Cinepoetics

Die Schriftenreihe Cinepoetics zielt auf eine theoretische und analytische Neufassung der Diskursivität audiovisueller Bilder. Im Fokus steht nicht die Zirkulation medialer Repräsentationen, sondern die Art und Weise dieser Zirkulation: Wie nehmen audiovisuelle Bilder als Figurationen medialer Erfahrung auf andere audiovisuelle Bilder Bezug? Was bedeutet es, verschiedene Modi audiovisueller Erfahrung und Rekursivität als Formen filmischen Denkens zu beschreiben? Aus dieser Perspektive bieten die Titel der Reihe Untersuchungen zur ästhetischen Dimension, historischen Funktion und kulturellen Bedeutung ihrer Gegenstände, an denen die poetischen Logiken audiovisueller Bilder einer fächerübergreifenden Leserschaft nahegebracht werden sollen.


Die 2020 gegründete Reihe Cinepoetics Essay erkundet poetische Logiken audiovisueller Bilder, wobei die behandelten Gegenstände thematisch eng gefasst, aus persönlicher Perspektive beleuchtet oder unter einem bestimmten ästhetischen, kulturhistorischen oder theoretischen Gesichtspunkt betrachtet werden. Die Reihe bietet einer breiten Leserschaft in kompakter Form Zugänge zu Figurationen medialer Erfahrung und führt sie auf diese Weise an ein Verständnis der Vielfalt filmischen Denkens heran.

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Recent Submissions

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  • Book
    Deutsch-türkisches Kino zwischen Filmproduktion und Filmkonsum. Gespräche und Analysen zu den Spielräumen filmischen Denkens
    Lehmann, Hauke (2023)
    Wie verändert sich die Sicht auf einen Film, wenn man ihn als „deutsch-türkisches Kino" klassifiziert? Und wie lässt er sich verstehen, wenn man seine Bilder stattdessen als Produkte eines Filmesehens auffasst? Der Begriff des „deutsch-türkischen Kinos" bezieht Diskurse um Migration und Integration auf eine Praxis der audiovisuellen Bildproduktion. Er tut dies jedoch einseitig und folgt dabei einer repräsentationalen Logik, die die Filme eher einengt als ihr politisches Potential zu erschließen. Die Ausgangsthese dieses Buches lautet, dass man dieses Potential an anderer Stelle suchen muss: in der Art und Weise, wie filmische Bilder sich auf eine audiovisuelle Kultur beziehen und sich zu dieser positionieren. Es ist dieser Bezug des Filmemachens auf ein Filmesehen, den wir in den Gesprächen mit Filmemacher*innen, die üblicherweise dem „deutsch-türkischen Kino" zugerechnet werden, in den Mittelpunkt stellen. Ergänzt werden die Gespräche durch detaillierte Filmanalysen und theoretische Reflexionen. Das Ergebnis ist eine radikale Neuausrichtung der Art und Weise, wie das „deutsch-türkische Kino" in den Blick kommt: als eine Praxis des filmischen Denkens, die das Verhältnis zwischen dem Politischen und dem Ästhetischen in Bewegung versetzt.
  • Book
    Tempi der Bewegung – Modi des Gefühls. Expressivität, heitere Affekte und die Screwball Comedy
    Greifenstein, Sarah (2020)
    Wie ist die zeitliche Gestaltung audiovisueller Bilder mit den verschiedenen Modi des Zuschauergefühls verbunden? Am Gegenstand der Screwball Comedy wird diese Frage erörtert: Die Filme des klassischen Hollywood-Genres der 1930er und 1940er präsentieren rasante Gespräche, Schlagabtausch, Wortwitz und Sprachakrobatik einer Paarinteraktion. Komik und Heiterkeit werden in erster Linie dadurch gestaltet, wie Gesten, Mimiken, Stimmen und Redeäußerungen zeitlich in das filmische Bild eingebettet sind. Vor diesem Hintergrund wird erörtert, welcher grundsätzliche Zusammenhang zwischen Bewegungsqualitäten und Affektivität besteht bzw. wie die zeitliche Gestaltung audiovisueller Bilder mit den verschiedenen Modi des Zuschauergefühls verbunden ist. In den Screwball Comedies ist das Empfinden oftmals kontrastiv-komisch gestaltet: Interaktionen von Streit und Wut werden als eleganter Tanz einer Paarbewegung wahrnehmbar. Durch diese Perspektive wird das Verhältnis von Sprachäußerung, Schauspiel und Filmbild sehr grundsätzlich befragt. Das heitere Zuschauergenießen ist weniger an narrative Handlungen gebunden als an ästhetisch-expressive Orchestrierungen, Taktungen und verkörperte Bedeutungen.
