14 KARSTEN HOPPE, MARTIN LOIPERDINGER, JÖRG WOLLSCHEID Trierer Lokalaufnahmen der Filmpioniere Marzen Bei Filmaufnahmen, die in einer Stadt außerhalb von Studios on location ge- dreht werden, kann es sich um Außenaufnahmen zu Spielfilmen handeln, um Aktualitäten oder Wochenschaubeiträge, um Städtebilder, um Industrie- und Werbefilme etc. Diese Aufnahmen werden für den allgemeinen Vertrieb im Inland und oft auch im Ausland hergestellt. Um Lokalaufnahmen im engeren Sinn handelt es sich dann, wenn die aufgenommenen Sujets und Ereignisse vornehmlich für das Publikum vor Ort von Interesse sind und die Auswer- tung deshalb lokal oder regional begrenzt ist. Frühe Lokalaufnahmen fallen leicht durch die Siebe der filmgeschicht- lichen Forschung: Sie erscheinen nicht in den Filminseraten, welche inter- national tätige Produktionsfirmen in der Branchenpresse schalten, weil sie in der Regel nicht für die Auswertung durch Dritte hergestellt worden sind. Be- treiber von Wanderkinematographen oder Besitzer ortsfester Kinematogra- phentheater drehen sie für den Eigenbedarf. Sie erhöhen die Attraktivität ihrer Programme, die sie auf den allgemein zugänglichen Filmmärkten kau- fen oder mieten können, exklusiv durch selbstgedrehte Filmnummern, die niemand sonst am Ort zu bieten hat. Anlässe und Sujets für solche Aufnah- men bieten häufig lokale Umzüge und Feste sowie hoher Besuch von außer- halb. Die Chance, daß eine frühe Lokalaufnahme bis heute überdauert hat, ist vergleichsweise gering: Meist reicht es aus, vom Kameranegativ ein einziges Positiv zu ziehen, denn eine Lokalaufnahme ist an einem oder einigen weni- gen Orten jeweils kaum länger als eine Woche im Progamm. Danach ist sie für kommerzielle Zwecke weitgehend wertlos. Sie wird also von ihrem Hersteller nach der Auswertung vernichtet oder aber aus Stolz eine Weile als Erinne- rungsstück aufgehoben. Später gehen auch diese Lokalaufnahmen in den mei- sten Fällen verloren, so daß allenfalls noch eine Anzeige in der lokalen Presse eine Spur des seinerzeit gedrehten und gezeigten Films hinterläßt. Zufällig haben sich im Trierer Bistumsarchiv Kopien einiger Lokalaufnahmen erhal- ten, die von den Filmpionieren Marzen vor dem Ersten Weltkrieg in Trier ge- dreht worden sind. Die feuergefährlichen Nitratkopien wurden bereits 1973 an das Bundesarchiv-Filmarchiv abgegeben. Zufällig sind auf anderen Wegen einige weitere Trierer Lokalaufnahmen Marzens dorthin gelangt. Wohl aus keiner anderen deutschen Stadt, die seinerzeit um die 50.000 Einwohner zählt, sind in den einschlägigen Filmarchiven so viele Lokalaufnahmen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg erhalten wie aus Trier. Wenn von Marzen die Rede ist, so ist damit ein Familienunternehmen ge- meint, das unter dem Firmennamen »Marzen's Edison Elektrisches Theater« ab 1898 im weiteren Gebiet der heutigen Saar-Lor-Lux-Region und im Rhein- land, nach Angaben von Peter Marzen bereits 1897 in Trier kinematographi- sche Vorstellungen gibt.' Vorgeführt wird »im Dreifaltigkeits betrieb - der Va- ter Direktor, ein Sohn Operateur und ein Sohn Impresario, die Mutter an der Kasse«, schreibt die Luxemburger Zeitung im Juli 1906.2 Direktor des Wan- derkinematographen ist Wendelin (Wendel) Marzen, seine Frau Pauline (Apo- lonia), geb. Chevalier, besorgt die Kasse, zwei Söhne führen die Vorstellungen durch. Wahrscheinlich arbeitet Hubert Marzen als Filmvorführer, während Peter Marzen (23.8.1882-17.6.1936) die Filme als Rezitator erklärt und kom- mentiert.J Im November 1907 meldet das Branchenblatt Der Kinematograph in der Rubrik »Neueintragungen von Firmen«: Trier. In das Handelsregister A wurde unter No. 91 2 die offene Handelsgesellschaft in Firma Edisons Elektrisches Theater, Gebrüder Marzen, Trier, eingetragen. Ge- sellschafter sind: Peter Marzen, Impresario, und August Marzen, Modelleur, beide in Trier. Die Gesellschaft hat am 23. Oktober 1907 begonnen. Zur Vertretung der- selben ist nur der Gesellschafter Peter Marzen ermächtigt. Dem Direktor Wendel Marzen in Trier ist Prokura erteilt.• Im März 1909 wird von dem Photographen Anton Burbach der Kinemato- graph im Trierer Central-Theater, Brodstr. 