»BRING TENT« Laboratorien des Protests V O N A N N I K A R I C H T E R I C H U N D P A B L O A B E N D FELDBEOBACHTUNGEN IN EINEM POLITISCHEN LABOR Im Blog der kanadischen Adbusters Media Foundation las man Anfang Juli 2011: »On Sept 17, flood into lower Manhattan, set up tents, kitchens, peaceful barri- cades and occupy Wall Street«.1 Wenige Tage später veröffentlichte das gleichna- mige Printmagazin das Bild einer Ballerina, tanzend auf dem Charging Bull. Der knappe Appell darauf lautete: »What is our one demand? #occupywallstreet Sep- tember 17th. Bring tent«. Obgleich für die Realisierung und Organisation von Occupy Wall Street weit mehr notwendig war als diese bloße Aufforderung2, entwickelte sich unter diesem Label eine international vernetzte Protestbewe- gung. Auch in Deutschland fanden in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Pro- testaktionen statt, die sich Occupy zuordneten. Frankfurt, Römerberg, 17. Mai 2012 Ein halbes Dutzend Zelte finden sich seit dem frühen Nachmittag auf dem Römerberg. Der Platz ist abgeriegelt, Polizisten stehen in mehre- ren Reihen in Bögen vor dem Rathaus und blockieren die Zugänge. Auf den Platz kommt keiner mehr, nur noch raus, aber wer es nach drinnen geschafft hat, darf vorerst bleiben. Bis Sonnenaufgang lautet die sich schnell verbreitende Ansage der Polizei. Schnell wird improvi- siert: auf dem Platz wird ein grün-weiß gestreiftes Partyzelt aufge- stellt, das als Ort der Assamblea dienen soll. Aktivist_innen in Clownskostümen laufen herum, es gibt eine Samba- gruppe, Gewerkschaftsvertreter, Attac-Aktivist_innen, Lokalpoliti- ker_innen der Parteien Die Linke und der Piratenpartei, jede Menge Pressevertreter und Fotografen. Ein Fernsehteam interviewt Johannes Ponader, damals amtierender Geschäftsführer der Piraten. Dazwi- schen sympathisierende oder einfach neugierige Frankfurter, die auf dem Platz und in den Cafés die Sonne genießen, und japanische und amerikanische Touristen, die fotografieren und filmen. 1 Vgl. www.adbusters.org/blogs/adbusters-blog/occupywallstreet.html, gepostet am 13. Juli 2011. 2 Vgl. Graeber: Inside Occupy, S. 30 ff. NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R U N D Z U R Ü C K ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND Die improvisierte Assamblea findet am frühen Abend statt. Es bleibt wenig Zeit, die Räumung steht bevor und es müssen Entscheidungen getroffen werden. Die Zelte verteidigen, einen anderen Platz suchen oder eine Spontandemo durch die Stadt? Der Moderator verzeichnet: Wir bleiben und jeder sucht sich eine Bezugsgruppe, die dann intern entscheidet, wie weit ihre Mitglieder beim passiven Widerstand gehen. Auf der Suche nach einer solchen Gruppe, geselle ich mich zu den Aktivisten eines alternativ-politischen Think Tanks, mit denen ich vorher schon ein paar Worte gewechselt hatte. Der vermeintliche Wortführer der Gruppe mustert mich skeptisch. Vielleicht denkt er, ich sei ein Zivilbeamter? Ein anderer setzt sich für mich ein, »Der ist ok«. Am Ende darf ich zwar bleiben, aber nicht mitreden und habe kein Stimmrecht. Na gut. Nacheinander bekomme ich Flyer in die Hand gedrückt: »Marx ist muss 2012«, Ökologische Linke und Partei Die Linke. Von einem Politikwissenschaftler aus meiner Bezugsgruppe werde ich schließlich gefragt, ob ich bei einer Aktion für die Home- page des Think Tanks mitmachen würde. Ich soll in eine Sprechblase aus Pappe einen Text reinschreiben, sie hochhalten und mich anschlie- ßend so fotografieren lassen. In der Formulierung sei man völlig frei, aber es muss eine Entschuldigung an Griechenland werden. Doch für solche Aktionen bleibt keine Zeit. Die Räumung des Römerbergs be- ginnt gegen 19 Uhr von innen nach außen. Als erstes werden die Zelte auf einen Haufen geworfen.3 Berlin, Hauptbahnhof, 15. Januar 2012 Es ist schlicht zu kalt, um eine Assamblea im Freien abzuhalten. Nach dem Protestmarsch durch Berlin finden sich die rund 150 verbliebe- nen Demonstranten daher im Berliner Hauptbahnhof zusammen: na- he dem Ausgang zum Washingtonplatz, in Richtung Bundestag, vor dem man zuvor demonstriert hatte. Scheinbar erfahrenere Akti- vist_innen setzen sich unmittelbar zusammen und bilden einen inneren Kreis, um den sich weitere Akteure gruppierten. Einige Demonstrant_innen zögern, vorbeilaufende Reisende und Touristen bleiben stehen, um das Geschehen zu verfolgen. Die Zugehörigkeit zur Gruppe verläuft gewissermaßen absteigend vom inneren Kreis der sitzenden Aktivist_innen, zu unentschlossenen Demonstrant_innen und neugierigen Außenstehenden. Man beginnt mit der Assamblea. Kurz nach Beginn der Diskussion, die via Human Microphone verbrei- tet wurde, trifft die Polizei ein. Mit der Begründung, dass es sich bei dem Gebäude des Hauptbahnhofs um privates Gelände handele, for- 3 Grundlage für diesen Bericht ist ein Feldaufenthalt von Pablo Abend. NAVIGATIONEN 132 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« dert ein Polizist die Demonstrant_innen zur Auflösung der Versamm- lung auf. Er weigert sich, über das von den Demonstrant_innen gefor- derte Human Microphone zu kommunizieren. Stattdessen nutzte er ein Megaphon. Nachdem nur wenige Demonstrant_innen der Forderung, den Hauptbahnhof zu verlassen, nachkommen, beginnt die Polizei damit, die Aktivist_innen aus dem Gebäude zu führen oder zu tragen.4 Kurz vor der Räumung des Platzes, teilt eine der Personen im inneren Kreis Flugblätter aus. Es wird zur Teilnahme an Fokusgruppen an einer deutschen Universität und einer Umfrage zur Motivation für die Beteiligung an dem Protest aufgefordert. Neben mir spricht eine Demonstrantin den Mann an. Sie erkundigt sich danach, was für ein Projekt er plane, gibt sich als Politikwissenschaftlerin zu erkennen und kommentiert die Begegnung: »Wir müssen Kontakte austauschen, zu- sammenarbeiten. Hier kann man nicht einfach sein eigenes Ding ma- chen. Alleingänge sieht man hier nicht gerne.