  • Book
    Ort und Zeit. Filmische Heterotopien von Hochbaum bis Tykwer
    Wedel, Michael (2020)
    Wie jede Geschichte lässt sich auch die des Films nicht nur als zeitliches Phänomen fassen, sondern auch in der Spezifik betrachten, mit der sie sich in konkrete Orte eingeschrieben hat. Die Frage, wie dies zu verschiedenen Zeitpunkten der deutschen Filmgeschichte geschehen ist, bildet den Ausgangspunkt des Buches. An fünf Beispielen erkundet es die gesellschaftlichen und politischen Horizonte heterotopischer Raumkonzepte des deutschen Films von den 1930er bis in die 1990er Jahre: Hamburg in Werner Hochbaums EIN MÄDCHEN GEHT AN LAND, Ost-Berlin in Günter Reischs EIN LORD AM ALEXANDERPLATZ, München im Frühwerk von Wim Wenders, die Passage von New York über Berlin nach Athen und Santorini in Rudolf Thomes DIE SONNENGÖTTIN, das wiedervereinigte Berlin in Tom Tykwers LOLA RENNT. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei die poetologischen Verfahren, mit denen die Filme ihre Schauplätze ästhetisch erschließen. In der Verschränkung von Topologie und Filmästhetik entwirft das Buch Räume historischer Erfahrung, die der Filmgeschichtsschreibung neue Zugänge eröffnen.
  • Book
    US-Fantasy 1977–1987. Eine Genretheorie
    Haupts, Tobias (2022)
    Ende der 1970er-Jahre formierte sich im US-amerikanischen Kino ein neuer Genrezyklus. Ausgehend von der Space Opera im Kino, für die George Lucas’ Star Wars paradigmatisch ist, begründete sich Fantasy erstmals als eigenständiges filmisches Genre in Abgrenzung vom Märchen und der Fantastik. Der Enthusiasmus für Pen-&-Paper-Rollenspiele und die anhaltende J. R. R. Tolkien-Begeisterung kulminierte in den folgenden Jahren in einer Reihe von Filmen, die die Vielfalt moderner Filmtechnik und -produktion aufnahm, forcierte und weiterentwickelte: Vom Live-Action-Film (Conan the Barbarian) über Puppenanimation (The Dark Crystal) bis hin zum Animationsfilm (The Last Unicorn) reichte das Spektrum der Filme, an denen George Lucas ebenso wie Jim Henson und die damals hinter ihnen stehenden Produktionsfirmen führend beteiligt waren. Die zeitgenössische Kritik hatte diese Filme als konservative, zuweilen gar reaktionäre Genrespielarten abgeschrieben. Dagegen entfaltet der vorliegende Essay eine (historische) Poetik des US-amerikanischen Fantasyfilms. Mit seinen filmanalytischen Fallstudien zeigt der Band auf, wie die Filme der Jahre 1977 bis 1987 in eine spezifische Filmkultur eingebettet sind und wie der Genrezyklus als Teil des Hollywood-Systems den Siegeszug des Blockbusterkinos in den 1990er-Jahre vorbereitet und maßgeblich beeinflusst hat.
