2013/2 ‒ ANT und die Medien
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- ArticleMedium Infrastruktur. Trajektorien soziotechnischer Netzwerke in der ANTSchabacher, Gabriele (2013) , S. 129-148Obwohl Medien nur in bzw. als Infrastrukturen greifbar sind, geraten diese erst neuerdings in den Fokus medienwissenschaftlichen Interesses. Dabei bieten die Science and Technology Studies (STS), insbesondere die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT), produktive Ansätze, um die mediale Dimension des Infrastrukturellen zu erschließen. Im Durchgang durch die Infrastruktur-Theoriegeschichte werden drei Hinsichten entfaltet, die für den Zusammenhang von Medien und Infrastruktur aufschlussreich sind: die Frage der In/Visiblität von Infrastrukturen, Probleme von Standardisierung und Metrologie sowie die spezifische Prozessualität von Infrastrukturen.
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- ArticleJedes Medium braucht ein Modicum. Zur Behelfstheorie von Akteur-NetzwerkenThielmann, Tristan (2013) , S. 111-127Durch die ANT sind zwei Forschungsfelder umrissen: Medien der Agentschaft und Agenturen der Medien, die in ihrer Verschränkung den Ansatzpunkt einer Akteur-Medien-Theorie (AMT) bilden. Da derzeit in einer Reihe von Analysen die Dreifachrolle der Medien als intermediary, mediator und device untersucht wird, schlägt der Aufsatz vor, den verfahrenstechnischen Begriff des Hilfsmediums für die AMT anzuwenden. Durch die hilfsmediale Ein-/Zuschreibung von Medien und Werkzeugen soll deutlich werden, dass man nicht vorab festlegen kann, wo man die Medien in einer Handlungsverknüpfung findet, und dass der Anteil der Medien an der Verkettung von Handlungsinitiativen nicht fixiert ist. Gleichwohl ist ein modicum der Medien notwendig.
- ArticleKritische Öffentlichkeit und ihre HerstellungBunz, Mercedes (2013) , S. 63-70Durch den digitalen Medienwandel ist der Begriff der Öffentlichkeit problematisch geworden. Die Debatte fokussiert sich zumeist auf die Frage, ob die sogenannte bürgerliche Öffentlichkeit durch das Internet im Niedergang begriffen ist oder eine Intensivierung und Pluralisierung erfährt. Rudolf Maresch zeichnet die berühmte Untersuchung der Kategorie durch Jürgen Habermas nach und zieht den von ihm konstatierten Strukturwandel der Öffentlichkeit in Zweifel. Dagegen verweist er auf die gouvernementalen und medialen Prozesse, die jede Form von Kommunikation immer schon gesteuert haben. Öffentlichkeit sei daher ein Epiphänomen nicht allein des Zeitungswesens, sondern der bereits vorgängig ergangenen postalischen Herstellung einer allgemeinen Adressierbarkeit von Subjekten. Heute sei Öffentlichkeit innerhalb der auf Novitäts- und Erregungskriterien abstellenden Massenmedien ein mit anderen Angeboten konkurrierendes Konzept. Mercedes Bunz konstatiert ebenfalls eine Ausweitung und Pluralisierung von Öffentlichkeit durch den digitalen Medienwandel, sieht aber die entscheidenden Fragen in der Konzeption und Verteilung von Evaluationswissen und Evaluationsmacht. Nicht mehr die sogenannten Menschen, sondern Algorithmen entscheiden über die Verbreitung und Bewertung von Nachrichten. Diese sind in der Öffentlichkeit – die sie allererst erzeugen – weitgehend verborgen. Einig sind sich die Autoren darin, dass es zu einer Pluralisierung von Öffentlichkeiten gekommen ist, während der Öffentlichkeitsbegriff von Habermas auf eine singuläre Öffentlichkeit abstellt.
- ArticleDen Kühen ihre Farbe zurückgeben. Von der ANT und der Soziologie der Übersetzung zum Projekt der ExistenzweisenLatour, Bruno (2013) , S. 83-100
- ArticleEditorialEngell, Lorenz; Siegert, Bernhard (2013) , S. 5-10
- ArticleVon einer Soziologie der Mediation zu einer Pragmatik der Attachements. Rückblick auf einen soziologischen Parcours innerhalb des CSIHennion, Antoine (2013) , S. 11-35Im Zentrum dieses Beitrags steht der Rückblick Hennions auf seinen eigenen intellektuellen Weg innerhalb des CSI, den er aus der Perspektive aktueller Fragestellungen reflektiert und neu bewertet. Der Autor zeigt, wie das CSI seit seiner Gründung eine Soziologie entwickelte, welche den Objekten größere Aufmerksamkeit schenkt, mit denen es sich befasste (Recht, Wissenschaft und Technik, Ökonomie, Kultur) und diskutiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der damals in der STS und auf dem Gebiet der Kultur geleisteten Feldforschung, so etwa die Verwendung von Begriffen wie Übersetzung und Mediation oder das unterschiedliche Verhältnis zu Bourdieus kritischer Soziologie. Im Anschluss befasst der Text sich mit dem langsamen Aufkommen pragmatistischer Ansätze in Frankreich. Gestützt auf diese Genealogie schließt er mit dem Vorschlag einer Neuformulierung der Thesen des Pragmatismus in der Soziologie ausgehend von seiner eigenen Arbeit zu Liebhabern und Attachements.
