Debatte: Zur Praxis des »epistemischen Ungehorsams« Gudrun Rath Was ist epistemischer Ungehorsam? Und wie lässt Positionen aus definiert wurde, konkret: von der sich dieser in der Praxis – und aus unterschiedlichen Norm des weißen, männlichen, katholischen, indi- Perspektiven – denken? Diese Fragen stehen in die- viduellen Subjekts. Ansätze wie der ›epistemische sem Heft im Zentrum der Debatte. Der Begriff ist Ungehorsam‹ fragen konsequenterweise nach Mög- dem Titel der ersten deutschsprachigen Ausgabe ei- lichkeiten, diese Kolonialität des Wissens zu unter- ner Monographie Walter D. Mignolos entnommen, graben. die im Verlag Turia + Kant erschienen ist. Herausge- Das Erscheinen von Mignolos Text in deut- geben und übersetzt wurde der Text von Jens Kast- scher Übersetzung wurde allerdings nicht nur von ner und Tom Waibel. inhaltlichen Diskussionen begleitet. In einem offe- Nachdem die modernidad/(de)colonialidad- nen Brief wurden Antisemitismusvorwürfe gegen Gruppe, ein multidisziplinäres, vor allem in Latein- Mignolo laut; darauf folgte eine Diskussion um ein amerika aktives Forschungskollektiv, dem neben zweifellos problematisches Argument Mignolos, das Walter D. Mignolo unter anderem die Soziologen im Widerspruch zu anderen Argumenten desselben Edgardo Lander und Aníbal Quijano, die Pädago- Textes steht.1 Auch wenn die Problematisierung von gin Catherine Walsh, der Ethnologe Arturo Escobar, antisemitischen Argumentationsstrukturen in post- und die PhilosophInnen Enrique Dussel und María und dekolonialen Theorieansätzen höchst notwen- Lugones angehören, im spanisch- und englischspra- dig scheint, stellt sich die Frage, wie die betreffenden chigen Raum schon auf mehr als fünfzehn Jahre Theorien produktiv weitergedacht werden können, Forschung und intensive Diskussion zu Dekolonia- ohne ihre problematischen Aspekte zu verschwei- lität zurückblicken kann, kommt diese nun auch mit gen. einiger Verzögerung im deutschsprachigen Raum Wie Kastner und Waibel in ihrem Vorwort zu an. Im Fokus der Gruppe steht die – wie Aníbal Qui- Mignolos Buch anmerken, ist Mignolos Schreibwei- jano (2000) sie nennt – »Kolonialität« der Moderne. se auch insofern nicht unumstritten, als sie oftmals Moderne und Kolonialität werden nicht voneinan- fragmentarisch und uneindeutig bleibt (vgl. Waibel/ der losgelöst oder zeitlich aufeinanderfolgend, son- Kastner 2012: 31) – wie sich auch an der Ambivalenz dern als sich gegenseitig bedingende Komponenten des Begriffs epistemischer Ungehorsam selbst zeigt. gedacht. Die Gruppe unterscheidet Kolonialität als Allerdings bietet sie gerade durch ihre »Fugen und bis heute wirksame Logik von Kolonialismus als Lücken« (ebd.) Raum für weitere Denkanstöße, die temporäre, militärische Besatzung und untersucht in diesem Heft zur Debatte stehen. Dem Format der im Rahmen der ersteren auch das Feld der Wissen- Debatte dieser Zeitschrift entsprechend bekommen sproduktion, das historisch von eurozentristischen also im Folgenden verschiedene AutorInnen sowohl ZfK – Zeitschrift für Kulturwissenschaften 1|2014 © transcript 2014 urn:nbn:de:hbz:6:3-2014031083 Gudrun Rath aus universitären als auch aus außer-universitären Debattenteil von einer Replik Tom Waibels und ei- Kontexten Raum, um Formen, Möglichkeiten und ner kurzen Bibliografie. Begeben wir uns also in die Widersprüche des ›epistemischen Ungehorsams‹ Hitze der Diskussion. zu diskutieren und in ihren Statements aufeinan- der Bezug zu nehmen. Sie fragen dabei nicht zuletzt nach der Rolle der Institution Universität. Das Ein- 1 Nachzulesen sind die Vorwürfe und die Entgegnung gangsstatement des Philosophen und (Mignolo-) der Übersetzer hier: http://antisemitismus-wastun. Übersetzers Tom Waibel wird hier durch Kommen- blogspot.de/2012/04/offener-brief-antisemitismus- tare des Historikers Felix Axster, der Amerikanistin was-tun.html und http://argument-wasnun. Rebecca Fuchs und der Germanistin Eva Blome blogspot.co.at/2012/04/entgegnungen-auf-den- befragt und weitergeführt. Abgeschlossen wird der offenen-brief.html (01.10.2013). 100 | Praktiken des Ungehorsams Tom Waibel Nachdem ich gemeinsam mit Jens Kastner Walter Maß an politischer Brisanz, in dem es im Christen- Mignolos Epistemischer Ungehorsam, einen Grund- tum zum Gegenstand eines theologischen Systems lagentext dekolonialer Theoriebildung, übersetzt wurde, das Geschlossenheit beanspruchte, in sei- und herausgegeben hatte (vgl. Kastner/Waibel ner kolonialen Ausbreitung missionarisch durch- 2012), erhielt ich die Einladung in der Zeitschrift gesetzt wurde und eine universale Integration der für Kulturwissenschaften mögliche Praktiken eines Wissensbestände behauptete. Der Ungehorsam, zu ›epistemischen Ungehorsams‹ (kritisch) zu disku- dem Walter Mignolo aufruft, wendet sich gegen ein tieren. Ich möchte dieser Einladung nachkommen, solches Verständnis von Epistemologie. Hier geht indem ich zunächst die Frage aufwerfe, was denn es nicht nur um den Ungehorsam gegenüber einer mit dem epistemischen Ungehorsam gemeint sei, bestimmten Analyse bestehender Erkenntnismög- um daraufhin eine Handvoll Praktiken zu skiz- lichkeiten, sondern um den Ungehorsam gegenüber zieren, die ihn im Süden Mexikos und im Norden einer epochalen Wissensformation und ihrer he- Indiens seit einigen Jahren artikulieren. Zuletzt gemonialen Bedeutung für die Konzeptualisierung werden deren unterschiedliche Korrespondenzen von Welt. in – weniger exemplarischen als vielmehr symp- Der epistemische Ungehorsam richtet sich tomatischen – Praktiken des globalen Kognitariats gegen das okzidentale Denken als eine Forma- kritisch beleuchtet. tion von Macht- und Wissensverhältnissen, in de- nen Anordnungen der Aussage und Praktiken der Macht strategisch miteinander verknüpft sind. Der Gegen die okzidentalen Episteme Aufruf zum Ungehorsam ist damit auch eine Auf- forderung zum Widerstand gegen die vielfältigen