleben. In engem Zu- 40 Zum technischen Stand vgl. Banneitz, Fritz: »Der Fernseher«. In: Schröter, Fritz (Hg.): Hand- buch der Bildtelegraphie und des Fernsehens. Grundlagen, Entwicklungsziele und Grenzen der elektrischen Bildfernübertragung. Berlin 1932, S. 446-472. 41 Korn, Arthur/Nesper, Eugen: Bildrundfunk. Berlin 1926. S. 1f. 196 »Das Wunder der Technik« sammenhang damit steht die Entwicklung des Tonfilms, der das Wort zum Bild geschaffen hat und oft die technischen Mittel des Fernsehens angewandt hat. Schon der Rundfunk war vielen als ein unfassbares Wunder erscheinen. Welche Vorstellung mag sich der Laie erst vom Fernsehen machen, von einem Sehen lebendiger, na- türlicher Vorgänge, die sich in drei Dimensionen abspielen, über Hunderte und Tausende von Kilometern hinweg mit Hilfe einer Antenne, die die unsichtbaren Bildzeichen aus dem Aether auf- nimmt.42 Winckel verklärt das – als Medium noch gar nicht existente – Fernsehen nun im Sinne eines neuen Wunders.43 Er argumentiert auf den einzelnen Menschen hin, be- schreibt den Nutzen des Mediums für dessen ganz individuelle Welterfahrung. Winckel sieht das Fernsehen als Erweiterung der menschlichen Sinne. Medien wer- den hier, von dem Techniker Fritz Wilhelm Winckel, also als Prothesen der Wahr- nehmung gedacht, in einem McLuhanschen Sinne – nur Jahrzehnte vor McLuhan formuliert. Im Nachhinein wird auch in anderen Beiträgen eine Verknüpfung der Sinneseigenschaften mit dem Fernsehen hergestellt. Die punktförmige Auflösung des Fernsehbildes wird mit der Netzhaut des Auges verglichen und »Das mensch- liche Auge als Vorbild des Fernsehers« gesehen.44 Das Fernsehen sollte sich durch eine solche Synthese als Supermedium eta- blieren und alle bestehenden technischen Medien in sich vereinen und diese durch die Synthese der Leistungen überbieten. In den Blick gerät das Fernsehen nun als Erfüllung eines alten Menschheitstraums: als alles könnende Superma- schine. Fernsehen und akustischer Rundfunk, Film, Tonfilm und Sprech- maschine sind verwandte Gebiete der Technik, und man hat, auch ohne eingehende Untersuchungen anzustellen, das Gefühl, dass bei diesen ein innerer Zusammenhang bestehen muss und dass es Einzelwege sind, welche in der künftigen Entwicklung zu demsel- ben Ziele führen werden. Durch diese Entwicklung wird in der Zukunft der einheitliche Universalapparat entstehen, welcher Se- hen und Hören von Raum und Zeit unabhängig macht.45 42 Winckel, Fritz Wilhelm: Technik und Aufgaben des Fernsehens. Berlin 1930, Vorwort. 43 Ähnlich auch Rhein, Eduard: »Wollen wir fernsehen?« In: Die Sendung, 6. Jg. (1929), Nr. 44, S. 724 sowie ders.: Das Wunder der Wellen. Berlin 1934. 44 Levy-Michel, Rudolf: »Das menschliche Auge als Vorbild des Fernsehens«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 4, S. 180-181. 45 Okolicsanyi, F. von: »Fernsehen und Bildgrammofon«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 8, S. 349. 197 Knut Hickethier F. von Okolicsanyi, der bei der Telehor AG des Ungarn Denes von Milhály in Berlin arbeitete, formulierte für die teleologische Sicht der Fernsehentwicklung als Ziel den Universalapparat, der Sehen und Hören von Raum und Zeit unab- hängig macht. Und er brachte gleich die entscheidende neue Perspektive mit ein: Bisher wurde bei der Fernsehtechnik nur von der Verbreitung, der Distri- bution gesprochen. Um zum »Universalapparat« zu werden, bedurfte es der Speicherfunktion, ohne die ein Medium nicht den Universalcharakter gewin- nen kann. »Fernsehen und Bildgrammofon« werden als neue Einheit gedacht. Noch gab es keine spezifische Aufzeichnungstechnik für die Funkmedien (sie wurde erst mit dem Magnetband in den dreißiger Jahren