2015 / 2: Freies Hören

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    Zensur und Fiktion. Entlarvungsdiskurse in Tangos. L'exil de Gardel von Pino Solanas
    Kailuweit, Rolf (2015) , S. 1-23
    1985 dreht Pino Solanas Tangos: L’Exil de Gardel und arbeitet die Geschichte der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) sowie des Schicksal der Exilanten in Paris auf. In anachronistischer Weise bedient er sich des Tangos, dessen Hochzeit in den 70er Jahren längst vorbei ist. Zweimal im Film wird die Zensur klassischer wie aktueller Tangos durch das Militärregime thematisiert. Tatsächlich jedoch war der Tango in der jüngsten argentinischen Diktatur nur marginal von Zensurmaßnahmen betroffen, während in den 30er und 40er Jahren die Ausstrahlung von Tangos im argentinischen Radio häufiger durch repressive Maßnahmen beschränkt wurde. Der Beitrag versucht zu klären, mit welchen Mitteln und mit welchem Ziel im Medium des Films ein Diskurs über die Zensurmaßnahmen eines diktatorischen Regimes geführt wird. Dabei geht es um die Spannung zweier sich gegenseitig dekonstruierender Interpretations­angebote, die sich an der Einordnung des Topos ‚Zensur‘ unterscheiden. Zum einen scheint die Entlarvung einer vermeintlichen Tangozensur durch die Diktatur der Instrumentalisierung des Tangos als Bestandteil einer Widerstandskultur zu dienen. Zum anderen verdeutlicht der Plural Tangos im Titel, dass Tango ein komplexes Phänomen ist, voller diachroner und diatopischer Facetten, das nur in der paranoiden Sicht der Exilanten als ein vom Regime angeblich durch Zensur unterdrücktes Symbol von Argentinität gelten kann. Wenn die surrealen Momente des Films für diese zweite Interpretation sprechen, so legen Solanas reduktionistische Kommentare zur Funktion des Tangos die erste Interpretation nahe.
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    "Freies Hören": Kleines Editorial
    Packard, Stephan (2015) , S. 1-2
    Die vorliegende Ausgabe von Mediale Kontrolle unter Beobachtung entstand aus dem Panel Freies Hören auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft 2014 in Marburg. Das in Zusammenarbeit mit der AG Medienwissenschaft und politische Theorie veranstaltete Panel bearbeitete das Tagungsthema Medien und Recht anhand von medialen Kontrollbegriffen, wie sie (nicht nur) in neuesten Medienphänomenen viele Fragen nach dem Verhältnis von Medien und Recht operativ bestimmen.
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    „Please don’t sue“: Zum fankulturellen Umgang mit kontingenten Rechtsnormen
    Einwächter, Sophie G. (2015) , S. 1-31
    Wenn Fans sich für einen Gegenstand begeistern, kann dies in Formen künstlerischer Produktion münden. Während in den Siebziger- bis Neunzigerjahren Fanfiction oder andere von Fans erstellte Medien meist nur innerhalb geschlossener Gruppen und Räume kursierten, wird von Fans Erstelltes nun per Internet und soziale Netzwerke global verbreitet und ist so auch Nicht-Fans zugänglich. Diese Form der Öffentlichkeit bringt mit sich, dass die Rechteinhaber_innen der von Fans bewunderten Originalwerke fankultureller Aktivität stärker gewahr werden und diese teils zu reglementieren suchen. Der Aufsatz stellt die pragmatisch-organisatorischen Auswirkungen dieser von Fans als rechtlich kontingent empfundenen Situation anhand aktueller Beispiele aus der Fantasy-Fanszene vor. Er diskutiert zudem die pragmatischen Implikationen vereinsrechtlich organisierter Fangemeinschaften. Er illustriert anhand von Interviews mit deutschen und skandinavischen Akteur_innen individuelle Einschätzungen und gängige Strategien des Umgangs: Produktion und Vertrieb von Fanwerken mit einer Erklärung guter Absichten, Kontaktaufnahme und versuchte Einigung mit Rechteinhaber_innen, Formen der Selbstregulierung, anonyme, kollektive Risikoübernahme, gezielte Förderung und Produktion eigenständiger Inhalte.
