Felix Lenz Widerspruch in Bewegung Zum Filmwerk von Dominik Graf I. Von der Suche nach dem Unmöglichen Für Dominik Graf gibt es stets mindestens zwei, meist paradoxe Seiten: Er liebt Genrefilme, Krimis, Thriller und Melodramen, misstraut aber ausgeklügelten Plots und unumstößlicher Drehbucharchitektur.1 Er mag ausdrucksfähige, expressive Menschen, bevorzugt jedoch statische Zustände.2 Er besteht auf Mainstream- und Prime-Time-Tauglichkeit seiner Filme3, sieht ihre Qualität aber im Aufbrechen des Erwarteten, provokativer Brisanz, spröder Milieugenauigkeit und experimen- teller Zuspitzung.4 Er fürchtet, in die Kunstfilmecke gestellt zu werden5, durch Formwagemut wie in Der Felsen (2001/02) oder Das Gelübde (2007/08) bringt er jedoch auch gestandene Kritiker in Verwirrung und Erstaunen. Er tritt für die Leidenschaftlichkeit seiner Filme ein, misstraut aber dem Diktat der Emotionen.6 Die Unberechenbarkeit des Menschen, seine unkontrollierbare Physis ist sein Ge- staltungshorizont7, doch zugleich beginnt für Graf alles mit Worten und präziser Sprachführung. Er polemisiert gegen den Mangel an Entmythologisierung im Ge- schichts-Event-Film, sucht zugleich aber im Mythologischen die Wahrheit der Ver- hältnisse.8 Er strebt physischen Realismus an, anderseits zielt seine Gestaltung von 1 Vgl. Manche Filme habe ich nur wegen einer einzigen Szene gemacht! Ein langes Gespräch mit dem Regisseur Dominik Graf. Interview von Johanna Adorján. In: ZOO, April 2005, Nr. 6.; Dominik Graf: In den Scherben eines halbblinden Spiegels. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2007; Dominik Graf: RAF-Vampire beim Erfurter Blutbad. In: Die Zeit, 9.1.2003. 2 Vgl. Schönheit und Glanz, Interview von Andrea Militzer. In: Rheinische Post, 23.10.2002. 3 Vgl. Fernsehen ohne Gefühlsterror, Interview von Nils Minkmar. In: Die Zeit, 11.4.2001. 4 Vgl. Warum misstrauen Sie dem Erzählkino, Herr Graf? Interview von Julian Hanich. In: Der Tages- spiegel, 24.7.2002; Der Bodensatz ist Furcht. Interview von Jochen Arntz und Frank Junghänel. In: Berliner Zeitung, 8.6.2002; Christina Bylow: Der Kältespezialist. In: Berliner Zeitung, 25.7.2002. 5 Vgl. Dominik Graf: Die Musik und ihr Code. In: Süddeutsche Zeitung, 29.8.2002; Man spürt die Schläge im Gebälk. Interview von Katja Nicodemus. In: Die Zeit, 18.7.2002; Vgl. Anm. 1, ZOO, April 2005, Nr. 6. 6 Vgl. Mit ordentlich erzählen ist jetzt Schluss. Interview von Holger Kreitling. In: Die Welt, 25.7.2002; Der Maulwurf, Interview von Harald Pauli: In: Focus, 22.7.2002. 7 Vgl. Dominik Graf: Im Magma des Terrors. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2001; Vgl. Anm. 1, ZOO, April 2005, Nr. 6. 8 Vgl. Dominik Graf: RAF-Vampire beim Erfurter Blutbad. In: Die Zeit, 9.1.2003. 7 Widerspruch in Bewegung Bild, Bewegung und Musik stets auf ein untergründiges Sein: nicht auf die Wahr- heit der Vorgänge, sondern des Erlebens.9 Graf argumentiert gegen das große Bild und behauptet, wenig bildorientiert zu sein, doch gerade Fotografie und bildliche Bedeutungsfindung bestechen in seinen Filmen. Graf baut auf präzise assoziati- ve Montageabläufe, andererseits sind ihm die determinierenden Eigenschaften des Mediums suspekt.10 Landschaft und Umgebung möchte Graf fremd und vereinsa- mend neben die Figuren stellen, zugleich organisiert er seine Filme systematisch topographisch.11 Niemals lichtet er Kulissen ab, sondern stellt seine Figuren in be- wegliche Raumbezüge. Die Idee magischer Landschaften, die er zurückweist, wird ihm daher zugeschrieben.12 Graf polemisiert gegen unterschiedlichste Filme, sieht den Ausweg für den deutschen Film aber in mehr Vielfalt.13 Manchmal scheint Graf nur seinen Weg gelten zu lassen, dann aber wird deutlich, wie selbstkritisch er mit sich umgeht, Niederlagen nie verschweigt, ihre Folgen erläutert und auf Unfertig- keiten und sein fortwährendes Lernen hinweist. Dominik Graf äußert sich nicht nur in Interviews, sondern auch als DVD- und Filmmusikkritiker in der Tagespresse. Eine Auswahl seiner Essays zu Werken seiner Kollegen ist 2009 unter dem Titel «Schläft ein Lied in allen Dingen»14 erschienen. Wer sich in diese Vielfalt und im besonderen in die programmatischen Passagen ein- liest und Grafs Position fassen möchte, wird in ein Labyrinth gezogen: Ein Geflecht schwer vereinbarer Positionen aus Wegen, die sofort Gegenwege öffnen, steckt ein Feld von Maximen ab, die kaum in einem Film gleichzeitig erreichbar sind. Dabei geht es stets um Grafs Wunsch nach dem eigentlichen Film, der wirklichen künst- lerischen Antwort.15 Es ist ein labyrinthisches Werben wie von einem Liebhaber, der die Geliebte von immer neuen Seiten betrachtet, der nicht zum Ziel kommen will, sondern seine Erfüllung in der Beweglichkeit des Wunsches findet.16 Wer hier stehen bliebe und fragte, «Wie lässt sich der Film machen, der alle Wünsche Grafs erfüllt?», würde sofort festfrieren und die Pfeile der Wünsche fielen wie Geschosse auf ihn zurück. Doch Graf bleibt nicht stehen, und was er jeweils nicht erreicht, treibt ihn weiter zum nächsten Film. So ist auch seine Aussage zu verstehen, nie auf der Suche nach eigener Stimme und eigenem Stil zu sein, um sich nicht in Selbstre- 9 Vgl. Realismus wäre ein Fake, Interview von Andreas Busche. In: die tageszeitung, 14.2.2002; Domi- nik Graf: Tod in einem englischen Garten. In: Dominik Graf: Schläft ein Lied in allen Dingen, Berlin 2009, S. 149–152. 10 Vgl. Anm. 9, Süddeutsche Zeitung, 14.7.2005. 11 Vgl. Anm. 5, Die Zeit, 18.7.2002. 12 Vgl. Anke Westphal: Roter Rock und schwarze Strümpfe. In: die tageszeitung, 3.9.1999. 13 Vgl. Anm. 6, Focus, 22.7.2002. 14 Dominik Graf: Schläft ein Lied in allen Dingen. Michael Althen (Hg.), Berlin 2009. 15 Vgl. Elektra Kara: Die heimliche Unordnung der Dinge – Über den Regisseur Dominik Graf. In: Manuela Stehr (Hg.): Der Rote Kakadu – Das Buch zum Film – Drehbuch Michael Klier und Karin Åström in einer Bearbeitung von Günther Schütter, Berlin 2006. 16 Vgl. München – Geheimnisse einer Stadt. Hier gibt es eine analog gestaltete Liebesepisode. Widerspruch in Bewegung 8 produktion zu langweilen.17 Zugleich hat Graf diese eigene Stimme: Sie besteht im skizzierten, erotisierten Lernprozeß, im Anschauen desselben Kosmos von immer neuen Seiten. Das letzte Geheimnis bleibt dabei jedoch stets verborgen. Wie schafft es Graf, sich aus der Spannung unauflöslicher Polaritäten zu lösen? Wie kann er überhaupt den ersten Schritt auf dem Pfad zum Unmöglichen wagen? Wie vermeidet er, von einer widersprechenden Forderung eingeholt und zum Aus- gangspunkt zurückgezwungen zu werden? Die Antworten hierauf heißen: Bernd Schwamm, Christoph Fromm, Günter Schütter, Markus Busch und immer wieder Rolf Basedow. Grafs Drehbuchautoren bieten ihm ihre Welten an und beschenken Graf mit Ausschnitten des Weltlabyrinths, das insgesamt nicht zu bezwingen ist. Das zuvor lähmende Karussell polarer Ziele wird nun ein Arbeitswerkzeug, das viel- leicht beste, das ein Regisseur haben kann. Graf liest die Bücher im Furor der Dop- pelseitigkeit: Wo Bilder zu symbolisch sind, gilt es sie zu erden, wo eine Geschichte dem Handlungszweck verfällt, muss der unberechenbare Schauspielerkörper ein- greifen. Wo Worte und Vorgang nicht würzen, müssen Kamera und assoziativer Bildverbund zum erlebten Leben vordringen. Wo die Narration mythologisch wird, braucht es widerständige Derbheit. Mit einer endlosen Reihe an Gegensätzen bear- beitet Graf seine Stoffe. Wie ein Bildhauer macht er sie hierdurch dreidimensional, bringt so den Abgrund zwischen den Gegensätzen hervor und die Luft zwischen den Figuren zum Glühen. Zugleich ist die Arbeit mit Gegensätzen auch ein rhythmi- sches Prinzip. Wie komische, tragische und abgründige Schichten einer Geschichte musikalisch permutieren und so auch im filmischen Ablauf Mehrdimensionalität hervorbringen, ist mustergültig etwa im Tatort Frau Bu lacht (1995) zu sehen. Die Autoren liefern Graf das Thema, über das er mit Hilfe seiner Instrumente – Schauspieler, Schauplatz, Kamera – wie ein Jazzarrangeur im Spiel der Gegensätze improvisieren kann. Die so erreichte Form ist atypisch. Graf arbeitet mit keiner li- nearen Die-Form-folgt-dem-Inhalt-Strategie. Vielmehr gewinnt er die Form jeweils aus dem, was dem Inhalt komplementär ist, aus der Seite der Polarität, die zu kurz gekommen ist. Die Form seiner Filme wird so zu einem Mittel, das die Glätte saube- rer Folgerichtigkeit aufbricht, zugleich aber präzise und konsistent bleibt. Im Ideal- fall entstehen so Filme, in denen die einzelnen Szenen nie den Kern nur verdoppeln, sondern seine Komplexität vertiefen. Grafs Arbeitsweise folgt einem Dreischritt: Die Autoren liefern Geschichten oder solide erkundete Wirklichkeitsausschnitte. Graf erarbeitet nun eine Physis, die die Drehbucharchitektur mit lebensvoller Un- berechenbarkeit und Körperlichkeit aufbricht. Er sucht dabei den verborgenen Pol, die andere Seite der offensichtlichen Medaille zu verwirklichen. Der Kameramann verflicht diese Gegenbilder zum Buch wieder in einer visuellen Systematik, in der 17 Vgl. Anm. 4, Berliner Zeitung, 8.6.2002, Graf: «Ich möchte so unterschiedliche Filme wie möglich machen. Genres weiter ausprobieren, Thriller, Horror-Filme, was auch immer. Dokumentarfilme versuchen wie München. Mein letzter Film war eine Literaturverfilmung nach Henry James. Ich muss beim Machen der Filme etwas lernen, verstehen, weiterkommen. Ich kann mich nicht wieder- holen, glaube ich, ich langweile mich dann sofort.» 