02 | 1999
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- ArticleSusanne Berkenhegers "Zeit für die Bombe". Die Tat des Lesers, die simulierte Zerstörung und die Redundanz der AnimationSimanowski, Roberto (1999-07-02) , S. 1-10Diese Hyperfiction ist die Geschichte von Veronika, die eine Bombe nach Moskau bringt, damit Vladimir die russische Seele retten kann. Das Wie und Wozu bleibt so ungewiß wie der Sinn des ganzen Textes, aber der Text entschädigt dafür durch seinen erfrischenden Stil sowohl hinsichtlich der Sprache wie des Einsatzes technischer Effekte. Der Text lebt vom Spiel mit Links in mehrfacher Hinsicht: er stellt die Leser vor Navigationsalternativen, schickt sie wie beim Würfelspiel eine Runde zurück, wenn sie den falschen Link wählen, und läßt den Leser zum Täter werden, wenn er per Klick die Bombe zündet, die Iwan später zerreißen wird. Hier thematisiert der Text die Situation von Lektüre überhaupt: die Beobachtung des Unglücks anderer aus der sicheren Situation heraus, wobei die Leser im vorliegenden Fall gar zum Auslöser des Unglücks werden. Die Androhung der Rache, die Iwan den gaffenden Lesern macht, läuft allerdings ins Leere. Die Auslösung der Explosion auf der Textebene hat keine Folgen für den Leser auf der Rezeptionsebene, womit der Text unter den Möglichkeiten bleibt, die seine digitale Existenz ihm im Sinne einer 'folgenreichen Interaktivität' offeriert.
- ArticleEttlinger Internet-Literaturwettbewerb 1999. Interview mit Koordinator Oliver GassnerHeibach, Christiane (1999-07-08) , S. 1-5Im Rahmen der Landesliteraturtage Baden-Württemberg 1999 hat die Stadt Ettlingen einen Wettbewerb für Internetliteratur ausgeschrieben. Koordinator ist Oliver Gassner, selbst Autor von Netzliteratur, dessen umfangreiche Informations- und Linkseite zu Literatur im Netz, OLLi, 1997 mit dem Silbernen Pegasus des ZEIT/IBM Wettbewerbs zur Literatur im Internet ausgezeichnet wurde. Christiane Heibach sprach mit Oliver Gassner per E-Mail über den Wettbewerb und über die Gegenwart und Zukunft von Netzliteratur.
- ArticleWeb-Tagebücher in Europa und Amerika. Der Ruhm des Banalen, Panoptismus, Datenmüll und ProstitutionSimanowski, Roberto (1999-07-10) , S. 1-15Webtagebücher stellen ein besonderes Phänomen der Literatur im Netz dar, das sich von seinem Printvorbild nicht nur durch Multimedialität (Text plus Foto und z.T. Video), sondern auch durch sofortige Veröffentlichung und Dialog mit dem Publikum unterscheidet. In den Beispielen Tina und Jennifer kommt hinzu, dass beide sich ständig durch Kameras, die in ihrer Wohnung installiert sind, aufnehmen lassen und diese Aufnahmen ins Netz stellen. Ihre Berühmtheit beruht somit zum größten Teil auf der besonderen Qualität ihres Exhibitionsimus. Dieser Exhibitionismus ist zugleich die Kehrseite der Beobachtung, die mit der digitalen Existenz der Individuen Gestalt annimmt. Indem Tina und Jennifer ihre Überwachung selbst installieren, machen sie die Überwachung bewusst. Die öffentliche Nacktheit Jennifers betont, was in mancher Hinsicht ohnehin der Fall ist, und läßt die Idee aufscheinen, den Beobachter durch Umarmung abzuwehren. Bleibt diese Idee des Widerstandes durch Datenmüll recht fraglich, so ist die Webpage des Holländers Alex van Es, die tatsächlich Daten über Müll preisgibt, jedenfalls das Gegenteil. Wenn Alex Informationen über seinen Warenverzehr preisgibt und sogar Einblicke in seinen Computer gewährt, vermittelt er Daten von wirklichem Wert für jene, die potentiell an einer Erkundung des Individuums interessiert sind. Hier, und nicht in den Fotos über Jennifers sexuelle Handlungen, liegt der eigentliche Akt der Prostitution.
- Review
- ReviewMichael Joyce: Twilight, a Symphony (Review)Tosca, Susana Pajares (1999-07-15) , S. 1-3
- ArticleCreating, selling, and evaluating Hyperfiction. An Interview with Mark BernsteinSimanowski, Roberto (1999-07-17) , S. 1-5Mark Bernstein has organised and participated in HT conferences since they began in 1987. He has presented both CD-Roms and articles about hypertext to these conferences, and anyone who heard and saw his keynote adress at the 99 HT Conference knows how entertaining his presentation can be. Roberto Simanowski talked with Mark about hypertext's present and future, and about the task of evaluation and publishing of hypertext.