Walter Schobert, Horst Schäfer (Hrsg.): Fischer Film Almanach 1990.- Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1990, 589 S., DM 26,80 Seit 10 Jahren versucht der Fischer Film Almanach, "dem Filmfreund und Kinogänger eine lückenlose Dokumentation aller in der Bundesrepu- blik erst- bzw. uraufgeführten Filme" (Buchrücken) zu geben. 1980 war das Kino für die Verfasser noch quicklebendig, zehn Jahre später gibt es für die Herausgeber nur noch Enttäuschung und Melancholie - zwischen diesen beiden Polen scheint sich die Filmkritik immer wieder zu bewe- gen. Reichten beim ersten Fischer Film Almanach, der rechtzeitig zur 30-Jahrfeier der Internationalen Filmfestspiele in Berlin mit einem Vor- wort von Moritz de Hadeln erschien, noch 217 Seiten für die Filmdoku- mentation, so sind es zehn Jahre später schon 589 Seiten. Die Doku- mentation erfaßt also auch allen filmischen Schrott (obgleich die Heraus- 237 geber bei den Fernsehuraufführungen nur ARD und ZDF berücksichti- gen), und mittlerweile wird mit dem Almanach, der einst für Cineasten geplant war, auch der Videomarkt versorgt. Der Fischer Film Almanach 1990 ist der letzte seiner Art, der nächste wird die gesamtdeutsche Film- und Videosituation dokumentieren. Mit Blick darauf enthält dieser Band schon einen Essay von Heinz Kersten über den DDR-Film: "Nachruf auf eine Kinematografie. DDR-Film: Ende durch die Wende?". Obgleich man mit dem Filmjahrbuch des Heyne Verlages durchaus eine ernstzunehmende Konkurrenz hat, ist man bei Fischer nicht dazu in der Lage, kleinere und größere Mängel abzustellen: die Bibliographie der Filmbücher 1989 ist (wie in jedem Jahr) lückenhaft, die "in memoriam "-Rubrik ist äußerst lieblos (verglichen mit der gleichen Rubrik in Heynes Filmjahrbuch). Die einzelnen Filmkritiken sind von Filmkennern professionell und kompetent geschrieben und g~hen bei sehenswerten Filmen auch über die Inhaltsangabe hinaus. Argerlich sind nur die nichtssagenden Kurzkritiken von Paul Werner aus dem stem-tv-magazin, die hier 'recycled' noch einmal verkauft werden. Jens P. Becker (Kiel)