Graduiertenkolleg Automatismen: Schriftenreihe
Ausgangspunkt der Schriftenreihe des Graduiertenkollegs "Automatismen" an der Universität Paderborn (2008–2017) ist die Beobachtung, dass ein immer größerer Anteil der gesellschaftlich relevanten Strukturen dort entsteht, wo der Raum bewusster Planung endet. Dies gilt für technische Entwicklungen ebenso wie im Prozess allgemeiner kultureller Evolution; die Beispiele sind vielfältig: An die Seite der traditionellen Massenmedien tritt das Internet mit seiner unübersehbar verteilten Nutzeraktivität, innerhalb von Firmen werden Hierarchien durch informelle, kooperative Strukturen ersetzt; von Informatikern entworfene Ad-hoc-Netze kopieren das Marktmodell und handeln die Allokation von Ressourcen selbständig aus.
Automatismen bringen – quasi im Rücken der Beteiligten – neue Strukturen hervor; dies macht sie interessant als ein Entwicklungsmodell, das in Spannung zur bewussten Gestaltung und zu geplanten Prozessen steht.
DFG-Graduiertenkolleg 1479: Automatismen - Kulturtechniken zur Reduzierung von Komplexität
Automatismen bringen – quasi im Rücken der Beteiligten – neue Strukturen hervor; dies macht sie interessant als ein Entwicklungsmodell, das in Spannung zur bewussten Gestaltung und zu geplanten Prozessen steht.
DFG-Graduiertenkolleg 1479: Automatismen - Kulturtechniken zur Reduzierung von Komplexität
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- MiscellanyAutomatismenBublitz, Hannelore; Marek, Roman; Steinmann, Christina L.; Winkler, Hartmut (2013)Automatismen sind Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen. Die Psychologie kennt Automatismen im individuellen Handeln; die Soziologie untersucht Prozesse der Habitualisierung und der Konventionalisierung, Ökonomen haben die ‚unsichtbare Hand’ des Marktes als einen Automatismus beschrieben. Automatismen scheinen insbesondere in verteilten Systemen wirksam zu sein. Der Band führt in diesen neuen Forschungsbereich ein mit Beiträgen aus den Medien-, Literatur- und Kulturwissenschaften, der Psychoanalyse, Philosophie, Soziologie und der Informatik.
- MiscellanyAutomatismen – Selbst-TechnologienBublitz, Hannelore; Kaldrack, Irina; Röhle, Theo; Zeman, Mirna (2014)Mit Automatismen zwangsläufig verbunden ist die Frage nach dem Selbst und nach den Bedingungen, die es hervorbringen. Automatismen setzen ein ›Selbst‹ einerseits voraus, andererseits ist zu fragen, wie ein ›Selbst‹ entsteht, wie es sich stabilisiert und reproduziert, und welchen Anteil hieran wiederum Automatismen haben. Auf Seiten der Technik kann das Konzept der Automatismen abgegrenzt werden gegenüber Theorien zum Automaten. Im Fokus des Bandes stehen Selbsttechnologien in einem umfassenden Sinne: kulturelle Muster der Selbstkonstitution, Prozesse der Selbststeuerung und Praktiken der Selbstführung wie auch Formen des Selbstmanagements.
- MiscellanyEntautomatisierungBrauerhoch, Annette; Eke, Norbert Otto; Wieser, Renate; Zechner, Anke (2017)In den bisherigen Bänden der Schriftenreihe »Automatismen« widmeten sich Forscher aus den Kulturwissenschaften, der Medienwissenschaft, Psychologie, Soziologie und der Informatik den Erscheinungsformen von Automatismen. Der neueste Band nähert sich ihnen aus der entgegengesetzten Perspektive der Entautomatisierung und ihrer Bedeutung für die Veränderung etablierter Strukturen. Die Beiträge fragen u.a., ob und inwiefern Entautomatisierung mit der strukturbildenden Funktion von Automatismen zusammenhängt, ob und welche geregelte Rolle Zäsuren und Singularitäten in beider Beziehung spielen oder ob sich Momente der Entautomatisierung subjektiv verorten lassen.
- MiscellanyLogiken strukturbildender Prozesse. AutomatismenEke, Norbert Otto; Foit, Lioba; Kaerlein, Timo; Künsemöller, Jörn (2016)Die Automatismenforschung untersucht strukturbildende Prozesse jenseits bewusster Planungen. Sie zeigt, dass Entwicklungsprozesse, auch wenn sie nicht zentral, intentional und von »oben« geregelt werden, dennoch ein hohes Maß an Ordnung hervorbringen und dass es möglich ist, auf dieser Basis neue Entwicklungslogiken, neue Arten von Kausalität und Gesetzmäßigkeit in Wirkung zu beschreiben. Charakteristisch für Automatismen ist, dass sie weder dem Bewusstsein noch dem (gesellschaftlich) Unbewussten zuzurechnen sind, dass sie vielmehr auf der Grenze zwischen beiden Sphären operieren. Der Band stellt Ergebnisse der letzten fünf Jahre Automatismenforschung dar. Die Beiträge werfen aus verschiedenen Fachperspektiven einen Blick auf das Konzept der Automatismen und verhelfen den komplexen Zusammenhängen der Strukturentstehung in Informationstechnik, Medien und Kultur zur Sichtbarkeit.
