2014 | 19
Browsing 2014 | 19 by Subject "GANGNAM STYLE"
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- ArticleGANGNAM STYLE erklärt. Ein Beitrag zur deutsch-koreanischen VerständigungKiefer, Klaus H. (2014) , S. 26-53GANGNAM STYLE ist ein ironisches Kunstmärchen, das von dem Wunsch des armen Helden (alias Psy) seinen Anfang nimmt, das sagenhafte ›Gangnam‹ (konkret: ein superreicher Stadtteil von Seoul) zu erobern. Da der Märchen-held kein Pferd besitzt, erfindet er einen Pferde- bzw. Reitertanz, er wird ge-wissermaßen zum ›Kentaur‹. Dennoch sind seine Errungenschaften blamabel. Selbst in dem von ihm erfundenen Tanz wird er von einem authentischen Gangnam-Jüngling übertrumpft, der mehr noch als ein Pferd einen Merce-des-SLK mit 184 Pferdestärken sein eigen nennt. Der ›Hans im Unglück‹ findet jedoch sein ›Königreich‹ in Gestalt einer U-Bahn-Prinzessin. Seine Traumfrau, deren Tugenden er von Anfang an propagiert, entspricht freilich einem auch in (Süd-) Korea recht konventionellen Rollenbild, dem er selber verpflichtet ist: Tagsüber wird anständig gearbeitet, zur Nacht hin erfolgt ein ›switching‹ des Verhaltenscodes zur ausgelassenen Sinnesfreude hin. Der Held gibt sich mit dieser erotischen Erfüllung zufrieden, ohne je ganz nach ›Gangnam‹ ge-langt zu sein, also z.B. eine Millionärstochter als Braut erworben zu haben. »Oppan Gangnam Style« fungiert eingangs als imperativer Impuls des Hel-den, zugleich als das leitende Prinzip des gesellschaftlichen Erfolgs, quasi als mythischer ›Big Brother‹, von dem der Held schließlich zu profitieren sucht, indem er gegenüber der umworbenen jungen Frau selber in die Rolle des ›Oppan‹, des kompetenten ›älteren Bruders‹ schlüpft.
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