für den Hörfunk ge- funden und in den fünfziger Jahren für das Fernsehen weiterentwickelt), also griff er auf die vorhandenen Speichertechnologien zurück und stellte eine Hyb- ridverbindung her. Seine Argumentation findet sich sechzig Jahre später mit fast den gleichen Begriffen in der Diskussion um das Netzmedium wieder. Fernsehen und akustischer Rundfunk sind Mittel, die die be- schränkten Sinnesorgane für Sehen und Hören erweitern und vom Raum unabhängig machen. Zeitlich ist die Wirkungsweise des Rundfunks und Fernsehens beschränkt. Man kann mit diesen Ap- paraten nur in demselben Augenblick hören und sehen, in wel- chem sich das betreffende Ereignis abspielt. [...] Eine zeitliche Unabhängigkeit verschaffen uns: Grammofon, Bildgrammofon, Kino und Tonfilmkino. Wir können Ereignisse mit Hilfe dieser Apparate wieder erleben, welche in der Vergangenheit zu sehen oder zu hören waren und damals im Film oder auf der Schallplatte verewigt worden sind. Hier kann man nicht von einem Hilfsorgan der menschlichen Sinne sprechen, sondern man kann die Wir- kungsweise dieser Apparate als künstliche Hilfsmittel des mensch- lichen Gedächtnisses auffassen.46 An Okolicsanyi knüpfte Hans Bourquin an, der mit Hilfe der Bildplatte ein »Fernsehsenden ohne eigentliche Sendeeinrichtung«, einen »Fernsehempfang ohne Sendung« konzipierte und für die Bildplatte neben der »Grammophonie« auch eine »Grammoskopie« entwarf.47 Videokassette und DVD-Bildplatten wurden hier schon visionär vorweggenommen. 46 Ebd., S. 350. 47 Bourquin, Hans: »Die Fernseh-Konserve. Fernsehsenden ohne eigentliche Sendeeinrichtung – Fernsehempfang ohne Sendung«. In: Funkmagazin. Beiblatt Radio-Vision. Fernsehen- Bildfunk-Kinofunk, 4. Jg. (1931), Nr. 3, S. 407-408. 198 »Das Wunder der Technik« Doch Okolicsanyis Überlegungen zur »Bildplatte« kamen 1930 zu früh, noch waren grundlegende Probleme des Distributionsmediums Fernsehen nicht gelöst. Vor allem das Problem der Synchronität, des Gleichlaufs von Sen- de- und Empfangsapparatur, war noch nicht bewältigt, wie Rudolf Levy- Michel 1931 betonte.48 Die Klärung der Übertragungsprobleme stand im Mittel- punkt aller Überlegungen, deshalb schenkte man den Speicherfunktionen keine weitere Beachtung, waren doch diese Probleme mit den bereits vorhandenen Speichermedien (Tonfilm) und ihrem Einsatz im Fernsehen zu bewältigen. Da- ran änderten auch andere Diskursbeiträge wie die des Ministerialdirektors A. Kruckow wenig, der für den Einsatz von Schallplatten plädierte und der das Fernkino (mit dem Einsatz des »Klangfilms«) nur als Übergang zum »eigentli- chen Fernsehen« ansah.49 An der Diskussion der Speicherfunktion ist bemerkenswert, dass sie im Grunde nur Sinn machte, wenn das Fernsehen auch als ein Programmmedium konstruiert wurde, denn nur mit Hilfe von Speichern konnte der Bedarf an im- mer neuen aktuellen Sendungen befriedigt werden. Oder umgekehrt: wenn das Fernsehen nach dem Vorbild des Rundfunks ein Programmmedium sein sollte, brauchte es zumindest mittelfristig auch eine Speicherfunktion, wollte es nicht nur fremdproduzierte Konserven einsetzen, sondern auch seine eigenen Pro- duktionen nicht nur live senden, sondern auch einmal wiederholen wollen. His- torisch entschied man sich jedoch anders. Weil die Realisierung einer genuinen Speicherform noch nicht in Sicht war, hypostasierte man im Diskurs den Live-Aspekt als besondere Leistung des Fernsehens und wertete die Konserve insgesamt ab. Der Tonfilm galt dann ab Mitte der dreißiger Jahre in den Beiträ- gen der Fernsehmacher und -kritiker als Gegenmedium des Fernsehens. Sein Einsatz im Fernsehen, ohne den das neue Medium von Anfang an nicht auskam, wurde als vorübergehender Notbehelf abgewertet. 