Tobias Conradi, Florian Hoof, Rolf F. Nohr
Medien der Entscheidung – Einleitung
Entscheidung als epistemologisches Feld
Den Begriff der ›Entscheidung‹ aufzurufen führt 
»Choose life. Choose a job. Choose a career. 
fast zwangsläufig auch dazu, über den Status 
Choose a family. Choose a fucking big televi-
des Subjekts und seine (Un-)Freiheit nachzu-
sion. Choose washing machines, cars, com-
denken. Die Freiheit zur Entscheidung wird ge-
pact disc players and electrical tin open-
meinhin (und manchmal eher intuitiv bis naiv) 
ers. Choose sitting on that couch watching 
mit der Fähigkeit des Menschen gleichgesetzt 
mind-numbing, spirit-crushing game shows, 
angesichts verschiedener Wahlmöglichkeiten 
stuffing fucking junk food into your mouth. 
eine bewusste Entscheidung treffen zu können. 
Choose rotting away in the end of it all, pis-
So wird die Produktdiversifizierung schnell zum 
sing your last in a miserable home, nothing 
Synonym für Freiheit und die Produktwahl zum 
more than an embarrassment to the sel-
sinnstiftenden Entscheidungsakt. Es bedarf an 
fish, fucked up brats you spawned to re-
dieser Stelle aber nicht (nur) des ›Entscheidungs-
place yourself. Choose your future. Choose 
verweigerers‹, wie Renton, einer der Protago-
life... But why would I want to do a thing like 
nisten aus Irvine Welshs Trainspotting, um die 
that?«
Fragwürdigkeit einer solchen Setzung aufzuzei-
gen. Die vorgebliche Rationalität von Entscheid-
Trainspotting, Irvine Welsh 1993, S.187
barkeiten, Entscheidungshandeln und Entschei-
dungskonsequenzen wird auch durch einen 
Perspektivwechsel brüchig, der die Entscheidung nicht mehr als performanten 
Willensakt veranschlagt, sondern als symbolische Markierung für ein eher dif-
fuses Feld von Handlungsakten und Prozessualitäten, denen erst ex post über 
die begriff liche Aufladung ›Entscheidungsfreude‹, Rationalität und Beherrsch-
barkeit zugeschrieben wird.
Entscheidungen sind paradox, so die Beobachtung Niklas Luhmanns. Ihm zufol-
ge sind sie non-lineare Operationen, die einen Bruch zwischen zwei Zuständen 
markieren; das Entscheiden wird erst in der Rückschau zu dem logisch-rationalen 
Verfahren verklärt, als das es uns anmutet: 
Einleitung 7
»Von jeder Gegenwart aus wird die Vergangenheit als nicht mehr änderbar, die Zukunft dagegen 
als noch änderbar beobachtet. Komplementär dazu läßt die Entscheidung sich durch die Vergan-
genheit nicht determinieren. Sie konstruiert die Alternativität ihrer Alternative unter dem Ge-
sichtspunkt ›was sein könnte‹; und sie konstruiert sie in ihrer Gegenwart. Was künftige Gegen-
warten betrifft, geht die Entscheidung aber davon aus, daß es einen Unterschied machen wird, 
ob und wie sie getroffen wird. Also: keine Bindung an die (nicht mehr änderbare) Vergangen-
heit, wohl aber Selbstbindung in Richtung auf die (noch änderbare) Zukunft.« (Luhmann 1993, 
291 ; Herv. i. O.) 
Der Akt des Entscheidens, das willkürliche »Draw a distinction« (Spencer-
Brown 1972, 3) bezeichnet einen arbiträren Zeitpunkt, zu dem aus einer prin-
zipiell unendlichen Anzahl an Wahl- und Verhaltensmöglichkeiten eine präfe-
riert wird.
Im gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs hingegen werden Ent-
scheidungen in den wenigsten Fällen (noch zumal unter der analytischen Per-
spektive Luhmanns) als willkürlich und paradox aufgefasst. Ganz im Gegen-
teil ist die Entscheidung hier ein wirkmächtiges Moment der Stillstellung und 
Festlegung. 
Ein kurzer etymologischer Abriss der Figur des Entscheidens deutet darauf hin, 
dass es sich dabei um eine grundlegende Tätigkeit handelt: Im Mittelhochdeut-
schen verweist das Entscheiden ab dem 14. Jahrhundert auf den Richterspruch, 
der zunächst durch die Trennung und somit Bestimmung von Aussagen und 
Ansichten zur »richtigen Entscheidung« führen sollte (vgl. Kluge 2011, 249). Die 
›Trennung‹ beinhaltet hierbei noch den älteren Wortstamm, das althochdeut-
sche skeidan oder mittelhochdeutsche scheiden (ebd., 798), was wiederum den 
engen Zusammenhang zwischen der Unterscheidung und der Entscheidung be-
glaubigt. Entschieden werden kann nur, was als getrennt, verschieden und in-
sofern als Alternative betrachtet werden kann.