  • Book
    Schule im deutschen Spielfilm. Filmische Dimensionen von Bildung, Erziehung und sozialer Selektion
    Rüdiger, Christian (2023)
    Darstellungen von Schule in deutschen Spielfilmen scheinen immer wieder auf ähnliche Bilder und Semantiken von Bildung, Erziehung und sozialer Selektion zurückzukehren, selbst bei Filmen, die zeitlich weit voneinander entfernt produziert wurden. Woran liegt das? Wie es zum audiovisuellen Austausch zwischen Filmen aus verschiedenen Epochen kommt und wie neue Filme sich alte Schuldbilder immer wieder neu aneignen, untersucht diese Monografie. Dabei sieht das Buch die Darstellungen von Schule als sinnliche Erforschung einer gemeinsam geteilten Wahrnehmungswelt, welche sich erst durch Aneignungen von und Bezüge zu anderen Filmen und Fiktionen herstellt. Der wissenschaftliche Ansatz dieser poetologischen Analyse baut maßgeblich auf den politikwissenschaftlichen Theorien Jacques Rancières, Hannah Arendts und Richard Rortys auf und verbindet dabei film- und kulturwissenschaftliche, soziologische wie bildungswissenschaftliche Perspektiven. Dieses Buch ist die erste größere filmhistoriografische Publikation, die sich dem Thema aus einer umfänglichen Perspektive widmet und dabei exemplarische Werke aus über 100 Jahren gemeinsamer und geteilter deutscher Filmgeschichte analysiert.
  • Book
    Affektpoetiken des New Hollywood. Suspense, Paranoia und Melancholie
    Lehmann, Hauke (2017)
    Woran bindet sich die Emotion des Zuschauers im Kino? Und wie lässt sich eine Geschichte dieser Bindung schreiben? Mit Blick auf diese Fragen konzipiert die Arbeit von Hauke Lehmann die filmhistorische Periode des New Hollywood als einen Moment der Krise, der sich weder auf ökonomisch bedingte Anpassungsprozesse noch auf eine Ansammlung von Meisterwerken reduzieren lässt. Vielmehr gelangt in der detaillierten Analyse repräsentativer Filme die Kraft filmischer Bilder in den Blick, ihre Zuschauer zu affizieren: sie mit dem Neuen zu konfrontieren. Die Filme des New Hollywood vermessen das Feld der alten poetischen Einteilungen – wie es sich im klassischen Genresystem manifestiert - radikal neu und verändern dadurch die Art und Weise, wie die Zuschauer im Kino emotional adressiert werden. Die Arbeit beschreibt ein komplexes Zusammenspiel dreier filmischer Modi von Affektivität - Suspense, Paranoia und Melancholie - welche die Zuschauer auf je besondere Weise in die Widersprüche ihrer emotionalen Weltbezüge verwickeln. Auf dieser theoretischen Grundlage entwirft die Arbeit das Projekt einer Neukonzeption von Filmgeschichte: als eine Geschichte des Fühlens, die sich bis in die Gegenwart neu schreiben lässt.
  • Book
    Audiovisuelle Rhythmen. Filmmusik, Bewegungskomposition und die dynamische Affizierung des Zuschauers
    Bakels, Jan-Hendrik (2016)
    Das Buch nimmt die Frage zum Ausgangspunkt, inwiefern sich die Gefühlsqualität filmischer Bilder analytisch qualifizieren lässt. Lassen sich Prinzipien und Muster audiovisueller Komposition als Fixpunkte einer Wirkungsästhetik des Films fassen? Als Zugang dient zunächst Musiktheorie: Wenn visuelle und auditive Gestaltungsmittel des Films in gemeinsamen, audiovisuellen Prinzipien der Filmkomposition aufgingen, dann sollten sich emotionstheoretische Modelle zur Wahrnehmung von Musik auch auf das filmische Bild als audiovisuelles Wahrnehmungsganzes beziehen lassen. Vor diesem Hintergrund wird – über eine Reihe exemplarischer Filmanalysen – eine, die vermeintliche Grenze von Bild und Ton virtuos umspielende, rhythmische Dimension des aktuellen Hollywood-Kinos empirisch rekonstruiert und theoretisch reflektiert. Schritt für Schritt, von Theorien zur Filmmusik, über Überlegungen zur Phänomenologie audiovisueller Bilder, bis hin zu einem Modell der verkörperten Erfahrung rhythmisch-kinetischer Wahrnehmungsmuster, wird so eine Theorie audiovisueller Rhythmen entfaltet – und aufgezeigt, inwiefern sich diese rhythmische Dimension audiovisueller Bilder als ein Zugang zu intersubjektiven Strategien der Gefühlslenkung im Kino fassen lässt.
