Guido Bröer: Journalismus als Lebensform. Wege aus der Fremdheit im journalistischen Alltag Münster: Agenda Verlag 1994, 111 S., DM 19,80, ISBN 3-929440-31-8 's menschelt an der Journalistenfront! Guido Bröers Büchlein fragt nach den Individuen, die sich beruflich dem Transfer von Neuigkeiten verschrieben ha- ben. Die kontinuierlichen Diskussionen um Medientäter und Medienopfer - jüng- ster Anlaß: TV-live-Berichterstattung aus dem Gerichtssaal- werden dabei um einen Aspekt ergänzt, der zwar die im Medienkontext fest- und fortgeschriebene Rede von der Rolle des Täters als erstem Opfer wiederkäut, dabei aber doch versucht, die Utopie eines Seins-orientierten Journalismus zu entwerfen. Diese fußt auf einem beruflichen Selbstverständnis, das sich vom versachlichten Beobachterstatus und der Reduktion auf kommunikative Kompetenz zu lösen vermag. Bröer ventiliert ein Konzept, das sich zwar auf die Haben-oder-Sein- Kategorien Erich Fromms beruft, ganz eigentlich aber mit dem Begriff 'ganz- heitlich' bezeichnet zu werden verdient. Denn wo er nicht den journalistischen Arbeitsalltag analysiert, driftet der Autor in eine Mischung aus Philosophie, Eso- terik und Schwärmerei ab und entwirft individuelle Gegenstrategien für eine Seins-orientierte Medienpersönlichkeit, die die strukturellen Zwänge gründlich verhindern. Ein Denkspiel, mehr nicht. Jutta Rossellit (Hamburg)