2017/2 ‒ Operative Ontologien
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- ArticleAm Anfang war die OperationDurham Peters, John (2017) , S. 193-199Angeleitet durch Marx’ Thesen über Feuerbach untersucht der Artikel die linkshegelianischen Triebgründe des Programms der ›Operativen Ontologien‹. Bernhard Siegerts Versuch, »ontologische Unterscheidungen« auf »ontische Operationen« zurückzuführen, findet eine überraschende Parallele in Feuerbachs Unternehmen, »die religiöse Welt in ihre weltliche Grundlage aufzulösen«. Zugleich lässt sich im Postulat einer Vorgängigkeit kulturtechnischer Operationen ein technisch verstärktes Echo der Marxschen Rede vom Primat der Praxis vernehmen.
- ArticleEditorialEngell, Lorenz; Siegert, Bernhard (2017) , S. 5-9
- ArticleEin gelassen-dreifaches Hoch auf ›operative Ontologien‹Gumbrecht, Hans Ulrich (2017) , S. 115-123›Operative Ontologien‹ erscheinen als eine sehr plausible Gegenwartsreaktion auf die Geschichte der westlichen Erkenntnistheorien seit der frühen Moderne. Sie basiert auf der meta-theoretischen Prämisse, dass derartig grundlegende Theorien sich heute nicht mehr als zwingend ›notwendig‹ erweisen, sondern zu einem Gegenstand der Wahl geworden sind. Eine Reihe von überzeugenden existentiellen, intellektuellen und ästhetischen Gründen spricht für die Wahl der ›operativen Ontologien‹ des IKKM.
- ArticleÖffnen, Schließen, Zerstreuen, Verdichten. Die operativen Ontologien der KulturtechnikSiegert, Bernhard (2017) , S. 95-113Im Rahmen der technikphilosophischen, ethnologischen wie auch medien- und kulturwissenschaftlichen Debatte über die Handlungsmacht der Dinge ist es zu einer Konjunktur von Ontologien gekommen, die jedoch das traditionelle Konzept der Ontologie dekonstruiert bzw. verschiebt. Der Beitrag folgt dieser Verschiebung der Ontologie, die Medien und mediale Artefakte nicht mehr als Substanzen denkt, sondern als Verkettungen von Praktiken und Operationen, die diese Medien-Dinge allererst generieren. Nach ›operativen Ontologien‹ zu fragen bedeutet, nach den konkreten ontischen Operationen zu fragen, die allererst ontologische Unterscheidungen hervorbringen – z. B. zwischen Form und Materie, Bild und Gegenstand, Ding und Prozess, Figur und Grund. Diese ontischen Operationen bilden den Kern dessen, was man Kulturtechniken nennt. Anhand von beispielhaften Hybridobjekten aus dem Bereich der material culture des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit zeigt der Beitrag, wie dies konkret zu verstehen ist.
- ArticleDas ontologische Debakel oder was heißt: Es gibt Medien?Deuber-Mankowsky, Astrid (2017) , S. 157-167Die aktuelle Wende zu neuen Ontologien in den Medien- und Kulturwissenschaften ist begleitet von der Anstrengung, Ontologien pragmatisch zu begründen und in Praktiken, Prozesse und Akte aufzulösen. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass Pragmatismus sich in Funktionalismus verkehrt und die ontologische Frage funktionalistisch beantwortet wird. Diese Gefahr zeigt sich deutlich im Begriff der ›operativen Ontologie‹, der sich in der Informatik schon in den 1990er Jahren im Kontext der Automatisierung von gespeichertem Wissen eingebürgert hat. Im Rückgang auf Willard van Quines Bestimmung des ontologischen Debakels wird nach den Chancen gefragt, die sich in der ontologischen Krise für einen medienphilosophischen Zugang jenseits einer funktionalistischen und damit zugleich technischen Lösung verbergen.
