Christoph Scheurle [rezens.tfm] 2012/2 Rezension zu Pia Janke/Teresa Kovacs (Hg.): Der Gesamtkünstler Christoph Schlingensief. Wien: Praesens 2011. ISBN 978-3-7069-0667-8. 492 S. Preis: € 41,80. von Christoph Scheurle Als Christoph Schlingensief am 21. August 2010 mit 50 Jahren starb, ging – wie Elfriede Jelinek feststellte – das Leben eines "der größten Künstler, die je gelebt haben" zu Ende. Nicht nur sein Tod wurde von der Öffentlichkeit wahrgenommen und betrauert, auch an seinem Sterben ließ der Filmemacher, Theater- und Opernregisseur und nicht zuletzt bildende Künstler die Öffentlichkeit teilnehmen: Die Inszenie‐ rung Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir (Oberhausen 2008) oder sein Buch So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! Tagebuch einer Krebser‐ krankung (Köln 2009), geben tiefen Einblick in die Welt und Denkweise des Christoph Schlingensief, getreu dem Motto: Wer seine Wunde zeigt, der wird zesshaftigkeit ausgezeichnet hatten, mit seinem Tod geheilt werden. Mit dieser Haltung stellte er sich 'zu Ende' geschrieben worden waren und ob seine Arbeiten auch über seinen Tod hinaus weiterwirken nicht nur in eine Linie mit dem von ihm hochge‐ schätzten Joseph Beuys, der eine wichtige Rolle in könnten" (S. 9), wie die Herausgeberinnen im Vor‐ Schlingensiefs Werk spielt, sondern führte dessen wort vermerken. Maxime, nicht zwischen dem Leben und der Kunst Dies spiegelt sich in der Struktur des Buches wider. zu unterscheiden, konsequent weiter. So sind der Tod des Künstlers und das Fortleben sei‐ Dass bereits ein Jahr nach Schlingensiefs Tod eine ner Arbeit nicht nur Themen des ersten Teils, in dem erste umfassende, kritische Würdigung des Künst‐ die posthume Ausstellung der letzten Werke im Deutschen Pavillon bei der Biennale von Venedig lers und seines Wirkens vorliegt, geht auf den Um‐ stand zurück, dass bereits zu seinen Lebzeiten ein kontrovers diskutiert wird, – diese Aspekte durch‐ Symposium zur Ästhetik und Arbeitsweise des ziehen leitmotivisch den ganzen Band. Neben re‐ Künstlers von dem Wiener Elfriede Jelinek-For‐ nommierten Kunsttheoretikern (Diedrich Diederich‐ schungszentrum geplant war. Dieses Symposium, sen, Georg Seeßlen) kommen vor allem langjährige das unter dem Titel "Der Gesamtkünstler. Christoph Arbeitskolleg_innen Schlingensiefs (etwa die Drama‐ Schlingensief" in Wien (6.–10. April 2011) stattfand, turgen Carl Hegemann und Philipp Lilienthal) oder hatte durch die zeitliche Nähe zum Tod des Künst‐ Mitglieder der so genannten 'Schauspielerfamilie' lers nun auch die Frage zu klären, inwieweit dessen (Irm Herrmann, Diedrich Kuhlbrodt) zu Wort. Projekte, "die sich immer durch eine spezifische Pro‐ Diese Rezension ist erschienen in [rezens.tfm] 2012/2 | Veröffentlicht: 2012-12-11 URL: https://rezenstfm.univie.ac.at/index.php/tfm/article/view/r260 Christoph Scheurle [rezens.tfm] 2012/2 Thematisch gliedert sich das Buch in sieben Teile, Die nächsten drei Teile des Buches diskutieren unter wovon der erste wie bereits erwähnt das künstleri‐ den Stichworten "Vernetzungen", "Der Animato‐ sche Erbe Schlingensiefs und dessen etwaige Wirk‐ graph" und "Theatralität" vor allem die Theaterarbeit samkeit diskutiert. Im zweiten Teil ("Ästhetik") gibt des Künstlers. Dabei fällt auf, dass diesem einerseits zunächst Teresa Kovacs einen Überblick über Schlin‐ eine große Kontinuität in Themen- und Formenwahl gensiefs Werk, bevor Diedrich Diederichsen unter zugesprochen wird, andererseits aber eine gewisse dem Gesichtspunkt der Musikalität