Üblicherweise fragt Epistemologie danach, wie Wis- Formen epistemischer Gewalt, durch die Wissens- sen zustande kommt, welche Erkenntnisprozesse und Forschungspraktiken in den Kontext konkreter überhaupt denkbar sind, wie Wissensvorausset- Macht- und Herrschaftsverhältnisse gestellt werden. zungen begründet werden können und wann aus Das betrifft nicht nur den generellen Umstand, dass einer Erkenntnis gesichertes Wissen zu resultieren Wissen als gesellschaftliches Phänomen in konkre- vermag. Bisher hat Epistemologie im Allgemeinen ten sozialen und historischen Kontexten betrach- okzidentales Wissen als griechischen Ursprung re- tet werden muss, sondern darüber hinaus all jene flektiert und dieses unabhängig von seiner Entste- konkreten Formen der Wissensproduktion, die hungsgeschichte untersucht. Das philosophische durch systematische Negation anderer (außereu- Projekt der Epistemologie gewann historisch in dem ropäischer) Wissensgefüge charakterisiert werden. © transcript 2014 Tom Waibel Die Aufforderung zum Ungehorsam ist nicht auf lichkeiten. Ein solcher Ungehorsam ist ohne ein- ein erkenntnistheoretisches Programm reduzierbar, gehende Kritik von Identitäts- und Subjektivitäts- sondern sie zielt auf eine Infragestellung bestehen- formen nicht möglich, und er zielt auf die Formen der Regelsysteme und Begründungszusammenhän- des Sicht- und Sagbarmachens ab, die stets auch ge und deren machtbasierten Gültigkeiten ab. Die Formen des Verschweigens, Verschwindenlassens Praxis des epistemischen Ungehorsams führt letzt- und des Undenkbarmachens sind. Der epistemische lich dazu, den Begriff der Wahrheit neu zu verorten: Ungehorsam gipfelt in der Forderung, das koloni- Man denkt von wo aus man ist, lautet eine der zent- ale Wissen zu verlernen, um die längst überfällige ralen Thesen Walter Mignolos, mit der er dafür plä- Anerkennung und notwendige Konstruktion von diert, historische und gegenwärtige Denkformen als ›anderem‹ Wissen zur Veränderung der Welt zu ortsspezifische zu betrachten. Das heißt nun nicht, leisten. Zwischen dem epistemischen Ungehorsam dass Denkweisen an ihre Orte gebunden bleiben, und der dekolonialen Theoriebildung besteht ein sondern meint im Gegenteil ihre Ent-Essenzialisie- inniges Wechselverhältnis: Während die letztere die rung. Sobald das Denken als verortbares erkannt ist, Bedingungen der Konstitution von Wahrheit und verliert es auch seinen universellen Anspruch und Wissen untersucht, widersetzt sich der erstere den muss sich Gültigkeit und Legitimität in konkreten epistemischen Regeln der hegemonialen Wissens- Kontexten stets erneut erwerben. konstitution. Durch eine solche kritische Praxis bewirkt der Nach dieser schematischen Überprüfung von epistemische Ungehorsam einige tiefgreifende Ver- Charakteristika des epistemischen Ungehorsams schiebungen: Erstens wird Europa als geohistori- möchte ich im Folgenden einige Praktiken vorstel- sches Zentrum des Denkens dezentriert, zweitens len, in denen eben dieser Ungehorsam durch den wird die Epoche der Aufklärung als ein spezifisches Versuch einer Konstruktion von anderem Wis- Wissensregime mit einer weitgreifenden kolonialen sen und anderen Wissensformen zum Ausdruck Verkettung verstanden, drittens wird die Periphe- kommt. risierung der Welt als politisch-epistemologischer Tatbestand ausgemacht und viertens wird das Den- ken (der Moderne) als grundsätzlich ambivalenter Gelerntes wieder verlernen Prozess begriffen, der von Kolonialisierungspro- zessen nicht zu trennen ist. Der Ungehorsam gegen 1997, wenige Jahre nach dem ersten öffentlichen okzidentale Episteme bewirkt eine Dekonstruktion Auftritt des Zapatistischen Befreiungsheeres in der kolonialen Prosa, eine Demontage kolonialer Chiapas, im südostlichsten Bundesstaat Mexikos, Geschichtserzählungen, eine Kritik mentaler Rah- stellten die Zapatistas die Lehrer und Lehrerin- menbedingungen und symbolischer Formen, die nen der Land- und Dorfschulen in den von ihnen dem kolonialen Projekt zugrunde liegen, sowie eine kontrollierten Gebieten vor eine schwerwiegende Kritik des europäischen Humanismus, dem eine Entscheidung: Sie mussten wählen, ob sie entweder koloniale Kehrseite als konstitutive Mitbedingung weiterhin als Angestellte der ›schlechten Regierung‹ nachgewiesen wird. Der epistemische Ungehorsam westliches Wissen vermitteln wollten, oder ob sie als dekonstruiert die Vorstellung einer universellen Teil eines neu aufzubauenden autonomen Bildungs- Vernunft durch die Restitution und Inwertsetzung systems auf ihre Verstrickung mit der offiziellen Re- lokaler Wissensordnungen und Handlungsmög- gierung und ihre Bezahlung durch dieselbe verzich- 102 | Praktiken des Ungehorsams teten. Diese aufständische Alternative hallte in einer »Sieh mal, wir sind gegen die vorherrschende Ten- Analyse wider, die im angrenzenden Bundesstaat denz. […] Worin besteht die vorherrschende Oaxaca vom Forum der indigenen Bevölkerung Tendenz? Alles wird zur Ware gemacht, alles unternommen wurde: Der seit über einem Jahrhun- hat einen Preis, mit allem wird Handel betrie- dert vorangetriebene Ausbau von Schulen habe wie ben, mit Organen, Körpern und Genen, ja sogar keine andere staatliche Institution zur Schwächung mit der Seele. Wir haben beschlossen, dass bei und Unterwerfung von indigenem Wissen und Kul- uns alles gratis ist. Klar, damit in dieser wider- tur beigetragen (vgl. Olivo 2009). Als Konsequenz sprüchlichen Welt etwas gratis sein kann, muss aus dieser Analyse wurde der Beschluss umgesetzt, man Leute finden, die unsere Initiative kosten- die LehrerInnen als KomplizInnen einer umfas- los unterstützen.