7. Das Fernsehen als Programmmedium Fernsehtechniker wie Fritz Schröter, Rudolph von Thun, Rundfunkpolitiker wie Hans Bredow und Kritiker wie Eduard Rhein, später auch Kurt Wagenführ und Gerhard Eckert, waren sich – nach den Erfahrungen mit dem Rundfunk – jedoch schnell darüber im Klaren, dass dieses »Wunder« des Fernsehens nicht im einmaligen Bestaunen einer noch nie gesehenen technischen Übertragungs- leistung liegen konnte, sondern dass es um eine dauerhaft produzierende Ein- richtung gehen müsse, die in wechselnden Bildern immer Neues aus der Welt 48 Levy-Michel, Rudolf: »Fernseher und Bildschallplatte, insbesondere ihre Synchronisierung«. In: Mitteilungen des Allgemeinen Deutschen Fernsehvereins, 2. Jg. (1931), Nr. 3, S. 222-223. 49 Kruckow, A.: »Fernsehen und Rundfunk«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 2, S. 49-51, hier: S. 50. 199 Knut Hickethier präsentiere. Das »Wunder« konnte erst durch die Klärung der »Programmfra- ge«50 sich zu einem Massenmedium entwickeln und damit wirklich erst zu ei- nem Kultur verändernden Medium werden. Wenn schon Bildrundfunk, dann eben auch als ein Programm-Bildrundfunk. In der Technikerzeitschrift Fernsehen kam es 1930 – zwischen den zahlrei- chen Erörterungen technischer Probleme – zu einer Programmdebatte. Das Me- dium stand kurz vor seiner gesellschaftlichen Implementierung. Unter den Technikern wurde nun erörtert, was man denn mit dem neuen Medium machen solle. Das Fernsehen war offenbar eine vom Publikum nicht bestellte Erfindung im Brechtschen Sinne – was sollte man mit ihr tun? Der Ingenieur Rudolph von Thun sprach 1930 davon, das Fernsehen müsse nun »seine eigenen Gesetze finden«, Fernsehen solle eine Ergänzung zum Hör- empfang sein, und der Nutzer solle sein Gerät, das als eine kombinierte Hör- funk/Fernsehanlage gedacht war, wahlweise auf Hörfunk- oder Fernsehemp- fang schalten können. Thun empfahl Sendungen über »Gymnastik, Tanzunter- richt und Sport«, Vorträge über »Handfertigkeiten« wie die Pflanzenverede- lung, Sprachunterricht, eine Wetterkarte, Sportübertragungen und die Übertra- gung von Spielfilmen.51 Hans Philipp Weitz hielt dagegen die Programmfrage für »verfrüht« und stilisierte sie gerade dadurch zur sine qua non für die Ade- lung des Fernsehens als Medium.52 Der technisch begeisterte Journalist Eduard Rhein wurde dagegen praktisch und berichtete über den ersten Fernsehfilm: In- dem für das Medium die Inhaltsproduktion begann, schien auch die Programm- frage geklärt zu sein.53 Für Thun war deshalb 1932 klar, dass nur die Programm- eigenschaft dem Medium Fernsehen zur Durchsetzung beim Publikum verhel- fen würde.54 Die Programmeigenschaften und -formen des Vorbilds Hörfunk wurden auf das neue Medium Fernsehen projiziert. Die Programmdiskussion war kurz und knapp, die Vorstellung vom Programmmedium Fernsehen war offensicht- lich Konsens. Von der Idee, die auch in Versuchssendungen umgesetzt wurde, Fernsehsendungen als Teil eines Hörfunkprogramms zu senden (die Bilder stumm, der Ton gesondert danach), kam man jedoch bald wieder ab55 und arbei- 50 Weitz, Hans Philipp: »Fernsehprogramm?« In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 11/12, S. 522-523. 51 Thun, Rudolph von: »Bemerkungen zum Fernseh-Programm«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr.3, S. 105. 52 Weitz, Hans Philipp: »Fernsehprogramm?« In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 11/12, S. 522-523. 53 Rhein, Eduard: »Der erste Fernsehfilm wird gedreht ...« In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 4, S. 157-159. 