2023 - # 13 Urbane Praxis und kulturelle Infra-Strukturen
Hg. Teile 1 bis 3: Barbara Büscher, Annette Menting; Teil 4: Verena Elisabet Eitel, Nadine Kesting Jiménez, Red.: Barbara Büscher, René Damm, Verena E. Eitel, Annette Menting
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- ArticleALLESANDERSPLATZ. Beobachtungen kollektiver StadtentwicklungRampf, Isis (2023) , S. 1-13Urbanisierung, Beton, Stein, verschwindendes Grün – mehr als die Hälfte der Menschen lebt heute in Städten. Eine dieser Städte ist Berlin. An ihrem zentralsten Ort und größten Verkehrsknotenpunkt, dem Alexanderplatz, steht der Gebäudekomplex Haus der Statistik, der die letzten elf Jahre langsam zur Ruine verkümmerte. Im Zeitraum von Juni 2019 bis Oktober 2020 begleitete ich den Prozess der Transformation dieses Ortes, in dem durch Pionier*innennutzungen versucht wird, ein alternatives, gemeinwohlorientiertes Konzept von Stadt zu entwickeln, filmisch. Stimmen und Bilder aus dem daraus entstandenen Dokumentarfilm „Allesandersplatz“ sowie Überlegungen zu seiner Dramaturgie werden in diesem collagierten Essay um die Aspekte von Fluktuation, von Partizipation und des Commoning erweitert und als Möglichkeiten einer kollektiven Stadtentwicklung verstanden. Anstatt vollständige Definitionen herauszuarbeiten, werden assoziativ verschiedene Aspekte eines Konzepts einer alternativen Stadt beleuchtet. Kann der „Allesandersplatz“ ein Vorbild für eine offene, nachhaltige und diverse Zukunft sein? Ein Ort, an dem alles anders ist?
- ArticleGeschichtstheater und Kulturwille, oder: Aneignung, historisch. Der Wiederaufbau des Nationaltheaters MünchenSchube, Marie-Charlotte (2023) , S. 1-10Theatern kam im Wiederaufbau nach 1945 zentrale gesellschaftliche Relevanz zu – als öffentliche Bauaufgabe bildeten sie widersprüchliche Orte (stadt-)gesellschaftlicher Sinnstiftung sowie der Erprobung einer demokratischen Planungs- und Baukultur. Aus einer wissensgeschichtlichen Perspektive, die Raum mit Henri Lefebvre als Produkt sozialer Praxis versteht, kann das Wiederaufbauen von Theatern als historischer Aneignungsprozess ruinierter urbaner Räume befragt werden. Welche Praktiken prägen die diskursive Aushandlung um den gesellschaftlichen Ort Theater? Welche Bedeutung kommt städtischen Öffentlichkeiten als Akteuren des Bauens zu? Wie bestimmt Wissen um Geschichte, Kultur und Gesellschaft die bauliche Praxis und architektonische Ästhetik? Der Blick auf die historische Theaterbaupraxis und ihre gesellschaftspolitischen Implikationen anhand des Wiederaufbaus des Nationaltheaters München (1954–1963) kann dabei als historische Folie auch aktuelle Debatten zum Umgang mit dem Theaterbauerbe der Nachkriegszeit informieren.
- ArticleInfra-Strukturen, Netzwerke und Plattformen. Räumliche und andere Dispositionen kultureller und künstlerischer PraxisBüscher, Barbara (2023) , S. 1-21Der Begriff Infrastruktur und die mit ihm beschriebenen materiellen, sozialen und kommunikativen Bedingungen des Zusammenlebens sind seit den 2000er Jahren verstärkt von verschiedenen Wissenschaften kritisch untersucht und seit kurzem auch zum Gegenstand künstlerisch-kuratorischer Arbeiten geworden. Die Veränderungen von und Verschiebungen in Infra-Strukturen - sichtbare und unsichtbare, von der globalisierten Ökonomie gesteuerte oder von unten, aus lokalen Communities betriebene - wurden in Fallstudien und strukturellen Analysen herausgearbeitet. Der Beitrag folgt dem Diskurs in den Bereichen Sozialwissenschaften/Anthropologie, Medienwissenschaften sowie Kunstwissenschaften/curatorial studies und untersucht die dort fokussierten Aspekte auf ihre Relevanz für ein aktualisiertes Verständnis von kultureller Infrastruktur. Auch hier: nicht verstanden als allein staatlich etablierte, geförderte und damit auch kontrollierte Infrastruktur, sondern um die Infra-Strukturen einer vielfältigen Praxis von unten, deren Bewegungen und daraus resultierenden neuen Formen des Institution-Werdens ergänzt.