und Georg Seeß‐ Unschlüssigkeit darüber herrscht, welchem Kunst‐ len unter dem Aspekt der Öffnung der Kunstdiszi‐ genre Schlingensief zuzuordnen sei. Ist er nun Thea‐ plinen Schlingensiefs Schaffen untersuchen. Dabei ter- oder Filmregisseur, "Gesamtkünstler" (Kovacs), wird vor allem auch der Frage nachgegangen, inwie‐ "Opernkomponist" (Thomas Wördehoff), eher ein fern bei Schlingensief von einem Gesamtkunstwerk "bildender Künstler", wie Elfriede Jelinek behauptet gesprochen werden kann. Wenn überhaupt, so Die‐ (vgl. S. 353) oder einfach ein "Vermischungskünstler" derichsen in seinem Beitrag "Diskursverknappungs‐ (Bärbel Lücke)? bekämpfung und negatives Gesamtkunstwerk: Chri‐ Die unterschiedlichen Einschätzungen der Refe‐ stoph Schlingensief und seine Musik", lassen sich die rent_innen widersprechen sich nicht, sondern ver‐ Arbeiten als "negatives Gesamtkunstwerk" verstehen (S. 67). Hier herrsche nicht Harmonie; stattdessen weisen wiederum auf die Vielseitigkeit Schlingen‐ kämen vor allem die Unversöhnlichkeiten der Küns‐ siefs und auf die mannigfachen Wahrnehmungs‐ te untereinander und im Verhältnis zu ihrer Umwelt möglichkeiten seiner Arbeit. Dass es bei ihm letztlich ‐ auch immer darum ging, Ambivalenzen zu erzeugenans Licht. Die Künste würden solchermaßen gleich und sich klaren Zuordnungen wie auch eindeutigen sam als Dissonanzen alle auf ein Mal sichtbar. Diese Aussagen zu entziehen, machen dabei die Aufsätze Kunst-Kakophonie begreift Seeßlen in seinem Text von Franziska Schößler ("Intermedialität und das "Radikale Kunst" als eine 'Ästhetik der Öffnung' der Fremde in mir"), Teresa Kovacs ("Schlingensief – Ein Kunstdisziplinen. Insofern Schlingensiefs Filme we‐ Gesamtkünstler?"), Mirjam Schaub ("Sich in den der konventionelle Narrationen anbieten noch klas‐ Weltzusammenhang hineindrehen") und Jörg van sische Dokumentationen darstellen, lassen sie sich der Horst ("Auf dass die kreisenden Gedanken einen vor allem als "Dokumente von Menschen ansehen, Grund finden") deutlich. Diese These erfährt auch die Kunstbeziehungen untereinander und zur Welt zusätzliche Unterstützung durch die dokumentier‐ verwirklichen" (S. 81). Diese Filme, so Seeßlen, seien ten Gesprächsrunden mit den Schlingensief-Schau‐ weder Filme mit "Kunst drin" noch Filme, "die das spieler_innen Dietrich Kuhlbrodt, Michael Gempart, Kino in den Rang einer Kunst erheben wollen, son‐ Irm Hermann und Peter Kern sowie dem Dramatur‐ dern Kunst als Film" (ebd.). gen Carl Hegemann. Dabei wird auch ein Licht auf Diese Vielstimmigkeit der Kunstsprachen weist Mo‐ den 'Bilderstörer' Schlingensief geworfen, der der nika Meister mit ihrem Text "Zirkulationen des Gefahr des Perfekten zu entkommen suchte, indem Schmerzes" auch für die Inszenierung Eine Kirche der er angelegte Szenarien, Absprachen oder Texte im‐ Angst vor dem Fremden in mir nach. Sie erkennt in mer wieder durch Striche, spontane Auftritte oder dieser Technik die besondere Qualität, "Lebendiges andere 'Störungen' sprengte. und Unbelebtes [in] Fluss zu bringen" (S. 110). Gleichzeitig schlägt sie vor, das bildopulente Chaos Den Fragen wie stark und in welcher Form Schlin‐ im künstlerischen Werk Schlingensiefs als politisches gensiefs Inszenierungen durch seine Auftritte undInterventionen geprägt waren, widmet der mit Markierungssystem zu begreifen. Es gehe Schlingen‐ "(Selbst-)Inszenierungen" überschriebene Abschnitt sief darum, die Welt dort merkwürdig zu machen, verstärktes Interesse. Evelyn Annuß richtet ihren wo diese noch nicht merkwürdig genug