2021 (2)
Browsing 2021 (2) by Subject "Anthropologie"
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- ArticleEmotionen im Feld – Emotionen in der Wissenschaft. Tagebuch und Monographie bei Bronisław MalinowskiLubrich, Oliver; Peter, Nina (2021) , S. 57-77Welche Rolle spielen Emotionen in der Ethnografie? Zwei Texte von Bronisław Malinowski (1884–1942) werden einer kontrastiven Analyse unterzogen: sein postum herausgegebenes Tagebuch, A Diary in the Strict Sense of the Term (1967), und seine wissenschaftliche Monografie, Argonauts of the Western Pacific (1922). Mit der teilnehmenden Beobachtung begründete Malinowski einen Forschungsstil, der die Forschenden in die Lebenswelt der Beforschten auch emotional involvierte. Die Publikation seines Tagebuches löste jedoch einen Skandal aus, weil seine Einträge dem Ideal des empathischen Beobachters zu widersprechen schienen. Da beide Texte auf der gleichen Periode der Feldforschung auf den Trobriand-Inseln in Papua-Neuguinea (1914–1918) beruhen, ermöglichen sie eine vergleichende Versuchsanordnung: Wie unterscheiden sich die Darstellungen der Emotionen des Forschers? Werden im Tagebuch Emotionen verhandelt, die aus der Monografie ,verdrängt‘ wurden? Gibt es umgekehrt Emotionen, die in der Monografie einen größeren Raum einnehmen? Und wie verhalten sich die Darstellung eigener Emotionen, die Darstellung der Emotionen anderer und die Wirkabsicht der Texte zueinander? Die Studie verbindet quantitative und qualitative Verfahren und verfolgt damit ein methodologisches Interesse: Das Vokabular wird anhand von Emotionsdiktionären digital ausgewertet. Schlüsselpassagen werden im close reading rhetorisch und narratologisch verglichen. Die Ergebnisse zeigen, wie Malinowski Emotionen, die im Tagebuch breiten Raum einnehmen, in der Monografie ausspart oder nur andeutet. Zugleich zeigen sie die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Philologie.
- ArticleDie Errettung der Zivilisation. Über das Versprechen der Onto-Epistemologie des Neuen AnimismusStürmer, Milan (2021) , S. 39-56Der jüngsten Konjunktur des Animismus, die sich mittlerweile unter der Bezeichnung ‘Neuer Animismus’ (New Animism) zu einer mehr oder minder kohärenten Strömung formiert hat, gilt die animistische Onto-Epistemologie als Gegenmodell zur Moderne, als alternative und für die heutige Zeit opportune Weltanschauung. Als bestimmte Spielart des Turns zu relationalen Onto-Epistemologien wird der Neue Animismus genealogisch innerhalb der Geschichte der anthropologischen Animismusforschung sowie innerhalb der symbolischen Ordnung der ‘westlichen Zivilisation’ verortet. Mit Edward Tylors ‘altem’ Animismus aus den Ursprüngen der Disziplin wird die Kontrastfolie für den Neuen Animismus entwickelt; mit Alfred Irving Hallowells Ethno-Metaphysik zur Mitte des 20. Jahrhunderts wird sein Vorläufer vorgestellt; und mit Nurit Bird-Davids wegweisender Wiederaufnahme von Hallowell, erweitert durch James Gibsons Umweltbegriff und Marilyn Stratherns Dividuum, wird schließlich die ‘Gründungsschrift’ des Neuen Animismus präsentiert. Vor dem Hintergrund dieser genealogischen Rekonstruktion wird anhand des programmatischen The Handbook of Contemporary Animism (2013) das zentrale Motiv des Versprechens der Rettung der Zivilisation durch die Bewältigung der Krise der Vorstellung exponiert. Ziel der Rekonstruktion ist, die Grundlage für eine Kritik des Neuen Animismus zu legen, die nicht stets aufs Neue die Differenz zu Moderne und Aufklärung betont, sondern den Begriff der Zivilisation zum Ausgangspunkt hat.