36 übernommen. »Marzen's belieb- ter Salon-Kinematograf Edisons elektrisches Theater im Central-Saal an der Brodstrasse« nimmt dort am 24. März 1909 den Programmbetrieb auf.5 Schon bald zeigen sich Konflikte zwischen Vater Wendel Marzen und Sohn Peter: Ab 19. Juni sind die Inserate nicht mehr persönlich mit »Direktion Wendel Mar- zen«, sondern neutral mit »Direktion Marzen« gezeichnet. Ab 19. Februar 1910 findet sich der Vermerk »Direktion Peter Marzen«. Mit Einführung ei- nes festen Firmenlogos für die Inserate des Central-Theaters steht am 14. Juni 191 o im Anzeigenkopf: »H andelsgerichtlich eingetragene Firma. Inhaber und Besitzer: Peter Marzen«.6 Im November 19u erfolgt die Umbenennung des Central-Theaters in Trierisches Lichtspielhaus, als dessen Inhaber Peter Mar- zen firmiert. Am 12. November 1911 eröffnet »Marzen's Edison Elektr. Thea- ter« in der Nachbarstadt Luxemburg das Kinematogaphentheater Cinema Parisiana. Wendel Marzen ist Direktor, Sohn Hubert fungiert als technischer Leiter und als Rezitator. Zwistigkeiten zwischen Peter Marzen in Trier und seinem Bruder Hubert sowie den Eltern in Luxemburg kulminieren Ende März 1912 in einer öffentlich ausgetragenen Familienfehde.7 Peter Marzen vermag sich in Trier gut zu etablieren: Am 28. November 1913 eröffnet er die Germania-Lichtspiele - mit rund 500 Sitzplätzen seinerzeit das mit Abstand größte Kino in der Moselstadt. 16 Die Anfertigung von Lokalaufnahmen scheint eine Spezialität der Marzens zu sein. Nicht nur in Trier, sondern auch in den anderen Orten, die vom Wan- derkinematographen der Familie bereist werden, drehen sie lokale Ansichten und Ereignisse - so in Luxemburg und Echternach, in Koblenz, Metz etc.8 Über die Produktion dieser Aufnahmen ist nur bekannt, was den erhaltenen Filmen selbst zu entnehmen ist: Peter Marzen ist auffallend oft im Bild zu se- hen, wie er als Aufnahmeleiter während des Drehens sowohl den Menschen vor der Kamera als auch dem Mann hinter der Kamera Anweisungen erteilt. Es liegt nahe, daß Hubert Marzen den Aufnahmeapparat bedient: Wie bereits erwähnt, wird er 1906 als »Operateur« des Familienunternehmens genannt.9 Diese Bezeichnung schließt neben der Projektion von Filmen für ein Publi- kum auch das Aufnehmen von Filmen ein. Ob er allerdings in Trier auch nach 1909 noch an der Kamera steht, ist angesichts der Zwistigkeiten mit Peter Marzen sehr fraglich. Nicht bekannt ist auch, wer die belichteten Negative entwickelt und die Positivkopien für die Vorführungen zieht. Die in der Kompilation BILDER AUS TRIER überlieferten Lokalaufnahmen der Marzens zeigen einschlägige Motive wie den Hauptmarkt, die Front des bischöflichen Palais mit der wiederaufgebauten Konstantin-Basilika, die Kai- serthermen, die Kreuzigungsgruppe im Friedhof Pallien, die Barockkirche St. Paulin sowie verschiedene Moselansichten und Aufnahmen der Stadt von den umliegenden Anhöhen aus. Fast alle Aufnahmen lassen den Versuch erkennen, durch Bewegung im Bild und durch Kamerabewegung die Grenzen der herkömmlichen Photographie zu überschreiten: Ein Stein, in die Mosel ge- worfen, zieht auf dem ruhigen Wasser Kreise. Vor den Statuen der Kreuzi- gungsgruppe gehen Statisten auf die Kamera zu - was auch Gelegenheit zur Selbstdarstellung gibt, wenn der Impresario Peter Marzen selbst als Statist fungiert (Abb. 1). Einern über die Römerbrücke fahrenden Trambahnwagen folgt die Kamera mit einem Schwenk. Die neuartige Fähigkeit der Kamera, die Bewegung ihres Blicks zu dokumentieren, demonstrieren eindrucksvoll die langen Panoramaschwenks über die Stadt Trier, bei denen sich die Kamera um bis zu 180° erstaunlich ruhig und gleichmäßig um die eigene Achse dreht. Ein Panoramaschwenk endet überraschend mit einem Gruppenporträt: Peter Mar- zen wirft prüfend einen Blick auf seine Taschenuhr. Die Kamerabewegung unterstreicht die enge Verbundenheit des Familienunternehmens Marzen mit dem Standort Trier. Die zweite Art der Kamerabewegung ist die Kamerafahrt, d. h. die Orts- veränderung des Aufnahmeapparats selbst, der zu diesem Zweck auf ein Ge- fährt postiert wird. Aus Lokomotiven und Straßenbahnen gedrehte Filme faszinieren durch den Effekt der subjektiven Kamera, der die Bewegung des Aufnahmeapparats auf den Zuschauerblick überträgt. Als phantom rides kennt sie das Publikum bereits vor der Jahrhundertwende. Eine solche Gei- sterfahrt bietet die AUTOFAHRT DURCH TRIER, die mit einem bekannten Post- kartenmotiv beginnt: Die Straßenbahnschienen auf der Simeonstraße zeichnen Kinematographische Aufnahmen aus Trier Abb. I BILDER AUS TRIER: Peter Marzen vor der Kreuzigungsgruppe im Friedhof Pallien. Abb. 2 BILDER AUS TRIER: Fahrgäste der Moselfähre. Abb. 3 AUTOFAHRT DURCH TRIER [1903]: durch die Simeonstraße auf die Porta Nigra zu. Abb.4 AUTOFAHRT DURCH TRIER [1903]: Ecke Saarstraße/Neustraße. Abb. 5 AUTOFAHRT DURCH TRIER [1903]: vor der »Steipe« am Hauptmarkt. Abb.6 DoMAUSGANG IN TRIER (1904): Gottesdienstbesucher. Abb.7 KIRCHGÄNGER IN TRIER AN EINEM FESTTAG (1909): rechts Peter Mar- zen mit kleinem Mädchen, links daneben Wendel Marzen. Abb. 8 KIRCHGÄNGER IN TRIER AN EINEM FESTTAG (1909): Peter Marzen grüßt zur Kamera, links Wendel Marzen mit kleinem Mädchen. Abb.9 LEBEN UND TREIBEN AUF DEM VIEHMARKT AM 5. MAI ( 1909 ): Blicke in die Kamera. Abb. 10 LEBEN UND TREIBEN AUF DEM VIEHMARKT AM 5. MAI ( I 909 ): Jo kus für die Kamera. Abb. II INTERNATIONALER MARIANISCHER KONGRESS zu TRIER (1912): Peter Marzen. Abb. 12 INTERNATIONALER MARIANISCHER KONGRESS zu TRIER (1912): Am Trierer Hauptmarkt - Wallfahrt zum Apostelgrab in St. Matthias. Abb. 13 BLUMENKORSO 1914: Peter Marzen neben dem Herold an der Spitze des Festzugs. Abb. 14 BLUMENKORSO 1914: Peter Marzen dirigiert den Kameramann. Abb. 15 MANÖVER DES 44ER FELDARTILLERIE-REGIMENTS [1906]: Peter Mar- zen. Abb. 16 MANÖVER DES 44ER FELDARTILLERIE-REGIMENTS [1906]: Transport von Geschützlafetten. Abb. 17 Pathe freres, Wochenschau-Sujet (1913): Wilhelm II. an der Kaiser- Wilhelm-Brücke. Abb. 18 Pathe freres, Wochenschau-Sujet (1913): Wilhelm II. mit Bischof Korum vor der Liebfrauenkirche. Fotos aus Marian Stefanowski (Abb. 1-16), Filmkopien: Nederlands Filmmuseum (Abb. 17 und 18). 