Im heutigen Gebrauch des Terminus verweist die ›trennende Entscheidung‹ 
auf einen Prozess, der die Kontingenz und die Optionalität des Zukünftigen 
(vorgeblich) minimiert. Die Praxis des Entscheidens ist Teil und Grundlage 
wirkmächtiger Narrative und ausgeklügelter decision-environments. Ein epi-
stemologisches Feld, das sich aus Ansätzen der Wahrscheinlichkeitstheorie, 
der mathematischen Spieltheorie, rational-choice-Ansätzen, Simulationstheo-
rie oder Sozialpsychologie speist, konstituiert eine ›Rationalität der Entscheid-
barkeit‹. Diese Rationalität kulminiert in der fast transzendent überhöhten, 
ursprünglich aus dem Repertoire des Industriemanagements entsprungenen 
Gestalt des ›Top-Entscheiders‹. Diese Figur, die Entscheidungen ›ohne zu zau-
dern‹ fällt, für jede Konsequenz einzustehen verspricht und ihre Entschei-
8 Einleitung
dungen gestützt auf einen ›Apparat des Faktenwissens‹ trifft, ist zu einem 
handlungsleitenden Motiv in vielen gesellschaftlichen Bereichen geworden – 
zumindest als Wunschkonstellation, die als Gegenentwurf zum intuitiv ent-
scheidenden, ›von seinem Bauchgefühl‹ getriebenen Manager-als-Künstler-Ty-
pus gelten mag. 
Zögern, Aufschieben, Nicht-Entscheiden werden mit neuen Begriffen, etwa 
dem des ›Prokrastinierens‹, pathologisiert. Entscheidungsfreudige werden zö-
gerlichen, möglicherweise dem Müßiggang zugeneigten Charakteren vorge-
zogen. Befeuert wird dieser Blick auf die Entscheidung nicht zuletzt durch das 
social engineering zeitgenössischer Unternehmensberatungen, die Individuen 
in eine »decision-focused culture«¯1 einzubinden versuchen. In diesen Sinn-
systemen einer prekären »projektbasierten Polis« (Boltanski/Chiapello 2003) 
ist es gerade der Akt der Entscheidung, der Erfolg garantiert und der hilft, per-
sönliche Unsicherheiten und Unwägbarkeiten zu überwinden und zu vermei-
den. Nur wer in der Lage ist selbstbestimmte Entscheidungen zu fällen – so 
der Tenor dieser Narrationen – ist seines eigenen Glückes Schmied. Denn, wie 
oben schon erwähnt, ist die Entscheidung oder der Wahlakt in dieser Betrach-
tungsweise über den Begriff der Freiheit zutiefst mit dem Status des Subjekts 
verbunden. Und so ruft eben genau der Wahlakt auch die Urzelle des Demo-
kratischen auf, sodass sich auch das Politische als Entscheidungsdynamik le-
sen lässt: Jede (Urnen-)Wahl ist ein Entscheidungsakt, jede politische Entschei-
dung besteht in der Elimination derjenigen Alternativen, die dem Willen der 
Mehrheit der sich-entschieden-habenden-Bürgersubjekte zuwiderlaufen wür-
de – es sei denn, es würde sich ›Alternativlosigkeit‹ einstellen.
Doch das durch den Entscheidungsbegriff umrissene epistemologische Feld 
beschränkt sich nicht auf zeitgenössische Phänomene. Seit den 1920er Jah-
ren haben Vertreter des rational-choice Ansatzes den Akt der Entscheidung zu 
einem zentralen Teil ihrer Beschreibung von bewusstem, rationalem Handeln 
gemacht. In ihm manifestieren sich die unterschiedlichsten Abwägungen, In-
formationen und Strategien mit denen sich ein Individuum in der Welt ori-
entiert. Der Entscheidungsakt ist wichtiger Bestandteil wirtschaftswissen-
schaftlicher Handlungsmodelle und zugleich liefern die Beobachtungen von 
Entscheidungskaskaden den empirischen Nachweis für die These des nutzen-
maximierenden homo oeconomicus. Und dieser homo oeconomicus kann hier 
sicher auch als ein ›Gegengift‹ zum Freudschen Subjekt verstanden werden: 
ein Subjekt, dass seine Entscheidungen an das Unbewusste delegiert und nicht 
mehr ›Herr im eigenen Haus‹ ist.
Eine andere, aber ebenso grundsätzliche Bedeutung erhält die Figur des Ent-
scheidens in der Beschreibung und Formalisierung maschineller Informati-
Einleitung 9
onsverarbeitung. In kybernetischen Denkmodellen wird die Entscheidung als 
grundlegende Operation der Informationsverarbeitung verankert. Norbert 
Wiener etwa definiert Information als die »Registrierung einer Auswahl zwi-
schen zwei [...] Alternativen. [...] Eine Auswahl dieser Art wollen wir Entschei-
dung nennen« (Wiener 1971, 87; Herv. i. O.).
Im ›Entscheiden‹ – möglicherweise gerade der Unschärfe dieses Begriffs ge-
schuldet – bündeln sich unterschiedlichste Aspekte, die in der einen oder an-
deren Form gesellschaftliche Wirkmächtigkeit entfalten. Dabei handelt es sich 
beim Entscheiden sowohl um ein empirisches Ereignis, als auch um eine diskur-
sive, sich in technischen und medialen Konfigurationen materialisierende Vor-
stellung. Die Entscheidung ist zuallererst ein »kommunikatives Ereignis und 
nicht etwas, was im Kopf eines Individuums stattfindet« (Luhmann 2011, 141). 
Damit ist zugleich gesagt, dass Entscheidungen vorbereitet, nachbereitet, le-
gitimiert und in robuste Prozesse überführt werden müssen. Wo immer Ent-
scheidungen getroffen werden, sind daher auch Medien zur Stelle, um diese 
vorzubereiten, zu dokumentieren, zu verlautbaren, zu archivieren oder gege-
benenfalls auch selbst zu treffen. Dies ist das Thema der hier versammelten 
Beiträge.
