2024/2 - Sound|Archive

Recent Submissions

Now showing 1 - 15 of 15
  • Article
    Sound|Archive. Einleitung in den Schwerpunkt
    Holl, Ute; Welinder, Emanuel (2024) , S. 10-19
    Koloniale Archive des 19. und 20. Jahrhunderts verlassen sich nicht nur auf Texte und administrative Dispositive, sondern zunehmend auf analoge Medien und deren medizinische, forensische und rassifizierende Ordnungen. Visuelle koloniale Archive der Fotografie und Kinematografie, deren Formen der Aufzeichnung, Fragmentierung und Kategorisierung lebendiger Körper sind sehr gut untersucht. Der Schwerpunkt Sound|Archive widmet sich akustischen Archiven und Medien sowie kolonialen Archivtechniken und -praktiken, die stets an der gewaltvollen Produktion des subalternen Anderen beteiligt sind. Die aufgezeichneten und gefilterten Klänge und Stimmen werfen Fragen des Hörens, der Geschichtsschreibung sowie von Erinnerungskulturen auf, die im Zuge dekolonialer Ansätze neu zu befragen sind.
  • Article
    «Hören Sie mich?»
    Hoffmann, Anette (2024) , S. 104-112
  • Article
    Satelliten fliegen. Masten senden. Hörner rufen. Ein Gespräch über (post-)koloniale Infrastrukturen elektrischer Telekommunikation zwischen Namibia, Mosambik und Deutschland
    Mekondjo, Tuli; Moormann, Frederike; Mukhavele, Luka; Waniek, Angelika; Gunkel, Henriette; Köppert, Katrin (2024) , S. 114-126
    Das Laborgespräch widmet sich dem transkulturellen Dialog und der multimedialen Auseinandersetzung mit der (post-)kolonialen Gewalt der Infrastrukturen elektrischer Telekommunikation, dem Widerstand dagegen und der Frage, wie die mit der deutschen Kolonialgeschichte verlorenen Verbindungen und entfremdeten Beziehungen im Rahmen künstlerischer und auch freundschaftlicher Praxis bearbeitet werden können. Das Gespräch führten Henriette Gunkel und Katrin Köppert mit Tuli Mekondjo, Luka Mukhavele, Frederike Moormann und Angelika Waniek. Sie sind Teil eines losen Künstler*innenkollektivs, dessen Auseinandersetzung sich von der Kommunikation mit Ahn*innen über die Beteiligung deutscher Großunternehmen am Genozid in Namibia bis zur gegenwärtigen Satellitentechnologie erstreckt.
  • Article
    Ästhetische Medienpraxis
    Ruf, Oliver (2024) , S. 128-133
    In Die Vorbereitung des Romans hat Roland Barthes u.a. die Diagnose einer Praxis vorgetragen, die die Konstruktion des Entstehungsprozesses eigener Schöpfungen mit Fragen des Ästhetischen verbindet. Der praxistheoretische Rahmen von Barthes Bestimmung kann dabei dazu genutzt werden, eine ästhetische Medienpraxis zu reflektieren, die im Kontext medienwissenschaftlicher Lehre einen spezifischen Ort erfordert: ein Labor, das Theorie und Praxis der Medien nicht voneinander separiert, sondern miteinander verschaltet. Der Beitrag skizziert die Grundlagen einer solchen Konzeption für die Debatte um Medienpraxis und Lehre anhand des Beispiels einer ästhetischen Filmpraxis, die Medienwissen ebenso bewusst macht wie sie Techniken des Mediengebrauchs, der -herstellung und der -analyse vermittelt.
  • Article
    Medienbildung braucht Medienwissenschaft
    Grashöfer, Katja; Missomelius, Petra (2024) , S. 134-140
    Medienwissenschaftliche Erkenntnisse sind essenziell für Medienbildung. Sie beinhalten Horizonte, etwa einen ausdifferenzierten Medienbegriff und ein Verständnis von Mediendynamiken, die Teil medienbezogenen Allgemeinwissens sein müssen. Doch es ist eine Herausforderung für die Medienwissenschaft, ihr Wissen hinsichtlich politisch geformter Standards wie Medienkompetenzrahmen aufzubereiten und dabei eigene Positionen, die gegen Konventionen und Standardisierungen arbeiten, nicht zu hintergehen. Medienbildung hat Anteil an sozialer (Un-)Gerechtigkeit und kann diese verfestigen oder ihr entgegenwirken. Gerade medienwissenschaftliches Fachwissen ist gefragt, um Bildungsgerechtigkeit und Teilhabechancen an Medienbildungsprozesse für alle Zielgruppen mit lebensbegleitender Bildung zu sichern.