54 Thun, Rudolph von: »Die Bedeutung des Programms für einen Erfolg des Fernsehens«. In: Fernsehen, 3. Jg. (932), Nr. 3, S. 134 55 Thun, Rudoph von: »Tonfilm und Fernsehen«. In: Fernsehen und Tonfilm, 3. Jg. (1932), Nr. 1, S. 1-6. 200 »Das Wunder der Technik« tete daran, Bild und Ton des Fernsehens auf zunächst zwei gesonderten, aber dem Fernsehen allein vorbehaltenen Frequenzen zu senden, später auf einer ein- zigen. Im Wesentlichen sah so auch das Fernsehen ab 1935 aus: auf einer Fre- quenz ausgestrahlt, wurde es als Programmfernsehen realisiert, wenn auch mit teilweise anderen inhaltlichen Programmbausteinen. Eine überraschende Wende gab es in einem Detail: Obwohl Rudolph von Thun noch 1932 von einer »gegenseitigen Befruchtung« von Tonfilm und Fern- sehen gesprochen hatte,56 führte die Orientierung am Rundfunk in den dreißiger Jahren auf der Fernsehseite zu einer strikten Ablehnung jeglicher Beziehungen zum Tonfilm. Fernsehen war nun alles, was sich mit dem Distributionsmedium Radio verbinden ließ – auf keinen Fall aber Film. Es war live, hatte ›gleichzeitig‹ zu sein in Produktion und Rezeption – der Film war allenfalls ein Hilfsmittel, eine Notlösung, die man einsetzte, weil man keine Direktsendungen, wie es in dieser Zeit hieß, hatte, weil man die Studios umbaute und deshalb einen Film über den Filmgeber laufen ließ usf. Film im Fernsehen galt nun nicht mehr als Fernsehen im eigentlichen Sinne. Fernsehen hatte durch und durch elektronisch zu sein. Film im Fernsehen war – wie es Kurt Wagenführ einmal nannte – kein »artreines« Fernsehen, und deswe- gen auch keiner weiteren Beachtung wert. Der Hybridcharakter, der als heuris- tisches Konzept für das Fernsehen durch Adaption von Prinzipien vorhandener technischer Medien entstanden war, sollte zurückgedrängt werden und ein Me- dium technisch ›aus einem Guß‹ entstehen. Im Hintergrund stand zu diesem Zeitpunkt die institutionelle Verbindung der die technischen Versuche betrei- benden Elektroindustrie mit der Reichsrundfunkgesellschaft. Damit wäre die These der Anreicherung von technischen Vorstellungen durch die Applikation von medialen Eigenschaften anderer technisch- apparativer Medien im sozialen und kulturellen Kontext der Zeit abgeschritten. Von der ersten signaltechnisch inspirierten Idee bis zu der – durch den Rund- funk angeregten – Vorstellung eines Programmbetriebs entstand aus der Begeg- nung des Wunsches fernzusehen ein technisch realisierbares Konzept eines Me- diums. Unerfüllt blieb die Vision des »Universalapparats« – zum Merkmal der Wunschkonstellationen gehört, dass sie nicht vollständig realisiert werden, son- dern dass aus ihnen etwas letztlich ganz anderes entsteht. Die Vision blieb erhal- ten und ihre Realisierung konnte bei der Entwicklung des Computers ein weite- res Mal in Angriff genommen werden. 56 Ebd. 201 Knut Hickethier 8. Symmetrie – Asymmetrie und die Frage der Macht Nipkows Idee der Bildzerlegung von 1884 war bereits ein Jahr später vom Bri- ten Shelford Bidwell aufgegriffen worden, der daraus eine Versuchsanordnung von Bildzerlegung auf der einen Seite, Impulsübertragung via Kabel und Bild- synthese auf der anderen Seite durch eine weitere Lochscheibe ableitete. Auch dieses Verfahren war letztlich der Signaltechnik nachgeahmt, weil auf beiden Seiten der Übertragung, letztlich gleiche Apparaturen standen, die durch eine geringfügige technische Veränderung die Bildimpulse erzeugen bzw. syntheti- sieren, also encodieren bzw. decodieren konnten. Auf diese Weise ließ sich das größte Problem der medialen Apparaturen am leichtesten lösen: die Synchroni- sierung der Geräte, damit die Informationswandlung am Ende auch wieder Bil- der und Töne entstehen ließ und nicht im Rauschen endete. Die Idee der gleichen Apparate auf