2019
Browsing 2019 by Author "Braun, Michael"
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- ArticleDer Engel der Erzählung. Wim Wenders Der Himmel über BerlinBraun, Michael (2019)Engel im Film sind sichtbar gemachte Medien aus der Sphäre des eigentlich Unsichtbaren. Für Erzählungen geben sie oft erst nach ihrer Transformation in Menschengestalt etwas her. Diese Transfiguration passiert in Wim Wenders’ Film Der Himmel über Berlin auf zweierlei Art: als narratologische Initiation (der zum Menschen verwandelte Engel bekommt eine Geschichte und kann sie erzählen) und als ein ästhetisches Ereignis (der Engel spürt das ‘Gewicht der Welt’, zeigt Farbe und lernt zu lieben). Der Beitrag untersucht, wie die Erzählung zum Engel kommt und wie der so hergestellte Zusammenhang zwischen Engelfigur und erzählter Geschichte filmisch funktioniert. Ausgangsthese ist: Der Regisseur zeigt, dass der Engel der Erzählung eine Sehnsuchtsfigur ist, die im Film und vom Film besser erzählen kann als die darin vorkommenden Großstadtmenschen.
- ArticleErinnerung und Wahrheit im Bild. Medienobservationen in Florian Henckel von Donnersmarcks Werk ohne Autor (2018)Braun, Michael (2019)Die deutsche Filmkritik hat Florian Henckel von Donnersmarcks Werk ohne Autor (2018) – anders als die amerikanische – als unzulängliches Biopic über die Künstlerkarriere von Gerhard Richter abgestempelt. Das aber ist nur die eine Seite des Films. Auf der anderen Seite lässt sich eine filmische fiction of memory beobachten. Der Film hat einen pädagogischen Impetus, der seinem englischen Titel „Never Look Away“ folgt, und darüber hinaus eine interessante erinnerungsdrama-turgische Dimension. Diese besteht darin, dass die Fakten einer komplexen, in die Euthanasie-Phase des Nationalsozialismus zurückreichenden und erst 2005 publik gewordenen Täter-Opfer-Konstellation im Familiengedächtnis zu einer eigenen Geschichte mit dem Anspruch auf eine „innere Wahrheit“ verdichtet werden. Der Beitrag untersucht die narrativen Elemente und medientheoretischen Implikationen der Erinnerungsarbeit, die der Film mit Bildern und in Bildern leistet. Werk ohne Autor ist vielleicht der erste Film, der die Geschichte konsequent von der Autorität des Künstlers entkoppelt und das, was wir über sie wissen können und wissen sollen, konsequent dem Kunstwerk überantwortet. Auf diese Weise scheint das postmemoriale Kunstwerk im Zeitalter seiner medialen Reproduzierbarkeit auf seine Autonomie als Erinnerungszeugnis zu pochen, weil es im besonderen Fall (hier: durch die fotosurrealistische Unschärferelation der Gemälde) mehr weiß als der Künstler selbst.