«5 Innerhalb der Gestaltung und Etablierung der Occupy-Bewegung haben Akademi- ker_innen verschiedener Disziplinen eine entscheidende Rolle gespielt. Diese Re- levanz kann man nicht nur anhand der zuvor geschilderten Feldbeobachtungen erahnen, sie wird bereits in der Fundierung von Occupy manifest. David Graebers Inside Occupy ist ein prominentes Beispiel dafür, wie sich wissenschaftliche mit aktivistischen Interessen vermengen und Einfluss auf die Ausprägung der Pro- testkultur nehmen.6 Auch der methodische Ansatz des Anthropologen ist charak- teristisch: Die akademische Reflexion von Occupy ist geprägt durch eine Konjunk- tur empirischer, häufig ethnographischer und nicht selten subjektiv geprägter Analysen.7 Dieser Aufsatz wird die Implikationen eines solchen Vorgehens für die Protestkultur von Occupy untersuchen und herausstellen, was für Daten daraus hervorgehen bzw. welches Wissen hier generiert wird. Ausgangsthese ist, dass sich in den sozialen Kontexten von Occupy die Rollen von Forscher_in und Aktivist_in nicht trennscharf auseinander halten lassen. Selbst wenn man die epistemologische Utopie objektiver, neutraler Forschung als solche anerkennt, bleibt die Frage bestehen, was für Wissensformen die aktuelle, 4 Dass die umstehenden Beobachter nicht unbedingt passiv sein müssen und durchaus mit den Aktivisten sympathisieren können, zeigt dieses Video http://www.youtube.com/ watch?v=Qm1LyLpSlBg, 27.07.2013. 5 Grundlage für diesen Bericht ist ein Feldaufenthalt von Annika Richterich. 6 Graeber: Inside Occupy. 7 Vgl. Juris: »Reflections on #Occupy Everywhere«; Campbell: »A Critique of the Occupy Movement From a Black Occupier«; Garces: »Occupy Wall Street, Open Ethnography and the Uncivilized Slot«; Blumenkranz u.a.: Occupy! Die ersten Wochen in New York 2011; Graeber: Inside Occupy; Gitlin: Occupy Nation. NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K 133 ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND empirische Forschung zu Occupy hervorbringt. Man muss hier diskutieren, ob Occupy als politisches Phänomen und als Subkultur starker normativer Überzeu- gungen Forschung privilegiert, deren Deutungsanspruch sich in Zugehörigkeit und Anwesenheit vor Ort begründet. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Problemstellung, in welchen Räumen und sozialen Kontexten sich Aktivist_innen und Forscher_innen bewegten bzw. wie ihr Handeln ihre Umgebung und ggf. die Objekte ihrer Forschung beeinflusste. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Occupy selbst eine beachtliche Politisierung und emische Theoriebildung mit sich brachte, die auch auf die hohe Bedeutung des ›Graduate without future‹ zurückging:8 Occupy bestand nicht zuletzt aus Studierenden und Graduierten, die einen ›Bailout‹ der Banken auf Kosten ihrer Zukunftschancen ablehnten. Einerseits hat die Occupy-Bewegung einem politischen Bewusstsein eine öffentliche Plattform geboten und ein politisches Bewusstsein manifestiert. Ande- rerseits weckten die Proteste das Interesse zahlreicher Forscher, die das Phäno- men aus verschiedenen (inter-)disziplinären Perspektiven untersuchten. Eine Fra- gestellung dieses Papers bezieht sich somit auf Interaktionen, die in inter- und intrapersonellen Aushandlungen der Rollen von Aktivist_in und Forscher_in entstehen. Aus dieser Besonderheit der Akteurskonstellation von Occupy resul- tiert eine situative Fluidität des räumlichen Settings, die wir als Changieren zwi- schen den Kategorien des Labors und des Feldes beschreiben werden. Die besetz- ten Plätze und errichteten Camps treten als politische Labore auf, in denen gerade das Soziale bzw. soziale Praktiken experimentell verhandelt werden. Für die (empirischen) Forscher_innen funktionieren sie jedoch als Felder, aus denen Beobachtungen zu den Praktiken der Aktivisten gewonnen werden sollen. Zu diskutieren ist auch, inwiefern die Diskrepanz zwischen den Interessen von Forscher_innen und Aktivist_innen in einem unterschiedlichen Commitment dieser Akteure resultierte. Aktuelle Diskussionen haben immer wieder die Frage aufgegrif- fen, ob und warum Occupy letztlich gescheitert sei. Die Erklärungen reichen von Argumentationen, die den Aktivist_innen eine grundlegende Plan- und Ziellosigkeit vorwerfen, das brutale Vorgehen der Polizei verantwortlich machen oder eine übermäßige Theoretisierung des Phänomens zu Lasten des aktivistischen Potenzials kritisieren.9 Zu einer Theoretisierung bzw. mindestens zu einer wissenschaftlichen Reflexion haben auch Akademiker_innen verschiedener Disziplinen beigetragen. Ihr Interesse an Occupy begründet sich – ähnlich jenem der Journalist_innen – in Neuigkeitswert und Innovativität der Protestbewegung. Die Felder waren für sie 8 Vgl. dazu Mason: »The Graduates of 2012 Will Survive Only in the Cracks of our Economy«: »[T]he graduate without a future is a human expression of an economic problem: the west’s model is broken. It cannot deliver enough high-value work for its highly educated workforce. Yet the essential commodity – a degree – now costs so much that it will take decades of low-remunerated work to pay for it«. 9 Vgl. Madrick: »The Fall and Rise of Occupy Wall Street«; Frank: »To the Precinct Station«; Roberts: »Why the Occupy Movement Failed«; Sorkin: »Occupy Wall Street: A Frenzy That Fizzled«; Wolf: »The Shocking Truth About the Crackdown on Occupy«. NAVIGATIONEN 134 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« nur so lange von akademischem Interesse als sie reichhaltige Datenquellen für wis- senschaftliches Arbeiten formierten. Diskussionswürdig erscheint nun, inwiefern die politische Motivation des Feldes und seine ungesicherte Existenz auch eine Verant- wortung beteiligter Akademiker_innen einfordert. Dies würde jedoch ein langfristi- ges Engagement bedeuten, das mit den Anforderungen des wissenschaftlichen Ar- beitens kaum zu vereinbaren ist. Während die Protestkulturen der Occupy-Camps nicht als Gelegenheits-, sondern als Vollzeitaktivismus angelegt waren, erfordert auch die Bearbeitung und Verschriftlichung daraus gewonnener Daten eine gewisse Zeit und Distanz, die nur schwer mit einem parallelen, aktiven Einsatz für Occupy in Einklang zu bringen ist. In diesem Sinne liegt es nahe, dass zahlreiche Akademiker die Occupy-Settings verlassen mussten, soweit sie ausreichend Daten generiert hatten. In Folge dessen entstand in den Protestgemeinschaften ein nur temporäres Engagement seitens akademischer Akteure, das letztlich auch zu einem Ausdünnen der Protestbewegungen beitrug. In welchem Umfang ein solcher Einfluss vorlag, lässt sich jedoch im Detail nicht nachweisen. Occupy erweist sich dabei aufgrund seines experimentellen Charakters zudem als artifizielles Phänomen, das von den nativen Akteuren gezielt als politi- sches Soziallabor zugerichtet wird. Die Besetzung öffentlicher Plätze schafft, durch den Charakter der Besetzung selbst und durch die Anliegen der beteiligten Akteure, eine Laborsituation. Es erfolgt eine Reappropriation des urbanen Raums. Ranciere beschreibt dies ! als Gegenfigur zu »police« und staatlichen Eingriffen ! als Grundgedanken von »politics«: ›Move along! There is nothing to see here!