2011/2 ‒ Empirie
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- ArticlePoetik der SignalverarbeitungRodgers, Tara; Sterne, Jonathan (2011) , S. 122-138Signalverarbeitung ist einer der wichtigsten und zugleich am wenigsten untersuchten Aspekte gegenwärtiger Klangkulturen sowie elektronischer Medien im Allgemeinen. In akustischer Hinsicht beeinflusst sie eine Vielzahl von Bereichen, von Musik über verkabelte oder kabellose Übertragung, Rundfunksendungen, bis hin zu alltäglichen Gesprächen und Zuhören. Gerade weil sie in allen Stadien neuerer Sound-Produktion, -Reproduktion und -Rezeption implementiert sind, sind signalverarbeitende Prozesse als eigener Forschungsgegenstand schwer fassbar geblieben. In diesem Artikel geht es nun um eine Poetik der Audio-Signalverarbeitung – die gestaltenden Elemente des technischen Prozesses und dessen Repräsentationen in tontechnischen Diskursen. Der Fokus liegt auf zwei Metaphern, die im alltäglichen Sprachgebrauch von Musikern und Tontechnikern auf Signalverarbeitung angewendet werden: Kochen und Reisen. Mit Bezug auf Lévi-Strauss schlagen wir in diesem Artikel vor, dass Signalverarbeitung durch die Metaphern des Rohen und des Gekochten zu einer Kulturtechnik erhoben wird, die den Klang mit Hilfe spezialisierter Technologien und Techniken für den Genuss für andere «zubereitet». Mit diesem Argument wird die Verräumlichung des Signalflusses und das Design von Schaltkreis-Topologien im Kontext tradierter Vorstellungen des Reisens und der Reise verortet, die Erkenntnismodelle zum Klang beeinflusst haben. Wie auch in weiteren sozialen Kontexten markieren Kochen und Reisen als Metaphern für Signalverarbeitung kulturelle Verortungen (z.B. als vergeschlechtlichte, klassenspezifische, befähigte Positionierungen). Signalverarbeitung ist nicht nur unter dem Aspekt von Repräsentation zu betrachten, sie ist, und das mehr als andere technische Register, direkt mit zeitgenössischen kulturellen Politiken der Wahrnehmung und der Rezeption verknüpft. Während der vorliegende Artikel sich ausschliesslich auf Tontechnik konzentriert, schlagen wir vor, dass eine umfassende kulturelle Analyse der Signalverarbeitung sich mit ihrer zentralen Rolle alle Sinne betreffend zu befassen hätte.