beiden Seiten der Übertragungsverbin- dung war naheliegend, weil sie in der Zeit vor der Existenz der Kinematographie und des Rundfunks das Konzept für die technischen Überlegungen Telegrafie und Telefon abgab und auf eine letztlich individuelle Kommunikation zwischen zwei Punkten hinauslief. Technisch lag das Konzept nahe, ging es doch bei allen elektrischen Medien – also allen Medien nach dem Film – darum, Informationen in elektrische Signale umzuwandeln und diese wieder in Informationen zurück- zuverwandeln. Daraus entstand die Modellvorstellung von einer Symmetrie, die in dieser Apparatur angelegt war, wobei das Zentrale die Übermittlung war. Die Gleich- rangigkeit der Apparate auf beiden Seiten legte nahe, eine Wechselseitigkeit an- zunehmen, in dem Sinne, dass der Sender auch zum ›Empfänger‹ – und umge- kehrt – werden konnte. Diese Grundidee hielt sich lange und war beim Radio noch in den ersten technischen Konstruktionen des Detektor-Radios als signaltechnische Residu- alvorstellung vorhanden. Das Detektorradio, das für den Empfang gedacht war, konnte mit einigem technischen Verstand, mit einem Mikrofon und einer zu- sätzlichen Energiequelle leicht zu einem Sender umgebaut werden. Zwar waren die Sendeleistungen gering, aber vom Prinzip her war ein solcher Umbau vom Empfänger zum Sender realisierbar. Von hier aus lässt sich das Konzept eines interaktiven Mediums weiter ver- folgen. Es wurde über Brechts Überlegungen zum Radio, wie sie Ende der zwanziger Jahre formuliert wurden (den Sender zu einem Kommunikationsap- parat zu machen),57 in einer nicht ganz den Intentionen des Urhebers entspre- chenden Interpretation weitergetragen. 57 Brecht, Bertolt: »Radiotheorie von 1927 bis 1932«. In: Ders.: Gesammelte Werke, Bd. 18: Schriften zur Literatur und Kunst I. Frankfurt/M., S.117-134. 202 »Das Wunder der Technik« Auch beim Fernsehen gibt es Reste dieser Idee, wenn noch um 1930 die Vor- stellung einer Fernsehamateurbewegung propagiert wird, die sich aktiv am Auf- bau der Fernsehtechnik beteiligen sollte. Die Fernsehamateure als Bastler soll- ten sich eigene Empfangsanlagen bauen. Diese Idee entstand, als das Fernsehen als Fernkinosendung innerhalb des Rundfunkprogramms integriert werden sollte. Eugen Nesper berichtete 1930, dass bereits »eine stattliche Anzahl von Bastlern« sich »einen Fernkinozusatzapparat zusammengebaut« habe, »wel- cher an den Empfänger angeschlossen die Bildeindrücke der Witzlebener opti- schen Modulation vermittelt«,58 also die Fernsehsendungen des Versuchssen- ders empfangbar machte. Dabei handelte es sich auch auf der Empfängerseite noch um die Technik der Bildauflösung durch eine Nipkow-Scheibe, also um mechanisches Fernsehen. Nesper deutete allerdings schon an, dass beim elektronischen Fernsehen die Ei- genproduktion »wesentlich schwieriger«59 sei, später wurde dezidiert vor dem Ei- genbau aufgrund der benötigten hohen elektrischen Spannung gewarnt: Das Bas- teln an den Empfangsapparaten wurde lebensgefährlich. Auch aus den USA wurde über eine vergleichbare Bastlerbewegung berichtet, die jedoch, wie der Ingenieurs- tudent Horst Hewel nach einer Studienreise berichtete, aufgrund der technischen Unzulänglichkeiten der Geräte bald »völlig abflaute«.60 Zwar wurde noch 1932 in Deutschland der »Selbstbau eines Fernseh-Empfängers« angeregt,61 mit dem sogar Versuchssendungen aus London empfangbar sein sollten, doch wurde daraus keine den Radioamateurklubs vergleichbare Massenbewegung. Um Radio und Fernsehen zu Programmmedien zu machen, musste die Sym- metrie der technischen Apparatur aufgehoben, die Apparate jeweils eindeutig als Produktions- bzw. Distributionsapparat einerseits und als