„Ein wenig Romantik neben dem Hauptplot kann nicht schaden“: Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction- Communities Heike Ortner Abstract This essay deals with fanfiction as a blend of highly individual narrative necessities on the one hand and aesthetic as well as communicative norms negotiated within an online community on the other hand. Two points are being made: First, the term fanfiction comprises heterogeneous texts that use virtually all narrative devices deployed by the so-called canon. At the same time the authors develop new genres, modes of narration and textual models which are only compre- hensible through acknowledging the peculiar dynamics of online Storytelling. Second, the special forms of meta-communication within the fanfiction community have major influences not only on what kinds of stories are told and on the way they are told but also on the very exis- tence of fanfiction. These claims are illustrated by fanfiction based on the Harry Potter novels by J.K. Rowling. „Fandom celebrates not exceptional texts but rather exceptional readings“. (Jenkins 1992, S. 284) 1. Einleitung: Beschreibung und Einordnung des Phänomens Der Begriff Fanfiction bezeichnet Texte, die auf Produkten der Populärkultur – also bei- spielsweise auf Büchern, Musikstücken, Fernsehsendungen, Filmen und Videospielen – basieren (vgl. Black 2005, S. 118). Für gewöhnlich übernehmen die Fanfiction-Autorinnen und -Autoren von ihren kommerziellen Vorbildern das Figureninventar und Elemente der aus dem Kanon bekannten Geschichte, und zwar sowohl aus Fabel, Plot und narrativem Diskurs (im Sinne von Fludernik 2006). Geschichten werden „weitererzählt, ausgeschmückt oder auch umgeschrieben“ (siehe Definition auf der Homepage von FanFiktion.de, URL: ). Nachdem Fanfiction in der Anfangszeit über sogenannte fanzines, billig publizierte Maga- zine, verbreitet wurde (vgl. Jenkins 1992, für eine ausführliche Historie von Fanfiction sowie Pearson 2006, S. 12), hat sich mittlerweile die Fanfiction-Szene fast vollständig ins World Wide Web verlagert, wo der Austausch von und über Fanfiction auf zahlreichen Online-Platt- formen floriert. Die Bedingungen des neuen Mediums begünstigen das Phänomen Fanfiction mit all seinen Facetten auf quantitativ und qualitativ beeindruckende Art und Weise (vgl. Pearson 2006, S. 12; Moore 2005, S. 16; Bond & Michelson 2003, S. 111). In Fanfiction- Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 357 Communities werden massenhaft umfangreiche Geschichten erzählt und auch gelesen, was die oft nicht minder umfangreichen Diskussionen über das Erzählte belegen. Jenkins (1992) sieht in Fanfiction und anderen Formen von Fanpartizipation mehr als einen spaßigen Zeitvertreib. In Anlehnung an de Certeau bezeichnet Jenkins (1992) diese aktivere Gruppe von Fans als „textual poachers“ (dt. etwa ‚Textwilderer‘). Sie sind nicht passive Verehrer, sondern „active producers and manipulators of meaning“ (Jenkins 1992, S. 23), die Kultur nicht nur konsumieren, sondern an ihr partizipieren, neue (Be-)Deutungen hervorbringen und ihre kulturelle sowie soziale Identität mit Hilfe der Massenmedien kon- struieren (vgl. auch Bond & Michelson 2003, S. 111). Ganz selbstverständlich nehmen sie Deutungsmacht in Anspruch und entreißen durch ihr Schreiben den ursprünglichen, instituti- onell unterstützten Autorinnen und Autoren letztendlich das Exklusivrecht auf Produktion und Publikation von Texten, ja, sogar auf Verbreitung urheberrechtlich geschützter Ideen. Fanfics (kurz für Fanfiction-Texte) sind nach Jenkins (1992, S. 49) kein Abklatsch vom Ori- ginal, sondern Ausdruck einer neuen Kultur, die über eigene soziale Normen, ästhetische Konventionen, Interpretationsregeln und technische Voraussetzungen verfügt. Diese Feststel- lung war der Ausgangspunkt meiner Analyse von Harry Potter-Fanfics, die im Wesentlichen zwei Schlüsse zulässt. Sie werden an dieser Stelle vorweggenommen und in den folgenden Abschnitten begründet sowie mit empirischem Material untermauert. 1. Unter dem Begriff Fanfiction wird äußerst heterogenes Textmaterial zusammengefasst, das sich keineswegs pauschal als Imitation, Variation oder Fortsetzung der kanonischen Ausgangstexte beschreiben lässt. Vielmehr zerfällt die literarische Gattung Fanfiction in verschiedene Genres mit jeweils eigenen Motiven, sprachlichen Gestaltungsmitteln und Funktionen, und diese Varianten weisen größere oder geringere Ähnlichkeiten mit dem kanonischen Text auf, auch wenn die Fanfiction-Verfasser/innen sich diesem explizit zuordnen. 2. Die Metakommunikation, also das Reflektieren der Community über Fanfiction, hat bedeutenden Einfluss darauf, ob und wie Geschichten auf diesen Plattformen erzählt werden. Die Öffentlichkeit der Texte, die durch das Internet hergestellt wird, ist kein unbedeutsamer Nebeneffekt, sondern Motor und Katalysator von Fanfiction. 2. Korpus und Fragestellungen Der vorliegende Aufsatz konzentriert sich auf Fanfiction zu den Harry Potter-Romanen von Joanne K. Rowling. Das Phänomen Harry Potter sprengt auch im Bereich Fanfiction alle quantitativen Maßstäbe: Ein statistischer Vergleich von Texten auf der Plattform FanFik- tion.de, die das Analysematerial für diesen Aufsatz liefert, zeigt, dass derzeit kein anderes Produkt der Populärkultur in der Beliebtheit bei den Autorinnen und Autoren auch nur annä- hernd mithalten kann. Es gibt zahlreiche sowohl deutsch- als auch anderssprachige Portale, die ausschließlich Harry Potter-Fanfiction verbreiten (z.B. URLs: , , ). 358 Heike Ortner Die Plattform FanFiktion.de zeichnet sich durch eine sehr große Community aus. So wurde im Jänner 2008 das millionste Review gefeiert. (Anm.: Unter Reviews sind eher kurze Kom- mentare als Rezensionen zu verstehen.) Die durch Werbung finanzierte Website bietet angemeldeten Userinnen und Usern viele Möglichkeiten, das Angebot an Texten für den persönlichen Gebrauch zu strukturieren (z.B. Suchfunktionen, Speichermöglichkeiten favori- sierter Geschichten und Verfasser/innen, Benachrichtigungen bei Updates favorisierter Texte, interner E-Mail-Verkehr und Chats). Aus den rund 10.000 Beiträgen in der Rubrik Harry Potter (die Zahl ändert sich täglich) wurden 100 Geschichten zur näheren Betrachtung ausgewählt: Alle auf der Plattform festge- legten Genres (Allgemein, Drama, Humor, Krimi, Mystery, Parodie, Poesie, Romanze, Songfic, Thriller, Crossover und Multicrossover) wurden entsprechend ihrem Anteil an der Gesamtheit der Geschichten berücksichtigt. Die Vertreter der einzelnen Genres wurden einer- seits durch Zufall, andererseits durch Berücksichtigung der Reviewzahlen ermittelt, sodass auch Texte aus der von mir erstellten Liste mit den 100 meistkommentierten Geschichten auf- genommen wurden (Stand vom 25.01.2008). Eine ästhetische oder moralische Bewertung von Fanfiction soll in diesem Aufsatz nicht erfolgen. Ob am Computerbildschirm weniger gut gelesen und geschrieben wird, ob Ortho- graphie, Grammatik und guter Stil vernachlässigt werden und die Texte einen geringeren Komplexitätsgrad erlangen oder ob vielmehr hochenergetisches, lebendiges Schreiben vor- liegt (vgl. Moore 2005, S. 16), lässt sich nicht kategorisch entscheiden. Die Texte sind für eine pauschale Be- oder Verurteilung zu heterogen und schwanken in der intersubjektiv mög- licherweise feststellbaren Qualität ungemein (vgl. Moore 2005, S. 15, die Fanfiction als „literature’s teenager“ und „thus as contradictory and equivocal as any sampling of students“ bezeichnet). Problematische Aspekte werden jedoch angesprochen (siehe vor allem 4.4.). Folgende Fragenkomplexe leiteten die Analyse des beschriebenen Materials und die Gliede- rung des Aufsatzes: • Welche generalisierbaren Merkmale weist Fanfiction auf? • Wer schreibt Fanfiction? • Was und wie wird in Fanfiction erzählt? • In welchem Verhältnis stehen diese Geschichten zu den Ausgangstexten? • Von wem und wie wird das Erzählte rezipiert? • Welche Funktionen erfüllt Fanfiction? 