9 Widerspruch in Bewegung die Bilder, die Graf im Wunsch nach physischer Sichtbarkeit geschaffen hat, einen semantischen, also körperlos-geistigen Charakter zurückgewinnen. Fluidum ist da- bei die häufig von Graf selbst oder von Sven Rossenbach, Florian van Volxem, Die- ter Schleip, Helmut Spanner und Andreas Köbner gestaltete Musik. Was als Sprache begonnen hat, wird so zu einer filmmusikalischen Sinfonie, die dem Zuschauer in Körper, Geist und Sinnen eine – nach Möglichkeit – neue Erfahrung vermittelt. II. Vom Werk In Grafs Selbstschau auf sein Werk dominieren drei Haltungen. Die essenziellste erzählt von jemandem, der lernt: aus dem Scheitern am eigenen Anspruch, aus Kri- sen, wenn etwas nicht aufgeht, und aus der Arbeit an der Sache selbst. Jeder Film, jede Werkphase ist von neuem ein Lernprozeß.18 Die zweite ist das Zielfeld der Filme: Attraktive Filme, tauglich für ein großes Publikum, die in gesellschaftlicher Verantwortung das Milieu, den Gegenstand bis zu seiner abgründigen Wahrheit bloßlegen und der Welt und dem Publikum so ein relevantes Spiegelbild anbieten. Spannung, Kontrast, Attraktion sollen gerade aus den Giften des Stoffes gewonnen werden. Um dies zu erreichen, geht Graf ein romantisches Geschäft ein. Er erzählt in Gestalt populärer Genres, die bei Sendung kurz aufleuchten und dann im Vergessen verschwinden. Hier prägt die existenzialis- tische Haltung eines fröhlichen Verlierers19, der wie Sisyphos Steine wälzt, ohne aus gesammelten Brocken ein Denkmal zusammenstellen zu wollen. Kunstkino und Preise sind daher irrelevant.20 Die dritte Haltung kontrastiert der eben skizzierten Perspektive. Hier besteht der Wunsch nach Erhaltung des Werks, nach Gleichbehandlung der geglückten Fernsehfilme mit den Kinofilmen durch die Presse21, der Wunsch, dass die Enkel sehen mögen, was Graf gemacht hat.22 Der hier erhältliche Himmel ist das Medi- um, in dem Kino und Fernsehen auf eine Ebene rücken: die DVD. So stellt Graf in Zeitungen DVDs randständiger Künstler wie Roeg, Wajda, Damiani vor. Ent- sprechend ist inzwischen ein weites Angebot an Graf-Filmen erhältlich: Treffer (1983/84), Tatort: Schwarzes Wochenende (1984/85), Die Katze (1987/88), viele Fahnder-Folgen (1985–1993), Spieler (1990), Die Sieger (1993/94), Der Skorpion (1997), Bittere Unschuld (1998/99), Deine besten Jahre (1998/99), Der Felsen (2001/02), Eine Stadt wird erpresst (2006), Der Rote Kakadu (2006) und Das Gelübde (2007/08). Für ebenso relevante Filme gilt derzeit noch 18 Vgl. Anm. 4, Berliner Zeitung, 8.6.2002 und Anm. 1, ZOO, April 2005, Nr. 6. 19 Vgl. Dominik Graf: Das Lied der Straße – Denn sie wissen, wie alles zusammenhängt ... Eine Ermitt- lung im Genre des Polizeifilms. In: Süddeutsche Zeitung, 22.7.2004. 20 Dessen ungeachtet hat Graf inzwischen zahlreiche Grimme-Preise sowie Filmpreise annehmen dürfen. 21 Vgl. Manches Kino geht nur im Fernsehen. Interview von Hanns-Georg Rodek. In: Die Welt, 16.9.2004. 22 Vgl. Dominik Graf «Jeder Tatort will heute ganz bedeutend und poetisch sein». Interview von Syl- vie-Sophie Schindler. In: Galore, September 2007. Widerspruch in Bewegung 10 Grafs Befürchtung, für die stumme Ewigkeit des Archivs zu arbeiten. So fehlen die BR-Polizeirufe Der scharlachrote Engel (2004) und Er sollte tot (2005/06), der BR-Tatort Frau Bu lacht (1995), der einzigartige Milieufilm Hotte im Para- dies (2002), der Schlüsselfilm Die Freunde der Freunde (2001/02) und Grafs den eigenen Ursprung auslotende Essayfilme München – Geheimnisse einer Stadt (2000) sowie Das Wispern im Berg der Dinge (1996/97) über Grafs früh verstor- benen Vater, den Schauspieler Robert Graf. DVD-Ausgaben dieser Filme bleiben ein Desiderat. Kommen wir zum Werk selbst: Grafs erste Filme entstehen in den 1970er Jahren im Rahmen seiner Regieausbildung an der Münchner Filmhochschule. Der Kurz- film Carlas Briefe (1974/75), der preisgekrönte Abschlussfilm Der kostbare Gast (1979) und die mit Autorenfilmimpetus gemachten Spielfilme Neonstadt (1981) und Das zweite Gesicht (1981/82). Letzterer stürzte Graf in die Krise. Der Film wird in Hof höflich kommentiert, offenbart Graf aber eklatante Schwächen. Schonungslos beschreibt Graf seinen Kater nach der Vorführung, der zum Wunsch führt, zu lernen, wie man temporeich erzählt.23 Der erste beachtliche Versuch ist Treffer (1983/84, Buch: Christoph Fromm), der einer Gruppe junger Motor- radfahrer begleitet. Zentrale Motive – Männlichkeitsriten, Melancholie, Unersätt- lichkeit und die Erfahrung einer Grenze – stehen hier bereits in Blüte. Dennoch zieht sich Graf nun in die Genre-Schule der Bavaria-Vorabendserie Der Fahnder zurück. Die oft von Bernd Schwamm geschriebenen straffen Geschichten (jeweils 50 Minuten) der Fahndergruppe um Klaus Wennemann und die Lässigkeit eines zur Metropole G. stilisierten München verschaffen Graf Regiepraxis. Bei der Arbeit mit den Schauspielern gewinnt er so ein präzises Instrument. Viele Motive, Figu- ren und Fragen seiner späteren Filme Die Katze (1987/88)24, Spieler (1990)25, Die Sieger (1993/94)26, Der Felsen (2001/02)27, Hotte im Paradies (2002)28 sind hier angelegt. In die Fahnder-Jahre (1983–1993) eingebunden sind neben dem Tat- ort Schwarzes Wochenende (1984/85) mit Götz George die Filme Drei gegen drei (1985), Bei Thea (1986/87), Tiger, Löwe, Panther (1988/89), Die Beute (1987/88), Spieler (1990). Diese Filme gewinnen ihre Eigenheit je nach Buch, leh- nen sich teils an die Nouvelle Vague an und sind nur in Einzelheiten mit dem spä- teren Werk verbunden.29 Eine Ausnahme bildet Spieler (Buch: Christoph Fromm). 23 Vgl. Dominik Graf: Wie ich den Psychoterror nach Hof brachte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.10. 2006. 24 Vgl. Der Fahnder – Glückliche Zeiten (1986/87). 25 Vgl. Der Fahnder – Der kleine Bruder (1986). 26 Vgl. Der Fahnder – Über dem Abgrund (1986/87). Der Fahnder – Lauter gute Freunde (1984/85). 27 Vgl. Der Fahnder – Der kleine Bruder (1986). Der Fahnder – Der Dichter vom Bahnhof (1983). 28 Vgl. Der Fahnder – König ohne Reich (1983). 29 In Die Beute, gibt es eine Maske an der Wand, die ähnlich in Die Freunde der Freunde und Fel- sen wiederkehrt. Ein Telefongespräch, das mit eingeschobener Montage von einem Unfall berichtet, wird in Deine besten Jahre aufgegriffen. 11 Widerspruch in Bewegung Im Dilemma des spielsüchtigen Helden, der eine mit Verantwortung verbundene Liebesentscheidung scheut, werden in stilisierterem Gewand Fragen weitergespielt, die in Treffer (1983/84, Buch: ebenfalls Christoph Fromm) ins Milieu eingebun- den sind. Distanzierende Off-Stimme, eine Art Stadtführung durch München und eine französische Urlaubstopographie vorm blutigen Finale weisen auf Der Felsen (2001/2) und München – Geheimnisse einer Stadt (2000) voraus. Während in Treffer der Biker-Held Unfälle provoziert, um sich finanziell zu sanieren, setzt der Spieler stets alles aufs Ganze. Die Katze (1987/88) als dritte Zusammenarbeit von Graf und Fromm erzählt schließlich von Probek (Götz George), der bei einem großangelegten Banküberfall mit Absicht einen bedrohlichen Polizeieinsatz provo- ziert, um sein Glück und seine Männlichkeit zu erproben. Die Katze ist mit einer Million Besuchern ein enormer Erfolg und etabliert Graf als Mainstream-Kinore- gisseur. Zugleich zeigen sich in den drei Fromm-Filmen erste Züge thematischer Kontinuität. In Die Sieger (1993/94) wagt es Graf, alles, was er kann und will, in einem großen Kinofilm zu vereinen: Im Zentrum steht eine SEK-Sondereinheit. Den Sto- rykern entnimmt Graf der Fahnder-Folge Über dem Abgrund (1986/87). Doch diesmal möchte Graf die Männlichkeitsriten der SEK-Gruppe, ihre Omnipotenzge- fühle und familiären Krisen zu einem Sittenbild Deutschlands verdichten. Hierzu zeichnen Graf und sein Autor Günter Schütter eine Welt, in der es kaum moralische Maßstäbe gibt, in der sich Politik und Wirtschaft skrupellos ihrer Machtmittel be- dienen und in der sich die SEK als eines dieser Mittel verselbständigen kann. Ein spannender Thriller, ein Enthüllungsdrama, ein Milieufilm über Männer und ihre eigentlich stärkeren Frauen sowie eine düstere politische Analyse sollen ein breites Publikum gefangen nehmen. In der Praxis erweist es sich aber als unmöglich, allen Prämissen in gleicher Aufmerksamkeit zu folgen. Dies zeigt sich bereits im quälen- den Drehbuchprozess – Günter Schütter muss diverse Fassungen schreiben – der zu einem alle Ideen verletzenden Kompromiss führt.30 Doch auch in der Inszenierung zeigt sich, wofür sich Graf im Besonderen interessiert und wofür eigentlich nicht. Hier rächt sich Grafs unbändiger Wunsch, sich letztlich ausschließende Elemente in einem neuartigen Film kommerziell erfolgreich zu vereinen. Ergebnis ist der größte Flop im jüngeren deutschen Film. Nur 160.000 Besucher wollen den 12-Millionen Mark teuren Film sehen. Über ein Jahrzehnt nach seiner Krise mit Das zweite Gesicht (1981/82) ist Graf wieder an einem Endpunkt. Nun beginnt die bis heute andauernde Phase, in der sich Graf seiner Möglich- keiten und Interessen zunehmend klar wird. Nach dem Sieger-Debakel landet Graf nicht im Vorabend, sondern in der Prime-Time. Mit dem BR-Tatort Frau Bu lacht (1995) nimmt das seinen Anfang. In diesem außergewöhnlichen Film gelingt Graf, was bei Sieger kollabierte – ein Gesellschaftspanorama, das die Verzweiflung machtloser Thai-Frauen, die Verhältnisse einer Eheagentur für Pädophile, komi- 30 Vgl. Domink Graf: Verstörung im Kino – der Regisseur von Die Sieger im Gespräch mit Stefan Stosch über die Arbeit am Film. Mit einem Vorwort von Peter Körte. Hannover 1998. Widerspruch in Bewegung 12 sche Elemente und den ratlosen Charme des Ermittlerduos zusammenführt. Jede Szene ist mit gleicher Sorgfalt inszeniert, so dass sich ein Bild des Lebens der beiden Ermittler und ihrer Haltung zu Verfallserscheinungen der Zivilisation zusammen- setzt. Zwei Nebenwerke folgen: In der Heimatfilmgroteske Dr. Knock (1996/97) sucht ein Quacksalber in einem urgesunden Dorf den Geschäftserfolg. Die vielen Ideen dieser Geschichte finden jedoch in keiner Hauptfrage zusammen. Reise nach Weimar (1996, Buch: Johannes Reben) hat ähnliche Probleme, scheitert aber auf höherem Niveau. Graf versucht hier, durch Weimar Strahlen deutscher Geschichte zu projizieren: Spuren der Goethezeit, Relikte des KZ-Standortes und aktuelle Ver- werfungen im Gefolge der deutschen Wiedervereinigung fließen in einer Ost-West- Liebesgeschichte zusammen. Die Ambition, geschichtliche Fragen topographisch zu stellen und in einem Figuren-Ensemble zu behandeln, fällt im Ergebnis etwas grob und unrhythmisch aus, präfiguriert aber das Vorgehen, das in Das Gelübde (2007/08) hervorragend gelingen wird. In diese relative Richtungslosigkeit hinein schlägt der Filmkritiker Michael Althen Graf vor, einen Dokumentarfilm über seinen Vater, den Schauspieler Ro- bert Graf, zu drehen. Anfangs widerstrebend, nimmt sich Graf in Das Wispern im Berg der Dinge (1996/97) der Aufgabe an. Das Problem, der Physis des Vaters in Filmausschnitten habhaft zu werden, beleuchtet Grafs Wunsch, im eigenen Werk wirksame physische Spuren zu kreieren. Ein zweiter Essayfilm mit Michael Althen ist dem eher weiblich konnotierten räumlichen Ursprung gewidmet: München – Geheimnisse einer Stadt (2000) spürt der topographischen Welterfahrung nach, die jeder beim Heranwachsen gewinnt. Die Großstadt wird so in biographischen Verheißungen und Niederlagen zum Spiegel der Seele. Beide Essayfilme sind Mo- delle der ästhetischen Hauptideen Grafs. Insofern verbinden sie ihn mit den Quel- len seines Talents. Der Skorpion (1997) ist ein erster Versuch, das umzusetzen. Eine wie nie zuvor bei Graf ins Subjektive eindringende Kamera (Benedict Neu- enfels) lotet den Rauschzustand aus, mit dem sich Robin (Marek Harloff) gegen den Mangel an Nähe zu seinem Vater wehrt, der als Drogenermittler arbeitet. Grafs Pilotfilm zur Sperling-Reihe Sperling und das Loch in der Wand (1996, Buch: Rolf Basedow) ist hingegen der geglückte Versuch, eine noch eigenwilligere Truppe als seinerzeit im Fahnder zusammen zu bringen und im pyknischen Dieter Pfaff einen Kommissar zu etablieren, der mit Berlin eins wird und in ganz eigener Ma- nier auf diese Stadt schaut. Durch Zusammenarbeit mit dem Autor Markus Busch gewinnt Graf eine neue Seite. In dichter Folge entstehen vier Filme, in denen das Melodram als Grundge- rüst dient und in denen nicht mehr Männer, sondern Frauen im Zentrum stehen. Bittere Unschuld (1998/99) und Kalter Frühling (2003/04) – von Hanno Lentz fotografiert – sind die handlungsträchtigeren Varianten, Deine besten Jah- re (1998/99) und Der Felsen (2001/02) – von Benedict Neuenfels gedreht – stellen die subjektive Wahrnehmung und das Schwanken ihrer Heldinnen ins Zentrum. 