2020 Sonderausgabe "Spürtechniken"

Recent Submissions

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    Vulkanbeobachtungen. Sensorische Medien und geologische Lebenszeichen
    Siegler, Martin (2020)
    Dass Vulkane ‚Lebenszeichen‘ von sich geben, scheint kategorisch ausgeschlossen. Allenfalls metaphorisch mag man die geologischen Aktivitäten von schlafenden Vulkanen – seismische Unruhen, Gasausstöße, Aufblähungen – unter ‚Lebenszeichen‘ fassen. Demgegenüber möchte der Beitrag zeigen, dass beim sogenannten volcano monitoring, also der kontinuierlichen Überwachung von Risiko-Vulkanen, tatsächlich Lebenszeichen registriert werden, allerdings nicht als Ausdruck einer intrinsischen Lebenskraft des Vulkans, sondern als Effekte spezifischer sensorischer Medien. Im Rückgriff auf Konzepte der Medizinsoziologie und -anthropologie (Connecting Work, Biotechnische Gestalt, Monitoring) zeichnet der Beitrag das Dispositiv einer ‚klinischen Vulkanologie‘ nach, in dem Vulkane als kritische Patienten erfasst und behandelt werden.
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    Spürtechniken. Von der Wahrnehmung der Natur zur Natur als Medium – Einleitung
    Schneider, Birgit; Zemanek, Evi (2020)
    Die vorliegende Sonderausgabe der Medienobservationen knüpft an Diskussionen über Grundfragen an, die einen Teil der Kultur- und Medienwissenschaftler*innen gegenwärtig abermals intensiv beschäftigen: Was sind die Prämissen der Naturwahrnehmung in einer medial durchdrungenen, von menschlicher Gestaltung geprägten Welt, im sogenannten Anthropozän? Der Zusammenhang von Umweltdaten, Sensoren und ihrer Vernetzung fordert die traditionellen Vorstellungen einer Natur- ästhetik heraus, die an einem unverstellten Zugang, einer direkten, unvermittelten Wahrnehmung der Natur (im Sinne des Nicht-Mensch-gemachten) interessiert ist.
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    Kunststrecke: Spürtechnische Wechselwirkungen in der künstlerischen Forschung. Verena Friedrich, Agnes Meyer-Brandis, Ruediger John
    Schneider, Birgit; Zemanek, Evi (2020)
    Vorliegende Zusammenschau gewährt Einblicke in Arbeiten von Verena Friedrich, Agnes Meyer-Brandis, Ruediger John, die das menschliche und sensorische Spüren mit verschiedenen (medien-)künstlerischen Objekten und Techniken ausloten und dabei die Kernfragen unseres Heftes berühren. Diese Zusammenstellung schöpft aus den Präsentationen der Künstler*innen auf der Potsdamer Spürtechniken-Tagung.
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    Jeder Tropfen zählt. Elementar-mediale Begegnungen im Milieu des Rain Room (rAndom International, 2012)
    Perraudin, Léa (2020)
    Der Rain Room des kollaborativen Studios für experimentelle Praxis rAndom International bringt ein Milieu im Ausstellungsraum hervor, das sich durch ein technisch induziertes, kontraintuitives Naturschauspiel auszeichnet. Dort ist eine dreifache Dynamik des Sensing am Werk. Sie speist sich aus Sensoren und 3D-Kameratracking des algorithmusbasierten technischen Set-ups, der eigenlogischen Aktivität der herabfallenden Wassertropfen und dem sinnlichen, multisensorischen Erfassen des Regens ohne die ihn begleitende Empfindung des Nasswerdens. Doch in der Begehung des Rain Room und im Versuch seiner medialen Repräsentation auf der Social Media Plattform Instagram offenbart die spezifische Medialität des Regens eine Kollektiverfahrung des Scheiterns. Entlang der metaphorischen elementar-medialen Engführung von Stoffströmen und Datenflüssen, die in der Installation eine materielle Entsprechung findet, nimmt der Text die wahrnehmungstheoretische Ausnahmesituation im Rain Room in den Blick. Er argumentiert dafür, dass die binärlogische Operationsgrundlage des Systems in der Begegnung mit den Unwägbarkeiten der Materie eine radikal ephemere Erfahrung im Milieu zeitigt.