3. Formen und Farben: Ansätze zu einem Vergleich zwischen Prä- und Fantexten In diesem Abschnitt beschreibe ich die wichtigsten Merkmale und Arten von Fanfiction und diskutiere einige Zusammenhänge und Unterschiede zwischen den Harry Potter-Romanen (dem sogenannten Kanon) und Harry Potter-Fanfiction. Der Versuch, generalisierbare Fakto- ren herauszuarbeiten, erwies sich im Laufe der Arbeit an diesem Aufsatz als ausgesprochen schwierig, da bereits in meinem relativ übersichtlichen Analysematerial Kategorienbildungen Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 359 durch die Individualität der Texte erschwert werden. Andererseits finden sich auch einige Tendenzen. 3.1. Digitalität Bei Fanfiction handelt es sich nach Suters (2006, 280 f.) Klassifikation um E-Texte. Außer Transversalität (Offenheit gegenüber neuen technischen Kommunikationsformen, vgl. Suter 2006, S. 268) und Transfugalität (Flüchtigkeit der Texte und Unabhängigkeit vom Literatur- betrieb, ebd.) ist keines der von ihm genannten Kriterien für digitale Literatur im engeren Sinne erfüllt. Die Texte liegen zwar in digitaler, d.h. nicht gedruckter Form vor und werden offenkundig auch so rezipiert. Das Medium ermöglicht Fanfiction Unmittelbarkeit und leichte Zugänglichkeit. Doch die Texte selbst sind nicht hypertextuell, sondern linear organisiert und insofern als traditionell zu bezeichnen. Experimentelle Formen von Literatur finden sich nicht, hypertextuelle Strukturen, mit Ausnahme der durchaus nicht revolutionären Möglich- keit, Kapitel zu überspringen, werden nicht realisiert, weil dies von der Technologie auch nicht zugelassen wird: Das Setzen von Hyperlinks wird nicht unterstützt, kommt in Kom- mentaren trotzdem vor – nicht aber innerhalb der Geschichten. Dennoch sprengt insbesondere die Metakommunikation (siehe 4.) traditionelle Auffassungen der Publikation und Rezeption literarischer Werke. Viele Fanfics werden nicht zuerst zu Ende geschrieben und dann ins Netz gestellt. Die meis- ten Autorinnen und Autoren entscheiden sich dafür, ihre umfangreicheren Texte Kapitel für Kapitel hochzuladen und erste Reaktionen abzuwarten, bevor sie weitere Kapitel zur Verfü- gung stellen – oder sogar bevor sie diese schreiben (siehe 4.3.). Viele Geschichten bleiben auch überhaupt unvollendet (so bricht der Text Mundus vult decipi, ergo decipiatur von eulchen bereits nach dem Prolog ab). Auch nach dem ersten Publizieren eines Textes, sei es nun ein Abschnitt eines größeren Ganzen oder eine abgeschlossene Geschichte, ist dieser nicht fertig gestellt; im Gegenteil beginnt damit häufig ein Prozess wiederholter Korrekturen, an denen unterschiedliche Personen (der/die Autor/in sowie die sogenannten Betas, s. 4.2.) beteiligt sein können. Das Medium ermöglicht es den Autorinnen und Autoren, ihre Texte ständig zu überarbeiten, ohne dass die Bruchstellen sichtbar werden (vgl. Bond & Michelson 2003, S. 117). 3.2. Umfang und Gattung Fanfiction ist nicht an einen bestimmten Stil (z.B. komisch oder ernst), eine Textsorte oder literarische Gattung gebunden (vgl. Chandler-Olcott & Mahar 2003, S. 557). Es werden hyb- ride Texte produziert, die verschiedenste Diskurse und Genres vereinen und für Verfasser/innen und Leser/innen neue, einzigartige Bedeutungen erzeugen (vgl. Chandler- Olcott & Mahar 2003, S. 563). In Hinblick auf Umfang und Gattung lassen sich folgende Formen von Fanfiction unterscheiden: Drabble: Drabbles sind per definitionem Geschichten mit genau 100 Wörtern Umfang, die meistens eine überraschende Wendung nehmen. Die 100-Wort-Regel wird sehr oft jedoch nicht berücksichtigt. Im Korpus finden sich 100 Drabbles von ein und derselben Autorin, die 360 Heike Ortner diese hauptsächlich humorvollen, teilweise auf das Einfangen von Stimmungen ausgerichte- ten kleinen Geschichten als zusammenhängenden Beitrag hochgeladen hat (Callies kleine Drabblesammlung von Callista Evans). In einem dieser Texte wird mit der Pointe das Schrei- ben von Fanfiction reflektiert: „Sue nahm die Finger von der Tastatur und stellte wieder einmal fest, dass sie zu viel Zeit mit dem Schreiben von Fanfiction verbrachte.“ One-shot: Darunter wird eine kurze, in sich geschlossene Geschichte verstanden. Hier be- schäftigen sich Autorinnen und Autoren häufig mit Szenen, die in den Vorlagen zu kurz kommen oder gar nicht geschildert werden. Aus dem Korpus bietet sich Wenn Liebe tödlich ist von Remus John Lupin an, wo der von Rowling in Band 7 nur in seinem Resultat darge- stellte Tod von zwei wichtigen Figuren beschrieben wird. Songfic: In einer Songfiction wird der Text eines Liedes zu einer kurzen, thematisch oder emotional passenden Geschichte montiert, im Korpus z.B. Dieser Weg (von Noir13), wo das gleichnamige Lied von Xavier Naidoo auf Severus Snape bezogen wird. Lyrisches: Unter der Rubrik Poesie werden hauptsächlich (gereimte) Gedichte, aber auch Innere Monologe, Kurzgeschichten u.Ä. zur Diskussion gestellt (Beispiel aus meinem Sam- ple: Yeux noirs – Schwarze Augen von Kassandra von Troja, die in diesem Beitrag verschiedene Texte zu Snape vereint). Mehrteiler: In diese große Restkategorie fallen alle Texte, die eine etwas längere Erzählung bilden, wobei hier der Umfang von einigen tausend bis zu mehreren hunderttausend Wörtern schwankt. Der längste Text in meiner Sammlung ist auch jener mit den meisten Reviews: Jumanji von gugi28 (481.493 Wörter und über 3.800 Reviews). Immerhin 6 % aller Harry Potter-Texte auf FanFiktion.de haben über 50.000 Wörter. Betrachtet man die Beiträge mit den meisten Reviews, steigt dieser Anteil jedoch massiv an: Nicht weniger als 88 der 100 Texte mit den meisten Reviews haben über 50.000, immerhin 55 mehr als 100.000 Wörter. Lange und romanartige Texte erfreuen sich also auffallend häufig starker Leserbindung. 3.3. Inhaltliche Merkmale In Hinblick auf die Fabel konnte ich alle von Bak (2004) und Gupta (2003) genannten Motive der Harry Potter-Romane im Korpus finden. Allerdings sind sie unterschiedlich prominent vertreten. Romanzen (Gupta 2003, S. 128) oder in der adäquaten Terminologie Pairings (s.u.) sind das vorherrschende Motiv von Fanfiction. Dass die Logik und Naturgesetze mittels Magie außer Kraft gesetzt sind (vgl. Bak 2004, S. 90) und mindestens zwei Welten nebenei- nander existieren – magische Welt und Muggelwelt, ferner auch unsere reale Welt (vgl. Bak 2004, S. 90; Gupta 2003, S. 85–92) – ist eine selbstverständliche Prämisse praktisch aller Texte. Die Zauberwelt J.K. Rowlings wird zwar durch magische Neuerungen erweitert (beispielsweise durch neue Zaubersprüche), doch die magische Welt(v)erklärung ist nur zweitrangig gegenüber der Ergründung von Figuren und ihren Beziehungen. Schlechter steht es um den Kampf zwischen Gut und Böse als Hauptmotiv bei Rowling (vgl. Bak 2004, S. 94): In Fanfiction werden die Grenzen zwischen diesen Mächten häufig mit Genuss ver- schoben. Es sind die auch bei Rowling prominenten Spiegelungen von Problemen, aber auch von Normen und Werten der uns bekannten Welt in Hinblick auf Soziales, Machtfragen, Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 361 Gender, Sexualität, Konsumwelt, Werbung und Massenmedien (Bak 2004, S. 97 ff.; Gupta 2003, S. 91 f.) sowie Komik (Bak 2004, S. 100), was das besondere Interesse der Fanfiction- Verfasser/innen fesselt. Ermittlungen zu kompliziert konstruierten Tatbeständen wie im De- tektivroman (vgl. Bak 2004, S. 114) sind dagegen marginal. Laut Bak (2004, S. 88) weisen die Harry Potter-Romane Elemente mehrerer literarischer Genres auf (fantastische Literatur, Kriminal- bzw. Detektivgeschichte, Internatsgeschichte/ British Schoolstory sowie Adoleszenz- und Entwicklungsroman). Im Korpus findet sich diese Mischung auffällig selten. Auch die sehr umfangreichen Texte sind nicht nach dem Modell der Harry Potter-Romane, die jeweils ein Jahr Harrys abdecken, gestrickt – mit Ausnahme eines einzigen Textes, Im Zeichen der Schlange von Witchcraft, der Harrys sechstes Schul- jahr thematisiert. Jenkins (1992, S. 162–176) erstellte eine Liste der Verfahren von Fanfiction, Prätexte zu transformieren. Ich werde nur die wichtigsten Begriffe übernehmen, erweitern und auf die von mir untersuchten Texte anwenden. Die folgenden Verfahren schließen einander nicht aus. Rekontextualisierung und Ausweitung der Zeitachse In den Geschichten werden Lücken im Kanon, also fehlende Szenen, unklare Motivationen von Figuren u.