Bergermann, Ulrike2019-08-082019-08-082015https://mediarep.org/handle/doc/4896Auf vielen Bühnen und Szenen steht das Thema Gender heute wieder in einem erstaunlich umkämpften Mittelpunkt. Dieser ist jedoch nicht ein Punkt; es entstehen ungleichzeitige Debatten. Mindestens zwei der vertrauen topologischen Metaphoriken greifen allerdings nicht: weder der Zyklus, nach dem sich Geschichte – wie die der Gender Studies – als Tragödie oder als Farce wiederholt, noch die Kurve, der zufolge ein Ausschlag auf der einen Seite einen der anderen nach sich ziehe. Denn die Heftigkeit der Debatten erklärt sich weder aus einer ‹Wiederkehr› rhythmisch auftretender Emanzipations- und Anpassungs-Wellen noch aus einer letzten Abwehrbewegung derer, die ihre Privilegien nun hätten abgeben müssen, bevor sich die Wogen wieder glätten (und etwa ‹Gleichberechtigung› einsetze). Der Anteil von Frauen in Führungspositionen und Professuren pendelt in Deutschland seit Jahren an der europäischen Untergrenze, der Gender Pay Gap ist laut Statistischem Bundesamt seit Jahren der gleiche, somit kann es sich bei der Hasswelle gegen die Gender Studies nicht um eine Reaktion auf ökonomische Entwicklungen handeln. Gibt es eine Logik, die die Schauplätze von ‹Gender-Bashing›, antifeministischen Shitstorms und massenhaften persönlichen Angriffen koppelt? Die Versuchung erscheint groß, schlicht eine enthemmende Anonymität in neuen sozialen Medien heranzuziehen. Anstatt eine Debatte um eine These anzustellen, die die verschiedenen Felder der Auseinandersetzungen zusammenspannt, verfolgen die Beiträge einzelne aktuelle Felder exemplarisch: Peter Rehberg untersucht zwei zirkulierende mediale Transgender-Ikonen mitsamt den entsprechenden Auseinandersetzungen in ihrer Beziehung zu zentralen Thesen der Performativitätstheorie. Gabriele Dietze liest das Gender-Bashing der letzten Monate in intersektionaler Perspektive und differenziert so die Binarismen, die nicht nur zwischen ‹männlich und weiblich›, ‹weiblich und unweiblich› verhandelt werden, sondern in Überlagerung mit ‹christlich und muslimisch›, ‹Familie oder falsche Familie›, sodass die konservativen Abwehrhaltungen als solche gegen verschiedene Arten von Vergemeinschaftung lesbar werden. Weitere mögliche Kondensationspunkte sollen Fortsetzungen der Debatte bilden.deuIn CopyrightGender StudiesMigrationPerformativität300Ko- und Kontra-Präsenzen: Gender-Bashings10.25969/mediarep/41321869-1722http://dx.doi.org/10.25969/mediarep/1527