13 Widerspruch in Bewegung Deine besten Jahre verknüpft auf originäre Weise filmgeschichtliche Einflüsse von Hitchcock31 über Antonioni32 bis Kieslowski33 und ist Grafs strahlendster Film. Der Felsen – expressiv auf DV gedreht – begleitet mal distanziert, mal intim, die unmögliche Liebesgeschichte zwischen der gestrandeten Geliebten eines erfolgrei- chen Architekten und einem jungen Straffälligen. In topographisch schlüssigen Au- ßenaufnahmen Korsikas erzählt Felsen vom Taumeln einer Frau, die gerade gegen die schwangere Gattin ihres Chefs verloren hat. Deine besten Jahre – zumeist an Innenschauplätzen gedreht – handelt dagegen u.a. von den Bemühungen einer Industriellen-Gattin, die Geliebte ihres Mannes auszustechen. Die beiden attrak- tivsten Graf-Filme sind insofern komplementäre Entwürfe eines geteilten Stoffs. Mit Die Freunde der Freunde (2001/02, Buch: Markus Busch) wagt es Graf 16 Jahre nach dem ersten Impuls dazu, die Henry-James-Novelle The Wings of the Dove für das Fernsehen auf DV zu verfilmen. Es ist eine weitere Ursprungserkun- dung. Denn Graf verlegt die ausufernde Vorlage in die Gegenwart des Traunstei- ner Internats, das er selbst einst besuchte. Gregor orientiert sich am virilen Arthur als Vorbild, sucht aber zugleich sein romantisches Liebesideal mit Billie umzuset- zen. Am Ende muss Gregor erleben, dass die Freunde, an deren Aura er glaubte, in Wahrheit die ganze Zeit ihrem eigenen Abgrund entgegengeirrt sind. Im Kinofilm Der Rote Kakadu (2006) wird ebenfalls ein jugendliches Liebesdreieck zerrieben. Doch diesmal scheitert es nicht an Verfallserscheinungen im Wohlstand, sondern am Ende der Freiheit in der DDR durch den Mauerbau.34 Quer zu den Arbeiten in Melodram und Coming-of-Age steht der Solitär Hot- te im Paradies. In Hof 2002 als Spielfilm präsentiert, fand er nach erfolgloser Verleihsuche 2004 bei Arte seine Publikumspremiere. Auf DV gedreht, gibt sich Hotte als genaue Reportage des Berliner Ludenmilieus und ist dabei eine Parabel auf marktwirtschaftliche Abhängigkeitsformen, die auch sonst prägen. Im Zentrum steht der Nachwuchszuhälter Hotte (Mišel Matičević), der mit Charme und sozia- lem Geschick für seine Frauen die Härten des Geschäftes verbrämt. Zur Bewahrung seines Status kann er jedoch am Ende nicht anders, als zu ebenso drastischer Gewalt zu greifen wie seine Zuhälter-Kollegen. Mit seinen BR-Polizeirufen kehrt Graf ins Krimi-Reihen-Fach zurück. Jeweils geht es um ambivalente Frauen, die Täter, Opfer und Zeuge zugleich sind. Mit ih- rer komplexen persönlichen Verwicklung tragen diese Frauen das von Graf neu er- oberte Melodrama in den Krimi. Kommissar Tauber (Edgar Selge) hat die Aufgabe, 31 Der Plot ähnelt teilweise Notorious und es gibt eine indirekte Paraphrase der Duschszene aus Psycho. 32 Martina Gedecks Neurotik am Rande der Firma des Gatten steht in Beziehung zu Antonionis Rote Wüste. 33 Eine Frau, die mit dem Totalverlust ihrer Familie fertig werden muss, steht in Drei Farben – Blau im Zentrum. Neuenfels’ subjektivierende Kameraexperimente sind ebenfalls von Kieslowski beein- flusst. 34 Die Zwillingsbeziehung beider Filme bestätigt Graf: Vgl. «Das deutsche Kino ist ein großes Missver- ständnis». Interview von Christiane Peitz. In: Der Tagesspiegel, 14.2.2006. Widerspruch in Bewegung 14 mit sensibler Intelligenz den Fall und die Finten der Frauen zu durchdringen und zum Zeugen gesellschaftlicher Schieflagen zu werden. Der scharlachrote Engel (2004) fächert ein Panorama der Not auf, zwischen erotischem Arrangement und sexueller Grenzverletzung klar zu unterscheiden. Alle entscheidenden Begegnun- gen schillern zwischen der Liebessehnsucht einsamer Menschen, der neurotischen Verstrickung von Täter und Opfer und verstörender Aggression. Graf gelingt hier Ähnliches wie seinem größten Vorbildfilm Bad Timing (1980) von Nicolas Roeg. Er sollte tot (2006) rückt dagegen zur Metaphysik des Genres vor: An der Ober- fläche versucht Tauber, eine junge Prostituierte ihrer mörderischen Betrügereien an Junggesellen zu überführen. Darunter sucht er jedoch, die junge Frau mit ihrem Geständnis aus einer Welt der Lüge zu erlösen, um ihr Leben durch die Wahrheit – und sei sie noch so scheußlich – neu zu öffnen. Der nachfolgende Krimi Eine Stadt wird erpresst (2006) beschäftigt sich mit den Spätfolgen der Wiedervereinigung in einem Kohleort bei Leipzig. Der Film ist eine Art Fortsetzung der ebenfalls von Rolf Basedow geschriebenen Morlock-Folge Die Verflechtung (1993), die Betrügereien im Abwicklungsprozess ehemaliger Staatsbetriebe nachspürt. Beide Filme sind gute politische Thriller, fallen aber ge- gen die fraktale Dichte der Polizeirufe etwas ab. Mit dem historischen Bio-Pic Das Gelübde (2007/08, Buch: u.a. Markus Busch) betritt Graf Neuland. Geschildert wird die Begegnung von Clemens von Brentano mit der Nonne Emmerick und ihren Visionen in den Jahren ab 1818. Ausgangs- punkt sind drei essenzielle Fragen: Wie kann ein schuldiger Einzelner Vergebung und Reinheit finden? Wie weit sind religiöse Wege hierbei vertrauenswürdig? Wel- che Barbarei liegt in aufklärerischen, aber auf den eigenen Nutzen bezogenen Maxi- men? All das kommt 1818 in Dülmen zusammen, wenn Clemens von Brentano bei der Emmerick nach Orientierung sucht, während seine preußischen Landsleute an selber Stelle auf verwertbares Land aus sind. Für die Einheimischen wird die Em- merick zur Schutzpatronin, für die Preußen zur gefährlichen Gegenreformatorin, für Brentano dagegen zur erlösenden Begegnung unter Gleichen. Fern jeder eta- blierten Dramaturgie widmet sich Das Gelübde scheinbar unmodernen Fragen. Doch hiermit behandelt der Film akute Debatten zur kapitalistischen Effizienzwelt, metaphysischen Bedürfnissen und religiösem Fundamentalismus an ihrer eigent- lichen Wurzel. Das Gelübde ist ein außerordentlich dichter Film, der jedes Bild präzise einsetzt und mit wenigen Strichen ein komplexes, geistiges Epochenbild zeichnet. Vielleicht ist er – vom Fernsehdiktat des 90-Minuten-Programms gestutzt – um eine halbe Stunde zu kurz geraten. Mit seiner Sperrigkeit hat er zu einem Quotenmisserfolg, beifälligem Kritikergemurmel, aber keiner Debatte geführt. 15 Widerspruch in Bewegung III. Vom Stoff – Der Mann als Naturereignis Ich möchte anhand eines der treibenden Motive des Werks – gewissermaßen pars pro toto – einen der roten Fäden herausstellen, die Grafs Filme zu einem Kosmos machen. In unterschiedlicher Ausführung stoßen zwei polar charakterisierte Män- ner aufeinander. Der eine ist ein viriler, vitaler Mann mit Kontrollmacht und eroti- scher Verve, der seinem Trieb folgend scheinbar stets reüssiert und ohne Zweifel oder Hemmungen seinen Weltverzehr auslebt. Dieser Mann agiert unbewusst und ist mit einer archaischen Magie, seinem Instinkt, verbunden. Entweder gerät er hiermit in eine Falle und stürzt in den zuvor verborgenen Abgrund, oder er wird schuldig und erfährt darin eine Grenze, die ihn zwingt, seine omnipotente Infantilität abzulegen und nicht nur an der Oberfläche, sondern wirklich ein Mann zu werden. Häufig ist dies mit dem Wunsch gepaart, neues Leben zu zeugen, eine Familie zu gründen. Der zweite Mann ist reflektierter und traut sich nicht – oder noch nicht – alles zu. Er hat eine romantischere Idee von der Welt und der Liebe, beobachtet aber fasziniert den anderen Mann. Denn er glaubt, dass dieser Geheimnis und Magie der Männ- lichkeit und des Erwachsenseins besitzt. Ihm eifert er nach, obwohl er weiß, dass er nicht der andere werden kann. Doch bevor er das begreift, verausgabt er sich über jedes Maß für die Werbung um eine Frau. Zu seinem Erstaunen wird er dann jedoch Zeuge vom Zusammenbruch des Vorbilds, das, anders als gedacht, nicht erwachse- ner war, sondern eigentlich infantiler. Als Zeuge, wie jemand seiner Unbewusstheit und Gefangenschaft in Omnipotenzvorstellungen zum Opfer fällt, wird dieser Mann erwachsen. Er wird zu jemandem, der lernt, dass er ein anderes Mittel der Welter- fahrung hat, keine männlich-virile Urkraft, sondern Intelligenz und Empathie. Er begreift, dass er weniger Zeugungskraft, dafür aber mehr Zeugenschaft besitzt. Im Schlüsselfilm Die Freunde der Freunde (2001/02) lernen wir zwei Inter- natskumpel kennen. Arthur (Florian Stetter) ist erfahren und zynisch, zugleich aber mit einer besonderen Sensibilität ausgestattet: Beim Skifahren hat er eine Vision sei- nes im selben Moment sterbenden Vaters. Arthur ist Erotiker und verhält sich wie ein Spieler. Arthur ist damit gewissermaßen eine Synthese der beiden Hauptcharak- tere aus Spieler (1990). Seine Gier ist grenzenlos, und er verletzt ohne Bedenken andere. Damit ist er eine Art Vorbild für seinen Zimmerkumpel Gregor (Matthias Schweighöfer). Der glaubt an die große Liebe zur einzigartigen Partnerin. Anstelle eines magischen Vitalismus hat Gregor einen Hang zu verklärender Romantik. Billie (Sabine Timoteo), die Frau, die Gregor verehrt, hat ebenfalls magische Kräfte. Auch sie ist einer Freundin im Moment ihres Todes visionär begegnet. Billie geht genau mit ihren Reizen um. Im Überlebenskampf als prekär beschäftigte, alleinerziehende Mutter nutzt sie so Gregor immer wieder aus. Denn Gregors Werbung schreckt vor Opfern und finanzieller Hilfe nicht zurück. Diese Opferbereitschaft ist Kompen- sation für den brachialen Trieb Arthurs, der Gregor fehlt. Gregors größte Angst besteht daher darin, die verehrte magische Billie könne mit dem magischen Arthur an ihm vorbei zusammenkommen, wie monströs machtvolle Eltern, die ihn zum Widerspruch in Bewegung 16 Abb. 1: Der Rote Kakadu (2006) Kind verkürzen. Gregor verhindert diese Begegnung und wird dann zum Zeugen des Untergangs seiner beiden nächsten Freunde: Arthur ist bei dubiosen Geschäf- ten seinem Wahn, alles unter Kontrolle