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    Einige Anmerkungen zur Metall-auf-Metall-Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs und dessen Folgen für fremdreferenzielles Komponieren qua Sound Sampling
    Döhl, Frédéric (2015) , S. 1-20
    Fremdreferenzielles Komponieren ist seit jeher paradigmatisch für Musikproduktion überhaupt. Das Sound Sampling stellt für die Gegenwart musikalischer Produktion die Standardpraxis fremdreferenziellen Komponierens dar. In seiner jüngsten Metall-auf-Metall-Rechtsprechung hat der Bundesgerichtshof dies anerkannt. Zugleich hat das Gericht ein Replay-Gebot eingeführt, wonach praktisch kein Anwendungsbereich mehr verbleibt, Tonaufnahmen Dritter mittels Sound Sampling frei im Sinne der gesetzlichen Ausnahmeregelung des § 24 Abs. 1 UrhG benutzen zu können. Der Beitrag erläutert das Replay-Gebot in seiner Entstehung und seinen Folgen. Und er zeigt, warum das Replay-Gebot Sound Sampling als kulturelle Praxis in seiner ästhetischen Spezifik verfehlt.
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    Zur Vorgeschichte des Internet-Liberalismus: Funk und Radio in den USA (1910-1922)
    Doll, Martin (2015) , S. 1-21
    Der Beitrag widmet sich der Frage, in welchem Verhältnis Radio und Liberalismus historisch gedacht werden können. Dabei soll das Radio nicht als Vehikel für liberalistische Ideologeme angesehen werden, sondern als Streitobjekt, an dem sich (auch juristische) Debatten über den adäquaten freien Umgang damit entzündeten. In deren Analyse werden Foucaults Überlegungen zur Geschichte der Gouvernementalität fruchtbar gemacht, insofern es beim Liberalismus nicht nur darum geht, als Garantie der Handlungsfreiheit des Einzelnen die ‚Formen und Bereiche des Regierungshandelns maximal zu begrenzen‘, sondern zugleich auch darum, den Staat darauf zu verpflichten, als ‚Manager der Freiheit‘ fortwährend die Bedingungen für ein freies Agieren seiner Mitglieder herzustellen und zu organisieren. Insbesondere an historischen US-amerikanischen Diskursen über die ‚neuen‘ Medien Funk und Radio lässt sich zeigen, wie sehr diese – insofern sie als Technologien zur Befreiung diskutiert wurden – in das von Foucault beschriebene Spannungsverhältnis des Liberalismus verstrickt sind.
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    Kulturelle Ökonomie und Urheberrecht im Zeitalter der digitalen Mediamorphose der Musik
    Lepa, Steffen (2015) , S. 1-17
    Seit der europäischen Neuzeit wird Musik als juristisch schützenswertes ‚geistiges Eigentum‘ von ‚Urhebern‘ begriffen. Entlang der Medienentwicklung wurde dazu ein Regime immaterieller Eigentumsrechte errichtet, so dass Musik zu einer handelbaren Massenware werden konnte. Mit der Verbreitung elektronischer Reproduktionstechnologien und schließlich der „digitalen Mediamorphose“ (Smudits 2004), wurde diese Idee jedoch zunehmend praktisch unterlaufen und nur noch konzeptuell durch das Urheberrecht aufrechterhalten. Ausgehend von einem Verständnis von Musik als sozial-performativer Handlung (Small 1998), sowie der Kommunikationstheorie James Careys (1989) nimmt der Beitrag eine historische Rekonstruktion des Aufstiegs, Erfolgs und der Krise der Idee von Musik als Ware und ästhetischem Objekt mit Urheberschaft vor und zeichnet dabei das Zusammenspiel von gesetzlichen Normvorstellungen und medientechnologischen Entwicklungen nach. Abschließend wird anhand aktueller musik- und sozialwissenschaftlicher Forschungsbefunde diskutiert, inwiefern das Konzept von ‚Musik als Ware und Werk‘ in Zukunft noch Bestand haben kann und welche Schlussfolgerungen sich daraus für den Schutz der ‚Urheber‘ von Musikkultur im 21. Jahrhundert ziehen lassen.