« (Sánchez 2005) senden kulturellen und epistemischen Zerstörung aus den Dörfern hinauszuwerfen und die Schulen In diesen ungehorsamen Institutionen geht es um umgehend zu schließen. In beiden Bundesstaaten die Produktion von kritischem Wissen zur prak- wurden daraufhin jahrelange Anstrengungen unter- tischen Selbstbefreiung, die in die Realität der be- nommen, diesen radikalen epistemischen Ungehor- stehenden sozialen und kulturellen Verhältnisse sam durch die Konstruktion von kommunalen Bil- eingebracht und mit den Herausforderungen und dungssystemen adäquat zu artikulieren. In Oaxaca Kämpfen des täglichen Lebens in Bezug gesetzt führte dies 2002 zur ersten Universidad de la Tierra, wird. Der praktische Ungehorsam gegen die hie- die ihrer zentralen Gründerfigur Gustavo Esteva zu- rarchischen Beziehungen zwischen Lehrenden und folge notwendig wurde, um jungen Leuten aus in- Lernenden wendet sich auch gegen die Aufteilung digenen Gemeinden trotz fehlender Zeugnisse und von Wissenden und Unwissenden und zielt auf die Zertifikate weitergehende Bildungsmöglichkeiten Entdisziplinierung des Wissens ab. Das Mitteilen anzubieten (vgl. Zaldívar 2009: 285-298). Allerdings von Wissen wird dabei bereits als ein Akt der Befrei- gibt es an dieser ›Universität der Erde‹ weder Pro- ung wahrgenommen. Das Augenmerk wird aller- fessorInnen noch StudentInnen und es gibt weder dings nicht einfach auf den Austausch von Wissen, ein Curriculum noch Abschlüsse oder Titel. Die sondern auf die Produktion von Wissen gelegt. In Funktion der Universität besteht erstaunlicherweise der Sphäre der Wissensproduktion wird der Akt des darin, Leute, die etwas wissen wollen, miteinander Teilens selbst zu einer praktischen Anerkennung in Verbindung zu bringen.1 Das Konzept erwies sich von Gemeingütern (commons). als so erfolgreich, dass 2004 in Chiapas ebenfalls Eines der Vorläuferprojekte zur ›Universität eine solche Universidad de la Tierra ins Leben geru- der Erde‹ in Chiapas war 1997 die Gründung einer fen wurde, die in Erinnerung an den Pädagogen und Kooperativen Produktionsgenossenschaft für integ- Bildungskritiker auf den Namen Ivan Illich getauft rierte agroökologische Systeme. Die Genossenschaft wurde. Illich hatte bereits in den 1970er Jahren die wurde im Rahmen des Indigenen Zentrums für in- Debatte zur Entschulung der Gesellschaft eröffnet tegrale Weiterbildung (CIDECI) entwickelt und sie (vgl. Illich 1973) und pädagogische Werkzeuge zur erhielt den Namen der indischen Physikerin und Konstruktion von Gemeinschaftlichkeit entwickelt Umweltaktivistin Vandana Shiva. Shiva engagierte (vgl. Illich 1975). Raymundo Sánchez Barraza, der sich bereits in den 1970er Jahren in der ersten breit die Universidad de la Tierra in Chiapas leitet, skiz- angelegten Umweltschutzbewegung Indiens, im ziert deren Funktionieren so: Chipko-Movement. Dieser vorwiegend von Frauen | 103 Tom Waibel getragenen Bewegung war es gelungen, die mas- salisierbarkeit von Wissen gerichtet sind, die eine sive Abholzung des indischen Himalaya-Gebietes bedeutsame Grundlage in der Konzeption von zu verhindern, und ihre widerständige Praxis war Universitäten ausmacht. Offensichtlich wird hier für Vandana Shiva ein nachhaltiges Beispiel dafür, an die Institution Universität als eine soziale Form dass erfolgreiche Basisbewegungen nicht zwangs- appelliert, welche die Grenzen dessen markiert, läufig von außenstehenden, charismatischen Per- was wir über die Gesellschaft wissen. ›Universität‹ sönlichkeiten initiiert und aufrechterhalten wer- beschreibt demnach die Grenzen des Wissens als den müssen. Shiva selbst organisiert seit 1991 das gesellschaftliche Form und vermag damit auch die Projekt Navdanya, das basierend auf einem Netz- Möglichkeiten zur Erweiterung dessen zu liefern, werk von Dorfgemeinschaften und bäuerlichen was wir wissen und wie wir Wissen hervorbringen. Organisationen lokale Tauschbanken zum Schutz Damit appellieren die Gründungen der ›Univer- der biologischen und kulturellen Vielfalt von sitäten der Erde‹ in gewisser Weise auch an eine Saatgut betreibt. Dieses Projekt, das der chiapa- Institution, an der Herstellung der Werkzeuge zu nekischen Genossenschaft zur Inspirationsquelle ihrer Selbstabschaffung arbeiten, um zu einer so- wurde, zeigt exemplarisch, wie eng epistemischer zialen und gemeinschaftlichen Form des Wissens Ungehorsam und konkrete politische Interventi- bestimmter Gesellschaften zu werden. onen in bestehende Unrechtsverhältnisse mitei- Diese mögliche Neubestimmung der Institu- nander verkoppelt sind. Das Wissen um und der tionen des Wissens haben die ›Universitäten der Austausch von Saatgut geriet rasch in Konflikt Erde‹ mit zahlreichen Projekten des epistemischen mit den Produktionsregimen von transnationalen Ungehorsams gemeinsam, die in den letzten Jahren Konzernen für Hybridpflanzen und gentechnolo- nicht zuletzt aufgrund der globalen Vernetzung gisch veränderte Pflanzensorten. Zugleich musste eines zunehmend prekarisierten Kognitariats die der Anbau von traditionellen Nutzpflanzen durch Voraussetzungen der gegenwärtigen Wissensge- die Kenntnis von (biologischen) Anbaumethoden sellschaften kritisch untersuchen. Die durchwegs und das Wissen um den Aufbau von (alternativen) unterschiedlichen Unternehmungen basieren auf Vertriebswegen unterstützt werden. Diese kollek- einer gemeinsamen und geteilten Vorstellung, die tive Anstrengung mündete 2004 in die Gründung darin besteht, dass die gesellschaftliche Wissens- von Bija Vidyapeeth, einer ›Universität der Erde‹ produktion zu einer Tätigkeit werden soll, an der als Lehr-, Lern- und Wissenszentrum innerhalb möglichst viele möglichst barrierefrei teilnehmen des Projekts Navdanya. Hier werden, der Selbstde- können. Die Wissenschaften, denen sie als einem finition zufolge, nicht nur Samen und Biodiversität globalisierten Regime von Wissensproduktion gepflanzt, sondern auch Gemeinschaftlichkeit und und Wissensverwaltung kritisch gegenüber ste- Gemeingüter kultiviert.2 hen, vollziehen demnach eine Art der Aufteilung Erstaunlicherweise ist den hier skizzierten des Sinnlichen, die einer ›polizeylichen‹ Ordnung Formen des epistemischen Ungehorsams