Ä. ergründet (vgl. auch Pearson 2006, S. 12; Moore 2005, S. 16). Beispiele für dieses Verfahren wurden bereits genannt, im Korpus ist dieser Typ jedoch eher schwach vertreten. Vor- oder Nachgeschichten zu den im Kanon erzählten Ereignissen werden besonders häufig von Harry Potter-Fanfiction aufgegriffen. Beliebt sind Geschichten über die Rumtreiber (oder engl. Marauders), Harrys Elterngeneration. In dem Text mit dem Titel Kleines (Advents-) Zwischenspiel (von Cassiopeia) wird in vier kurzen Geschichten jeweils aus der Sicht eines der vier Rumtreiber ein Stimmungsbild zu vier unterschiedlichen, bedeutsamen Zeitpunkten gezeichnet, von der ersten Begegnung bis zum Ende der Freundschaften. Ins- gesamt beschäftigen sich acht Geschichten im Korpus mit diesem Zeitraum. Auch die Zeit nach Harrys Schuljahren in Hogwarts ist stark vertreten und nimmt seit Erscheinen des siebten und voraussichtlich letzten Harry Potter-Romans im Sommer 2007 an Bedeutung zu, da das Ende der kanonischen Geschichte die Fantasie der Fanfiction-Verfasser/innen offen- sichtlich zusätzlich beflügelt. Refokalisierung In Fanfics werden narrative Elemente (z.B. Figuren), die im Kanon marginalisiert sind, ins Zentrum gerückt. Ein Blick auf eine Statistik der beliebtesten Figuren auf FanFiktion.de be- legt dies. So ist etwa Blaise Zabini, in den Büchern eine unauffällige Randfigur, in der Fan- fiction überrepräsentiert, und zwar auffällig in Slash-Geschichten (siehe 3.4.; z.B. Qualitäten eines Slytherins von lalandia – Blaise spielt in dieser Beziehungsgeschichte die Hauptrolle). Autorinnen und Autoren nehmen oft eine moralische Neubewertung des Kanons vor, indem beispielsweise klassische Schurken zu Helden stilisiert werden und umgekehrt. Eine Auswer- tung der am häufigsten eingesetzten Figuren auf FanFiktion.de bestätigt, dass Bösewichte auf Fanfiction-Verfasser/innen eine besondere Faszination ausüben. Zwar steht Harry Potter 362 Heike Ortner unangefochten an der Spitze, doch die düsteren Figuren Draco Malfoy (auf dem zweiten Platz), Severus Snape (auf dem dritten Platz), Voldemort und Lucius Malfoy sind außerge- wöhnlich stark vertreten. Gleich mehrere Geschichten im Korpus widmen sich Severus Snape, bei Rowling ein zwielichtiger Charakter. In diesen Geschichten wird Snape zunächst ebenso negativ wie bei Rowling geschildert, doch nach und nach eröffnen sich der Leserschaft und der Partnerin (bzw. dem Partner) seine sanften Seiten. Cadwalladr (2006, o.S.) interpretiert dies als weibliches Hoffen auf Erlösung des Bösewichts. Umgekehrt wird Harry Potter so oft vom Helden zur fragwürdigen Gestalt herabgesetzt, dass es für diese Form von Texten sogar einen eigenen Ausdruck, meist als Warnung angebracht, gibt: Dark Harry. Umgekehrt wird der ultimative Bösewicht Voldemort der Lächerlichkeit preisgegeben oder mit seinem Erzfeind Harry Potter vereint. Das Spiel mit solchen Umkehrungen reizt die Community sehr, betrachtet man die Anzahl solcher Geschichten und der dadurch provozier- ten Reviews. Allerdings bemerkt Pearson (2006, S. 13) wie Jenkins (1992), dass allzu große Freiheiten im Umgang mit den Prätexten in Hinblick auf die übernommenen Figuren in Fanfiction- Communities verpönt seien. Bereits erzählte Geschichten sollen nicht abgeändert werden, Darstellungen von Figuren (insbesondere im Dialog) haben sich an den Originalen zu orientieren. Im Korpus kann ich jedoch keine derartige Tendenz feststellen. Im Gegenteil sind starke Abweichungen sowohl in Voraussetzungen der Geschichten als auch in Hinblick auf die Figuren in einem Großteil der Texte zu beobachten. Jenkins und Pearson haben insofern Recht, da eine nicht kanongetreue Darstellung von Figuren für gewöhnlich mit einer OOC- Warnung (OOC = out of character) versehen werden. Kreuzungen, Dislozierung und Alternative Universen Bei Kreuzungen treffen Figuren aus unterschiedlichen Prätexten aufeinander. Harry Potter und die Rückkehr des Weißen Zauberers von Darth Destructo ist die Vermischung von Harry Potter und Herr der Ringe (J.R.R. Tolkien), wobei das Hauptgewicht deutlich bei Harry Potter liegt und die Welt aus Herr der Ringe von den handelnden Figuren als irreale Parallel- welt betrachtet wird. Das Ende der Fanfictions von Der Boss ist eine humorvolle Geschichte, in der sogenannte Cleaner schlechte Fanfiction (Fälle von OOC, Mary Sues etc., s.u.) ausra- dieren. Es handelt sich also um satirische Fanfiction über Fanfiction. Figuren geraten in einigen Texten in andere Zeiten oder an andere Orte. Gefangen in der Muggelwelt von Dark Shadow ist hierfür ein prototypisches Beispiel. Die bereits erwähnten Rumtreiber in abweichender Zusammensetzung sowie einige Slytherins landen in dieser Ge- schichte durch einen Zaubertrank in unserer Welt bei einer Ich-Erzählerin, die über die Harry Potter-Romane Bescheid weiß. Auf verschiedenen Fanfiction-Portalen bilden Alternative Universen (auch AU oder Altra- verse) eine eigene Kategorie (z.B. auf der Harry Potter-Plattform Mugglenet, vgl. URL: ). In diesen Geschichten wird von anderen Voraussetzun- gen als im Kanon ausgegangen. In Lord Voldemortstochter (sic!) von -Rebecca- geht es um die im Kanon nicht existierende Tochter von Harrys Todfeind. Dieses Verfahren (Was wäre, wenn ...) findet sich im Korpus verhältnismäßig oft. Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 363 Personalisierung Hierzu gehören hauptsächlich Texte, die autobiographisches Material verarbeiten und insbe- sondere das unter dem Schlagwort Mary Sue bekannte Phänomen. Mary Sues sind Fanfics über eine nicht im Kanon auftretende Figur, also eine Eigenkreation der Fanfiction- Verfasser/innen (vgl. Black 2005, S. 123 f.; Moore 2005, S. 17), wobei diese Figuren wegen ihrer Aufdringlichkeit häufig negativ rezipiert werden. Sehr oft sind diese Charaktere eine Spiegelung des Autors oder der Autorin – sowohl als Folie für eigene Sehnsüchte als auch als Möglichkeit, eigene Probleme, Interessen und Alltagsthemen zu verarbeiten. Ein Beispiel hierfür ist Jungfrau Maria – nicht alle Mädchen sind Heilige!. Sprachlich sehr an mündlicher Jugendsprache orientiert und im Präsens geschrieben, schildert die Ich-Erzäh- lerin ihre alltäglichen Nöte in Hogwarts zwischen Hänseleien, Verliebtheiten und Patchwork- Familie. Ob hier Situationen aus dem Privatleben der Autorin verarbeitet werden, lässt sich nicht beurteilen, aber wir haben es mit einem Text zu tun, der in seiner sowohl sprachlichen als auch inhaltlichen Nähe zur realen Welt hervorsticht. Abgesehen von diesem Text finden sich noch neun Beispiele von Mary Sues im Korpus, darunter eine, in der die Protagonistin Harry Potter als Anti-Held ersetzt, der sich als Erlöser entpuppt (wichtiges Rowling-Motiv, vgl. Bak 2004, S. 95; Gupta 2003, S. 159 f.): In Werwolfsherz von Bollywood Aishwarya wird die Hauptfigur Miriam wird zu einer Art Messias der Werwölfe. Emotionale Intensivierung Besonders emotionale Situationen (lebensgefährliche Verletzungen, Tod u.