- ArticleKo-Produktion, Pioniernutzungen, Public-Civic-Partnership als Ansatz Urbaner PraxisLynen, Leona (2023) , S. 1-8Nach über zehn Jahren Leerstand wird das Areal Haus der Statistik in Berlin gemeinwohlorientiert entwickelt – gemeinsam von Zivilgesellschaft und öffentlicher Hand. Im Bestand und mit ca. 65.000 m² Neubau entsteht Raum für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung, bezahlbares Wohnen sowie ein neues Rathaus für den Bezirk Mitte und Verwaltungsnutzungen. Bis heute ist Urbane Praxis – als Einladung nicht in Zuständigkeiten und Abgrenzungen zu denken – Kern des Projekts. Das Areal ist ein Gegenentwurf zur „ausverkauften Stadt“ und dient mithin als Projektionsfläche für eine wünschenswerte Stadtzukunft, die neue gesellschaftliche Qualitäten auf der Ebene des Sozialen, Ökologischen, Ökonomischen, Kulturellen und Institutionellen in Aussicht stellt. Die Ko-Produktion der Kooperationsgemeinschaft Koop5 dient als Hebel, um Urbane Praxis als Kern der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung zu etablieren. Alternative Zugänge zu Planungsprozessen durch kreative Formate der Mitwirkung, Selbstorganisation von Pioniernutzungen und gemeinsame Verantwortung für öffentliche Ressourcen durch Public-Civic-Partnerships sind drei Ausprägungen von Urbaner Praxis, die im Artikel näher beleuchtet und diskutiert werden.
- ArticlePolyvalente Alltagsorte. Eine Reflexion über den performativen Exkurs in den Stadtraum von São PauloBaum, Martina; Vogl, Markus (2023) , S. 1-16Polyvalente Alltagsorte bilden die Grundlage einer Alltäglichkeit des Städtischen, des Gewöhnlichen im besten Sinne: Hier passiert das tägliche Leben. Der Artikel beleuchtet den Begriff der Polyvalenz im Kontext von Architektur und Städtebau und stellt das Repertoire der polyvalenten Elemente vor, die eine Basis für Identifikation und Interaktion zwischen Mensch und Raum sind. Das Repertoire umfasst geometrische Formen, die zu archetypischen Formen weiterentwickelt polyvalente Wirkung entfalten können. Wir nutzen diese bekannten, gewöhnlichen Elemente, die für jeden benennbar sind, um über die Bedeutung von Aneignung und Aneignungspotenzial in Stadt, Architektur und Freiräumen zu diskutieren. Die radikale Normalität dieser Elemente, ihre Wirksamkeit und Sichtbarkeit im Alltäglichen liefern uns die Basis für eine niederschwellige und spielerische Auseinandersetzung mit der Thematik. Im Rahmen der 12. Bienal Internacional de Arquitetura in São Paulo haben wir eine Einladung für eine solche entwerferische Auseinandersetzung ausgesprochen und räumliche Interventionen für den Praça da República mit diesem Repertoire entworfen und realisiert.
- Articlerobotron-Kantine Dresden 2023. Fotografische ErkundungenVolkmann, Louis (2023) , S. 1-16Louis Volkmann unternahm Anfang 2023 fotografische Erkundungen zur robotron-Kantine Dresden. Es entstand eine Serie, die Ansichten, Innenräume, Zwischenräume, Außenräume sowie das gesamte Areal zeigt und zugleich die verschiedenen Nutzungsschichten und damit verbundenen Erzählungen deutlich macht. Neben Raum, Architektur, Park und Stadt lassen die Bilder Spuren unterschiedlicher Entwicklungen erkennen, so die Nutzungsaufgabe und Verlassenheit, den Abbruch von Ensemblebauten, die bevorstehende Transformation zu einem neuen Wohnquartier, zugleich aber auch die jüngsten Umnutzungen der Kantine durch Kunstausstellungen und -projekte wie „[Prelude] Nordost Südwest und Campus Kantine“ des Kunsthaus Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst und seines Freundeskreises.