zu haben, zu weit gefolgt: Mit zügellosem Sex mit der Tochter eines Geschäftspartners hat er alles Wohlwollen verspielt und wird erschossen. Billie gerät mit ihrer parasitären Suche nach Geld vollkommen ins Abseits und stirbt bei einem Radunfall. Gregors Leuchttürme für seinen Weg sind selber nicht fähig, als Erwachsene zu leben und fallen ihrer ungeklärten Magie zum Opfer. Als Zeugen dieser Katastrophe werden Gregor – und Arthurs feste Freundin Pia (Jessica Schwarz) erwachsen. Als männliche und weibliche Stimme können sie nun vom Untergang erzählen.35 Diese Recherche eines intelligenten Jugendlichen, der das Geheimnis der Welt lösen will, um selbst Teil von ihr zu werden, zeigt sich auch in Der Rote Kakadu (2006). Der naive Siggi (Max Riemelt) kommt als Bühnenmalerlehrling 1961 we- nige Wochen vor dem Mauerbau ans Dresdner Theater. Hier taucht er in die Szene einer hoffnungsvollen und enthusiastischen Jugend ein, die sich in Parks und dem Roten Kakadu zu Flirt und Rock’n’Roll trifft. Siggi fasziniert vor allem die junge Dichterin Luise (Jessica Schwarz). Zugleich ist er vom wilden Leben ihres Gatten Wulle (Ronald Zehrfeld) beeindruckt. Siggi macht sich daran, ein Mann zu werden wie Wulle und zugleich die verehrte Luise zu gewinnen. Hierzu besorgt Siggi im Westen aufwändig ein Autogramm von Böll und finanziert mit geklauten Meißner- Püppchen und unter Gefahren ein illegal gedrucktes Buch mit Luises Gedichten. Diesmal führt keine westliche Dekadenz zum Ende, sondern die östliche Verengung durch Stasi und Mauerbau. Siggi als Zeuge des Zusammenbruchs rettet sich in ein 35 Die beiden Off-Stimmen in Felsen sind insofern eine Art Fortsetzung von Gregor und Pia. 17 Widerspruch in Bewegung Abb. 2: Treffer (1983/84) neues Leben im Westen. Wulle findet im Staat dagegen die Grenze für seine Omni- potenz. In einem (Beicht-)Brief aus dem Gefängnis, der von der Stasi abgefangen wird, ersehnt er Luises Vergebung für seine zuvor unreflektierten Lieblosigkeiten. Der Unfruchtbarkeit des Staates entgegen wünscht sich Wulle, Zeuge gemeinsamer Kinder zu werden. Anders als Arthur in Freunde, der seine innere Gefangenschaft nie begreift, wird Wulle im Gefängnis seiner Infantilität gewahr. Nun will er Mann und Vater werden. Luise ist seine Herausforderung an sich selbst. Dieses Muster prägt bereits Treffer (1983/84). Der Biker Albi (Max Wigger) würde am liebsten für immer das Leben eines Fünfzehnjährigen führen: Auf dem Bike rasen, Frauen haben, mit Freunden saufen, Berge besteigen, stets mit dem Reiz des Neuen, ohne weitere Verantwortung. Dies gerät in die Krise, als der neue Werk- stattchef Albi entlässt und Conny (Barbara Rudnik) in sein Leben tritt und sich nicht mit weniger als vollem Respekt zufrieden gibt. Albi sucht nun auf parasitäre Art seinen Lebensstandard – sich ein Bike zu halten – zu sichern. Mittels provo- zierter Unfälle bittet er die vermeintlichen Verursacher und ihre Versicherungen zur Kasse. Dabei kommt sein erotisch erfolgloser Kumpel Franz (Dietmar Bär) zu Tode. Mit dieser Schuld muss Albi erwachsen werden, und Conny wird ihn dabei unterstützen, denn sie wünscht sich, dass Albi ein Mann werden möge. Widerspruch in Bewegung 18 Sogar Die Katze (1987/88) als vermeintlicher Genrefilm impliziert dasselbe Muster: Hier ist Probek (Götz George) der Vollmann. Über Funk dirigiert er einen Banküberfall und provoziert polizeiliche Gegenmaßnahmen. Dabei hat er gleich mehrmals Sex mit seiner Komplizin, der Frau des Bankchefs (Gudrun Landgrebe). So sehr steht er unter Strom, so sehr glaubt er, durch seine Männlichkeit die durch- geplante Katastrophe unter Kontrolle zu haben. Er täuscht sich genauso wie Arthur in Freunde und stürzt am Ende vom Hochhaus durch ein Glasdach hindurch zu Tode. Der von dieser ebenso kraftvollen wie destruktiven Männlichkeit faszinierte Beobachter ist diesmal keine Filmfigur, sondern der Zuschauer. Ein seiner Trieb- haftigkeit verfallener Mann (Peter Lohmeyer) steht auch in Spieler (1990) im Zen- trum. In Abwandlung zu Wulle zwingt die Schwangerschaft von Kathrin (Anica Dobra), zu der er sich zuvor nie letztgültig bekennen mochte, Jojo zum Schritt aus infantiler zu männlicher Potenz. Die hypervirilen Männerfiguren teilen sich bei Graf in zwei Varianten: Die einen werden nie mit sich selbst bekannt und erliegen ihren Trieben in einer Katastrophe, die anderen erhalten in Schuld die Chance zum erwachsenen Leben. Meist erzählt Graf den Weg zur Erkenntnis durch Schuld – Treffer, Spieler, Kakadu. Dagegen beginnt Das Gelübde (2007/08) nach dieser Erkenntnis und verfolgt Clemens von Brentano auf seiner Suche nach Erlösung aus seinem Wüstlingsleben. Von einem solchen Wüstlingsleben erzählt Graf, ebenfalls mit Mišel Matičević in der Haupt- rolle ausführlich in Hotte im Paradies (2002). Die Geschicke des jungen Zuhälters Hotte im Berlin unserer Zeit sind gewissermaßen die Vorgeschichte zu Das Gelüb- de, in dem Brentano sein Berliner Sündenleben verlässt. In Dülmen wird er der Nonne Emmerick (Tanja Schleiff) seine Seele und ihrer Schwester Gertrud (Anke Sevenich) seinen Samen anvertrauen, um seine Unschuld zurückzugewinnen und in der Vaterschaft irdische Unsterblichkeit zu erlangen. Was Wulle in Kakadu Luise verspricht – wir werden Kinder machen – setzt Brentano so einige Filme später um. Der Weg in die Schuld und aus ihr heraus fügt insofern Die Freunde der Freunde (2001/02), Der Rote Kakadu (2006), Hotte im Paradies (2002) und Das Ge- lübde (2007/08) zu einer motivlich folgerichtigen Tetralogie. Den reflektierten Beobachter-Mann gibt es ebenfalls zweifach: Zum einen sind das Figuren auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Gregor (Matthias Scheighöfer) in Freunde, Siggi (Max Riemelt) in Kakadu, Franz (Dietmar Bär) in Treffer, Ro- bin (Marek Harloff) in Skorpion, Kai (Sebastian Urzendowsky) in Felsen. Zum anderen gibt es diese Figuren als Erwachsene: Männer, die über die monströse Be- schaffenheit der Welt staunen, die den Kollateralschäden ihre Zeugenschaft und ihr Mitleid entgegenstellen, die zugleich der Schuld hyperviriler Männer und ihren Gewalttaten entgegentreten. Häufig sind das Männer, die ein körperliches Zeichen ihrer nicht omnipotenten Männlichkeit tragen und darin eine Vertrauenswürdig- keit sichtbar machen, die Schuld und Verheerung verhandelbar machen. Männer, die von der Wahrheit der Welt erzählen und von der Lüge scheiden können. Ex- emplarisch ist der einarmige Kommissar Tauber (Edgar Selge). In den Polizeirufen 19 Widerspruch in Bewegung Der scharlachrote Engel (2004) und Er sollte tot (2005/06) stellt er sich triebgesteuerten Männern entgegen: einem brutalen Zuhälter und einem Vergewal- tiger. Zugleich ist Tauber mit ambivalenten Frauen (gespielt von Nina Kunzendorf und Rosalie Thomass) konfrontiert. Er müht sich, die Frauen kennen zu lernen und von allen Seiten zu betrachten. Dabei erliegt er nicht wie seine jüngeren Vettern Siggi und Gregor seinen Projektionen. Vielmehr kann er die Frauen – erwachsenere Fassungen der haltlosen Billie aus Freunde – durchschauen. So treibt er einen Keil zwischen die Seite an ihnen, die verlogen ist, und diejenige, die Wahrheit werden kann. Anders als die jugendlichen Schwärmer, die für die Frauen alles verschleu- dern, kann Tauber so wirklich etwas geben. Dabei ist Tauber für die Frauen ein Gegenpol zum triebhaften und damit auch berechenbaren Mann, dem sie zuvor als Opfer oder auch Täterin begegnet sind. Tauber ist in seinen Verhören dabei eine Art männliche Umkehrung dessen, was die Emmerick für Brentano in Gelübde ist. Ganz ähnlich liegt die Sache im Fall von Kommissar Sperling, der von seiner Leibesfülle gezeichnet ist. In Deine Besten Jahre (1998/99) ist der aus der Firma entlassene Wolgast (Tim Bergmann) ebenfalls ein Verwandter von Tauber, Sperling, Gregor und Siggi. Doch die Gewichtung ist anders. Während in den Krimis die Frau mit ihrem Melodrama die Hälfte der Aufmerksamkeit erhält, steht nun Vera im Zentrum und Wolgast, der ihr seine Hilfe anbietet, nur am Rand. Diesmal untersuchen Graf und Busch, welche Krise eine Frau zu bewältigen hat, die von Geburt an männlichen Wünschen folgen musste: Vera wurde von ihrem Vater dem Juniorpartner (Tobias Moretti) quasi ins Bett gelegt, um der Firma einen männlichen Erben zu verschaffen. Der krebskranke Vater hat sich am Tag der Geburt seines Enkels umgebracht. Jahre spä- ter beschließt Vera, aus eigenem Wunsch schwanger zu werden. Nun kommen ihr Mann und ihr Sohn – die Erfüllungsgehilfen der unfruchtbaren Erbwünsche des Vaters – bei einem Unfall zu Tode. Vera erkennt allmählich den familiären Abgrund und findet schließlich zu Handlungsfähigkeit und persönlicher Wiedergeburt.36 Aus einer Frau, die als schöne Trophäe und Pforte zur Macht männlicher Wünsche exis- tierte, wird eine Frau, die eigene Stärke gewinnt. Graf erzählt so die komplementäre Geschichte zur männlichen Polarität. Folgerichtig zeigt Deine besten Jahre am Ende, wie Vera allein und ohne Männer in den kalten Familienpool springt. Nun kann sie die Kälte ihrer Umgebung ertragen. Der Felsen bringt es fertig, von beiden Polen zugleich zu erzählen, dem Frau- enleiden und dem Männlichkeitsknoten: Auf der einen Seite steht Katrin (Karoline Eichhorn), die mit dem Ende der Illusion leben muss, für ihren Chef mehr als eine Eroberung gewesen zu sein. Auf der anderen Seite steht der präpotent-virile Malte (Antonio Wannek). Einerseits hat Malte die Aura eines Machos und ist eine Art Juniorausgabe von Hotte, Gregor, Wulle, Albi und Katrins Chef. Andererseits ist 36 Vera muss hierzu begreifen, dass sie von ihrer gesamten Familie aus Geschäftsinteressen verraten wurde. Die ostdeutsche Variante, wie Verrat ein vermeintliches Paradies zerstört, erzählt Graf in Der Rote Kakadu, wenn die Freundesgruppe im wechselseitigen Stasi-Verrats-Gestrüpp zerfällt. Widerspruch in Bewegung 20 Abb. 3: Der Felsen (2001/02) Malte aber auch wie Siggi und Gregor bereit, alles, was er hat, zu riskieren, um den erotischen Abstand zwischen sich als Jugendlichem und der erwachsenen Katrin zu überwinden. Außerdem hat Malte in Kai (Sebastian Urzendowsky) einen kleinen Bruder, der Malte als männlich und begrenzend fürchtet, aber auch verehrt. Kai sammelt Gegenstände und ist ein Beobachter. Zugleich ist er von der romantischen Sehnsucht erfüllt, Eltern zu finden, die ihn adoptieren. Zwischen beiden Brüdern herrscht so verschoben die gleiche Spannung wie zwischen Gregor und Arthur (Freunde) und Siggi und Wulle (Kakadu). Katrin ist für Kai und Malte auch eine Mutterfigur. Malte, der seinen Vater getötet hat, ist dabei eine aggressive Ödipusfi- gur, die nun mit der Mutter schlafen