  • Article
    Große Sprachmodelle. Machine Learning als Lese- und Schreibermöglichung
    Bajohr, Hannes (2024) , S. 142-146
    Große Sprachmodelle (LLMs) können als Werkzeuge oder als Agenten betrachtet werden. Versteht man sie als erstere, liegt ihr gegenwärtiger Einsatz zunächst in der Ermöglichung des Lesens, etwa über Funktionen wie Textzusammenfassungen oder die Vorstrukturierung von Lektüre. Erst in einem sekundären Schritt ist ihre Funktion als Schreibermöglichung relevant. Als Werkzeuge zur Entlastung vom Textlich-Absoluten erscheinen sie daher für Texte ohne jouissance von Belang. Ein Blick auf die Herstellung literarischen Schreibens zeigt sie auch in ihrer schöpferischen Funktion, bei der bereits ein Wandel von der Rolle des Werkzeugs hin zu der des Agenten zu erkennen ist.
  • Review
    Ein Forschungsstand: Bildbegriffe, Bildpolitiken, Bildpraktiken
    Tollmann, Vera (2024) , S. 148-153
  • Article
    Stimmen hören. Wissenspraktiken und restitutive Optionen kolonialer Tondokumente
    Claus, Jakob (2024) , S. 20-32
    Der Beitrag befragt mediale Praktiken der phonographischen Wissensproduktion im Kontext deutscher Kolonialethnografie. Zwei im Zuge ethnografischer Expeditionen entstandene Aufnahmen aus Mikronesien werden in einem «close listening» analysiert. Die historischen Tondokumente werden als zirkulierende und komplexe Archivobjekte verstanden und auf ihren Aufnahmekontext wie zeitgenössische Medialität hin untersucht. Denn unterschiedliche Medienwechsel und die Ordnungen des Kolonialarchivs bestimmen ebenso, was und wer «hörbar» ist, wie sie zugleich die Potentiale und Grenzen medienwissenschaftlicher Analyse markieren. Vor diesem Hintergrund plädiert der Beitrag für eine verantwortungsvolle Begegnung mit kolonialen Tondokumenten und ihren Stimmgeber*innen und fragt nach restitutiven Optionen.
  • Article
    Akustische Fragmente
    Hoffmann, Anette (2024) , S. 33-42
    Hoffmanns Beitrag ist eine übersetzte Fassung der Einleitung zu ihrem Buch Knowing by Ear: Listening to Voice Recordings with African Prisoners of War in German Camps (1915–1918), Durham, London, 2024. In diesem Text diskutiert sie ihre Interpretation der Sprachaufnahmen mit afrikanischen Kriegsgefangenen im Berliner Lautarchiv als Fragmente von größeren diskursiven Formationen, aber auch als Aspekte kolonialer Geschichte und als bedeutender Teil der Geschichte des Projekts der Wissensproduktion auf der Basis der Aufnahme von Sprachen in deutschen Gefangenenlagern des Ersten Weltkrieges. Sie legt nahe, dass das Lautarchiv und andere akustische Archive sich verändern, wenn wir den Inhalten der Aufnahmen zuhören, die über die Praktiken ihrer Herstellung informieren und es den Zuhörer*innen erlauben alternative, wenig bekannte Versionen kolonialer Geschichte zu hören.
  • Article
    Call and Response. Robert Lachmanns orientalistisches Archiv und Jumana Mannas dekoloniale Kritik
    John, Rebecca Hanna (2024) , S. 43-54
    Die Radiosendung Oriental Music des deutsch-jüdischen Musikethnologen Robert Lachmann, der 1935 nach Palästina emigrierte und an der Hebräischen Universität in Jerusalem ein Archiv außereuropäischer Musik aufbaute, ist Ausgangspunkt für eine filmisch-musikalische Forschungsreise der palästinensischen Künstlerin Jumana Manna. In diesem Beitrag werden sowohl die Probleme in Lachmanns orientalistischer Forschung herausgearbeitet als auch das Potential, das seine Idee von Musik als Mittel der Verständigung birgt. Lachmanns Stimme aus dem Archiv, die Manna ebenso ausgräbt wie die Vielzahl an Musiktraditionen Palästinas, die er in den 1930er Jahren dokumentierte, wird hier als ein call verstanden, auf den die Orientalismus-kritische Manna mit einer vielstimmigen response antwortet.