Ä.), Umbrüche und Krisen rücken in den Mittelpunkt der Erzählung. Auf diese Weise drücken die Autorin- nen und Autoren ihre besondere Beziehung zu den Figuren aus. Nahtoderfahrungen und Gewalt ziehen sich durch einen großen Teil der von mir untersuchten Texte. Die Protagonis- tinnen und Protagonisten müssen teilweise unmenschliche Qualen überstehen (z.B. in Harry Potter – Die Felder der Dunkelheit von silberstreif; hier wird Harry zum Missbrauchsopfer). Parodien und Humor Parodien und andere humoristische Formen sind in zahlreichen Schattierungen vertreten. Ver- eint man die auf FanFiktion.de so bezeichneten Genres Humor und Parodie, stellen sie einen Anteil von über 10 % an allen Harry Potter-Fanfics. Die Inhalte reichen von gewöhnlichen Witzen, die so umgeschrieben wurden, dass sie ins Harry Potter-Universum passen (Hog- warts Witze von hekora), über eine umfangreiche Geschichte über ungewollte Teenager- Schwangerschaften (Der größte Skandal in der Geschichte von Hogwarts von Zutzi) bis hin zu Dekonstruktionen von Harry Potter auf Berlinerisch (Heldentum 4 – Aus Schaden wird ma (sic!) klug von issachar). Erotisierung bzw. Romantisierung Ohne Zensur werden erwünschte Pairings (von Kanon unterstützte oder auch abweichende Paare) gebildet und oft bis ins Detail ihrer Beziehungen (Ships) beschrieben. Autorinnen und Autoren oder auch Leser/innen, die ein bestimmtes Pairing bevorzugen, sind sogenannte Shipper dieser Kombinationen, die mit einem Slash – / – kodiert werden; ein HG/SS-Shipper ist somit jemand, der oder die das Pairing Hermine Granger und Severus Snape bevorzugt. 364 Heike Ortner Diese Vorlieben bestimmen ganz wesentlich die Online-Identität der Verfasser/innen und Leser/innen (vgl. Pearson 2006, S. 13). Die Kategorie Romanze ist das am stärksten vertre- tene Genre, wobei ebenso in allen anderen Kategorien (z.B. auch unter Allgemein) Geschichten mit erotischem oder romantischem Inhalt gepostet werden. Erotische Geschich- ten werden auch als Lemons oder Limes bezeichnet. Im Korpus ist es einfacher, jene Geschichten zu zählen, die keinerlei Paarungen beinhalten: Es sind fünf. Auffallend häufig werden in Geschichten unrealistische Situationen konstruiert, die eine Verehelichung oder Bindung ungleicher Partner erzwingt, letztendlich jedoch von beiden akzeptiert und sogar genossen wird (z.B. Snape und Hermine in Ein Bund für die Ewigkeit von avina oder Harry und Draco in Harry Potter und Slytherins Erbe von Korksie). Hierin liegt auch die Erklärung für den Titel dieses Aufsatzes: „Ein wenig Romantik neben dem Hauptplot kann nicht schaden“ ist jene Antwort, die bei einer Umfrage auf HPFFA mit der Frage, wie wichtig Erotik und Pairings sind, am häufigsten angeklickt wurde. Auf dem letzten Platz landete die Antwort „Etwas davon, ist schon zu viel davon“. 3.4. Slash Slash gehört zum Verfahren der Erotisierung, bildet aber eine so große Gruppe auf FanFik- tion.de, dass ich es als gesondertes Genre darstelle. Unter Slash, der Name kommt von den erwähnten Querstrichen, versteht die Fanfiction-Community Geschichten, in denen bekannte, meist männliche Figuren ihre nicht kanongetreue Homosexualität entdecken. Es werden in diesen Geschichten (nach Jenkins 1992, S. 206–219) vier Stadien durchlaufen: 1. anfängliche Ablehnung der Homosexualität im Allgemeinen und des späteren Partners im Besonderen, 2. rollenbildbedingte Machtkämpfe, Kommunikationsprobleme und Identitätskrisen (in einigen Geschichten kommt es zu Vergewaltigungen und anderen Grausamkeiten), 3. das gegensei- tige Liebesgeständnis und 4. der physische Ausdruck der entdeckten Gefühle und die Über- windung aller Hindernisse. Die erotische Beziehung ist meistens von Liebe, gegenseitiger Wertschätzung und Zärtlichkeit geprägt. Dieses Muster konnte ich in der Analyse gut bestätigen, auch wenn die Phase der Selbstzweifel und Probleme in manchen Texten kurz ausfällt, was auf die höhere Akzeptanz von Homosexualität innerhalb der vorliegenden Fan- fiction-Community hindeutet (z.B. Baby Alarm von DIXA; hier wird Harry zwar gleich zu Beginn Vater eines natürlich gezeugten Kindes, aber für ihn steht von vornherein fest, dass er homosexuell ist). Von Anfang an war diese Form von Fanfiction heftig umstritten (vgl. Jenkins 1992, S. 187 f.). Auch in der Gegenwart spaltet Slash die Nutzer/innen von Fanfiction- Portalen: Slash-Geschichten müssen laut den Regeln von FanFiktion.de eindeutig als solche gekennzeichnet werden. In den Kurzbeschreibungen der Autorinnen und Autoren zum Inhalt der Geschichte sind häufig zusätzlich Warnungen vor Slash zu finden. Wie beliebt Slash ist, hängt von der jeweiligen Plattform und der dazugehörigen Community ab. Dies zeigt ein Vergleich zwischen FanFiktion.de und HPFFA: Während der Gesamtanteil von Slash an Texten auf FanFiktion.de ca. 38 % beträgt, beläuft sich dieser Anteil bei HPFFA auf nur 2 %. Auch eine Statistik der Geschichten mit den meisten Reviews (Kommentaren) Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 365 spricht eine deutliche Sprache: Von den 100 FanFiktion.de-Texten, die die meisten Reviews verbuchen, sind 65 als Slash gekennzeichnet. In die Top Ten auf HPFFA hat es nur eine ein- zige Slash-Geschichte geschafft. Insgesamt steht jedoch fest, dass Slash nicht nur massenhaft produziert, sondern auch gelesen wird (siehe Reviewzahlen auf FanFiktion.de) – und zwar trotz der klaren Altersangaben auch von Kindern (vgl. Pearson 2006, S. 14). Im Korpus spiegelt sich wider, was Jenkins (1992), Cadwalladr (2006) und andere bemerken: nämlich dass Slash mit zwei oder mehr männlichen Protagonisten hauptsächlich von jungen Frauen geschrieben wird (siehe auch 4.2.). Dies widerspricht dem Erklärungsversuch von Moore (2005, S. 17), die Slash als Ventil für homosexuelle Jugendliche interpretiert. Andere Erklärungsansätze nennen Lust am Experimentieren mit sexuellen Normen (vgl. Pearson 2006, S. 14; Jenkins 1992, S. 200 ff.) oder das Ausleben femininer sexueller Fantasien (Cadwalladr 2006, o.S.). Das Hauptmotiv von Slash sieht Jenkins (1992, S. 189, 193, 196, 205, 219) jedoch in der Umkehrung typischer Geschlechterrollen und in der Kritik an männli- cher Sexualität. In fiktionalen homosexuellen Beziehungen verliert das Ringen um Gleich- berechtigung der Partner an Bedeutung – Geschlechterkonventionen, mit denen Autorinnen im wirklichen Leben konfrontiert sind, spielen keine Rolle, sodass utopische Beziehungs- entwürfe und Spiegelungen eigener Sehnsüchte einfacher werden. Außerdem führen diese Geschichten traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit ad absurdum: Homosoziale Be- dürfnisse werden in diesen Geschichten nach einer Phase der Ablehnung eingestanden und ausgelebt. Welcher dieser Erklärungsversuche wird nun durch meine Analyse am ehesten gestützt? Slash wird den Eigenkommentaren der Verfasser/innen zufolge vor allem als Spiel verstan- den. Bekennende Slasher nennen als Grund für ihre Faszination zum Beispiel: „Am liebsten mag ich Harry/Draco ffs, weil die Beiden einfach absolut traumhaft zusammen aussehen!“ (Kotzpastille) Genderpolitische Bemerkungen finden sich nicht. Belamie deutet eine weitere Motivation an: „So, vielleicht reicht euch ja auch eine kleine Anspielung auf Homosexualität [...], damit ihr meine FF ein bisschen lesenswerter findet. Seufz, Einsamkeit ...“ Slash ist ein Selbstläufer, dessen Beliebtheit (ausgedrückt durch hohe Reviewzahlen) immer mehr neue Texte erzeugt. Diese Geschichten ähneln einander sehr stark, insbesondere haben sich Kon- ventionen für die Schilderung sexueller Handlungen herausgebildet, da diese Szenen immer nach demselben Muster und mit derselben Lexik geschrieben werden und daher beliebig austauschbar sind. Mit der Originalreihe hängen diese Geschichten nur noch an einem seide- nen Faden zusammen. 3.5. Intertextueller Status von Fanfiction Wie aus den bisherigen Ausführungen hervorgeht, finden sich vielerlei Analogien, aber auch Unterschiede zwischen den Harry Potter-Romanen von Rowling und den Fangeschichten. Das Schlagwort Intertextualität drängt sich hier förmlich auf (vgl. Black, 2005, S. 124), und zwar unabhängig davon, wie weit – etwa allgemein als ‚Beziehungen/Verweise zwischen Texten‘ (vgl. Chandler-Olcott & Mahar 2003, S. 562) – oder wie eng – etwa ausschließlich als Zitate, Plagiate oder Anspielungen (vgl. Genette 1993, S. 10) – die Definition von Inter- textualität auch gefasst sein mag (vgl. Stocker 1998, zur Wort- und Begriffsgeschichte). 