2013/1 ‒ Medienästhetik

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    Medienästhetik. Einführung in den Schwerpunkt
    Hansen, Mark B.N.; Hörl, Erich (2013) , S. 10-17
    Das vorliegende Schwerpunktheft bemüht sich um eine radikale Rekonzeptualisierung des Ästhetischen als Medienästhetik. Hintergrund ist eine weitreichende geschichtliche Transposition, deren genaueren Konturen sich zunehmend abzuzeichnen beginnen: durch den Prozeß der Kybernetisierung seit 1950 und noch einmal verschärft durch den Eintritt in die medientechnologische Prozesskultur, wie sie die multiskalaren, netzwerkbasierten, environmentalen, atmosphärischen Medien des 21. Jahrhunderts bringen, haben sich der Sinn und die Position des Ästhetischen als solche verschoben, hat eine Primarisierung des Ästhetischen stattgefunden und ist die Neubeschreibung des Ästhetischen zu einer der diagnostischen Schlüsselaufgaben von Medienwissenschaft avanciert. Unter dem Titel von Medienästhetik geht es heute nicht mehr nur um die Zusammenhänge zwischen der Evolution von medientechnischen Objektkulturen und den Modi unserer Wahrnehmungen und Empfingungen, sondern um ein Denken der weiter ausgreifenderen, eine Vielzahl von humanen und nicht-humanen Wirkmächte umfassenden sensationellen Gefilde neuerer maschinischer Anordnungen und Kollektive.
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    Deduktion, Induktion und Tranduktion. Über Medienästhetik und digitale Objekte
    Hui, Yuk (2013) , S. 101-115
    Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit der Medienästhetik digitaler Objekte und regt in diesem Zusammenhang zu einem Rückgriff auf die Kant'sche transzendentale Ästhetik an. Den Beginn bildet eine grundlegende Reflexion zur Definition von Daten und Objekten und es wird die Frage aufgeworfen, was der neue Status und damit auch die neue Ästhetik von Objekten in der Folge ihrer Digitalisierung sein könnten. Das rasche Anwachsen strukturierter Datenmengen und die Objektwerdung digitaler Entitäten in Folge der Entwicklungen in der KI-Forschung und zuletzt in den jüngeren Ansätzen zu einem semantischen Netz führen uns auf alte philosophische Fragestellungen zu den Existenzweisen von Objekten zurück. Der Aufsatz unternimmt den Versuch, die vorgeschlagene Ästhetik digitaler Objekte mithilfe dreier Verfahren zu analysieren: Induktion, Deduktion und Transduktion, und er tut dies mit Bezugnahme auf die Theorien Humes, Kants und Simondons sowie auf die Theorien der erweiterten Kognition und des exteriorisierten Gedächtnisses. Den Abschluss bildet die Darstellung eines transzendentalen Empirismus als Synthese, die zu einem Verständnis der Ästhetik digitaler Objekte beitragen kann.
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    Hörende Maschinennetzwerke. Auditive Medienästhetiken unscheinbarer Signale
    Miyazaki, Shintaro (2013) , S. 116-126
    Die medientechnologische Realität am Anfang des 21. Jahrhunderts ist von einer multi-skalaren und fraktalen Ubiquität medialer Infrastrukturen geprägt, die sich vom Mikrometerbereich bis in den Bereich von Kilometern und weit darüber hinaus durchzieht. Ausgangspunkt des vorliegenden Aufsatzes ist die Annahme, dass für das Begreifen der ubiquitären Medien-Netzwerke ein epistemischer Zugriff über das Signal medienwissenschaftlich fruchtbar sein könnte. Es wird dabei gezeigt, dass besonders das Hören – als Modus der menschlichen Erkenntnisherstellung in medienwissenschaftlichen Diskursen meist noch unterschätzt – im Rahmen einer signalwissenschaftlich informierten Medienästhetik produktiv sein könnte. Dies geschieht durch die Darlegung einiger Beispiele aus der Geschichte technischer Medien in denen auditive Wissens- und Medienpraktiken konstitutive Rollen spielten. Zum Schluss werden einige Gründe für die Notwendigkeit ästhetischer Experimentalsysteme für die Medienwissenschaft diskutiert und reflektiert.