will. Hiermit verbindet sich auch die Anlage von Freunde. Denn Gregor verehrt in Billie eine Alleinerziehende mit mütterli- chen Attributen. Malte ist insofern eine Figur, die beide männlichen Pole vereint. Er hat sowohl Züge eines romantischen Verehrers und verkappten Muttersuchers, zeigt aber zugleich eine aggressive Virilität. Anfangs nimmt Katrin nur Letzteres wahr, da es an ihren verletzten Narzissmus appelliert. Die Kennzeichen der Mut- tersuche erkennt Katrin am Ende nicht mehr in Malte, sondern im jüngeren Kai. Katrin überwindet ihr fragiles Selbstverständnis als Geliebte, wenn sie am Ende mütterliche Verantwortung übernimmt und Kai ein gesundes Frühstück verschafft. In Felsen steht so Maltes verzweifeltem Tod beim Sprung durch ein Fenster, den er mit Probek (Götz George) in Die Katze und Arthur in Freunde teilt, eine Frucht- barkeitsgeste gegenüber, die diesmal nicht von einem reuigen Mann, sondern von einer gereiften Frau ergriffen wird. Der Felsen besitzt damit in Grafs Erforschung von Männern und Frauen den größten Reichtum an Perspektiven. Clemens von Brentano (Mišel Matičević) in Das Gelübde ist der Graf-Held, der beide Männlichkeitspole bis zum Extrem vereint. Sowohl als Lustsucher, wie 21 Widerspruch in Bewegung auch als Sucher von Vergebung und Reinheit ist er stets ein akribischer Selbstbe- obachter. Brentano verfasst seine Generalbeichte37 als minutiösen Bericht all seiner Lüste. Ebenso hartnäckig notiert er die Visionen der Emmerick (Tanja Schleiff). Brentanos Verlobte, der er die Beichte aus Versehen schickt, bekämpft den Stolz auf seine Sünden. Entsprechend verwahrt sich die Emmerick gegen jeden falschen Ton, den Clemens in die Protokolle ihrer Ekstasen schmuggelt. Brentano ist in beiden Polen als Beobachter und als Akteur maßlos. So verstrickt er sich in ein zwanghaftes Labyrinth, in dem auch die tiefste Zerknirschung zu neuer Lust zu werden droht. Einzige Erlösung ist die vertrauensvolle, hierarchielose Begegnung mit der Emme- rick. Nur da, wo sich Menschen unverstellt von Angesicht zu Angesicht begegnen, können sie – weder Engel noch Teufel – zu wirklichen Menschen werden. Bewegend gibt Brentano diese Erkenntnis als Taufspruch seinem unehelich mit Gertrud, der Schwester der Emmerick, gezeugten Sohn auf den Weg. Ein Segen, der sich auch gegen die verstellenden Asymmetrien zwischen Vater und Sohn wendet, aus der alle Männlichkeitsverzerrungen erst erwachsen: Ich werde meinem Ebenbild gegenüber- stehen und mein Ebenbild wird mir gegenüberstehen. IV. Vom Körper – Inszenierung und Form als Weg zur Physis der Welt Grafs Horizonte der Formbildung entsprechen seinen drei filmischen Ursprungsmy- thologien: Das Wispern im Berg der Dinge (1996/97), München – Geheimnisse einer Stadt (2000) und Roegs Bad Timing (1980). In Das Wispern im Berg der Dinge (1996/97) spürt Graf dem Leben seines Vaters nach. Seine Sehnsucht nach filmischer Greifbarkeit des Menschen in Physis und freier Lebendigkeit wird hier in- tim sichtbar. In München – Geheimnisse einer Stadt (2000) reflektiert Graf den Zusammenhang zwischen biographischem Erleben und topographischer Erfahrung. Die Orte der Selbstwerdung und Weltentdeckung werden zu Spiegelbildern aller Per- sönlichkeitsschichten. Die Stadt ist Biographie in räumlicher Sichtbarkeit. Bad Timing (1980) von Nicolas Roeg schleudert Grafs Vorstellungen, was Film sein kann, auf eine neue Stufe.38 Roeg erzählt hier die neurotische Beziehung eines Psychiaters zu einer Frau, die sich nach individueller Liebe sehnt, als verstörende po- lizeiliche Aufklärung des nekrophilen Aktes, der am Ende der Beziehung steht. Dabei überkreuzt er Sexszenen mit den Wiederbelebungsversuchen der Frau im Kranken- haus und unterschneidet die aufkeimende Liebesgeschichte mit der Aufdeckung des Falles, der den neurotischen Endpunkt der Liebe erhellt. Graf beeindruckt die Mon- tage, die zum einen Körper, Maschinen, Gewalt und zärtliche Gesten mit Wiener Architektur verknüpft und so an Sinne und Körper des Zuschauers appelliert und die zum anderen eine Analytik des Geschehens ermöglicht, die weit über narrative 37 Wulles Brief aus dem Gefängnis an Luise in Kakadu ist im Grunde auch schon so eine General- beichte. 38 Vgl. Dominik Graf: Als das Kino Trauer trug. In: Dominik Graf: Schläft ein Lied in allen Dingen, Berlin 2009, S. 164–168. Widerspruch in Bewegung 22 Mittel im engeren Sinn hinausgeht. Nicht das große Kinobild ist entscheidend, son- dern der Zusammenhang vieler kleiner für sich bedeutungsarmer Bilder.39 Die zentralen Horizonte von Grafs Gestaltung sind insofern: Die auf physi- sche Unendlichkeit und nicht zeichenhafte Lesbarkeit ausgerichtete Arbeit mit den Schauspielern, die Topographie als physisches Komplement des Erlebens, die sinn- liche Montage, die analytische Schlüsse über die Erzählung hinaus ermöglicht. Als viertes Element tritt die Musik hinzu. Alles zusammen gibt dem Zuschauer einen autonomen Zugang in den filmischen Kosmos. Denn das Agieren geht nicht im Zeichen auf, die Topographie reduziert sich nicht zum Symbol, und die Montage wird erst in der Mitarbeit des Zuschauers wirksam. In Das Wispern im Berg der Dinge (1996/7) überschneiden sich zwei Fragen. Zum einen betreibt Graf Spurensuche nach seinem Vater Robert Graf, den er 1966 als Dreizehnjähriger verlor. Robert Graf war in den 1950er und 1960er Jahren ein gefragter Charakterdarsteller in Film, Fernsehen und Theater. Die mit dem Sohn geteilte Zeit war knapp bemessen. Graf hat nur wenige eigene Erinnerungen. Er greift daher auf zwei indirekte Quellen zurück: Sprachdominierte Interviews mit Weggefährten des Vaters und durch Zeitlupe visuell herausgehobene Filmaufnah- men. Grafs Suche und Sehnsucht gilt individuellen Lebensmomenten, in denen sich der Vater physisch und seelisch greifen lässt. Aus diesem Bestreben ergibt sich die zweite Frage: In den Filmaufnahmen aus den 1950er Jahren herrscht ein aske- tischer, abstrakter Stil, der sprachdominiert versucht, der Natur der Sache Gestalt zu geben und die Natur und Lebendigkeit des Menschen dahinter zu verstecken. Hierdurch fehlen gerade die Bilder, die Graf sucht, Bilder, die die Lebensessenz des Vaters fühlbar machen. Der verlorene Vater droht so, ein Phantom ohne Blut und Leben zu bleiben. Sein Verstecken der Physis wird dabei in einer Kriegsverletzung am Arm konkret, die Robert Graf mit tausenderlei Tricks verbirgt. Dieses Nicht- Zeigen-der-Wunde ist Symptom der ganzen Epoche, die in ihrer Verstrickung aus Scham, Schuld und Verletzung durch den zweiten Weltkrieg gebrochen ist. Das faschistoid-körperliche Männlichkeitsbild der Nazis ist gefallen, ein neuer Körper nicht in Sicht. Graf analysiert so über seinen Vater den aseptischen Bild- und Dar- stellungsstil einer ganzen Epoche. Diesen empfindet er selbst als verletzend. Denn der Körper, die vitale Männlichkeit und die individuell-unendliche Lebendigkeit seines Vaters bleiben unter dieser Decke begraben. Das Trauma des Krieges geht so in die zweite Generation. Dies entfacht bei Graf eine überwältigende Sehnsucht, im eigenen Schaffen über sprachliche Zeichenhaftigkeit, über abstrakte Bildlichkeit hinauszugehen. Während die Regisseure der 1950er Jahre dafür gesorgt haben, dass die Essenz des Vaters verschlossen bleibt, will Graf dafür sorgen, dass seine Dar- steller in ihrer Lebensessenz aufstrahlen. Aus toter Sprache soll lebendiger Körper werden. Der Akt der Regie hat die Verantwortung einer Lebensrettung, ist die Aufer- stehung der Drehbuchphantome in Aktion. An die Stelle eines ungreifbaren Vaters 39 Vgl. Anm. 6, Die Welt, 25.7.2002. 23 Widerspruch in Bewegung sollen dabei vitale Männer treten, die sich expressiv mit ihrer physischen Welt ausei- nandersetzen. In Kommissar Tauber (Edgar Selge) findet Graf die Synthese: Wie der Vater ist Tauber einarmig-gebrochen, anders als dieser zeigt Tauber die Wunde und tritt mit ihr männlich-entschlossen einer verstörenden, physischen Welt entgegen. Grafs ästhetisches Credo besteht gerade darin, die Demarkationslinie zeichenhafter Sprache zu überschreiten, das Reich der Phantome zu verlassen und Körper unbere- chenbar lebendig werden zu lassen. Dem entspricht sein Vorgehen als Regisseur: Deutsche Schauspieler haben hauptsächlich die Worte, um ihre Rollen zu definieren. Darin liegt natürlich eine Gefahr, dass dann der Kopf den Satz zu sehr betont und dass sich die Sprache [...] vom Körper entfernt. Deshalb muss man da intensiv pro- ben, damit die Sprache Teil des Ganzen wird beim Schauspieler. [...] Grundsätzlich ist es [...] einfacher, wenn im Film Dialekt gesprochen wird. Dann akzeptieren alle die Sprache sofort als einen Teil des Körperlichen. [...] Wenn die Schauspieler einen Dialekt sprechen, dann suchen die auch nicht so lange nach ihrer Identität. Die Sprache definiert sie wie ein Kostüm oder ein körperlicher Makel. [...] Ich probe eigentlich nur akustisch. Ich probe die Texte, und das allerdings bis zu einem Punkt, wo man das Ganze auf Tonband aufnehmen könnte, und man hätte dann sozusagen schon das Hörspiel zur Szene. Da stimmen dann meistens schon die Pausen und das Tempo, und ich hab dann so das Gefühl, ich höre die Szene. [...] Dann höre ich auf. Weil sonst würde mir am Drehort irgendetwas fehlen, glaube ich. Wenn man das schon mal perfekt gemacht hat, dann ist irgendwie der Schmelz weg. Und auch die Schauspieler brauchen, glaube ich, das Gefühl am Drehort, es noch nie so gemacht zu haben.40 Grafs Probenarbeit definiert gewissermaßen den Horizont und die Möglichkeiten der 1950er Jahre, die Möglichkeiten des Vaters aus. Die Arbeit am Set wird dann zum grenzüberschreitenden Akt. Hier wird die Transsubstantiation von körperloser Spra- che zu körperlichem Leben vollzogen und das Phantomreich bezwungen. Graf kann so gewissermaßen ein Stück verlorenes Vaterleben zurückgewinnen, zugleich über den Vater hinauskommen und so im Prozess des Inszenierens sich selbst finden. An Orten manifestieren sich die Gefühle. Auch Erinnerungen verbinden sich eher entweder mit Gegenständen, das ist die fetischistische Variante oder mit Orten. Dort lagern sich Gefühle ab und bilden Schichten.41 Es geht um die Frage, wie die Identität des Ortes auf die Identität der Menschen wirkt.42 Grafs zweites Register biographischer Verortung und der Suche nach Lebensspuren sind Schauplätze und Gegenstände. Sind sie mit individuellem Leben verbunden und zeigen sich in dieser Schicht, werden sie als Auslagerungen und Erweiterungen des Körpers zu Schlüsseln und ermöglichen konkrete Sichtbarkeit des subjektiven Erlebens. München – Geheimnisse einer Stadt (2000) ist Grafs Modell. Hier 40 Zitiert aus: ZOO, April 2005, Nr. 6, siehe Anm. 1 41 Zitiert aus: Der Tagesspiegel, 14.2.2006, siehe Anm. 34. 