366 Heike Ortner Im vorliegenden Aufsatz folge ich der Definition von Stocker (1998, S. 72). Seiner Einteilung intertextueller Phänomene folgend stelle ich fest, dass Fanfiction nicht pauschal einer der von ihm genannten Intertextualitätsformen zuzuschlagen ist. Es finden sich in den untersuchten Texten Beispiele für Palintextualität (Zitieren anderer Texte), Hypertextualität (Imitieren anderer Texte) und Similtextualität (Imitieren von poetischen Mustern, dies entspricht in etwa dem Begriff Architextualität bei Genette 1993, S. 9): • Palintextualität: In der Geschichte Harry Potter und der Schlüssel der Träume werden die Erinnerungen Harry Potters zu seinen ersten Schuljahren aufgerollt – die Ereignisse werden mit vielen wörtlichen Zitaten aus den ersten Büchern im Schnelldurchlauf darge- stellt. • Hypertextualität: In der Geschichte Und täglich grüßt der Schulleiter von Angel-of- Mystic wird der Plot des Films Und täglich grüßt das Murmeltier (Groundhog Day, USA 1993, Regie: Harold Ramis), imitiert, allerdings mit Figuren aus den Harry Potter- Romanen. • Similtextualität: Jeder einzelne Text im Korpus imitiert literarische Muster – allerdings nicht notwendigerweise die Harry Potter-Bücher. Als Beispiel möchte ich das unter 3.4. besprochene Genre Slash und die dafür bekannten Regeln anführen. So originell die Prä- missen einer Geschichte auch sein mögen (z.B. Schwanger von Jenny91, wo Harry Potter von Tom Riddle alias Voldemort durch unbefleckte Empfängnis ein Kind erwartet und seinen Erzfeind schließlich heiratet), folgt die Handlung doch den bereits erwähnten Konventionen. Rowlings Harry Potter-Romane sind ihrerseits in ein dichtes intertextuelles Netz eingewo- ben. Die Autorin wählte vielfältige Quellen aus, montierte und kombinierte diese neu – zum Beispiel Motive aus der griechischen Mythologie, die Artussage, Folklore und Märchen, Gespenstergeschichten, Werke bekannter Autoren wie Lewis Carroll und J.R.R. Tolkien (vgl. Bak 2004, S. 130–137; Gupta 2003, S. 97 f.). Gupta (2003, S. 97 f.) deutet an, dass auf diese Quellen angespielt wird, um bestimmte Effekte zu erzielen, etwa die Autorität der Erzählerin zu stützen. Ob diese intertextuellen Bezüge den (zum guten Teil noch sehr jungen) Lese- rinnen und Lesern der Harry Potter-Romane bewusst sind, ist nicht entscheidend. Der Unterschied zwischen arrivierten Schriftstellerinnen bzw. Schriftstellern und Fans, die sich im Schreibprozess gleichermaßen großzügig ihrer Lektüreerfahrungen bedienen, ist lediglich ein gradueller. Der Bezug zu den Prätexten wird in Fanfiction jedoch ausdrücklich gesucht und nicht verschleiert (siehe 4.5. für eine Erklärung dieses Phänomens). Der sogenannte Disclaimer, mit dem klargestellt wird, dass Rowlings geistiges Eigentum unberührt bleibt, ist nicht nur eine Absicherung gegenüber urheberrechtlichen Ansprüchen, sondern die explizite Herstellung von Intertextualität: Autorinnen und Autoren benennen die Vorbilder und bringen den Respekt vor dem Kanon zum Ausdruck – mit Standardformeln, mit kreativen Formulie- rungen oder auch mit ökonomischen Rumpfformen. (Vgl. Merrill 2007, S. 56; Moore 2005, S. 19; Bond & Michelson 2003, S. 119.) Allerdings geht die Intertextualität der Fanprodukte weit über das explizit benannte Vorbild Rowling hinaus. Bond und Michelson (2003, S. 110) heben hervor, dass jede Lektüreerfah- rung mentale Modelle, Vorstellungen über Regeln des Narrativen und das Verständnis für Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 367 Strukturen von Geschichten formt. Fanfiction-Verfasser/innen entnehmen ihr Wissen über mögliche Figurenkonstellationen, Schreibkonventionen und Schemata nicht nur den Prätex- ten, sondern auch anderen Produkten der Populärkultur (z.B. Filmen) – und nicht zuletzt anderen Fanfics. Songfiction (vgl. Black 2005, S. 124) wurde bereits erwähnt, hier ist der intertextuelle Bezug eindeutig einer der Palintextualität, da die Texte der Lieder wörtlich wiedergegeben werden. Darüber hinaus finden sich zahlreiche mehr oder weniger deutliche Anleihen bei anderen kulturellen Produkten in Hinblick auf Plot, sprachliche Gestaltung, Figuren usw. (vgl. Black 2005, S. 124; Chandler-Olcott & Mahar 2003, S. 563). Ein Beispiel dafür sind die Titel der Geschichten. Hier finden sich lateinische Sprichwörter (z.B. Quod erat demonstrandum von Serpensortia) und Anspielungen auf Lieder, Filme und Bücher: z.B. Lord Voldy – Einhornblut zum Frühstück von Clarice (statt Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück, Buch- und Filmtitel); nicht zuletzt auch alle Titel, die dem zweigliedrigen Muster von J.K. Rowling nachempfunden sind (z.B. Harry Potter und Slytherins Erbe von Korksie). Ein gutes Drittel der Geschichten aus dem Korpus weist im Titel einen klar ersichtlichen intertextuellen Bezug auf. Diese Übernahme von Elementen der Massenkultur wird so interpretiert (von Jenkins 1992; Pearson 2006, S. 12; Merrill 2007, S. 55; Moore 2005, S. 19), dass das Publikum das ange- botene Mythenarsenal zurückerobert. Wichtig ist nicht der Ursprung einer Figur oder eines Motivs, sondern der kreative Umgang mit den offen gelegten Quellen (vgl. Pearson 2006, S. 12 f.). Mit dieser Intertextualität wird von Fanfiction-Verfasserinnen und -Verfassern offensiv und selbstverständlich umgegangen, sodass nicht mehr von einer „implizite[n] Inter- textualität“ wie im traditionellen Literaturverständnis, sondern von „explizite[r] Intertex- tualität“ gesprochen werden muss (Suter 2006, S. 265; Hervorhebung i.O.). Fassbar wird diese Explizitheit zum einen wie erwähnt im Disclaimer, zum anderen in den oft umfang- reichen Eigenkommentaren der Autorinnen und Autoren. Es wird: • zu Bildern verlinkt (z.B. „wer wissen will wie ich mir maria vorstelle, mailt mir, ich schicke euch das foto, von dem ich denke, so würde sie aussehen! ...“, Bonny, Jungfrau Maria – nicht alle Mädchen sind Heilige!), • ein genauer Bezug zum Kanon hergestellt (z.B. „Zeitpunkt: siebtes Buch“ in Perles Geschichte Teil von dir) und • auf andere Quellen verwiesen (Beispiel Cassiopeia vor Kleines (Advents-) Zwischenspiel: „Bei einer gewissen Szene im Pub habe ich mich von Alte Eule’s ‚Those were the days‘ inspirieren lassen“). Auch urheberrechtliche Probleme stellen sich, wenn etwa Autorinnen oder Autoren davon überzeugt sind, dass ihnen eine Geschichte gestohlen wurde: Diese Praxis kritisiert beispiels- weise die sehr beliebte Autorin gugi28 in ihrem Profil. In Fanfiction-Communities haben sich also Textmuster und Erzählweisen herausgebildet, deren Zweck nicht die Reanimation des Kanons, sondern die Ausbildung communityspezifi- scher ästhetischer Normen ist. Mit anderen Worten: Erzählt wird nicht ausführlicher, was J.K. Rowling bereits erzählt hat, sondern was den Nutzerinnen und Nutzern der Plattform gefällt, ein Geschmack, der sich im Laufe der Historie von Fanfiction herausgebildet haben muss und Geschichten hervorbringt, die einander stärker ähneln als den austauschbaren Vorbildern. 368 Heike Ortner 4. Die Metaebene: Community und Connection Texte, die Fans produzieren, folgen zwar bestimmten Textmustern, sind aber immer auch ein höchst persönlicher Ausdruck von Sehnsüchten, Fantasien, Faszinationen. Dieses Privatver- gnügen wird nun auf Fanfiction-Portalen potenziell der ganzen Welt zugänglich gemacht (vgl. Chandler-Olcott & Mahar 2003, S. 560). Jenkins (1992, S. 280 f.) hebt schon vor Zeiten des Internets hervor, dass Fanpartizipation vor allem auf sozialer Interaktion – auf Austausch und Bildung von Netzwerken – beruht. Die Community steht nicht am Rande des Produktionsprozesses; Metakommunikation in Online- Communities ist vielmehr ein inhärenter Bestandteil des Phänomens Fanfiction (vgl. Black 2005, S. 125). Auf FanFiktion.de geschieht die Metakommunikation hauptsächlich über Re- views der Leserschaft und über Selbstkommentare der Autorinnen und Autoren, wobei diese beiden Möglichkeiten eng aufeinander bezogen sind. 4.1. Sprachliche Merkmale der Metakommunikation auf FanFiktion.de Nach der Typologie von Schönhagen (2004, S. 216) handelt es sich bei den Diskussionen auf FanFiktion.de um zeitversetzte, partnerabhängige Kommunikation – partnerabhängig, da sowohl das Archiv selbst als auch die Kommentarfunktionen