18 Abb. I Abb.2 19 Abb. 3 Abb.4 20 Abb. 5 Abb.6 2I Abb. 7 Abb. 8 22 Abb.9 Abb. 10 23 Abb. II Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14 Abb. 16 die Fluchtlinie zur Porta Nigra im Hintergrund (Abb. 3). Von Anfang an braust die Kamera, die gleichsam selbst am Steuer Platz genommen hat, in voller Fahrt über das holprige Kopfsteinpflaster vom Hauptmarkt auf die Por- ta zu, durch das römische Stadttor hindurch und weiter Richtung Bahnhof. Passanten eilen flugs zur Seite, um sich in Sicherheit zu bringen. Eine Gruppe von fünf Männern bleibt dagegen stehen, während die Kamera frontal auf sie zufährt. Sie haben den Aufnahmeapparat vor einem Geschäft an der Neustra- ße, unweit der damaligen Wohnung der Marzens erwartet und lüften grüßend die Hüte (Abb. 4), bevor das Auto abdreht und mit laufender Kamera weiter- braust. Die ganze Fahrt über wird die subjektive Kameraperspektive gewahrt. Erst die Schlußeinstellung enthüllt das rasante Fortbewegungsmittel der Ka- mera: Sie zeigt das für die Kamerafahrt benutzte Automobil samt Besatzung vor der »Steipe«, einem bekannten Restaurant am Hauptmarkt, dem Aus- gangspunkt des phantom ride (Abb. 5). Diese überraschende Auflösung ver- leiht dem Kinematographen höchste Modernität. Er bedient sich nämlich eines ganz neuen Verkehrsmittels, das in Trier noch eine Rarität darstellt: Auf der ganzen Fahrt durch die Innenstadt ist kein anderes Automobil zu erblicken. Die konsequent aus der Perspektive des Fahrzeugs gedrehte und durch Unebenheiten des Straßenbelags verwackelte AUTOFAHRT DURCH TRIER mag heutige Betrachter wie ein avantgardistischer Experimentalfilm des direct ci- nema anmuten. Unter den erhaltenen Trierer Lokalaufnahmen der Marzens bleibt diese Kamerafahrt die Ausnahme. Alle anderen Filme sind mit fest- stehender Kamera gedreht. Außer bei den oben erwähnten Panoramen wird diese kaum geschwenkt. Im Bild ist Bewegung ohnehin reichlich vorhanden, denn bevorzugtes Sujet der Lokalaufnahmen sind viele Menschen. Die BILDER AUS TRIER enthalten zwar nur eine solche Aufnahme, nämlich die Landung der vollbesetzten Moselfähre und das Aussteigen der Fahrgäste (Abb. 2). Das Gros der übrigen Lokalaufnahmen jedoch zeigt zahlreiche Menschen bei Pro- zessionen, Umzügen und anderen Gelegenheiten. »Hunderte von Menschen in natürlicher Größe und Bewegung« war hereits im Jahr 1896 ein zentraler Werbeslogan für die Vorführungen des Cinematographe Lumiere durch Stoll- wercks Deutsche Automaten-Gesellschaft. 10 Über ein Jahrzehnt später wirbt Marzens Central-Theater im Sommer 1909 für die Lokalaufnahme von Fest- lichkeiten des Männergesangsvereins »Eintracht« mit dem Hinweis: »Tausen- de Trierer in lebender Bewegung!«" Die ungebrochene Attraktivität des Su- jets liegt wohl daran, daß eine große Zahl von Trierern auf der Leinwand zu sehen ist - und zwar in Trier selbst. Mit anderen Worten: Das Trierer Publi- kum kann sich bei Marzen »in natürlicher Größe und Bewegung« selbst be- trachten. Daß die Zuschauer deshalb an Lokalaufnahmen besonders interes- siert sind, zeigt ein Bericht über die Vorführungen der ersten nachweisbaren Trierer Lokalaufnahme, der PFINGSTPROZESSION IN TRIER aus dem Jahr 1902: Herr Wendel Marzen errang gestern im Cafe Germania mit seinem Edison elektri- schen Theater einen großen Erfolg. Die Vorstellung am Nachmittag war sehr gut besucht, am Abend mußten viele mit einem Stehplätzchen fürlieb nehmen. Viele fanden auch einen Stehplatz nicht mehr. Die Darbietungen entsprachen den Erwar- tungen nicht nur, sie übertrafen dieselben um ein Bedeutendes. Dies beweist der große Beifall nach den einzelnen Nummern des schier unerschöpflichen Pro- gramms. Daß für das Trierische Publikum die Pfingstprozession in Trier und die Springprozession in Echternach von besonderem Interesse sind, bedarf kaum einer Erwähnung. An Deutlichkeit lassen die Bilder nichts zu wünschen übrig, sie liefern durch die vielfach bekannten Personen den Beweis, daß dem Beschauer kein Phan- tasiegebilde, sondern das Bild der Wirklichkeit geboten wird. 12 Demnach verbürgt das Wiedererkennen bekannter Gesichter auf der Lein- wand, daß der neuartige