sei (vgl. S. 110). Blick auf Schlingensiefs "Autobiographische Insze‐nierungen": Bereits seine frühen Arbeiten, so die Diese Rezension ist erschienen in [rezens.tfm] 2012/2 | Veröffentlicht: 2012-12-11 URL: https://rezenstfm.univie.ac.at/index.php/tfm/article/view/r260 Christoph Scheurle [rezens.tfm] 2012/2 These Annuß', seien von autobiographischen Zügen turg Carl Hegemann. Dabei setzt er nicht, wie man geprägt; dabei gehe es im Kern allerdings nicht um erwarten könnte, bei den sogenannten autobiogra‐ autobiographische Festschreibungen der (Künst‐ phischen Inszenierungen an, sondern interpretiert ler-)Figurationen, sondern um das Überleben der Fi‐ den Tod als roten Faden im gesamten Werk des gur(en) in dynamischen Wandlungsprozessen. Künstlers. Der Tod sei als zerstörerisches Prinzip in Schlingensiefs Werk sei charakterisiert durch das Form von Verfall, Zerstörung oder auch als prinzipi‐ "Prinzip Fortfahren" (S. 291). Sowohl Selbstkommen‐ elle Gefahr gewissermaßen permanent anwesend. tare als auch die Übernahme von Zitaten – etwa die Die Gründung und Entwicklung der Partei "Chance Worte Jesu beim Abendmahl – würden in der Insze‐ 2000" wird so exemplarisch zu einer Geschichte des nierung Eine Kirche der Angst umgedeutet und neu Verfalls; das 1984 bei den Hofer Filmtagen gezeigte interpretiert. Allerdings gehe es auch hier weniger Kinodebut Tunguska – Die Kisten sind da, wird in die‐ um letzte Erkenntnisse als um größtmögliche Offen‐ ser Perspektive gar zu einer sich selbst erfüllenden heit. Diese wird auch dem Publikum als Haltung Voraussage. Der Film, so Hegemann, habe bei seiner vorgeschlagen – wie Annuß wiederum anhand der Vorführung in Hof just an der Stelle zu brennen be‐ Abendmahl-Szene verdeutlicht, in der Schlingensief gonnen, an der auch auf der Leinwand ein brennen‐ den Kelch erhebt und sagt: "Nehmet und trinket der Film gezeigt wurde. "Das kreatürliche Leiden, euer eigenes Blut – vor und nach der Diagnose. das Leben in Extremsituationen, Verletzlichkeit, To‐ Bleibt Autonom" (S. 299). desangst und Todessehnsucht, waren […] schon im‐ mer seine Themen" (S. 333), so Hegemann. Diese Die Theaterwissenschaftlerin Sarah Ralfs schließt Aussicht sei aber für Schlingensief schlechterdings sich in ihrem Aufsatz "'Wir sind eins' – Total Total" kein Grund zum Pessimismus gewesen. Besonders dieser These an. Insofern müsse das Bestreben, die letzte Inszenierung Herr Andersen stirbt in 60 Mi‐ Schlingensiefs Oeuvre in seiner Gesamtheit auszu‐ deuten, zwangsläufig verfehlt werden. Durch das nuten sei exemplarisch für eine künstlerisch-offensi‐ paradoxe Verfahren, im leibhaftigen Auftreten des ve Auseinandersetzung mit dem Tod. Diese, so He‐ Künstlers im Rahmen seiner Aktionen immer auch gemann resümierend, sei weniger ein "Lernversuch" ein "Nicht-identisch-Sein-mit-sich" (S. 307) zu ver‐ den richtigen Umgang mit dem Tod zu finden, son‐ handeln, zeigten sich Schlingensiefs Arbeiten nicht dern Ausdruck puren Lebens und "Theaterglücks" nur auf der Höhe "gegenwärtiger Diskurse zur Exis‐ (S. 340). tenzanalyse". In ihnen lösten sich gleichermaßen tra‐ Der vorletzte Abschnitt "Jelinek und Schlingensief" dierte "Genre- und Gattungsgrenzen sowie die Gren‐ widmet sich der gut zehnjährigen Zusammenarbeit zen zwischen 'Kunst' und 'Nicht-Kunst', zwischen dieser beiden Ausnahmekünstler, die sich – so der 'Kunst' und 'Leben'" (ebd.) auf. Freilich sind diese allgemeine Tenor – über die Jahre immer mehr von Erkenntnisse nicht ganz neu; die genauen Analysen einander entfernt hätten, ohne