  • Book
    Mapping the Sensible. Distribution, Inscription, Cinematic Thinking
    Carter, Erica; Malcomess, Bettina; Rositzka, Eileen (2023)
    In academic and public discourse, 'mapping' has become a ubiquitous term for epistemic practices ranging from surveys of scholarly fields to processes of data collection, ordering and visualization. Mapping captures patterns of distribution, segregation and hierarchy across socio-cultural spaces and geographical territories. Often lost in such accounts, however, is the experiential dimension of mapping as an aesthetic practice with determinate social, cultural and political effects. This volume draws on approaches from film philosophy, media archaeology, decolonial scholarship and independent film practice to explore mapping as a mediated experience in which film becomes entangled in larger processes of historical subject-formation, as well as in dissident reconfigurations of cultural memory. Proposing an approach to mapping through decolonial aesthetics and poetic thinking, the three essays in this volume help define a film studies perspective on mapping as a practice that structures political and aesthetic regimes, organizes and communicates shared realities, but also enables dissenting reconfigurations of concretely experienced worlds.
  • Book
    Medientechnologie und Affekt. Kameras, ihre Anwendung und die Poetik des Irakkriegsfilms
    Pogodda, Cilli (2023)
    Wie verändern medientechnologische Geräte wie Digitalkameras oder MP3-Player die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen und empfinden? Zwar ist die Rede von der Affektivität medialer Erfahrung in den Medien-, Kultur- und Sozialwissenschaften allgegenwärtig, doch befassen sich nur wenige Ansätze damit, welchen Einfluss die Technik auf unser Sehen, Hören und Fühlen nimmt. Diese Studie untersucht den Zusammenhang von Medientechnologie und Affekt auf Ebene der poetischen Muster audiovisueller Bilder: Hier lässt sich greifen, wie technische Apparate die inszenatorischen Strategien der Affizierung bestimmen. Filmanalytische Methoden werden dazu mit praxeologischen Ansätzen verknüpft. Die konkreten Anwendungsweisen der technischen Apparate – hier der Amateurkameras durch US-amerikanische Soldaten im Irakkrieg – werden auf ihre Konsequenzen für die Erzeugung raumzeitlicher Darstellungsmodi in Genre- und Dokumentarfilmen untersucht. In der entwickelten Perspektive lassen sich auf neuartige Weise technische und ästhetische Aspekte audiovisueller Bilder aufeinander beziehen. Zugleich eröffnet sich ein neuer Zugriff auf deren Historizität als je historisch spezifische Akte der Bilderzeugung und audiovisuellen Artikulation.
  • Book
    Wahrnehmen, fühlen, verstehen. Metaphorisieren und audiovisuelle Bilder
    Schmitt, Christina (2020)
    Der Filmtheorie gilt die Metapher seit jeher als relevant für das Konstituieren und Verstehen filmischer Bedeutung. Mit ihren Thesen zum verkörperten Denken hat die kognitiv-linguistische Theorie Konzeptueller Metaphern der Forschung zu Metapher und Audiovisualität fachübergreifend zu erheblicher Konjunktur verholfen. In Auseinandersetzung damit entfaltet das Buch eine transdisziplinäre Perspektive an der Schnittstelle von sprachgebrauchsorientierter linguistischer Metaphernforschung und der filmwissenschaftlichen Theorie audiovisueller Medien als Bewegungsbilder. Es positioniert sich kritisch zu Arbeiten, die semiotisch-linguistisch bzw. von der kognitiven Filmtheorie geprägt und im Kode-Modell eines Sender-Empfänger-Paradigmas verhaftet sind. Einer universellen Tiefensemantik, die filmische Dynamik unberücksichtigt lässt, wird hier die Idee vom Metaphorisieren als Zuschaueraktivität entgegengestellt: ein Wahrnehmen, Fühlen und Verstehen, das durch die Bewegungsfigurationen audiovisueller Bilder modelliert wird. Ausführliche Analysen diverser Filmformate – vom Hollywoodfilm bis zur Politreportage – zeigen, dass und wie das Metaphorisieren ein durch die Performativität audiovisueller Bilder strukturiertes filmisches Denken ist.