ein Ap- verhaftet bleibt (vgl. Rancière 2006). Die Wider- pell an die Institution Universität gemeinsam, die stände und der Ungehorsam, den die dissidenten als paradigmatisch für das Wissensregime der Universitätsprojekte aufrechterhalten, sind durch- okzidentalen Episteme gelten kann. Das über- wegs politisch, denn sie markieren Störungen, Un- rascht umso mehr, als diese Anstrengungen auch terbrechungen und bisweilen auch weitgreifende gegen die Vorstellung einer umfassenden Univer- Abkoppelungen von der Ordnung der etablierten 104 | Praktiken des Ungehorsams wissenschaftlichen Klassifizierungen und deren Materialien einen aufschlussreichen und breitge- Erklärungsmodellen. fächerten Überblick über zahlreiche der hier ge- Ich möchte abschließend einige dieser neuen nannten Projekte. ›Institutionen‹ des epistemischen Ungehorsams Bei all diesen Initiativen zum epistemischen summarisch aufzählen, wobei die Reihenfolge die- Ungehorsam handelt es sich um unvollendete ser Aufzählung keinerlei Wertung oder Reihung und unabgeschlossene Praktiken in und mit ei- beinhaltet. Die Really Open University in Leeds ner gleichermaßen unfertigen Wirklichkeit. Diese artikuliert die für solche Projekte charakteristische grundlegende Unfertigkeit ist aber keineswegs ein Intention: »Wir wollen die Universität nicht ver- Mangel dieser Praktiken, vielmehr ist das Gegen- teidigen, sondern wir wollen sie transformieren.«3 teil der Fall: Erst das Wissen um die Unfertigkeit Der Universidad Sin Fronteras geht es nicht nur da- der Wirklichkeit eröffnet ein Verständnis für die rum, die politischen Grenzen (insbesondere jene Veränderbarkeit der Welt. Was bisher als rational zwischen den USA und Mexiko) durchlässig zu erscheinen musste, wird durch die Praxis eines epi- machen, sondern auch darum, die wissenschaft- stemischen Ungehorsams als relational begreifbar, lichen Disziplinengrenzen zu durchbrechen. Die als Effekt unterschiedlicher Strategien der Ratio- University of the Commons in San Francisco ver- nalisierung und als Resultat des mannigfaltigen steht sich als selbstorganisierter und kostenloser Zugriffs bestimmter privilegierter Wissensforma- Zusammenschluss aus LehrerInnen, KünstlerIn- tionen. nen, AktivistInnen, Gelehrten, AutorInnen und StudentInnen. Die Madrider Universidad Nómada fungiert als Plattform zur Produktion von militan- 1 Ein Einblick in das diesbezügliche Angebot der ten Untersuchungen und stellt deren Ergebnisse Universidad de la Tierra lässt sich auf ihrer Website kostenlos im Netz zur Verfügung. Die Universidad gewinnen: www.unitierra.org (30.12.2013). Libre Experimental in Malaga begreift sich als For- 2 Siehe: www.navdanya.org/earth-university schungs- und Bildungsbereich der Casa Invisible, (30.12.2013). und die Pariser Université Tangente als Konstruk- 3 reallyopenuniversity.wordpress.com (30.12.2013). tionsbüro für andere Wissensformen. Die Uni- versity of Utopia liefert ihrerseits einen Beitrag zur Programmatik einer künftigen Wissenschaft. Nicht alle dieser Projekte teilen den gemeinsamen Bezug zur Universität und zielen dennoch auf eine Neubestimmung dieser Institution des Wissens ab. So etwa die transnationale EduFactory, welche die Konflikte und Transformationen der Universi- tät reflektiert oder das südafrikanische Centre for Civil Society, das neben einem Überblick über ak- tuelle soziale Proteste auch Seminare und Weiter- bildungsveranstaltungen anbietet. Der Workshop für Convivial Research and Insurgent Learning der Universidad de la Tierra bietet neben zahlreichen | 105 Präfixe, Abgrenzungen, Solidarität Felix Axster Die Geschichte wie die Geschichtsschreibung sind und Derrida (immer noch) westlichen Epistemen voll von verschiedenen Formen des epistemischen verhaftet sei, betreibe Erstere mit ihrem Bezug zu Ungehorsams. Denn soziale Kämpfe um Emanzipa- u.a. Poma de Ayala, Cugoano, Gandhi, Cabral, Cé- tion oder Befreiung sowie korrespondierende saire, Fanon und Menchú die konsequente Entkop- historiographische Narrative haben stets auch in pelung von eben diesen Epistemen. Zudem handele bestehende Wissensordnungen, ihre Repräsenta- es sich bei postkolonialer Theoriebildung um ein tionslogiken und Subjektivierungsweisen interve- quasi inner-akademisches Transformationsprojekt, niert. Gleichwohl geht es Walter D. Mignolo um wohingegen der dekoloniale Umsturz auch und vor eine spezifische Praktik des Ungehorsams, und zwar allem auf die Befreiung des Sozialen ziele. um Ungehorsam gegenüber dem, was Tom Waibel Es geht mir keineswegs darum, die Infragestel- als ›das okzidentale Denken‹ bezeichnet. Und wenn lung von Kanonbildungen zu kritisieren oder aber man Mignolo – oder eben auch Waibel – liest, ent- den Versuch, vergessene oder verdrängte Stimmen steht der Eindruck, als ob es sich bei diesem Denken (wieder) hörbar zu machen. Auch ist es völlig le- um einen allzu homogenen Block handeln würde, gitim, auf den Eurozentrismus zum Beispiel von der zudem noch kaum hinsichtlich seines eurozent- Michel Foucaults Perspektive auf Bio-Politik und rischen Gehalts hinterfragt worden wäre. Bio-Macht hinzuweisen – dies wurde im Übrigen Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die schon ausführlich diskutiert (Stoler 1995). Doch Art und Weise, wie das Verhältnis zwischen deko- beschleicht einen bei Mignolo das Gefühl, dass lonialer und postkolonialer Kritik skizziert wird. postkoloniale Theoriebildung vor allem deshalb als Zwar weisen Jens Kastner und Tom Waibel (2012) suspekt gilt, weil ihre Epistemologien nicht zuletzt auf fundamentale epistemologische und politische auf epistemischen Brüchen innerhalb des ›okziden- Gemeinsamkeiten hin. Und sie geben außerdem talen Denkens‹ basieren, dass also am Ende – auch zu verstehen, dass Mignolos Vorbehalte gegen- wenn Kastner/Waibel (2012) dies abstreiten – mit über den Postcolonial Studies nicht zuletzt auf die der bekannten