2021 (1-2)

Recent Submissions

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  • Article
    Akustische Raumordnungen des A-Falls. Reichslautsprechersäulen im Nationalsozialismus
    Hauptstock, Hans; Stahl, Heiner (2021)
    Dieser Aufsatz betont, dass die Beschallung des öffentlichen Raumes eine Schicht der akustischen Ordnung während des nationalsozialistischen Regimes bildete. Sie ist keine lineare Erweiterung privater Medienpraktiken. Rundfunkhistorische Forschung hat bislang ein solches Verständnis bekräftigt. Der Begriff ‚Gleichschaltung‘ verdeckt dabei die Vielschichtigkeit des öffentlichen Hör-Raumes. Die lokalen Dimensionen von Raumbeherrschung bleiben zumeist unterbelichtet. Die Rundfunksäule, ein architektonisch-medientechnologisches Hybrid, verbindet klangliche Vergemeinschaftungen mit der Platzierung von Reklame und zielt auf die Erschließung des kommunalen Raumes. Am Beispiel einer Musteranlage für Rundfunksäulen (Breslau 1938), einer Denkschrift aus dem Reichspropagandaministerium sowie an der Bildung einer Reichslautsprechersäulen-Treuhandgesellschaft führt dieser Beitrag, wie die nationalsozialistischen Imaginationen von Raum und Medien immer wieder durch zahlreiche Auseinandersetzungen auf der Ebene von Reichsministerien gebrochen wurden.
  • Article
    Delay. Eine Mediengeschichte der Verzögerung, 1850–1950
    Borbach, Christoph (2021)
    Das Dissertationsvorhaben untersucht Situationen, Experimente und medienpraktische Verhandlungen technischer Objekte, für und in welche(n) die Laufzeit von Impulsen und Signalen zum Akteur einer eigenen Mediengeschichte avanciert – mit einer historischen Rahmung von 1850 bis 1950. Konkret handelt es sich um eine medienarchäologische Untersuchung der technischen Medien Echolot, Sonar, Sonographie und Radar. Der Fokus liegt auf der Frühphase, Epistemologie und Theorie eben jener Medien, die Laufzeiten (Delay) nicht als vermeintliches Übel jeder Übertragung konstituieren, sondern umgekehrt, Räume und Körper nicht im Sinne Paul Virilios oder Marshall McLuhans zum Verschwinden brachten, sondern Welten und Menschen, Meere und Körper als Sensormedien massiv verdaten und damit eine spezifische Form der Sichtbarkeit durch Visualisierungstechniken begründen. Gerade das von der Medienkulturwissenschaft in der Forschung bisher meist vernachlässigte Medium Radar erweist sich dabei als konstitutiv für unsere aktuelle digitale Kultur, insofern es Infrastrukturen der Daten-Echtzeitverarbeitung, eine „systems philosophy“, moderne Mensch-Maschine-Schnittstellen wie graphical user interfaces begründete und irreduzibel mit der Genese des Digitalcomputers verwoben ist und sich – so eine These der Arbeit – das Digitale, wie wir es kennen, als Effekt von Radartechnologie erweist.
  • Article
    Der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Medium der Terrorismusbekämpfung?
    Mühlbradt, Heidrun (2021)
    Terroristische Bedrohungen sind dazu geeignet, demokratische Gesellschaften in eine tiefe Krise zu stürzen, indem sie die innere Sicherheit gefährden, Angst und Schrecken verbreiten und den Staat und seine Organe angreifen. Dem Rundfunk kommt in diesen Krisenzeiten demokratischer Gesellschaften eine besondere gesellschaftliche Funktion zu, da er über Krisen berichtet und zur Bewältigung von Krisen beiträgt. Unklar bleibt jedoch, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk selbst als Medium der Terrorismusbekämpfung zu verstehen ist. Am Beispiel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland und Großbritannien zur Zeit des „Deutschen Herbstes“ und der „Troubles“ in Nordirland geht der vorliegende Aufsatz daher in komparatistischer Perspektive der Frage nach, inwiefern der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Helmut Schmidt und Margaret Thatcher als Medium der Terrorismusbekämpfung fungierte. In diesem Kontext wird analysiert, wie medial verbreitete Fahndungsaufrufe, Formen der freiwilligen Selbstbeschränkung der Medien, News Framing und Sendebeschränkungen genutzt wurden, um den Terrorismus zu bekämpfen.