  • Book
    Filmische Poetiken der Schuld. Die audiovisuelle Anklage der Sinne als Modalität des Gemeinschaftsempfindens
    Grotkopp, Matthias (2017)
    Wie werden komplexe Sinn-, Identitäts- und Wertekonstruktionen in den zeitlichen und dynamischen Mustern medialer Formen und Praktiken hergestellt? Wie generieren und transformieren filmische Bilder die affektiv grundierten Strukturen, in denen der Wertehorizont eines Gemeinwesens vermessen, bestätigt oder revidiert wird? In dieser Arbeit wird die These vertreten, dass die konkreten zeitlichen und dynamischen Strukturen der Filme je kulturell und historisch spezifisch zu verortende Muster der Welterfahrung hervorbringen. Anhand des (kollektiven) Schuldgefühls, dem Affekt der Irreversibilität, zeigt diese Arbeit, wie eine ästhetische Modulation moralischer Gefühle als das Kalkül audiovisueller Inszenierungsmuster beschrieben werden kann. Dieses Kalkül wird anhand von drei exemplarischen Gegenständen – das deutsche Nachkriegskino, der Hollywood-Western und Vietnamkriegsfilm sowie Filme zum Klimawandel – beschrieben und filmanalytisch greifbar gemacht. Audiovisuelle Inszenierungsmodi und ihre Modellierungen des Fühlens sollen so als eine kulturelle Praxis verdeutlicht werden, die an den Möglichkeitsbedingungen politischer Gemeinwesen und ihrer Geschichtlichkeit arbeitet.
  • Book
    Grüne Sonnen: Poetik und Politik der Fantasy am Medium Videospiel
    Illger, Daniel (2020)
    Die vorliegende Studie versucht, eine neue Perspektive auf das Genre Fantasy zu entwickeln und zugleich zu ergründen, inwieweit es eine spezifische Affinität zwischen der Fantasy und dem Medium Videospiel gibt. In Auseinandersetzung mit gängigen Zuschreibungen an das Genre – es sei politisch reaktionär und ästhetisch stumpfsinnig – wird eine transmediale Poetik der Fantasy entwickelt, die zugleich eine politische Einschätzung des Genres erlaubt. Die Fantasy zielt darauf, so die These, das Gefühl einer "Sehnsucht nach dem ganz Anderen" zu gestalten, worin immer auch eine Herausforderung an die Historizität eines gegebenen Gemeinwesens beschlossen ist. Das Medium Videospiel wiederum erlaubt es, dieses ästhetische Gefühl in besonderer Weise zu erfahren, legt es die Auffaltung seiner fantastischen Welten doch buchstäblich in die Hände der Spielerinnen und Spieler. Was das konkret bedeutet, wird in poetologischen Analysen von künstlerisch herausragenden Spielen wie Dark Souls, Skyrim oder Hellblade greifbar. Darin erschließt die Studie der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Videospiel neue Möglichkeiten, stellt ein genuin ästhetisches Denken mit den audiovisuellen Bildern einzelner Spiele doch ein Desiderat der Game Studies dar.
  • Book
    Inszenierungen zeitgenössischer Propaganda. Kampagnenfilme im Dienste des Gemeinwohls
    Fahr nicht betrunken Auto! Halte Dich (nicht) an Corona-Schutzmaßnahmen! – In den Medienöffentlichkeiten demokratischer Gesellschaften finden sich eindringliche audiovisuelle Appelle unterschiedlicher Akteur*innen, die im Namen des Gemeinwohls auf das Verhalten ihres Publikums abzielen. Das Buch entwickelt anhand solcher Social Advertisements und einer disziplinär vielseitigen theoretischen Auseinandersetzung einen diskursanalytischen Ansatz, der genuin filmisches Denken in sein Zentrum stellt und audiovisuelle Diskursformationen der Kritik zugänglich macht. An der Schwelle von Propaganda, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit wird aus einer filmwissenschaftlichen Perspektive nach den Poetiken der Persuasion gefragt – den fiktionalen Möglichkeitsräumen, den Mensch- und Weltbildern im Spotformat. Durch umfangreiche Detailstudien eröffnet das Buch Zugänge zu drei zentralen Dimensionen von audiovisuellen Gemeinwohlappellen: der Pädagogik der negativen Zuschauergefühle, diskursprägenden Metaphern und dem Zeitschema der Prävention. Audiovisuelle Überzeugungsarbeit erscheint dabei nicht als unidirektionales rhetorisches Wirkungskalkül, sondern als Aushandlungsprozesse im Medium der filmischen Fiktion. Die Untersuchung versteht sich in dieser Reflexion medienspezifischer Aushandlungspraktiken als Beitrag zu einer interdisziplinären zeitgenössischen Öffentlichkeitsforschung.