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    Ist aber wahr. Vorgestellt von Petra Löffler
    Heelemann, Anke; Löffler, Petra (2013) , S. 128-136
    Für die hier präsentierte Bildstrecke gibt Anke Heelemann einen Einblick in eine aktuelle Arbeit, die hier erstmals vorgestellt wird: An einer Serie privater Fotografien macht sie die Spuren ihres Gebrauchs sichtbar. Alten Fotoalben entnommen wurden die Fotos auf einen Leuchttisch gelegt. Bei der Durchleuchtung kommt die verborgene Rückseite eines Fotos zum Vorschein. Vorder­ und Rückseite eines Fotos sind dabei also zugleich sichtbar und werden zusammen abfotografiert.
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    Mein Job ist das Zählen. Medien und Massen der Cern-Teilchenphysiker
    Holl, Ute; Simard, Olivier (2013) , S. 138-143
    Ute Holl sprach mit dem für einen der Subdetektoren im großen ATLAS-Detektor des Protonenbeschleunigers Large Hadron Collider (LHC) verantwortlichen Physiker Olivier Simard über Themen wie Sehen, Hören, Messen, Rechnen und die Suche nach dem Unbekannten.
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    Was sind Medien kollektiver Intelligenz? Eine Diskussion
    Ghanbari, Nacim; Haunss, Sebastian; Ochsner, Beate; Otto, Isabell; Thielmann, Tristan (2013) , S. 145-155
    Ausgehend von der Konjunktur des Begriffs der ‹kollektiven Intelligenz› in der aktuellen Rede von Social Media und Web 2.0 diskutiert der Beitrag den Zusammenhang zwischen ‹Medien›, ‹Kollektivität› und ‹Intelligenz›: Ist kollektive Intelligenz Ergebnis intentionalen und koordinierten Handelns oder emergenter Effekt im medialen Herstellungsprozess? Sind Medien der kollektiven Intelligenz prozessual und ephemer oder lassen sie sich als Phänomenbereich klar definieren? Entstehen sie erst mit dem Internet oder ist ihre Herkunft weit in die Mediengeschichte zurück zu verfolgen? Fünf Autor/innen formulieren hierzu ganz unterschiedliche Statements und dokumentieren so die Uneinigkeit und Unabgeschlossenheit des Untersuchungsgegenstands.
  • Article
    « … not just simple remakes». Sweded Movies als Filmtravestien
    Junkerjürgen, Ralf (2013) , S. 156-164
    In seinem Kinofilm BE KIND REWIND (2009) kreierte Michel Gondry mit den «sweded movies» eine Form von Amateur-Remakes, die beim cineastischen Publikum auf ein großes Echo stieß und zu einer Fülle von Nachahmungen auf YouTube geführt hat. Der strukturelle Haupttyp zeichnet sich dabei durch eine extreme Raffung der Erzählzeit aus und gibt sich als Abfolge anthologischer Szenen aus erfolgreichen Filmproduktionen, wobei Science Fiction-Blockbuster auffällig häufig «geschwedet» wurden. Stilistisch stechen die Requisiten hervor, die meist Umdeutungen von Alltagsgegenständen sind und den Filmen einen geradezu avantgardistischen Zug verleihen, zumal viele Beispiele auch über eine selbstreflexive Ebene verfügen. Die Swedes lassen sich als Form kollektiver und ludischer Aneignung zeitgenössischer Mythen verstehen. Während frühere Amateur-Remakes den privaten Raum nicht verließen, treten die Schweder über das Internet nun an die Öffentlichkeit und machen ihre Filme so zu einem anschaulichen Beispiel der participatory culture. In gattungstypologischer Hinsicht stellen die Swedes Filmtravestien dar; angesichts der Tatsache, dass die Industrie nur äußerst selten Travestien produziert, könnte ein weiterer Grund für das Interesse an den Swedes darin liegen, dass sie eine Lücke im Gattungsgefüge der Hypertexte geschlossen haben.
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    Über eine materialistische Seite von Camp. Naturgeschichte bei Jack Smith
    Rebentisch, Juliane (2013) , S. 165-178
    ‹Camp› ist ein ebenso schillerndes wie nach wie vor untertheoretisiertes Phänomen. Gewöhnlich grob mit einer an Kitsch grenzenden schwulen Ästhetik assoziiert und abgewertet, entfaltet es sich dem näheren Blick als ein ebenso faszinierender wie hinsichtlich seiner ästhetischen, ethischen und politischen Aspekte höchst komplexer Untersuchungsgegenstand. Sofern das Phänomen überhaupt ernsthaft diskutiert worden ist, hat man es indes zumeist mit dem kritischen Projekt verbunden, im Blick auf die sich in Camp manifestierende Gender Performance die historische Gewordenheit von Geschlechtsidentitäten herauszustellen. Der Artikel wird eine Perspektive vorschlagen, die das kritische Projekt, Geschichte in dem zu lesen, was sich als Natur installiert, in komplementärer Weise ergänzt: Hier geht es weniger darum, der Dimension von Geschichte in Natur, sondern der Dimension von Natur in Geschichte gewahr zu werden. Die Camp-Ästhetik von Jack Smith bietet dafür reichhaltiges Material. Ins Blickfeld rückt so auch eine ernste, materialistische Seite des Phänomens Camp, die durch seine übliche Theoretisierung in Begriffen von Ironie, Parodie und Ästhetizismus verstellt wird.