  • Article
    Die Veralltäglichung des Krisenzustands. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Zeiten von Corona
    Rosenthal, Christoph (2021)
    Mit der Corona-Krise sieht sich die fragmentierte Gesellschaft mit einem Thema konfrontiert, dass alle Menschen gleichermaßen betrifft – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Bildungsstand: Die Pandemie klammert keine Bevölkerungsgruppe aus. Insofern erscheint der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinem ohnehin bestehenden Auftrag, alle Menschen zu erreichen, als prädestiniert dafür, den gesamtgesellschaftlichen Austausch über diese gemeinsame Notlage zu befördern. Der Aufsatz beleuchtet die Rolle von ARD, ZDF und Deutschlandradio in der Krise – hinsichtlich ihrer Beiträge zu Bildung, Information, Beratung, Kultur und Unterhaltung. Angebot und Nachfrage der öffentlichen Medien in der Corona-Zeit widerlegen dabei Unkenrufe, der Rundfunk stecke selbst in einer grundsätzlichen Krise. Er kann sich derzeit erneut in institutioneller als auch in technischer Hinsicht beweisen, als unabhängige Informationsquelle, glaubwürdiger Orientierungsgeber und krisenfester Partner für die gesamte Gesellschaft.
  • Article
    Fundstücke. Rundfunkpolitik vor 50 Jahren
    Schurig, Christian (2021)
  • Article
    Krisen-Radio aus dem Baumhaus. Akustischer Protest gegen den Bau der Startbahn West
    Fruth, Pia (2021)
    Die Stimmung in Deutschland ist gesellschaftspolitisch aufgeladen: Nach dem „Deutschen Herbst“ sind Polizei, Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz Ende der 1970er Jahre noch immer in Alarmbereitschaft: Sie verfolgen jeden Terrorismusverdacht unnachgiebig, hören konspirative Zusammenkünfte ab und observieren neue linke Bewegungen. Auch am Flughafen Frankfurt. Dort brodeln schon lang Proteste gegen den geplanten Bau einer neuen, 4.000 Meter langen Startbahn. Zwischen 1978 und 1982 entstehen mehr als dreißig Bürgerinitiativen, von denen eine im Mai 1980 eine Hütte auf dem Baugelände im Flörsheimer Wald errichtet. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich daraus ein Dorf mit rund siebzig Hütten und eigenen illegalen Radiosendern. Wie andere Piratenradios der Zeit und schon der Weimarer Jahre wollen sie das Sende-Monopol des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unterlaufen und Menschen im Widerstand selbst zu Wort kommen lassen. Manchmal begleiten sie live als Choreographen des Protests auch große Demos und Sitzblockaden. Um sich beim Senden nicht in flagranti von den Peilwagen der Post aufspüren zu lassen, werden die illegalen Sendestationen an geheimen Orten aufgebaut: auf Dachböden, in einem Turm der Frankfurter Universität oder direkt in einem Baumhaus im Hüttendorf. Alle fünf Minuten schalten die Radiopiratinnen und -piraten zwischen den verschiedenen Stationen hin und her und senden so nie länger als höchstens 15 bis 20 Minuten am Stück.
  • Article
    Medien und kollektive Identität. Biographische Annäherungen an Mediennutzung und ‑bewertung von Ost- und West-Berliner*innen in der Nachwendezeit
    Pollack, Elisa (2021)
    Ausgehend von noch heute beobachtbaren Unterschieden in der Mediennutzung und -bewertung von Ost- und Westdeutschen, fragt das Dissertationsprojekt nach dem Zusammenhang von Mediennutzung und kollektiver beziehungsweise sozialer Identität. Gestützt auf die identitäts- und strukturationstheoretischen Überlegungen von Anthony Giddens sowie die Annahmen der kommunikationswissenschaftlichen Uses-and-Gratifications-Forschung, wird Mediennutzung als auf (Identitäts-)Bedürfnissen basierendes Handeln innerhalb gesellschaftlicher Strukturen verstanden. Anhand von Leitfadeninterviews mit Ost- und Westberliner*innen – die einstige Mauerstadt soll hier zunächst exemplarisch für die restliche Bundesrepublik stehen – werden Lebensgeschichte, Alltag sowie vergangene und gegenwärtige Nutzungsmuster und Medienbewertungen untersucht. Die vergleichende Herangehensweise erlaubt nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten zwischen ost- und westdeutscher Mediennutzung zu erfassen und kann so über bisherige Erklärungsansätze hinausgehen.