  • Book
    Figuren begegnen in Filmen und Comics
    Hochschild, Björn (2024)
    Wie begegnen wir Figuren in Filmen und Comics? Für Zuschauende und Lesende sind sie intuitiv zugänglich, nicht aber für die Analyse. Die vorliegende Studie grenzt sich von narratologisch und kognitionstheoretisch geprägten Theorien und Analysemethoden ab, die Figuren als fertige Subjekte denken, welche in ein mediales Gewand gekleidet den Zuschauenden und Lesenden gegenübertreten. Stattdessen werden Film-Sehen und Comic-Lesen als dynamische, von Subjektivität durchzogene Situationen untersucht. Konzipiert als Film- beziehungsweise Comic-Verhalten, bilden diese subjektivierten Dynamiken die Grundlage für das Entstehen von Figuren für Zuschauende und Lesende. Die Studie entwickelt eine phänomenologische Theorie und Methode, die es ermöglicht, über Beschreibungen dieser Verhalten die Begegnung mit Figuren zu analysieren. Sie diskutiert ausgehend von Maurice Merleau-Pontys Wahrnehmungsphilosophie filmphänomenologische Positionen und expliziert einen phänomenologischen Diskurs für die Comicforschung, den diese bislang vermissen lässt. Im Zentrum stehen Arbeiten von Chris Ware, Riad Sattouf und Marc Forster, deren Filme und Comics nicht nur Gegenstand analytischer Fallstudien sondern integraler Bestandteil der Theoriearbeit sind.
  • Book
    Audiovisuelle Rhetorik als politische Intervention. Einspruchserfahrungen vom Kino bis YouTube
    Dieses Buch plädiert für die Relevanz von Filmanalyse und Medienreflexion in der interdisziplinären Untersuchung gesellschaftlicher Kommunikation. Angesichts der Präsenz audiovisueller Positionierungen und ihres Einflusses auf politische Diskurse steht eine spezifische Erfahrung im Fokus: Filme und Videos erheben oder provozieren Einspruch. Durch das Widersprechen prägen sie die Wahrnehmung politischer Krisen – vom Kinodokumentarfilm zu Massakern der 1960er Jahre in Indonesien über Spielfilme in Zeiten von #BlackLivesMatter und einer ‘alternativen rechten’ Mobilisierung anlässlich der Finanzkrise in den USA bis hin zu politischer Kommunikation zur Klimakrise und dem Regierungshandeln aus Deutschland auf YouTube: Audiovisuelle Wahrnehmungen intervenieren in Prozesse des Urteilens, Denkens und Fühlens. Wer erhebt Einspruch und wogegen? Wie positionieren sich filmische Welten als performative Akte in der Welt? Ihre Teilnahme an öffentlichen Diskursen wird ausgehend vom Filme-Sehen als einer Ko-Produktion untersucht und in ihrer Geschichtlichkeit diskutiert. Positionen, so zeigt der Band mithilfe digitaler Methoden, ergeben sich erst durch die Adressierung in einer rhetorischen Situation. Die kulturelle Praxis der Rhetorik meint hier denn auch keine verzierende Form oder intendierte Botschaft, vielmehr geht es um das Herstellen von Perspektiven. Das Buch vollzieht damit selbst einen Perspektivwechsel in der Analyse und Kritik audiovisueller Rhetorik.
