2017/1 ‒ Inkarnieren
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- ArticleMit Puppen spielen. Gefährliche MimesisLutz, Helga (2017) , S. 157-175Der Text vergleicht zwei fetischistische Puppenexperimente des 20. Jahrhunderts. Auf der einen Seite steht der vielbeachtete Versuch Oskar Kokoschkas, die verlorene Alma Mahler durch eine lebensechte Puppe zu ersetzen. Auf der anderen Seite geht es um die verborgen gehaltenen Bücher des Schweizer Einsiedlers Armand Schulthess, bevölkert von Hunderten von erotischen Collage-Frauen, die kunstvoll zusammengeklebt, vernäht und ineinander gefaltet sind. So unterschiedlich das zugrundeliegende fetischistische Ritual auch ausfällt, so zeigt sich in beiden Anordnungen doch eine grundlegende Übereinstimmung: In beiden Fällen nimmt das Inkarnieren die Form einer Operationskette an, die das Bild ins Register einer mimetischen Transformationsontologie überstellt.
- ArticlePraktiken des Inkarnierens Nachstellen, Verkörpern, EinverleibenMuhle, Maria (2017) , S. 123-137Die medienästhetische Rede vom Inkarnieren, der Verkörperung oder dem embodiment teilt mit dem theologischen Verständnis der Inkarnation als ›Fleischwerdung‹ die Annahme eines möglichen Übergangs von einem immateriellen Prinzip zu etwas genuin Materiellem. Ästhetische Verkörperungen wurden zuletzt vermehrt unter dem Schlagwort des reenactment diskutiert, das darauf abzielt, eine historische Situation nach-erlebbar und damit zugänglicher zu machen. Verkörpernde Nachstellungen müssen aber nicht ausschließlich einer solchen identitären Logik verpflichtet sein, sie können vielmehr auch exzessive, hypermimetische Effekte produzieren, wie anhand der Besessenheitsrituale der Hauka und ihrer filmischen Verarbeitung durch Jean Rouch in Les Maîtres Fous gezeigt werden kann.