essentialisierenden Entgegensetzung marginale Stellung der lateinamerikanischen Ko- von subaltern-authentischen und westlich-korrum- lonialgeschichte innerhalb dieser Subdisziplin zu- pierten Stimmen operiert wird. rückzuführen seien. Letztlich überwiegt aber eine Kastner/Waibel (2012) führen eine ähnliche vermeintlich radikale Geste der Distanzierung oder Geste aus: Sie verweisen auf den interventionisti- Übersteigerung, die bei genauerem Hinsehen ins schen Anspruch des dekolonialen Ansatzes, was Leere zu laufen droht. impliziert, dass sie postkolonialer Kritik einen sol- Mignolo (2012) selbst argumentiert, dass die chen Anspruch oder entsprechende Wirkpotenzia- Dekolonialität über die postkoloniale Kritik hin- le absprechen. In gewisser Weise reproduzieren sie ausgehen würde, und zwar vor allem in zweifacher somit Mignolos Einschätzung, dass es sich bei post- Hinsicht: Während Letztere durch die konstitutive kolonialer Theorie um eine rein akademische Ver- Bedeutung des Denkens von u.a. Foucault, Lacan anstaltung handele, die keinerlei Bezug zu Praktiken © transcript 2014 Repliken und eine Antwort in einem (nicht-akademischen) Außen habe. Zwar ihren Konzepten des ›situierten Wissens‹ bzw. der leuchtet mir die Einschätzung ein, dass es sich bei ›partialen Perspektive‹ (Haraway 1995) sowie zum dem Begriff der ›Dekolonialität‹ um eine wesentlich ›lokalen Wissen‹ und zur ›regionalen Epistemo- griffigere Formulierung handelt, die interventionis- logie‹ der Wissen- oder Wissenschaftsgeschichte tische Ansätze zu begünstigen vermag (»Wissen und (Deuber-Mankowsky/Holzhey 2013) verhält. Die Praktiken lassen sich dekolonialisieren, aber nicht von Mignolo (und anderen) propagierte Praxis postkolonialisieren« [ebd., 23]). Jedoch halte ich der Entkoppelung mag radikal erscheinen. Sie ent- die Entkoppelung von Postkolonialismus und Inter- springt zudem dem Versuch, den Eurozentrismus vention insofern für fatal, als sie die im Rahmen der des ›okzidentalen Denkens‹ zu problematisieren. postkolonialen Kritik etablierten Programmatiken Doch haben Ansätze, wie sie z.B. im Rahmen des sowie die mit dieser Kritik verbundenen Praktiken Paradigmas der ›geteilten Geschichte‹ (Conrad/ entpolitisiert. Erinnert sei an dieser Stelle lediglich Randeria 2002) entwickelt werden, den Vorteil, dass an den Versuch, Europa zu exotisieren (Rabinow sie vielfältige historische Formen der Verkoppelung 1993) bzw. zu provinzialisieren (Chakrabarty 2010). zu denken vermögen, die keineswegs allesamt als Erinnert sei außerdem an die Bedeutung postko- Einbahnstraßenphänomene vorzustellen sind, und lonialer Theoreme für die Auseinandersetzung auf die eurozentrischen oder kolonialen Aufteilungen dem Feld des Antirassismus (Steyerl/Gutiérrez Ro- und Zuordnungen bisweilen entgegenstanden. Ro- dríguez 2003). Schließlich sei an die erinnerungspo- bert Young (1996) hat in diesem Zusammenhang litischen Interventionen der in einigen deutschen vorgeschlagen, die Entstehung des Poststrukturalis- Städten entstandenen Postkolonial-Kampagnen mus als epistemologischen Bruch weniger mit der erinnert (etwa hamburg-postkolonial.de, berlin- Studentenrevolte Ende der 1960er in Verbindung postkolonial.de, freiburg-postkolonial.de). zu bringen als mit dem antikolonialen Befreiungs- Die Frage stellt sich, worin genau der spezifi- kampf in Algerien. Dabei verweist er u.a. darauf, sche Einsatz des dekolonialen Ansatzes bzw. des dass DenkerInnen wie Jacques Derrida, Louis Al- epistemischen Ungehorsams besteht. Folgt man thusser, Jean-François Lyotard oder Hélène Ci- Tom Waibels Zusammenfassung – Dekonstruktion xous in Algerien geboren wurden und/oder in den der kolonialen Prosa, Demontage kolonialer Ge- französisch-algerischen Kolonialkrieg involviert schichtserzählungen, Kritik der dem Kolonialismus waren. Eine solche Interpretation verkompliziert zugrunde liegenden mentalen Rahmenbedingun- den Versuch, auf dem Feld der Epistemologien Ein- gen und symbolischen Formen, Kritik der kolonia- deutigkeit (im Sinne von Herkunft) herzustellen. Sie len Implikationen des europäischen Humanismus –, lässt die homogenisierende und essentialisierende so lässt sich nur schwerlich erkennen, wie eine Ges- Entgegensetzung von okzidentalen und nicht-ok- te der Übersteigerung von postkolonialer Kritik in- zidentalen Epistemen fragwürdig erscheinen. Vor haltlich begründet werden könnte. Im Übrigen wäre allem lässt sie die Frage nach den Möglichkeiten die Frage nach dem spezifischen Einsatz m.E. auch einer kritisch-solidarischen Bezugnahme virulent im Hinblick auf den dekolonialen Wahrheitsbegriff werden. An dieser Stelle sei deutlich gemacht, dass zu stellen. Waibel suggeriert hier eine grundlegen- Kastner/Waibel (2012: 34) selbst den »Ausschluss de Neu-Verortung. Doch wäre zu diskutieren, wie ›europäischer‹ Theorieansätze und Bewegungen genau sich Mignolos ›Man denkt von wo aus man […] aus dem Projekt der Dekolonialisierung« pro- ist‹ zur feministischen Wissenschaftstheorie und blematisieren. Insbesondere kritisieren sie, dass | 107 Rebecca Fuchs Mignolo »den Marxismus kurzerhand aus der deko- xistischer Analysen plädiert hätten. Entsprechend lonialen Theorie« (ebd.: 37) eliminieren wolle, was richtet sich mein Plädoyer für kritisch-solidarische insofern seltsam anmute, als antikoloniale Denker Bezugnahmen vor allem gegen Mignolos Versuche wie Frantz Fanon, auf die sich Mignolo wesentlich der Trennung und Aufteilung und weniger gegen bezieht, für eine Erweiterung oder Ergänzung mar- die Übersetzer und Herausgeber seines Textes. Jenseits der Grenzen des epistemischen Ungehorsams Rebecca Fuchs Nach der Veröffentlichung der ersten Überset- das Marcos am Beispiel mesoamerikanischer Reli- zung einer Monographie Walter Mignolos hat der gionen untersucht, zeichnet sich durch ein Gleich- Titel seines Textes, Epistemischer Ungehorsam, als gewicht aus, das die Dualität fluider