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    Spürtechniken. Von den Medien der Naturvermittlung zu den Ästhetiken des Spürens
    Volkart, Yvonne (2020)
    Gegenwärtig lässt sich ein gesteigertes Interesse für den Einsatz technologischer Spürtechniken als Medien der ‚Naturvermittlung‘ beobachten: Ökomediale Apparaturen sollen helfen, nicht-menschliche Existenzweisen, die sich bisher der menschlichen Aufmerksamkeit entzogen, wahrnehmbar zu machen. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass Messdaten einerseits zur Faktizität und Politisierung unbekannter oder verleugneter Umweltphänomene benutzt werden können und dass sie andererseits neue Formen von Relationalität und Sorge für die ‚Umwelt‘ erzeugen. Mit Bezug auf das Forschungsprojekt Ökodaten–Ökomedien–Ökoästhetik zeigt dieser Beitrag, dass Momente von Relationalität weniger durch Spür-Technologien als vielmehr durch Ästhetiken des Spürens generiert werden.
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    The Plants Are (Watching) Sensing
    Kuni, Verena (2020)
    Welche Spürtechniken kommen in Mensch-Pflanze-Verhältnissen zum Einsatz – und wer will bzw. kann in diesem Kontext von wem was erfahren? Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dieser Frage anhand ausgewählter Projekte aus Kunst und Populärkultur, in denen uns Pflanzen als Medien begegnen und die in diesem Sinne je auf ihre Weise zu Medienobservationen einladen.
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    Dem Spüren auf der Spur: Zur Wahrnehmung biologischer und technischer sensorischer Systeme
    Heibach, Christiane (2020)
    Das Spüren gilt als eine eher diffuse Form des Wahrnehmens, die sich nicht in die Differenzierung der fünf Sinne einordnen lässt. Damit scheint es für eine Instrumentalisierung wissenschaftlicher Erkenntnis untauglich zu sein. Und dennoch: Insbesondere in den 1960er Jahren werden derartige diffuse, ganzheitliche Wahrnehmungsmodalitäten zum Gegenstand philosophischer Diskussion, als vor allem in der Phänomenologie an der Formulierung gesamtleiblicher Epistemologien gearbeitet wird. Zur selben Zeit beschäftigt sich die Kybernetik in verschiedenen technischen und biologischen Experimentalsettings mit der Frage nach der Wahrnehmung, wobei sie zunächst von der prinzipiellen Isomorphie menschlich-biologischer und technischer Sensoren ausgehen. Auch hier spielt das Spüren als alternative Wahrnehmungsform, die sich jenseits der sensorischen Differenzierungen bewegt, eine Rolle. Der Beitrag setzt beide Diskussionen – die anthropozentrisch-phänomenologische und die technobiologisch-kybernetische – zueinander in Bezug und tastet sie auf Parallelen und Differenzen ab.
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    Octavia E. Butlers Sensoren. Afrofeministisches Spekulieren mit Xenogenesis
    Gramlich, Noam (2020)
    Ausgehend von Donna J. Haraway, die die Science-Ficiton-Autorin Octavia E. Butler als Theoretikerin für Cyborgs bezeichnete, nimmt dieser Essay Butlers Erzählung Xenogenesis als afrofeministsiche bzw. afrofuturistsiche Technopoetik ernst. Es werden zentrale Aspekte wie Umwelt, Technik und Subjektivität an gegenwärtige Debatten um sensorgestützte Medienprozesse rückgebunden, um Butlers Erzählung auf ihr sympoietisches bzw. xenopoietisches Potenzial hin zu befragen.