moderiert (im Sinne von über- prüft), wenn notwendig auch zensiert werden, sodass von völlig freiem Meinungsaustausch nicht die Rede sein kann (s. 4.4.). Die Kommentare (sowohl von Produzierenden als auch von Rezipierenden) weisen alle sprachlichen Merkmale auf, die von Siever (2006) unter dem Begriff Sprachökonomie, von Beißwenger (2000) in Bezug auf Chats und von Schlobinski (2006) in Hinblick auf die Dis- kussion um konzeptionelle Schriftlichkeit bzw. Mündlichkeit (siehe auch Koch & Oesterreicher 1994) beschrieben werden. Da die Online-Kommunikation auf FanFiktion.de in dieser Hinsicht keine Besonderheiten aufweist und es in diesem Aufsatz hauptsächlich um Erzählen in Fanfiction-Communities gehen soll, hebe ich lediglich zwei Aspekte hervor. Fanfiction verfügt über eine eigene Terminologie (vgl. Pearson 2006, S. 12), die sich auch im deutschen Sprachraum ausschließlich englischer Wörter bedient. Begriffe wie Pairing, Mary Sue, Shipper etc. wurden bereits erwähnt und diese werden im Korpus auch extensiv verwen- det. Das Glossar auf FanFiktion.de erklärt noch viel mehr Begriffe (z.B. PWP, „Plot? What Plot“, für Geschichten, die nur aus erotischen Schilderungen bestehen), die jedoch sowohl im Korpus als auch in der Gesamtheit der Harry Potter-Texte nur vereinzelt vorkommen. Ab- kürzungen und Fachbegriffe werden von den Autorinnen und Autoren selbstverständlich und ohne Erläuterungen eingesetzt, sodass Newbies (neue Nutzer/innen) auf das Glossar angewie- sen sind. Besonders bemerkenswert ist m.E. der für viele Verfasser/innen mühelose Wechsel zwischen mindestens zwei völlig verschiedenen Varietäten: Auf der einen Seite schreiben sie umfang- reiche Geschichten in teils formel- und klischeehafter, teils gehobener, teils kreativer Literatursprache. Auf der anderen Seite beherrschen sie die Eigenheiten der informellen Kommunikation in neuen Technologien wie Internet und SMS, von Smileys über unter- Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 369 schiedlichste Abkürzungen bis hin zu dynamischen Aktions- und Zustandsbeschreibungen (vgl. Beißwenger 2000, S. 105 ff.; Thaler 2003, S. 93 f.; Siever 2006, S. 79; z.B. *vor Freude heul* bei Mein ist die Rache von Nerventod). Diese beiden Varietäten werden meist nur durch eine Leerzeile voneinander getrennt, jeweils am Anfang und am Ende eines Kapitels, wo Eigenkommentare und Reaktionen auf Reviews gesetzt werden. Zwar sind diese Paratexte (nach Genette 1993, S. 11) im Produktionsprozess den Geschichten zeitlich nachgeordnet, aber dies ändert nichts an der Tatsache, dass die meisten Autorinnen und Autoren hier große Sprachkompetenz zeigen. Ich schreibe die meisten, weil dies durchaus nicht ausnahmslos auf alle Texte zutrifft. Bonny und ihre Geschichte Jungfrau Maria – nicht alle Mädchen sind Heilige! wurden bereits erwähnt; hier liegt keinerlei sprachliche Abgrenzung zwischen den verschiedenen Ebenen vor. 4.2. Fragen der Identität: Die Verfasser/innen und Leser/innen von Fanfiction Von Anfang an waren es hauptsächlich gebildete Frauen über 20, die Fanfiction produzierten und rezipierten (vgl. Jenkins 1992, S. 1; Moore 2005, S. 16). Trifft dies auf die heutige Situation immer noch zu? Pearson (2006, S. 13) untersuchte die Altersstruktur von Userinnen und Usern des englischsprachigen Fanfiction-Portals Fictionalley.org (URL: ). Ihr Ergebnis: 78 % der Autorinnen und Autoren sind unter 21 Jahre alt, von diesem Teil wiederum sind 29 % zwischen 15 und 17 – allerdings laut Eigenan- gaben der User/innen, was Fragen der Validität der zitierten Statistik aufwirft. Dieses Problem ergibt sich bei jeder Untersuchung, die derartige Daten anhand der Selbstaus- sagen von Internetnutzerinnen und -nutzern erhebt. Aus methodischen Gründen sind im vorliegenden Aufsatz lediglich Feststellungen über die von den Nutzerinnen und Nutzern konstruierten Identitäten möglich, und das erscheint mir im Kontext dieser Arbeit interessant genug. Auch hier zeigt sich, dass in der Fanfiction-Community einige Muster, aber keine auf die gesamte Community zutreffenden Generalisierungen formuliert werden können. Nicknames aus dem semantischen Feld (vgl. Beißwenger 2000, S. 169) Harry Potter sind im Korpus gegenüber Nicknames unklaren Ursprungs nicht überrepräsentiert: Zehn von 100 (z.B. Serpensortia = Zauberspruch im Kanon) sind eindeutig dem Harry Potter-Universum zuzuordnen, bei weiteren neun (z.B. Witchcraft = Hexerei) vermute ich einen Zusammen- hang, kann ihn jedoch nicht mit absoluter Sicherheit behaupten. Ziehe ich nun die Profile der Autorinnen und Autoren heran, ergibt sich folgendes Bild: Selbstdarstellung: Hier sind alle Varianten zu finden, von vollkommener Verweigerung jed- weder persönlicher Information (insgesamt drei Profile im Korpus) über fiktive Kunstfiguren (z.B. Darth Destructo, der sich als Bösewicht stilisiert und keine realistischen biographischen Angaben macht) bis hin zu konkreten und ausführlichen Selbstbeschreibungen inklusive voll- ständigem Vor- und Nachnamen (im Korpus sechsmal vertreten). Der häufigste Fall ist jedoch eine Mischung aus realistisch wirkenden Angaben mit fiktiven Aspekten einer virtu- ellen Identität, etwa indem ein nicht authentisches Bild (z.B. Fanart) und ein Fantasiename angegeben werden, ansonsten aber biographische Details wie Alter, Beruf und Wohnort über 370 Heike Ortner die betreffende Person in Erfahrung zu bringen sind. Einige Profile weisen zwei befreundete User/innen als Verfasser/innen der Fanfics aus. Viele Nutzer/innen schreiben ausführliche Kommentare zu ihrem Werk (z.B. Korksie, die sogleich alles Gesagte als Märchen relativiert), insbesondere über Lieblingsfiguren und -pairings. Eine Erklärung für die Bevorzugung von Slash, die über die unter 3.4. bereits ge- nannte Annahme hinausgeht, findet sich jedoch nicht; Geschmack wird behauptet, nicht begründet. Die Autorinnen und Autoren sind unterschiedlich produktiv und zeigen unter- schiedliche Vorlieben: 36 verfassen neben Harry Potter-Fanfiction auch andere Fanfics oder eigenständige Texte, die Anzahl der publizierten Geschichten schwankt zwischen einer einzi- gen (z.B. avina) und 41 (yoho). Alter: In 65 Profilen finden sich Angaben zum Alter der Personen. Bei aller Vorsicht, die hier geboten ist, möchte ich doch das Durchschnittsalter dieser Eigenangaben nennen: Es liegt bei ca. 21 Jahren. Die jüngste Autorin ist 12 (Remus John Lupin), die ältesten beiden (Callista Evans und fee-morgana) sind 38 (insgesamt sind neun User/innen über 30). Geschlecht: Von den 91 Personen, die ihr Geschlecht angeben, sind 88 laut Profil weiblich. Fanfiction wird also tatsächlich vor allem von jungen Frauen geschrieben. Die wenigen An- gaben, die zum Beruf gemacht werden, weisen vor allem Schülerinnen und Studentinnen als Autorinnen aus. Eine besondere Bedeutung nehmen sogenannte Betas (kurz für beta-reader) ein (vgl. Black 2005, S. 125; Pearson 2006, S. 14; Moore 2005, S. 16). Es handelt sich dabei um Helfer/ innen, die Fanfics auf Wunsch der Verfasser/innen in Hinblick auf Logik und Formalia korrigieren, entweder vor oder nach dem ersten Hochladen. Auf HPFFA müssen Betas sogar verpflichtend zu Rate gezogen werden, auf FanFiktion.de wird dies von den Moderatorinnen und Moderatoren dringend empfohlen. Im Vorwort zu seiner Geschichte Schau genau hin unterscheidet Tomasu Sinn-Betas von Grammatik-Betas. Es geht in beiden Fällen nicht in erster Linie um das Ausbessern von Tippfehlern, nicht um das Herumreiten auf Orthographie und Grammatik oder andere Formalia (trotz Beta-Prozesses strotzen sehr viele Fanfics vor sprachlichen Normverstößen). Vielmehr besteht hier der kollaborative Versuch, das Gemeinte möglichst akkurat auszudrücken, die besten Worte für die Geschichte, die zu erzählen ist, zu finden (vgl. Black 2005, S. 126). Bestimmte Autorinnen und Autoren binden Leser/innen an sich, bilden eine regelrechte An- hängerschaft, die sich immer wieder ihren Fanfics zuwendet. Dazu gehören auf FanFiktion.de unter der Rubrik Harry Potter gugi28, Jenny91, lemontree, Nerventod und Voldemords Frauen, Autorinnen, die mehrere Texte in der Liste der einhundert meistkommentierten Ge- schichten platzieren konnten – und bis auf lemontree hauptsächlich Slash schreiben. Dieser Erfolg lässt sich aus der Eigendynamik des Portals erklären. Die Nutzer/innen können ihre Lieblingsautorinnen und -autoren speichern und automatische Benachrichtigungen anfordern, sobald diese Favoriten Änderungen oder neue Geschichten hochladen. Dies generiert nach einer einmal erfolgten Bindung der Leser/innen quasi automatisch höhere Reviewzahlen, die wiederum ein wesentlicher Anziehungspunkt für neue Leser/innen sind. Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 371 Auf FanFiktion.de gibt es dennoch keinen eindeutig als solchen festzustellenden Kern (im Sinne der Hierarchie von Positionen in internetbasierten Diskussionsforen nach Stegbauer 2001, S. 279). Es finden sich lediglich einige dickere Knoten in einem weit gespannten Netz, in dem nicht jede/r Teilnehmer/in mit jedem/jeder anderen in Kontakt tritt. Die Berührungs- punkte zwischen einzelnen Nutzerinnen und Nutzern verdanken sich dem gemeinsamen Interesse an bestimmten Genres, Figuren oder Autorinnen bzw. Autoren. Rollen wechseln in diesem Netzwerk schnell und häufig: Leser/innen werden Verfasser/innen, Rezipierte Rezi- pierende, Kommentierte Kommentierende. Rolleneinnahme und Rollenwechsel sind jedoch nicht verpflichtend: Viele Leser/innen verfassen keine eigene Fanfiction. Beklagt werden User/innen, die Geschichten offensichtlich lesen und als Favoriten abgespeichert haben, akti- ves Kommentieren jedoch aus welchen Gründen auch immer verweigern (sogenannte Lurker, vgl. Stegbauer 2001, S. 279). Dies wird ebenso als Bruch des sozialen Kontraktes angesehen wie negative Kommentare (siehe 4.4.). 4.3. Eigen- und Fremdkommentare auf FanFiktion.de Auf FanFiktion.de gibt es keine Diskussionsforen wie bei anderen Plattformen – Debatten über Texte laufen bei den hochgeladenen Geschichten ab, ferner über privaten E-Mail-Kon- takt. Autorinnen bzw. Autoren stellen ihre Texte ins Netz, meist kapitelweise (s.o.). Unmittelbar vor oder nach den einzelnen Textteilen besteht die Möglichkeit, Vorworte, In- haltsangaben o.Ä. zu integrieren oder auf Fragen und Kommentare in den Reviews (etwa in Bezug auf vorangegangene Kapitel) zu antworten. In der Folge werde ich versuchen, anhand inhaltlicher Merkmale die wichtigsten Formen von Eigen- und Fremdkommentaren aufzuzählen. Es handelt sich hier nicht um eine Typologie, da durchaus mehrere Elemente in einem Posting vereint sein können. Zunächst zu den Re- viewritualen der Community: • Allgemeine Rückmeldung oder spezifisches Darlegen jener Momente, die Gefallen gefunden haben: globales Lob, Kommentare zu einzelnen Szenen oder auch Zeilen. • Beschreibungen eigener Emotionen beim Lesen: Mitfiebern, Albträume, Tränen u.Ä. • Bitten um Fortsetzung der Geschichte: Das häufige Betteln um weitere Kapitel drückt die Verbundenheit mit den Autorinnen und Autoren aus und wirkt auf diese überaus motivie- rend (vgl. Black 2005, S. 126). • Fragen und Interpretationen zum Erzählten: Deutungsversuche unklarer Aspekte oder die Vergewisserung, die Geschichte bisher richtig verstanden zu haben. • Fragen, Mutmaßungen oder Vorschläge zum weiteren Verlauf der Geschichte: Bitten um Hinweise, wie es weitergehen soll, Ausdruck von Ungeduld beim Warten auf das nächste Kapitel, Fantasieren über mögliche weitere Wendungen, Bezeugung der intensiven Be- schäftigung mit der Geschichte, sowohl spielerisches Weiterspinnen der Geschichte im Austausch mit dem/der Autor/in als auch ernsthafter Versuch der Einflussnahme, etwa auf befürchtete Todesfälle u.Ä. • Eingehen auf persönliche oder schriftstellerische Probleme/Bemerkungen des/r Autors/ Autorin: Empathiebekundungen. • Off-Topic: Kommentare, die nichts mit dem Text zu tun haben. 372 Heike Ortner Nun zu den Eigenkommentaren, die sich zu den genannten Formen von Reviews teilweise komplementär verhalten. • Allgemeine, v.a. einleitende Erläuterungen zur Geschichte: Disclaimer, Warnungen, Vorworte, Inhaltsangaben, Kurzbeschreibungen (alle Paratexte). • Äußerungen, die über den Schreibprozess Auskunft geben: Berichte über Fortschritte, Krisen usw. • Hypertextuelle Verweise: Links, z.B. zu Bildern, die eigene Vorstellungen erläutern, oder zu anderen Texten (innerhalb oder außerhalb der Plattform). • Dank für zahlreiche oder besonders nette Reviews sowie Bitten um weitere Reviews: mit namentlicher Ansprache der Leser/innen („@ ...“), manchmal werden gedanklich Ge- schenke überreicht; Bitten um weitere Reviews werden mit der Drohung verknüpft, den Text nicht fortzuführen. • Bezugnahmen auf Fragen von Leserinnen und Lesern sowie Richtigstellung von Fehl- interpretationen: Antworten oder Vertröstungen auf kommende Kapitel, Verdeutlichung des Geschriebenen, Eigenkorrekturen. • Vorwegnahmen der späteren Geschichte oder Verweigerung der Vorwegnahme: vage Andeutungen bzw. genaue Versprechungen, was noch zu erwarten ist, oder aber Verweis auf die folgenden Kapitel mit der Bemerkung, die Spannung nicht zerstören zu wollen. • Eingehen auf persönliche Kommentare/Empathie: Dank für Empathiebekundungen und im Gegenzug Ausdruck von Mitgefühl für Probleme der Leser/innen. Die Eigenkommentare werden von den Rezipientinnen und Rezipienten tatsächlich gelesen und ernst genommen (vgl. Black 2005, S. 125). Umgekehrt sind die Reviews für die Verfas- ser/innen ein wichtiger Gradmesser für den Erfolg ihrer Geschichte sowie Anlass zum Weiterschreiben. Anhand längerer Sequenzen von Fragen, Meinungsaustausch und Vorweg- nahmen des noch zu Erzählenden entsteht trotz der Asynchronie der Interaktionen ein Eindruck von Dialogizität, wenn dieser auch schwächer ist als bei Chats (vgl. Beißwenger 2000, S. 76 f.). Obwohl die Kontakte oberflächlich sind und zeitversetzt ablaufen, wird der Ausdruck von gegenseitiger Wertschätzung der Teilnehmer/innen und von aufrichtigem Inte- resse am Fortgang der Geschichte bzw. am Schicksal der gemeinsamen Lieblingsfiguren zu einem beziehungsstiftenden Kommunikationsakt. 4.4. Utopie/Dystopie des gemeinschaftlichen (Weiter-)Erzählens Pearson (2006, S. 13) schließt vor allem aus der Jugendlichkeit der meisten User/innen und aus der gleichzeitigen Rezeption von Kanon und Fanfiction, dass diese jungen Leser/innen Fanfiction nicht als Imitation von echter Literatur, sondern als eigenständiges Genre anerken- nen. Dies wird in Zukunft Auswirkungen auf die Rezeption von institutionalisierter Literatur haben. Einzigartig an Fanfiction ist die Aufhebung der Trennung zwischen Textrezipientin- nen bzw. -rezipienten und Textproduzentinnen bzw. -produzenten (vgl. Pearson 2006, S. 13). Fanfiction ist Literatur von Leserinnen und Lesern für Leserinnen und Leser. Dies wird vor allem durch die Technologie ermöglicht, die das Publizieren erleichtert und beschleunigt (vgl. Bond & Michelson 2003, S. 113). Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 373 Es soll hier nicht Demokratisierung, Entgrenzung u.Ä. behauptet werden. Stegbauer (2001) entzaubert die so häufig kritiklos übernommenen Mythen über den Begriff virtuelle Gemein- schaften und stellt mit Hilfe soziologischer Definitionen und Argumentationen in Abrede, dass es sich bei Online-Communities um Gemeinschaften, ja, auch nur um Gruppen handelt, auch wenn eine Übersetzung des Begriffs ins Deutsche dies nahe legen würde. Ebenso warnt Döring (2003, S. 248) vor übertriebener Internet-Euphorie: „Der Utopie von der virtuellen Gemeinschaft als einem ortsübergreifenden Zusammenschluss von Gleichgesinnten, die sich solidarisch unterstützen, steht im bekannten Pro- und Kontra-Schema freilich die Dystopie der Pseudo-Gemeinschaft gegenüber, die entfremdeten computervermittelten Kontakt an die Stelle realen Zusammenseins setzt und damit letztlich soziale Isolation und Gesellschaftszer- fall fördere.