Polaritäten aus- Schlagwort Eingang in die deutschsprachige Debat- balanciert, anstatt sie zu trennen. Hierbei werden te gefunden. Dies ist jedoch insofern problematisch, die Beziehungen zwischen Gegensätzen und die als epistemischer Ungehorsam »eine Aufforderung Tatsache, dass sie sich gegenseitig bedingen, hervor- zum Widerstand gegen die vielfältigen Formen epis- gehoben, was nicht durch eine binäre Logik erklärt temischer Gewalt« (Waibel in diesem Heft; Hervor- werden kann. Wenn die Welt als organische Totali- hebung d. Verf.) impliziert. Dieses gegen betont den tät betrachtet wird, sind die Unterschiede zwischen Gegensatz zwischen okzidentalen und sich ihnen ihren Elementen weniger wichtig als ihr »internes widersetzenden, nicht-okzidentalen Epistemen und Gleichgewicht«, wie es Rodolfo Kusch (2010: 39) erinnert an die antikolonialen Theorien eines Frantz formuliert. Diese komplementäre Herangehens- Fanon und an seine Auffassung, dass Widerstand weise unterscheidet dekoloniale von postkoloni- unbedingt geboten sei, notfalls auch gewaltsam (vgl. alen DenkerInnen, deren Argumente zumeist auf Fanon 1963). Dekolonialität hingegen geht über poststrukturalistischen Denkmodellen und somit eine solche Antihaltung hinaus, die auf binärem binären Oppositionen basieren, auch wenn sie diese Denken aufbaut. Sie impliziert vielmehr ein »delin- schlussendlich dekonstruieren wollen. king« (Mignolo 2010), nicht nur explizit von westli- Ein Begriff Mignolos, der in diesem Zusammen- chen Denkstrukturen, sondern von den Kategorien hang gewinnbringend verwendet werden kann, ist und binären Oppositionen, die als charakteristische das ›border thinking‹ oder Grenzdenken, ein Kon- Strukturen der Epistemologie der westlichen Mo- zept, das impliziert, dass Denken und Wissen nicht derne anderen Kulturen aufoktroyiert wurden. an nationalen und kulturellen Grenzen halt machen, Die Epistemologien vieler nicht-westlicher Kul- sondern Verbindungen zwischen unterschiedlichen turen hingegen, deren DenkerInnen Mignolo in ei- Kulturen und Nationen herstellen soll (vgl. Mignolo nen dekolonialen Kanon aufnehmen will, basieren 2000). Die Grenzmetapher geht zurück auf Gloria auf Strukturen, die Sylvia Marcos »Denken in flui- Anzaldúas Konzept der ›borderlands‹, das sich auf den Dualitäten« (2006: 13) nennt. Dieses Denken, die Grenze zwischen den USA und Mexiko bezieht. 108 | Repliken und eine Antwort Mignolo erweitert diese Bedeutung und liest die Im Dialog mit Texten dekolonialer DenkerIn- Grenze als eine epistemische Metapher. ›Border nen können westliche Theorien globaler gedacht thinking‹ ruft zur Überschreitung geographischer, und im Kontext einer modernen/kolonialen Ge- politischer und subjektiver Grenzen auf, die aus schichtsschreibung neu gelesen und gegebenenfalls der Perspektive der europäischen, kolonialen Ex- umgedeutet werden. Ein solcher Forschungstrend pansion geschaffen wurden. Diese Herangehens- kann auch als ›Kreolisierung der Theorie‹ bezeich- weise geht über antithetische Positionen hinaus net werden. Der Begriff der Kreolisierung wird in und betont stattdessen den Wissensdialog zwischen diesem Zusammenhang von Sprache, Kultur und unterschiedlichen Kulturen. Hierbei wird weder Identität auf Theoriebildung und Methode ausge- westliches noch nicht-westliches Wissen abgewer- weitet, beispielsweise in dem Band The Creolization tet, sondern eine Begegnung gleichwertiger Wis- of Theory (Lionnet/Shi 2011). Der Ansatz der dort senssysteme auf Augenhöhe und ohne Hierarchien versammelten Beiträge betont die Wichtigkeit eines ermöglicht. Daher ist es auch essenziell, keine kon- transkulturellen Forschungsansatzes jenseits der zeptuellen Gegensätze zwischen postkolonialen und Grenzen einer eurozentrischen Methode, indem sie dekolonialen DenkerInnen aufzubauen oder einen aufzeigen, dass westliche WissenschaftlerInnen vom Theorieansatz zugunsten des anderen zu bevorzu- Wissen nicht-westlicher Kulturen profitieren kön- gen. Vielmehr beginnt ein Grenzdenken im Sinne nen und auch umgekehrt. Mignolos erst, wenn beide Ansätze ergänzend und Es ist somit nicht ausreichend, sich den Regeln komplementär verwendet und somit künstlich er- einer herrschenden Wissenskonstruktion zu wider- richtete Theoriegrenzen überschritten werden. setzen, wie es die Überschreibung der Debatte mit Diese Überlegungen machen deutlich, dass die der Wendung ›epistemischer Ungehorsam‹ auf den Debatte über die Dekolonisierung des Denkens und ersten Blick vermuten lässt. Vielmehr ist es notwen- Wissens im deutschsprachigen Raum gerade erst an- dig, einen entscheidenden Schritt weiter zu gehen, gekommen ist. Es wäre begrüßenswert, weitere Tex- die Grenzen zwischen Epistemen bewusst zu über- te der modernity/coloniality/decoloniality-Gruppe schreiten und in beide Richtungen Wissen auszu- zu übersetzen bzw. zu rezipieren und weitere An- tauschen und komplementär anzuwenden. Schließ- wendungsbereiche des dekolonialen Theoriean- lich sind die Grenzen zwischen Wissenssystemen satzes aufzuzeigen (vgl. Escobar 2007). Hierbei geht genauso künstlich errichtet wie jene zwischen Kul- es für WissenschaftlerInnen an westlichen Wis- turen. Auch die aktuelle dekoloniale Forschungsde- sensinstitutionen in erster Linie darum, ihre eigene batte muss folglich noch differenzierter betrachtet privilegierte Position, die immer auch Teil des mo- werden – denn diese reicht weit über den Begriff dern/kolonialen Weltsystems sind, mitzudenken. ›epistemischer Ungehorsam‹ hinaus. Das modernity/coloniality-Paradigma geht zurück auf Aníbal Quijanos Konzept der ›colonialidad‹, das die Ideologie, die dem Kolonialismus zugrunde liegt, bezeichnet, sowie auf Immanuel Wallersteins Weltsystemtheorie. Aus diesem Blickwinkel kann die Moderne, und das betont auch Mignolo (2000), nicht ohne ihre dunkle Seite, Kolonialität, betrachtet werden. | 109 Hochschulen als Orte des