104 MEDIENwissenschajt 1/99 Michael Soukup: Interaktives Fernsehen. Quo vadis? Bern: Institut für Medienwissenschaft 1998 (Berner Texte zur Medienwissenschaft), 68 S., ISBN 3-9521500-1-0, sFr 25,- Mit tief gehängtem Anspruch erörtert Michael Soukup Stand und Entwicklung des interaktiven Fernsehens. Auf knappem Raum werden zunächst Schlüsselbegriffe definiert und technologische Grundlagen erklärt. Anschließend gibt der Autor ei- nen Überblick über Pilotversuche zum interaktiven Fernsehen, wobei er einige aus- gesuchte Projekte in wenigen Seiten näher vorstellt. Dabei stützt er sich auf eine Auswertung der (Fach-) Presse, ergänzt durch Experteninterviews. Mit Georg Ruhrmanns und Jörg-Uwe Nielands Band Interaktives Femsehen (Op- laden 1997) kann das am Berner Institut für Medienwissenschaft herausgegebene Büchlein nicht mithalten. Ergänzt durch ein (allerdings dürftiges) Glossar, bietet der Band jedoch einen schnellen Einstieg in die Thematik. Möglicherweise wäre die Arbeit des Autors verdienstvoller ausgefallen, hätte er sich (noch) intensiver auf Entwicklungen in der Schweiz konzentriert. Die Darstellung fällt an manchen Stellen leider allzu holzschnittartig aus: Bei- spielsweise wird ausschließlich der Duden sowie ein persönliches Gespräch (mit Prof. Caron aus Montreal) für eine Definition von Interaktivität herangezogen. Nach Soukup weise ein interaktives Medium „eine Kombination von Technologien, Me- thoden und Anwendungen auf, die es dem Konsumenten ermöglichen und ihn dazu animieren, über Zeitpunkt und Inhalt seiner Mediennutzung (Fernsehen/PC etc.) selbst zu bestimmen, also ein eigenes (Fernseh-) Programm gewissermassen a Ja carte zusammenzustellen" (S.5). Dieser Definition entspräche aber auch traditio- nelles Fernsehen mit Fernbedienung und Programmzeitschrift. Entsprechend stellt der Autor die von Nieland und Ruhrmann verwandte Einteilung in sechs verschie- dene Stufen interaktiven Fernsehens vor. Im weiteren Verlauf wird deutlich, daß VI Hlhjimk und Fernsehen 105 bisherige Pilotprojekte die sechste Stufe kaum erreicht haben, d.i. ein kommuni- katives Fernsehen, das die Grenzen zwischen Sender und Empfänger verwischt. Zum Ende der Studie wird eine Konvergenz von Internet und Fernsehen skiz- ziert. Nüchtern trägt der Autor die Möglichkeiten von Kabelmodem und WebTV vor, ohne unseriös über die Zukunft zu spekulieren. Was wird aus dem interakti- ven Fernsehen? Erwartungsgemäß bleibt eine definitive Antwort auf den Unterti- tel des Buches aus. Man wird ja noch (weiter-)fragen dürfen. Tanjev Schultz (Berlin)