Ausgestellte und diskrete Entscheidungen
Die Entscheidung als Handlung schließt Alterna-
»Ich habe heute kein Foto für dich!«
tiven aus und ist stets mit Macht assoziiert – da-
Heidi Klum
mit nimmt das Entscheiden den Charakter eines 
kommunikativen Ereignisses an. Dies zeigt sich 
unter anderem am Beispiel der Casting-Shows 
im Fernsehen, die den Moment der Entscheidung als herausragendes Ereignis 
exponieren und ihn innerhalb ihrer sendungsspezifischen Rahmung als Höhe-
punkt inszenieren. Sie zögern den einen Moment, um den sich die gesamte Dra-
maturgie des Formats zu drehen scheint hinaus, nicht nur durch Werbeunter-
brechungen, sondern auch durch unterstützende Musik und dramaturgische 
›Kunstpausen‹, um ihn schließlich als erlösende Klimax zu feiern: der Einzug 
ins Recall, ein Foto von Heidi für die nächste Runde, der sich drehende Stuhl des 
überzeugten Juroren – oder aber die Niederlage, das endgültige Scheitern ei-
ner Kandidatin. Es zeigt sich auch im Mythologem des Hollywood-Helden, der 
als Entscheider selbst in Augenblicken der größten Katastrophe einen kühlen 
Kopf bewahrt, bevor er durch beherztes Eingreifen den Planeten, die Mensch-
heit oder zumindest die Familie rettet.¯2 Es zeigt sich in Trailern zu Compu-
10 Einleitung
terspielen, die, unabhängig davon, ob es sich um Egoshooter, Rennspiele oder 
serious games handelt, Entscheidungen als zentrale Attraktion des Spielver-
gnügens bewerben.¯3 Es zeigt sich schließlich in Nachrichtenformaten, wenn 
die Entscheidungen über Rettungsschirme, Hilfspakete oder ›humanitäre In-
terventionen‹ als zentrales Ereignis einer vermeintlich alternativlosen Poli-
tik¯4 repräsentiert werden. In ihrer emphatischen Ausprägung sind Entschei-
dungen ein Ereignis. Hier sind sie eng verbunden mit dem Momenthaften, der 
Irreversibilität, Unausweichlichkeit und der Konnotation eines entscheidungs-
mächtigen Subjekts, mit einer Freiheit der Wahl und Ausdruck individueller 
Selbstbestimmung.
Abseits inszenierter und ausgestellter Entscheidungsprozesse gibt es späte-
stens seit Mitte des 19. Jahrhunderts Überlegungen, wie sich gute Entschei-
dungen für ökonomische und staatliche Belange herstellen, sichern und ver-
stetigen lassen. In Wirtschaftsunternehmen werden charting-rooms installiert 
(Yates 1985), in denen dem Management die als relevant erachteten Betriebs-
daten gebündelt und in visualisierter Form für eine »at a glance« zu treffende 
Entscheidung zur Verfügung stehen (Hoof 2015a) – eine Praxis die sich bis zu 
den heute aktuellen dashboards fortsetzt.¯5 Ab den 1910er Jahren bieten Un-
ternehmensberatungen als »forecasting« bezeichnete formalisierte »business 
research services« zur Strategie- und Zukunftsplanung an (Hoof 2015b, 29). Zur 
gleichen Zeit beginnt die Wirtschaftswissenschaft den Akt der Entscheidung zu 
theoretisieren. Bestehende Überlegungen und Erfahrungen, wie rationale Ent-
scheidungen unter der Bedingung von Unsicherheit zu treffen sind, werden in 
Handlungsmodelle und Entscheidungstypologien überführt. Darauf aufbau-
end setzen sich mathematisierte Modelle, wie beispielsweise die mathema-
tische Spieltheorie durch, in denen Entscheidungshandeln als berechenbarer 
Faktor ökonomischen Handelns erscheint.¯6
Auch die Anstrengungen des Operations Research, Entscheidungen zu forma-
lisieren, stützen sich auf die mathematische Spieltheorie. Ursprünglich für die 
Anwendung mathematischer Methoden zur Entwicklung und Berechnung von 
Taktiken des effektiven Gebrauchs des Radars entwickelt und zur Lösung lo-
gistischer Probleme eingesetzt (Waring 1991, 21), wurde Operations Research 
in der Nachkriegszeit für die Effektivierung und grundsätzliche ›Verwissen-
schaftlichung‹ der Planung – und somit der Entscheidungsfindung – in Unter-
nehmen eingesetzt (Kirby 2003).
Im Anschluss an diese historische Entwicklung managerialer Entscheidungs- 
und Beratermedien rufen Entscheidungen dieser Tage den Modus operatio-
naler und pragmatischer Verfahrenslogiken auf und können damit im Zentrum 
der Analyse macht- und wissensbasierter gesellschaftlicher Regelungsfunkti-
Einleitung 11
onen verortet werden (vgl. dazu beispielsweise die Fallstudie zu frühen Unter-
nehmensplanspielen von Nohr/Röhle 2016). 
Medien reduzieren Komplexität, machen Entscheidungen möglich und da-
durch Subjektformationen wie den ›Entscheidungsträger‹ und Diskursfiguren 
wie den ›Entscheidungsakt‹ gleichermaßen narrativ plausibel wie formal ent-
behrlich. Plausibel und nachgerade notwendig bleiben der Entscheider oder die 
Entscheiderin als Zielpunkt einer Zurechnungskette: Mit dem Moment der Ent-
scheidung trägt er/sie immer auch Verantwortung. Entbehrlich wird das Sub-
jekt der Entscheidung im Moment der Formalisierung von Entscheidungsprä-
missen, die als Rahmung zu treffender Entscheidungen das Verfahren selbst 
zu einer Frage der Quantität und Korrelation zur Verfügung stehender Daten-
sätze machen. Zielt hier die Entwicklung medial-, apparat- oder agentenbasier-
ter Entscheidungsfindung in Konsequenz darauf ab, das Subjekt bzw. den Ent-
scheider selbst zu suspendieren?