Apparat tatsächlich die Wirklichkeit wiedergibt. Die Lokalaufnahme beglaubigt die Leistung des Kinematographen, indem die Zu- schauer die » lebenden Photographien« auf Marzens Leinwand mit einer selbst gemachten sinnlichen Erfahrung vergleichen können. Außer bei Prozessionen, Festen und Umzügen sind viele Menschen in Trier regelmäßig nach dem sonntäglichen Hauptgottesdienst vor dem Dom anzutreffen. Besonders vertraut scheinen die Trierer mit dem Kinematograph auch im Jahr 1904 noch nicht zu sein: Beim DoMAUSGANG IN TRIER (1904) drängen die Kirchenbesucher mit verhaltener Neugier an der Kamera vorbei. Nur vereinzelt wird ein Hut gelüftet oder lachend in die Kamera gewinkt (Abb. 6). Einige Knaben bleiben stehen und beobachten staunend den kur- belnden Operateur. In dem 1909 gezeigten Remake KIRCHGÄNGER IN TRIER AN EINEM FESTTAG geben sich die Gottesdienstbesucher sehr viel ungezwungener. Es herrscht ein dichtes Gedränge. Viele lachen und winken. Einige laufen um die Menschen- traube vor der Kamera herum und stellen sich hinten an, um ein zweites Mal an der Kamera vorbeidefilieren zu können. Ein korpulenter älterer Herr holt seine Gattin heran, setzt seinen Zylinder auf und posiert Arm in Arm mit ihr vor der laufenden Kamera. Nicht nur diese beiden erwecken den Eindruck, daß sie sich auf der Leinwand von Marzens Central-Theater gerne selber se- hen wollen. Das Bedürfnis, bei der kinematographischen Projektion ein lebendes Por- trät von sich selbst zu erblicken, spielt wohl auch eine tragende Rolle bei der Aktualitäten-Aufnahme INTERNATIONALER MARIANISCHER KONGRESS zu TRIER VOM 3.-6. AUGUST 1912: Eigentliches Ereignis und Anlaß der Aufnahme ist ein feierlicher Zug von Ministranten, Bischöfen, Äbten und Prälaten. Im An- schluß an die geordneten Reihen der kirchlichen Würdenträger, die der Kame- ra kaum Beachtung schenken, füllen die zuvor im Spalier stehenden Schaulu- stigen die Straße. Sie drängen sich ausgelassen um die erhöht stehende Kamera. Die lachende und winkende Menge scheint für diese Aufnahme mindestens von gleichem Interesse zu sein wie die in prachtvolle Gewänder gehüllte, wür- 29 devolle Geistlichkeit. Als zweiten Teil der Aktualität kündigt ein Zwischenti- tel an: »4. August: Männerwallfahrt zu dem Apostelgrabe in St. Matthias bei Trier. (Beteiligung ca. I 5-20.000 Männer.)« Es folgt der nicht endenwol- lende Zug diverser Abordnungen der Wallfahrer aus der Umgebung Triers (Abb. 12), von einer einzigen Kameraposition aus gedreht. Der Aufnahmeap- parat steht auf dem Trierer Hauptmarkt. Verlauf und Ziel der Wallfahrt wer- den nicht gezeigt. Warum läßt Peter Marzen so viele Meter teuren Rohfilms belichten? Die Aufnahme wirkt langweilig und ermüdend - als sollten möglichst viele der im Zwischentitel angekündigten »I 5-20.000 Männer« auf Marzens Leinwand in Erscheinung treten. Vermutlich ist das auch die Absicht: Möglichst viele der Wallfahrer sollen aus den umliegenden Orten in Marzens Trierisches Licht- spielhaus kommen, um dort ein lebendes Porträt von sich selbst zu sehen. Eine ähnliche Verwertungsstrategie ist auch dem Inhalt der verschollenen Aktualität BISCHOFS-JUBILÄUM IN TRIER aus dem Jahr 1906 zu entnehmen: Nicht nur die kirchlichen Feierlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum des Bi- schofs Dr. Michael Felix Korum werden gedreht, sondern auch der Festzug, den 6.000 Mitglieder der katholischen Arbeitervereine der Diözese zu Ehren des Bischofs veranstalten. Diese Arbeiter wissen, daß sie kinematographisch aufgenommen wurden, und sind wohl auch deshalb daran interessiert, das BI- SCHOFS-JUBILÄUM IN TRIER zu sehen, wenn Marzens Wanderkinematograph mit dieser Aktualität »die größeren Orte der Diözese« besucht.11 Nur wenige Wochen nach der Übernahme des Central-Theaters werden zwei Lokalaufnahmen gedreht, die nicht darauf abheben, daß die Zuschauer sich selber sehen können. In einer Stadt wie Trier mit 50.000 Einwohnern gibt es wohl kaum jemanden, der nicht wenigstens ein Mitglied der freiwilligen Feuerwehr persönlich kennt. Der Reiz der FRÜHJAHRSSPRITZENPROBE UNSERER FREIWILLIGEN FEUERWEHR AM 3. MAI AM STADTTHEATER besteht für den Groß- teil der Trierer Zuschauer darin, andere, die ihnen gut bekannt sind, bei der Ausführung einer Übung beobachten zu können: Die hiesige Feuerwehr hielt gestern Nachmittag auf dem Viehmarkte ihre große Friihjahrsspritzenprobe ab, bei der das gesamte Löschmaterial vorgeführt wurde. Nachdem die einzelnen Geräte besichtigt und ihre Brauchbarkeit gepriift war, be- gann die eigentliche Übung. Das Theater war brennend gedacht und um den ziem- lich ausgedehnten Brand wirksam bekämpfen zu können, mußte die gesamte Wehr in Tätigkeit treten. Es befanden sich auch Mannschaften in Gefahr, die unter Benut- zung von Rettungsschlauch und Sprungtuch aus der bedrohten Lage befreit wer- den konnten. Die interessante Übung schloß mit einem schneidig ausgeführten Pa- rademarsch. Herr Marzen, Inhaber des Central-Theaters, hat die Übung - Auf- marsch der Wehr, die Spritzenprobe, den Angriff auf das brennende Theater und den Parademarsch - für den Kinematographen aufgenommen. Bei der Spritzenpro- be zeigte sich ein wundervoller Regenbogen, der auch vom Kinematographen fest- gehalten wurde.'