Rezeptionsappa- rat andererseits spezialisiert werden. Diese Veränderung lag weniger in techni- schen Notwendigkeiten, sondern ergab sich aus den kulturellen Konventionen, nach denen auch die Veranstaltungsmedien wie Theater, Varieté, Zirkus davon lebten, dass ihre Programme Vorführungen enthielten, die einen hohen Spezia- lisierungsgrad bei den Ausführenden voraussetzten. Diese Vorführungen wur- den dann einem in nicht gleicher Weise spezialisierten Publikum präsentiert. Aus technischer Sicht ergab sich bei der Benutzung der Radiowellen als Übertragungsmittel ebenfalls die Notwendigkeit, die Richtung des Informa- tionsflusses einseitig festzulegen. Die signaltechnischen Informationen, die bei 58 Nesper, Eugen: »Einfacher Fernkinoempfang beim Bastler«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 3, S. 114-118. 59 Ebd. 60 Hewel, Horst: »Aus der Praxis des Fernsehempfangs«. In: Fernsehen, 1. Jg. (1930), Nr. 3, S. 118. 61 Kadena, E.: »Fernseh-Baukasten zum Selbstbau eines Fernseh-Empfängers«. In: Fernsehen, 3. Jg. (1932), Nr. 2, S. 108-115. 203 Knut Hickethier Telegrafie oder Telefon mit einem Kabel übertragen wurden, gingen in aller Re- gel nur an einen Adressaten, der die Informationen dann gegebenenfalls weiter vermittelte. Wurden die Informationen gleich an mehrere Abnehmer vermittelt, musste die Umkehrbarkeit aufgehoben werden. Es konnte nur von einem an viele gesendet werden, nicht aber von vielen an einen, weil dieser ja immer nur eine Nachricht empfangen konnte. Diese Veränderung korrespondierte mit einem Macht-Bedürfnis. Ein zen- tral von einem Ort aus gesendetes Programm, das alle anderen nur empfangen konnten, entsprach machtpolitischen Vorstellungen von Kontrolle und Beherr- schung sowie von Propaganda und Beeinflussung. Folglich warnte der Ingeni- eur Otto Kargel in der Zeitschrift Arbeiterfunk vor dem Rundfunk als Instru- ment der Herrschenden und forderte eine »moderne Fernsehtechnik«, die das zentralistische Prinzip der Rundfunkmedien aufhebe.62 Die Vorstellung von einem Rundfunkmedium als einem Programmmedium entsprach dieser zentralistischen Vorstellung und widersprach der Idee, den Rundfunk als kommunikatives Austauschmedium zu verstehen, bei dem – viel- leicht netzartig – sich viele als ›Sprechende‹ beteiligen konnten. Aus einer tech- nischen Konstruktionsvorstellung entstand also ein macht- und ordnungspoli- tisches Konzept, indem zum einen die technische Struktur auf soziale und insti- tutionelle Aspekte des Mediums übertragen und zum anderen nach einem ge- sellschaftlichen Prinzip der Machtsicherung die Technik ausgerichtet wurde. 9. Vom Konsens- zum Kampfmedium Dass die Argumentationsfiguren aus der Technikdebatte auf soziale und kultu- relle Gebrauchsweisen des Mediums übertragen wurden, lässt sich an einem letzten Aspekt verdeutlichen. Die Arbeit an den technischen Erfindungen, das Suchen nach neuen Formen, wie Bild- und Tonübertragungen zeitgleich über große Distanzen möglich sein könnten, wurde – in der Rhetorik der zwanziger Jahre – als ein Kampf verstanden. Militärische Metaphern tauchen schon in den zwanziger Jahren auf, häufig wird der Glaube an die Zukunft des Fernsehens mit der Formel »Das Fernsehen in Deutschland marschiert« bezeichnet.63 Wo Brecht mit seinem Kommunikationsapparat Radio noch auf eine ge- meinsame Diskussion aller Beteiligten abzielte, wo letztlich ein Öffentlichkeits- modell mit Konsensfindung über gesellschaftliche Probleme durchschimmerte, stand eine Rhetorik vom Kampf mit der Natur im Raum, der durch die Technik gewonnen wird. Paul Laertes schreibt 1926 in seiner Broschüre »Fernbildtech- nik und elektrisches Fernsehen«: 62 Kargel, Otto: »Fernsehen als Kulturfaktor«. In: Arbeiterfunk, 1931, Nr. 10, S.118. 