Kiflemari~m Gebrewold: Fernseh-Export der Bundesrepublik Deutsch- land. Studien zur Historie, Struktur und Funktion von TV-Transkrip- tionsdiensten.- Bochum: Studienverlag Brockmeyer 1983 (Bochumer Stu- dien zur Publizistik- und Kommunikationswissenschaft; Bd. 37. Hrsg.v. Heinz-Dietrich Fisched, XIV, 316 S., DM 39,80 Unter dem unpraZlsen Titel "Fernseh-Export der Bundesrepublik Deutschland. Studien zur Historie, Struktur und Funktion von TV-Transkriptionsdiensten" legt der Autor im Rahmen einer Magi- ster-Arbeit an der Ruhr-Universität Bochum (Betreuer: H.-D. Fischer) einen Bericht von den Fernseh-Aktivitäten der Bundesrundfunkanstalt Deutsche Welle vor. Die Deutsche Welle verdankt - wie nur noch der Deutschlandfunk - die Existenz einem Bundesgesetz; denn Rundfunk ist Ländersache und nur wegen des Auslandsauftrags ließ das Bun- desverfassungsgericht hier Ausnahmen zu. Im Gesetz von 1960 wird ausdrücklich auf "Rundfunksendungen über Kurzwelle" abgehoben. In den sechziger Jahren wurden zunächst Hörfunk-Programme per Tonband an ausländische Rundfunkanstalten geliefert; 1963 wurde die dafür zuständige Abteilung Transkriptionsdienst Hörfunk eingerichtet. 1965 kam die Abteilung Transkriptionsdienst Fernsehen hinzu, die fertige Fernseh-Programme in fünf Sprachen an Fernseh-Stationen des Auslands, vor allem in der Dritten Welt, liefert. Die Finanzierung erfolgt durch die Bundesregierung; die Rundfunkanstalten der ARD und das ZDF stellen Programme zur Adaption zur Verfügung. Weit über 10 Millionen DM kosten den Staat die Fernseh-Aktivitäten der Deutschen \V elle, wobei die Gehälter der Redakteure im Haushalt der Rund- funk-Station ausgewiesen werden und die Programm-Kosten über eine eigens gegründete "TransTel Gesellschaft für Deutsche Fernsehtrans- kription mit beschränkter Haftung" abgerechnet werden, bei der die DW, andere Rundfunkanstalten und die Bundesregierung Gesellschafter sind. Für aktuelle Nachrichtenfilme zuständig ist nach einem Gesellschaftervertrag zwischen der TransTel und der Privatgesellschaft der Deutschen Presse-Agentur eine weitere Tochterunternehmung, die "e-te-s European Television Service GmbH", die eng zusammenarbeitet mit der DW und mit TransTel. Durch Personalunionen der unter- schiedlichen Organisations-Leitungen und genaue Geschäftsordnungen sollen Reibungsverluste vermieden werden. Der Autor kann allerdings als teilnehmender Beobachter und aufmerksamer Interviewer von Verantwortlichen eine ganze Reihe organisationsbedingter Kommunika- tionsprobleme schildern. Das wesentliche Ergebnis der Arbeit, die sich nicht nur mit politischen, internationalen, programmlichen Problemen beschäftigt, sondern auch mit der Rezeption der deutschen Angebote im Ausland, ist die Feststellung, daß die Bundesregierung die Konzeption und die Ge- staltung der Programme bestimmt. Der Autor schreibt: " Der Bund hat durch den Programmprüfungsausschuß, der alle TT-Programme vor der Produktion berät und letztlich verabschiedet, ein wirksames Instrument Zur Kontrolle der Programmplanung. Die Verabschiedung des Wirtschafts- und Stellenplans bei TT und des Wirtschaftsplans bei e-te-s, in denen alle Programme und deren Kosten festgestellt werden, wird vom Programmprüfungsausschuß verabschiedet. Dieser Ausschuß fungiert als Zensor und Chefredakteur gleichzeitig." Durch Analyse der historischen Dokumente, die die Gründung der beschriebenen Organisationen begleiteten, teilnehmende Beobachtung als Praktikant, Interviews nach einem wohldurchdachten Leitfaden und Auswertung von Rezeptions-Berichten aus den Nehmerländern gelangt der Autor insgesamt zu dem von ihm begründeten Urteil, die Bundesregierung finanziere - entgegen den Bekundungen, zu einem ausgeglichenen Informations-Fluß zwischen Industriestaaten und Dritter Welt beitragen zu wollen - einen "one-way-f1ow" von Informationen und Programmen, in denen die Bundesrepublik weltweit positiv dargestellt werden soll. Wie H.-D. Fischer in seinem Vorwort richtig feststellt, handelt es sich hier um Pionierarbeit. Vertiefende Untersuchungen zu den Fern- seh-Aktivitäten der Deutschen Welle und der mit ihr verbundenen Tochterunternehmen und die Einordnung dieser Kultur-Export-ßemühun- gen in den Gesamtrahmen staatlicher und privatwirtschaftlicher Anstrengungen dieser Art wären wünschenswert. Rainer Kabel