‹ The police says that there is nothing to see on a road, that there is nothing to do but move along. It asserts that the space of circulating is nothing other than the space of circulation. Politics, in contrast, consists in transforming this space of ›moving-along‹ into a space for the appearance of a subject: i.e., the people, the workers, the citizens: It consists in refiguring the space, of what there is to do there, what is to be seen or named therein.10 In politischen Handlungen wurden Orte von den Akteuren einerseits so ausgewählt, dass sie Sichtbarkeit gewährleisten, und neuen Akteuren den Zutritt erleichtern. Andererseits sollten sie sich mit den symbolischen Kristallisations- punkten der ausgemachten Gegner decken: der Zuccotti Park liegt in der Nähe der Wall Street, in Frankfurt wurde der Platz vor der Europäischen Zentralbank (EZB) besetzt. Das Besetzen ist dabei die Grundlage des sozialen Experiments, ei- ne Gemeinschaft mit alternativen Regeln aufzubauen, indem zunächst die Welt da draußen weitestgehend ausgeklammert werden musste. Man hat es hier nicht mit einem sozialen Kontext zu tun, in dem sich bestimmte Abläufe bereits konventio- nalisiert haben. Vielmehr liegt eine ! so unsere These ! Laborsituation vor, die dementsprechend hochsensibel und empfänglich für aktive Einflussnahme ist. 10 Ranciere: »Ten Thesis on Politics«, S. 7. NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K 135 ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND ZUGÄNGE Der Problemhorizont wird im Folgenden beispielhaft anhand der transnationalen Proteste der Jahre 2011/2012 dargestellt, die sich hauptsächlich gegen die europä- ische Fiskalpolitik und die Macht der Finanzmärkte richteten. Die einleitend aus- geführten Argumente sollen anhand von ausgewählten empirisch basierten Re- konstruktionen der Occupy-Strukturen skizziert werden. Dies umfasst Feldbeob- achtungen von Occupy-Aktionen in Berlin und Frankfurt, die sich insbesondere auf das Verhältnis von Forschern und Aktivisten beziehen bzw. die intrapersonelle Trennung dieser Rolle problematisieren. Ein zeitlich nachgelagerter Anlass für dieses Paper bzw. ein Symptom dieser These ist zudem die Konjunktur empirischer und vor allem ethnographischer Stu- dien zu Protestbewegungen wie Occupy. Man kann sich des Eindrucks nicht er- wehren, dass die Beteiligung an den Occupy-Protesten geradezu als Qualitäts- siegel wissenschaftlicher Arbeit zu diesem Thema inszeniert wird. Dies mag auf ein Bedürfnis zurückzuführen sein, die Authentizität und Glaubwürdigkeit der Forschung durch aktive Teilnahme zu untermauern. Dieser Diagnose gehen ei- gene Feldbeobachtungen voraus, welche diese These empirisch-subjektiver Auto- ritätsbildung ursprünglich motiviert haben. Nicht zuletzt denkt man hier etwa an David Graeber, der seine Lesereise zu Schulden: Die ersten 5000 Jahre öffentlich- keitswirksam auf Occupy-Schauplätzen inszenierte.11 Indem dieser Aufsatz die jeweilige (Doppel-)Rolle der Akteure von Occupy in den Blick nimmt, stellt sich auch die Frage wie die Akteure den Kontext ihrer Hand- lungen konstituieren. Erste Eindrücke der Occupy-Camps und darin stattfinden- der Forschung legen es nahe, die beschriebene Problematik durch die Dichoto- mie von Feld und Labor zu beschreiben. ORTE DER ZURICHTUNG In den folgenden zwei Abschnitten werden die Begriffe des Feldes und des Labors kurz definiert. Damit erfolgt eine Abgrenzung der beiden Konzepte zueinander; zugleich treten Überschneidungen hervor, die sich unter anderem in dem situativ bedingten Charakter dieser Kategorien bedingen. Einen geographischen oder vir- tuellen Raum als Feld oder Labor auszumachen, hängt vor allem von den darin situierten Praktiken ab. Erst die Anwesenden klassifizieren einen Raum als Feld oder Labor. Indem (natur-)wissenschaftliche oder politische Akteure experimen- telles Handeln und dessen Effekte erproben, wird ein Raum zum Labor und kann als solcher wieder zum Feld werden.12 In beiden Fällen erfolgt somit eine akteurs- seitige Zurichtung. 11 Graeber: Schulden. Die ersten 5000 Jahre. 12 Latour/Woolgar: Laboratory Life; Latour: »Gebt mir ein Laboratorium und ich werde die Welt aus den Angeln heben«. NAVIGATIONEN 136 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« LABOR In der traditionellen Wissenschaftsforschung, die sich zunächst mit dem naturwis- senschaftlichen Labor befasste, wurde das Soziale als ! wie Knorr Cetina es zuspitzt ! Feindbild beschrieben, das im Falle falscher Ergebnisse die Laborsituation kon- taminiert.13 Hingegen sprechen neuere Ansätze, insbesondere aus den Science and Technology Studies, dem Sozialen eine konstituierende Rolle zu. Nach dem kons- truktivistischen Laborstudienansatz sind das Soziale und das Labor keine Gegensät- ze mehr, vielmehr ist das Labor ein Ort der Zentralisierung, Bemächtigung und Ver- dichtung gesellschaftlicher Praktiken. Die Handlungsprogramme der Forscher im Labor sind demnach »[...] weniger darauf ausgerichtet, Wirklichkeit zu beschreiben als Wirklichkeit zu erzeugen (und dann zu beschreiben)«.14 Dieses Gegenbild zur naturwissenschaftlichen Objektivität wurde, mit Blick auf die Macht des Labors, teils geradezu skandalisiert. Haraway sschreibt zu Knorr Cetinas sowie Latours La- borstudien: »[T]he laboratory, that great machine for making significant mistakes faster than anyone else can, and so gaining world-changing power. The laboratory for Latour is the railroad industry of epistemology [...]