21/2 - Zukünftige Medienästhetik
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- ArticleDie Enden des Internet. „Piazza virtuale“ revisitedHeidersberger, Benjamin; van Treeck, Jan Claas (2021)Ab 1986 hat Benjamin Heidersberger in der Künstlergruppe Ponton/Van Gogh TV (Karel Dudesek, Benjamin Heidersberger, Mike Hentz, Salvatore Vanasco sowie ein großes und talentiertes Team) und später mit seiner Firma Ponton-Lab GmbH in verschiedenen praktischen Projekten Kommunikation im virtuellen Raum erforscht und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Höhepunkt war Piazza virtuale 1992 auf der documenta IX in Kassel, die im Mittelpunkt eines dreijährigen DFG-Forschungsprojektes steht, dass von der Hochschule Mainz und der Universität Bonn durchgeführt wird. Anlässlich der Aufarbeitung zieht Benjamin Heidersberger im Gespräch mit dem Medienwissenschaftler Jan Claas van Treeck Bilanz über eine Arbeit von 35 Jahren und einen Ausblick über die Konvergenz von realem und virtuellem Raum.
- Article„The Politics of Technological Fantasy“. Mit dem „Electronic Café International“ zurück in die ZukunftNitsche, Jessica (2021)Der Beitrag folgt der These, dass Medienkunst als besonders technikaffine Kunstform als Seismograph zukünftiger Medien dienen kann. Deutlich gemacht wird dies am Beispiel des Projekts Electronic Café International (ECI), das 1992 anlässlich der documenta IX entstand, für das technologiebasierte Interaktivität kennzeichnend war und das zugleich an künstlerische Traditionen (Künstlercafé) wie auch konkrete Vorgängerprojekte angeknüpft hat (Electronic Café, Los Angeles 1984; Café Casino, Kassel 1987). Auf Basis meiner Recherchen im Medienkunstarchiv der Stiftung imai stellt der Beitrag das ECI und einige seiner Projekte vor. In seiner Gesamtkonzeption wird es als medienkünstlerische Positionen in den Blick genommen, die den Stand der Technik ausgelotet und auf der Basis der ISDN-Technologie interaktive Netz(werk)kunst betrieben hat, bevor das Internet zu deren Leitmedium wurde. So kann gezeigt werden, wie in der retrospektiv so bezeichneten Prä-Internet-Ära netz(werk)basierte Kunst realisiert wurde und wie in der Zeit des Medienumbruchs vom Analogen zum Digitalen zukünftige Medien imaginiert wurden.
- ArticleVom Subjekt zum Projekt. „Piazza virtuale“ von „Van Gogh TV“ vor dem kunsthistorischen und zeitgeschichtlichen HintergrundBaumgärtel, Tilman (2021)Die Sendung hieß Piazza virtuale und war ein einzigartiges Experiment in der Geschichte des deutschen Fernsehens. Als Begleitprojekt der documenta IX wurde es im Sommer 1992 hundert Tage lang in Kassel aus einem Containerstudio neben dem Fridericianum gesendet. Veranstaltet von der Künstlergruppe Van Gogh TV, sollte das Programm aus weitgehend unmoderierten Beiträgen des Publikums bestehen, das durch Anrufe, per Fax oder Computerchat den Inhalt der Sendung lieferte. Ihr Ziel war es, Bertolt Brechts berühmte Forderung aus seiner Radiotheorie in die Tat umzusetzen: Aus Konsumenten sollten Produzenten von Medieninhalten werden. In diesem Aufsatz soll die ideen- und kunstgeschichtliche Entwicklung umrissen werden, die zu diesem Projekt führte. Piazza virtuale steht einerseits am Ende der ersten Periode von Videokunst und Performance Art und das Aufkommen von Kunstkollektiven, nimmt aber auch Impulse von Punk und New Wave auf. Voraussetzungen des Projekts war auch die beginnende Digitalisierung und Vernetzung der Medien, aber – bei einem Kunstprojekt möglicherweise unerwartet – die Durchsetzung eines neoliberalen Wirtschaftsmodell nach dem Ende des Warschauer Pakts und dem Fall der Mauer, zu dem auch neue Praktiken von Arbeitsorganisation und Managementtechniken gehörten, wie sie Luc Boltanski und Eve Chiapello in ihrem Buch Der neue Geist des Kapitalismus (1999) analysiert haben. Neben der Vorwegnahme von kollaborativen Medienpraktiken, die für das Internet prägend werden sollten, nimmt Piazza virtuale auch eine neue Arbeitskultur vorweg, die zur Entwicklung der Internet-Startups führte.