~ 30 Der Ablauf des Geschehens ist hier vorgezeichnet durch das Ritual von Auf- marsch und Parademarsch sowie die fingierten Lösch- und Rettungsarbeiten. Bei dem zwei Tage später gedrehten LEBEN UND TREIBEN AUF DEM VIEHMARKT AM 5. MAI ist der Kamera nichts vorgegeben. »Bekannte Trierer Handels- Typen im Wirken«, welche Marzens Zeitungsinserat ankündigt, werden mit kleinen Spielhandlungen für die Kamera inszeniert. Da steht ein alter, knorri- ger Mann, lüftet den Hut von seinem kahlen Schädel und kratzt sich pfiffig hinter dem Ohr (Abb. 9). Sein Nebenmann klopft ihm aufmunternd auf die Schulter, so fest, daß der Alte fast seinen Hut fallen läßt. Als nächstes zerrt er ein widerspenstiges Kalb auf seinen Wagen. Dabei ist ihm ein junger Bursche behilflich. Anschließend führt dieser vor, wie ein Kaufvertrag besiegelt wird: Der Handschlag zwischen Käufer und Verkäufer über dem Rücken des Rin- des, das den Besitzer wechselt, wird spaßeshalber mehrfach wiederholt - zur Heiterkeit der Umstehenden, die amüsiert an dieser Inszenierung teilnehmen (Abb. 10). Sehen und Gesehenwerden - das macht fürs Trierer Publikum offenbar die Attraktion von Marzens Lokalaufnahmen aus. Sie gehören deshalb für die Besucher des Central-Theaters zu den Höhepunkten des Programms: Am interessantesten ist es aber im Kintop, wenn trierische Aufnahmen dem jubeln- den Publikum gezeigt werden. Wir seheQ dann bei dem Domausgang, bei der Feuerwehrübung, bei dem Einzug der Sänger, auf dem Viehmarkte allbekannte Trierer Gesichter. Die Kinder jubeln laut: elao dän es dän Häns, et Kätt -, die »Grö- ßeren« nennen leiser die Namen ihrer Bekannten. Ein jeder freut sich, irgendein bekanntes Gesicht auf der Leinwand zu erblicken und freut sich besonders, wenn sein eigenes Konterfei ihm entgegenlacht, wie er sich wiederum ärgert, wenn sein eigenes Gesicht ihm mürrisch, unfreundlich, unvorteilhaft entgegenschaut.' 1 Einen ganz anderen Charakter haben die BILDER VOM KAISERTAG, die Aktuali- tät vom Besuch Wilhelm II. am 14. Oktober 1913 in Trier. Bei dieser Lokalauf- nahme geht es ausnahmsweise nicht um das Wiedererkennen oder das Beob- achten von Trierern, die den Zuschauern persönlich bekannt sind. Mitten in Trier ist der preußische Kaiser aus der fernen Reichshauptstadt Berlin zu se- hen - bei mehreren Gelegenheiten an verschiedenen Orten der Stadt und von privilegierten Standpunkten aus: Bilder vom Kaisertag zeigt das trierische Lichtspielhaus (Inhaber P. Marzen). Die Bilder sind zum größten Teil ganz vorzüglich geraten. Mit der Ankunft am Bahn- hof beginnt die Serie. Es folgt die Begrüßung an der Kaiser Wilhelm-Brücke, die vorzüglich gelungen ist, die einzelnen Personen sind deutlich zu erkennen. Die Durchfahrt durch die Porta Nigra gibt einen schönen Gesamteindruck der festlich geschmückten Stadt und der jubelnden Menge, wie man ihn unmittelbarer in einem Blick nicht zusammenfassen konnte. Sehr gute Bilder des Kaisers zeigen die Auf- nahmen von der Ankunft und dem Verlassen der Basilika und des Museums. Mit das schönste Bild bietet aber der Gang zum Dom. Das ist der Kaiser, ungezwungen 31 und freundlich, gehoben durch das Bewußtsein der Liebe und Treue seiner ihn umgebenden Landeskinder. Der Besuch im Amphitheater, die einzig existierende kinematographische Aufnahme, zeigt verschiedene Aufnahmen. Wir sehen auch die Freiübungen der Jugendlichen, die den Kaiser so hoch erfreuten. Einen solchen Ge- samteindruck konnte natürlich am Kaisertage der einzelne nicht haben, an soviel hervorragenden Punkten konnte keiner sein. Deshalb ist der Andrang nach dem »Kaisertag im Bilde« bei Marzen auch so groß. Mit dem Film steigt die Erinnerung noch einmal mächtig in uns auf an den großen und unvergeßlichen 14. Oktober 1913. - Gestern besuchte der Herr Regierungspräsident mit Frau Gemahlin das Marzensche Kino und sprach sich sehr anerkennend über die Aufnahmen des Kai- serbesuches aus.' 6 Den Kaiser an diesem Tag derart auf seinen diversen Stationen zu begleiten, ist den meisten Trierern nicht vergönnt, wohl aber dem kinematographischen Aufnahmeapparat, der im Auftrag von Peter Marzen unterwegs ist. Die Film- kamera ist ein allgegenwärtiges Auge, das stellvertretend für die interessierte Trierer Bevölkerung die Geschehnisse des »K aisertags« sieht und aufzeichnet, um sie eine Woche später vor den Augen von Peter Marzens Publikum wieder auf die Leinwand zu werfen. Die Bemerkung, daß