. Those who control the rail- roads control the surrounding territory«.15 Das Labor wird damit zu einem Ort, an dem die Forschung als eine »Mischung aus Handlung und Kognition« erscheint, die »mehr verwandt mit politischen Strategien als mit geglaubten Inhalten«16 sei. Da politische Strategien immer mit Machtinteressen verbunden sind, die ihnen vorgän- gig sind, wird das Labor zu einem Ort der diskursiven Aushandlung über zwischen- menschlich oder medial verbreitete Zeichen. Ein solcher lokaler Handlungskontext kann dabei mit einem spezifischen Ort zusammenfallen, kann aber auch, wie Knorr Cetina es am Beispiel eines Labors der Informatik zeigt, eine Netzwerkstruktur auf- weisen und somit translokal strukturiert sein. FELD Während zur Zeit Malinowskis, der als einer der ersten zum Ins-Feld-Gehen auffor- derte,17 das Feld noch als Ort definiert war, an dem eine abgrenzbare Gruppe untersucht wurde, die eine gemeinsame Kultur teilt, so kann man heute von einer Dislokation des Feldes durch Transport- und Mediatisierungsprozesse sprechen. Den daraus resultierenden Herausforderungen begegnet beispielsweise der vielzi- tierte Ansatz von George Marcus, der eine Multi-Sited Ethnography vorschlägt. Durch Mobilisierung der Forschung, die nun an multiplen Orten stattfindet, soll eine Erhöhung der Reichweite und Flexibilität gegenüber langen Aufenthalten an einem Ort realisiert werden.18 13 Knorr Cetina: »Sozialität mit Objekten«, S. 85. 14 Ebd., S. 87. 15 Haraway: »Situated Knowledge«, S. 98. 16 Knorr Cetina: »The Fabrication of Facts«, S. 25. 17 Vgl. Engler: »(De-)Placing the Field«. 18 Vgl. Marcus: »Ethnography in/of the World System«. NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K 137 ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND Die Multi-Sited Ethnography greift eine seit Mitte der 1990er Jahre existierende Strömung auf, die auf die zunehmende Komplexität ihrer Untersuchungsobjekte reagierte. In ähnlicher Manier wie Marcus betont Knoblauch, dass eine große Offenheit des Feldes die Problemzentrierung auf eine bestimmte Aktivität erfor- dert, wodurch man mit ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, Kon- texten und Berufsgruppen konfrontiert sei. Da diese Situation durch die veränder- te gesellschaftliche Makrostruktur im Zuge von Globalisierungsprozessen zum Normalzustand geworden sei, vollziehe sich eine Abkehr von der strikten Metho- de der teilnehmenden Beobachtung in einem klar umgrenzten Feld zugunsten ei- ner flexibleren Herangehensweise. Eine mobile Ethnographie konzentriert sich nunmehr auf Teilaspekte und Ausschnitte eines Feldes.19 Diese Ausrichtung auf einen Aspekt der Kultur ist dabei eine Reaktion darauf, dass die Grenzen des ethnographischen Feldes nicht mehr klar konturiert sind und sich analyserelevante Praktiken in unterschiedlichen Kontexten finden. Der Feldbegriff hat sich dabei als anpassungsfähig erwiesen und wird mittlerweile auch auf virtuelle Orte wie digitale Spielenetzwerke oder die Blogosphäre angewendet. Dies ist einerseits der Offenheit des Feldkonzepts zu verdanken, andererseits zugleich einer damit einhergehenden Vagheit.20 Heutige Modelle verteilen Felder über unterschiedliche, transnationale Scapes21, oder fo- kussieren auf das Dazwischen: auf die Assoziationen zwischen einzelnen Knoten in Netzwerken mit potentiell globaler Reichweite. Ein geteilter territorialer Ur- sprung ist nur noch von untergeordneter Bedeutung, denn ein Ort ist nicht mehr länger als »Verwurzelungspunkt einer ›kulturell‹-homogenen Gruppe«22 auszuma- chen, sondern wird, gemäß dem Netzwerkgedanken, zum Kreuzungspunkt, an dem sich verschiedene, distinkte Soziosphären überlagern. DAS FELD ALS POLITISCHES LABOR: SIGNIFIKATIONSPROZESSE Wie lassen sich nun die sozialen Kontexte der Occupy-Proteste und -Camps, die darin situierten Forscher und Aktivisten, mit den Konzepten von Labor und Feld näher bestimmen? Der Feldbegriff trifft hier zunächst auf den geographischen Schauplatz zu, auf die Orte also, an denen sich die Proteste verdichteten und ver- stetigten. Durch die lokale Raumnahme der Akteure, die stets auf gut sichtbare und gleichermaßen überschaubare Plätze im Zentrum der Stadt abzielte, war das Feld augenscheinlich geographisch begrenzt.23 Schnell wurde jedoch klar, dass dieses Feld gleichermaßen durchlässig und in ein mulitlokales und transnationales Netzwerk eingebettet war. Man sah sich einem realräumlichen, urbanen Occupy 19 Vgl. Knoblauch: »Fokussierte Ethnographie«. 20 Engler: »(De-)Placing the Field«, S. 5. 21 Appadurai: »Dead Certainty«. 22 Engler: »(De-)Placing the Field«, S. 15. 23 Vgl. Mörtenböck/Mooshammer: Occupy; Harvey: Rebel Cities. NAVIGATIONEN 138 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« gegenüber, das durch die Mediennutzung der Akteure maßgeblich von einem medial konstituierten Pendant mitbestimmt wurde. Ein spanischer Occupy- Aktivist beschreibt diese (problematische) Konstellation: »See, part of this problem was that the IT tent was working more like a personal internet place because the working groups were not there in the camp, they were working from outside. So you really had one version of the camp that was in digital and then the camp was the other version.