2024/2 - Sound|Archive
Browsing 2024/2 - Sound|Archive by Subject "Archiv"
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- ArticleArchive hörbar machen. (Postdigitale) Emanzipation kolonialer ArchiveChattopadhyay, Budhaditya (2024) , S. 81-91In meinem Beitrag konzentriere ich mich auf Praktiken der Klangerzeugung und des Zuhörens im «Globalen Süden». Besonders in Südasien sind Archivpraktiken weniger breit vertreten, da Hörkulturen hier auf Mündlichkeit basieren, indem z. B. Wissen mündlich weitergegeben wird. Diese Gesellschaften erinnern sich gerne lautstark singend, anstatt Tonaufnahmen anzulegen und diese in toten Archiven zu speichern. Traditionelle Performancekünste und Musiken werden oft von gesungenen Texten begleitet, die als situierte Ephemera aufgeführt werden. Indem ich mich den einschränkenden Aufnahmetechniken und Archivpraktiken widme, entwickle ich eine polemische Position gegen das systematische «Nicht-Zuhören», das in den Archiven selbst verankert ist. Diese kritische Intervention nenne ich «invocation of auralizing»: Performative Akte, um die im Archiv eingesperrten Klangobjekte zu befreien.
- ArticleCall and Response. Robert Lachmanns orientalistisches Archiv und Jumana Mannas dekoloniale KritikJohn, Rebecca Hanna (2024) , S. 43-54Die Radiosendung Oriental Music des deutsch-jüdischen Musikethnologen Robert Lachmann, der 1935 nach Palästina emigrierte und an der Hebräischen Universität in Jerusalem ein Archiv außereuropäischer Musik aufbaute, ist Ausgangspunkt für eine filmisch-musikalische Forschungsreise der palästinensischen Künstlerin Jumana Manna. In diesem Beitrag werden sowohl die Probleme in Lachmanns orientalistischer Forschung herausgearbeitet als auch das Potential, das seine Idee von Musik als Mittel der Verständigung birgt. Lachmanns Stimme aus dem Archiv, die Manna ebenso ausgräbt wie die Vielzahl an Musiktraditionen Palästinas, die er in den 1930er Jahren dokumentierte, wird hier als ein call verstanden, auf den die Orientalismus-kritische Manna mit einer vielstimmigen response antwortet.
- ArticleSound|Archive. Einleitung in den SchwerpunktHoll, Ute; Welinder, Emanuel (2024) , S. 10-19Koloniale Archive des 19. und 20. Jahrhunderts verlassen sich nicht nur auf Texte und administrative Dispositive, sondern zunehmend auf analoge Medien und deren medizinische, forensische und rassifizierende Ordnungen. Visuelle koloniale Archive der Fotografie und Kinematografie, deren Formen der Aufzeichnung, Fragmentierung und Kategorisierung lebendiger Körper sind sehr gut untersucht. Der Schwerpunkt Sound|Archive widmet sich akustischen Archiven und Medien sowie kolonialen Archivtechniken und -praktiken, die stets an der gewaltvollen Produktion des subalternen Anderen beteiligt sind. Die aufgezeichneten und gefilterten Klänge und Stimmen werfen Fragen des Hörens, der Geschichtsschreibung sowie von Erinnerungskulturen auf, die im Zuge dekolonialer Ansätze neu zu befragen sind.
- ArticleStimmen hören. Wissenspraktiken und restitutive Optionen kolonialer TondokumenteClaus, Jakob (2024) , S. 20-32Der Beitrag befragt mediale Praktiken der phonographischen Wissensproduktion im Kontext deutscher Kolonialethnografie. Zwei im Zuge ethnografischer Expeditionen entstandene Aufnahmen aus Mikronesien werden in einem «close listening» analysiert. Die historischen Tondokumente werden als zirkulierende und komplexe Archivobjekte verstanden und auf ihren Aufnahmekontext wie zeitgenössische Medialität hin untersucht. Denn unterschiedliche Medienwechsel und die Ordnungen des Kolonialarchivs bestimmen ebenso, was und wer «hörbar» ist, wie sie zugleich die Potentiale und Grenzen medienwissenschaftlicher Analyse markieren. Vor diesem Hintergrund plädiert der Beitrag für eine verantwortungsvolle Begegnung mit kolonialen Tondokumenten und ihren Stimmgeber*innen und fragt nach restitutiven Optionen.