den Anderen zu ver‐ seines Darstellungs-Verhaltens machen den Aufsatz lieren. Das Verhältnis der beiden, so die Deutung des dennoch lesenswert. Die detaillierte Betrachtung der Dramaturgen Joachim Lux, sei allerdings von An‐ Auftritte und des Verhaltens Schlingensiefs – wenn fang an ein gegenseitiges Missverständnis gewesen, man so will: sein 'Acting' – gehen über die allgemei‐ wenn auch ein produktives (vgl. S. 400). So sei Jeli‐ nen Beobachtungen und Aussagen über diesen "Bil‐ nek bei der Uraufführung ihres Textes Bambiland of‐ derstörer" hinaus und erinnern an Geertz'sche "dich‐ fensichtlich irritiert gewesen, nichts von dem zu fin‐ te Beschreibungen". Sie bieten in diesem Sinne einen den, was sie geschrieben habe, so Lux' Eindruck. interessanten Zugang zum Werk, der allerdings Andererseits habe Schlingensief das "Jelinek-Verfah‐ noch weiter zu vertiefen wäre. ren [der zitativen Montage] angenommen und auf‐ Schlingensiefs Auseinandersetzung mit dem Tod gegriffen, allerdings und naturgemäß auf Kosten der widmet sich dessen langjähriger Freund und Drama‐ Autorin und Übermalungskünstlerin Jelinek, die Diese Rezension ist erschienen in [rezens.tfm] 2012/2 | Veröffentlicht: 2012-12-11 URL: https://rezenstfm.univie.ac.at/index.php/tfm/article/view/r260 Christoph Scheurle [rezens.tfm] 2012/2 nun ihrerseits übermalt wurde" (S. 396). Zumindest Deutschland Talkmaster werden!" (Talk 2000) oder im Nachhinein scheint es Jelinek eingeleuchtet zu "Eine Sendung, die nie ausgestrahlt wird!" (Die Pilo‐ haben, dass sie gleichsam mit ihren eigenen Mitteln ten), seien jeweils als spezifisches Forschungsprojekt zum Verschwinden gebracht wurde. So bezeichnet zur Situation des Fernsehens und des Künstlers in sie Schlingensief in ihrem Text "Schlingensief", der der Bundesrepublik interpretierbar. So beschreibe nicht nur im Buch, sondern auch auf ihrer Homepa‐ Schlingensief die in den Jahren 2000 und 2001 auf ge zu finden ist als ihren "Assistent[en] des Ver‐ MTV ausgestrahlte Sendung U3000 unter anderem schwindens" (S. 358), der ihr durch seine schamlose als Untersuchung über den eigenen Zustand und 'Ausnutzung' der Texte (im positiven Sinne) helfe, den der Gesellschaft. sie von sich selbst wegzubringen. Inwiefern Schlingensief als skandalumwitterte Medi‐ Schlingensief und Jelinek erscheinen in dieser Per‐ enfigur sich sowohl künstlerischer wie auch politi‐ spektive als negativ-reziproke Mäeutiker, deren scher Strategien bediente, ist das Thema von Susan‐ künstlerisches Aufeinandertreffen auf Kosten des ne Hochreiters Text "Den Skandal erzeugen immer Anderen zu neuen Arbeiten in ihren jeweiligen Betä‐ die anderen". Der Skandal im Modus der Kunst, den tigungsfeldern führt. Denn Schlingensief hat nicht Hochreiter als öffentliches und absichtsvolles Han‐ nur die Texte Jelineks als wichtige Inspirationsquel‐ deln, "das eine Aufregung provozieren mag", defi‐ len bezeichnet, auch sind aus der Begegnung der niert, ermögliche "(potentiell) Raum für eine kriti‐ Autorin mit den Aktionen Schlingensiefs neue Texte sche Öffentlichkeit"; Skandalierung hingegen ver‐ entstanden, wie Bärbel Lücke in ihrem Text "Zwei hindere diesen (S. 436). Die von ihr exemplarisch 'Vermischungskünstler'" ausführt. So sei die Kasper‐ verhandelten Beispiele Bitte liebt Österreich! (Wiener le-Montage Ich liebe Österreich ein unmittelbares Er‐ Festwochen 2000) und Hamlet (Schauspielhaus Zü‐ gebnis der Begegnung Jelineks mit den Container- rich 2001) seien als realisierte Gedankenspiele be‐ Bewohnern von Bitte liebt Österreich – eine in Lückes stimmter politischer Statements und Forderungen Augen grausig-gespenstische Selbstvorführung des zu verstehen. Der solchermaßen inszenierte Skandal rassistischen Österreich (vgl. S. 381). Nicht nur in provoziere, so der Schluss Hochreiters, kreatives diesem Fall, so Lücke, erwiesen sich die 'Sprachen' Denken und sei dazu angetan, die herkömmliche der beiden Künstler als (aneinander) anschlussfähig. 