« Setzt die Betrachtung also ausschließlich im lokalen Kontext an, dann wird während der Forschung plötzlich zweifelhaft, in welcher Form der Feldbegriff überhaupt angewandt werden kann. Wird für das Feld die Kategorie der Unzuge- richtetheit und Unberührtheit zugrunde gelegt ! während das Labor stets mit Formen der Kontrolle und Zurichtung einhergeht, was eine Reinigung des Feldes voraussetzt ! so wird evident, dass es sich bei den Plätzen von Occupy, bei den Orten des Protests, auch um Laboratorien handeln muss. Diese These der Laboratisierung erfährt aus zwei Richtungen Bestätigung: Zum einen wurden die Plätze von Occupy bereits nach kürzester Zeit von For- schern unterschiedlichster Fachrichtungen zugerichtet, indem noch während der Besetzung Interviews geführt, Texte verfasst oder experimentelle Situationen ge- schaffen wurden. Ein solches Vorgehen ist durchaus innerhalb von Feldforschung zulässig, allerdings stellt sich die Frage, wie viel und welche Formen von Forschung ein Feld verträgt. Die Schnelllebigkeit der Proteste und dynamischen Praktiken der Aktivisten haben hier zu methodischen Vorgehensweisen beigetragen, die das Feld zwar beobachtbar machen, es jedoch zugleich mit dem Labor überlagern. Zudem transformierten bereits die Aktivisten selbst die öffentlichen Plätze und besetzten Häuser in politische Laboratorien und nutzen diese temporär als experimentelle Schablonen für alternative Protest-, Kommunikations- und Lebenskulturen. Will man die Analogie vom naturwissenschaftlichen Labor zum doppelt besetz- ten Soziallabor weiterführen, so bieten sich die Praktiken der Synthese und Analyse an. Mit diesen zentralen Vorgehensweisen des naturwissenschaftlichen Labors las- sen sich eine Laboratorisierung bottom-up und eine Laboratorisierung top-down ver- gleichen. Während die Synthese den Umsatz, d.h. die Verbindung und Zusammen- setzung von mindestens zwei Elementen zu einer neuen Einheit bezeichnet, wird bei der Laboranalyse ein Objekt systematisch in seine einzelnen Bestandteile zerlegt, um diese untersuchen und auswerten zu können. Innerhalb der Occupy- Proteste fand einerseits eine Synthese statt: Die beteiligten Aktivisten kombinierten ein experimentelles Zusammenleben mit neuen Protest-, Kommunikations- und Koordinationspraktiken; an diesen Entwürfen alternativer Demonstrationskulturen waren auch Akademiker maßgeblich beteiligt. Diese Räume und Praktiken sind innerhalb kurzer Zeit zum Untersuchungsgegenstand zahlreicher Papers und Monographien avanciert. Insofern unterzog man eine experimentelle Laborsitu- ation, an der man selbst mitgewirkt hatte, wiederum einer Analyse. Diskussions- NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K 139 ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND würdig ist an diesem Punkt, inwiefern Praktiken der Synthese und Analyse unter- schiedlich motiviert sind. Die beobachtenden Akteure formierten kontrolliert labor- hafte Interaktionen, indem sie etwa Statements unmittelbar vor Ort einforderten, dazu Gelegenheiten schufen und diese medial dokumentierten, Fragebögen austeil- ten oder zu Fokusgruppen einluden. Inwiefern bestimmte akademische und gewiss auch idealistische Interessen auf die Praktiken der Aktivisten einwirkten, wirft die Frage danach auf, inwiefern hier ein Soziallabor als Feld inszeniert wurde, dessen Charakteristika obendrein von den Beobachtern maßgeblich mitbestimmt wurden. In den folgenden zwei Abschnitten widmen wir uns daher Praktiken, die darauf hin- weisen, dass die Räume der Occupy-Bewegung sowohl Soziallabore im Sinne einer Laboratorisierung bottom-up sind als auch einer Laboratorisierung top-down unterliegen. AKTIVISMUS UND PROTEST: LABORATORISIERUNG ›BOTTOM UP‹ Zunächst widmen wir uns den Praktiken der Aktivisten (sowie denen der aktivis- tisch handelnden Sozialforscher), welche die Räume, Kommunikationsformen und Symbole der Occupy-Bewegung zunächst hervorgebracht haben. Signifikant sind in diesem Zusammenhang die Etablierung eines temporären Zusammenlebens in den Camps, die Entwicklung von Insider-Symbolen bzw. einer Spezialsprache so- wie verschiedene Strategien der Prozesskontrolle und der Einsatz von Medien als Messgeräte. Zugleich traf man innerhalb der Proteste auch auf Störfaktoren, die sich mit denen des Labors vergleichen lassen. Woraus besteht ein Labor? Ein Labor besteht »[a]us einer Ansammlung von Instrumenten und Apparaten in einem Arbeitsraum mit Tischen und Stühlen, Stellagen und Chemikalien und Glasgefäßen […]«.24 Ein »soziales Labor«, als das die Camps hier bezeichnet werden, verfügt selbstverständlich über eine andere Aus- stattung als das naturwissenschaftliche Labor, von dem im Zitat die Rede ist. Zur Grundausstattung des Experiments Occupy gehörten die Zelte. Sie fungierten als Unterkünfte, Wohn- und Versammlungsstätten im öffentlichen Raum, und zugleich als Zeichen, die darauf verwiesen, dass sich die Proteste nicht zuletzt gegen Wohn- raummangel, hohe Mietpreise und Immobilienspekulationen richteten. Die Zelte und Aufbauten erlaubten es, öffentliche Plätze für alle sichtbar in Lebens- und Ver- sammlungsorte zu transformieren, und damit unmarkierten Raum zu parzellieren und in Funktionseinheiten einzuteilen. In öffentlich zugänglichen Zelten wurden die basisdemokratischen Versammlungen (Assambleas) abgehalten, es gab Volkskü- chen, Bibliotheken und offene Universitäten, und in den meisten Camps ein öffent- lich zugängliches Medienzentrum. Zwar gilt für das politische Labor nicht, dass alle Materialen für »das Labor erzeugt und gezüchtet$ sind, jedoch sind sie ebenfalls »vorpräpariert«, »isoliert und gereinigt«25: Nur ausgewählte Bücher kommen in die Campbibliothek, nur bestim- 24 Knorr Cetina: »The Fabrication of Facts«, S. 23. 25 Ebd. NAVIGATIONEN 140 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« mte Aktionen werden im Medienzelt beworben, und das Essen ist vegetarisch, wenn nicht vegan. Der Genuss von Alkohol ist entweder nicht gestattet oder zu- mindest verpönt. Zudem etablierte Occupy eine eigene Expertensprache und ein synthetisches Zeichensystem. Vor allem während der Assambleas werden interna- tional verständliche Gebärden eingesetzt, um Abstimmungen zu ermöglichen, ohne dabei die Kommunikation durch verbale Äußerungen zu stören. Sie dienten zur non-verbalen Kommunikation sowie als Mittel der Konsensfindung. Teilhabe war zunächst die grundlegende Bedingung, um diese Kommunikationsform zu erlernen und in ihrem korrekten Gebrauch einen Insiderstatus auszudrücken. Diese Not- wendigkeit eines learning by doing wurde jedoch durch die Veröffentlichung von Guides aufgehoben, wie sie etwa Graebers bereits erwähnten Monographie beila- gen. Die Kommunikationsformen können insofern auch von Außenstehenden ver- standen und angemessen eingesetzt