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    Was will die Medienwissenschaft von der Kunst?
    Ott, Michaela (2013) , S. 180-186
    Die Wissensgeschichte der Künste und die Wissenschaften sind schon aufgrund ihrer Medienbedingtheit miteinander verflochten. Für die Medienwissenschaft selbst lässt sich davon sprechen, dass sie mit den – historisch sich freilich wandelnden – Künsten als erster Wissensordnung entstanden ist. Heute, da die bildende Kunst ihrerseits zu forschen beansprucht, setzt sie nicht nur eine wachsende Zahl von Medien ein und reflektiert auf ihre ästhetischen Setzungen, sondern gemahnt auch die Medientheorie an die Vielfalt medialer Äußerungsweisen - und an deren Begrenztheit. Auf der Basis eines kurzen Abrisses zur historischen Genese der Kunst- und Medien-Theorien soll daher dafür plädiert werden, die Künste stärker in die Medienwissenschaft einzubinden, da sie andere als nur digitale Medien thematisieren und in ihren avancierten Äußerungen die Kontingenz des Medialen mitexponieren.
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    Digital (Disc)Jockey. oder: Es gibt nur Interfaces
    Distelmeyer, Jan (2013) , S. 188-190
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    Das neue ästhetische Paradigma
    Guattari, Félix (2013) , S. 19-34
    Der Text, im Original 1992 publiziert, ist zentraler Bestandteil des Spätwerks von Guattari, das insgesamt mit der Rekonzeptualierung der maschinischen Verfasstheit von Subjektivität befasst ist und dabei unter anderem die Kartografierung der von neuen Medientechniken geprägten zeitgenössischen Subjektivität als eine zentrale Aufgabe von Kritik hervorhebt. Das neue ästhetischen Paradigma fokussiert dabei die epochale Privilegierung des ästhetischen Empfindungsvermögens, das alle Wertsphären quert, anders gesagt, die allgemeine Ästhetisierung, als hervorstechendes Merkmal der Gegenwart. Der Text präsentiert eine prägnante Genealogie von Subjektivität: Die polysemische, animistische, transindividuelle Subjektivität wird von einem protoästhetischen Paradigma charakterisiert. Hier sind weder Interiorität und Exteriorität, noch Subjekte und Objekte streng voneinander geschieden, die ökonomischen, sozialen, religiösen, politischen und ästhetischen Wertsphären sind nicht ausdifferenziert. Ihr wird die insbesondere durch die kapitalistische Moderne implementierte modulare, transzendente Subjektivität kontrastiert, die allererst die diversen Wertsphären und subjektiven Vermögen voneinander isoliert. Dies ist auch der Ort, da so etwas wie das ästhetische Vermögen und eine eigene Wertsphäre des Ästhetischen (das Schöne) herauskristallisiert. Schließlich werden als dritter Typus – und wie betont wird »vorausschauend«, denn dieser medientechnisch beförderte Typus ist jedenfalls Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre erst noch im Ankommen – prozessuale Gefüge der Subjektivität eingeführt, die insgesamt kreative Prozesse und Emergenzphänomene auf allen Ebenen priorisieren und insgesamt eine allgemeine Ästhetisierung aller Wertsphären und Vermögen heraufführen. Hier geschieht ein Verschiebungsprozeß des Sinns des Ästhetischen selber.
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    Das beste aus beiden Welten? Wissenschaft und Crowdfunding
    Leistert, Oliver; Röhle, Theo (2013) , S. 191-195
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    Erinnerung, Gedächtnis, Geschichtsschreibung. Neuere Arbeiten zu filmischen Aufarbeitungen des Holocaust
    Figge, Maja (2013) , S. 197-201
    Besprochene Bücher: Claudia Bruns, Asal Dardan, Anette Dietrich (Hg.): Welchen der Steine du hebst. Filmische Erinnerung an den Holocaust, Berlin (Bertz + Fischer) 2012. Tobias Ebbrecht: Geschichtsbilder im medialen Gedächtnis. Filmische Narrationen des Holocaust, Bielefeld (transcript) 2011. Sonja M. Schultz: Der Nationalsozialismus im Film. Von Triumph des Willens bis Inglorious Basterds, Berlin (Bertz + Fischer) 2012. Bettina Noack: Gedächtnis in Bewegung. Die Erinnerung an Weltkrieg und Holocaust im Kino, München (Wilhelm Fink) 2010. Simon Rothöhler: Amateur der Weltgeschichte. Historiographische Praktiken im Kino der Gegenwart, Zürich (diaphanes) 2011.