Ein Bericht der Tagesthemen über den Chaos Communication Congress 2015 in 
Hamburg beschreibt das Unbehagen, das die zunehmende Verlagerung von 
Entscheidungsbefugnissen an Algorithmen und Computer erzeugt:
 »Wer darf einreisen? Wer muss draußen bleiben? Wer ist gesund genug für die günstigste Kran-
kenversicherung? Computer helfen diese Entscheidung zu treffen, analysieren gigantische Da-
tenmengen um für Banken zu bestimmen, wer kreditwürdig ist. Auf dem Hackerkongress in 
Hamburg treffen sich die, die die Technik verstehen, sie selbst mitgestalten. Andreas Dewes ist 
›Data-Scientist‹. Er zeigt auf, dass Computer ungerecht sein können. Dass Entscheidungsverfah-
ren, sogenannte Algorithmen, sich verselbstständigen.« (Tagesthemen, 28.12.2015)
Abzuwarten bleibt, ob solche ›subjekteliminierenden‹ Entscheidungsverfah-
ren einer »algorithmischen Kultur« (Galloway 2006) schlicht technik- und/oder 
kulturdystopische Phantasien sind, ob sie sich im Sinne der von Hartmut Wink-
ler (1997) etablierten Idee des Antriebs der Mediengeschichte durch Wünsche 
als »Wunschkonstellationen« entpuppen werden oder ob es der Logik des Me-
dialen tatsächlich immanent ist, den Modus der Entscheidung vom Subjekt zu 
lösen. Aber zumindest ist hier wohl in Betracht zu ziehen, dass die Modi solcher 
Entscheidungsverfahren die jenseits subjektgebundener Intervention liegen, 
sehr unterschiedliche Auswirkungen entsprechend der Wirkungsebene ihrer 
Anwendung zeitigen werden: Globalökonomische Entscheidungen, die auf der 
Basis massiver Big-Data-Auswertungen automatisiert getroffen werden, fin-
den auf einer anderen Ebene statt als automatisierte Systementscheidungen 
der Feedback-Ebene selbstregulierender Thermostate in smart homes. Ent-
scheidungshandeln erscheint, gerade unter der Perspektive des Medialen ska-
lierbar – so wie es natürlich auch auf der Ebene des Subjekts einen Unterschied 
12 Einleitung
(zumindest bezüglich der ›Haftbarmachung‹) zwischen dem ›Top-Entscheider‹ 
und dem ›zeichnungsberechtigten Stempelbeauftragten‹ zu machen gilt.
Medien fungieren als Entscheidungshilfen, stellen aber gleichzeitig Entschei-
dungsinstrumente bereit und übernehmen dabei zunehmend auch Entschei-
dungsbefugnisse. Sie prozessieren Entscheidungen ganz konkret, z.B. wenn in 
Tools wie Adhocracy oder Liquid Feedback debattiert wird oder in Umfragen 
und Psychotests Antwortalternativen vorgegeben werden. Zugleich sind sie 
indirekt, in Form von Selektions- und Unterscheidungskriterien auf der tech-
nischen Ebene (z.B. Entscheidungsbäume und -matrizen), der strukturellen 
Ebene (z.B. Code, Zeichen) und der inhaltlichen Ebene (z.B. Gatekeeper, Per-
spektivität) in Momente der Entscheidung involviert. Und schließlich sind Ent-
scheidungen selbst in die Funktionsweise technischer Medien – etwa über den 
Binärcode des Computers und logische Schaltungen – eingeschrieben. Eine 
mögliche Begründung für diese spezifische ›computistische‹ Entscheidungs-
rationalität ist die Fundierung der technischen und symbolischen Architektur 
des Computers auf dem ›Rücken‹ der oben schon erwähnten mathematischen 
Spieltheorie.
Kulturell korrespondiert der Konnex zwischen Medien und Entscheidungen mit 
einer Inflation suggerierter Wahlmöglichkeiten. Die Vielfalt möglicher Lebens-
entwürfe (vom Bildungsweg bis zur Bestattungsart), offerierter Konsuman-
gebote (von der Kaffeebohne bis zum Fernsehapparat) und individualisierter 
Freizeitgestaltung (von der Hotelbuchung bis zur Festlegung der Kameraper-
spektive im Digital-TV) unterwirft die Subjekte einem kulturellen Imperativ 
der Entscheidung. Auch hier sind mediale Formationen als Werkzeuge der Re-
lationierung, Prozessierung und Plausibilisierung in das ›Management‹ gesell-
schaftlicher Komplexität involviert. Dies wirft zum einen die Frage auf, wie 
sich die Proklamation individueller Freiheit zum oktroyierten Akt der Entschei-
dung verhält, lenkt zum anderen aber auch den Blick auf übergreifende Ra-
ster diskursiver Positionierung und die Frage, wer im Zweifelsfall die Definiti-
onshoheit über ›Sachzwang‹ und ›Alternativlosigkeit‹ besitzt. Darüberhinaus 
stellt sich auf epistemologischer Ebene die Frage wann und warum Entschei-
dungen problematisiert werden und wann eingespielte Entscheidungsrouti-
nen sich ob ihrer Selbstverständlichkeit als Teil der im Hintergrund stehenden 
Infrastruktur aus dem Bereich sichtbarer Operationen entfernen.¯7
Einleitung 13
Fragestellungen des Bandes 