werden, ohne dass eine langfristige Interaktion mit Occupy-Gruppen vor Ort notwendig wäre. Darin wird erneut deutlich, dass die akademischen Interessen sich von denen der nativen Aktivisten unterscheiden bzw. über diese hinausgehen. Eine Aneignung von Insiderwissen erfolgt hier nicht nur, um die eigene Teilhabe sicherzustellen und sich innerhalb der Gruppe äußern zu können. Vielmehr geht es darum, Einsichten zu gewinnen, die eine analytische Aussage über Gruppendynamiken erlauben und sich veröffentlichen lassen. Inwie- fern die Offenlegung von Insiderwissen, das zunächst den Angehörigen einer Grup- pe vorbehalten war, sich wiederum auf deren Identität und Kommunikation aus- wirkt, bleibt dabei offen. Problematisch erscheinen insbesondere die zeitliche Dimension und die Un- mittelbarkeit, mit der verschiedene Autoren ihre Occupy-Analysen publizierten. Seitens der nativen Aktivisten hat die Kommodifizierung sowie die Akademisierung der Protestkulturen und ihres Insider-Wissens zu einem nachhaltigen Misstrauen gegenüber Akteuren geführt, die ein analytisches Interesse an Occupy haben könnten. Dies führt zu einer eingeschränkten Offenheit der Gruppen und zu vorsichtigen, zurückhaltenden Interaktionen, die im Gegensatz zu der einstigen von Occupy propagierten Integration steht, wie sie im Slogan »the 99%« verdeutlicht wurde. Stattdessen findet eine Separation innerhalb von Occupy statt, die unter anderem auf ein Misstrauen gegenüber einer Instrumentalisierung der politischen Ziele für akademische Publicity zurückgeht. In einer (politisch- symbolisch höchst unkorrekten) Performance verbrannten etwa zwei Occupy- Aktivist_innen eine Ausgabe von Inside Occupy auf dem Berliner Bebelplatz.26 Inhaltlich richtete sich ihre Kritik vor allem gegen die urheberrechtlich geschützte Veröffentlichung und die Selbstdarstellung Graebers im Kontext von Occupy. Trotz ihrer Drastik, lässt sich diese Aktion nur als Fortsetzung zahlreicher Kritiken und Anfeindungen sehen, denen sich Graeber seit der immensen Popularisierung seiner Arbeiten gegenübersieht. Dass aus Occupy und seiner Protestkultur in 26 Schmude: »Occupy bereut Buchverbrennung«. NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K 141 ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND kürzester Zeit ein profitables, geistiges Eigentum entstand, sorgte für ein nachhaltiges Unbehagen, das man nicht monokausal auf Neid zurückführen sollte. Die Occupy-Bewegung zeichnet sich durch ein hohes Maß an medialer Selbstbeobachtung aus. In allen größeren Camps wurden Live-Streams ein zentraler Bestandteil der Medienstrategie. Zusammen mit Twitter wurden Video und Audiostreams dazu eingesetzt, räumlich entfernte Akteure mit einem unun- terbrochenen Nachrichtenstrom zu versorgen. Dabei ging es explizit um die Transparentmachung kollektiver Entscheidungsprozessstrukturen und um die Eta- blierung neuer Kommunikationsräume, aber auch darum, ein Gefühl der Teilhabe an einer wachsenden Gemeinschaft zu vermitteln. Eine verteilte Ästhetik der Bil- der und Töne schuf die Möglichkeit zur abwesenden Anwesenheit und ermöglichte die Vernetzung mit kollektiven Akteuren in anderen Camps und mit Einzelpersonen am heimischen Rechner. Die technischen (Mobil-)Medien sowie verschiedene Online-Kommunikations- plattformen ! allen voran der Mikroblogging-Service Twitter ! können in diesem Zusammenhang als Laborinstrumente gesehen werden. Mit ihnen werden Praktiken und Kommunikationsprozesse verbreitet und geleitet, zudem wird in dy- namischen und unübersichtlichen Situationen die Gemeinschaft stabilisiert und das Verhalten kollektiver Akteure koordiniert. Neben der Auswahl und Nutzung bestimmter Kommunikationsformen als Teil einer Strategie zur Etablierung basisde- mokratischer Strukturen, ist eine spontane Ausdifferenzierung der Mediennutzung als Teil der Problemlösung vor Ort nach funktionalen Kriterien zu beobachten. Für die empirische Forschung stellt sich daher die Frage, wie sich Vernetzungsprozesse und Bewegungen der Akteure verändern und welche Gelegenheiten die Nutzung bestimmter Medien evozieren. Es gehörte zu den erfolgreich verfolgten Zielen dieser Offenheit, die Eintrittsschwelle in die Bewegung möglichst niedrig zu halten. Durch dieses alle umfassende Inklusionsversprechen sollten Menschen zur politischen Arbeit moti- viert werden, die bis dato nicht aktiv politische Ziele verfolgten. Doch gerade diese Sichtbarkeit und Offenheit sorgten für Kontroversen: Aktivisten, die schon vor Occupy in politischen Gruppen organisiert waren bemängelten die Populari- sierung und Kommerzialisierung der Proteste, und intern trafen unterschiedliche Interessen aufeinander, sowohl wenn es um allgemeine politische als auch kon- krete organisatorische Fragen ging. So herrschte nicht immer Konsens darüber, wer sich in den Camps aufhalten durfte, und es gab Debatten, ob Obdachlose oder Drogenabhängige bedingungslos geduldet werden, ob Alkohol erlaubt ist, und welche politischen Einstellungen und Meinungen als unterstützend oder kontraproduktiv eingestuft werden. Nach außen hin waren die Aktivisten stets um größtmögliche Öffentlichkeit und Transparenz bemüht, aber nach und nach wurde die Angst vor einer Kontamination des anhaltenden sozialen Experiments spürbar. Wie im Wissenschaftslabor ging es nicht darum, das Soziale per se als NAVIGATIONEN 142 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« kontaminierend einzustufen. Es ging um Entscheidungen darüber, welches Wissen akzeptiert, und welches als Kontamination eingestuft wird.27 Diese Vorgänge wurden von den Aktivist_innen selbst dokumentiert, und zwar teils akribisch und mit einem hohen Grad der Reflexion. Nicht zuletzt erinnern die umfassenden Selbstdokumentationen und privaten Archive zahlreicher Occupier an das Format des Labornotizbuches. Vor allem mobile Akteure tragen ein eigenes digitales Archiv bei sich und stellen kleine Historien der Geschehnisse zusammen, Sammlungen aus Videomaterial, eigenen und fremden Fotos, aber auch Flyern, Zeitungen und mitgenommenen Artefakten, wie Tafeln, Plakaten, Schildern. Als kuratorische Richtschnur