2019/2 ‒ Blockchain
Browsing 2019/2 ‒ Blockchain by Subject "digitale Bildung"
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- ArticleDigitale Schule oder humane Schule im Zeitalter der Digitalisierung? Pädagogische Reflexionen zu einem PolitikumZierer, Klaus; Schatz, Christina (2019) , S. 55-60In Bildungspolitischen Debatten wird nicht erst seit heute gefordert, so etwas wie eine ›digitale Bildung‹ als neues Unterrichtsfach einzuführen und viele Kultusministerien sind bereits dabei, entsprechende Lehrpläne zu schmieden. Klaus Zierer und Christina Schatz warnen davor, dieser Forderung umgehend und umfassend zu folgen. Die Auswertung einer großen Anzahl an empirische Studien und Metastudien zum Thema habe ergeben, dass die Wirksamkeit von digitalen Medien auf die Lernleistungen im Durchschnitt nur mäßige Effekte hat. Die elementaren Kulturtechniken Lesen und Schreiben sind mit Papier und Bleistift bzw. dem Buch in der Hand deutlich effektiver zu erlernen als am Laptop oder Tablet. Medien, ob digital oder analog, sind Hilfsmittel des Unterrichts. Entscheidend für den Lernerfolg ist und bleibt die Professionalität von Lehrpersonen. Setzen Lehrpersonen Technik um der Technik willen ein, was derzeit nicht selten zu beobachten ist, zeigen empirische Studien, dass digitale Medien sogar zu negativen Effekten führen können. Infolgedessen wird bei Fragen des Lernens klar: Auf dieser Ebene gelingt eine Revolution nicht durch die digitale Technik. Heiko Christians ist dagegen überzeugt, dass es den Begriff einer ›digitalen Bildung‹ erst gar nicht geben kann. Wiederholtes Lesen kanonischer Texte – als kulturtechnische Voraussetzung von Bildung – ist heute ein kontraintuitiver, älterer Gebrauch neuester technischer Infrastrukturen. Dieser Gebrauch ist per se nach wie vor nicht ausgeschlossen, aber er ist so unwahrscheinlich wie noch nie. Und er ist überhaupt nur noch so lange möglich oder in geringem Maße wahrscheinlich, wie man diese Gebrauchsweise, die offensichtlich aus anderen, heute ›überwundenen‹ Infrastrukturen und Epochen stammt, im Gedächtnis und in den eingeübten Reflexen der User noch bereit hält und plausibel macht. Genau das aber wäre tatsächlich die Aufgabe von Bildungsinstitutionen, wenn sie ihren alten Bildungsauftrag noch ausführen wollten. Dieselben Institutionen, die sich einmal vornehmlich der Pflege verschiedener kanonischer Textcorpora widmeten, sollen heute ihre Insassen aber nicht mehr bilden, sondern ›fit‹ machen für die ›digitale Zukunft‹. Das heißt präzise, es sollen keine merklichen Unterschiede mehr zwischen den technischen Verhältnissen innerhalb und außerhalb der Institutionen herrschen. Bleibt die Frage, ob man Techniken und Werke aus dieser alten Buchkultur bewahren möchte oder ob Bildung heute ganz anders definiert werden soll?
- ArticleEs gibt keine ›digitale Bildung‹Christians, Heiko (2019) , S. 61-70In Bildungspolitischen Debatten wird nicht erst seit heute gefordert, so etwas wie eine ›digitale Bildung‹ als neues Unterrichtsfach einzuführen und viele Kultusministerien sind bereits dabei, entsprechende Lehrpläne zu schmieden. Klaus Zierer und Christina Schatz warnen davor, dieser Forderung umgehend und umfassend zu folgen. Die Auswertung einer großen Anzahl an empirische Studien und Metastudien zum Thema habe ergeben, dass die Wirksamkeit von digitalen Medien auf die Lernleistungen im Durchschnitt nur mäßige Effekte hat. Die elementaren Kulturtechniken Lesen und Schreiben sind mit Papier und Bleistift bzw. dem Buch in der Hand deutlich effektiver zu erlernen als am Laptop oder Tablet. Medien, ob digital oder analog, sind Hilfsmittel des Unterrichts. Entscheidend für den Lernerfolg ist und bleibt die Professionalität von Lehrpersonen. Setzen Lehrpersonen Technik um der Technik willen ein, was derzeit nicht selten zu beobachten ist, zeigen empirische Studien, dass digitale Medien sogar zu negativen Effekten führen können. Infolgedessen wird bei Fragen des Lernens klar: Auf dieser Ebene gelingt eine Revolution nicht durch die digitale Technik. Heiko Christians ist dagegen überzeugt, dass es den Begriff einer ›digitalen Bildung‹ erst gar nicht geben kann. Wiederholtes Lesen kanonischer Texte – als kulturtechnische Voraussetzung von Bildung – ist heute ein kontraintuitiver, älterer Gebrauch neuester technischer Infrastrukturen. Dieser Gebrauch ist per se nach wie vor nicht ausgeschlossen, aber er ist so unwahrscheinlich wie noch nie. Und er ist überhaupt nur noch so lange möglich oder in geringem Maße wahrscheinlich, wie man diese Gebrauchsweise, die offensichtlich aus anderen, heute ›überwundenen‹ Infrastrukturen und Epochen stammt, im Gedächtnis und in den eingeübten Reflexen der User noch bereit hält und plausibel macht. Genau das aber wäre tatsächlich die Aufgabe von Bildungsinstitutionen, wenn sie ihren alten Bildungsauftrag noch ausführen wollten. Dieselben Institutionen, die sich einmal vornehmlich der Pflege verschiedener kanonischer Textcorpora widmeten, sollen heute ihre Insassen aber nicht mehr bilden, sondern ›fit‹ machen für die ›digitale Zukunft‹. Das heißt präzise, es sollen keine merklichen Unterschiede mehr zwischen den technischen Verhältnissen innerhalb und außerhalb der Institutionen herrschen. Bleibt die Frage, ob man Techniken und Werke aus dieser alten Buchkultur bewahren möchte oder ob Bildung heute ganz anders definiert werden soll?