- ArticleThe Ontology of Media Operations, or, Where is the Technics in Cultural Techniques?Hansen, Mark B.N. (2017) , S. 169-185Mein Ziel in diesem Beitrag ist es, eine Ontologie von Medienoperationen zu entwickeln, die auf Gilbert Simondons Theorie der Individuation fußt. Auf der Grundlage von Wolfgang Ernst, Henri Atlan und Michel Serres behaupte ich, dass Siegerts Versuch, die Medientheorie von ihrer Kittlerschen Linie abzulenken, den Stellenwert der außerkulturellen Operationalität technischer Medien und der Techniken im Allgemeinen herabspielt. Mit seiner Theorie der Information als Empfang von umweltlicher Singularität durch einen metastabilen Empfänger bietet Simondon dagegen einen Mechanismus, dank dem theoretisch durchdacht werden kann, wie die außerkulturelle Operationalität der technischen Medien die Kulturproduktion und die Unterscheidungen, auf denen sie beruht, prägt, ohne die Andersheit der Technik zu reduzieren.
- ArticleOperative Ontologien – ein Versuch, einen klaren Begriff zu verunreinigenKoch, Gertrud (2017) , S. 187-192Operative Ontologien werden in diesem Artikel als relationale kommunikative Situationen vorgestellt, in denen Medien und Technik Teil einer Praxis sind, aber nicht einfach mit dieser zusammenfallen. Die Ontologie bezieht sich auf eine temporäre Konstellation, beispielsweise eine Verknüpfung von Maschine, Körper und Bild, in der die ontologische Frage der Anthropologie perspektivisch immer wieder verschoben wird. Wie das genau zu verstehen ist, wird am Fallbeispiel der Motion-Capture-Technik deutlich, in der durch eine Verschmelzung von Live Action Movie und der animierten Welt der Visual Effects eine permanente Veränderung dessen erfolgt, was als Mensch oder menschliche Umwelt angesehen wird.
- Article»Operative Ontologien«: Technikmaterialismus als prima philosophia ?Gehring, Petra (2017) , S. 143-155Der Beitrag repliziert auf Bernhard Siegerts Programmtext zu »Operativen Ontologien«, hinterfragt einige grundbegriffliche Voreinstellungen des Siegertschen Technikmaterialismus und setzt sich kritisch mit dessen auf Ontologie(n) abzielenden Anspruch aus- einander – wie er sich nun am Thema des technischen Mediums als »Ding« explizit festmacht. Dabei wird nicht zuletzt das Fehlen eines Technikbegriffs vermerkt, der zwischen den Polen Medium, Praxis/Operation und »Ding« (sowie dann auch »Artikulation« und »Kultur« im Kompositum »Kulturtechnik«) in hinreichend klarer Weise vermittelt. Vor allem aber rät die Verfasserin zum Verzicht auf die ontologische Perspektive, weil diese weder für medien- oder technikorientierte mikrologische Analysen noch für einen Technikmaterialismus erforderlich ist.
- ArticleDie Rettung des Ontologischen durch das Ontische ? Ein Kommentar zu ›operativen Ontologien‹Krämer, Sybille (2017) , S. 125-141Das Konzept der ›operativen Ontologien‹ ist nicht einfach zu verstehen. Dieser Artikel versucht Potenzial und Schranken dieser Idee auszuloten. Der methodische Ansatz der operativen Ontologie zielt darauf, dass das ›Ontische‹ im Sinne des phänomenal je Gegebenen das ›Ontologische‹ im Sinne der Erklärbarkeit und Verstehbarkeit von Welt bedingt und aus sich hervortreibt: Das Ontische gebiert das Ontologische. Was das bedeutet, wird einerseits anhand von Bernhard Siegerts Begriff ›Kulturtechnik‹ sowie andererseits anhand von Lorenz Engells Begriff der ›Ontographie‹ rekonstruiert sowie kritisch kommentiert.
- ArticleVersetzungen. Das Diorama als ontographische ApparaturEngell, Lorenz (2017) , S. 79-93Im Anschluss an Merleau-Ponty lässt sich nach der Möglichkeit einer ›Ontographie‹ fragen, die mit dem Seienden zugleich die ›Art zu sein‹ dieses Seienden verzeichnet. Solche Überlegungen zu einer »écriture de l’être« lassen sich über den Bereich der graphischen oder diagrammatischen Notation hinaustragen. Als ein Dispositiv, das Sein nicht nur aufschreibt, sondern ›aufstellt‹, wird hier exemplarisch das naturkundliche Habitat-Diorama analysiert. Im Zentrum steht die ontographische Operation der ›Versetzung‹, aus der die spezifischen Evidenz- und Unmittelbarkeitseffekte des Dioramas hervorgehen.
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