  • Review
    Anschauen und Denken. Neue Perspektiven auf Materialität und Virtualität der Diagramme
    Wentz, Daniela (2013) , S. 202-206
    Besprochene Bücher: Matthias Bauer, Christoph Ernst: Diagrammatik. Einführung in ein kultur- und medienwissenschaftliches Forschungsfeld, Bielefeld (Transcript) 2010. Susanne Leeb (Hg.): Materialität der Diagramme. Kunst und Theorie, Berlin (b_books) 2012. Astrit Schmidt-Burkhardt: Die Kunst der Diagrammatik. Perspektiven eines bildwissenschaftlichen Paradigmas, Bielefeld (Transcript) 2012. Frederik Stjernfelt: Diagrammatology. An Investigation on the Borderlines of Phenomenology, Ontology and Semiotics, (Springer) 2007.
  • Review
    Vermittlung des Lebendigen. Medientheorie, Schwärme und Insekten
    Gießmann, Sebastian (2013) , S. 207-211
    Besprochene Bücher: Sebastian Vehlken: Zootechnologien. Eine Mediengeschichte der Schwarmforschung, Berlin, Zürich (diaphanes) 2012. Jussi Parikka: Insect Media. An Archaeology of Animals and Technologies, Minneapolis, London (Univ. of Minnesota Press) 2011 (posthumanities, Bd. 11).
  • Article
    Was heißt Medienästhetik? Ein Gespräch über algorithmische Ästhetik, automatisches Denken und die postkybernetische Logik der Komputation
    Hörl, Erich; Parisi, Luciana (2013) , S. 35-51
    Das Gespräch arbeitet den spezifische Ort und Einsatz der zeitgenössischen medienästhetischen Frage heraus, skizziert die Geschichtlichkeit ihres Erscheinens und fokussiert die begriffs- und theoriepolitischen Strategien, die für ihre genauere Konturierung notwendig sind. Medienästhetik wird dabei als zentraler Schauplatz des zeitgenössischen Kybernetisierungsprozesses freigelegt, ist sie doch im Innersten mit den neuen Bedingungen des Denkens, der Subjektivität und der Politik verknüpft, die dieser Prozess ins Werk setzt. Die medienästhetische Frage exponiert so gesehen Schlüsselprobleme der kybernetischen Medienkultur überhaupt. Luciana Parisi problematisiert zunächst die Implikationen der immer noch vorherrschenden repräsentationalistischen, ausdrucksorientierten, expressiven Medienästhetik, hinter der ein heute überholter Begriff von Medien als Artikulations- und Äußerungsmaschinen steht. Kybernetisierte Medien haben hingegen längst, so Parisi, die etablierten Medienfunktionen überschritten, sie sind als «Kloner des Realen» zu verstehen, als «immanente Erfasser von Daten», ja schließlich als «Erfassungsmaschinen des Unartikulierbaren und Unrepräsentierbaren». Stattdessen wird von ihr nach einer intensiven, nicht-repräsentativen Ästhetik des Codes gefragt, die sich auf der Höhe der medialen Situation und der entsprechenden Machtform befindet und deren Kernoperationen entziffern kann. Am Ende wird insbesondere die Bedeutung von algorithmischen Experimenten, wie sie in der digitalen Architektur stattfinden, für eine grundsätzliche Reevaluierung von Medienästhetik herausgestellt, eine Reevaluierung, der im Augenblick des Eintritts in die neue digitale Matrix, in der wir leben, eine, ja vermutlich sogar die kritische Funktion zukommt.