“ Auch Fanfiction-Communities weisen sowohl utopische als auch dystopische Züge auf. Die von Döring (2003, S. 250) angesprochenen Virtual-Culture-Ansätze messen die Gemein- schaftsbildung anhand des Umfangs und der Qualität kollektiver Leistungen. In diesem Sinne ist Fanfiction eine virtuelle Kulturform, denn die Bedingungen sind erfüllt: Es finden sich Artefakte (die zahlreichen Texte), Rituale (siehe Beschreibung der Eigen- und Fremdkom- mentare), in Ansätzen Geschichtsschreibung (Bezugnahmen auf ältere Fanfics) und ein Regelwerk, das in Gestalt des Moderatorenteams sogar institutionalisiert und in einer Art Gesetzbuch (unter dem Menüpunkt „Hilfe“) festgehalten ist. Diese Regeln sind nun notwendig gewordene Richtlinien, um negative Auswüchse der Fan- fiction-Community (Pornographie, speziell Perversionen wie Pädo- und Nekrophilie) einzudämmen. Die düsteren Seiten der Texte, zu denen auch das kritikwürdige Spiel mit extremer Brutalität (Folter, Vergewaltigungen etc.), m.E. nicht jedoch Slash zu zählen ist, sind die eine Seite dessen, was aus dem gemeinschaftlichen (Weiter-)Erzählen eine Dystopie zu machen droht. Die andere Seite betrifft jedoch das Regelwerk selbst: Flaming, also belei- digende Kommentare, oder auch nur negative Kritik sind verpönt (vgl. Black 2005, S. 125; Jenkins 1992, S. 282). Pearson (2006, S. 14) erwähnt eine eigene Plattform für die Verulkung von schlechter Fanfiction, aber FanFiktion.de ist ganz eindeutig eine Website zur gegenseiti- gen Unterstützung. Dies nimmt dort dystopische Züge an, wo negative Kommentare zensiert werden. Im Korpus habe ich kein einziges negatives Review gefunden. Einzelne Kritikpunkte werden geäußert, jedoch sehr höflich verpackt und mit sofortigen Abschwächungen und Lob relativiert. Dies muss nicht bedeuten, dass es solche Kommentare nicht gibt. Es besteht für jede/n Autor/in die Möglichkeit, beleidigende oder unsachliche Reviews beim Moderatorenteam zu melden, was das Löschen dieses Kommentars zur Folge haben kann. Anzeichen, dass dies auch geschieht, gibt es beispielsweise beim Text Harry Potter und die 16 Schulen der Magie von Merrick. Merrick beklagt sich im Vorwort folgendermaßen: „Ich weiß, dass manchen Leuten meine Fanfic nicht gefällt, dann tut mir aber den Gefallen und lest sie einfach nicht, anstatt bei den Reviews rumzustänkern!“ Abgesehen davon, dass dieses kategorische Ausschließen von kritischen Stimmen, das nicht nur in diesem Text durchschlägt, das Recht auf freie Meinungs- äußerung in Frage stellt, ist dieser Standpunkt auch verwunderlich, da bei den Reviews zu dieser und anderen Geschichten Merricks keine einzige negative Kritik zu finden ist. Aller- 374 Heike Ortner dings empfiehlt eine Userin Merrick, sich von einem bestimmten anderen Kommentator nicht entmutigen zu lassen. Diese zitierte Kritik muss also verschwunden sein. 4.5. Funktionen von Fanfiction Abschließend und zusammenfassend bleibt noch zu klären, warum Menschen, gerade auch Jugendliche, die im gewöhnlichen Schulunterricht kaum zum Schreiben zu animieren sind, Geschichten von Romanumfang verfassen, lesen und ausführlich kommentieren. Fanfiction kann im Leben der einzelnen Personen viele Funktionen einnehmen, hier erfolgt nur eine Auflistung der wichtigsten: • „Fanfiction is born in dissatisfaction.“ (Merrill 2007, S. 55) Die Frustration, aus der her- aus Fans aktiv in den Schaffensprozess literarischer Werke eintreten, betrifft sowohl die kanonischen Produkte als auch das eigene Leben (Jenkins 1992, S. 23, 283). Lücken werden geschlossen, subjektiv so empfundenen Fehlentwicklungen wird gegengesteuert, eigene Sehnsüchte werden auf Figuren im Kanon oder auf Mary Sues projiziert – spiele- risch, selbstironisch, ernst, je nach Laune. • Die Funktion intertextueller Bezüge ist vor allem in folgenden zwei Punkten zu suchen: Erstens erleichtert das Vorhandensein eines Vorbildes in Hinblick auf Setting, Figuren- und Textwelt den eigenen Schreibprozess, da viele Vorüberlegungen zur Geschichte wegfallen. Zweitens sichert die Bezugnahme auf eine anerkannte Autorität den Schrei- benden ein größeres Publikum, als es selbst erfundene Geschichten erreichen würden (vgl. Pearson 2006, S. 13) – man vergleiche nur die Rezeptionschancen eines Textes, der sich auf kein bekanntes Produkt bezieht, mit einem Text, der in der Rubrik Harry Potter und bei entsprechenden Suchanfragen erscheint. • Fanfiction bietet eine Alternative, das Schreiben im Versuch-und-Irrtum-Verfahren und ohne Furcht vor Benotung oder anderen Sanktionen zu erlernen (vgl. Moore 2005, S. 16). Jugendliche, die in der Schule als inkompetente Textproduzentinnen bzw. -produzenten abgestempelt werden, erweisen sich auf Fanfiction-Portalen als kreativ und textsorten- adäquat Sprachhandelnde (vgl. Chandler-Olcott & Mahar 2003, S. 565), und zwar in gleich zwei Registern: auf der Ebene der Geschichten und auf der Ebene der Metakom- munikation. • Spaß zu haben ist wohl die am nächsten liegende Motivation für den Besuch von Fanfic- tion-Portalen. So schreibt Mondblume in ihrem Profil mehrmals, dass sie nur aus Spaß schreibt und es ihr egal ist, wie viele Reviews sie erhält. Niedrige Reviewzahlen berühren diese Fanfiction-Autorin aber immerhin so sehr, dass sie in ihrem Profil insgesamt drei Mal darauf hinweist, wie unwichtig ihr Reviews sind. • Daraus folgt: Am bedeutendsten sind die Begriffe „connection“ und „community“ (Moore 2005, S. 17). Der freundschaftliche Austausch und die Beziehungspflege sind wesentliche Motivatoren (vgl. Chandler-Olcott & Mahar 2003, S. 560). Vernetztes (Weiter-)Erzählen in Fanfiction-Communities 375 5. Schluss Das ganz zu Beginn dieses Aufsatzes genannte Motto von Jenkins, nach dem Fans nicht die Objekte ihrer Bewunderung feiern, sondern die Deutungen, die ihre Bewunderung hervorge- bracht hat, sollte nun gut verständlich geworden sein. Wir haben gesehen: Es gibt nicht die Fanfiction. Allgemeine Aussagen verbieten sich aufgrund der Heterogenität des Textmateri- als, dessen Umfang von Drabbles bis zu Romanen, dessen Genres von klassischer Fantasy bis zu Slash reichen. Dennoch ergibt sich ein kleinster gemeinsamer Nenner: Es sollen Ge- schichten erzählt, weitererzählt und geteilt werden. Was und wie erzählt, weitererzählt und geteilt wird, reicht nun weit über die Prätexte, in unserem Beispiel Rowlings Harry Potter- Romane, hinaus. Die Bezugnahmen innerhalb der Fanfiction-Community sind qualitativ und quantitativ mindestens ebenso bedeutend wie jene auf die institutionalisierten Vorlagen. Sprach-, Lese- und Textkompetenz tragen wesentlich dazu bei, wie sich junge, aber auch längst erwachsene Menschen in ihrer Umwelt zurechtfinden und ihre Identität zurechtlegen (vgl. Black 2005, S. 128). Die Leichtigkeit, mit der Fanfiction-Autorinnen und -Autoren zwischen verschiedensten sprachlichen Registern wechseln, lässt auf großes (möglicherweise nur implizites) Wissen über Kommunikationsrahmen und -regeln schließen. Zu diesen Fähig- keiten gehört auch die narrative Kompetenz: das Wissen und Anwendenkönnen von narrativen Formen und Farben. Durch das aktive Teilnehmen an Geschichten – sei es, indem sich die Verfasser/innen selbst in die Diskurse hineinschreiben, sei es, indem Leser/innen auf den Fortgang der Geschichte Einfluss zu nehmen versuchen oder ihre eigene Rezeptionsge- schichte dichten – werden Erzählungen und Selbstbilder generiert (vgl. Bond & Michelson 2003, S. 120). Kritik an der Qualität des Erzählens und des Gedankenaustausches steht der beobachtenden Wissenschaftlerin, aber offensichtlich auch den Nutzerinnen und Nutzern nicht zu. Fanfiction feiert einerseits das Geschichtenerzählen, andererseits aber mit besonderer Vorliebe sich selbst. 376 Heike Ortner Literatur Websites (alle zuletzt besucht am 08.02.2008) FanFiktion.de, URL: Harry Potter Fanfiction Archiv, URL: Harry Potter Xperts, URL: Harry Potter Fanfiction, URL: Artikel zu Fanfiction auf Wikipedia, URL: Fictionalley.org, URL: Fanfiction auf Mugglenet.com, URL: Sekundärliteratur Bak, S. (2004) Harry Potter. 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