Das Entscheiden lässt sich nicht nur als praktische Tätigkeit, sondern auch als 
grundlegende logische Operation verstehen. In dieser Lesart kommt dem Ent-
scheidungsbegriff eine zentrale Rolle in den kybernetischen Informations-
theorien zu. Abweichend von einem materialistischen Verständnis, etwa des 
›Ritzens‹ oder ›Schneidens‹, das die etymologischen Wurzeln (s. oben) dem 
Terminus beigeben, wird hier das Entscheiden als eine logische Operation auf 
den abstrakten Gegenstand der Information angewendet. Dies ist gleichbe-
deutend mit einer ersten Formalisierung verrechenbarer Informationen, die in 
diskreten, fest definierten Zuständen vorliegen. Neben einer pragmatischen 
Herangehensweise, wie sich Datenmengen klassifizieren und prozessieren las-
sen, sind damit auch übergeordnete philosophische und politische Fragestel-
lungen berührt, wie von Förster ausführt:
»Only those questions that are in principle undecidable, we can decide. Why? Simply because 
the decidable questions are already decided by the choice of the framework in which they are 
asked, and by the choice of the rules used to connect what we label ›the question‹ with what 
we take for an ›answer‹. In some cases it may go fast, in others it may take a long, long time. But 
ultimately we arrive after a long sequence of compelling logical steps at an irrefutable answer; 
a definite ›yes‹, or a definite ›no‹.« (von Förster 2003, 293)
Die Anwendung des Entscheidungsbegriffs geht einher mit einer grundsätz-
lichen Festlegung welche Aspekte Teil einer Entscheidung sind und welche 
nicht. Die so getroffene Vorauswahl konstruiert erst die am Ende vorliegende 
Entscheidung und deren Reichweite und damit deren gesellschaftliche Wirk-
mächtigkeit. Dies betrifft nicht nur die Dimension der Deutungsmacht über 
Entscheidungen oder Entscheidungssettings. Verbunden damit ist auch die 
Frage welche Logiken mit und in Entscheidungen vorliegen. Wann und unter 
welchen Umständen entstehen Entscheidungskonfigurationen? Wie hängen 
Entscheidungen mit Fragen der Kontingenz und Komplexität zusammen? Ist 
die Bildung von Entscheidungskonfigurationen eine Reaktion auf eine Über-
forderung gesellschaftlicher Subjekte, durch die an sie herangetragenen An-
forderungen? So betrachtet wäre das Herausbilden formalisierter Entschei-
dungen eine Möglichkeit zur Kontingenzminimierung, durch das Unterteilen 
bestehender Handlungspraktiken in feinere Entscheidungsmuster. Damit ist 
allerdings auch gesagt, dass Entscheidungen das Resultat von Zurechnungs-
prozessen sind, die wiederum auf einer extremen Vereinfachung möglicher 
Kausalwahrnehmungen beruhen. Aus dieser Perspektive ist die Figur des Ent-
scheidens ein »selbstgemachtes Artefakt« (Luhmann 1993, 287), bei dem sich 
14 Einleitung
die Frage stellt, wer dieses Artefakt dominiert und wer dadurch zusätzliche 
Handlungsmacht erhält.
Geht man darüber hinaus davon aus, dass es sich bei Entscheidungen um ein 
paradoxes Phänomen handelt, das gerade keiner linearen Logik entspricht, ist 
ein weiterer Aspekt die Frage nach der möglichen Kontrolle eines Entschei-
dungsverfahrens. Selbst deren Urheber können sich nicht sicher sein, ob die 
von ihnen geschaffenen und kontrollierten Entscheidungskonfigurationen ih-
ren ursprünglichen Intentionen entsprechen. Schließlich könnte die von ihnen 
zu Beginn getroffene Entscheidung für ihre Zwecke ungünstig gesetzt sein. 
Wie verhält sich also die mit Entscheidungen ebenfalls verbundene Vorstel-
lung von der Verfahrenskontrolle zu eigendynamischen, prozessualen Entwick-
lungen, die eine ursprünglich vorhandene Intention möglicherweise unterlau-
fen oder konterkarieren? Für den Band ergeben sich daraus Fragen nach der mit 
Entscheidungen verbundenen Unsicherheitsabsorption (Luhmann 1993, 299). 
Welche Formen von Wahlmöglichkeiten erlauben es welchen Subjekten Kontin-
genz zu reduzieren? Wann führen formalisierte Entscheidungsumgebungen zu 
einem Zuwachs von Handlungsmacht und wer ist gleichzeitig von einem Ver-
lust an Handlungsmacht betroffen? Wie verlagern sich blinde Flecken des Be-
obachters, wenn auf formalisierte Entscheidungsroutinen gesetzt wird? Wie 
lässt sich erklären, dass die Vielfalt an Wahlmöglichkeiten innerhalb einer ka-
pitalistisch organisierten Konsumgesellschaft zunehmend als Belastung für 
den Einzelnen empfunden wird? Welche Verlagerungen an Handlungsmacht 
lassen sich in digitalen Netzwerk-Märkten feststellen?