  • Article
    Die Technologie urbanisieren. Der Mobilitätskomplex aus der Perspektive der Neuen Netzwerktheorie
    Lovink, Geert (2013) , S. 52-69
    Aus einer kritischen Internet-Perspektive untersucht der Autor in diesem Essay das Konzept einer ‹Urbanisierung von Technologie›. Was sind die langfristigen Auswirkungen einer dichten Infrastruktur, in der das Verfolgen (lokaler) Mobilität mit der digitalen Drahtlos- und Breitband-Konnektivität zusammenfällt? Was bedeutet es, wenn Netzwerke zunehmend lokaler werden? Ausgehend von seiner früher geäußerten ‹Kritik des Mapping›, die Teil eines größeren Projekts zur ‹Verteilten Ästhetik› ist, spielt der Artikel – im Rahmen seiner Untersuchung, wie wir innerhalb dieses rasant wachsenden Feldes dichter, lokaler Infrastrukturen kritische Praktiken entwickeln können – eine Reihe von Beispielen durch, etwa die Debatten innerhalb der RFID-Community, lokative Medieninitiativen und Vorschläge zur totalen Immobilität. «Wenn du Dinge in Bewegung setzen willst, beweg dich nicht.» Wird dies unsere neue politische und ästhetische Losung sein?
  • Article
    Die Kraft der digitalen Ästhetik. Über Meme, Hacking und Individuation
    Goriunova, Olga (2013) , S. 70-87
    Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit Memen, digitalen Artefakten, die viralen Charakter annehmen und global populär werden, und zwar als ästhetischer Trend, der nicht nur subjektive, kollektive und politische Werdensprozesse anregt, sondern diese auch antreibt und formt. Im Anschluss an Simondon und Bachtin werden Meme zunächst als ästhetische Objekte betrachtet, die Individuation vermitteln. Hier wird eine Resonanz zwischen psychischer, kollektiver und technischer Individuation erzeugt und im ästhetischen Vollzug des Selbst, des Kollektivs und der Technik in den unterschiedlichen Performanzen von Mem-Kulturen immer wieder neu inszeniert und in Kraft gesetzt. Folgt man sodann Memen in ihrer Fabrikation, von ihrer ‹Geburt› bis zum Übergreifen auf größere soziale Netzwerke, zeigt sich, dass ihre expressive Form auf spezifischen technischen Architekturen und Eigenarten einiger weniger Plattformen basiert; unter ihnen vor allem das Imageboard 4chan. Hier konzentriert sich die Quelle der verschiedenen Machtformen von Memen. Meme sind aufs Engste mit dem Bulletin Board von 4chan verknüpft, der Geburtsstätte der Hacker-Netzwerke Lulzsec und Anonymous. Die Architektur von Memen als Erbe einiger weniger spezifischer menschlich-technischer Strukturen prägt ihrerseits die Erzeugung von neuen Plattformen (Mem-Generatoren), Formen vernetzten Ausdrucks und ästhetischer Arbeit in den Lebenszyklen der Vermittlung.
  • Article
    Medienästhetik, Simulation und ‹Neue Medien›
    Schröter, Jens (2013) , S. 88-100
    Der Begriff ‹Medienästhetik› taucht im deutschen Sprachraum erst zu Beginn der 1990er Jahre auf. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Auftauchen dieses Begriffs und der Ausbreitung digitaler ‹Neuer Medien› zur selben Zeit – ein Zusammenhang, der in den Diskursen der 1990er Jahren mit Bezug auf die Computersimulation explizit thematisiert wird. Der Aufsatz versucht diesen historischen Zusammenhang zu rekonstruieren und zu zeigen, wie die digitale Wiederholung und Verschiebung bisheriger Medien diese zu Formen macht – und so eben eine ‹Medienästhetik› hervorbringt. So wird z.B. ein Medium wie die Fotografie zu einer zitierbaren Form in computergenerierten Filmen. Auch neuere Formen der Medienkunst, das Beispiel ist Thomas Ruffs JPEG-Serie, operieren im Sinne dieser Verschiebung. Abschließend wird das so entwickelte Verständnis von Medienästhetik in Beziehung gesetzt zu neueren Diskussionen in Zusammenhang mit der Weiterentwicklung digitaler ‹Neuer Medien›.
  • Journal Issue
    Zeitschrift für Medienwissenschaft. Heft 8: Medienästhetik
    (2013)
    Der Schwerpunkt «Medienästhetik» findet seinen Ausgangspunkt in einer Beobachtung Félix Guattaris, die in ihrer ganzen Dringlichkeit vermutlich erst heute einzusehen ist: Die Produktion von Subjektivität, die mit der allgemeinen Kybernetisierung der Lebensform einhergeht, wurde von Guattari als eine Frage der Ästhetik pointiert. Die medientechnologische Situation, die hinter dieser Neubewertung des Ästhetischen steckt, hat sich in den letzten 20 Jahren durch den Eintritt in eine Prozesskultur, wie sie die multiskalaren, netzwerkbasierten, environmentalen Medien des 21. Jahrhunderts bringen, ebenso verschärft wie ausdifferenziert.