42 Zitiert aus: «Es entsteht eine Art Geisterstadt». Interview von Christoph Amend und Stephan Lebert mit Dominik Graf und Michael Althen. In: Der Tagesspiegel, 24.6.2000. Widerspruch in Bewegung 24 Abb. 4: Der Felsen schildert er aus den gegenläufigen Perspektiven eines Kindes, mehrerer Adoleszen- ter und Erwachsener sowie eines Greises Aufwachsen und Sozialisierung als kon- zentrisches Hineinwachsen in den Lebensraum Stadt. Dieser zeigt sich für jedes Alter und jede Generation – in Abhängigkeit des Beginns der eigenen Geschichte in der Stadtgeschichte – in anderer Weise. Die Bedeutungsfindung des eigenen Lebens offenbart sich an den Orten biographischer Erfahrung, bis sich die Stadt ins Spie- gelbild der eigenen Seele verwandelt. Die erlebte und die wirkliche Stadt überlagern sich nun in einer Überblendung, in der abwechselnd physische Widerständigkeit und metaphysische Bändigung durch subjektive Bedeutung überwiegen. Beide Schichten stellen sich in einem endlosen Flirren dabei gegenseitig in Frage. Die Schauplätze und Bildfunde als physische Gestalt der sozialen Erfahrung zu assozi- ieren, bedeutet bei Graf weniger einen symbolischen Zusammenhang herzustellen, als vielmehr zwei auch autonome Kräfte – den Ort und die Menschen – in ihrem lebensprägenden Zusammenspiel zu zeigen. Das Ergebnis wird häufig als magische Landschaft, als Topographie der Seele bezeichnet. Doch der Ausgangspunkt für Graf ist die physische Topographie, die erst durch Erleben in ihr Reizwert erhält und nicht als symbolisches Vokabular dem Geschehen vorangeht. Graf arbeitet in seinen Spielfilmen immer wieder mit topographischen Modellen. In Sperling und der brennende Arm (1998) werden die verschiedenen Einflusszonen des Verbre- chens in Berlin mit einem Billardstock erläutert, in Kakadu steht Siggi ratlos vor einem Stadtplan und erkundet Dresden als neuen Lebensraum, in Spieler macht Jojo (Peter Lohmeyer) sich mit seiner späteren Freundin Kathrin (Anica Dobra) mittels subjektiver Stadtführung bekannt. In Felsen fügen sich ein Museum über Korsika, die Raumplan-Skizzen des Architekten, im Kreis verlaufende Weglabyrin- the auf Straßenschildern und das Schauplatzpanorama der Handlung zu einer fast 25 Widerspruch in Bewegung Abb. 5: Deine besten Jahre (1998/99) bühnenartigen Verdichtung der Inseltopographie zusammen. In Deine besten Jahre wird die labyrinthische Glashaus-Architektur des Bungalows, der Vera Kemp (Martina Gedeck) ein selbstbestimmtes Leben verschließt, als konkreter Lebensort und als Neurotik der Heldin expressiv. Wie bei Schneewittchen ist Veras vergifteter Lebensraum konkret und zugleich symbolisch ein Glassarg. Biographische, seeli- sche und mythologische Schicht einer Topographie verschmelzen so. Der Zielhorizont – Körper, Schauplatz, biographischer Moment – fordert die Montagegrammatik heraus.43 Die Kühnheit von Nicolas Roeg in diesem Bereich ist für Graf gleichermaßen Herausforderung und Inspiration. Beispiele aus Deine Besten Jahre und Der Felsen (Kamera jeweils Benedict Neuenfels) verdeutlichen das. In Deine Besten Jahre möchte Vera in Meran an einen Glücksmoment der Hochzeitsreise anknüpfen, um die Geliebte ihres Gatten auszustechen. Fließende Fahrten zeigen bereits beim Aufbruch aus dem Garten das Bodenlose dieses Plans. In gleichem Fluss gleitet die Kamera am Kemp-Werk entlang, in dem der intrigante Geschäftsführer thront. Sein Blick in die Ferne wird erst mit einem Schwenk in den Himmel verlagert, dann öffnet ein Zoom das Bergpanorama über dem offenen Sportwagen des Ehepaars. Ohne Bodenhaftung scheint das Auto zu fliegen. Geis- terhaft – weil ohne Lippenbewegungen – liegt als Off-Ton darüber das Telefonge- spräch, in dem der Vater vom Sohn Leistungen beim Eishockey einfordert. Höchst divergente Orte fließen hier schwebend zusammen und präfigurieren im Ausein- anderdriften der Topographie das baldige Zerreißen der Familie. Die Ankunft des Paares in Meran zeigt sich in zunehmender Verdunklung. Das Paar geht zusammen 43 Graf arbeitet immer wieder mit den Cutterinnen Christel Suckow und Hana Müllner, die im We- sentlichen abwechselnd für die Montage seiner Filme verantwortlich sind. Widerspruch in Bewegung 26 durch weite Räume und wirkt durch Variationen begrenzender Elemente – Säulen im Vordergrund, das Hotelhoftor, ein rundum verglaster Flur, die Subkadrage der Toilettentür – verlassen. Beim Abendspaziergang des Paares stellt die Montage hier- von autonom wiederholt einen expressiv schimmernden Fluß und eine Kirche im Abendlicht heraus. Eine unsichere Vera fühlt sich hiervon beobachtet. Anschließend verführen sich die Ehepartner gegenseitig. Hierzu gleitet die Kamera über Spuren eines kaum berührten Candle-Light-Dinners zum Fenster. Manfred (Tobias Moret- ti) öffnet Veras Kleid für sich wie einen Theatervorhang. Das Paar wird nun durch Bäume hindurch beobachtet. Stolz präsentiert Manfred der Welt seine Frau. Beim Sex – hinter ihr sieht man ein Eisengitter – ist ihm das Geschenk eines Ringes wich- tiger. Folgerichtig sieht man beim Akt nur Veras Gesicht, während eine autonome Kamera den Ring daneben geisterhaft heraushebt. Die Montage zeigt so die innere Ferne des Paares und konterkariert so ihre physische Vereinigung. Räumlich nah liegen beide in unterschiedlichen Universen. Dies wird durch wiederholte Schwarz- blenden betont. Eine Aufblende der flackernden Stadtlichter nach dem Höhepunkt ist schließlich eine sinnliche, erotische Chiffre und zugleich kein Liebessternenhim- mel, sondern elektrisches Substitut. Graf argumentiert zunächst topographisch: Meran als gemeinsamer Ort und Bewegungsraum. Doch dann lässt er durch Mon- tage den Raum in zwei unterschiedliche Erlebniskosmen zerfallen, wobei in Gestalt von Bildassoziationen zugleich eine schwebende Erotik Platz greift. Kurz darauf kommen Mann und Sohn bei einem Unfall zu Tode. Veras endgül- tige Erkenntnis dieser Tatsache auf einem Parkplatz inszeniert Graf als räumlich- topographischen Zerfall: Auf ihre Schwiegermutter gestützt geht Vera humpelnd in Richtung Parkplatz. Wie ein Jojo rennt der Sohn einer Freundin – von der Ka- mera durch entsprechende Bewegungen mit den Frauen verbunden – vor beiden her und reißt so einen weiten Raum um Vera auf. Hiervon angestoßen werden die Frauen in Handkamerabewegungen umkreist. Während Vera ihre Lage dämmert, verselbständigen sich die zuvor von der Bewegung des Kindes motivierten hori- zontalen Schwenks. Für Vera zerfällt der Raum so in Himmels- und Erdpartien. Was als ihre Subjektive beginnt, wird nun zum Blick auf sie. Als Vera erschöpft ins Auto sinkt, sind ihre Schwiegermutter und ihre Freundin ihr räumlich nah. Doch die Kamera hebt Vera in ihrem Schmerz allein heraus. In neuerlichem Reißschwenk sieht Vera plötzlich sich selbst vor der Bergkette. Dieses Bild zerfällt in ihr Gesicht und den Himmel. Ein greller werdendes gelbes Licht bohrt sich schmerzhaft in ihr Gesicht. Vera sinkt nach unten ins Auto, während gegenläufig dazu die Kamera von einem hellen Himmelsstreifen nach oben in bildfüllendes Schwarz schwenkt. Die vertikale Gegenläufigkeit von Kamera- und Darstellerbewegung presst Vera in die Ohnmacht. Nun eilen die anderen – plötzlich aus weiter Entfernung – zu Vera. Von den Freunden umringt, sieht Vera jedoch nur weiter einen zerfallenden Himmel und fällt erneut in Ohnmacht. Die Sequenz erschüttert einen anfänglich stabilen Erzählraum in eine Topographie ohne folgerichtige Anschlüsse. Vera verliert darin jede Koordinate und ihren Halt. Räumlicher Zerfall und sinnliche Evokation ihres 27 Widerspruch in Bewegung körperlichen Zusammenbruchs fließen zusammen. Die Szene vereint so Physis, To- pographie und biographisches Moment. In Der Felsen geht die sinnliche Plastizität bisweilen noch darüber hinaus: Zu Anfang sitzt Katrin (Karoline Eichhorn) in einem Café auf Korsika und versucht, eine Postkarte an ihre Mutter zu schreiben. Für sich spricht Katrin die Wahrheit ihrer Lage – Verlust von Hoffnung und Liebe – aus, aber die Postkarte bleibt leer. Hierzu sieht man heterogene Bilder: Die gelb-rote Inselbahn vor Bergen, alte Her- ren beim Spaziergang, Katrin mit Stift, die leere Karte, im Jeep vorbei brausend die Jugendgang um Malte, Katrin und Jürgen (Ralph Herforth) eingezwängt vom Plexiglasverschlag für Einkaufswagen auf einem heißen Supermarktparkplatz, die bildfüllend leere Karte, eine Bergsilhouette durch die Fensterfront des korsischen Heimatmuseums. Eine riesige Inselkarte auf einem Tisch in Form eines menschli- chen Organs, Jürgens Hand – mit Ehering – die zärtlich über eine Vitrine mit Stei- nen streicht, sein Gesicht gebrochen gespiegelt, ein Vater mit Baby. Jürgen passiert Henkersgewänder und eine skelettförmige Stickerei, sie beobachtet ihn. Dabei wird sie wie von einem Schatten von der Spiegelung eines Körpers im Glas hinter ihr überwölbt. Nun kehren wir zu Katrin ins Café zurück. Sie bricht auf, passiert den Postkasten und wirft die leere Karte in den Müll. Hier wird sie von Kai, dem jungen Sachensucher, als weiter verwertbar aufgesammelt. In nur zwei Minuten erfahren wir von allen Schichten der Insel, von der Tren- nung des Paares, von der Gleichwertigkeit aller Elemente in ihrer Orientierungs- losigkeit: das Ganze in sinnlich dichten Bildern voller warmer Schatten. Im Fluss der Eindrücke verbinden sich die Bahn, das Skelett, der Parkplatz, die leere Karte zum Bild eines heißen Sommers, in dem jeder kurz vorm Kollaps steht. Das ist bedeutungsreich und sinnlich bis zu physiologischer Empathie, ein genau vermes- sener Zustand, der durch die Vielzahl an Elementen ihre genaue Verbindung dem Zuschauer überlässt. Innere und äußere Topographie – Katrin und die Insel – kom- men zusammen, und am Schluss der Sequenz wird beides witzig gebrochen, wenn Kai die vielsagend leer gebliebene Karte als brauchbares Rohmaterial aus dem Müll rettet. Eine Geste, die auf das Ende vorausdeutet, wenn sich Katrin Kais mütter- lich annehmen und unter seinen Fundstücken wieder auf ihre Karte stoßen wird. Derartig dichte Lösungen gibt es in Felsen zuhauf. Graf erreicht zusammen mit exzellenten Darstellern und Mitstreitern wie Neuenfels und Busch hier das Para- dox, ästhetische Innovation und weite Wirksamkeit zu verbinden. Die vielfältigen Gegensatzspannungen seiner Ziele münden in Felsen so in perfekter Balance. Auf seinem verschlungen Weg zwischen Fernsehen und Kino, Genre und frei- er Form folgt Dominik Graf stets der eigenen Sache. Eine wichtige Geheimwaffe und zentrale Brücke zum Publikum ist dabei Grafs erdverbundener Humor, der gerade in seinen allerjüngsten Werken Kommissar