'Felsenlogik' (DeBono) aufzusprengen. Das Handeln Schlussendlich wäre Schlingensief etwa in der Insze‐ Schlingensiefs erinnere an das alte römische Recht nierung Attabambi-Pornoland. Eine Reise durchs der 'provocatio ad populum', welches es dem Bürger Schwein (Zürich 2004), in der nur wenige Textfrag‐ erlaube, das Urteil der Volksversammlung anzuru‐ mente von Jelinek verblieben seien, ohne ihre Texte fen. Dieses grundsätzliche, "nicht notwendiger Weise nicht zu einem solchen szenischen Ergebnis gekom‐ institutionalisierte[] Recht auf Provokation […] auf men (vgl S. 387). ein Veto gegen institutionalisiertes Denken und re‐ gulierte Rede" reklamiere Schlingensief "für sich und Im letzten Abschnitt "Medien-Öffentlichkeit" wird schließlich Schlingensief als öffentliche Medienfigur für jene […], die in der normalisierenden Diskurslo‐ besprochen. Thomas Antonic verhandelt unter den gik nicht gehört" würden" (S. 450). Aspekten 'Authentizität' und 'Meta-Täuschungen' Der umfangreiche Sammelband versammelt nicht Christoph Schlingensiefs Talkshowformate, mit de‐ nur eine Vielzahl gut lesbarer und erhellender Ana‐ nen er die "'Kampfzone' seiner Kunst in den Bereich lysen über den Werdegang und die Ästhetik Schlin‐ des Fernsehens hinein ausgeweitet" habe (S. 431). gensiefs; die Leserschaft findet zudem eine gute Antonic beschreibt die einzelnen Sendungen nicht Werkübersicht des Künstlers, interessantes Bildmate‐ als Fernsehen, sondern als aktuelle Auseinanderset‐ rial und prägnante Selbst- und Fremdaussagen von zungen mit dem Wesen und der Kultur des Fernse‐ und über Schlingensief. Das sich bei der Vielzahl der hens. Die programmatischen Mottos: "Jeder kann in Beiträge auch einige Redundanzen eingeschlichen Diese Rezension ist erschienen in [rezens.tfm] 2012/2 | Veröffentlicht: 2012-12-11 URL: https://rezenstfm.univie.ac.at/index.php/tfm/article/view/r260 Christoph Scheurle [rezens.tfm] 2012/2 haben, mag einen Hinweis auf die konsequente Ar‐ was gekürzt werden können, da die Referent_innen beitsweise Schlingensiefs geben. Gleichwohl hätten dort ihre bereits im Vortrag geäußerten Ansichten die Gespräche und Gesprächsrunden, die sich beim vielfach wiederholten. Dennoch kann sich der Band Symposion an die Vorträge angeschlossen haben den Verdienst anrechnen, die unglaubliche Vielsei‐ und die offensichtliche vollständig in dem Buch ab‐ tigkeit und Energie Schlingensiefs anschaulich zu gedruckt sind, an der einen oder anderen Stelle et‐ machen. Autor/innen-Biografie Christoph Scheurle Studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und war dort von 2009– 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien und Theater. Seit Oktober 2012 vertritt er die Pro‐ fessur für Ethik und Bildung am Fachbereich angewandte Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Dort‐ mund. Er arbeitet zudem als Dramaturg und Schauspieler in verschiedenen Zusammenhängen und ist Grün‐ dungsmitglied des Theaterensembles 3%XTRA! Diese Rezension ist erschienen in [rezens.tfm] 2012/2 | Veröffentlicht: 2012-12-11 URL: https://rezenstfm.univie.ac.at/index.php/tfm/article/view/r260