Marzen vom Besuch im Amphitheater »die einzig existierende kinematographische Aufnahme« zeigt, verweist darauf, daß der Trierer Filmpionier den Kaiser in seiner Heimatstadt nicht exklusiv dreht. Tatsächlich sind Wochenschau-Sujets der Firma Pathe freres vom Besuch Wilhelm II. in der Moselstadt erhalten (Abb. 17 und 18).1 7 Bei einigen Trierer Lokalaufnahmen fällt auf, daß Peter Marzen im Bild prä- sent ist. Im DoMAUSGANG von 1904, wo er kurz unter den Gottesdienstbesu- chern zu sehen ist, gibt er sich zurückhaltend: Er betrachtet die Menschen- menge, lüftet grüßend den Hut, wie das vereinzelt auch andere tun, und geht an der Kamera vorbei aus dem Bild. In dem 1909 gezeigten Remake KIRCH- GÄNGER IN TRIER AN EINEM FESTIAG fällt ein großer junger Mann mit einem prächtigen schwarzen Schnurrbart und Zylinder auf, der die Menge zum Wei- tergehen auffordert. Er verläßt für einen Moment das Bild und kehrt mit ei- nem kleinen Mädchen im weißen Sonntagskleid auf dem Arm zurück. Er hebt das Kind kurz hoch, das dabei in die Kamera winkt (Abb. 7). In der nächsten Einstellung bespricht er sich mit einem älteren korpulenten Herrn. Dieser hat nun das kleine Mädchen auf dem Arm. Diese beiden Herren sind Wendel Mar- zen und Peter Marzen. Während sie nach links aus dem Bild gehen, lüftet Pe- ter Marzen den Hut und grüßt in die Kamera (Abb. 8). Die Lokalaufnahme der Kirchgänger wird für kommerzielle Vorführungen im Trierer Central-Theater gedreht. Dennoch adressieren Wendel und Peter Marzen ihr zahlendes Publikum wie Amateurfilmer, die in einer Aufnahme fürs Heimkino auftreten. Ihr familiärer Gestus deutet auf ein recht vertrautes Verhältnis zu den Besuchern ihrer Filmvorführungen hin. »Die Zuschauer fühlen sich >mehr wie zu Hause«< und nicht so sehr in einem Theater, notiert J2 die Trierische Zeitung über die Atmosphäre im Vorführsaal, wenn Lokalauf- nahmen gezeigt werden.18 Besonders auffällig tritt Peter Marzen zu Beginn mehrerer Lokalaufnah- men auf: In BILDER AUS TRIER steht er deutlich sichtbar an der Anlegestelle der Moselfähre und erwartet die Fahrgäste. Beim MANÖVER DES 44ER FELDARTIL- LERIE-REGIMENTS, das in Mertesdorf bei Trier stationiert ist, können die Zu- schauer Pferdegespanne beobachten, die schwere Geschützlafetten einen stei- len Abhang hinunterziehen (Abb. 16). Die Soldaten sind von der Kamera so weit entfernt, daß sie vom Publikum nicht zu identifizieren sind. Eine Person jedoch ist ganz klar erkennbar: In der ersten Einstellung tritt Peter Marzen kurz ins Bild und blickt in Richtung Kamera (Abb. 15). Auch zu Beginn der mit 15 Minuten vergleichsweise langen Aktualität INTERNATIONALER MARIA- NISCHER KONGRESS zu TRIER hat Peter Marzen seinen Auftritt: Er steht vor dem Zuschauerspalier, das den Zug der kirchlichen Würdenträger erwartet, und gibt dem Kameramann ein Handzeichen. Dieser stoppt sofort die Auf- nahme. Anschließend geht Marzen mit einem Polizisten nach vorn in Rich- tung Kamera (Abb. 11 ), postiert sich kurz vor dem Zuschauerspalier und geht dann an der Kamera vorbei aus dem Bild. Diese Filmanfänge sind bei der Montage keineswegs als unbrauchbares Ausschußmaterial eingestuft und weggeschnitten worden. Für den vorgesehe- nen Ablauf der Dreharbeiten sind diese Auftritte Peter Marzens wohl entbehr- lich. Sie erwecken den Eindruck, daß sich Peter Marzen ganz bewußt als Ur- heber der jeweils folgenden Lokalaufnahmen präsentieren möchte. Indem er zu Beginn im Bild erscheint, tragen diese Trier-Filme seine Signatur. Er ist es, dem das Publikum diese Lokalaufnahmen zu verdanken hat. Deshalb hat Peter Marzen offenbar auch keine Scheu, seine Tätigkeit als Aufnahmeleiter vor der Kamera zu dokumentieren. In der Aktualität Bw- MENKORSO 1914 ist er von Anfang bis Ende zu beobachten, wie er immer wie- der umtriebig in das Geschehen eingreift. Zu Beginn erblickt das Publikum Peter Marzen an der Spitze des Festzugs: Er begleitet einen berittenen Herold (Abb. 13), stellt sich kurz vor das Zuschauerspalier, wedelt nervös mit seinem Strohhut und geht in den Bildhintergrund zurück. Im Verlauf pendelt er mehr- fach vor und zurück, wechselt auch die Straßenseite, bleibt jedoch stets im Bildausschnitt des Aufnahmeapparats. Er weist Knaben in das Spalier ein, da- mit sie der Kamera nicht die Sicht verdecken, und bemüht sich vor allem um die einzeln herankommenden Radfahrer, die mit dem überbordenden Blumen- schmuck ihrer Fahrräder recht unsicher wirken. Marzen bedeutet ihnen, die Straßenseite zu wechseln. Er möchte erreichen, daß sie ihren Abstand zur Kamera verringern. Bei diesem Manöver müssen sie darauf achten, daß die Reifen nicht in die Straßenbahnschienen geraten. Indem er seinen Strohhut schwenkt, bedeutet Marzen dem Kameramann mehrfach, die Aufnahme zu stoppen (Abb. 14). Dieser Anweisung wird jeweils sogleich entsprochen. Vor allem