  • Miscellany
    Filmische Seitenblicke: Cinepoetische Exkursionen ins Kino von 1968
    Kappelhoff, Hermann; Lötscher, Christine; Illger, Daniel (2018)
    Ist 1968 gescheitert? Die Frage ist falsch gestellt. Die Ereignisse, die Bedeutung und die Auswirkungen von '68 lassen sich nicht in einem schlüssigen Narrativ fassen. Das Jahr beschreibt einen Kulminationspunkt, an dem höchst heterogene kulturelle, soziale und politische Phänomen in eine Interaktion zueinander treten, ohne ursächlich miteinander verbunden zu sein. Herzstück des Bandes ist ein Essay von Hermann Kappelhoff, der '68 aus der Analyse von Happenings, avantgardistischen Aktionen und Filmen heraus als Synonym für eine Form kultureller Gemeinschaftsbildung beschreibt; es markiert die Geburtsstunde der transnationalen Geschmacksgemeinschaft der westlichen Pop- und Jugendkultur. Dass sich der radikale kulturelle Wandel von '68 nur in seiner Heterogenität fassen lässt und die Logik des Happenings und des Widerspruchs zur poetischen Matrix des Kinos wird, zeigt ein Kaleidoskop aus Analysen von Filmen, die 1968 gezeigt wurden.
  • Book
    Kognition und Reflexion: Zur Theorie filmischen Denkens
    Wenn audiovisuelle Bewegtbilder als Medien historischer, kultureller oder politischer Diskurse analysiert werden – sei es in kulturwissenschaftlichen oder in sozialwissenschaftlichen Studien – stehen zumeist repräsentierte Sachverhalte audiovisueller Bilder zur Diskussion, die sich ohne jede analytische Operation feststellen und benennen lassen. Nimmt man aber den Gedanken ernst, dass unser Sinnesapparat ein Produkt der Geschichte der Medien menschlicher Wahrnehmung ist, dann ist das Sehen, Hören, Fühlen zunächst eine Frage des Mediengebrauchs. Der Diskurs audiovisueller Bewegtbilder ist daher auf Seiten der Medienrezeption zu verorten: Sie entfaltet sich als eine kulturelle Praxis, in der Menschen ihre subjektive Wahrnehmungswirklichkeit als Teil einer gemeinsam geteilten Welt zu fassen suchen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, anhand einer Theorie der Poetologie filmischen Denkens und insbesondere der "Cinematic Metaphor" darzulegen, wie filmische Bilder ein Verstehen und Denken generieren, das neue Differenzen und Modalitäten in diese geteilte Wirklichkeit einführt.
  • Book
    Genre und Gemeinsinn. Hollywood zwischen Krieg und Demokratie
    Das vorliegende Buch präsentiert eine Affekttheorie des Genrekinos, die das Verhältnis von Politik und Poetik im Begriff des Gemeinsinns neu figuriert. Ausgehend von der These, dass das ‚Gefühl für das Gemeinschaftliche‘ einer Gesellschaft abhängig ist von medialen Praktiken politischer Vergemeinschaftung, wird der Kriegseinsatz Hollywoods im Zweiten Weltkrieg untersucht. Im Ergebnis entsteht ein neues Genre, das auf die Krise der Demokratie während des Zweiten Weltkrieges reagiert. Im Zentrum dieses Genres stehen weder die Kriegsereignisse in ihrer Faktizität, noch die Kriegshelden und ihre Heldentaten; im Zentrum steht vielmehr das Leiden des einzelnen Soldaten. In den medialen Re-inszenierungen dieses Leidens über die wechselnden Kriegseinsätze hinweg verbindet sich das Pathos des Opfers und der erinnernden Trauer mit dem Zorn moralischer Empörung über eine Gesellschaft, die ihren politischen Zweck aufgegeben hat: Das Streben nach Glück des Einzelnen vor jeder Willkür zu schützen. Die Rekonstruktion dieser Re-inszenierungen führt zu einer Revision der Genretheorie, die das Schema taxonomischer Regelzuschreibungen radikal verabschiedet. Die vielfältigen Verzweigungen des Genrekinos werden selbst als ein Netzwerk verständlich, das in den immer neuen Perspektivierungen einzelner Filme entsteht und Geschichte als ein permanentes Ringen um ein ‚Gefühl für das Gemeinschaftliche‘, um den Gemeinsinn erfahrbar werden lässt.