Beiträge zu den ›Medien der Entscheidung‹
Die Beiträge des vorliegenden Bandes werden nicht alle der hier einleitend auf-
geworfenen Aspekte des Entscheidens thematisieren. Dennoch decken sie eine 
große Bandbreite ab. Die ersten beiden Beträge beschäftigen sich mit der hi-
storischen Tiefendimension des Entscheidens und rekonstruieren Grundlagen 
und Vorbedingungen, die ein Verständnis des Entscheidens, wie wir es heu-
te verhandeln erst möglich machen. Der Beitrag von Serjoscha Wiemer greift 
auf eine der zentralen Denkfiguren der mathematischen Spieltheorie zurück – 
das so genannte ›Gefangenen-Dilemma‹ – und zeigt, wie sich daran anknüp-
fend ein Diskurs zur ›Selbstbeschreibung der Gesellschaft‹ entwickelte, an den 
sich jeweilig variable Vorstellungen von Rationalität, Wahl, Konflikt, Vernunft, 
Souveränität sowie Erkenntnis- und Wissensproduktion anlagerten. Vor allem 
die enge, durch Formalisierung gewährleistete Verbindung des Spielbegriffs 
Einleitung 15
mit Konzepten von Berechenbarkeit bzw. Algorithmisierung stehen hier im Au-
genmerk. Die ›Spiele‹ der mathematischen Spieltheorie werden darüber hi-
naus als Szenarien verständlich, die ›entscheidungskritische‹ Situationen be-
schreiben, erzählen und modellieren, deren ›Lösung‹ nur durch ›regelhaftes 
Entscheiden‹ möglich ist. Der folgende Beitrag von Martin Doll geht in der Ar-
gumentation noch einen weiteren historischen Schritt zurück und arbeitet un-
ter anderem in Edward Bellamys Science-Fiction Roman Looking Backward or 
Life in the Year 2000 (1888) eine Utopie der Auflösung der Politik heraus, die 
aus einer Substitution der Entscheidung durch ein (kybernetisches) Verwal-
tungssystem besteht. Diese ›Technisierung der Politik‹ berührt in der Phantasie 
des Romans nicht nur die mikrosoziologische Handlungsebene, sondern auch, 
wie Doll deutlich macht, die generelle Frage, wie sich die Entscheidung als poli-
tisches Versprechen der ›Wahl‹ verändert. Im Kontext managerialer Formalisie-
rung von Entscheidungsvorgängen ist diesbezüglich eine Tendenz erkennbar, 
Politik durch Verwaltung zu ersetzen. Die Verengung potentieller Wahlfreiheit 
durch Bürokratie aber unterminiert das zentrale Versprechen des Entschei-
dungsakts als einer freien Wahl, mit der das Individuum Verantwortung für 
sein eigenes Tun übernimmt. 
Die zwei folgenden Texte verstehen sich als Fallstudien und rücken die Fra-
gestellung bereits näher an die Gegenwart heran. Sie thematisieren Projekte, 
die nicht als abstrakte theoretische Entwürfe oder als sozialutopische Szena-
rien entwickelt wurden, sondern denen ein konkreter Impuls der gesellschaft-
lichen Transformation zugrunde lag. In ihrem Beitrag zu den Praktiken des 
Beratens untersucht Eva Schauerte die Delphi Methode, ein von der RAND Cor-
poration entwickeltes Entscheidungsverfahren, das von einer deutschen For-
schergruppe aufgegriffen wurde und 1971 als Ausgangspunkt für ein Fernseh-
experiment im WDR diente. Dort wurde das ursprünglich für Entscheidungen 
zwischen Politik und Militär konzipierte Verfahren mit Formen des direkten 
Zuschauerfeedbacks erweitert. Schauerte analysiert wie mit verschiedenen Ar-
ten des Feedbacks experimentiert wurde, um am Ende das Unentscheidbare, 
etwa das Verhalten im Kontext eines atomaren Angriffs, entscheidbar zu ma-
chen. Es wird deutlich, wie es sich in der Geschichte der Beratung gezeigt hat, 
dass Medien der Beratung und Medien der Entscheidung nicht voneinander zu 
trennen sind, sondern einen zusammenhängenden, sich gegenseitig überfor-
menden Prozess bilden.¯8
Bereits ab Mitte der 1950er Jahre etablieren sich (zunächst in den USA, aber 
auch bald in der BRD) Unternehmensplanspiele, die eine ganz eigene Idee der 
Einübung von Entscheidungsverfahren etablieren (vgl. im Überblick Nohr/Röh-
le 2016). Planspiele, die seit Mitte der 1950er Jahre in der Aus- und Weiter-
16 Einleitung
bildung von Führungskräften eingesetzt werden, gelten als ein besonderes 
Instrument des Entscheidungstrainings. Der Beitrag von Kerstin Hoffmann fo-
kussiert in diesem Umfeld auf zwei ausgewählte bundesrepublikanische Bei-
spiele und zielt dabei auf die den meisten dieser Planspiele zentrale ›Instanz‹ 
des Entscheidungsblattes. Diese Formulare entfalten innerhalb der Logik der 
Planspiele und business simulations nochmals eine eigene Dynamik der Reduk-
tion von Entscheidungsverhalten, indem sie strategische Vorüberlegungen in 
eine simple Kennzahl überführen.
Die nächsten drei Aufsätze beleuchten auf ganz unterschiedliche Weise den Ein-
satz, die Grenzen und die Reflexion gegenwärtiger Entscheidungshilfesysteme. 
Der Beitrag von Florian Muhle und Josef Wehner befasst sich mit den Schwie-
rigkeiten und Fallstricken der Entwicklung und Implementierung von Empfeh-
lungsalgorithmen. Unter Bezugnahme auf eine empirische Studie zu einem 
Online-Musikanbieter hinterfragen sie die Personalisierungsversprechen, Ra-
tionalität und (vermeintliche) Autonomie algorithmisierter Entscheidungsfin-
dung. Die Delegierung von Entscheidungskompetenz an einen Algorithmus 
verursacht stetig neue Interpretations- und Koordinationsanforderungen. 