Süden und der Luftgitarrist (2009) und seinem bei der Berlinale 2010 enthusiastisch gefeierten Fernsehmehr- teiler zur Russenmafia in Berlin Im Angesicht des Verbrechens (2010, Buch: Rolf Basedow) stets aus der Atmosphäre zwischen den Figuren und atemberaubend Widerspruch in Bewegung 28 präziser szenischer Zeichnung erwächst. Bei allem produktiven Widerspruchsgeist nimmt Graf so Bedingungen und Möglichkeiten der Branche auch an. Gerade des- halb stößt er im Labyrinth seines Schaffens immer wieder zu vorher undenkbaren Lösungen vor. Eine Spannweite aus größter Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Unbestechlichkeit zeichnet Graf und seine Filme so stets in besonderem Maß aus. Filmografie Dominik Graf Carlas Briefe Buch: Dominik Graf Kurzfilm Kamera: Helge Weindler Deutschland 1975, SW, 16mm, 1:1,37, 28 Musik: Astor Piazzola Minuten Schnitt: Susanne Paschen Produktion: HFF- München (Übungsfilm) Darsteller: Wolfgang Finck, Charles Brauer, Buch: Dominik Graf Michaela May, Astrid Boner, Lisa Kreuzer Kamera: Norbert Friedländer Darsteller: Friederike von Hardenberg, Das zweite Gesicht Gerhard Stock, Johannes Wagner, Vicco von Kino Bülow Deutschland 1981/82, Farbe, 35mm, 1:1,66, 104 Minuten Der kostbare Gast Produktion: TURA- Film, Michael Wiede- Abschlussfilm mann, Alena Rimbach Deutschland 1978/79, Farbe, 16mm, 1:1,37, 60 Sender: BR, Hellmut Haffner Minuten Buch: Dominik Graf Produktion: HFF (Abschlussfilm) Kamera: Helge Weindler Sender: BR, Hellmut Haffner Musik: Béla Bartók, Dominik Graf, u.a. Buch: Dominik Graf Schnitt: Peter Fratzscher Kamera: Norbert Friedländer Szenenbild: Winfried Hennig Musik: Béla Bartók u.a. Kostüme: Janken Janssen Schnitt: Christel Suckow Darsteller: Greta Scacchi, Thomas Schücke, Szenenbild: Hans Gailling Irene Clarin, Brigitte Karrner, Franz Buchrie- Darsteller: Donata Höffer, Charles Brauer, ser, Charles Brauer Dietrich Mattausch Köberle kommt Familientag TV (Fernsehserie, 6 Folgen à 25 Minuten) TV (Fernsehserie, 2 Folgen à 25 Minuten) Deutschland 1983, Farbe, 16mm, 1:1,37, 6x 25 Deutschland 1979/80, Farbe, 16mm, 1:1,37, Minuten 2x25 Minuten Produktion: BAVARIA/SSW, Tilman Taube Produktion :BAVARIA/WWF, Martin Gies Buch: Felix Huby Buch: Dominik. Graf Kamera: Klaus Eichhammer Kamera: Helge Weindler Musik: Stefan Melbinger Darsteller: Charles Brauer, Barbara Freier, Darsteller: Walter Schultheiss, Witta Pohl u.a. Peter v. Strombeck, Irene Clarin, Thomas Schücke, Christiane Carstens, Guido Gagliardi Liebe macht blind TV (Folge von Der FahnDer) Running blue (Episode aus Neonstadt) Deutschland 1983, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Kino Minuten Deutschland 1980, Farbe, 16mm/35mm, Produktion: BAVARIA/WWF, Alexabnder Steffen 1:1,66, 25 Minuten Buch: Ulf Miehe, Klaus Richter Produktion: Tura-Film, Michael Wiedemann Kamera: Helge Weindler 29 Widerspruch in Bewegung Musik: Stefan Melbinger Lauter gute Freunde Schnitt: Felicitas Lainer TV (Folge von Der Fahnder) Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Deutschland 1984/5, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Uwe Ochsen- Minuten knecht, Thomas Schücke, Agnes Dünneisen Produktion: BAVARIA/WWF, Michael Hild Buch: Bernd Schwamm Ein König ohne Reich Kamera: Klaus Eichhammer TV (Folge von Der Fahnder) Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Deutschland 1983, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Michaela Minuten May, Beate Finckh Produktion: BAVARIA/WWF, Alexander Steffen Cop Conny Buch: Bernd Schwamm TV (Folge von Der Fahnder) Kamera: Helge Weindler Deutschland 1984/5, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Musik: Stefan Melbinger Minuten Schnitt: Felicitas Lainer Produktion: BAVARIA/WWF, Michael Hild Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Buch: Bernd Schwamm Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Barbara Kamera: Klaus Eichhammer Rudnik, Udo Kier Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Therese Der Dichter vom Bahnhof Affolter, Michael Wittenborn TV (Folge von Der Fahnder) Deutschland 1983, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Schwarzes Wochenende Minuten TV (Tatort, WDR) Produktion: BAVARIA/WWF, Alexander Steffen Deutschland 1984, Farbe, 16mm, 1:1,37, 100 Buch: Ulf Miehe, Klaus Richter Minuten Kamera: Helge Weindler Produktion: BAVARIA, Hartmut Grund Musik: Stefan Melbinger Sender: WDR Schnitt: Felicitas Lainer Buch: Michael Hatry, Dominik Graf, Bernd Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Schwamm Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Uwe Bohm, Kamera: Klaus Eichhammer Patrizia von Miserini, Roger Fritz Musik: Andreas Köbner Szenenbild: Götz Heymann Treffer Darsteller: Götz George, Eberhard Feik, Dieter TV/Kino Pfaff, Barbara Freier, Günter Wischnewski, Deutschland 1983, Farbe, 16mm/35mm, Marita Breuer, Michael Wittenborn 1:1,66, 105 Minuten Produktion: BAVARIA, Michael Hild Drei gegen drei Sender: WDR, Alexander Wesemann Kino Buch: Christof Fromm Deutschland 1985, Farbe, 35mm, 1:1,66, 100 Kamera: Helge Weindler Minuten Musik: Stefan Melbinger, David Knopfler, Produktion: Neue Constantin, Bernd Eichin- Dominik Graf ger, Thomas Schüly Schnitt: Rolf Basedow Sender: ZDF Szenenbild: Hubert Popp Buch: Martin Gies, Bernd Schwamm, Kostüme: Esther Walz Hermann Weigel, Peter Berecz Darsteller: Dietmar Bär, Max Wigger, Tayfun Kamera: Klaus Eichhammer Bademsoy, Barbara Rudnick, Guido Gagliardi, Musik: Andreas Köbner Beathe Finckh Schnitt: Rolf Basedow Szenenbild: Rainer Schaper Kostüme: Esther Walz Widerspruch in Bewegung 30 Darsteller: Stephan Remmler, Peter Behrens, Musik: Andreas Köbner, Dominik Graf Kralle Krawinkel, Sunny Melles, Peer Augus- Darsteller: Martina Gedeck, Hannes Jänni- tinski cke, Wolfram Berger, Donata Höffer, Jochen Striebeck Glückliche Zeiten TV (Folge von Der Fahnder) Bei Thea Deutschland 1986, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 TV Minuten Deutschland 1986, Farbe 16mm, 1:1,37, 110 Produktion: BAVARIA/WWF, Ulrich Limmer Minuten Buch: Walter Weber Produktion: BAVARIA, Tilman Taube Kamera: Diethard Prengel Sender: ZDF, Wolfgang Patzschke Musik: Stefan Melbinger, Andreas Köbner Buch: Johannes Reben Schnitt: Christel Suckow Kamera: Lazlo Kadar Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Schnitt: Rolf Basedow Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Heike Faber, Musik: Mozart u.a. Tayfun Bademsov, Franz Boehm Darsteller: Marianne Hoppe, Ida Ehre, Hertha Schwarz, Hannes Jaennicke, Wolfried Lier Über dem Abgrund TV (Folge von Der Fahnder) Die Katze Deutschland 1986, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Kino Minuten Deutschland 1987, Farbe, 35mm, 1:1,85, 117 Produktion: BAVARIA/WWF, Ulrich Limmer Minuten Buch: Bernd Schwamm Produktion: BAVARIA , Günter Rohrbach, Kamera: Diethard Prengel Georg Feil Musik: Stefan Melbinger, Andreas Köbner Sender: ZDF, Martin Büttner Schnitt: Christel Suckow Buch: Christof Fromm, Uwe Erichsen (nach Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, einem Roman von Uwe Erichsen) Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Hans-Peter Kamera: Martin Schäfer Hallwachs, Hans-Dieter Asner Musik: Andreas Köbner Schnitt: Christel Suckow Der Kleine Bruder Szenenbild: Matthias Kammermeier TV (Folge von Der Fahnder) Kostüme: Susanne Wemcken Deutschland 1986, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Darsteller: Götz George, Heinz Hönig, Minuten Gudrun Landgrebe, Joachim Kemmer, Ralf Produktion: BAVARIA/WWF, Ulrich Limmer Richter, Ulrich Gebauer Buch: Christoph Fromm Kamera: Diethard Prengel Tiger Löwe Panther Musik: Stefan Melbinger, Andreas Köbner TV/Kino Schnitt: Christel Suckow Deutschland 1988, Farbe, 16mm/35mm, Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, 1:1,37, 95 Minuten Dietrich Mattausch, Jürgen Vogel, Peter Loh- Produktion: BAVARIA, Michael Hild meyer, Heinz Hönig, Simone Brahmann Sender: SDR Buch: Sherry Hormann Die Beute Kamera: Klaus Eichhammer TV Musik: Andreas Köbner Deutschland 1986, Farbe, 16mm, 1:1,37, 60 Schnitt: Christel Suckow Minuten Szenenbild: Sherry Hormann Produktion: Oase-Film, Jelka Naber-Lentz, Kostüme: Susanne Wemcken Herrmann Kirchmann Darsteller: Natja Brunckhorst, Martina Ge- Sender: ZDF deck, Sabine Kaack, Peter Lohmeier, Thomas Buch: Günter Seuren, Dominik Graf Winkler, Michael Maertens, Oliver Stokowski Kamera: Lazlo Kadar 31 Widerspruch in Bewegung Spieler Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Kino Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Hannes Deutschland 1989/90, Farbe, 35mm, 1:1,85, Jaenicke, Iris Disse 110 Minuten Produktion: BAVARIA, Günter Rohrbach, Die Verflechtung Michael Hild TV (Reihe Morlock) Sender: ZDF, Martin Büttner Deutschland 1992, Farbe, 16mm, 1:1,37, 100 Buch: Christof Fromm Minuten Kamera: Klaus Eichhammer Produktion: BAVARIA Michael Hild Musik: Andreas Köbner, Dominik Graf Sender: WDR, Heidi Steinhaus, SDR, Dietger Schnitt: Christel Suckow Bansberg Szenenbild: Sherry Hormann Buch: Rolf Basedow, Ulrich Limmer, Dominik Kostüme: Esther Walz Graf Darsteller: Peter Lohmeier, Anica Dobra, Han- Kamera: Benedict Neuenfels sa Czypionka, Joachim Kemmer u.a. Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Schnitt: Christel Suckow Das Versprechen Szenenbild: Renate Schmaderer TV (Folge von Der Fahnder) Kostüme: Barbara Grupp Deutschland 1990/1, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Darsteller: Götz George, Maddalena Crippa, Minuten Petra Kleinert, Stefan Reck u.a. Produktion: BAVARIA/WWF, Jan Hinter Buch: Uwe Erichsen Verhör am Sonntag Kamera: Diethard Prengel TV (Folge von Der Fahnder) Schnitt: Rolf Basedow Deutschland 1993, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Minuten Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Jürgen Vogel, Produktion: BAVARIA/WWF, Jan Hinter Birge Schade, Dieter Schaak Buch: Bernd Schwamm Kamera: Diethard Prengel Bis ans Ende der Nacht Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner TV (Folge von Der Fahnder) Schnitt: Romy Schumann Deutschland 1990/1, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Minuten Dietrich Mattausch, Claudia Messner Produktion: BAVARIA/WWF, Jan Hinter Buch: Rolf Basedow Nachtwache Kamera: Diethard Prengel TV (Folge von Der Fahnder) Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Deutschland 1993, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Schnitt: Rolf Basedow Minuten Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Produktion: BAVARIA/WWF, Jan Hinter Dietrich Mattausch, Dieter Pfaff, Heinz Hoe- Buch: Günter Schütter nig, Meret Becker, Klaus Lemke Kamera: Diethard Prengel Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Baal Schnitt: Romy Schumann TV (Folge von Der Fahnder) Darsteller: Klaus Wennemann, Barbara Freier, Deutschland 1990/1, Farbe, 16mm, 1:1,37, 50 Dietrich Mattausch, Maja Maranow, Henry Minuten van Lyck Produktion: BAVARIA/WWF, Jan Hinter Buch: Bernd Schwamm Die Sieger Kamera: Diethard Prengel Kino Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Deutschland 1993/94, Farbe, 35mm, 1:1,85, Schnitt: Rolf Basedow 135 Minuten Produktion: BAVARIA, Günter Rohrbach, Michael Hild Widerspruch in Bewegung 32 Sender: ZDF, Christoph Holch Szenenbild: Rainer Schaper Buch: Günter Schütter Kostüme: Anja Niehaus Kamera: Diethard Prengel Darsteller: Dieter Pfaff, Petra Kleinert, Benno Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner. Loy Führmann, Julia Jäger, Ulrich Noethen Wesselburg. Schnitt: Christel Suckow Das Wispern im Berg der Dinge Szenenbild: Götz Weidner TV, Dokumentarfilm Kostüme: Barbara Grupp Deutschland 1996, Farbe, Digi Beta, 59 Darsteller: Herbert Knaup, Hansa Czypionka, Minuten Hannes Jaennicke, Heinz Hönig, Katja Flint, Produktion: Megaherz, Esther Wenger Meret Becker, Heinrich Schafmeister, Natalia Sender: BR, Hubert von Spreti, WDR, Wörner u.v.a. Gebhard Henke Buch: Dominik Graf, Michael Althen (auch Frau Bu lacht Co-Regie) TV (Tatort, BR) Kamera: Martin Gressmann Deutschland 1995, Farbe, 16mm, 89 Minuten Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Produktion: MTM, Gloria Burkert Schnitt: Kurt Wilhelm Sender: BR, Silvia Koller, Monika Peetz Buch: Günter Schütter Dr. Knock Kamera: Benedict Neuenfels TV Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Deutschland 1996, Farbe, 35mm, 16:9, 93 Schnitt: Christel Suckow Minuten Szenenbild: Renate Schmaderer Produktion: v. Viettinghoff FilmProduktion Kostüme: Barbara Grupp Sender: BR, Monika Peetz, ORF Darsteller: Miroslav Nemeć, Udo Wachtveitl, Buch: Günter Schütter Anna Meyr, Ulrich Noethen, Barbara Ahren, Kamera: Benedict Neuenfels Maverick Queck Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Schnitt: Patrizia Rommel Reise nach Weimar Szenenbild: Renate Schmaderer TV Kostüme: Barbara Grupp Deutschland 1995, Farbe, Super-16mm, 16:9, Darsteller: Gert Voss, Veronika Ferres, Sophie 88 Minuten Rois, Martin Feifel Produktion BAVARIA, Michael Hild Sender: SDR, Rieke Müller-Kaldenberg Der Skorpion Buch: Johannes Reben TV-Film Kamera: Martin Gressmann Deutschland 1996/97, Farbe, Super-16mm, Schnitt: Christel Suckow 16:9, 100 Minuten Darsteller: Barbara Auer, Sylvester Groth, Produktion: MTM, Gloria Burkert Rosemarie Fendel, Remo Remotti Sender: ZDF, Caroline von Senden Buch: Günter Schütter Sperling und das Loch in der Wand Kamera: Benedict Neuenfels TV (Pilotfilm der Reihe Sperling) Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Deutschland 1995, Farbe, Super-16mm, 16:9, Schnitt: Christel Suckow 89 Minuten Szenenbild: Renate Schmaderer Produktion: Polyphon- Film, Dirk Eggers Kostüme: Barbara Grupp Sender: ZDF, Klaus Bassiner Darsteller: Marek Harloff, Heiner Lauter- Buch: Rolf Basedow bach, Birge Schade, Renate Krössner, Ulrich Kamera: Benedict Neuenfels Noethen Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner, Andreas Bick Schnitt: Hana Müllner 33 Widerspruch in Bewegung Sperling und der brennende Arm Sender: BR, Simone Stewens, Hubert von Spreti TV Buch: Dominik Graf, Michael Althen (auch Deutschland 1997, Farbe, Super-16mm, 16:9, Co-Regie) 94 Minuten Kamera: Martin Farkas Produktion: POLYPHON, Claudia Holldack Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner, Sender: ZDF, Arte, Klaus Bassiner Florian van Volxem, Sven Rossenbach, Max Buch: Rolf Basedow Fellmann, Dieter Schleip Kamera: Hanno Lenz Schnitt: Rolf Wilhelm Musik: Dominik Graf, Helmut Spanner Szenenbild: Renate Schmaderer Schnitt: Hana Müllner Darsteller: Jeanette Hain, Anette v. Klier, Tim Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Bergmann, Rüdiger Suchsland, Jessica Schwarz Kostüme: Anja Niehaus Darsteller: Dieter Pfaff, Petra Kleinert, Benno Der Felsen Führmann; Katrin Sass, Andre Hennicke Kino Deutschland 2001, Farbe, DV/35mm, 1:1,85, Bittere Unschuld 116 Minuten TV Produktion: Gloria Burkert, Christine Berg, Deutschland 1988, Farbe, Super-16mm, 16:9, Rainer Kölmel, Ulrich Limmer 88 Minuten Sender: ZDF, Caroline von Senden Produktion: MTM, Gloria Burkert Buch: Markus Busch, Dominik Graf Sender: ZDF, Caroline von Senden Kamera: Benedict Neuenfels Buch: Markus Busch Musik: Dieter Schleip Kamera: Hanno Lenz Schnitt: Hana Müllner Musik: Dieter Schleip Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Schnitt: Christel Suckow Kostüme: Barbara Grupp Szenenbild: Roger Katholing Darsteller: Karoline Eichhorn, Antonio Wan- Kostüme: Barbara Grupp nek, Sebastian Schmidtke, Ralph Herforth, Darsteller: Elmar Wepper, Laura Tonke, Soraya Goma, Peter Lohmeyer Andrea L`Arronge, Michael Mendl, Mareike Lindemeyer Die Freunde der Freunde TV/Kino Deine besten Jahre Deutschland 2002, Farbe, DV/Digi Beta, 16:9, TV 94 Minuten Deutschland 1998, Farbe, Super-16mm, 16:9, Produktion: BAVARIA , Michael Hild 88 Minuten Sender: WDR, Wolf-Dietrich Brücker Produktion: MTM, Gloria Burkert Buch: Markus Busch, Dominik Graf Sender: ZDF, Caroline von Senden Kamera: Hanno Lentz Buch: Markus Busch, Bernd Schwamm Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach Kamera: Benedict Neuenfels Schnitt: Christel Suckow Musik: Dieter Schleip Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Schnitt: Hana Müllner Kostüme: Barbara Grupp Szenenbild: Renate Schmaderer Darsteller: Matthias Schweighöfer, Sabine Kostüme: Barbara Grupp Timoteo, Florian Stetter, Jessica Schwarz Darsteller: Martina Gedeck, Tim Bergmann, Carla Hagen, Tobias Moretti, Birge Schade Hotte im Paradies TV München – Geheimnisse einer Stadt Deutschland 2002, Farbe, Digi Beta, 16:9, 118 TV/Kino, Essayfilm Minuten Deutschland 1999/2000, Farbe/SW, 35mm, Produktion: Trebitsch, Dietrich Kluge 1:1,66, 120 Minuten Sender: WDR, Wolf-Dietrich Brücker, BR, Produktion: ROME-FILM; Roland Mesmer Gabriela Sperl Widerspruch in Bewegung 34 Buch: Rolf Basedow Kamera: Benedict Neuenfels Kamera: Hanno Lentz Musik: Dieter Schleip Schnitt: Hana Müllner Schnitt: Christel Suckow Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Kostüme: Barbara Grupp Kostüme: Barbara Grupp Darsteller: Max Riemelt, Jessica Schwarz, Darsteller: Mišel Matičević, Birge Schade, Na- Ronald Zehrfeld, David Striesow, Kathrin deshda Brennicke, Stefanie Stapenbeck, Isabell Angerer, Ingeborg Westphal Gerschke, Oliver Strietzel, Mark Zak u.v.a. Polizeiruf 110 – er sollte tot Kalter Frühling TV (Polizeiruf, BR) TV Deutschland 2005/6, Farbe, Super-16mm, Deutschland 2003, Farbe, Super-16mm, 16:9, 16:9, 89 Minuten 89 Minuten Produktion: TV60, Gloria Burkert, Andreas Produktion: Colonia, Michael Hild Bareiss Sender: ZDF, Caroline von Senden Sender: BR, Cornelia Ackers Buch: Markus Busch Buch: Rolf Basedow Kamera: Hanno Lentz Kamera: Alexander Fischerkoesen Musik: Dieter Schleip Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach Schnitt: Christl Suckow Schnitt: Ulla Möllinger Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Szenenbild: Ute Platzer Kostüme: Barbara Grupp Kostüme: Barbara Grupp Darsteller: Jessica Schwarz, Mišel Matičević, Darsteller: Edgar Selge, Michaela May, Rosalie Friedrich v. Thun, Angela Roy, Matthias Thomas, Jochen Striebeck Schweighöfer, Markus Boysen Eine Stadt wird erpresst Polizeiruf 110 – der scharlachrote TV Engel Deutschland 2006, Farbe, Super-16mm, 16:9, TV (Polizeiruf, BR) 89 Minuten Deutschland 2003/04, Farbe, Super-16mm, Produktion: TV60, Andreas Bareiss 16:9, 89 Minuten Sender: ZDF Caroline von Senden, ARTE Produktion: BAVARIA, MTM, Gloria Burkert Andreas Schreitmüller Sender: BR, Cornelia Ackers Buch: Rolf Basedow Buch: Günter Schütter Kamera: Alexander Fischerkoesen Kamera: Alexander Fischerkoesen Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach Schnitt: Hana Müllner Schnitt: Ulla Möllinger Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Kostüme: Barbara Grupp Kostüme: Barbara Grupp Darsteller: Uwe Kockisch, Mišel Matičević, Darsteller: Edgar Selge, Michaela May, Nina Julia Blankenburg, Oona von Maydell u.a. Kunzendorf, Martin Feifel, Filipp Peters, Claudia Messner Das Gelübde TV Der Rote Kakadu Deutschland 2007, Farbe, Super- Kino 16mm/35mm, 1:1,85, 90 Minuten Deutschland 2004/5, Farbe, 35mm, 1:1,85, 128 Produktion: COLONIA-MEDIA, Michael Minuten Hild, Winka Wulff Produktion: X- Filme, Manuela Stehr Sender: WDR:Wolf-Dietrich Brücker Sender: Sat-1, Alicia Rémirez ARTE:Andreas Schreitmüller Buch: Michael Klier, Karin Aström, Günter Buch: Markus Busch, Dominik Graf (nach Schütter dem Roman von Kai Meyer) 35 Widerspruch in Bewegung Kamera: Michael Wiesweg Sender: WDR (Wolf-Dietrich Brücker, Frank Musik: Florian Volxem, Sven Rossenbach Tönsmann), BR (Stephanie Heckner), SWR Schnitt: Claudia Wolscht (Thomas Martin), ARTE (Andreas Schreit- Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer müller), NDR (Thomas Schreiber), DEGETO Kostüme: Barbara Grupp (Jörn Klamroth), ORF (Sabine Weber), Darsteller: Mišel Matičević, Tanja Schleiff, Buch: Rolf Basedow Anke Sevenich, Arved Birnbaum, Waldemar Kamera: Michael Wiesweg Kobus, Nadja Becker, Maren Egger Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach Schnitt: Claudia Wolscht Süden und der Luftgitarrist Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer TV Kostüme: Barbara Grupp Deutschland 2007/8, Farbe, Super-16mm, Darsteller: Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, 16:9, 90 Minuten Marie Bäumer, Mišel Matičević, Alina Levshin, Produktion: Moovie the art of entertainment, Katja Nesytowa, Bernd Stegemann, u. v. a. Oliver Berben Sender: ZDF, Caroline von Senden Deutschland ’09 – 13 Filme zur Lage der Buch: Friedrich Ani (nach seinem Roman) Nation, Kamera: Alexander Fischerkoesen Episode 6: Der Weg, Den Wir nicht zusammen Musik: Dieter Schleip gehen Schnitt: Christel Suckow Deutschland 2008/9, Farbe, 35mm, 1:1,85, 12 Szenenbild: Claus Jürgen Pfeiffer Minuten Kostüme: Barbara Grupp Produktion: Herbstfilm, Dirk Wilutzky, Tom Darsteller: Ulrich Noethen, Martin Feifel, Tykwer, Verena Rahmig Jeanette Hain, Johanna Bantzer, Anka Sarstedt, Sender: NDR, Arte Phillip Moog, Alexander Scheer, Nina Proll Buch: Dominik Graf Kamera: Martin Gressmann Im Angesicht des Verbrechens Schnitt: Katja Dringenberg TV (Miniserie) Darsteller: Jeanette Hain, Dominik Graf, Deutschland 2008/9, Farbe, 16mm, 16:9, 10 x Florian Krüger-Shantin, Reynhold Reynholds, 48 Minuten Klaus Sakelarides Produktion: TYPHOON, Marc Conrad, Dr. Wolfgang Delhaes, Kathrin Bullemer