im BLUMENKORSO 1914 wirkt Peter Marzen hektisch und nervös 33 und auch unfreiwillig komisch. Zum besseren Verständnis seiner Selbstinsze- nierung sei daran erinnert, daß er im Central-Theater auch als Filmrezitator tätig ist. Er ist also bei der Projektion von Lokalaufnahmen auf zweifache Weise im Vorführsaal präsent: Als leibhaftiger Filmerklärer kann er sein Schat- tenbild auf der Leinwand live kommentieren sowie auf Bemerkungen und Zwischenrufe aus dem Publikum reagieren. Auf diese Weise vermag Peter Marzen mit den Zuschauern lebhafte Aufführungsereignisse zu produzieren, die sich der stummen Filmüberlieferung der Trierer Lokalaufnahmen nicht entnehmen lassen. Anhang Trierer Aufnahmen der Filmpioniere Marzen Die Angaben dieser Filmographie beruhen auf verschiedenen Quellen: auf den Filmkopien, soweit sie erhalten und zugänglich sind, auf zeitgenössischen In- seraten und Artikeln in der Lokalpresse sowie auf ungesicherten Hinweisen in zwei Druckwerken: [Peter Marzen], Aus dem Leben eines rheinischen Film- pioniers. Eine Erinnerungsgabe zum fünfzigsten Geburtstag. Peter Marzen, als Broschüre gedruckt [ 1933]; Emil Zenz, Geschichte der Stadt Trier in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts, Bd. 1: 1900-1914, Trier 1967. Keiner der aufgeführten Filmtitel findet sich bei Herbert Birett, Das Film- angebot in Deutschland 1895-19n, München 1991: Das bedeutet, daß diese Trierer Lokalaufnahmen in der nationalen Schausteller- und Filmbranchen- presse nicht zum Kauf inseriert wurden. Wendel bzw. Peter Marzen haben sie für den Eigenbedarf hergestellt und exklusiv selbst vorgeführt. Es handelt sich um Lokalaufnahmen und nicht um Städtebilder oder Aktualitäten für die Auswertung durch Dritte. Die erhaltenen Filme liegen, soweit nicht anders vermerkt, als 3 5m m-Ko- pien auf schwarz-weißem Safety-Filmmaterial vor. Hinweise auf die Überlie- ferungsgeschichte sowie auf Kopiervorgänge bei der Sicherung des Ausgangs- materials in den Filmarchiven werden nicht gegeben. Für wertvolle Hinweise danken wir Brigitte Braun und Uli Jung. I. PFINGSTPROZESSION IN TRIER, aufgenom- chiv; Quelle für die Datierung: Zenz 1967, men am 18.5,1902, Länge und Verbleib un- s. 353. bekannt; Quelle: Inserat, Trierischer Volks- freund, 11.6.1902. (3. RosENMONTAGSZUG IN TRIER (1904), Länge und Verbleib unbekannt; Quelle: 2. [AUTOFAHRT DURCH TRIER] (Übernahme- Zenz 1967,S. 353) titel), (1903), 29 m, Bundesarchiv-Filmar- 34 4· [DOMAUSGANG IN TRIER (1904)] (Über- Trierischer Volksfreund, 15. und 21.5-1909; nahmetitel), [1904], 29 m, Bundesarchiv- Artikel: Trierischer Volksfreund, 4.5-1909. Filmarchiv; Quelle für die Datierung: Zenz 1967, s. 3 53 · 10. LEBEN UND TREIBEN AUF DEM VIEH- MARKT AM 5. MAI. BEKANNTE TRIERER HAN- [5. Fronleichnamsprozession in Trier DELS-TYPEN IM WIRKEN, aufgenommen am [1904], Länge und Verbleib unbekannt; 5.5.1909, ca. 45 m, Bundesarchiv-Film- Quelle: Marzen 1933, S. 45] archiv (enthalten in der Kompilation BIL- DER AUS TRIER); Quellen: Inserate, Trieri- 6 BISCHOFS-JUBILÄUM IN TRIER, aufge- scher Volksfreund, 15. und 21.5.1909. nommen am 16. und 25.9.1906, Länge und Verbleib unbekannt; Inhalt: »I. Huldi- l I. FESTLICHKEITEN AUS ANLASS DES 35JÄH- gungsfeier des Diözesan-Verbandes der RIGEN STIFTUNGSFESTES DES MÄNNERGE- kath[olischen] Arbeitervereine vor dem bi- SANGVEREINS »EINTRACHT« AM PFINGST- schöfl[ichen] Palais, am Sonntag, 16. Sept. SONNTAG 1909, aufgenommen am 6.6.1909, 1906. II. Jubiläumsfeier des hochwürdig- Länge und Verbleib unbekannt; Quellen: sten Herrn Bischofs Dr. Michael Felix Ko- Inserat, Trierischer Volksfreund, 16.6.1909; rum. Prozession der hochwürdigsten Her- Artikel »In einem >trierischen, Kinemato- ren Bischöfe zum Pontifikal-Amt im hohen graphen« (Trierische Zeitung, 14.7.1909) er- Dom. Rückkehr der Geistlichkeit nach wähnt »Einzug der Sänger«. dem Bischöflichen Palais. Gratulations- Cour des Stadtverordneten-Kollegiums.« 12. HISTORISCHER FESTZUG AM KORNBLU- Quelle: Inserat, Trierischer Volksfreund, MENTAG IN TRIER 8. OKTOBER 1911, Länge 29.9.1906; Hinweise in Artikeln: Trieri- unbekannt, Bundesarchiv-Filmarchiv (Ni- scher Volksfreund, 22., 26. und 29.9.1906, tratpositiv), unter dem Übernahmetitel 2., 4. und 9.10.1906; Trierische Landeszei- KAISERIN AUGUSTA-100-JAHRFEIER VERBUN- tung, 26.9.1906. DEN MIT KORNBLUMENTAG IN TRIER AM SONNTAG, DEN 8. OKTOBER 1911; Quellen: 7. [MANÖVER DES 44ER FELDARTILLERIE- Inserate, Trierischer Volksfreund, 11., 16. REGIMENTS, MERTESDORF BEI TRIER] (Über- und 17.10.1911; Artikel: Trierischer Volks- nahmetitel), [1906], 52 m, Bundesarchiv- freund, 7.10.1911: »Der historische Festzug Filmarchiv; Quelle für den Hersteller: wird auch von dem Inhaber des Central- Filmkopie - Peter Marzen in der ersten Theaters, Herrn Peter Marzen, an zwei ver- Einstellung kurz im Bild; Quelle für Da- schiedenen Stellen aufgenommen und tierung: Artikel, Trierischer Volksfreund, nachher im Bilde vorgeführt werden.