Empfehlungsalgorithmen durchlaufen demnach keinen linearen Weg zu an-
steigender Perfektion und Passgenauigkeit. Entgegen einer geheimnisvollen 
und beängstigenden Macht der Algorithmen zeigt das analysierte Beispiel ein 
kontinuierliches Changieren im Sinne eines trial and error-Prozesses. Die Pra-
xis algorithmisierter Entscheidungsfindung ist mit ständiger Arbeit, Anpas-
sung der Zielvorgaben und Veränderungen von Konzepten und Lösungswegen 
verbunden, in deren ›Mangel der Praxis‹, wie Muhle/Wehner mit Bezug auf Pi-
ckering (2007) beschreiben, schließlich sogar die Aufwertung menschlicher Ex-
pertise stehen kann.
Im nachfolgenden Beitrag untersuchen Julius Othmer und Andreas Weich den 
Status Quo von Empfehlungsalgorithmen – konkret am Beispiel von Amazon – 
und fragen insbesondere nach der Subjektposition des Entscheiders. Eine Kauf-
entscheidung, die im Falle des Online-Händlers durch Empfehlungsalgorith-
men effektiver und rationaler gestaltet werden soll, wird in eine Kaskade aus 
Vorentscheidungen und Entscheidungen verschachtelt und zudem durch eine 
Vielzahl beteiligter Akteure beeinflusst. Während konsumorientierte Bera-
tungsangebote an die rationale Entscheidung eines homo oeconomicus appel-
lieren – den diese ›Angebote‹ selbst zuallererst mitformen, interpellieren und 
hervorbringen – entsteht die eigentliche Entscheidungssituation erst, wenn 
die kalkulierende Rationalität im Paradox der Entscheidung an ihre Grenze ge-
rät. Othmer/Weich zufolge wird somit auch der rational entscheidende homo 
oeconomicus letztlich auf Emotionalität und Affektivität zurückgeworfen.
Einleitung 17
Ralf Adelmann fokussiert in seinem Beitrag auf unterschiedliche Wissenstypen 
von Empfehlungssystemen und damit in Konflikt stehende populärkulturelle 
Kämpfe. Deutlich wird hier, dass – trotz aller Entscheidungsvorbereitung durch 
Algorithmen – die kulturellen Praktiken immer noch Aspekte von Widerstän-
digkeit aufweisen, die sich nicht in Praktiken des data mining übersetzen las-
sen. Adelmann beschreibt unterschiedliche und sich widerstrebende Strate-
gien einer Modellierung der Unentschiedenheit. Das mathematische, exakte 
Wissen der Programmierer, so macht Adelmann deutlich, wird an verschie-
denen Schnittstellen mit eigensinnigen und ›schmutzigen‹ Praktiken der Nut-
zer konfrontiert.
Manuela Klaut beschäftigt sich mit den Medien der Entscheidung im Gericht 
und der Frage, wie diese zu entscheidenden Medien werden. Sie beschreibt wie 
Medien in den juristischen Diskurs eingeführt werden und welche legitimato-
rischen Bemühungen dies nach sich zieht. Am Beispiel des Einsatzes von Video 
am internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und im Münchner NSU Pro-
zess zeigt sie auf, wie sich juristische Routinen und Verfahren an den Medien 
»scheiden« (Steinhauer 2015). Die Zulassung und der Einsatz von Medien indu-
ziert eine mediale Eigenlogik in das juristische Verfahren, die dieses bis hin zu 
konkreten Konsequenzen für die Prozessberichterstattung verändert. Der Ein-
satz von Medien entspricht einer im Vorfeld getroffenen Festlegung, die im 
Laufe von Gerichtsprozessen zu einer Abfolge ineinander gewendeter Verfah-
ren und Entscheidungen führt, die nicht mehr nur auf juristische Verfahrens-
logiken zurückzuführen sind.
Alexander Zons untersucht, wie sich konkretes Entscheidungshandeln in der 
Form von Agenten- und Akteurs-Netzwerken der Filmindustrie niederschlägt. 
Er geht von der informationsökonomischen Prämisse aus, dass ökonomisch 
weitreichende Entscheidungen in der Filmindustrie für oder gegen einen Film 
vor dem Hintergrund einer nicht aufzulösenden Unsicherheit ob deren spä-
teren Erfolgs getroffen werden müssen. Wie sich daraus Verfahren des Risi-
komanagements und der Unsicherheitsabsorption herausbilden untersucht 
Zons, indem er die Rolle des Filmagenten, als einem Mittler zwischen verschie-
denen Akteuren, herausarbeitet. Damit erweitert er medienökonomische An-
sätze, die in erster Linie auf die dabei anfallenden Transaktionskosten abzielen 
und stellt ihnen eine netzwerksoziologische Modellierung der dabei invol-
vierten Akteure und deren Entscheidungshandeln zur Seite, um ›Märkte als so-
ziale Strukturen‹ (Beckert/Diaz-Bone/Ganßmann 2007) verstehen zu können.
Der Band beschließt mit einem Beitrag von Hartmut Winkler, der die Entschei-
dung als eine Kulturtechnik zur Reduzierung von Komplexität einordnet. Die 
Fähigkeit zur Entscheidung gilt, so Winklers Diagnose, als Ausweg aus einer 
18 Einleitung
durch stetig zunehmende Differenzierung gekennzeichnete und an vermeint-
lich unüberschaubarer Komplexität krankende Moderne. Eben jene Komple-
xität, die gerade nicht mit tatsächlicher Optionenvielfalt zu verwechseln ist, 
verlangt nach Techniken, die Komplexität handhabbar machen. Der ›Möglich-
keitsraum‹, aus dem die für eine Entscheidung bereits zugerüsteten Alterna-
tiven ausgewählt und programmiert werden, fällt nach Winkler dabei jedoch 
aus dem Blick. Eben hier liegt der Bezugspunkt zu den Medien der Entschei-
dung, die – prototypisch im Fall des Computers – auf einen Raum verweisen, 
der eine nur noch vermeintliche Optionenvielfalt aufweist. Dort kann nur ge-
wählt werden, was in einem ersten Schritt als mögliche Entscheidungsalterna-
tive definiert, legitimiert und zur Verfügung gestellt wurde.