- MiscellanyPlanlos! Zu den Grenzen von PlanbarkeitKoch, Matthias; Köhler, Christian; Othmer, Julius; Weich, Andreas (2017)Planung gerät in einer immer komplexer werdenden Welt an ihre Grenzen. Der Band fragt nach Kulturtechniken, die an den und jenseits dieser Grenzen den Umgang mit Unplanbarkeit ermöglichen. Eine der Grundannahmen der Automatismen-Forschung ist, dass ein immer größerer Anteil der gesellschaftlich relevanten Strukturen entsteht, wo der Raum bewusster Planung endet. Planung stellt damit zumindest eine, wenn nicht die Kontrastfolie des Automatismen-Konzepts dar. Dies birgt die Frage, was »geplante Prozesse« sind. Dem Planungsbegriff in seiner diskursiven Breite und historischen Tiefe nachzugehen, ist eines der Vorhaben dieses Bandes. Doch wo hört Planung auf und wie ist die Grenze zum Ungeplanten beschaffen? Die Beiträge des Bandes untersuchen sowohl Planungstechniken und deren Grenzen, als auch Kulturtechniken, die die klassische Planung abgelöst haben und die »weiche« Konzepte der Steuerung oder des Umgangs mit Unplanbarkeit entwickelt haben.
- MiscellanySchemata und PraktikenConradi, Tobias; Ecker, Gisela; Eke, Norbert Otto; Muhle, Florian (2014)Schemata und Praktiken stehen in einem komplementären Verhältnis zueinander. Sie entstehen aus dem Wechselspiel von Stillstand und Entwicklung. Schemata entstehen in sich wiederholenden und routinisierten Praktiken und Handlungsabläufen. Deren Strukturen verfestigen sich nach und nach zu Schemata. Gleichzeitig ermöglichen Schemata aber auch erst die Entstehung von Praktiken, indem sie bestimmte typische Handlungsabläufe zur Verfügung stellen, an denen sich Praxis orientieren kann. Schemata und Praktiken widmet sich diesem komplexen Zusammenspiel von Beharrung und Innovation mit Bezug auf die Frage nach Automatismen: am Beispiel der Iteration und Neuformierung von Nationalstereotypen, der Emergenz ungeplanter Muster in der Inszenierung von Fernsehtalkshows oder der Adaption biologischer Systeme in der Technik.
- MiscellanyStrukturentstehung durch Verflechtung. Akteur-Netzwerk-Theorie(n) und AutomatismenConradi, Tobias; Derwanz, Heike; Muhle, Florian (2013)Die Akteur-Netzwerk-Theorie stellt mit ihrem Anliegen, die Verflechtungen zwischen Natur, Kultur, Gesellschaft und Technik strikt empirisch zu erforschen, eine Herausforderung für die Sozial- und Kulturwissenschaften dar. Dieser Herausforderung widmet sich der Band aus einer interdisziplinären Perspektive. Ein Hauptinteresse gilt der Frage, wie mit der Akteur-Netzwerk-Theorie die Entstehung ungeplanter Strukturen untersucht werden kann. Nach einem einleitenden Text von John Law wird eine kritische Diskussion über die überraschende Handlungsfähigkeit nicht-menschlicher Akteure, die Verteilung von Macht in Netzwerken sowie mögliche Akzentverschiebungen und theoretische Anschlüsse an die ANT entfaltet. Die Beiträge gehen dabei der Handlungsmächtigkeit von Viren, Problemen des Regierens nach Hurrikan Katrina oder der Frage einer nicht-modernen Geschichte moderner Medien nach.
- MiscellanyZersetzung. Automatismen und StrukturauflösungEke, Norbert Otto; Hohlweck, Patrick (2019)Automatismen sind Techniken, Routinen und Praktiken, die sich einer bewussten und zentralen Steuerung entziehen und doch in medialen, kulturellen und sozialen Prozessen zur Entstehung und Verfestigung von Strukturen beitragen. Das Graduiertenkolleg „Automatismen“ der Universität Paderborn hat entsprechende Mechanismen vor dem Hintergrund der Strukturentstehung und als Kulturtechniken zur Reduzierung von Komplexität untersucht. Der vorliegende Abschlussband der Schriftenreihe des Kollegs fragt danach, ob, und wenn ja, inwiefern Automatismen in künstlerischen, politischen und ökonomischen Prozessen auch zur Auflösung und Zersetzung von Strukturen beitragen können – etwa in regelhaft auftretenden Prozessen der Erosion, der Abnutzung im Gebrauch, des Formverlusts, des Verfalls oder der Dekomposition.