Fruth, Pia2023-11-162023-11-162021https://rundfunkundgeschichte.de/artikel/heft-1-2-2021/https://mediarep.org/handle/doc/21327Die Stimmung in Deutschland ist gesellschaftspolitisch aufgeladen: Nach dem „Deutschen Herbst“ sind Polizei, Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz Ende der 1970er Jahre noch immer in Alarmbereitschaft: Sie verfolgen jeden Terrorismusverdacht unnachgiebig, hören konspirative Zusammenkünfte ab und observieren neue linke Bewegungen. Auch am Flughafen Frankfurt. Dort brodeln schon lang Proteste gegen den geplanten Bau einer neuen, 4.000 Meter langen Startbahn. Zwischen 1978 und 1982 entstehen mehr als dreißig Bürgerinitiativen, von denen eine im Mai 1980 eine Hütte auf dem Baugelände im Flörsheimer Wald errichtet. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich daraus ein Dorf mit rund siebzig Hütten und eigenen illegalen Radiosendern. Wie andere Piratenradios der Zeit und schon der Weimarer Jahre wollen sie das Sende-Monopol des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unterlaufen und Menschen im Widerstand selbst zu Wort kommen lassen. Manchmal begleiten sie live als Choreographen des Protests auch große Demos und Sitzblockaden. Um sich beim Senden nicht in flagranti von den Peilwagen der Post aufspüren zu lassen, werden die illegalen Sendestationen an geheimen Orten aufgebaut: auf Dachböden, in einem Turm der Frankfurter Universität oder direkt in einem Baumhaus im Hüttendorf. Alle fünf Minuten schalten die Radiopiratinnen und -piraten zwischen den verschiedenen Stationen hin und her und senden so nie länger als höchstens 15 bis 20 Minuten am Stück.deuCreative Commons Attribution Share Alike 4.0 GenericProtestPiratensenderArbeiter-Radio-Klub384Krisen-Radio aus dem Baumhaus. Akustischer Protest gegen den Bau der Startbahn West10.25969/mediarep/200982751-1650