gilt dabei, dass bevorzugt Dokumente von Ereignissen gesammelt werden, an denen man selbst aktiv teilgenommen hat. Die Analyse von Videos dient dazu, andere über die Geschehnisse zu unterrichten, aber auch dazu, in ähnlicher Weise wie die Polizeiorgane, Proteststrategien zu analysieren und zu evaluieren. Eine Konkurrenz bzw. zumindest sich überschneidende Praktiken von Forscher_innen und nativen Aktivist_innen sind hier offensichtlich. FELDER DER PROTESTFORSCHUNG: LABORATORISIERUNG ›TOP DOWN‹ Neben der Laboratorisierung von unten, als Teil des Experiments Occupy ist eine Laboratorisierung von oben, als aktive Leistung der Forscher_innen, festzustellen. Ihre Anwesenheit lässt mehrere Problembereiche erkennen, die als Kontamination einer vermeintlich neutralen Ausgangssituation erscheint. Daraus ergeben sich u.a. Implikationen für das methodische Design zukünftiger Forschungsvorhaben. Denn wenn das Feld bereits als politisches Labor gekennzeichnet werden kann, das durch die Praktiken der Aktivisten zugerichtet und geschlossen wird, dann erscheint eine teilnehmende Beobachtung der Situation nicht angemessen, bzw. werden bei einer aktiven Teilhabe Operationen der Reflexion erforderlich, welche die Publikationen nach Occupy vermissen lassen. Überspitzt könnte man geradezu von einer Diskreditierung der Protestbewegung durch akademische Interessen sprechen, und man kann sich des Eindrucks einer Funktionalisierung der Proteste zugunsten einer Validierung forschungsrelevanter Hypothesen nicht erwehren. Frank urteilte über die akademische Theoretisierung von Occupy Wall Street: »OWS was taken as a proving ground for theory. Its ranks weren’t just filled with professionals and professionals-to-be; far too often the campaign itself appeared to be an arena for professional credentialing«.28 Dies bringt letztlich die Gefahr mit sich alternative, d.h. nicht von den ›Grasswurzelaktivisten‹ intendierte, Praktiken anzuwenden, die in den jeweiligen Protestkulturen invasiv wirken. Aus methodischer Sicht weitaus kritischer wird es, wenn sich kommerzielle und akademische Interessen mit der 27 Vgl. Knorr Cetina: »The Fabrication of Facts«. 28 Frank: »To the Precinct Station«. NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K 143 ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND Aktivistenrolle überschneiden. Bestes Beispiel ist die Kritik an David Graeber, der von den Medien als intellektueller Kopf der Occupy-Bewegung gefeiert wurde, dann jedoch besonders während der Lesetouren dafür kritisiert wurde, direkt an den Orten des Protestes für sein Buch zu werben. So war die Bühne frei für David Graeber. Alles passte plötzlich, er war der Mann der Stunde, des Brückentags. Seine Ankunft in Frankfurt wirkte wie perfektes Timing. Zwei Bücher will er hier vorstellen, ein- mal den Erfahrungsbericht über die ›Occupy Wall Street‹-Bewegung ›Inside Occupy‹, dann sein Hauptwerk, das fünfhundertseitige Buch über Schulden.29 Doch gerade die Rollenüberschneidung aus Aktivist, Wissenschaftler und Buchau- tor wurde von Aktivisten und Journalisten kritisch kommentiert, unter anderem gab es in Frankfurt und Köln nach der Lesung Nachfragen von Zuhörern, was er mit den Einnahmen aus den Buchverkäufen mache, und warum die Bücher nicht unter der Creative Commons-Lizenz veröffentlicht werden. In Interviews wurde Graeber danach gefragt, warum er sich eine Sonnenbrille der Marke Ray-Ban gekauft habe.30 Obwohl Occupy-Vertreter anfangs befürchteten, dass man sich mediale Auf- merksamkeit erkämpfen müsste ! man sprach hier von einem »Media Blackout«!,31 wurde Occupy in gewisser Hinsicht gerade der massenmediale Hype und das akademische Interesse ›zum Verhängnis‹. Insbesondere die massenmediale Propagierung der Social Media Nutzung und ihrer Relevanz für Occupy hat der Bewegung in mehrfacher Hinsicht geschadet. So wie die Polizei in den meisten Städten das Verhalten der Aktivisten offline, d.h. in den Camps und Räumen der Protestbewegungen dokumentierte, legten die Massenmedien Online-Verhalten und virtuelle Praktiken der Akteure offen. So war die effektive Einsatzfähigkeit der meisten Social Media nur von kurzer Dauer, da ihre strategische Instrumentalisie- rung bald ein populäres Thema für Massenmedien weltweit war. Insofern unter- lagen die meisten Social Media schnell einem systematischen Monitoring, sodass sie nicht mehr für eine Mobilisierung und Koordination von Massen geeignet gewesen wären, die sich den Blicken staatlicher Akteure hätte entziehen können. Zudem nahm man die Präsenz von Laptops und Smartphones in den Camps wiederholt zum Anlass die Argumentation zu untermauern, dass der bloße Besitz dieser Medien ein Beleg dafür sei, dass es den Aktivisten ›so schlecht nicht gehen könne‹ bzw. dass insbesondere die Nutzung von Markenprodukten wie MacBooks oder iPhones den konsumkritischen Forderungen der Aktivisten widersprächen.32 29 Minkmar: »David Graeber in Frankfurt«. 30 Schulz/Graeber: »Occupy-Urvater Graeber im Interview«. 31 Vgl. Taylor: »Occupy the Media # and the Message«. 32 Vgl. Lupo: »Why OWS Is Allowed to Have iPads and Laptops«. NAVIGATIONEN 144 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« Auch auf die Forscher übten digitale Publikationsmöglichkeiten einen gesteigerten Druck aus, ihre Einsichten und Analysen zu Occupy schnell zu veröffentlichen. Kurz nach Beginn der Proteste meldeten sich schnell namhafte Akademiker zu Wort, die in den Demonstrationen und Camps ihre Theorien bestätigt sahen.33 Die Unmittelbarkeit, mit der einige Publikationen die Proteste begleiteten, sorgte auch für das bereits erwähnte Misstrauen innerhalb von Occupy, die nun in akademischen Mitstreitern stets Akteure vermuteten, deren zentrales Interesse nicht die politische Schlagkraft, sondern die analytische Reichhaltigkeit von Occupy war. Wie die eilig fertiggestellten Publikationen zeigen, sehen sich viele Forscher hier in einer Doppelrolle. Fraglich ist dabei, wie sich die vielleicht nicht immer kommerziellen, doch stets karriereorientierten Forscherinteressen mit dem idealistischen, politisch fokussierten Ethos von Occupy und