epistemischen Ungehorsams? Eva Blome Walter D. Mignolos Epistemischer Ungehorsam ad- als okzidentales Denken, als eine »Formation von ressiert als »theoretischer Einsatz« (Kastner/Waibel Macht- und Wissensverhältnissen, in denen An- 2012: 7) die Frage nach den konkreten Praktiken, ordnungen der Aussage und Praktiken der Macht die für die Umsetzung eines solchen Projekts erfor- strategisch miteinander verknüpft sind«. Diese For- derlich sind, nur am Rande. Dies überrascht umso men der Wissensproduktion seien durch die »sys- mehr, als dass Mignolos Epistemischer Ungehorsam tematische Negation anderer (außereuropäischer) nicht nur, wie der Beginn seiner Ausführungen sug- Wissensgefüge charakterisiert«. gerieren mag, institutionell-universitären Kontex- Die Moderne mit der ihr inhärenten »finsteren ten und Diskussionszusammenhängen entstammt, Seite« der Kolonialität erscheint in Mignolos Dar- sondern zudem in politisch-aktivistischen Zusam- stellung als ein weitgehend homogenes Phänomen. menhängen einer südamerikanischen und globalen Insofern sich Moderne und Kolonialität tatsächlich dekolonialen Bewegung verortet ist (vgl. Broeck durch eine Tendenz zu einer radikalen Tilgung von 2012) und sich als eine auf die politische und ge- Ambivalenz auszeichnen (vgl. Bauman 1992), wäre sellschaftliche Praxis orientierte Option versteht. m.E. gerade einem dekolonialen Projekt sowohl in Darauf weist auch die Veröffentlichung seines Bu- seinen Analysen von Moderne/Kolonialität als auch ches in der Reihe »es kommt darauf an« des Verlags hinsichtlich seiner politischen Praxis eine program- Turia + Kant hin, die der Publikation von »Texte[n] matische Aufmerksamkeit und Offenheit für Am- zur Theorie der politischen Praxis« vorbehalten ist bivalenzen und Divergenzen angeraten. Es sei der und die unter der 11. Feuerbach-These Karl Marx’ Fairness halber aber erwähnt, dass auch Kastner/ firmiert: »Die Philosophen haben die Welt nur ver- Waibel bereits in ihrer Einleitung zu Epistemischer schieden interpretiert; es kömmt darauf an, sie zu Ungehorsam unterstreichen, dass es darum gehen verändern.« Dass Tom Waibel ausgehend von einer müsse zu verhindern, dass mit der »dekolonialen solchen konstatierten, aber letztlich nicht ausbuch- Wende auch die kritischen Errungenschaften des stabierten »praxisorientierte[n] Haltung« (Kastner/ okzidentalen Denkens auf der Schutthalde der Ge- Waibel 2012: 31) hier nun einige konkrete Praktiken schichte entsorgt werden.« (Kastner/Waibel 2012: und Institutionen des epistemischen Ungehorsams 39). diskutiert, trägt dazu bei, Mignolos Projekt stärker Steht die von Mignolo konstatierte konstitutio- als es bisher der Fall war an eine konkrete soziale nelle Verschränkung von Moderne und Kolonialität Realität heranzutragen. vollkommen außer Frage, so ist durchaus zu disku- Ich möchte zunächst auf Waibels theoretische tieren, ob ein Ungehorsam gegen die mit der Mo- Entfaltung des epistemischen Ungehorsams in die- derne/Kolonialität verbundene okzidentalen Wis- sem Heft Bezug nehmen. Hier scheint bedenklich, sensformation tatsächlich zu einem delinking, zu dass das Programm eines (epistemischen) Ungehor- einer Entkopplung vom okzidentalen Denken bei- sams konzeptionell immer mit seinem Kontrapunkt trägt. Denn Mignolos Argumentation ruht – wenn verbunden bleibt: Waibel skizziert dieses Gegenüber auch womöglich nichtintendiert – auf einem binä- 110 | Repliken und eine Antwort ren Gegensatz von europäischen/kolonialistischen Demnach gilt es, – und hier rekurriere ich auf Gaya- und außereuropäischen/kolonialisierten Wissens- tri Chakravorty Spivak – die Kontingenz des Seins systemen auf, wie er für die europäische Moderne zu akzentuieren und auch das dekoloniale Projekt charakteristisch ist. für eine beständige (ideologie)kritische Selbstbefra- Dabei bietet Mignolo mit seiner These, man gung offen zu halten, anstatt eine »verlorene Figur denkt von wo aus man ist, die auch Waibel überzeu- der Kolonisierten einzusetzen« (Spivak 2008: 75). gend vertritt, selbst eine Programmatik an, die an Wenn es stimmt, dass »keinerlei Grund zur An- Donna Haraways Situiertes Wissen (1995) erinnert nahme [besteht], dass eine Dekolonialisierung nicht und verspricht, essenzialistisches und universalisie- auch von Europa und dem in Europa entwickelten rendes Denken zu überwinden. Denn gerade eine Denken aus betrieben werden« (Kastner/Waibel Situierung von Wissen und deren kritische Reflexi- 2012: 32f.) kann, ist zudem zu fragen, inwiefern sich on führen dazu, dass dichotomische, von den geopo- (westliche) Hochschulen von den von Waibel skiz- litischen Zurichtungen des Kolonialismus geprägte zierten Praktiken produktiv irritieren lassen können Einteilungen der Welt und des in ihr enthaltenen und welche Transformationen im Sinne eines epis- Wissens überwunden und komplexere epistemische temischen Ungehorsams hier denkbar sind. Neben Systeme errichtet werden. Bei Haraway verbindet der fortgesetzten Analyse der Konstitutionsbedin- sich mit einer solchen Lokalisierung und Positionie- gungen und Folgen von Moderne/Kolonialität wird rung von Wissen die Forderung nach einem »Netz- es dabei vor allem darum gehen müssen, auch inner- werk erdumspannender Verbindungen, das die halb der etablierten Wissensinstitutionen (Europas) Fähigkeit einschließt, zwischen sehr verschiedenen eine »Subversion des Zuhörens« (Castro Varela/ – und nach Macht differenzierten – Gemeinschaften Dhawan 2003: 279) zu praktizieren, das diejenigen Wissen zumindest teilweise zu übersetzen« (ebd.: hörbar macht, deren Perspektiven bisher marginali- 79). In der globalen Vernetzung und Übersetzung siert wurden. Im Sinne einer paradoxen Intervention differenten Wissens liegt m.E. auch für das Projekt (Blome et al. 2013), so möchte ich abschließend in des epistemischen Ungehorsams eine zentrale Her- Erweiterung von Waibels Darstellung ergänzen, gilt