  • Article
    Koloniale Expansion und faschistische Herrschaft durch Phonographie in Italienisch-Ostafrika
    Thomas, Jonathan (2024) , S. 55-67
    Während des Krieges gegen Äthiopien und der Kolonisierung Ostafrikas (1935–1941) nutzte das faschistische Italien Aufnahmen von Propagandaliedern und Musiker*innen aus kolonisierten Gebieten, um die Eroberungen und Besetzungen im kurzlebigen italienischen Reich zu unterstützen. Durch die Phonographie wurde nicht nur die zivilisatorische Identität der Kolonisator*innen mitproduziert, sondern auch die vermeintliche Modernität und Überlegenheit Italiens behauptet. Der medientechnische Einsatz diente dazu, die Indigene Bevölkerung zu dominieren und die Spuren ihrer Kulturen in Form von Aufzeichnungen zu sammeln. Der Beitrag untersucht den Einsatz der Phonographie durch das faschistische Italien, die dadurch unterstützten Imaginationen italienischer Identität und die Produktion eines essenzialisierten afrikanischen ‹Anderen›.
  • Article
    Exzentrische Hermeneutik und die Artikulation von Geschichte im kolonialen Klangarchiv
    Fourie, William (2024) , S. 68-80
    In meinem Beitrag beschäftige ich mich mit einem Gespenst der Kolonialität, das sich offenbart, wenn es um die Autorität der Subjekte des Archivs geht, die als Autor*innen historischer Bedeutung auftreten. Ich verorte meine Untersuchung in der Erforschung von Vermächtnissen kolonialer Tonarchive und argumentiere für eine Überschreitung vorherrschender Konzeptionen des Zuhörens, indem Äußerungen und Narrative vom kolonialen Rand ernst genommen werden. Ich argumentiere, dass das Nachdenken über die inter-materiellen Schwingungen und Vibrationen von Tonaufnahmen aus der International Library for African Music (ILAM) eine ex-zentrische Hermeneutik als Methode einer dekolonialen Historiographie darstellt, die die koloniale Verflachung archivierter Tonaufnahmen herausfordert.
  • Article
    Archive hörbar machen. (Postdigitale) Emanzipation kolonialer Archive
    Chattopadhyay, Budhaditya (2024) , S. 81-91
    In meinem Beitrag konzentriere ich mich auf Praktiken der Klangerzeugung und des Zuhörens im «Globalen Süden». Besonders in Südasien sind Archivpraktiken weniger breit vertreten, da Hörkulturen hier auf Mündlichkeit basieren, indem z. B. Wissen mündlich weitergegeben wird. Diese Gesellschaften erinnern sich gerne lautstark singend, anstatt Tonaufnahmen anzulegen und diese in toten Archiven zu speichern. Traditionelle Performancekünste und Musiken werden oft von gesungenen Texten begleitet, die als situierte Ephemera aufgeführt werden. Indem ich mich den einschränkenden Aufnahmetechniken und Archivpraktiken widme, entwickle ich eine polemische Position gegen das systematische «Nicht-Zuhören», das in den Archiven selbst verankert ist. Diese kritische Intervention nenne ich «invocation of auralizing»: Performative Akte, um die im Archiv eingesperrten Klangobjekte zu befreien.
  • Article
    Das Archiv aufführen. Über Zuhören als situierte Praxis, Improvisation und künstlerische Forschung im Kontext der Arbeit mit und in Soundarchiven
    Buenrostro, Miguel; Engelmann, Vanessa (2024) , S. 92-102
    In seinem Projekt Cosmoaudiciones: The Sonic Diaspora (2022) fragt der Künstler Miguel Buenrostro nach Möglichkeiten, sich den musikalischen Aufnahmen des Berliner Phonogramm-Archivs anzunähern. Mit einer kritischen Positionalität des Zuhörens (critical listening positionality) werden die hier archivierten Rhythmen und Klangwelten sowie die in ihnen hörbar werdenden Migrationen, Affinitäten und Abwesenheiten zum Ausgangspunkt eines Denkens der Grenze (border thinking): In Improvisationen mit Musiker*innen offenbaren sich die Aufnahmen als Orte der Wissensproduktion und Begegnung. Indem wir diesen Grenzräumen des Archivs zuhören, können die musikalischen Welten in ihrer Performanz (wieder) Gestalt annehmen.
  • Journal Issue
    Sound|Archive
    (2024)