« Nr. 287, 2.10.1906, erwähnt Filmaufnahme vom »Exerzieren unserer Artillerie auf dem 13. INTERNATIONALER MARIANISCHER KON- Grüneberg«. GRESS zu TRIER VOM 3.-6. AUGUST 1912, auf- genommen am 3. und 4.8.1912, 266 m, Bun- 8. [KIRCHGÄNGER IN TRIER AN EINEM FEST- desarchiv-Filmarchiv; Quelle für den Titel: TAG] (Übernahmetitel), [1909], 55 m, Bun- Filmkopie; abweichender Titel: SECHSTER desarchiv-Filmarchiv; Quelle für die Da- INTERNATION[ALER] MARIANISCHER KON- tierung: Artikel »In einem >trierischen< GRESS zu TRIER (Inserat, Trierische Landes- Kinematographen« (Trierische Zeitung, zeitung, 9.8.1912); Quelle für den Herstel- 14.7.1909) erwähnt »Domausgang«. ler: Filmkopie - Peter Marzen zu Beginn im Bild. 9. FRüHJAHRSSPRITZENPROBE UNSERER FREI- Zwischentitel: 1. »Samstag, den 3. August: WILLIGEN FEUERWEHR AM 3. MAI AM STADT- Eröffnungsfeier des Kongresses im hohen THEATER, aufgenommen am 3.5.1909, Länge Dome, Feierlicher Einzug der hochwürdig- und Verbleib unbekannt; Quellen: Inserate, sten Herren Bischöfe, Aebte und Prälaten 35 in die Domkirche.« 2. »Sonntag, den 4. Au- besichtigt die römischen Ausgrabungen so- gust: Männerwallfahrt zu dem Apostelgra- wie die neue Kaiser-Wilhelm-Brücke unter be in St. Matthias bei Trier. (Beteiligung ca. grossem Jubel der Bevölkerung«, in der 15-20.000 Männer.)« Kompilation KEIZER WILHELM II. NEEMT Hinweis: »Den 6. Marianischen Kongreß PARADE AF, Nederlands Filmmuseum. zu Trier kinematographisch aufgenommen hat auch der Besitzer der Reichshallenlicht- l 5. BLUMENKORSO 1914, VERANSTALTET VOM bühne, Waldenburger.« (Trierische Landes- RADFAHRERVEREIN TRIER, GEGR. l 88 5, »Ori- zeitung, 8.8.1912) ginal-Aufnahme der Germania Lichtspiele, Inh. Peter Marzen«, aufgenommen am 14. BILDER VOM KAISERTAG, auch DER BE- 21.6.1914, So m, Bundesarchiv-Filmarchiv; SUCH UNSERES KAISERS IN TRIER AM 14. OK- Quelle für Titel und Hersteller: Filmkopie. TOBER 1913, aufgenommen am 14.10.1913, Länge und Verbleib unbekannt. 16. BILDER AUS TRIER, 178 m, Bundesar- Quellen: Inserat, Trierischer Volksfreund, chiv-Filmarchiv, Kompilation verschiede- 21.10.1913; Artikel, Trierischer Volks- ner Trierer Aufnahmen, aufgenommen ca. freund, 21.10.1913; Artikel über Eröffnung 1902-1909, enthält auch LEBEN UND TREI- der Germania-Lichtspiele, Trierische Lan- BEN AUF DEM VIEHMARKT AM 5. MAI; Quelle deszeitung, 29.11.1913. für den Hersteller: Filmkopie - Wendel Hinweis: Wochenschau-Sujet von Pathe und Peter Marzen mehrfach im Bild. freres, Titel: »T rier. S. M. Kaiser Wilhelm II. Anmerkungen 1 Vgl. [Peter Marzen], Aus dem Leben die Todesanzeige in der Saarbrücker Zei- eines rheinischen Filmpioniers. Eine Erin- tung vom 19.6.1936 jedoch das Jahr 1882. nerungsgabe zum fünfzigsten Geburtstag. Für diesen Hinweis danken wir Uli Jung. Peter Marzen, als Broschüre gedruckt In seiner Biographie figuriert Peter Marzen [1933]: undatierte Pressestimmen aus dem ab 1897/98 als alleiniger »Gehilfe« seines Jahr 1898, S. p, sowie S. 6 zur angeblich Vaters (S. 5), eine Beteiligung seines Bru- ersten Trierer Filmvorführung 1897. Der ders Hubert an den Vorführungen wird Verfasser gibt sich im Vorwort nicht zu er- nicht erwähnt. Der dritte Sohn August kennen. Peter Marzen selbst ist in jedem Marzen ist Modelleur und im Wanderkine- Fall an dieser in der Ich-Form gehaltenen matographenunternehmen der Familie of- Biographie maßgeblich beteiligt, die offen- fenbar nicht aktiv tätig. kundig Werbeabsichten für seine Person 4 Der Kinematograph, Nr. 46, 13.11. verfolgt. Die Schreibweise des Unterneh- 1907. mens in den Inseraten ist nicht einheitlich: 5 Eröffnungsanzeige, Trierischer Volks- Marzen kann auch entfallen, Edison im freund, 24.3.1909. deutschen oder sächsischen Genitiv stehen 6 Für diese Hinweise danken wir An- etc. drea Haller und Michaela Herzig. 2 Luxemburger Zeitung, Juli 1906, zit. 7 Vgl. Etringer (Anm. 2), S. 3 5-37. nach Norbert Etringer, Lebende Bilder. 8 Ebenda, S. u8. Aus Luxemburgs guter alter Kinozeit, Im- 9 Vgl. ebenda, S. 35-37. primerie St-Paul, Luxembourg 1983, S. 33. 10 Vgl. Martin Loiperdinger, Film & 3 Als Geburtsjahr Peter Marzens gibt Schokolade. Stollwercks Geschäfte mit le- die Biographie (Anm. 1) das Jahr 1883 an, benden Bildern (K!Ntop Schriften 4), Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main, Ba- 15 »In einem >trierischen< Kinematogra- sel 1999, S. 241ff. phen«, Trierische Zeitung, 14.7.1909; wie- 11 Ina:r, Trierischer Volksfreund, der abgedruckt in diesem Band. 16.6.1909. 16 Trierischer Volksfreund, 21.10.1913. 12 Trierischer Volksfreund, 10.6.1902. 17 Vgl. im Anhang: 14. BILDER VOM KAI- 13 Trierischer Volksfreund, Nr. 294, SERTAG. 9.10.1906. 18 Wie Anm. 15. 14 Trierischer Volksfreund, 4.5.1909. 37