ausforderung. In diesem Sinne verstehe ich Waibels es, sich beständig bewusst zu machen, dass wir Teil Darstellung der verschiedenen Praktiken und In- derjenigen Strukturen sind, die wir kritisieren. stitutionen, die sich sowohl in Mexiko und Indien als auch im »globalen Kognitariat« formieren, als wichtigen Ansatzpunkt für eine solche Vernetzung und Übersetzung alternativer Wissensordnungen. Dabei bedarf es jedoch auch einer gewissen Skepsis und Vorsicht gegenüber (Re-)Essenzialisierungen dieser »anderen« Wissensformationen, denn – wie Haraway weiter ausführt – »im Anspruch, eine Per- spektive aus der Position der weniger Mächtigen einzunehmen, liegt […] auch die ernstzunehmende Gefahr einer Romantisierung und/oder Aneignung dieser Sichtweise. Das Sehen von unten ist weder einfach zu lernen noch unproblematisch« (ebd.: 83). | 111 Antwort Tom Waibel Ich bin erfreut über die konstruktiven Kommen- zur Differenzierung von Diskurs- und Wissensfor- tare, die einige Probleme und Ungenauigkeiten mationen herangezogen werden können, wie etwa meines Eingangsstatements aufgreifen, diese eben- (okzidentale) Konzepte von Identität oder Univer- so präzise wie kritisch beleuchten und sich dabei salität. Die vielfältigen und sich oftmals widerspre- durchwegs bemühen, zwischen Mignolos Thesen chenden Überlegungen und Diskurse werden nicht und dem übersetzerischen und herausgeberischen etwa dadurch derselben Episteme zuordenbar, weil Beitrag von Jens Kastner und mir zu differenzieren. sie homogene Lösungsvorschläge anbieten, son- Die Kritik an meiner Darstellung der Praxis des dern weil sie den zur Frage gestellten Problemen epistemischen Ungehorsams gilt, wie Felix Axster vergleichbare Bedeutungen zumuten. Epistemischer ausführt, zunächst dem »Eindruck, als ob es sich bei Ungehorsam kann in diesem Sinne mitunter auch diesem [dem okzidentalen] Denken um einen allzu bedeuten, sich anderen Problemen zu widmen, die homogenen Block handeln würde, der zudem noch sich aus anderen Perspektiven auf die Welt zeigen. kaum hinsichtlich seines eurozentrischen Gehalts Rebecca Fuchs benennt mit ihrem Hinweis auf hinterfragt worden wäre.« Angesichts einer solchen das »Denken in fluiden Dualitäten« eine mögliche konstatierten – und durchaus irreführenden – Ho- Abkoppelung von einer charakteristischen Modali- mogenisierungstendenz erscheint es Eva Blome tät innerhalb der okzidentalen Episteme, dem Den- zu Recht »bedenklich, dass das Programm eines ken in binären Oppositionen. Wie würde sich das (epistemischen) Ungehorsams konzeptionell im- Paradox, das darin besteht, dass die von mir darge- mer mit dem verbunden bleibt, gegen das sich ein stellten Praktiken des epistemischen Ungehorsams solcher Ungehorsam richtet«. Rebecca Fuchs führt in Mexiko und Indien sich begrifflich am okziden- konsequenterweise aus, dass es »nicht ausreichend talen Konzept der Universität bedienen, darstellen, [ist], sich den Regeln einer herrschenden Wissens- wenn wir es im Modus dieser fluiden Dualitäten konstruktion zu widersetzen« und zeigt folgerichtig betrachten? Aus einer solchen Perspektive verweist einige Perspektiven auf, um »die Grenzen zwischen die Bezugnahme auf die Universität nicht so sehr Epistemen bewusst zu überschreiten«. auf die Verbundenheit mit dieser Institution der Offensichtlich handelt es sich bei dem, was ich okzidentalen Disziplinierung des Wissens par excel- versuchsweise als »okzidentale Episteme« bezeich- lence, als vielmehr auf den Versuch, die Polaritäten net habe, um keinen monolithischen Block des von ›Universität‹ und ›Erde‹ auszubalancieren und abendländischen Denkens, sondern um eine Viel- in ein Gleichgewicht zu bringen. falt von philosophisch, historisch und geographisch Um die Balance von Polaritäten und die Wäg- unterscheidbaren Diskursen, die zu allem Überfluss barkeit von Gewichten geht es auch beim Grenzden- auch noch ihre eigene Kritik hervorbringen. Und ken, das von Gloria Anzaldúa entworfen und von es ist diese Kritik, die imstande ist, einige Charak- Mignolo vorgeschlagen wurde, um die Fixierung teristika zu benennen, die in diesem – nicht homo- auf die binäre Opposition von Identität und Univer- genen – Denken wiederholt auftauchen, und damit salität aufzugeben. Die Überschreitung der Grenze 112 | Repliken und eine Antwort als Methode wird von Anzaldúa in Borderlands/La Schlange und des Adlers zu sehen. Vielleicht wer- Frontera so beschrieben: »Aber es genügt nicht, am den wir uns dafür entscheiden, uns von der do- anderen Ufer zu stehen, und Fragen aufzuwerfen, minanten Kultur abzukoppeln, sie als verlorenen und patriarchale, weiße Konventionen herauszu- Posten ganz abzuschreiben, und die Grenze hin fordern. […] Auf unserem Weg zu einem neuen zu einem völlig neuen und abgesonderten Terri- Bewusstsein werden wir an einem bestimmten torium zu überschreiten. Oder wir wählen einen Augenblick das andere Ufer verlassen, und die anderen Weg. Die Möglichkeiten sind zahlreich, Trennung zwischen zwei tödlichen KämpferInnen sobald wir uns dafür entscheiden, zu agieren und irgendwie heilen müssen, um auf beiden Ufern nicht zu reagieren.« (Anzaldúa 1987: 100f., Übers. zugleich zu sein und zugleich mit den Augen der d. Verf.). Literatur Anzaldúa, Gloria (1987): Borderlands/La frontera. The Deuber-Mankowsky, Astrid/Holzhey, Christoph F.E. New Mestiza, San Francisco: Aunt Lute Books. (2013) (Hg.): Situiertes Wissen und regionale Epistemo- Bauman, Zygmunt (1992): Moderne und Ambivalenz. Das logie. Zur Aktualität Georges Canguilhems und Donna J. Ende der Eindeutigkeit, Hamburg: Junius. Haraways, Wien/Berlin: Turia + Kant. Blome, Eva/Erfmeier, Alexandra/Gülcher, Nina/Smy- Escobar, Arturo (2007): »Worlds and Knowledges Other- kalla, Sandra (2013): Handbuch zur Gleichstellungs- wise: The Latin American Modernity/Coloniality Re- politik an Hochschulen. 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