2005 | 2
Browsing 2005 | 2 by Author "Meyer, Helge"
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- ArticleDie Kunst des Handelns und des Leidens – Schmerz als Bild in der Performance ArtMeyer, Helge (2005) , S. 34-41Schmerz zu haben ist eine körperlich empfundene Gewissheit, von Schmerz zu hören kann jedoch, nach Aussagen von Elaine Scarry, als Synonym für Zweifel schlechthin gelten. Die Empfindung von körperlichem Schmerz ist prinzipiell nicht nach außen zu vermitteln. Einzig die Zeichen des Schmerzes, die Wunden, sind als Bild wahrnehmbar, sagen aber nichts über das Phänomen der Schmerzempfindung aus. In meinem Dissertationsvorhaben gehe ich jedoch von der These aus, dass die Kunstform der Performance imstande ist, Bilder für Schmerz (sei er physisch oder psychisch) zu entwickeln und diese einem Betrachter »nahe« zu bringen. Der körperliche Schmerz wird in vielen Performances nicht nur in Kauf genommen, sondern regelrecht herausgefordert. Die Verwendung von schmerzhaften Handlungen dient hier zur Produktion eines Bildes, aber auch zur Herstellung von ekstatischen Grenzzuständen bei den Performern und teilweise auch beim anwesenden Publikum. Der Hirnforscher Christian Keysers geht in seiner »Spiegelzellen - Theorie« davon aus, dass es Hirnareale gibt, die Mitgefühl beim Betrachten eines schmerzvollen Bildes auslösen können. Nach Keysers sind die ausgelösten Gefühle beim Betrachter exakt dieselben wie beim tatsächlich körperlich empfindenden »Opfer«. Meine Arbeit untersucht die verschiedenen Herangehensweisen einzelner Künstler unter dem Aspekt des »Schmerz-Bildes«. Hierbei spielen Performances von langer Dauer (wie bei Alastair MacLennan, Marina Abramovic etc.) ebenso eine Rolle wie kurze, präzise Bilder von körperlicher Selbstverletzung (wie bei Jamie McMurry, Zbiegniew Warpechowski etc.). Durch Analysen der produzierten Bilder der Performer und Verknüpfungen dieser Arbeiten mit Theorien aus den unterschiedlichsten Disziplinen (Philosophie, Psychologie und Medizin), erhoffe ich mir eine Unterstützung meiner Grundthese: Performance Art ist dank ihrer unmittelbaren Bildproduktion vor einem live anwesenden Publikum imstande, eine nachvollziehbare Darstellung von körperlichem und seelischem Schmerz zu liefern.