- Articlerobotron-Kantine Dresden und das Netzwerk ostmodern.org. Wissen – Erhalten – Umnutzen 2015–2023Dziallas, Marco (2023) , S. 1-15Das zivilgesellschaftliche Netzwerk ostmodern.org hat sich zusammen mit weiteren Initiativen in einem mehrjährigen Prozess für den Erhalt der robotron-Kantine in Dresden engagiert. Marco Dziallas, Akteur der Plattform ostmodern.org, skizziert in diesem Beitrag sowohl die Architektur der Kantine als auch ihre wechselvollen Entwicklungen von der Top-down-Stadtplanung mit beabsichtigtem Abbruch über die Eigentümerwechsel und verschiedenen kommunalpolitischen Positionen bis hin zur Kulturhauptstadtbewerbung, die zu neuen Nutzungskonzepten für die Kantine führte. Die Netzwerkarbeit, der Wissenstransfer über die digitale Plattform und der unmittelbare Austausch in Gremien und durch Aktionen vor Ort haben Wirkung gezeigt. Durch die Umnutzung konnte sich das Fragment des Robotron-Areals behaupten, neue kulturelle Infrastruktur entstehen und dieser zentral gelegene Raum für Ausstellungen wie Nordost Südwest des Kunsthauses Dresden – Städtische Galerie für Gegenwartskunst und die „13. OSTRALE Biennale für zeitgenössische Kunst“ genutzt werden.
- ArticleSonnenberg und Chemnitz 2025. Einführung Wechselwirkungen von Kunstprogrammen und prozessualer Stadtentwicklung.Menting, Annette (2023) , S. 1-4Mit dem Konzept für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 ist die Verknüpfung von Kunst und Kultur, Stadtentwicklung und partizipativen Prozessen explizit formuliert. Das war Anlass, sich angesichts der MAP-Ausgabe zur Urbanen Praxis den Transformationsprozessen dieser Stadt zu widmen. Der Fokus richtet sich exemplarisch auf das Quartier Sonnenberg, wo neue Kunstinitiativen und Raumkonzepte für die kulturelle und gemeinwohlorientierte Belebung des Stadtteils bereits seit 2010 zunächst von Akteur:innen und dann auch von und mit der Stadtverwaltung entwickelt wurden. Dieser zweiteilige Beitrag befragt die Wechselwirkungen von kulturell-räumlicher Quartiersentwicklung und dem Kulturhauptstadt-Programm, um Impulsen und Initiativen, Teilhabe und nachhaltiger Wirksamkeit der Projekte nachzugehen. Mit Blick auf verschiedene Projekte, Prozesse, Netzwerke und ihre Anbindung an Kulturhauptstadtprogramme wurden Gespräche mit zwei Chemnitzerinnen geführt. Ergänzende Notizen kontextualisieren die angeführten Orte und Programme von Kunst, Kultur, Architektur und Stadtentwicklung.
- ArticleSonnenberg und Chemnitz 2025. Teil 1: Kunst-Räume und InitiativenKnospe, Mandy; Menting, Annette (2023) , S. 1-13Mit dem Konzept für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 ist die Verknüpfung von Kunst und Kultur, Stadtentwicklung und partizipativen Prozessen explizit formuliert. Das war Anlass, sich angesichts der MAP-Ausgabe zur Urbanen Praxis den Transformationsprozessen dieser Stadt zu widmen. Der Fokus richtet sich exemplarisch auf das Quartier Sonnenberg, wo neue Kunstinitiativen und Raumkonzepte für die kulturelle und gemeinwohlorientierte Belebung des Stadtteils bereits seit 2010 zunächst von Akteur:innen und dann auch von und mit der Stadtverwaltung entwickelt wurden. Dieser zweiteilige Beitrag befragt die Wechselwirkungen von kulturell-räumlicher Quartiersentwicklung und dem Kulturhauptstadt-Programm, um Impulsen und Initiativen, Teilhabe und nachhaltiger Wirksamkeit der Projekte nachzugehen. In Teil 1 werden mit Mandy Knospe, Kulturakteurin der freien Szene, Kunst-Räume und Initiativen auf dem Sonnenberg und Programme im öffentlichen Raum besprochen.