Projektkonnexe – Zum Hintergrund des Bandes
Der Band ist aus der Tagung »Medien der Entscheidung« hervorgegangen, die 
als Gemeinschaftsprojekt des DFG-Projekts »Kulturtechnik Unternehmens-
planspiel« der HBK Braunschweig¯9 und des an der Goethe Universität Frank-
furt in Kooperation mit der University of Sydney bestehenden Projekts »Cycles 
of ICT Innovation and Organisational Structure«¯10 organisiert wurde. Letz-
teres untersucht Medien managerialen Entscheidens und Beratens in Wirt-
schaftsunternehmen als »mediale boundary objects«, als eine soziomateri-
elle Kopplung medialer Projektionen, managerialer Vorstellungen, Praktiken 
und Routinen mit Informations- und Kommunikationsmedien. Von besonde-
rem Interesse sind daher Analysen und Rekonstruktionen medialer Entschei-
dungsdispositive, sowie Prozesse deren Routinisierung in der organisationalen 
Wahrnehmung (Boell/Hoof 2015). Im Zentrum des Projekts »Kulturtechnik Un-
ternehmensplanspiel« steht die Frage, wie in Planspielen, serious games und 
Aufbausimulationen das Entscheiden unter erhöhtem Erwartungs- und Zeit-
druck vorbereitet, gelehrt und gelernt wird, sowie welche veränderten Sicht-
weisen auf die Funktion des Probehandelns sich daraus ergeben. Von Interesse 
sind darüber hinaus die Strukturen von Simulationen, Szenarien und Progno-
sen und wie deren ›Durchspielen‹ zur nachträglichen Legitimation von Ent-
scheidungen herangezogen und durch welche medialen Formationen sie dabei 
bedingt und beeinflusst werden. 
Einleitung 19
Dank
Dieser Band ist aber nicht nur das Resultat der Kooperation zweier Forschungs-
projekte, sondern auch das Ergebnis des Engagements einer Reihe von Insti-
tutionen und Personen, ohne die er ebenso wenig hätte gelingen können. In-
stitutionell ist insofern der HBK Braunschweig und der Goethe-Universität 
Frankfurt wie auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für infra-
strukturelle und finanzielle Unterstützung zu danken. 
Ein ebenso großes Dankeschön richten wir an Menschen, die der Tagung und 
dem Buch tatkräftig helfend zur Seite standen: Frau Kosch, die studentischen 
Hilfskräfte Arne Fischer, Theodor Frisorger, Fedor Thiel, die MitarbeiterInnen 
des Haus der Wissenschaft in Braunschweig und aus Frankfurt der Lektor Phi-
lippe Crackau. Ein ganz besonderer Dank gilt unserem Kollegen Theo Röhle, der 
die Tagung mitgestaltet und konzipiert hat und dem Band wertvolle inhaltliche 
Impulse gegeben hat. Den BesucherInnen der Tagung, den Vortragenden und 
vor allem den Beitragenden zu diesem Band gebührt unser größter Dank – ohne 
ihre Arbeit, Diskussionsfreude und ihren inhaltlichen Anteil hätte dieser Band 
nicht werden können, was er ist. 
Und nicht zuletzt: Wir danken für ihre Entscheidung, dieses Buch zu lesen. 
Anmerkungen
01˘ [http://www.bain.com/publications/articles/decision-insights-7-create-a-decision-focused-
culture.aspx]; letzter Abruf 15.03.2016.
02˘ Solche Entscheidungsprobleme aktueller Actionfilme kulminieren vielleicht am ehesten 
im ›Wire-Dilemma‹, also der Frage welcher Draht an der tickenden Bombe zur Rettung Aller 
in den verbleibenden 10 Sekunden zu durchtrennen wäre: der rote oder der grüne? [http://
tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/WireDilemma]; letzter Abruf  19.03.2016.
03˘ »The War ... is at a turning point ... the next battles ... will not decide the future ... they 
decide ... if there will be a future ... Falling Skies ... The Game.« Aus dem Trailer für das 
Spiel Falling Skies: The Game (Little Orbit, USA 2014) zur gleichnamigen TV-Science-Fiction 
Serie. [https://www.youtube.com/watch?v=AmX8MqFC02w]; letzter Abruf  10.03.2016.
04˘ Zur Einordnung des durch Margaret Thatcher bei Herbert Spencer entlehnten TINA-
Prinzips (there is no alternative) bzw. der in letzter Zeit durch Angela Merkels Politikstil ge-
20 Einleitung
prägten Figur der Alternativlosigkeit oder des Sachzwangs s. Jäger 2007, 20.
05˘ S. dazu bspw. das Projekt von Jamie Bartlett und Nathaniel Tkacz [http://quarterly.de-
mos.co.uk/article/issue-4/keeping-an-eye-on-the-dashboard/]; letzter Abruf 7.3.2016.
06˘ Aus dem in der mathematischen Spieltheorie aufgerufenen Begriff des ›strategischen 
Handelns‹ entwickelt sich eine ganz eigene wirkmächtige Diskursgeschichte, die letztlich 
aber eng verschaltet mit dem Entscheidungsbegriff bleibt (s. dazu auch Nohr 2014).
07˘ Vgl. dazu Star 2010; Star/Ruhleder 1996; Heider 1927.
08˘ Zu den historischen Aspekten der Medien der Beratung vgl. Hoof 2015b.
09˘ www.kulturtechnik.biz
10˘ www.sociomateriality.de
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