63 Noack, F.: »Fernsehen im eigenen Heim«. In: Umschau, 33. Jg. (1929), H. 38, S. 762. 204 »Das Wunder der Technik« In gigantischem Kampfe ringt die Menschheit mit den Kräften der Natur, um die Schranken von Raum und Zeit zu brechen. In hoff- nungsvollem Siegeslauf hat die Technik des letzten Jahrhunderts manche der kühnsten Träume Wirklichkeit werden lassen. [...] Dem Gebot dieser Technik folgend, schrumpfen die Entfernungen von Mensch zu Mensch ›räumlich‹ und ›zeitlich‹ immer mehr in sich zusammen. In der Kette der technischen Errungenschaften, die diesem Problem der ›Menschenannäherung‹ dienstbar sind, ist ein Glied noch nicht geschlossen. Wir hören zwar das Leben und Wirken der Menschen in weiter Ferne, doch wir sehen es noch nicht. Erst ein gleichzeitiges Fernhören und Fernsehen kann einem Geschehnis, das der direkten Wahrnehmung durch die Sinne ent- zogen ist, jene plastische Wirkung verleihen, die wir für die natur- getreue Wiedergabe eines fernen Ereignisses fordern müssen.64 1933 sah es Hans Zbinden noch dramatischer. Jetzt war es nicht mehr ein Kampf gegen die Natur, sondern ein Kampf der Weltanschauungen um den rechten Gebrauch der Technik. Er schreibt: Ein leidenschaftlicher Kampf für und wider die Technik ist ent- brannt. Den einen bedeutet sie den Höhepunkt menschlicher Lei- stung und begeistert singen sie das Hohelied der Technik; die anderen sehen in ihr das Grundübel der Zeit, Ursache der wirt- schaftlichen Verwirrung, der Arbeitslosigkeit, der seelischen Ver- flachung und des Massenmenschentums. Im Namen des Geistes geht ein wildes Ringen an gegen die Mächte der rationalisierenden Vernunft. Unter den Bannern ›Mensch‹ und ›Maschine‹ prallen heute tiefste weltanschauliche Gegensätze aufeinander.65 Für Oswald Spengler war es schon zwei Jahre zuvor ein Verrat an der weißen Rasse gewesen, die Geheimnisse der Technik an Farbige weitergegeben zu ha- ben. So heißt es in Der Mensch und die Technik 1931: »Für die Farbigen aber – die Russen sind hier immer einbegriffen – ist die faustische Technik kein inneres Bedürfnis. Nur der faustische Mensch denkt, fühlt und lebt in ihrer Form«.66 Der Kampf um die Technik wurde nun innerhalb weniger Jahre zum Kampf mit der Technik, denn das Pathos dieser Technikbegeisterung ließ sich leicht funktionalisieren. Von der Propaganda für den Rundfunk war es nicht weit zur 64 Laertes, Paul: Fernbildtechnik und elektrisches Fernsehen. Berlin 1926. 65 Zbinden, Hans: Technik und Geisteskultur. München/Berlin 1933, S. 1. 66 Spengler, Oswald: Der Mensch und die Technik. München 1931, S. 86. 205 Knut Hickethier Propaganda mit dem Rundfunk und durch den Rundfunk. Für den Postrat Be- grich war 1937 die Fernsehtechnik »ein Mittel im Kampf ums Dasein und ein Quell der Freude am Dasein«.67 Der Rundfunk werde, so heißt es 1938/39 in Der Rundfunk nun wieder ganz auf den Hörfunk bezogen, »zu einer neuen und gänzlich eigenartigen Waffe der Beeinflussung und Gestaltung, so wie, um einen auf ganz anderem Gebiet lie- genden Vergleich zu gebrauchen, ein waffentechnisch simples Stilett im Nah- kampf wirksamer sein kann als die schönste und schwerste Damaszenerklin- ge.«68 Der Verfasser dieses schönen Bildes aus dem ›Dritten Reich‹ war Karl Holzamer, später erster Intendant des ZDF. 67 Begrich, Postrat: »Die Entwicklung des Fernsehens«. In: Fernsehen und Tonfilm. Zeitschrift für Technik und Kultur des Fernsehens und Tonfilms, Jg. 1937, 1. T.: H. 4, S. 29-34; 2. T.: H. 5, S. 37-41; 3. T.: H. 6, S. 41-50; 4. T.: H. 7, S. 54-57, hier: S. 29. 68 Holzamer, Karl: »‹Schall und Rauch‹?! – Vom Wesen des Tönenden«. In: Der Rundfunk, 1938/39, S.170. 206