- ArticleSonnenberg und Chemnitz 2025. Teil 2: Stadtmachen beim Kreativhof StadtwirtschaftStillger, Grit; Menting, Annette (2023) , S. 1-14Mit dem Konzept für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 ist die Verknüpfung von Kunst und Kultur, Stadtentwicklung und partizipativen Prozessen explizit formuliert. Das war Anlass, sich angesichts der MAP-Ausgabe zur Urbanen Praxis den Transformationsprozessen dieser Stadt zu widmen. Der Fokus richtet sich exemplarisch auf das Quartier Sonnenberg, wo neue Kunstinitiativen und Raumkonzepte für die kulturelle und gemeinwohlorientierte Belebung des Stadtteils bereits seit 2010 zunächst von Akteur:innen und dann auch von und mit der Stadtverwaltung entwickelt wurden. Dieser zweiteilige Beitrag befragt die Wechselwirkungen von kulturell-räumlicher Quartiersentwicklung und dem Kulturhauptstadt-Programm, um Impulsen und Initiativen, Teilhabe und nachhaltiger Wirksamkeit der Projekte nachzugehen. In Teil 2 behandelt das Gespräch mit Grit Stillger, Abteilungsleiterin Stadterneuerung des Stadtplanungsamtes, die konzeptionell-räumlichen Quartierentwicklungen Sonnenberg und Transformationsprozesse des Kreativhofs Stadtwirtschaft.
- Article„Die Spirale muss nach oben gehen“. Ein Interview mit Mitgliedern der Berliner Initiative Urbane PraxisSchäffler, Anna; Becker, Jochen; Sheikh, Simon (2023) , S. 1-8Künstler*innen, Stadtaktivist*innen, Akteur*innen aus Kultur, Architektur und Soziokultur haben sich 2020 in Berlin auf Initiative des Rates für die Künste zu einem Verbund zusammengeschlossen und erproben in Stadtlaboren und Campusprojekten diverse die Peripherie einbeziehende Kooperations-und Gestaltungsformen stadträumlicher Transformation. Bis dato fanden Raumexperimente, Aktions-und Thinktank-Formate sowie Symposien und Konferenzen statt. Ein für internationale Beiträge offenes Glossar wurde publiziert und elf Thesen zur Untermauerung der Notwendigkeit struktureller Veränderungen erstellt. Gegründet wurde der Verein für Urbane Praxis. Anna Schäffler, Jochen Becker und Simon Sheikh zählen zu den Initiator*innen. Im Gespräch stellen sie die Arbeit und ihre Projekte vor.
- ArticleZEIT-FUGEN/inbetweens. Zwischenbericht aus einem szenografischen ForschungsvorhabenGutjahr, Wolf (2023) , S. 1-15Das in diesem Text vorgestellte szenografische Forschungsprojekt ZEIT-FUGEN/inbetweens #1/#2/#3 untersucht die Wechselwirkungen zwischen aktuellen Bestandsgebäuden von Theatern und dort vorher entstandenen architektonischen und städtebaulichen Strukturen in Verbindung mit kollektiven Erinnerungen der jeweiligen Stadtgesellschaften. Ziel ist es, Thesen zur Definition, Visualisierung und Inszenierung der durch diese Überlagerungen entstehenden räumlichen Strukturen als szenische Kommunikationsorte zu formulieren. Mit ortsspezifischen temporären Realisierungsskizzen sollen Impulse für stadtgesellschaftliche wie auch theaterinterne kommunikative Prozesse gegeben werden. Bisher konnte das Vorhaben in drei sehr unterschiedlich ausformulierten Varianten in Braunschweig, Dortmund und Kassel konkretisiert werden.