- ArticleSich quer durch die Kultur schlagen. Über die französische Zeitschrift TraversesRaulff, Ulrich; Syring, Marie Luise (2013) , S. 71-76
- ArticleIm Archiv der Öffentlichkeit. Rückblick auf eine fixe Idee, die das demokratische Bewusstsein vor fünfzig Jahren heimgesucht hatMaresch, Rudolf (2013) , S. 53-61Durch den digitalen Medienwandel ist der Begriff der Öffentlichkeit problematisch geworden. Die Debatte fokussiert sich zumeist auf die Frage, ob die sogenannte bürgerliche Öffentlichkeit durch das Internet im Niedergang begriffen ist oder eine Intensivierung und Pluralisierung erfährt. Rudolf Maresch zeichnet die berühmte Untersuchung der Kategorie durch Jürgen Habermas nach und zieht den von ihm konstatierten Strukturwandel der Öffentlichkeit in Zweifel. Dagegen verweist er auf die gouvernementalen und medialen Prozesse, die jede Form von Kommunikation immer schon gesteuert haben. Öffentlichkeit sei daher ein Epiphänomen nicht allein des Zeitungswesens, sondern der bereits vorgängig ergangenen postalischen Herstellung einer allgemeinen Adressierbarkeit von Subjekten. Heute sei Öffentlichkeit innerhalb der auf Novitäts- und Erregungskriterien abstellenden Massenmedien ein mit anderen Angeboten konkurrierendes Konzept. Mercedes Bunz konstatiert ebenfalls eine Ausweitung und Pluralisierung von Öffentlichkeit durch den digitalen Medienwandel, sieht aber die entscheidenden Fragen in der Konzeption und Verteilung von Evaluationswissen und Evaluationsmacht. Nicht mehr die sogenannten Menschen, sondern Algorithmen entscheiden über die Verbreitung und Bewertung von Nachrichten. Diese sind in der Öffentlichkeit – die sie allererst erzeugen – weitgehend verborgen. Einig sind sich die Autoren darin, dass es zu einer Pluralisierung von Öffentlichkeiten gekommen ist, während der Öffentlichkeitsbegriff von Habermas auf eine singuläre Öffentlichkeit abstellt.
- ArticleVon der Intermedialität zur Intermaterialität. Akteur-Netzwerk-Theorie als ’Übersetzung‘ post-essentialistischer MedienwissenschaftSeier, Andrea (2013) , S. 149-165Der Beitrag diskutiert die Akteur-Netzwerk-Theorie im Kontext eines post-essentialistischen Denkens innerhalb der Medienwissenschaft. Beobachtet werden die Ähnlichkeiten und Differenzen zwischen den Modellen: Dispositiv, Gefüge und Aktanten-Netzwerk. Plädiert wird für eine Kombination der ANT mit bereits etablierten Modellen der mikropolitischen Medienanalyse, nicht für deren Ersetzung. Am Beispiel der Fernbedienung wird eine solche Kombination durchgespielt.
- ArticleDen kinematografischen Akteuren folgenWendler, André (2013) , S. 167-181
- Article
- ArticleQuerulatorisches Schreiben. Paranoia, Aktenberge und mimetischer Parasitismus um 1900Gaderer, Rupert (2013) , S. 37-51Um 1900 interessierte sich die Psychiatrie für »eigentümliche Schriftstücke« von »paranoiden Querulanten«. Indizien für das Krankheitsbild »Querulanten-Paranoia« waren Anomalien der materiellen Schriftspur und der Performanz des Schreibens. Diese Diagnosen über das Rauschen des Schriftzugs und die querulatorische Schreibszene lassen sich bis auf bürokratische Beschlüsse des späten 18. Jahrhunderts zurückführen. Gesetze und Deklarationen etwa, in denen der Querulant als Typus eines spezifischen Klägers in den Gerichtsverfahren der preußischen Bürokratie wirkmächtig installiert wurde. Was psychiatrische und bürokratische Diskussionen dabei beschäftigte, ist etwas, das »mimetischer Parasitismus« genannt werden kann.