einem erforderlichen, langfristigen Engagement vereinbaren lassen. So verwundert es vielleicht nicht, dass man im Umkreis der Analysen dieser sozialen Proteste häufig mit Erfolgsmodellen konfrontiert ist, die »ohne die Annahme einer deskriptiven Korrespondenz zwischen Wirklichkeit und Wissen«34 Aussagen über die Mediennutzung enthalten. Eine Gleichsetzung mit der biologi- schen Evolution, wie sie beispielsweise in John Postills Rede von viralen Medien- umgebungen zu finden ist, dient in diesem Zusammenhang dazu, eine erfahrene Welt der Mediennutzung mit einer wissenschaftlichen Weltkonzeption über epide- miologische Modelle kausal zu verbinden. Die Kritik eines solchen objektivisti- schen Bildes der Medienwirkung und des Medieneinsatzes beinhaltet das Nach- denken darüber, dass das Wissen vor Ort dokumentarisch aggregiert wird, dabei aber von den Aggregatoren selbst mitgestaltet wird. Diese Einflussnahme wirkt sich umso stärker aus, je mehr sich die beteiligten Akteure in einer Doppelrolle als Forscher (Anthropologen, Sozialwissenschaftler, Protestforscher, Medienwissenschaftler, usw.) und Aktivisten inszenieren bzw. gefallen. FAZIT Ins Extrem getrieben wurden jegliche, ob mediale, künstlerische oder akademi- sche Inszenierungen von Occupy im April 2012 in Berlin: Zur »Occupy Biennale«, der 7. Ausstellung zu zeitgenössischer Kunst, machte man die Protestbewegung selbst zum Ausstellungsstück. Neben verschiedenen Performance-Veranstaltun- gen richtete man ein Indoor-Camp ein, das man großzügig mit sämtlichen Kli- schees kommunistischer und anarchistischer Bewegungen (inklusive Marx- und ›Che‹ Guevara-Bildern sowie dazu passenden Slogans), Holzbänken, Zelten und urban gardening-Utensilien eindeckte. Auch die dazu passenden Aktivisten lud man ein, um dem artifiziellen Camp nicht nur den Eindruck eines von Präparaten be- völkerten Labors zu geben, sondern ihm zudem den Charme eines Human Zoos 33 Klein: »The Most Important Thing in the World«; $i%ek: »We Are Not Dreamers«; Badiou: The Rebirth of History; Chomsky: Occupy; Hardt/Negri: Demokratie!?. 34 Knorr Cetina: »The Fabrication of Facts«, S. 21. NAVIGATIONEN V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K 145 ANNIKA RICHTERICH UND PABLO ABEND inklusive Freigehege zu verleihen. Selbst in diesem nun so offensichtlich künstlich hergestellten Kontext wurde auf dem Anspruch von Natürlichkeit beharrt. So sagte etwa der polnische Kurator und Videokünstler Artur Zmijewski während einer Pressekonferenz über die im Erdgeschoss des Berliner KW Institute for Contemporary Art residierenden Aktivist_innen: »Sie tun, was sie tun wollen«.35 Die Ausstellung reproduzierte einerseits Elemente der Occupy- Protestkulturen, die bereits von den Aktivisten als experimentelle, laborhafte Strukturen angelegt waren. Andererseits richtete sie diese Bestandteile als stilisierten Prototyp zu, an dem sich zentrale Abläufe und Ideale von Occupy visuell vorführen und verdeutlichen ließen. Im Mikrokosmos durchläuft das artifizielle Camp hier einen Prozess, dem auch die Occupy-Camps weltweit unterlagen: Sie wurden zunächst bottom-up von den aktivistischen Akteuren als politische Soziallabore gestaltet. Diese Konstellationen wurden wiederum von Akademiker_innen aufgegriffen sowie top-down in einer Art beeinflusst, die deren analytisches Potential begünstigen sollte. Aus unserer Analyse ergibt sich daher die These, dass sich am Beispiel der jüngsten politischen Proteste beobachten lässt, wie sich die Dichotomie Feld/Labor durch eine doppelte Zurichtung der Akteure selbst auflöst. Diese Befunde deuten darauf hin, dass eine situierte Beobachterperspektive nicht obsolet wird, denn diese ermöglicht einen differenzierten Einblick in grundlegenden Dynamiken der Proteste. Es ist jedoch kritisch zu hinterfragen, was mit einer solchen Beobachtung erfahrbar wird. Der Beitrag soll eine Diskussion anregen, inwiefern das Feld sozialer Proteste möglicherweise kein solches ist, und an den Kristallisationspunkten vielmehr beobachtbar wird, wie ein Feld in mehrfacher Hinsicht zu einer Laborsituation zugerichtet wurde. Hier stellt sich die Frage, ob nicht die Selbstbeobachtungen und reflexiven Analysen nativer Aktivisten als originäre Quellen herangezogen werden müssen, um die Signifikationsleistung außerhalb des territorial bestimmten Feldes zu verfolgen. Vor allem da, wo Forscher ihre eigenen emischen Beschreibungen als ethische Grundwahrheiten ausgeben, wäre es geboten, verstärkt mit den Materialien der Akteure selbst zu operieren. Die beschriebenen Laboratorisierungen können auch als Ausgangspunkt gesetzt werden, um eine Diskussion über das vermeintliche Scheitern der Bewe- gung anzuregen. Man stößt auf das Paradoxon, dass das Streben nach internatio- naler Vernetzung und Öffnung der Bewegung mit einer Popularisierung einher- ging, die auch als Ursache für das Ende der Protestbewegungen ausgemacht wer- den kann. Auch die nur zeitlich begrenzte, jedoch aktiv mitgestaltende Invol- vierung aktivistisch handelnder Akadermiker_innen scheint hier eine Rolle gespielt zu haben. Zunächst ist jedoch an dem problematischen Bestreben anzusetzen, ein zunächst lokal begrenztes Labor global auszudehnen. Denn aus dem universa- listischen Versprechen, für 99% der Bevölkerung zu stehen und einzutreten, er- 35 Vgl. www.sueddeutsche.de/kultur/occupy-bewegung-besetzt-berlin-biennale-damit- faengt-kultur-erst-an-1.1341660, 27.07.2013. NAVIGATIONEN 146 V O M F E L D Z U M L A B O R UN D Z U R Ü C K »BRING TENT« wuchsen Anspruch und Pflicht sich zu einer allumfassenden Gemeinschaft auszu- weiten, wodurch die Errichtung weiterer translokaler Soziallabore zu einem strategischen Impetus wurde. Damit nahm sich die Bewegung selbst die Dynamik ihres überraschenden Beginns. Um eine solche Expansion zu erreichen, muss viel Zeit und Aktivismus in die Errichtung und Aufrechterhaltung der (Labor-)Infra- strukturen fließen. Die Ausweitung des Labors stieß an eine noch genauer zu be- stimmende Grenze, doch die großangelegte Laboratorisierung steht vielleicht erst noch bevor. 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