  • Article
    Neues DFG-Projekt. Walter Först wird Geschichte
    Minner, Katrin; Patka, Kiron (2021)
  • Journal Issue
  • Article
    Von ersten Filmen zu Filmen im Ersten. Die Geschichte der Degeto und wie sie zur Spielfilmzentrale der ARD wurde
    Bräuer, Nicolas Henning (2021)
    Die Degeto Film GmbH ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der ARD und zentral für den Einkauf von Spielfilmen und TV-Serien zuständig. Diese Studie zeigt die Geschichte des Unternehmens von der Gründung als Verein in Berlin 1929 über die Reaktivierung durch den Hessischen Rundfunk in Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg und den Anschluss an die Rundfunkanstalten der ARD in den 1950er Jahren und endet mit einem Blick auf die heutige Lage. Besonderes Augenmerk legt die Studie auf die Einrichtung der Degeto als zentrale Stelle zur Programmbeschaffung aller Rundfunkanstalten in der ARD. Dabei werden die internen Erwägungen der Anstalten sowie die strategischen Überlegungen beleuchtet. Im Ergebnis erkannten die Intendanten sowohl die wirtschaftlichen als auch praktischen Vorteile einer zentralen Filmbeschaffungsstelle. Die Studie zeigt aber auch, wie die Programmbeschaffung durchaus mit erheblichen finanziellen Risiken für die Rundfunkanstalten verbunden war und ist und die Degeto aufgrund mangelhafter Organisations- und Aufsichtsstrukturen zweimal beinahe liquidiert wurde.
  • Article
    „Filme, wo du stehst.“ Deutsche Opfernarrative über die Zeit des Nationalsozialismus in aktuellen Zeitzeug*innenvideos mit kommunalem Fokus auf YouTube
    Honke, Josefine (2021)
    Aktuelle deutsche YouTube-Videos über den Zweiten Weltkrieg und die Zeit des Nationalsozialismus werden in dieser Dissertation als Erinnerungsmedien (Erll 2017) theoretisch erfasst und analysiert. Damit stellt die Arbeit eine erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der erinnerungskulturellen Wirkmacht von Online-Videos als Teil des „medialen Gedächtnisses“ (Ebbrecht 2011) dar. Im Zentrum der kulturwissenschaftlichen Analyse stehen sowohl Zeitzeug*innen als mediale Figuren als auch deutsche Opfernarrative (Welzer 1997) und kommunale Erinnerungen (Thießen 2009). Dadurch wird die theoretische Herausarbeitung der Emotionalisierungs- und Authentifizierungsstrategien der Videos auf der Mesoebene der Erinnerungen zwischen öffentlichem und privatem Erinnern, zwischen nationalem Gedenken und Familiengedächtnis, ermöglicht. Einerseits wird in der Dissertation auf Chancen, wie die partizipative Teilhabe an der Gestaltung von Erinnerungskulturen, andererseits auf Gefahren nicht-institutionalisierter Vergangenheitsnarrative, wie Filterblasen (Pariser 2011) und Radikalisierungstendenzen (Tufeki 2018; O’Callaghan 2019), eingegangen. Das Videokorpus ist aus einer mit dem Programm „Mozdeh“ (Thelwall 2018) gespeicherten Suchanfrage zum Begriff „Zeitzeuge“ generiert. Die in diesen Videos auftretenden Zeug*innen lassen sich als „moralische Zeug[*inn]en“ (Margalit 2002) analytisch greifen, wodurch ihre Ambivalenz zusätzlich herausgearbeitet wird.